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Wie könnte ich meine beste Freundin richtig unterstützen?

Buntes-Zebra
Benutzer141857  (33) Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Guten Abend :smile:

Seit einiger Zeit lese ich öfter hier im Forum und finde die meist hilfreichen Beiträge toll.
Jetzt habe ich mich endlich dazu überwunden, euch eine mir persönlich wichtige Frage anzuvertrauen, an der ich mir schon viele Monate den Kopf zerbreche. Ich möchte versuchen, mich kurz zu fassen, um euch nicht mit einem Roman zu erschlagen. Nachtrag: Oje, das hat nicht ganz geklappt. Bitte entschuldigt! ^^;

Vor zwei Jahren habe ich einen sehr lieben, aufgeschlossenen und hilfsbereiten Menschen kennengelernt. Wir unterstützten uns gegenseitig und ich hatte das Gefühl, endlich eine Freundin gefunden zu haben, der ich wirklich alles anvertrauen könnte (hatte zuvor einige sehr negative Erfahrungen gemacht).
Als ich meine erste eigene Wohnung beziehen wollte war klar, dass sie das freie Zimmer darin bekommen würde. Sie fing in dieser Zeit eine Ausbildung an, welche ihr allerdings nicht vergütet wurde und war daher auf finanzielle Unterstützung angewiesen (sie wohnte nicht mehr bei ihren Eltern). In dieser Zeit lernte sie auch ihren neuen Freund online kennen.

Die Probleme fingen an, als ihr das Geld vom Amt nicht bewilligt wurde. Zunächst fehlten (angeblich) immer wieder Unterlagen, dann zog sich die Bearbeitungszeit in die Länge. Sie hatte in dieser Zeit sehr wenig zum Leben und war sehr unglücklich. Geld wollte sie von mir nicht annehmen, stattdessen hoffte sie darauf, dass der Antrag bewilligt werden würde, bevor ihr ihre mageren Ersparnisse ausgehen.

Als es soweit war, dass sie ihre Miete nicht mehr zahlen konnte, wurde sie verzweifelt, aber scheinbar fehlte ihr auch die Kraft, um nach Lösungen zu suchen. Ich bot ihr immer wieder an, mit ihr gemeinsam zum Amt zu gehen und darzulegen, wie ernst die Lage war. Auch versuchte ich Tipps zu geben, dass sie sich über das Wohnungsgeld informieren sollte, was ihr eigentlich zustehen würde.

Leider schien sie keine Energie mehr für ihre eigenen Probleme zu haben. Stattdessen kümmerte sie sich aufopferungsvoll um ihren neuen Freund, der unzufrieden mit seiner Arbeit und seinem Leben war.
Trotz unserer Bemühungen musste sie aufgrund von Geldnot ihre Ausbildung abbrechen, was sie sehr stark belastete. Sie erhielt allerdings Arbeitslosengeld und konnte dadurch ihre Wohnung behalten.

Ihr Umzug in meine Wohnung (die ich aufgrund der oben geschilderten Situation erstmal allein bezog) stand an. Dazu kam es allerdings nie, weil ihr Freund kurz davor nach einem Suizidversuch im Krankenhaus versorgt werden musste.
Er hatte vorher mit ihr gestritten und ihr eine SMS geschrieben, in der er sich vom Leben verabschiedete. Meine liebe Freundin war völlig aufgelöst und fühlte sich schuldig, weil sie seine vorherigen Andeutungen diesbezüglich nicht ernst genommen hatte (er sagte, er würde sich umbringen, wenn sie die Beziehung beendet). Ich versuchte sie zu trösten, so gut es ging und riet ihr, die Beziehung zu beenden.
Es schien mir klar, dass sie ihm nicht helfen konnte und es ihr in dieser Situation nur schaden würde. Zu dem Suizidversuch ihres Freundes muss noch gesagt werden, dass er seinen Eltern erzählt hatte, er hätte Pillen genommen. Im KH wurde ihm der Magen ausgepumpt, allerdings schien er gar keine Tabletten genommen zu haben?

Natürlich wollte sie ihren Freund nicht aufgeben, das konnte ich verstehen. Für unsere WG hatten wir schon vor längerem beschlossen, dass Übernachtungen von Männern tabu sein sollten. Ihre Meinung diesbezüglich schien sich aber geändert zu haben.
Sie erklärte es damit, dass mein Freund (damals Fernbeziehung) mich schließlich auch in der Wohnung besucht hätte, als ich eingezogen war. Allerdings war es zu diesem Zeitpunkt auch meine Wohnung und hatte somit mit unserer Absprache nichts zu tun, da sie noch nicht eingezogen war. Ich war aber gern bereit mich an unsere Absprache zu halten, wenn sie bei mir eingezogen war.
Das wollte sie so allerdings nicht mehr, denn ihr Freund sollte bei uns auch übernachten dürfen. Da musste ich ihr gestehen, dass ich einen Menschen, der psychisch so labil ist wie ihr Freund, nicht unterstützen kann (d.h. Besuch -ja, übernachten und bei uns wohnen -nein). Wäre der Suizidversuch nicht gewesen, hätte ich wohl nichts gesagt. Aber dieser ganze psychische Druck, den er außerdem auf sie ausgeübt hat (er lies sich bei ihren gemeinsamen online Kontakten über sie aus und sie wurde dann immer häufiger verbal von ihnen angegriffen), hat sich auch auf unsere Freundschaft negativ ausgewirkt. Immer wieder wollte sich sich von ihm trennen, schaffte es jedoch nicht und ich tröstete sie und sah einfach nur zu.

Sie reagierte empört und wollte von meinen Bedenken, dass er weder ihr noch unserer Freundschaft gut tun würde, nichts hören. In ihren Augen war ich einfach nur diskriminierend und oberflächlich, weil ich ihm keine weitere Chance geben wollte.
Sie beendete unser Gespräch und rief am Tag darauf noch an, um mich zu beleidigen. Sie meldete sich danach nicht mehr. So kannte ich sie bis dahin gar nicht :frown:

Dieser Vorfall ist schon Jahre her und trotzdem kann ich damit einfach nicht abschließen.
Vielleicht deshalb, weil ich nicht verstehen kann, wie es soweit kommen konnte, dass unsere Freundschaft wegen eines Mannes in die Brüche geht, den sie wenige Monate kannte.

Ich wüsste gern, ob ihr an meiner Stelle anders gehandelt hättet?
Hätte ich ihr in der Zeit, in der sie Geldnot hatte, anders helfen können?
War ich zu grob, weil ich sie ständig daran erinnerte und vielleicht drängte, dass sie etwas zur Besserung der Situation tun muss?
Hätte ich warten sollen, bis sie von selbst "in die Puschen kommt"?

Für eure Ideen und Gedanken zu dieser Sache bin ich sehr dankbar.
Viele liebe Grüße,
das bunte Zebra
 
S
Benutzer141853  (32) Verbringt hier viel Zeit
  • #2
Liebes Buntes_Zebra,

erstmal Vielen Dank für deinen offenen und ehrlichen Beitrag.
Ich denke nicht, dass du falsch gehandelt hast - im Gegenteil, du klingst eher wie die beste Freundin, die man sich nur wünschen kann. Freunde pflichten einem bei, unterstützen deine eigene Meinung und belassen es dabei. Sehr gute Freunde sagen dir, wo du was falsch machst. Interessieren sich für dich und denken darüber nach, was für dich am Besten wäre. Kämpfen für dich und versuchen dir den Weg zu zeigen, wenn man verloren geht. Ich denke, das alles hast du mit deiner Freundin gemacht.

Ihr Freund klingt wie ein manipulierender Psycho der erstmal selber seine Probleme im Griff bekommen muss bevor er jemand anderes an sich fesselt. Aber natürlich ist er auch ein Mensch, den deine Freundin liebt. Es klingt, als wäre sie an einem Tiefpunkt angelangt, eine schlechte Sache schien sich in ihrem Leben nach der anderen zu häufen... vielleicht wollte sie sich an das letzte, was in ihrem Leben noch scheinbar gut lief, klammern. Manchmal ist die Realität zu brutal zum Umfassen und man tut alles um sie auszublenden.

Tief in ihrem Inneren, wusste sie vielleicht dass du Recht hast, aber sie konnte es nicht verkraften. Stattdessen hat sie ihren ganzen Frust an dich ausgelassen.
Du sagtest, das wäre schon Jahre her. Ich bin mir sicher, dass, wenn sie wirklich die hilfsbereite und liebenswerte Person ist, die du kennengelernt hattest, sie vermutlich die Dinge heute bereut, es aber nicht dazu bringt etwas dagegen zu machen. Ich würde ihr schreiben. Falls sie antwortet - gut. Falls nicht, dann weißt du, dass du alles getan hast, was du tun konntest.

Die Antwort ist jetzt wahrscheinlich auch zu lang, lol Ich hoffe sie ist hilfreich :smile:
 
Buntes-Zebra
Benutzer141857  (33) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #3
Guten Morgen ShatteredGlass,

und danke dir vielmals für deine Antwort, die ich übrigens gar nicht lang finde. Sie ist genau richtig :smile:

Da scheinen wir beide ähnliche Vorstellungen davon zu haben, wie man sich als gute Freundin verhalten sollte. Könnte es denn sein, dass ich trotz gut gemeinter Ratschläge für sie wie jemand schien, der ihr ständig vorhält, was sie zu tun hat?
Darüber denke ich immer wieder nach. Sie war ein Mensch, der oft von anderen "fremdkontrolliert" wurde, zuerst durch ihre Eltern, dann durch ihre Partner. Vielleicht habe ich mich ungewollt auch zu so einem Menschen für sie gemacht? Und wenn ja, hätte ich ihr denn anders helfen können? Ich finde es schrecklich mit ansehen zu müssen, wie es jemandem, den man gern hat, immer schlechter geht. Da konnte ich einfach nicht tatenlos zusehen.

Ich muss zugeben, das habe ich von ihrem Freund auch gedacht. Und vermutlich hast du recht, sie wollte wohl das eine Schöne in ihrem Leben nicht verlieren, auch wenn damit so viel Negatives verbunden war. Vielleicht spielte da auch mit hinein, dass sie sehr ungern allein war. Dass sie mit ihm wieder an jemanden geraten war, der sie durch Aufmerksamkeitsentzug manipulieren konnte, war ihr vermutlich nicht klar.

Was sollte man aber tun, wenn sich die Freundin nicht bereit fühlt, der Realität ins Auge zu sehen? Einfach nur bei ihr bleiben und mit ansehen, wie es ihr immer schlechter geht? Ich denke, das hätte ich nicht gekonnt :frown:

Danke für deine Idee, einen Kontaktversuch habe ich Monate nach dem Vorfall auch gestartet.
Ich hatte die Hoffnung, dass sie nach etwas vergangener Zeit mit mir darüber sprechen würde. Damals schrieb ich ihr eine E-Mail und erzählte ihr, dass sie mir fehlt und ich mir Sorgen um sie mache. Ich wollte sie sehen oder mit ihr telefonieren, um diesen Streit aus der Welt zu schaffen.
Ihre Antwort viel ziemlich knapp und kühl aus. Sie wollte mich nicht sehen, war aber bereit, mit mir telefonisch zu sprechen. Wenn ich sie anrufe und mich für das entschuldige, was ich getan habe. In dieser Nachricht klang sie ganz und gar nicht mehr wie der Mensch, als den ich sie kennengelernt hatte. Ich versuchte noch einmal meinen Standpunkt per Mail zu beschreiben, dass ich denke, keine von uns trägt die Schuld an dieser Situation. Sie reagierte gereizt und blieb bei ihrer Forderung. Um ehrlich zu sein traute ich mich nach diesem Nachrichtenaustausch nicht mehr, sie anzurufen :frown:

Hätte ich es trotz allem versuchen sollen?
Habe ich in dieser Situation zu früh aufgegeben, oder mich falsch verhalten?
Es mag überheblich klingen, aber ich möchte mich nicht für etwas entschuldigen müssen, zu dem ich noch heute stehe.

Viele Grüße,
das Zebra
 
einsamerEngel
Benutzer35148  Beiträge füllen Bücher
  • #4
Eigentlich müsste sie sich doch bei Dir entschuldigen. :hmm:
Dass sie jetzt anscheinend immer noch sauer auf Dich ist, zeigt doch gerade dass sie rein gar nichts dazu gelernt hat,
Dir womöglich sogar die Schuld an ihrer Situation gibt.
Du hast damals getan was Du tun konntest.
Stell Dir vor Du hättest ihr (viel) Geld geliehen, das wäre so oder so weg gewesen.
Womöglich hätte sie es auch nur ihrem Freund gegeben.
Dann wärst Du jetzt noch viel mehr enttäuscht.

Sie hat sich dafür entschieden, eure Freundschaft zu beenden, und auch wenn es schwer fällt, solltest Du das respektieren und akzeptieren.
Daher solltest Du das nun auch ruhen lassen - und auch nicht mehr daran denken.
Kopf hoch!

:engel:
 
Buntes-Zebra
Benutzer141857  (33) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #5
Hallo einsamer Engel,

danke für deine Worte!
Es stimmt schon, wäre Geld mit im Spiel gewesen, häte sich die Sache noch unangenehmer entwickelt. Aber bei Geld hört ja leider oft die Freundschaft auf >.<

Da hast du vermutlich recht. Leider bin ich so ein Mensch, der sich oftmals zu viele Gedanken macht. Natürlich muss ich ihre Entscheidung akzeptieren, nur fällt mir das sehr schwer.

Hast du vielleicht irgendeine Idee, was man tun kann, um besser mit so etwas abzuschließen?

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende :smile:
das Zebra
 
Blueberry
Benutzer109511  (30) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #6
Liebes Buntes Zebra,

Du scheinst eine gute Freundin zu sein. Lieb und bemüht und stets für deine Freunde da. Und du hast eine Menge für deine Freundin getan, wolltest ihr stets zur Seite stehen. Und mehr kannst du m.E. nicht tun.

In meinen Augen hast du nichts falsch gemacht. Ihr Verhalten dir gegenüber finde ich
nicht nachvollziehbar.

Vielleicht kannst du ihr noch einmal schreiben, wie es dir geht und wie du dich mit dem Ende der Freundschaft fühlst.
Wenn du eine Reaktion bekommst- OK dann kann man ja vielleicht noch mal reden. Und wenn nichts kommt, dann weist du auch Bescheid.

Abschließen ist sicher schwer vor allem wenn du nicht mal weist, was du falsch gemacht haben sollst.
Versuche, dir nicht mehr zu viele Vorwürfe und Gedanken zu machen. Triff dich auch mit anderen Freundinnen, versuche, auf andere Gedanken zu kommen.
Und, wie schon gesagt, versuche es noch mal mit einer letzten Nachricht.
 
Buntes-Zebra
Benutzer141857  (33) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #7
Liebe Blueberry,

danke dir, dass du dir die Zeit genommen hast, um zu antworten.

Da wären wir schon mal zwei! Du denkst also, ich hätte nichts tun können, um den Verlauf dieser Geschichte zu ändern? Naja, Sinn macht es schon. Schließlich muss ein Mensch sein Leben selbst ändern wollen, um etwas zu bewirken...

Daran habe ich manchmal gedacht. Irgendwie erscheint es mir aber, als würde ich mich mit jedem weiteren Kontaktversuch mehr in die Vergangenheit ziehen lassen. Danke für deinen Vorschlag. Ich denke aber, dass ich mit ihrer Reaktion (wie auch immer sie ausfallen würde) vermutlich nicht gut umgehen könnte.

Ablenkung ist natürlich gut, das stimmt :smile:
Viele Grüße,
das Zebra
 
S
Benutzer141940  (33) Verbringt hier viel Zeit
  • #8
So viele Meinungen, die doch nur in die selbe Richtung zielen.

Ich war selbst in einer ganz ähnlichen Situation und werde dir deswegen folgendes sagen,
Auch wenn es zu hart klingen mag.

Hör auf drüber zu grübeln!
Es bringt nichts. Ändern kannst du ohnehin nichts mehr.
Du hast das, was du damals getan hast, getan, weil du es für das Richtige hieltest.
Belass es dabei und finde deinen frieden.
Es gibt Dinge in Gegenwart und Zukunft die deiner Aufmerksamkeit bedürfen.
Setz deine Kraft lieber darauf.


Lg
 
Blueberry
Benutzer109511  (30) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #9
Da wären wir schon mal zwei! Du denkst also, ich hätte nichts tun können, um den Verlauf dieser Geschichte zu ändern? Naja, Sinn macht es schon. Schließlich muss ein Mensch sein Leben selbst ändern wollen, um etwas zu bewirken...

Nein, hättest du nicht. Du hast als Freundin schon sehr viel getan und musst dir wirklich keine Vorwürfe machen.
Und ja, genau. Man kann niemandem aufzwingen, etwas zu ändern. Der Anstoß dazu muss aus demjenigen von alleine kommen, sonst bringt jegliche Hilfe nichts.
 
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