Benutzer211164 (38)
Ist noch neu hier
- #1
Hi allerseits.
Ich (M38) bin über meine Recherchen im Netz auf diese Community gestolpert und habe nach reichlich Überlegung entschlossen, mir hier etwas Rat einzuholen. Vorab bin ich euch allen jedoch eine Erklärung schuldig, wie ich zu meiner jetzigen Lebenssituation und dem selbstauferlegten Zölibat fand.
Mein Vater war schwerer Alkoholiker, jener Typ Mensch der direkt nach der Arbeit an der Flasche klebt und bis spät in die Nacht damit beschäftigt ist, seine Leber und Mitmenschen zu malträtieren. Viele meiner Kindheitserinnerungen sind daher durch Angst und Gewalt geprägt, und dass leider nicht nur im Elternhaus, sondern auch in der Schule. Nach einigen traumatischen Erlebnissen, die sich tief in meine Psyche eingebrannt haben und ohne jedwede Möglichkeit mich alle dem zu entziehen, sah ich nur noch einen Ausweg: Selbstmord. Zu diesem Zeitpunkt war ich 13 Jahre alt.
Um das offensichtliche vorwegzunehmen: mit dem geplanten Ableben hat es nicht geklappt. Der menschliche Körper ist eine überraschend harte Nuss und zum damaligen Zeitpunkt konnte ich glücklicherweise nicht auf das geballte Wissen des Internets zurückgreifen, um jene Nuss metaphorisch zu knacken. Meine Psyche blieb dennoch nicht unbeschadet zurück, was sich kurzfristig als Segen und langfristig als massiver Stolperstein in meinem Leben herausgestellt hat.
Mit der Entscheidung meinem Leben ein Ende zu setzen, ging auch eine innere Ruhe einher, die ich so zuvor noch nie verspürt hatte. Scheinbar unüberwindbare Ängste waren plötzlich nur noch unbedeutsame Randbemerkungen in meiner emotionalen Welt, die sich mehr und mehr von der Wirklichkeit um mich herum zu entfernen schien. Diese Dissoziation meiner Psyche mit der gelebten Realität ließ mich nicht mehr verzweifeln, wenn ich in der Schule angespuckt oder mein Rucksack erneut zu Treibgut umfunktioniert wurde. Auch verloren die Gewaltausschreitungen meines Vaters ihren Schrecken, selbst wenn dieser mitten in der Nacht in mein Zimmer stürmte, um seinen Frust an mir abzulassen. Stattdessen fand ich zum ersten Mal Fokus und Wochen später war mein Kopf in Büchern versunken, denen ich zuvor nie Beachtung geschenkt hätte. Aus einem unterdurchschnittlichen Schüler wurde so jemand, der sich im Notenspiegel der gesamten Schule ganz oben wiederfand. Zuhause schien das niemanden so recht zu interessieren und im Hinblick aufs Mobbing war dies vermutlich auch eher kontraproduktiv, aber es ebnete mir den Weg für eine bessere schulische Laufbahn, einen Neuanfang und Freundschaften, die bis heute anhalten.
Leider musste ich als Teenager schnell lernen, dass diese Eigenheiten meines Verstandes keine Superpower sind. Zwar verloren negative Erfahrungen viel von ihrem Schrecken, aber gleiches galt auch für alle Aktivitäten, die mir eigentlich Freude bereiten sollten. Und so sah ich mich vermehrt in Situationen, in denen gespielter Spaß notwendig schien, um nicht als emotionsloses Monster ausgegrenzt zu werden. Ich begann mich selbst als Hochstapler zu sehen, der seine Mitmenschen hintergeht, damit sie als Freunde erhalten bleiben. Diese Anhedonie war der Anfang eines tiefgründigen Selbsthasses, der meiner Depression nur noch mehr Brennstoff bat. Zu Beginn meines Studiums entschied ich mich schließlich dazu, nur platonische Beziehungen zu Personen des anderen Geschlechts aufzubauen. Wenn ich bereits bei Freundschaften mit meinem Seelenheil zu kämpfen habe, wie wäre dies erst in einem romantischen Verhältnis zu einer Person, die mir ungemein viel bedeutet? Diese Entscheidung war nicht immer einfach, aber mit einer ungesunden Menge an Hobbies und Sport, konnte ich zumindest in Teilen Ablenkung für meine Depression und den fleischlichen Gelüsten schaffen. Zugegebenermaßen hatte ich auch Angst davor, dass es die dunklen Facetten meiner emotionale Gefühlswelt irgendwann mal an die Oberfläche schaffen und ich meinem Gegenüber selbst psychisches Leid zufüge; etwas das für mich schlicht unverzeihbar wäre, schließlich wünschte ich mir eine Freundin und keine Therapeutin, die sich mit meinen Problemen rumschlagen muss.
Die Jahre gingen ins Land und mit Anfang 30 wurden mir einige Veränderungen bewusst, denen ich zuvor keine Beachtung geschenkt habe, vermutlich weil es ein solch langsamer Prozess war, dass mir individuelle Auswirkung nicht aufgefallen sind. Ich hatte nicht mehr das Gefühl in Interaktionen mit anderen Menschen Masken zu tragen, war vielmehr bereit verletzliche Seiten zu zeigen und versuchte nicht jeglichen Konflikten aus dem Weg zu gehen, in dem ich persönliche Meinungen für mich behielt. Ich fasste den Entschluss erstmals professionelle Hilfe aufzusuchen, war dann aber allzu schnell frustriert mit den immens langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz, selbst wenn man gewillt ist, für eine 45 Minuten Session über 2 Stunden hinterm Steuer zu verbringen (das Landleben und seine Nachteile 😅). Stattdessen habe ich mich dann durch einen Berg an Literatur gekämpft, fing mit Journaling, CBT, Meditation und Experimente mit klassischen psychodelischen Substanzen an. Insbesondere Letzteres hatte schnell zu transformativen Änderungen beigetragen, auch wenn die damit gemachten Erfahrungen keineswegs immer Einfach waren und viel Aufarbeitungszeit benötigten. Ich dachte sogar über die Installation einer Dating-App nach…und dann schlug die Pandemie ihre Wellen.
Trotz meiner positiven Veränderungen ist aktuell nicht an Dating zu Denken. Ich stecke Hals über Kopf in Arbeit, bin mit dem Hausbau beschäftigt, lebe bei meiner Mutter und muss ein paar gesundheitliche Probleme angehen, damit ich nicht alsbald ein Krematorium von Innen bewundern kann. Viele jener Stolpersteine werde ich sicherlich in den kommenden 2 Jahren aus dem Weg schaffen, aber bis dahin möchte weiterhin proaktiv zur Schaffung eines halbwegs normalen Sexlebens beitragen. Denn neben einem Gefühl von Einsamkeit, dass ich seit über 4 Jahren nicht abschütteln kann und welches mich dazu verleiten ließ, überhaupt eine Dating-App zu installieren, gesellt sich seit knapp einem Jahr ein Verlangen nach physischer Intimität hinzu, dass von Monat zu Monat stärker zu werden scheint. In meinen vielen schlaflosen Nächten drehten sich die Gedanken nur allzu häufig um Sehnsüchte, die ich so zuvor noch nie verspürt hatte. Und so fand ich mich erneut tief in Bücher, Studien und sozialen Netzwerken versunken wieder, um einen Pfad aus der Misere zu finden. Ganz offensichtlich neige ich dazu, alle Probleme immer bis ins Detail sezieren zu müssen, nichtsdestotrotz möchte ich euch einige meiner Erkenntnisse kurz mitteilen:
Gerade der letztgenannte Punkt bereitet mir Kopfzerbrechen, schließlich sehne ich mich nach körperlicher Zuneigung, habe dann in letzter Instanz jedoch mit Berührungsängsten zu kämpfen. Gerade als Mann, der dazu angehalten ist, Initiative zu zeigen, dürfte dies ein ziemliches Hindernis darstellen. Doch wie bricht man Eis, dass über die Jahrzehnte meterdick herangewachsen ist? Den überaschenderweise nicht selten angebrachten Vorschlag einen Swinger Club aufzusuchen, könnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Ich würde vermutlich vor Scham im Boden versinken oder direkt einen Schlaganfall erleiden und sabbernd in irgendeiner Ecke liegen, bevor sich auch nur im Ansatz irgendetwas ergibt. Mit Laufhäusern oder Sauna Clubs kann ich mich ebenso wenig anfreunden. Zwar habe ich nichts gegen Sexarbeit, sofern dieser Profession aus freien Stücken nachgegangen wird, aber der Modus Operandi solcher Etablissements ist mir einfach zuwider. Escorts wären vermutlich eine der wenigen Optionen, die ich halbwegs mit meinem Gewissen vereinbaren könnte. Zwar verbleibt jegliche Form von emotionaler Intimität auf der Strecke, was mich im Hinblick auf das erste Mal keineswegs glücklich stimmt, doch wenn ich weiterhin nichts unternehme, muss ich mich mit dem Gedanken anfreunden, dass ich auch in den kommenden Jahren keinerlei sexuelle Erfahrungen machen werde. Natürlich ist mir auch bewusst, welch negative Implikationen dies auf meinen eigenen Dating Pool hat, da ich damit für viele Frauen ein klares Tabu breche. Eine Beziehung auf Grundlage einer Lüge zu beginnen wäre für mich jedoch ein riesiges Problem, sollte das Thema Prostitution oder das erste Mal aus wessen Gründen auch immer also zur Sprache kommen, werde ich mit meinem Gegenüber ehrlich sein.
Zuletzt noch eine wichtige Anmerkung: ich mache niemanden für meine Situation verantwortlich; nicht den Mobbern, nicht meinem Vater und in Teilen auch nicht mir selbst. Schließlich hat keiner von uns einen Einfluss darauf, in was für eine Lebenssituation wir hineingeboren werden. Das soll nichts relativieren, denn ansonsten hätte ich ein Monster wie mein Vater werden müssen, aber wirklich normal bin ich nun ja auch nicht – was auch immer „normal" in diesem Kontext überhaupt zu bedeuten hat.
Sorry für diese unsägliche Menge an fragwürdigen Text. Ich hatte ursprünglich nicht vorgehabt so viel zu schreiben und über mich preiszugeben, empfand es dann aber doch sehr kathartisch, einen Teil meiner Vergangenheit zu Papier zu bringen. Danke an alle die meine geistigen Ergüsse bis hierhin ertragen haben und sogar gewillt sind, Ihren Senf zum Thema abzugeben. Bitte nehmt keine Hand vor den Mund, ich kann jede noch so harsche Kritik gut vertragen 😉.
Ich (M38) bin über meine Recherchen im Netz auf diese Community gestolpert und habe nach reichlich Überlegung entschlossen, mir hier etwas Rat einzuholen. Vorab bin ich euch allen jedoch eine Erklärung schuldig, wie ich zu meiner jetzigen Lebenssituation und dem selbstauferlegten Zölibat fand.
Mein Vater war schwerer Alkoholiker, jener Typ Mensch der direkt nach der Arbeit an der Flasche klebt und bis spät in die Nacht damit beschäftigt ist, seine Leber und Mitmenschen zu malträtieren. Viele meiner Kindheitserinnerungen sind daher durch Angst und Gewalt geprägt, und dass leider nicht nur im Elternhaus, sondern auch in der Schule. Nach einigen traumatischen Erlebnissen, die sich tief in meine Psyche eingebrannt haben und ohne jedwede Möglichkeit mich alle dem zu entziehen, sah ich nur noch einen Ausweg: Selbstmord. Zu diesem Zeitpunkt war ich 13 Jahre alt.
Um das offensichtliche vorwegzunehmen: mit dem geplanten Ableben hat es nicht geklappt. Der menschliche Körper ist eine überraschend harte Nuss und zum damaligen Zeitpunkt konnte ich glücklicherweise nicht auf das geballte Wissen des Internets zurückgreifen, um jene Nuss metaphorisch zu knacken. Meine Psyche blieb dennoch nicht unbeschadet zurück, was sich kurzfristig als Segen und langfristig als massiver Stolperstein in meinem Leben herausgestellt hat.
Mit der Entscheidung meinem Leben ein Ende zu setzen, ging auch eine innere Ruhe einher, die ich so zuvor noch nie verspürt hatte. Scheinbar unüberwindbare Ängste waren plötzlich nur noch unbedeutsame Randbemerkungen in meiner emotionalen Welt, die sich mehr und mehr von der Wirklichkeit um mich herum zu entfernen schien. Diese Dissoziation meiner Psyche mit der gelebten Realität ließ mich nicht mehr verzweifeln, wenn ich in der Schule angespuckt oder mein Rucksack erneut zu Treibgut umfunktioniert wurde. Auch verloren die Gewaltausschreitungen meines Vaters ihren Schrecken, selbst wenn dieser mitten in der Nacht in mein Zimmer stürmte, um seinen Frust an mir abzulassen. Stattdessen fand ich zum ersten Mal Fokus und Wochen später war mein Kopf in Büchern versunken, denen ich zuvor nie Beachtung geschenkt hätte. Aus einem unterdurchschnittlichen Schüler wurde so jemand, der sich im Notenspiegel der gesamten Schule ganz oben wiederfand. Zuhause schien das niemanden so recht zu interessieren und im Hinblick aufs Mobbing war dies vermutlich auch eher kontraproduktiv, aber es ebnete mir den Weg für eine bessere schulische Laufbahn, einen Neuanfang und Freundschaften, die bis heute anhalten.
Leider musste ich als Teenager schnell lernen, dass diese Eigenheiten meines Verstandes keine Superpower sind. Zwar verloren negative Erfahrungen viel von ihrem Schrecken, aber gleiches galt auch für alle Aktivitäten, die mir eigentlich Freude bereiten sollten. Und so sah ich mich vermehrt in Situationen, in denen gespielter Spaß notwendig schien, um nicht als emotionsloses Monster ausgegrenzt zu werden. Ich begann mich selbst als Hochstapler zu sehen, der seine Mitmenschen hintergeht, damit sie als Freunde erhalten bleiben. Diese Anhedonie war der Anfang eines tiefgründigen Selbsthasses, der meiner Depression nur noch mehr Brennstoff bat. Zu Beginn meines Studiums entschied ich mich schließlich dazu, nur platonische Beziehungen zu Personen des anderen Geschlechts aufzubauen. Wenn ich bereits bei Freundschaften mit meinem Seelenheil zu kämpfen habe, wie wäre dies erst in einem romantischen Verhältnis zu einer Person, die mir ungemein viel bedeutet? Diese Entscheidung war nicht immer einfach, aber mit einer ungesunden Menge an Hobbies und Sport, konnte ich zumindest in Teilen Ablenkung für meine Depression und den fleischlichen Gelüsten schaffen. Zugegebenermaßen hatte ich auch Angst davor, dass es die dunklen Facetten meiner emotionale Gefühlswelt irgendwann mal an die Oberfläche schaffen und ich meinem Gegenüber selbst psychisches Leid zufüge; etwas das für mich schlicht unverzeihbar wäre, schließlich wünschte ich mir eine Freundin und keine Therapeutin, die sich mit meinen Problemen rumschlagen muss.
Die Jahre gingen ins Land und mit Anfang 30 wurden mir einige Veränderungen bewusst, denen ich zuvor keine Beachtung geschenkt habe, vermutlich weil es ein solch langsamer Prozess war, dass mir individuelle Auswirkung nicht aufgefallen sind. Ich hatte nicht mehr das Gefühl in Interaktionen mit anderen Menschen Masken zu tragen, war vielmehr bereit verletzliche Seiten zu zeigen und versuchte nicht jeglichen Konflikten aus dem Weg zu gehen, in dem ich persönliche Meinungen für mich behielt. Ich fasste den Entschluss erstmals professionelle Hilfe aufzusuchen, war dann aber allzu schnell frustriert mit den immens langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz, selbst wenn man gewillt ist, für eine 45 Minuten Session über 2 Stunden hinterm Steuer zu verbringen (das Landleben und seine Nachteile 😅). Stattdessen habe ich mich dann durch einen Berg an Literatur gekämpft, fing mit Journaling, CBT, Meditation und Experimente mit klassischen psychodelischen Substanzen an. Insbesondere Letzteres hatte schnell zu transformativen Änderungen beigetragen, auch wenn die damit gemachten Erfahrungen keineswegs immer Einfach waren und viel Aufarbeitungszeit benötigten. Ich dachte sogar über die Installation einer Dating-App nach…und dann schlug die Pandemie ihre Wellen.
Trotz meiner positiven Veränderungen ist aktuell nicht an Dating zu Denken. Ich stecke Hals über Kopf in Arbeit, bin mit dem Hausbau beschäftigt, lebe bei meiner Mutter und muss ein paar gesundheitliche Probleme angehen, damit ich nicht alsbald ein Krematorium von Innen bewundern kann. Viele jener Stolpersteine werde ich sicherlich in den kommenden 2 Jahren aus dem Weg schaffen, aber bis dahin möchte weiterhin proaktiv zur Schaffung eines halbwegs normalen Sexlebens beitragen. Denn neben einem Gefühl von Einsamkeit, dass ich seit über 4 Jahren nicht abschütteln kann und welches mich dazu verleiten ließ, überhaupt eine Dating-App zu installieren, gesellt sich seit knapp einem Jahr ein Verlangen nach physischer Intimität hinzu, dass von Monat zu Monat stärker zu werden scheint. In meinen vielen schlaflosen Nächten drehten sich die Gedanken nur allzu häufig um Sehnsüchte, die ich so zuvor noch nie verspürt hatte. Und so fand ich mich erneut tief in Bücher, Studien und sozialen Netzwerken versunken wieder, um einen Pfad aus der Misere zu finden. Ganz offensichtlich neige ich dazu, alle Probleme immer bis ins Detail sezieren zu müssen, nichtsdestotrotz möchte ich euch einige meiner Erkenntnisse kurz mitteilen:
- Die wenigsten Frauen in meinem Alter haben ein Interesse an einen unerfahrenen Partner. Während bei potenziellen Langzeitpartnern durchaus mehr gewillt sind, einen Sprung ins kalte Wasser zu wagen, ist der Tenor bei Bettgeschichten fast durchweg negativ. Zwei Sorgen, die immer wieder genannt wurden, nehmen direkten Bezug auf ein mögliches Ungleichgewicht in der Beziehung, einerseits aufgrund von mangelnder Kompromissbereitschaft, ggf. gepaart mit einem Avoidant Attachment Style, andererseits weil der unerfahrene Partner plötzlich den Drang verspüren könnte sich noch sexuell austoben zu müssen und so einen Keil in die Partnerschaft schlägt – vom Thema „Neid" hinsichtlich der unterschiedlichen Partnerzahl gar nicht zu sprechen.
- Meine eigene Sexualität ist mir fremd. Ich war noch nie verknallt, geschweige denn verliebt, habe keinen Schimmer über meine persönlichen Vorlieben, Kinks oder was ich an einer Frau anziehend finde. Das mag befremdlichen klingen, insbesondere in meinem Alter, aber ich habe stets mein Möglichstes getan, Frauen nicht als sexuelle Wesen zu sehen und alle Damen in meinem Leben wie meine männlichen Freunde behandelt.
- Früher oder später wäre ich auf einem Date völlig aufgeschmissen. Nicht weil ich keine ungezwungenen Unterhaltungen in trauter Zweisamkeit führen kann, sondern weil ich unabhängig von der Anzahl der Dates nichts physisch eskalieren lassen würde. So wäre das höchste der Gefühle nur eine simple Umarmung, da alles Weitere ziemliches Unbehagen in mir hervorrufen würde. Irgendwann denkt Sie dann sicherlich auch: „Findet der mich überhaupt optisch ansprechend?", „Stimmt mit dem irgendwas nicht?", „Wie viele Leichen hat der wohl im Keller?", …
Gerade der letztgenannte Punkt bereitet mir Kopfzerbrechen, schließlich sehne ich mich nach körperlicher Zuneigung, habe dann in letzter Instanz jedoch mit Berührungsängsten zu kämpfen. Gerade als Mann, der dazu angehalten ist, Initiative zu zeigen, dürfte dies ein ziemliches Hindernis darstellen. Doch wie bricht man Eis, dass über die Jahrzehnte meterdick herangewachsen ist? Den überaschenderweise nicht selten angebrachten Vorschlag einen Swinger Club aufzusuchen, könnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Ich würde vermutlich vor Scham im Boden versinken oder direkt einen Schlaganfall erleiden und sabbernd in irgendeiner Ecke liegen, bevor sich auch nur im Ansatz irgendetwas ergibt. Mit Laufhäusern oder Sauna Clubs kann ich mich ebenso wenig anfreunden. Zwar habe ich nichts gegen Sexarbeit, sofern dieser Profession aus freien Stücken nachgegangen wird, aber der Modus Operandi solcher Etablissements ist mir einfach zuwider. Escorts wären vermutlich eine der wenigen Optionen, die ich halbwegs mit meinem Gewissen vereinbaren könnte. Zwar verbleibt jegliche Form von emotionaler Intimität auf der Strecke, was mich im Hinblick auf das erste Mal keineswegs glücklich stimmt, doch wenn ich weiterhin nichts unternehme, muss ich mich mit dem Gedanken anfreunden, dass ich auch in den kommenden Jahren keinerlei sexuelle Erfahrungen machen werde. Natürlich ist mir auch bewusst, welch negative Implikationen dies auf meinen eigenen Dating Pool hat, da ich damit für viele Frauen ein klares Tabu breche. Eine Beziehung auf Grundlage einer Lüge zu beginnen wäre für mich jedoch ein riesiges Problem, sollte das Thema Prostitution oder das erste Mal aus wessen Gründen auch immer also zur Sprache kommen, werde ich mit meinem Gegenüber ehrlich sein.
Zuletzt noch eine wichtige Anmerkung: ich mache niemanden für meine Situation verantwortlich; nicht den Mobbern, nicht meinem Vater und in Teilen auch nicht mir selbst. Schließlich hat keiner von uns einen Einfluss darauf, in was für eine Lebenssituation wir hineingeboren werden. Das soll nichts relativieren, denn ansonsten hätte ich ein Monster wie mein Vater werden müssen, aber wirklich normal bin ich nun ja auch nicht – was auch immer „normal" in diesem Kontext überhaupt zu bedeuten hat.
Sorry für diese unsägliche Menge an fragwürdigen Text. Ich hatte ursprünglich nicht vorgehabt so viel zu schreiben und über mich preiszugeben, empfand es dann aber doch sehr kathartisch, einen Teil meiner Vergangenheit zu Papier zu bringen. Danke an alle die meine geistigen Ergüsse bis hierhin ertragen haben und sogar gewillt sind, Ihren Senf zum Thema abzugeben. Bitte nehmt keine Hand vor den Mund, ich kann jede noch so harsche Kritik gut vertragen 😉.