Freunde Entschuldigung annehmen oder nicht?

[Benutzer157234 (36)]

Hey,
eigentlich passt es nicht in den Kummerkasten, weil ich keinen Kummer habe
Es ist folgendermaßen. Im letzten Jahr hatte mich eine Freunde ihrem befreundeten Pärchen vorgestellt. Wir verstanden uns gut und freundeten uns ebenfalls an, verbrachten viel Zeit zusammen. Irgendwann war besagte Freundin wieder in einer Beziehung und distanzierte sich aus heiterem Himmel von mir, cancelte unseren geplanten Urlaub, meldete sich nicht mehr, ging mich plötzlich vor anderen grundlos an. Es eskalierte auf meinem Geburtstag, zu dem sie erschien, aber mich ignorierte, selbst als ich sie ansprach, ignorierte sie mich und lästerte bei dem Pärchen über mich. Etwa zwei Wochen später kündigte mir das Pärchen die Freundschaft per Whats App Nachricht. Sie wollen mit mir nichts mehr zu tun haben. Keine Erklärung, kein Grund, gar nichts. Ich rief die beiden an, sie ignorierten mich, ich schrieb sie an, keine Reaktion. Also gab ich auf und beließ es dabei. Das war letztes Jahr im Juli.

Vor zwei Tagen schrieb mich der Mann des Pärchens an, dass er mir noch eine Erklärung, aber vorallem eine Entschuldigung schulde und ob ich bereit sei, mir das anzuhören. Ich war etwas irritiert, wie ich da aktuell im namibischen Busch sitze, gerade mal kurz Netz habe und dann DAS reinflattert. Meine Antwort war vll nicht sehr liebenswürdig, aber ehrlich und so schrieb ich, dass es mir nichts bedeuten würde, da ich damit abgeschlossen habe, aber es mir gerne anhöre, wenn es ihm was bedeutet, mir das zu sagen. Das war einfach die volle Wahrheit. Daraufhin wiederholte er seine Entschuldigung und meinte, er/die beiden wünschen sich wieder Kontakt. Sie hätten ihr Verhalten längst bereut, schämen sich und hätten eben gern wieder Kontakt zu mir. Nun... Ich schätze es, wenn sich Leute aufrichtig entschuldigen können. Können ja nicht viele. Er bat um ein Treffen, um da besser drüber reden zu können und fasste kurz zusammen, wie es damals dazu kam.

Die Freundin, die uns zusammengebracht hatte, hatte wohl irgendwelchen Quatsch über mich erzählt (er vermute, sie war neidisch, dass wir uns so gut verstanden, das würde zu ihrem Charakter passen, sie ist sehr unsicher, wenig Selbstbewusstsein, braucht viel Bestätigung und Aufmerksamkeit von außen). Ich hatte mir das damals auch so zusammengereimt. Im Laufe der Zeit hätten sie aber gemerkt, dass das so nicht stimmen können und zudem hat sie die beiden wohl ebenso fallenlassen wie mich. Ich wäre immer loyal, wertschätzend, zuverlässig und aufrichtig gewesen, sie nicht. Das hätten sie zu spät erkannt.

Ich bin nun etwas überfordert. Ich rechne es den beiden menschlich an, dass sie sich mit so offenen Worten melden. Ich bin auch nicht unbedingt ein nachtragender Mensch. Allerdings habe ich hohe Ansprüche in Sachen Loyalität und Aufrichtigkeit, an Reflektionsfähigkeit und Charakterstärke. Da sind sie mit ihrem Verhalten bei mir gnadenlos durchgefallen. Ehrlich gesagt habe ich ihnen nicht mal nachgetrauert, weil mich augenblicklich bewusst war, dass ich mit derart charakterschwachen Menschen, die mich völlig aus dem Nichts per Whats App abschießen eh nichts zu tun haben will.

Da ich gerade eh in Namibia bin, muss ich nicht direkt damit umgehen. Ich habe ihm nun erstmal gesagt, dass ich es ihm sehr anrechne und ich seinem Wunsch nach einem Treffen nach meiner Rückkehr auch nachkommen werde (das wird Ende des Monats sein), vorausgesetzt seine Partnerin ist dabei. Ich war mit ihr damals enger als mit ihm und will gerade ihr bei so einer Aussrpache in die Augen sehen.

Ich muss aber auch sagen, dass ich mir aktuell nicht vorstellen kann, mich mit den beiden wieder anzufreunden. Das sind nette Menschen, aber diese Aktion damals ist das Gegenteil von dem, was ich von meinen Freunden erwarte. Nun sagt man mir aber auch nach, dass ich sehr strenge Maßstäbe an Menschen anlegen würde und weiß, dass viele da sehr viel nachgiebiger sind als ich. Daher mal die Frage, wie ihr damit umgehen würdet? Würdet ihr euch wieder anfreunden können oder wäre das Ding durch? Generell kann ich Dinge schnell abhaken und auch verzeihen, wenn es Dinge sind, die irgendwie im Affekt, der Wut oder Missverständnis geschuldet sind. Aber das hier ordne ich einfach als Charaktersache ein, eben weil sie mich damals nicht mal anhören wollten und mich einfach so per Whats App gekickt haben... Nunja... Haut doch mal eure Gedanken raus

 

[Benutzer106548]

Ich habe auch sehr hohe Ansprüche an Menschen, die ich nah an mich heran lasse. Bis ich jemanden als "Freund" bezeichne, vergeht i.Allg. viel Zeit, viel Ernsthaftigkeit, Loyalität, Vertrauensbildung. Und ich rechne Menschen ebenfalls eine ehrliche Entschuldigung hoch an.

Gerade Letzteres würde bei mir eine Tür wieder öffnen, die ein erneutes Annähern möglich machen kann. Das heißt nicht, dass ich schnell sage "Haken d'ran, alles vergessen", aber ich verschließe mich wahrscheinlich nicht einem neuen Anlauf, eine Freundschaft entstehen zu lassen.

Ob es dann letztlich wirklich wieder eine Freundschaft wird, entscheidet nur einer: mein Bauch.

Das ist das, was ich Dir auch raten würde: einfach mal gucken, wie es sich entwickelt und wie Du Dich dabei fühlst. Du musst ja nicht nach Eurem ersten Wiedersehen eine Entscheidung treffen, nach dem 5. oder x-ten auch noch nicht. Erst dann, wenn Dir Dein Bauch ja oder nein sagt.

 

[Benutzer151729]

Zu deiner Titelfrage: Die Entschuldigung würde ich auf jeden Fall annehmen und mich auch mit ihnen treffen.
Ob es dann wieder passt, siehst du ja dann und egal wie es endet, ist es okay.
Du hast doch nichts zu verlieren außer, dass du dich vllt irgendwann darüber ärgerst, ihnen keine 2. Chance gegeben zu haben

 

[Benutzer172623]

Du weißt ja nicht, in welchem Maß diese angebliche Freundin das Pärchen mit Unwahrheiten versorgt hat und diese sich dadurch manipulieren ließen.
Dass sie nun die Wahrheit erkannt haben und sie sich entschuldigen möchten, finde ich aller Ehren wert und ich würde ihnen auf jeden Fall die Chance zur Entschuldigung und Aufklärung der Situation geben.
Und das, obwohl ich ein extrem nachtragender Mensch bin. Ich kann verzeihen, aber schlecht vergessen. Trotzdem könnte ich in dem Fall ihr Verhalten vermutlich nachvollziehen.
Ob du dann noch eine Freundschaft möchtest, kannst du dir offen lassen.
Wenn ich damit abgeschlossen hätte, wäre bei mir wahrscheinlich der Ofen aus, aber ich mag es trotzdem, wenn nichts Negatives/Unausgesprochenes mehr zwischen mir und den Menschen in meiner Umgebung steht.

 

[Benutzer171020]

Ich würde die Entschuldigung auch annehmen. Bin da auch eher so, wenn sich schon jemand aufrafft und das dann wieder hinbiegen will, steckt da ja was dahinter.

Allerdings würde ich nun weniger freudestrahlend auf genau diese Menschen zugehen können, eben in weiser Hinsicht, dass sie Anderen mehr Glauben schenkten als nur auf sich selbst zu hören bzw. für sich selbst zu entscheiden. Das ist das richtig Traurige an dem Ganzen. Es gibt eben zu viele Mitläufer, die sich nicht selbst ihre Meinung bilden.

Ich würde wohl in 1. Linie dann auf Abstand gehen. Aber wenn die besagte/en Person/en sich bemühen würden, die Tür offen halten, sprich sie könnten ja jederzeit zu dir kommen und den Kontakt somit wieder aufbauen.
Wo ein Wille ist, ist dann auch wieder ein gemeinsamer Weg.

 

[Benutzer157234 (36)]

Mal ein Update:
Wir haben uns heute getroffen und eigentlich ist es alles genau so, wie ich es mir zusammengereimt hatte. Die gemeinsame (ehemalige) Freundin hat ein paar Dinge, die ich gesagt habe überdramatisiert und aus dem Kontext gerissen. Wirklich gelogen hat sie nicht. Das Pärchen selber hat darauf reflexartig verunsichert reagiert. Das ist so die Kurzform von dem wie sie es mir erklärten. Da gabs wohl noch einige Baustellen, die mit mir an sich auch nichts zu tun haben. Sie haben auch noch Kontakt zu der Freundin. Mir hat das Gespräch selbst nicht so viel gebracht. Ich habe keine große Wiedersehensfreude gespürt, keine Erleichterung, ich war vorher nicht aufgeregt. Eigentlich war ich sehr entspannt und neutral. Das einzige, was ich in die Wagschale warf war, dass wenn wir wieder Kontakt aufbauen, ich erwarte, dass Offenheit in Richtung der anderen Freundin herrscht. Denn wie sich herausstellte, hat die Freundin deshalb so agiert, weil sie Angst hatte ich würde ihr die Freunde wegnehmen. Dabei hatte sie mich denen ja vorgestellt und eigentlich dachte ich auch, dass man derartigen Kindergartenverhalten mit ü30 nicht mehr hat. Aber sei es drum. Jedenfalls habe ich eingefordert, dass man ihr sagt, dass wieder Kontakt besteht, auch weil ich sehen will, wie sie damit umgehen, wenn die besagte Freundin das nicht gerade toll findet - denn das wird sie nicht toll finden. Ist das Paar in der Lage, sich davon nicht beeindrucken zu lassen, bin ich bereit einen Kontakt zuzulassen. Diese Freiheit kann ich mir deshalb herausnehmen, weil ich emotional einfach nicht in der Sache drinstecke und daher ganz klar und transparent vermitteln kann, was meine Bedingungen sind. Und ich habe keinen Bock auf neues Drama, weil die Freundin nun wieder ihr Revier bepinkeln muss. Das wurde auch verstanden.

Wie es nun konkret weitergeht kann ich nicht sagen. Ich habe erstmal die gestellte Freundschaftsanfrage des Mannes angenommen und seiner Frau eine geschickt. Mehr wird da von mir aber erstmal nicht kommen. Zum einen, weil ich merke, das mir das Bedürfnis fehlt, zum anderen fehlen sie mir aber auch nicht und ich habe genug Dinge zu tun und Menschen um mich, die einfach eine deutliche höhere Priorität haben. Klingt für manchen sicher arrogant, aber loyale Freunde, mein Freund und meine Hobbies sind mir einfach wichtiger als der erneut aufflammende Kontakt zu Bekannten deren Integrität ich derzeit nicht beurteilen kann.