Satire - ein Problem?

P
Benutzer3277  Beiträge füllen Bücher
  • #1
Ich glaube, dass unsere Gesellschaft allgemein ein Problem mit Satire hat. Ein Beispiel:
Heute unterhielt ich mich mit einem Journalisten der Regionalzeitung, warum es denn 2021 keinen satirischen Jahresrückblick gab und ob es dieses Jahr wieder einen gibt (dieser Journalist gestaltete seit Jahren die Satireseite). Seine Antwort: "Die Redaktion hat beschlossen, dass es keine Satireseiten mehr gibt. Der Grund: Es gab zunehmend Klagen von Lesern, die die Artikel und Bilder scharf kritisierten."
Ich sagte ihm, dass ich es sehr schade finde, und dass es in unsere Zeit passt. Die Kabarettsendungen werden immer seichter, für den kleinsten Witz wird man gleich kritisiert und die Menschen erkennen nicht mehr, dass etwas satirisch und nicht real gemeint ist.
Seht ihr das ähnlich? Habt ihr Probleme, wenn ihr versucht, humorvoll zu sein? Fühlt ihr euch gleich "auf den Schlips getreten", wenn über euch ein Witzchen gemacht wird? Oder seht ihr kein Problem damit?
 
B
Benutzer191580  (24) dauerhaft gesperrt
  • #2
Da stimme ich zu! Heutzutage darf man eig fast keine ironischen Witze mehr machen ☹️👎.
 
housedrache
Benutzer192233  (50) Öfter im Forum
  • #3
Ich empfinde es ähnlich - politische Korrektheit und Satire scheinen nur schwer koexistieren zu können - irgendwie fühlt sich immer jemand diskriminiert….sehr schade, es gibt doch nichts Besseres als gut gemachte Satire!
 
Kartoffeltierchen
Benutzer182523  (35) Sehr bekannt hier
  • #4
Satire und Ironie sind zwei sehr schmale Stege.
Wem das richtige Gespür fehlt, der kippt schnell ins Plumpe und Geschmacklose worüber sich letztlich der ein oder andere aufregt.
Gut gemacht Satire wird eben auch seltener.
 
ProximaCentauri
Benutzer32843  (37) Sehr bekannt hier
  • #5
Für mich ist es eher so: mittlerweile sind ganz viele Dinge, die ich früher als Satire sehr lustig gefunden hätte, schlicht Realität geworden. Ich merke selbst, dass ich viele Dinge nicht mehr so lustig finde, weil die nicht mehr genug weit weg von der Realität sind, um sie klar und einfach als Satire identifizieren zu können, und dann sind solche Sendungen halt irgendwie viel weniger lustig.
 
G
Benutzer Gast
  • #6
Weißt Du, lieber P ProxySurfer , das ist so:
  • Die Realität ist mittlerweile so absurd, dass man sie nicht mehr lächerlich machen kann.
  • Und: alles worüber wir noch lachen können, ist mittlerweile geächtet, weil politisch nicht korrekt.
Ich halte mein Großmaul eh schon bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit zurück.
 
Paulebaer1979
Benutzer152594  (45) Verbringt hier viel Zeit
  • #7
Ich habe keine Probleme mit Ironie, Sarkasmus und passenden Witzen.
Meine Standardantwort auf die Frage, ob unsere Hunde beißen: Die Große (Labbimix aus Tierschutz) nicht, die ist ängstlich. Die Kleine (Havaneser 4,5kg) auch nicht, die schluckt im Ganzen. Einige Schmunzeln, andere wechseln seitdem die Straßenseite - nicht mein Problem. :zwinker:
 
H
Benutzer197750  (32) dauerhaft gesperrt
  • #8
Es gibt manchmal einen sehr schmalen Grad zwischen Geschmacklosigkeit und Satire. Nach meinem Empfinden hat der intelligente Humor in den letzten Jahren immer mehr abgenommen und das Geschmacklose ist mehr geworden - provoziert halt auch mehr Resonanz.
 
S
Benutzer23225  (51) Verbringt hier viel Zeit
  • #9
So eng wie Proxy sehe ich es nicht, ich halte Satire für überaus wichtig in der Gesellschaft.
Ein Land, dass im Kulturgut einen Till Eulenspiegel hat, sollte es egal sein wenn jemand angepullert wird.
Was ich viel mehr beobachte: Die Leute verstehen den Sachverhalt einfach nicht mehr.
Und wenn es unbequem wird, entzieht man sich...
 
Metallfuß
Benutzer177659  (41) Sehr bekannt hier
  • #10
Off-Topic:
extra 3, die Anstalt,...
 
nightdreamer
Benutzer121902  (51) Verbringt hier viel Zeit
  • #11
Ich möchte gern dem Grundtenor ganz grundsätzlich widersprechen: es ist keineswegs so, daß früher alles besser war (die Leute wußten damals noch einen guten Witz zu schätzen, damals hat man sich nicht gleich aufgeregt, damals war die Satire auch besser, damals waren die Leute klüger) in gleichem Maße blablabla wie auch Nee nee nee.

Und, und das ist mir noch wichtiger, Satire ist nicht das Gegenteil von Realität, oder weit ab von der Realität. Satire, wenn sie das tut, was sie soll, blickt der Realität hinter die Fassade, geht ihr auf den Grund, und ja, auch auf die Nerven.
 
H
Benutzer132552  (57) Meistens hier zu finden
  • #12
Ich habe keine Probleme mit Ironie, Sarkasmus und passenden Witzen.
Meine Standardantwort auf die Frage, ob unsere Hunde beißen: Die Große (Labbimix aus Tierschutz) nicht, die ist ängstlich. Die Kleine (Havaneser 4,5kg) auch nicht, die schluckt im Ganzen. Einige Schmunzeln, andere wechseln seitdem die Straßenseite - nicht mein Problem. :zwinker:
Off-Topic:
Neulich ein Freund von mir: Der spielt nicht, der will nur beißen.
 
Bembelschorsch
Benutzer186758  (52) Öfter im Forum
  • #13
Die Bandbreite der Satire hat zugenommen
Böhmermanns Gedicht über erdogan ( den ich nicht leiden kann) empfand ich beispielsweise beleidigend. Guter intelligenter Humor kommt immer noch gut an. Die cvd‘s heute möchten lieber nicht anecken. Deshalb ähneln sich die Print Zeitungen sehr. Auch ohne Satire…
 
V
Benutzer163532  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #14
Ich finde eh nur eher wenig richtig witzig und bin für das, was sich oft Satire nennt, häufig nicht empfänglich.
Für mich sind beispielsweise Rassismus und Beleidigungen immer noch Rassismus und Beleidigungen, auch wenn man darüber lacht und behauptet: "Ist doch nur Satire!"
Und in diese Richtung geht es manches Mal eben doch.
Aber ja, vielleicht ist das einfach nicht "mein Humor". Bin aber auch nicht traurig drum 🙈.
 
A
Benutzer160853  Sehr bekannt hier
  • #15
Es gibt manchmal einen sehr schmalen Grad zwischen Geschmacklosigkeit und Satire. Nach meinem Empfinden hat der intelligente Humor in den letzten Jahren immer mehr abgenommen und das Geschmacklose ist mehr geworden - provoziert halt auch mehr Resonanz.

Ich finde, dass der Begriff Satire viel zu inflationär verwendet wird. Jede Beleidigung wird schnell als Satire verkleidet und dann ist eben der Beitrag, in dem sich über den dialektsprechenden Bürgermeister lustig gemacht hat, eben einfach nur Satire. Das ist eine Kunstform, aber ich finde es befremdlich wie sehr sehr beispielsweise Extra 3 seine eher berichtende Rubrik über Behörden überdehnt, teilweise auch verfälscht. Es ist manchmal schon seltsam, wenn man den eigenen Berichtsgegenstand in dieser Form wieder antrifft.



Ich möchte gern dem Grundtenor ganz grundsätzlich widersprechen: es ist keineswegs so, daß früher alles besser war (die Leute wußten damals noch einen guten Witz zu schätzen, damals hat man sich nicht gleich aufgeregt, damals war die Satire auch besser, damals waren die Leute klüger) in gleichem Maße blablabla wie auch Nee nee nee.

Und, und das ist mir noch wichtiger, Satire ist nicht das Gegenteil von Realität, oder weit ab von der Realität. Satire, wenn sie das tut, was sie soll, blickt der Realität hinter die Fassade, geht ihr auf den Grund, und ja, auch auf die Nerven.

Früher war Satire eine Kunst. Die Insulaner, Hildebrandt, Wolfgang Grunert, Kreißler. Diese Leute hatten ein Lied, an denen konnte ich mich abarbeiten, mit ihnen lachen, mich über sie ärgern. Heute steigen Oliver Welke, Jan Böhmermann und andere in den TV-Ring. Für mich ein klarer Punktsieg, zumal die Nestoren des Fachs immer nach oben getreten haben, etwas, was heute allzu oft weggelassen wird.

Mir ist eine normale Sitcom, die den Alltag überzeichnet weitaus lieber als die Selbstbefriedigung für Akademiker. Wer mir erklärt, dass ich auch mal über Behinderte, Flüchtlinge oder Alte lachen soll, geht mir einfach nur auf die Nerven. Mehr Kreißler, Hildebrand oder Grunert, weniger Welke, Böhmermann und den Rest.
 
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axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #81
Ich finde es tatsächlich schwierig, Witzchen über irgendwelche Personengruppen zu machen. Ja, der Blondinenwitz mag harmlos sein, aber dennoch kenne ich einige Menschen (insbesondere im mittleren Alter, wo es früher eben lustig sein sollte, aber schon… irgendwie… auch so gemeint war), die darunter leiden. Auch nicht jeder Mensch mit Behinderung hat Lust, dass das parodiert wird. Und Herr XY möchte bestimmt auch nicht dafür ausgelacht werden, weil er so bieder geworden ist, dass seine Frau sich jetzt Entertainment beim Nachbarn sucht oder ähnliche Witzeleien.
Politiksatire: Gerne. Kann lustig sein, hat aber auch Grenzen und die ist bei mir erreicht, wenn es ums primitive Bashing oder Abwertung einer Person geht. Christian Lindner aufziehen, weil er kirchlich geheiratet hat obwohl scheinbar keiner von beiden in der Kirche ist? Gerne! Greta Thunberg ins lächerliche ziehen, weil sie Autistin ist? Joa… kann man machen, ist aber halt irgendwie „flach“.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #96
Woher nimmst Du “noch mehr benachteiligen”?
Möchtest du damit sagen, dass Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft ohne wenn und aber so wie Menschen ohne Behinderung akzeptiert werden?

Meiner Erfahrung und den Erzählungen von betroffenen Menschen nach, sind behinderte Menschen leider häufiger von Beleidigungen und Verspottungen, sowie nachgemacht werden betroffen, als Menschen ohne Behinderungen. Hinzukommen noch einige Vorurteile, die in der breiten Bevölkerung kursieren und diverse Hindernisse und Barrieren, die erstmal überwunden werden müssen, damit Teilhabe am „regulären Leben“ möglich ist. Um dem etwas entgegenzuwirken, gibt es Nachteilsausgleiche, aber an und für sich ist es z.B. erstmal eine Schwierigkeit, wenn man keine Treppen nutzen kann, wenn es keinen verständlichen Unterricht/lesbare Unterrichtsmaterialien oder eine Umgebung gibt, in der man sich einigermaßen frei bewegen kann.
 
Diania
Benutzer186405  (53) Beiträge füllen Bücher
  • #99
Ich habe aber im TV (Comedy Central) schon ein paar Mal Witze über behinderte Menschen gesehen. Und zwar von Behinderten selbst erzählt bzw. gespielt. Und die haben auch gesagt, dass sie das lustig finden, vor allem schwarzen Humor.
Diskutierst du wieder mit? Denn dann wäre es schon fair, wenn du die Nachfragen auch beantworten würdest.


Ja, natürlich gibt es das, nicht einmal in marginaler Menge. Falls du es dir nicht angesehen hast, die Witze hier WERDEN von Menschen mit Behinderung erzählt. Muss aber nicht bedeuten, dass es das völlig unproblematisch macht.
Ich verstehe das Anliegen der Anstalt da schon und kann darin keine Selbstbefriedigung erkennen. Im Großen und Ganzen geht es (zumindest bei den Teilen, die ich angesehen habe) darum, dass Inklusion häufig nur aufgemalt ist und nicht gelebt. Das ist ja richtig und ich finde es auch gut, dass darauf hingewiesen wird.
Auch ich habe lange Witze über mich selbst gemacht, in einer Art vorauseilendem Gehorsam. Ich mache einfach alle schlechten Witze über mich, bevor es andere tun können. Bis ich bemerkte, dass ich mich nur permanent so selbst verletze. Das überlasse ich dann doch lieber anderen.
Das heißt natürlich nicht, dass ALLE so denken und fühlen müssen, die Sendung ist doch auch zu sehen? Man darf doch diese Witze machen, man darf auch drüber lachen, aber es gibt nicht mehr die alleinseligmachende Weisheit, dass man das lustig finden muss.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #113
Off-Topic:

Edit: OT ins Off-Topic gesetzt.

S Souvereign , ich habe den Eindruck, als würdest du es nicht verstehen wollen, bzw. Dinge einer speziellen Lesart entsprechend interpretieren wollen und dich an jedem Wort aufhängen, damit du nicht auf den Sinn der Aussage eingehen musst.
Kannst du natürlich machen, aber es ist dann leider nicht wirklich konstruktiv, auf deine Beiträge einzugehen, da die Zielsetzung eine andere ist.




Also zum Thema zurück: Satire kann ein Stilmittel sein, das wertvolle Impulse liefert. Sie kann aber auch Mittel zum Zweck sein, um damit über Menschengruppen herzuziehen, was ich schwierig finde und ab einer solchen Stelle, sollte sich Satire auch selbst reflektieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #287
Erstens bekommen wir nicht "andauernd nur aus der rechten Ecke Begeisterungsstürme". Was soll diese Diffamierung? Ich weiß bei 95 % des Publikums nicht, welche Partei sie wählen.
Bezog sich nicht auf eine spezielle Person. Gibt aber einige, bei denen das so ist, vgl. Nuhr, der immer wieder betont, nicht rechts zu sein, um dann Sachen zu erzählen, die... nunja. Bei einem entsprechendem Publikum auf besonders lauten Applaus stoßen und anstatt dass er überlegt, warum das so ist, bedient er halt dieses Publikum etwas mehr. Kann man machen, liegt in der künstlerischen Freiheit, aber lässt eben auch gewisse Schlüsse zu (z.B. dass er damit kein allzu großes Problem hat)
Ich sehe hier keine Diffamierung.


Dort habe ich auch schon mal 2 Leute von der AfD als Zuschauer gesehen. Soll ich dieses Fest nun absagen wegen rechtem Klientel?
Zwei verschiedene Dinge. Dass bei offenem Fest auch eher weniger willkommene Gäste auftauchen können kommt vor. ABER: Wenn irgendwann nur noch die Anhängerschaft gewisser Gruppierungen da sind, dann sollte man sich überlegen, ob man nicht die falschen Menschen anzieht und was man tun kann, damit sich die Verteilung wieder ändert. Tut man das nicht und veranstaltet es weiterhin genau so, dann gehe ich davon aus, dass diese personelle Veränderung durchaus okay ist für die Verantwortlichen.
 
Zaniah
Benutzer96053  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #405
"Witzig" finde ich immer dieses "Oh Gott, darf man das sagen? Das darf man bestimmt nicht sagen!"
Doch, darf man. In den allerallermeisten Fällen darf man das, und die, in denen man das nicht darf, sind überhaupt nicht witzig (Holocaustleugnung zum Beispiel).
Darf man Witze über klauende Polen machen? Übers Gendern? Über Schwule und Lesben? Über Transmenschen? Über Veganer? Über den Klimawandel und FFF? Oder über die Regierung? Über Dicke? Über Ausländer allgemein, vor allem Geflüchtete? Darüber, dass ich Geflüchtete statt Flüchtlinge gesagt habe?

Ja. Ja zu allem. Man darf. Was diese Komiker und Stammtischbrabbler meinen ist nicht "Man darf nichts mehr sagen!", sondern "Man darf nichts mehr sagen, ohne, dass jemand den moralischen Zeigefinger schwingt und mir sagt, dass das nicht gut ist." Und ja, auch das stimmt. Erstens, weil wir alle eine Meinung haben und dank des Internets gelernt haben, dass es irgendwen interessiert, was wir an Hirnschiss rauspressen und zweitens, weil wir uns einfach gerne aufregen, wenn jemand etwas sagt, was uns nicht gefällt. Nicht nur die "linksversifften Gutmenschen", sondern ausnahmslos jeder. Konservative leben genauso von der Empörung wie "linke Gutmenschen".

Vor allem Nuhr, der quasi JEDES MAL mindestens einmal erwähnt, man dürfe dies oder das nicht mehr sagen, weiß es besser. Der ist ja nicht blöd, stellt sich in dieser Hinsicht aber gerne so dar, weil er dann gleich Sympathien in der konservativen Ecke sammelt, die sich mit dem armen Kerl solidarisieren, der ja nichts mehr sagen darf. A propos "armer Kerl": Der Typ ist Multimillionär, der verdient seine Brötchen mit der Empörung. Und er ist Teil des Problems. Natürlich nicht der Hauptverantwortliche, aber auch nicht unschuldig. Statt "das darf man nicht mehr sagen" könnte man nämlich auch einen Diskurs anstreben, aber sein Programm lebt von der Empörung.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #435
vorsicht, die gezeigten Szenen entsprechend nicht dem durchschnittlichen Geschlechtsverkehr.
Finde ich übrigens meiner Erfahrung nach nicht so blöd. Nicht jedes Kind hat Eltern, die gut aufklären (und dazu gehört auch die Aufklärung über Pornos dazu) und ich hatte damals genügend Jungs in der Klasse, die dachten, dass Sex so irgendwie funktionieren würde.

Klar, wer Eltern hat, die zueinander auch einfach mal zärtlich sind, weiß wahrscheinlich auch, dass Sex nicht so ist wie im Porno, aber solche Eltern hat halt auch nicht jedes Kind.

Und ja, gerade soetwas wie Einvernehmlichkeit wird in Filmen zum Beispiel nur rudimentär gezeigt, weil vorher oft abgeblendet wird. Im Porno geht’s da erst richtig los und demnach ist das auch das einzige direkte „Anschauungsmaterial“.
Gute Sexualkunde hängt eben an Eltern und Lehrkräften und wenn beide Parteien keine Lust darauf haben, dann sieht es für die Kinder nicht unbedingt gut bei der Sexualbildung aus.
 
Diania
Benutzer186405  (53) Beiträge füllen Bücher
  • #548
Spannend ist, dass diese Leute immer diesen einen Ausländer oder Behinderten haben, der dies ganz genau so sieht. Der Ratgeber kannte einen Rollstuhlfahrer. Dieser würde immer einen "Klopper" nach dem anderen abbrennen und mit dem kann man auch mal satirisch auf seinen Rollstuhl schauen.
Das mag im einen oder anderen Fall übrigens durchaus so sein. In anderen Fällen ist es sicher so, dass diese Person "gekannt" wird, aber natürlich gibt es auch solche Menschen und zwar aus den unterschiedlichsten Gründen. Auch ich habe früher mit den Dingen, die mich negativ von der Gemeinschaft abheben im vorauseilenden Gehorsam all die Witze und bösen, gemeinen Sprüche über mich rausposaunt, bevor es andere tun. Selbstverletzung ist die beste Verteidigung. Es war tatsächlich eine sehr gute Freundin, die mich anfangen ließ darüber nachzudenken, weil sie sagte, dass es ihr so ungemein weh tut, wie ich über mich spreche. Über einen längeren Denkprozess hinweg, habe ich entschieden, dass ich es künftig anderen überlasse, mich zu verletzen, selbstverständlich mit vielen Rückfällen, aber, ich bemühe mich.



Edit: das ist alles gar nicht so lieb :smile: sondern tatsächlich eher eine rationale Erkenntnis und Entscheidung gewesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zaniah
Benutzer96053  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #559
diskriminierende Witze gegen Frauen, gegen Dicke, gegen Ausländer, gegen Schwule usw. Offenbar hat es damals, vor 30 Jahren, niemanden gestört. Klar, dass man heute diese Art von Witzen nicht mehr abdrucken würde, aber ich frage mich, wie so etwas vor nicht allzulanger Zeit Normalität war. Ich kann mich auch noch daran erinnern, dass derartige Witze auf vielen Feiern und Festen erzählt wurden, manchmal sogar heute noch.
Diese Gruppen sind entweder Randgruppen oder waren es gewohnt, dass Witze auf ihre Kappe gemacht wurden.
Als Frau, Dicke und im Ausland Geborene kann ich dir sagen: Ich war und bin es gewohnt, das Witze auf meine Kosten gemacht werden. Aber ich dulde es nicht mehr. Ich habe genug Selbstbewusstsein, um Menschen damit zu konfrontieren, wenn sie mich verletzen. Und ich kann dir sagen, dass es mich schon immer gestört hat, ich aber dachte, dass ich das dulden muss, weil ich sonst ein Spielverderber wäre, weil ich es verdient habe... hab ich aber nicht.
Und ich glaube, dass das auch durchaus eine Entwicklung in unserer Gesellschaft ist und bei vielen Menschen das Selbstbewusstsein gestärkt wurde und sie wissen, dass sie sich nicht auf einen "Makel" oder Vorurteile reduzieren lassen müssen.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #611
Die aber nirgendwo als Randgruppen genannt werden.....
Aber offensichtlich ist die Einteilung da, denn sonst würde es ja nicht um den dicken Mann oder den impotenten Mann gehen, sondern einfach um Männer — tut es aber nicht.
Du sagtest, ein sehr großer Teil der Witze ginge um weiße cis-hetero-Männer. Mir ging es darum, dass es scheinbar eben nicht um irgendwelche Menschen geht, die nicht irgendwas an sich haben, bei dem man „aber auch mal“ Scherze machen müsse.
Danach gibst du zu, dass du es nicht lustig fändest, wenn man Witze über dich machen würde und das, obwohl du aus einer privilegierten Position heraus nicht diskriminiert wirst. Jetzt stell dir vor, wie blöd sich das anfühlen muss, immer wieder nicht nur diskriminiert zu werden (gut, wirst du zum Glück nicht, aber irgendein Merkmal, das dich betrifft, wurde hier eingesetzt), sondern auch gesagt zu bekommen, dass es ja auch wichtig sei, dass man sich über dich lustig mache, denn das sei ja spaßig und überhaupt, sei es total wichtig, sich auch über Menschen, die (als Beispiel mal rausgepickt) die im Kulturbereich arbeiten, kein Geld haben und deswegen (satirisch gesprochen) den „echten Steuerzahlern“ auf der Tasche liegen auch mal lustig zu machen, damit sie sich nicht ausgeschlossen fühlten.
Also ich käme mir da verarscht vor, insbesondere wenn es eben kein selbstgewähltes Schicksal, sondern ein allgemeiner Umstand oder gar eine Erkrankung oder Behinderung wäre.
Das ist eben das Problem: Es geht bei solchen Witzen (Satire möchte ich das nicht nennen) nicht um Reflexion, denn dafür müsste man sich selbst oder die Gesellschaft oder den Inhalt des Witzes reflektieren — man hackt aber lieber auf Randgruppen herum. Es geht eben nicht um Max Mustermann, der ein normales Leben führt, gesund ist, alles im Griff hat und mit sich im Reinen glücklich und zufrieden in einer Partnerschaft lebt. Es geht um „den Dicken“, „die Blondine“, „den impotenten“, „die Gehbehinderte“, usw.
Du darfst aber gerne auch nochmal nachschauen. Du sagtest schließlich die Mehrheit der Witze sei nicht über Randgruppen. Wäre womöglich auch ein guter Ansatz, um dieses Buch zu reflektieren.
 
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Diania
Benutzer186405  (53) Beiträge füllen Bücher
  • #692
Genau auf diese Diskusssionsgrundlage wollte ich hinaus.
Ist eben immer eine gewisse Gratwanderung. Was Chris Rock kann und Jerry Seinfeld nicht tun sollte, ist eine Comedy Serie darüber zu machen, wie es ist als Schwarzer aufzuwachsen. Ein rassistischer Witz bleibt aber ein rassistischer Witz, auch wenn ihn Chris Rock erzählen würde.
 
P
Benutzer3277  Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #693
Aus der "Sächsischen Zeitung" von heute (Auszug):

Im Kabarett über alle möglichen Witze lachen: Das funktioniert beim Publikum nach den Erfahrungen das saarländischen Kabarettisten Gerd Dudenhöffer nicht mehr wie früher: "Die Leute sind nicht mehr locker. Sie sind sehr verunsichert. Sie fragen sich bei jedem Satz: Dürfen wir darüber überhaupt noch lachen? ... Sie schauen zum Nachbarn, ob der denn lache, weil sie denken: Jetzt macht mich jeder verantwortlich, wenn ich lache".

Erinnert mich ein wenig an das Politikforum, wo so mancher denkt: Erst mal abwarten, was die anderen schreiben, bevor ich mich äußere...
 
Schweinebacke
Benutzer78484  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #694
Aus der "Sächsischen Zeitung" von heute (Auszug):

Im Kabarett über alle möglichen Witze lachen: Das funktioniert beim Publikum nach den Erfahrungen das saarländischen Kabarettisten Gerd Dudenhöffer nicht mehr wie früher: "Die Leute sind nicht mehr locker. Sie sind sehr verunsichert. Sie fragen sich bei jedem Satz: Dürfen wir darüber überhaupt noch lachen? ... Sie schauen zum Nachbarn, ob der denn lache, weil sie denken: Jetzt macht mich jeder verantwortlich, wenn ich lache".

Erinnert mich ein wenig an das Politikforum, wo so mancher denkt: Erst mal abwarten, was die anderen schreiben, bevor ich mich äußere...
Ach ja, die guten alten Zeiten, als man seinen inneren Hitler noch so richtig nach außen kehren konnte :tentakel:

Früher auf dem Schulhof wurde auch noch über Juden- und Somaliwitze gelacht und der blonde "Alexander" hat seine Nazi-CDs verkauft :rolleyes:
 
Finwe
Benutzer118204  (45) Sehr bekannt hier
  • #695
Off-Topic:

Erinnert mich ein wenig an das Politikforum, wo so mancher denkt: Erst mal abwarten, was die anderen schreiben, bevor ich mich äußere...
Finde ich witzig, dass die Aussage gerade von dir kommt. Ironischerweise begründest du nicht selten deine Sichtweise damit, dass auch deine Bekannten so denken, irgendwelche Promis aus Talkshows oder überhaupt irgendwelche Mehrheiten.
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #696
Ich lache oft und gerne. Ich frage mich nie, ob ich jetzt überhaupt lachen darf. Ich finde nur manche Dinge nicht witzig.

Aber vielleicht erklärt hält man lieber sein Publikum für kaputt, als sich eingestehen zu müssen, dass man einfach nicht so gut ist. :grin:
 
V
Benutzer163532  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #697
Das kommt ja nicht von heute auf morgen, dass der Humor in der Gesellschaft sich im Durchschnitt wandelt. Wenn man meint, 2024 zögen noch die gleichen Scherze wie vor 40 Jahren... hab ich ehrlich gesagt wenig Mitleid. Dann hat man nämlich ziemlich lange in seinem eigenen Kokon gelebt.
 
lenny84
Benutzer152329  Verbringt hier viel Zeit
  • #698
Das kommt ja nicht von heute auf morgen, dass der Humor in der Gesellschaft sich im Durchschnitt wandelt. Wenn man meint, 2024 zögen noch die gleichen Scherze wie vor 40 Jahren... hab ich ehrlich gesagt wenig Mitleid. Dann hat man nämlich ziemlich lange in seinem eigenen Kokon gelebt.
Moment, bei Otto Waalkes funktioniert das, zumindest bei Kindern 😂

Heinz Becker als Figur fand ich damals schon ziemlich unlustig, außerdem hat mich der Dialekt unendlich genervt. OT: Ich komme aus Ostfriesland, kann auf Plattdeutsch wechseln, spreche aber Hochdeutsch. Ich find so ziemlich jeden Dialekt erstmal nicht so schön zu hören 😄

Also das sich jemand wundert, dass das Publikum nicht mehr lacht, dessen Witze damals ja schon polarisieren sollten, sagt doch schon alles.
 
sockenpaul
Benutzer216599  (46) dauerhaft gesperrt
  • #699
Das kommt ja nicht von heute auf morgen, dass der Humor in der Gesellschaft sich im Durchschnitt wandelt. Wenn man meint, 2024 zögen noch die gleichen Scherze wie vor 40 Jahren... hab ich ehrlich gesagt wenig Mitleid. Dann hat man nämlich ziemlich lange in seinem eigenen Kokon gelebt.
Ich hab neulich ca. 20min lang Fips Asmussen gehört. Jeder einzelne Witz für sich genommen eine Katastrophe und überhaupt nicht zum Lachen. Aber wer sich im Trommelfeuer seiner Witze nicht nach spätestens 3min halb tot lacht, kann kein Mensch aus Fleisch&Blut sein.
 
Maifeld
Benutzer155728  Sehr bekannt hier
  • #700
Ich hab neulich ca. 20min lang Fips Asmussen gehört. Jeder einzelne Witz für sich genommen eine Katastrophe und überhaupt nicht zum Lachen. Aber wer sich im Trommelfeuer seiner Witze nicht nach spätestens 3min halb tot lacht, kann kein Mensch aus Fleisch&Blut sein.
Echt? Ist das dann Akzeptanz durch Penetranz oder so?
Das muss man doch auch erstmal 3 Minuten oder gar mehr aushalten können und wollen?! :grin:
 
Papalapap
Benutzer138994  (44) Meistens hier zu finden
  • #701
Ich hab neulich ca. 20min lang Fips Asmussen gehört. Jeder einzelne Witz für sich genommen eine Katastrophe und überhaupt nicht zum Lachen. Aber wer sich im Trommelfeuer seiner Witze nicht nach spätestens 3min halb tot lacht, kann kein Mensch aus Fleisch&Blut sein.
Als Kind fand ich den toll. Heutzutage finde ich das nur Geplärre.
Sein Grundtenor seines Humors war es, sich über Personen lustig zu machen. Sei es über ihr Aussehen, über den Lebenstiel oder sonstige Aktionen. Auch über sich selbst hat er sich lustig gemacht. Die Personen mögen wohl auch fiktiv gewesen sein. Aber dennoch ist das die einzige Humorart die er hatte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Diania
Benutzer186405  (53) Beiträge füllen Bücher
  • #702
Ich muss erst mal googeln, so alt ist der.
 
S
Benutzer199400  (47) Öfter im Forum
  • #703
Als Kind fand ich den toll. Heutzutage finde ich das nur Geplärre.
Sein Grundtenor seines Humors war es, sich über Personen lustig zu machen. Sei es über ihr Aussehen, über den Lebenstiel oder sonstige Aktionen. Auch über sich selbst hat er sich lustig gemacht. Die Personen mögen wohl auch fiktiv gewesen sein. Aber dennoch ist das die einzige Humorart die er hatte.
Früher nannte man sowas einfach "Gehässig".
Heute ist sowas Hass und Hetze.
 
Schweinebacke
Benutzer78484  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #704
Über den Fips haben sie doch früher schon Witze gemacht, dass der so gar nicht lustig ist.
Ein moderner Vorläufer von Barth und Mockridge sozusagen :tentakel:
 
P
Benutzer3277  Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #705
Ich hab neulich ca. 20min lang Fips Asmussen gehört. Jeder einzelne Witz für sich genommen eine Katastrophe und überhaupt nicht zum Lachen. Aber wer sich im Trommelfeuer seiner Witze nicht nach spätestens 3min halb tot lacht, kann kein Mensch aus Fleisch&Blut sein.
Über den kann ich auch nicht lachen. Da fehlt das Niveau.
 
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