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Gast
- #1
Hallo liebes Forum,
ich bräuchte einen Rat von euch. Fürs Lesen bedanke ich mich schon jetzt, denn es wird etwas länger…
Ich kenne IHN jetzt seit bald knapp drei Jahren. Wir haben uns im beruflichen Rahmen kennengelernt; ich war damals duale Studentin und für einen gewissen Zeitabschnitt in seiner Abteilung. Für mich war es Sympathie auf den ersten Blick. Ich habe ihn gesehen und war sofort fasziniert von diesem Mann. Es war eine magische Begegnung, bei welcher ich direkt spürte, dass zwischen uns eine ganz besondere Chemie, eine Anziehung, eine Spannung, eben eine Wellenlänge ist. Ihm ging es genauso. Dennoch hätte ich mich nie getraut, ihn auf privater Ebene anzusprechen; dies kam von ihm. Es fühlte sich an, als ob wir uns ewig kennen würden. Wir tauschten uns über Gott und die Welt aus und er war direkt so ehrlich, dass er mir von seinen zwei Kindern erzählte. Diese waren damals erst 1,5 Jahre und 5 Jahre alt. Von seiner Frau sprach er nie. Für mich klingelten sofort alle Alarmglocken und ich machte gedanklich einen Haken an diesen Mann. Er ließ jedoch nicht locker, suchte weiterhin den Kontakt zu mir und so kam es wie es kommen musste: wir kamen uns näher. Auch dies ging vorrangig von seiner Seite aus. Ich war damals hin- und hergerissen zwischen schlechtem Gewissen seiner Familie gegenüber und den Gefühlen zu ihm. Er hörte mir immer aufmerksam zu, war für mich da und zeigte reges Interesse, indem er sich oft mit zahlreichen Textnachrichten und ellenlangen Sprachnachrichten bei mir meldete. Damals war der Kontakt sehr intensiv und überschüttete mich förmlich mit Aufmerksamkeit sowie Zuneigung. Ich reagierte damals noch verhaltener. Auf seine Familie angesprochen blockte er dagegen natürlich immer ab. Von seinen Kindern erzählte er ab und an; seine Frau erwähnte er selten und auf sie angesprochen meinte er nur, dass sie ja nichts mit uns zu tun hätte. Auch wieder wahr. Also fand ich mich damit ab und genoss die gemeinsame Zeit, zumal wir uns täglich durch die Arbeit sehen konnten.
Mein Studienabschnitt endete nach drei Monaten und damit veränderte sich auch unser Kontakt. Wir waren beide sehr traurig über den Abschied und ich war mir sicher, dass es einer für immer sein wird. Rückblickend kann ich gar nicht glauben, wie naiv ich war und auf was ich mich da nur mit ihm eingelassen hatte. Die Bemühungen gingen damals fast nur noch von mir aus. Ich besuchte ihn noch zwei, drei Mal in der Mittagspause, war einmal bei ihm zuhause, als die Familie nicht da war und suchte definitiv mehr den Kontakt per WhatsApp. Er reduzierte diesen immer mehr, meldete sich anfangs noch ein bis zwei Mal die Woche, bis die Abstände immer größer wurden. Schlussendlich habe ich erst im Nachhinein eingesehen, dass umso mehr ich klammerte, er sich von mir zurückzog. Damals war es mir nicht bewusst und ich litt sehr stark unter Liebeskummer. Als ich es nicht mehr aushalten konnte und dann noch eine Tumordiagnose erhielt, brach ich den Kontakt einfach ab. Ich löschte seine Nummer und meldete mich auf seine letzten, sehr distanzierten Nachrichten nicht mehr. Zwar wusste er von dem Tumor, doch der Umgang damit überforderte ihn, was ich im Nachhinein auch verstehen kann. Anschließend lebte ich mein Leben weiter und wurde wieder gesund.
Als ich endlich eine Art Abschluss mit ihm fand, meldete er sich nach vier Monaten aus heiterem Himmel wieder bei mir per Dienst-Mail. Es stand drei Monate später ein weiterer Studienabschnitt in seiner Abteilung bevor und damit war ein Zusammentreffen sicher. Er schrieb mir, dass ich meine Gründe für den Kontaktabbruch hätte, er dies respektiere, aber von seiner Seite aus alles okay sei, damit ein normaler Umgang im Büro möglich sei. Ich überlegte zwei Wochen hin und her bis ich auf seinen Kontaktversuch einging. Schließlich sprachen wir uns per WhatsApp aus; nicht unbedingt schön, denn jeder sagte knallhart seine Meinung. Er erklärte mir, dass er damals mit unserem Kontakt überfordert gewesen sei und es ihm zu intensiv wurde. Er hätte nicht gewusst, wie es mit uns hätte weitergehen sollen, weshalb er den Kontakt langsam auf einem lediglich geringen Niveau einpendeln lassen wollte. Dies traute er sich jedoch nicht mir zu sagen und bevorzugte daher lieber den leichtesten Weg. Mein Ghosting verletzte ihn wohl sehr tief, womit ich nie gerechnet hätte und er gab zu, dass ich ihm mehr wert gewesen sei, als ich denken würde. Sein Handeln konnte ich zwar immer noch nicht nachvollziehen, aber ich schloss Frieden mit ihm und so hörten wir drei weitere Monate nichts mehr voneinander, worüber ich sehr froh war.
Als wir dann wieder an der Arbeit zusammentrafen, war es nicht einfach. Von der Ferne hatte ich zwar mit ihm und den Verletzungen abgeschlossen, aber ihn persönlich zu sehen, brachte die alten Wunden wieder ans Licht. Soweit es ging, meidete ich ihn und übte mich in einer gewissen Ignoranz ohne Blickkontakt. Auch hier suchte er nach ein paar Wochen von sich aus den Kontakt zu mir. Anfangs war ich noch sehr unterkühlt, aber nach und nach taute ich auf. Ich konnte ihm verzeihen und mich auf einen freundschaftlichen Kontakt einlassen. Wieder waren wir so sehr auf einer Wellenlänge, dass es keine Worte brauchte und wir direkt wussten, was der andere denkt. Magisch von ihm angezogen, ließ ich mich erneut auf seine Avancen ein und wir kamen uns erneut körperlich näher. Diesmal ging es mir damit aber gut und ich konnte unseren Kontakt viel gelassener sehen. Wahrscheinlich auch, weil ich zu dieser Zeit berufliche und andere privaten Sorgen hatte. Hierbei war er so sehr für mich da, wie ich es nie erwartet noch erträumt hätte. Heute noch bin ich ihm sehr dankbar für alles.
Nach fünf Monaten verließ ich wieder die Abteilung und damit auch ihn. Erneut graute es mir vor dem Abschied. Uns beiden tat dieser sehr weh, aber tatsächlich hielten wir an unserem Kontakt fest. Locker-leicht, verspielt flirtend, den anderen annehmend und akzeptierend, mit mal mehr, mal weniger intensivem Kontakt, aber immer vertraut. Wir trafen uns in diesem Jahr noch zwei Mal persönlich, bis sich mir die Frage stellte, wie dies nur weitergehen sollte. Ich wollte frei für etwas „Richtiges" werden. Zu diesem Zeitpunkt erlebte ich auch wieder gesundheitliche Rückschläge, weshalb ich den Kontakt etwas schleifen ließ. Er meldete sich sporadisch weiterhin, aber irgendwann schrieb ich nicht mehr so wirklich zurück. Innerlich hatte ich wieder einen Abschluss mit ihm gefunden und wollte mich auf die Zukunft konzentrieren sowie die aktuellen Baustellen in meinem Leben abarbeiten. Er ließ den Kontakt jedoch nicht los und zeigte sich besorgt um meinen gesundheitlichen Zustand. Als ich daraufhin wieder einige Zeit nichts mehr von ihm hörte, kam aus dem Nichts die Nachricht, dass sein Vater einen Schlaganfall erlitten hätte und er nun alles regeln müsste. Ich wollte für ihn da sein, sagte und zeigte ihm dies auch, wofür er sich bedankte, aber es nicht annahm. Mehr konnte ich leider nicht tun, was mich sehr schmerzte.
Mein Leben ging daraufhin weiter, wobei er immer ein gewisser Teil war. Wenn ich etwas postete, schrieb er mir. Zwischenzeitlich führten wir auch Smalltalk via WhatsApp. Aber da ich innerlich mit ihm durch war, war der Kontakt nicht sehr häufig und von meiner Seite auch eher ausbremsend/kurz angebunden. Ich bin mir nicht sicher, ob er merkte, dass ich mich emotional von ihm entfernt hatte. Dafür hatte er genug mit sich zu tun. Erst als er meinen Geburtstag im Mai vergaß, aber sich vier Tage später entschuldigend bei mir meldete, nahm alles wieder an Fahrt auf. Ich zeigte mich ziemlich eingeschnappt und enttäuscht ihm gegenüber. Dies wollte er nicht so stehen lassen und fasste sich ein Herz, mir die ganze weitere Geschichte mit seinem Vater zu erzählen. Mit so viel Vertrauen und Offenheit von ihm hätte ich nie gerechnet. Zeitgleich gab es einen anderen Mann in meinem Leben, mit dem ich über ein Wochenende weg war, aber nichts passierte, da ich noch immer Gefühle für den Mann hatte, der mich immer wieder verletzt hat, aber mich nie los lies. Dieser bekam von dem anderen mit, fragte mich aus und hatte wohl immer noch auf dem Schirm, dass wir beide etwas am Laufen hätten. Wir hatten uns sechs Monate lang nicht gesehen, nur sporadischen Kontakt und ich hatte mit ihm abgeschlossen, deswegen hätte ich nie gedacht, noch aktuell für ihn zu sein. Anscheinend haben wir ein anderes Zeitgefühl. Schlussendlich entschied ich mich gegen den anderen Mann, weil es für mich einfach nicht passte und mein On-/Off-Freund erzählte mir daraufhin von seiner Trennung. Auch hier verlor er wieder kein schlechtes Wort über seine Frau, meinte nur, dass er in dieser Ehe gewisse Ziele nicht mehr erreichen könnte (welche das wohl sind?) und wohl seit fünf Jahren auf seine Wünsche keine Taten folgten. Hiermit hätte ich ebenfalls niemals gerechnet, weshalb mir gefühlt der Boden unter den Füßen weggezogen worden ist.
In mir keimten Hoffnung und lauter unterdrückte Gefühle auf, die mich überwältigten. Schließlich fragte er, wie es mit uns aussehen würde, wenn er seine Baustellen abgearbeitet hätte und ich stellte ihm in Aussicht, dass unsere Geschichte weitergehen könnte. An dieser Stelle hatte unser Kontakt seinen Hochpunkt erreicht, der daraufhin in die gegenteilige Richtung kippte. Seine Frau war noch nicht ausgezogen und an sich noch nichts geklärt. Spontan traf ich ihn auf seine Einladung hin bei ihm zuhause, als die Familie mal nicht da war und leider landeten wir direkt ihm Bett. Rückblickend ein Fehler, denn ich ließ all die Gefühle zu, die ich mir sonst verboten hatte und es war dementsprechend intensiv. Mir kam es so vor, als ob es ihm ähnlich ging, wir wollte uns nicht verabschieden und er schrieb mir noch, wie wunderbar es war. Anschließend herrschte wieder beinah vollkommene Funkstille von seiner Seite aus. Mittlerweile sind knapp drei Monate vergangen, in welchen ich ihn nicht mehr gesehen und nur wenig von ihm gehört habe. Meine SocialMedia-Posts kommentiert er dagegen immer, weshalb ich dazu übergegangen bin, nichts mehr einzustellen. Es tut weh, wenn man so selten von ihm hört, aber er auf alle glücklichen Posts reagiert. Zwei Wochen nach unserem Treffen schrieb er mir noch wortwörtlich, dass seine Seele schwer sei, da wieder so viel daheim passiert sei, was ihn fertig machen würde bzw er gar nicht glauben könne und nur froh sei, noch bei sich zu sein. Es würde ihm leid und selbst weh tun, aber er könne aktuell einfach nicht frei sprechen. Ich trat ihm mit viel Verständnis entgegen, bot ihm wieder an, für ihn da zu sein und sagte ihm, dass ich mich in Geduld üben würde, da wir ja alles nachholen könnten. Darauf folgte ein rotes Herz.
Ein paar Mal geschrieben haben wir seitdem zwar schon, jedoch gab er nichts mehr von sich preis. Weder wie es ihm geht, noch was aktueller Stand ist. Er fragt lieber nach mir und meinen Themen, hört zu, bis er sich vor vier Wochen gar nicht mehr meldete. Ich ließ ihm Zeit, gab ihm Raum und traute mich schließlich, den Kontakt von mir aus zu suchen. Aus seiner Antwort las ich heraus, dass er sich über meine Initiative freute und er stellte Fragen. Mir blutete jedoch das Herz, denn er schrieb auch, dass er gerade mit der Familie im Urlaub sei und daher nicht vernünftig antworten könne. Wir hatten nichts Verbindliches, aber dennoch schmerzte mich dieses Wissen zunächst. Mit ein paar Stunden Verarbeitungszeit ging mein Gefühl aber in Freude für ihn über, in der Hoffnung, dass er sich erholen und eine schöne Zeit genießen könnte. Dies teilte ich ihm auf freundlich-ehrliche, lockere Weise mit. Hierauf folgte wieder keine Reaktion. Erst eine Woche später als er wahrscheinlich wieder daheim war, bedankte er sich für die Urlaubswünsche und entschuldigte sich für seine späte Rückmeldung.
Lange Rede, kurzer Sinn. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich von dieser ganzen Sache halten soll. Über drei Jahre hinweg begleitet mich dieser Mann nun auf meinem Lebensweg und irgendwie kommen wir voneinander nicht los oder ich nicht von ihm. Er meinte zwar vor drei Monaten noch, dass ich etwas Besonderes für ihn sei, aber zeigen tut er es aktuell nicht. Ich kann verstehen, dass es eine schwierige und harte Situation für ihn ist. Aber mich verletzt er dabei so sehr, ohne es wahrscheinlich zu bemerken oder zu beabsichtigen. Derzeit belastet mich dieser Kontakt extrem, obwohl er ja fast gar nicht vorhanden ist. Ich führe eigentlich ein glückliches Leben, bin ausgelastet, wieder gesund und zufrieden. Aber diese eine Situation schmerzt mich derart, dass meine Gedanken oft am Kreisen sind. Ich steigere mich zwischenzeitlich in diesen Kontakt herein, dass davon alles andere abhängt. Zwar besinne ich mich dann wieder auf mein Leben, unternehme viel, kümmere mich um mich selbst und dennoch keimt ständig die Hoffnung in mir auf, dass er sich endlich wieder „richtig" bei mir melden könnte. Seit drei Monaten hat er nicht mehr wirklich mit mir gesprochen. Ich weiß nicht, was los ist und fühle mich, als ob ich am langen Arm verhungere. Meine einfühlsamen und verständnisvollen Nachrichten nimmt er zwar wahr, aber vielleicht überfordern diese ihn auch. Von daher weiß ich aktuell nicht, was ich noch tun soll. Geantwortet habe ich ihm nicht mehr. Soll ich wieder versuchen, einen endgültigen Abschluss mit ihm zu finden? Dabei habe ich aber Angst, dass er gerade dann wieder um die Ecke kommt, wenn es mir wieder gut geht und mich in das nächste Gefühlschaos stürzt. Das war ja leider schon mehrfach der Fall. Ihm nachlaufen oder bedrängen möchte ich auch nicht. Schließlich führt es zu nichts, jemanden zu etwas zu zwingen und grunsätzlich habe ich tiefstes Verständnis für ihn (ich muss dazu sagen, dass er ein sehr emotionaler und leicht labiler Mann ist, der psychisch nicht immer gut aufgestellt ist). Auf meine Näheversuche reagiert er mit mehr Distanz. Soll ich mich weiterhin locker-leicht, nicht nachtragend und verständnisvoll zeigen, obwohl mich seine Zurückweisung schmerzt? Oder soll ich ihn bewusst auflaufen lassen und mit Ignoranz strafen? Wobei er ja genug Sorgen hat und ich nichts schlimmer machen möchte, wobei meine Gefühle auch ihre Relevanz haben. Ich bin einfach nur verwirrt und mir geht es mit der Situation nicht gut. Ich weiß, dass er mir nicht wehtun möchte und ich ihm irgendwo etwas bedeute. Aber irgendwo habe auch ich Grenzen und meine Geduld erreicht zunehmend ihr Ende. Mir bedeutet dieser Mann einfach extrem viel. Selbst wenn es in keine Beziehung münden sollte, dann will ich die Freundschaft zu ihm nicht verlieren.
Entschuldigt bitte den langen, ausführlichen Text. Aber vielleicht habt ihr ja einen Rat für mich, wie ich mich am besten verhalte, ohne ihn oder mich selbst damit zu verletzen. Vielen Dank vorab.
ich bräuchte einen Rat von euch. Fürs Lesen bedanke ich mich schon jetzt, denn es wird etwas länger…
Ich kenne IHN jetzt seit bald knapp drei Jahren. Wir haben uns im beruflichen Rahmen kennengelernt; ich war damals duale Studentin und für einen gewissen Zeitabschnitt in seiner Abteilung. Für mich war es Sympathie auf den ersten Blick. Ich habe ihn gesehen und war sofort fasziniert von diesem Mann. Es war eine magische Begegnung, bei welcher ich direkt spürte, dass zwischen uns eine ganz besondere Chemie, eine Anziehung, eine Spannung, eben eine Wellenlänge ist. Ihm ging es genauso. Dennoch hätte ich mich nie getraut, ihn auf privater Ebene anzusprechen; dies kam von ihm. Es fühlte sich an, als ob wir uns ewig kennen würden. Wir tauschten uns über Gott und die Welt aus und er war direkt so ehrlich, dass er mir von seinen zwei Kindern erzählte. Diese waren damals erst 1,5 Jahre und 5 Jahre alt. Von seiner Frau sprach er nie. Für mich klingelten sofort alle Alarmglocken und ich machte gedanklich einen Haken an diesen Mann. Er ließ jedoch nicht locker, suchte weiterhin den Kontakt zu mir und so kam es wie es kommen musste: wir kamen uns näher. Auch dies ging vorrangig von seiner Seite aus. Ich war damals hin- und hergerissen zwischen schlechtem Gewissen seiner Familie gegenüber und den Gefühlen zu ihm. Er hörte mir immer aufmerksam zu, war für mich da und zeigte reges Interesse, indem er sich oft mit zahlreichen Textnachrichten und ellenlangen Sprachnachrichten bei mir meldete. Damals war der Kontakt sehr intensiv und überschüttete mich förmlich mit Aufmerksamkeit sowie Zuneigung. Ich reagierte damals noch verhaltener. Auf seine Familie angesprochen blockte er dagegen natürlich immer ab. Von seinen Kindern erzählte er ab und an; seine Frau erwähnte er selten und auf sie angesprochen meinte er nur, dass sie ja nichts mit uns zu tun hätte. Auch wieder wahr. Also fand ich mich damit ab und genoss die gemeinsame Zeit, zumal wir uns täglich durch die Arbeit sehen konnten.
Mein Studienabschnitt endete nach drei Monaten und damit veränderte sich auch unser Kontakt. Wir waren beide sehr traurig über den Abschied und ich war mir sicher, dass es einer für immer sein wird. Rückblickend kann ich gar nicht glauben, wie naiv ich war und auf was ich mich da nur mit ihm eingelassen hatte. Die Bemühungen gingen damals fast nur noch von mir aus. Ich besuchte ihn noch zwei, drei Mal in der Mittagspause, war einmal bei ihm zuhause, als die Familie nicht da war und suchte definitiv mehr den Kontakt per WhatsApp. Er reduzierte diesen immer mehr, meldete sich anfangs noch ein bis zwei Mal die Woche, bis die Abstände immer größer wurden. Schlussendlich habe ich erst im Nachhinein eingesehen, dass umso mehr ich klammerte, er sich von mir zurückzog. Damals war es mir nicht bewusst und ich litt sehr stark unter Liebeskummer. Als ich es nicht mehr aushalten konnte und dann noch eine Tumordiagnose erhielt, brach ich den Kontakt einfach ab. Ich löschte seine Nummer und meldete mich auf seine letzten, sehr distanzierten Nachrichten nicht mehr. Zwar wusste er von dem Tumor, doch der Umgang damit überforderte ihn, was ich im Nachhinein auch verstehen kann. Anschließend lebte ich mein Leben weiter und wurde wieder gesund.
Als ich endlich eine Art Abschluss mit ihm fand, meldete er sich nach vier Monaten aus heiterem Himmel wieder bei mir per Dienst-Mail. Es stand drei Monate später ein weiterer Studienabschnitt in seiner Abteilung bevor und damit war ein Zusammentreffen sicher. Er schrieb mir, dass ich meine Gründe für den Kontaktabbruch hätte, er dies respektiere, aber von seiner Seite aus alles okay sei, damit ein normaler Umgang im Büro möglich sei. Ich überlegte zwei Wochen hin und her bis ich auf seinen Kontaktversuch einging. Schließlich sprachen wir uns per WhatsApp aus; nicht unbedingt schön, denn jeder sagte knallhart seine Meinung. Er erklärte mir, dass er damals mit unserem Kontakt überfordert gewesen sei und es ihm zu intensiv wurde. Er hätte nicht gewusst, wie es mit uns hätte weitergehen sollen, weshalb er den Kontakt langsam auf einem lediglich geringen Niveau einpendeln lassen wollte. Dies traute er sich jedoch nicht mir zu sagen und bevorzugte daher lieber den leichtesten Weg. Mein Ghosting verletzte ihn wohl sehr tief, womit ich nie gerechnet hätte und er gab zu, dass ich ihm mehr wert gewesen sei, als ich denken würde. Sein Handeln konnte ich zwar immer noch nicht nachvollziehen, aber ich schloss Frieden mit ihm und so hörten wir drei weitere Monate nichts mehr voneinander, worüber ich sehr froh war.
Als wir dann wieder an der Arbeit zusammentrafen, war es nicht einfach. Von der Ferne hatte ich zwar mit ihm und den Verletzungen abgeschlossen, aber ihn persönlich zu sehen, brachte die alten Wunden wieder ans Licht. Soweit es ging, meidete ich ihn und übte mich in einer gewissen Ignoranz ohne Blickkontakt. Auch hier suchte er nach ein paar Wochen von sich aus den Kontakt zu mir. Anfangs war ich noch sehr unterkühlt, aber nach und nach taute ich auf. Ich konnte ihm verzeihen und mich auf einen freundschaftlichen Kontakt einlassen. Wieder waren wir so sehr auf einer Wellenlänge, dass es keine Worte brauchte und wir direkt wussten, was der andere denkt. Magisch von ihm angezogen, ließ ich mich erneut auf seine Avancen ein und wir kamen uns erneut körperlich näher. Diesmal ging es mir damit aber gut und ich konnte unseren Kontakt viel gelassener sehen. Wahrscheinlich auch, weil ich zu dieser Zeit berufliche und andere privaten Sorgen hatte. Hierbei war er so sehr für mich da, wie ich es nie erwartet noch erträumt hätte. Heute noch bin ich ihm sehr dankbar für alles.
Nach fünf Monaten verließ ich wieder die Abteilung und damit auch ihn. Erneut graute es mir vor dem Abschied. Uns beiden tat dieser sehr weh, aber tatsächlich hielten wir an unserem Kontakt fest. Locker-leicht, verspielt flirtend, den anderen annehmend und akzeptierend, mit mal mehr, mal weniger intensivem Kontakt, aber immer vertraut. Wir trafen uns in diesem Jahr noch zwei Mal persönlich, bis sich mir die Frage stellte, wie dies nur weitergehen sollte. Ich wollte frei für etwas „Richtiges" werden. Zu diesem Zeitpunkt erlebte ich auch wieder gesundheitliche Rückschläge, weshalb ich den Kontakt etwas schleifen ließ. Er meldete sich sporadisch weiterhin, aber irgendwann schrieb ich nicht mehr so wirklich zurück. Innerlich hatte ich wieder einen Abschluss mit ihm gefunden und wollte mich auf die Zukunft konzentrieren sowie die aktuellen Baustellen in meinem Leben abarbeiten. Er ließ den Kontakt jedoch nicht los und zeigte sich besorgt um meinen gesundheitlichen Zustand. Als ich daraufhin wieder einige Zeit nichts mehr von ihm hörte, kam aus dem Nichts die Nachricht, dass sein Vater einen Schlaganfall erlitten hätte und er nun alles regeln müsste. Ich wollte für ihn da sein, sagte und zeigte ihm dies auch, wofür er sich bedankte, aber es nicht annahm. Mehr konnte ich leider nicht tun, was mich sehr schmerzte.
Mein Leben ging daraufhin weiter, wobei er immer ein gewisser Teil war. Wenn ich etwas postete, schrieb er mir. Zwischenzeitlich führten wir auch Smalltalk via WhatsApp. Aber da ich innerlich mit ihm durch war, war der Kontakt nicht sehr häufig und von meiner Seite auch eher ausbremsend/kurz angebunden. Ich bin mir nicht sicher, ob er merkte, dass ich mich emotional von ihm entfernt hatte. Dafür hatte er genug mit sich zu tun. Erst als er meinen Geburtstag im Mai vergaß, aber sich vier Tage später entschuldigend bei mir meldete, nahm alles wieder an Fahrt auf. Ich zeigte mich ziemlich eingeschnappt und enttäuscht ihm gegenüber. Dies wollte er nicht so stehen lassen und fasste sich ein Herz, mir die ganze weitere Geschichte mit seinem Vater zu erzählen. Mit so viel Vertrauen und Offenheit von ihm hätte ich nie gerechnet. Zeitgleich gab es einen anderen Mann in meinem Leben, mit dem ich über ein Wochenende weg war, aber nichts passierte, da ich noch immer Gefühle für den Mann hatte, der mich immer wieder verletzt hat, aber mich nie los lies. Dieser bekam von dem anderen mit, fragte mich aus und hatte wohl immer noch auf dem Schirm, dass wir beide etwas am Laufen hätten. Wir hatten uns sechs Monate lang nicht gesehen, nur sporadischen Kontakt und ich hatte mit ihm abgeschlossen, deswegen hätte ich nie gedacht, noch aktuell für ihn zu sein. Anscheinend haben wir ein anderes Zeitgefühl. Schlussendlich entschied ich mich gegen den anderen Mann, weil es für mich einfach nicht passte und mein On-/Off-Freund erzählte mir daraufhin von seiner Trennung. Auch hier verlor er wieder kein schlechtes Wort über seine Frau, meinte nur, dass er in dieser Ehe gewisse Ziele nicht mehr erreichen könnte (welche das wohl sind?) und wohl seit fünf Jahren auf seine Wünsche keine Taten folgten. Hiermit hätte ich ebenfalls niemals gerechnet, weshalb mir gefühlt der Boden unter den Füßen weggezogen worden ist.
In mir keimten Hoffnung und lauter unterdrückte Gefühle auf, die mich überwältigten. Schließlich fragte er, wie es mit uns aussehen würde, wenn er seine Baustellen abgearbeitet hätte und ich stellte ihm in Aussicht, dass unsere Geschichte weitergehen könnte. An dieser Stelle hatte unser Kontakt seinen Hochpunkt erreicht, der daraufhin in die gegenteilige Richtung kippte. Seine Frau war noch nicht ausgezogen und an sich noch nichts geklärt. Spontan traf ich ihn auf seine Einladung hin bei ihm zuhause, als die Familie mal nicht da war und leider landeten wir direkt ihm Bett. Rückblickend ein Fehler, denn ich ließ all die Gefühle zu, die ich mir sonst verboten hatte und es war dementsprechend intensiv. Mir kam es so vor, als ob es ihm ähnlich ging, wir wollte uns nicht verabschieden und er schrieb mir noch, wie wunderbar es war. Anschließend herrschte wieder beinah vollkommene Funkstille von seiner Seite aus. Mittlerweile sind knapp drei Monate vergangen, in welchen ich ihn nicht mehr gesehen und nur wenig von ihm gehört habe. Meine SocialMedia-Posts kommentiert er dagegen immer, weshalb ich dazu übergegangen bin, nichts mehr einzustellen. Es tut weh, wenn man so selten von ihm hört, aber er auf alle glücklichen Posts reagiert. Zwei Wochen nach unserem Treffen schrieb er mir noch wortwörtlich, dass seine Seele schwer sei, da wieder so viel daheim passiert sei, was ihn fertig machen würde bzw er gar nicht glauben könne und nur froh sei, noch bei sich zu sein. Es würde ihm leid und selbst weh tun, aber er könne aktuell einfach nicht frei sprechen. Ich trat ihm mit viel Verständnis entgegen, bot ihm wieder an, für ihn da zu sein und sagte ihm, dass ich mich in Geduld üben würde, da wir ja alles nachholen könnten. Darauf folgte ein rotes Herz.
Ein paar Mal geschrieben haben wir seitdem zwar schon, jedoch gab er nichts mehr von sich preis. Weder wie es ihm geht, noch was aktueller Stand ist. Er fragt lieber nach mir und meinen Themen, hört zu, bis er sich vor vier Wochen gar nicht mehr meldete. Ich ließ ihm Zeit, gab ihm Raum und traute mich schließlich, den Kontakt von mir aus zu suchen. Aus seiner Antwort las ich heraus, dass er sich über meine Initiative freute und er stellte Fragen. Mir blutete jedoch das Herz, denn er schrieb auch, dass er gerade mit der Familie im Urlaub sei und daher nicht vernünftig antworten könne. Wir hatten nichts Verbindliches, aber dennoch schmerzte mich dieses Wissen zunächst. Mit ein paar Stunden Verarbeitungszeit ging mein Gefühl aber in Freude für ihn über, in der Hoffnung, dass er sich erholen und eine schöne Zeit genießen könnte. Dies teilte ich ihm auf freundlich-ehrliche, lockere Weise mit. Hierauf folgte wieder keine Reaktion. Erst eine Woche später als er wahrscheinlich wieder daheim war, bedankte er sich für die Urlaubswünsche und entschuldigte sich für seine späte Rückmeldung.
Lange Rede, kurzer Sinn. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich von dieser ganzen Sache halten soll. Über drei Jahre hinweg begleitet mich dieser Mann nun auf meinem Lebensweg und irgendwie kommen wir voneinander nicht los oder ich nicht von ihm. Er meinte zwar vor drei Monaten noch, dass ich etwas Besonderes für ihn sei, aber zeigen tut er es aktuell nicht. Ich kann verstehen, dass es eine schwierige und harte Situation für ihn ist. Aber mich verletzt er dabei so sehr, ohne es wahrscheinlich zu bemerken oder zu beabsichtigen. Derzeit belastet mich dieser Kontakt extrem, obwohl er ja fast gar nicht vorhanden ist. Ich führe eigentlich ein glückliches Leben, bin ausgelastet, wieder gesund und zufrieden. Aber diese eine Situation schmerzt mich derart, dass meine Gedanken oft am Kreisen sind. Ich steigere mich zwischenzeitlich in diesen Kontakt herein, dass davon alles andere abhängt. Zwar besinne ich mich dann wieder auf mein Leben, unternehme viel, kümmere mich um mich selbst und dennoch keimt ständig die Hoffnung in mir auf, dass er sich endlich wieder „richtig" bei mir melden könnte. Seit drei Monaten hat er nicht mehr wirklich mit mir gesprochen. Ich weiß nicht, was los ist und fühle mich, als ob ich am langen Arm verhungere. Meine einfühlsamen und verständnisvollen Nachrichten nimmt er zwar wahr, aber vielleicht überfordern diese ihn auch. Von daher weiß ich aktuell nicht, was ich noch tun soll. Geantwortet habe ich ihm nicht mehr. Soll ich wieder versuchen, einen endgültigen Abschluss mit ihm zu finden? Dabei habe ich aber Angst, dass er gerade dann wieder um die Ecke kommt, wenn es mir wieder gut geht und mich in das nächste Gefühlschaos stürzt. Das war ja leider schon mehrfach der Fall. Ihm nachlaufen oder bedrängen möchte ich auch nicht. Schließlich führt es zu nichts, jemanden zu etwas zu zwingen und grunsätzlich habe ich tiefstes Verständnis für ihn (ich muss dazu sagen, dass er ein sehr emotionaler und leicht labiler Mann ist, der psychisch nicht immer gut aufgestellt ist). Auf meine Näheversuche reagiert er mit mehr Distanz. Soll ich mich weiterhin locker-leicht, nicht nachtragend und verständnisvoll zeigen, obwohl mich seine Zurückweisung schmerzt? Oder soll ich ihn bewusst auflaufen lassen und mit Ignoranz strafen? Wobei er ja genug Sorgen hat und ich nichts schlimmer machen möchte, wobei meine Gefühle auch ihre Relevanz haben. Ich bin einfach nur verwirrt und mir geht es mit der Situation nicht gut. Ich weiß, dass er mir nicht wehtun möchte und ich ihm irgendwo etwas bedeute. Aber irgendwo habe auch ich Grenzen und meine Geduld erreicht zunehmend ihr Ende. Mir bedeutet dieser Mann einfach extrem viel. Selbst wenn es in keine Beziehung münden sollte, dann will ich die Freundschaft zu ihm nicht verlieren.
Entschuldigt bitte den langen, ausführlichen Text. Aber vielleicht habt ihr ja einen Rat für mich, wie ich mich am besten verhalte, ohne ihn oder mich selbst damit zu verletzen. Vielen Dank vorab.