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Eltern Vater pflegen?

S
Benutzer70345  (32) Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Hallo da draußen,

wie der Titel schon sagt, stellt sich mir die Frage, ob ich meinen Vater pflegen sollte bzw. allgemein als ersten Schritt, ob ich wieder Kontakt aufnehmen sollte.

Warum ich den Kontakt abgebrochen habe:
Meine Eltern sind geschieden, mein Vater war in der Ehe gewalttätig. Sowohl ggü. meiner Mutter als auch meinen Geschwistern (nicht seine Kinder) und mir. Es gab teilweise auch Missbrauch. Mein Vater ist sehr manipulativ und cholerisch (gewesen?). In der Zeit, in der ich bei ihm gewohnt habe, gab es öfter keinen Strom, geputzt habe ich, ihm beim arbeiten geholfen habe ich auch. Ich wurde von ihm über Nacht allein gelassen, als ich 8 war,…
Also eine Menge unguter Dinge. Gleichzeitig hatte er natürlich auch gute Seiten.
Mein Vater konnte die Trennung und all das nie wirklich hinter sich lassen und machte meine Mutter ständig schlecht. Ich konnte das nicht mehr ertragen, dass die Vergangenheit ständig Teil meiner Gegenwart war. Als er dann, die Frau, die ich damals sehr liebte, verbal anging, war es für mich vorbei. Für mich hatte ich es nie geschafft, den Kontakt abzubrechen aber für sie ging es. Das ist nun fast 8 Jahre her.

Warum ich überlege, wieder Kontakt zu suchen:
Mein Vater hatte im letzten Jahr einen Schlaganfall. Auch wenn ich zum gesamten Teil dieser Familie keinen Kontakt mehr habe, kontaktierte mein Onkel mich. Ich habe so sehr mit mir gerungen aber mich nicht gemeldet. Er hat noch zwei weitere Kinder, die nicht so sehr unter ihm leiden mussten (woanders aufgewachsen) und ich dachte, er wäre nicht allein. Und da er mich auch weiterhin versuchte zu kontaktieren dachte ich, so schlimm war der Schlaganfall vielleicht auch nicht.
Nun, gestern habe ich erfahren, dass der Schlaganfall schwerere Schäden hinterlassen hat. Er hat Pflegestufe 2, allerdings keine Hilfe.
Er selbst ist nicht mehr dazu in der Lage die zu beantragen, zu einem der weiteren beiden Kinder besteht kein Kontakt mehr, dass andere hilft nicht (nur einkaufen gegen Geld). Er wohnt in einer sehr kleinen Stadt, nach Hilfen habe ich bereits gegoogelt, gibt es da nicht. Er wohnt noch allein, kann sich selbst aber wohl nicht verpflegen, einkaufen, putzen, lesen,…
Es müssten also Hilfen beantragt werden, die ihm mit der Pflegestufe zustehen. Teilweise übernimmt das wohl nun auch sein Bruder, der 200km entfernt wohnt und zu dem auch viele Jahre kein Kontakt mehr bestand.

Und nun sitze ich hier und fühle mich so unendlich schlecht. Ich selbst wohne 500 km entfernt, Hilfe vor Ort wäre also nicht möglich.
Aber ich tue eben gar nichts. Ich habe das Gefühl, ich bin so eine schreckliche Tochter, die ihn da allein sitzen lässt.

Was ist, wenn er fällt, nicht mehr aufstehen kann und da stirbt? Was ist, wenn er kein zu Essen zu Hause hat? Wer bringt ihm zum Arzt? Was ist, wenn er allgemein stirbt und ich habe nie wieder mit ihm gesprochen?

Ich fühle mich einfach wie ein ganz schlechter Mensch. Hat nicht jeder eine zweite Chance verdient? Ich selbst vertrete diese Ansicht, aber gebe ihm keine. Vielleicht würde er sich ja jetzt entschuldigen? Vielleicht hat er mittlerweile eingesehen und gelernt, dass er Fehler gemacht hat?

Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll. Ich weiß genau, ich werde es mir immer vorwerfen, wenn ich nichts tue. Und gleichzeitig weiß ich, dass ich 8 Jahre Therapie gemacht habe, um meine Kindheit zu verarbeiten und ich habe Angst, dass alles wieder hoch kommt, wenn ich ihn wieder in mein Leben lasse.

Bin ich eine schlechte Tochter?
 
janewayne
Benutzer199726  (41) Verbringt hier viel Zeit
  • #2
Nein du bist absolut keine schlechte Tochter. Er war ein schrecklicher Vater und du schuldest ihm gar nichts.
Der Kontakt, den du jetzt suchst könnte auch nach hinten losgehen. Du wünschst dir, dass er für deine Fürsorge dankbar wäre. Aber genau das Gegenteil kann der Fall sein.
Die alkoholkranke Mutter meines Schwagers hat ihn sogar vom Sterbebett aus noch beschimpft und fertig gemacht.
Überleg dir das gut.
 
Ishtar
Benutzer158340  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #3
Ich gehe bei der Geschichte FEST davon aus, dass er jetzt einen Zahlesel sucht.

Kinder sind allgemein zur Pflege der Eltern verpflichtet, wenn sie denn regelmäßigen Kontakt zu ihnen haben. den hast du nicht. Du hast mit ihm gebrochen und seit Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm. Er kann dich also rechtlich nicht belangen, die rechnung für seine Pflege etc. zu übernehmen.
Wenn du jetzt wieder Kontakt mit ihm hast und damit argumentiert werden kann, dass du ihm ja verziehen hättest, bist du finanziell dran.

Dasselbe Spiel hatte ein guter Freund von mir mit seinem Vater. Jahrelang kein Kontakt, dann nach 10 Jahren nach einem Unfall wieder. Mein Freund hat seinen Vater da 3 Mal dann besucht, um ihn kennenzulernen, und was war? Beim dritten Besuch wurde er gebeten, sich doch an den Kosten zu beteiligen, und überhaupt, ob er nicht etwas Geld hätte...

Wenn du eine Therapie eh schon wegen ihm gemacht hast, dann kontaktiere da deinen Therapeuten und sprich das ganze Thema und deine Gefühle da an. Aber lass dich nicht in den Sumpf zurückziehen, aus dem du so schwer entkommen bist.
 
Weseraue
Benutzer192870  (53) Öfter im Forum
  • #4
Nach der Vorgeschichte sehe ich überhaupt keine moralische Verpflichtung deinerseits zur Pflege. Darüber hinaus ist auch Pflege nicht jedermanns Sache, keine Ahnung, ob du das packen würdest.
Wenn dein Vater Pflegegrad 2 hat, hat er die Möglichkeit, einen Pflegedienst zu beauftragen, der dann über das Pflegegeld bezahlt wird. Entsprechende Unterstützung zur Anbahnung erhält man von der Krankenkasse.
Wenn er zu Hause nicht alleine leben kann, kann er auch in ein Pflegeheim gehen. Bei nicht ausreichenden finanziellen Mitteln kann der Sozialhilfe für Heimbewohner nach dem SGB XII beantragen.
Eine weitere Möglichkeit ist die Bestellung eines Betreuer, der vom Amtsgericht eingesetzt wird. Dieser kann bei Behördenangelegenheiten und bei der Gesundheitsvorsorge helfen. Hierfür einfach mal bei der Betreuungsstelle beim örtlichen Gesundheitsamt nachfragen.
 
Ziege
Benutzer190851  Öfter im Forum
  • #5
Du bist auf keinen Fall eine schlechte Tochter.
Er hat Euch geschlagen und mißbraucht, das geht garnicht.

Du hast 8 Jahre Therapie hinter Dir und überlegst, ob Du Hilfe leisten sollst.
Ich würde versuchen, einen Pflegedienst zu organisieren, das ist genug.
Versuch es über das Krankenhaus, aus dem er entlassen wurde. Die müssen eigentlich dafür sorgen, daß er Hilfe bekommt, also da gibt es das Entlassungsmanagement, die müssen sich kümmern oder hätten sich kümmern müssen.
 
Zauberschnitte
Benutzer189381  Sehr bekannt hier
  • #6
Bin ich eine schlechte Tochter?
Nein

Ich möchte dir sagen, das es im leben Dinge gibt wo eine zweite Chance einfach nicht drin ist.

Wo die Grenze liegt muss jeder für sich selbst entscheiden.

Du bist 500 km entfernt und ihn zu dir holen? Keine gute Idee wenn du jetzt schon sorge hast das du das seelisch nicht verkraftet.

Denn ( ich habe die Pflege für meine groseltern übernommen) wenn du erst mittendrin steckst, ist es noch viel schwieriger sich abzugrenzen.

Ich verstehe wenn du etwas tun willst.

Er hat eine Pflegestufe und 2 ist nun nicht hilflos.

Das beantragen der Sachleistungen übernehmen auch Pflegedienste. Dazu brauchst du nur Pflegedienst in seinem Wohnort kontaktieren. Die kümmern sich um alles weitere.

Von Kontaktabbruch über viele Jahre direkt zu "ich kümmere mich um einen pflegebedürftigen" geht zu 99% nicht gut.
 
Fußliebhaber84
Benutzer195524  (40) Öfter im Forum
  • #7
Hat nicht jeder eine zweite Chance verdient?
Ja es hat definitiv jeder eine zweite oder auch noch mehr Chancen verdient, aber nur wenn er auch aktiv Reue gezeigt hat und an einer nachhaltigen Verbesserung des Verhaltens gearbeitet hat! Wenn man das ganze Leben lang nur das rücksichtslose Arschloch rausgelassen hat worunter das ganze Umfeld körperlich wie auch seelisch gelitten hat, dann gibt es auch einen Punkt wo man eine Wiedergutmachung verwirkt hat !
Was ist, wenn er fällt, nicht mehr aufstehen kann und da stirbt? Was ist, wenn er kein zu Essen zu Hause hat? Wer bringt ihm zum Arzt? Was ist, wenn er allgemein stirbt und ich habe nie wieder mit ihm gesprochen?
Jeder ist im Leben selbst für sich verantwortlich! Dazu gehört auch für das Alter vorzusorgen bzw sich ein Umfeld zu schaffen das nach einen schaut bzw Unterstützung leistet, die Familie ist eigentlich die richtige Basis dafür ...
Ansonsten gibt es auch Unterstützung von verschiedenen Pflegediensten, VDK oder anderen Organisationen
ich habe Angst, dass alles wieder hoch kommt, wenn ich ihn wieder in mein Leben lasse
dann würde ich das strikt unterbinden und weiterhin an deinem Seelenfrieden arbeiten.
Bin ich eine schlechte Tochter?
Nein, du bist ein Mensch der erzwungenermaßen sehr viel Leid ertragen musste und vermutlich Teile davon dich mit bis ans Lebensende begleiten.
 
E
Benutzer203678  (51) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #8
Du bist keine schlechte Tochter. Und Du bist nicht für Deinen Vater verantwortlich.

Er ist für sein Leben verantwortlich und für die Dinge, die er getan hat. Wenn diese Dinge dazu geführt haben, dass sich alle von ihm abgewandt haben und er jetzt allein und ohne Hilfe ist, dann ist das die Konsequenz aus seinem Handeln. Auch dafür bist Du nicht verantwortlich. Es nicht nicht Deine Schuld. Und Du bist nicht verpflichtet, Dich um ihn zu kümmern, nur weil Du zufällig aus seinem Samen und einer Eizelle Deiner Mutter entstanden bist.

Du darfst Dich abgrenzen. Du darfst "nein" sagen. Du musst Dich um Dich selbst kümmern, nicht um Deinen Erzeuger.
Ich empfehle ein Gespräch mit Deinem Therapeuten.
 
S
Benutzer70345  (32) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #9
Lieben Dank euch allen. :herz:
Auch wenn ich nicht auf jeden Beitrag einzeln eingehe, haben sie mir alle sehr geholfen. Ich hadere zwar immer noch mit mir, aber nicht mehr so sehr wie zuvor. Danke dafür!

Der Kontakt, den du jetzt suchst könnte auch nach hinten losgehen. Du wünschst dir, dass er für deine Fürsorge dankbar wäre. Aber genau das Gegenteil kann der Fall sein.
Um ehrlich zu sein wünsche ich mir von ihm gar nichts. Sondern ich möchte - völlig egoistisch - mich vor einem schlechten Gewissen schützen. Und auch wenn er mir kein guter Vater war möchte ich dennoch eine gute Tochter sein.

ass dich nicht in den Sumpf zurückziehen, aus dem du so schwer entkommen bist.
Ja, das wäre die Folge. Danke für deine klaren Worte hier. Das soll keine Ironie sein, ich bin wirklich sehr dankbar.

Wenn dein Vater Pflegegrad 2 hat, hat er die Möglichkeit, einen Pflegedienst zu beauftragen, der dann über das Pflegegeld bezahlt wird. Entsprechende Unterstützung zur Anbahnung erhält man von der Krankenkasse.
Wenn er zu Hause nicht alleine leben kann, kann er auch in ein Pflegeheim gehen. Bei nicht ausreichenden finanziellen Mitteln kann der Sozialhilfe für Heimbewohner nach dem SGB XII beantragen.
Eine weitere Möglichkeit ist die Bestellung eines Betreuer, der vom Amtsgericht eingesetzt wird. Dieser kann bei Behördenangelegenheiten und bei der Gesundheitsvorsorge helfen. Hierfür einfach mal bei der Betreuungsstelle beim örtlichen Gesundheitsamt nachfragen.
Danke für all die praktischen Hinweise. Ich werde mich informieren!

Ich möchte dir sagen, das es im leben Dinge gibt wo eine zweite Chance einfach nicht drin ist.
Das zu lesen ist sehr traurig. Vielleicht, weil ich meine zweite Chance nie bekam (trotz Reue, aufrichtiger Entschuldigung und nachhaltiger Veränderung). Aber ja, vermutlich hast du damit recht. Andererseits … kann/darf man selbst auf eine zweite Chance hoffen, wenn man selbst keine gibt (so ganz im Allgemeinen)?

Ich empfehle ein Gespräch mit Deinem Therapeuten.
Das steht im Januar an.
 
ugga
Benutzer172492  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #10
mich vor einem schlechten Gewissen schützen.
Aber zu welchem Preis? Du hast nicht umsonst 8 Jahre Therapie gemacht. Er hat dich schon so viel Lebenszeit und -qualität gekostet, du hast mehr als genug geopfert.

Und warum solltest du eine gute Tochter sein wollen für jemanden, der dir ein schlimmer Vater war? Wenn man ihn überhaupt als Vater bezeichnen kann.
Ich glaube, du solltest eher therapeutisch daran arbeiten, dich nicht als schlechte Tochter zu fühlen anstatt dich dafür zu opfern.

kann/darf man selbst auf eine zweite Chance hoffen, wenn man selbst keine gibt (so ganz im Allgemeinen)?
Das Eine hat ja mit dem Anderen nichts zu tun. Es sind andere Menschen involviert und jede:r hat seine eigenen Grenzen, mit was er/ sie sich wohlfühlt und mit was nicht. Die Person käme jetzt nicht wieder in dein Leben, niemand würde dich belohnen, nur weil du dein Leben für deinen Erzeuger aufgibst.

Eine Freundin von mir ist Krankenschwester und sie sagte mal, dass sie niemals eine:n Angehörige:n pflegen würde. Es ist ein unglaublicher Kraftakt, und im Gegensatz zu dafür Angestellten (die in Schichten arbeiten!) kann man sich emotional umd zeitlich nicht rausziehen. Es ist ein 24/7-Job und selbst mit den besten Eltern undankbar.
Zumal du nicht nur dein Hier und Jetzt damit beeinträchtigen würdest. Viele Pflegende geben ihre Lohnarbeit auf oder reduzieren sie stark – das hat auch langfristig Folgen für dein Einkommen und deine finanzielle Stabilität.
 
Ishtar
Benutzer158340  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #11
. Andererseits … kann/darf man selbst auf eine zweite Chance hoffen, wenn man selbst keine gibt (so ganz im Allgemeinen)?
Du zählst komplett falsch. Es wäre nicht seine zweite Chance. Die hatte er schon vor laaanger Zeit und hat sie versemmelt.

Jedes einzelne Mal, wo er dich, deine Geschwister oder deine Mutter geschlagen hat, war eine neue Chance, sich anders zu entscheiden. Jedes Mal, wenn er dich, deine Freundin oder jemand anderes niedergemacht und klein gehalten hat, war eine neue Chance, es besser zu machen. Jedes einzelne Mal war eine Chance, das vorangegangene zu bereuen und sich zu entschuldigen.


Der Mann hatte weit mehr Chancen, als die meisten Menschen kriegen. Die meisten Menschen hätten ihn schon nach EINER solchen Sache verlassen. Die meisten Menschen hätten schon nach EINER solchen Ausschreitung nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen.

Er hatte sehr viele Chancen. Und er hat sie alle versemmelt. Du bist ihm nicht die dreihundertvierunddreißigste Chance schuldig.

Du hast geschrieben, es gab teilweise auch Missbrauch. War das bei dir? Dann solltest du dringend in der Therapie darüber nochmal sprechen, denn du begehst grade den Fehler viiiieeeeler Missbrauchsopfer, das ganze zu entschuldigen, damit es nicht so schlimm ist, wie es wirklich war, und eine morbide Art der Zuneigung zum Täter zu haben, weil nunmal "fawn" auch ein Überlebensinstinkt sein kann.
 
schuichi
Benutzer135918  Sehr bekannt hier
  • #12
Er ist nur dein Erzeuger diese Sippenhaft diese wir uns Gesellschaftlich auferlegen ist sowieso ein schlechter Witz. Du bsit gerade auch dann aus dem rennem weil er kein guter Vater war. aber generell sehe ich es mittlerweile so dass Pflege eine gesellschaftliche und keine Familiäre Aufgabe zu sein hat.
 
I
Benutzer65724  (41) Verbringt hier viel Zeit
  • #13
Nach so einer Vorgeschichte wird er schon jemand anders finden. Bleib cool. Im Zweifel wird Dich das Sozialamt zum Zahlen auffordern, da kannst dann Deine Energie reinstecken.
 
Zaniah
Benutzer96053  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #14
Nach so einer Vorgeschichte wird er schon jemand anders finden. Bleib cool. Im Zweifel wird Dich das Sozialamt zum Zahlen auffordern, da kannst dann Deine Energie reinstecken.
Dafür müsste sie allerdings ein sehr hohes Einkommen haben, seit einigen Jahren liegt der Satz bei 100.000€ Brutto im Jahr. Erst wenn man mehr verdient, wird man zum Elternunterhalt herangezogen.
 
S
Benutzer70345  (32) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #15
Lieben Dank für eure Antworten. Ich musste das Thema erst ein bisschen sacken lassen und Abstand gewinnen.

Und warum solltest du eine gute Tochter sein wollen für jemanden, der dir ein schlimmer Vater war?
Weil ich mich nicht „auf seine Stufe“ herablassen möchte. Ein wenig wie: warum sollte man respektvoll mit jemandem reden, wenn die Person einen anschreit? Weil es eben das Richtige ist. Und genauso empfinde ich es als richtig, jemanden nicht einsam vor sich hin vegetieren zu lassen (auch wenn er sich selbst in diese Situation gebracht hat).

Du hast geschrieben, es gab teilweise auch Missbrauch. War das bei dir?
Ja, das war bei mir. Und du hast recht, ich versuche sein Verhalten zu entschuldigen.
Aber wenn ich ehrlich bin, versuche ich mein Verhalten zu entschuldigen. Ich habe mich einmal jemandem gegenüber ziemlich schlecht verhalten und bekam nie die Chance es wieder gut zu machen. Ich schätze, darum möchte ich es bei meinem Vater. Auch wenn das natürlich völliger Quatsch ist. Wen die Geschichte interessiert, kann sie hier nachlesen: https://www.planet-liebe.com/threads/wolf-im-schafspelz.602203/#post-14051497

Dafür müsste sie allerdings ein sehr hohes Einkommen haben, seit einigen Jahren liegt der Satz bei 100.000€ Brutto im Jahr.
Das habe ich auch gelesen. Noch verdiene ich das nicht, es ist zukünftig aber auch nicht ausgeschlossen.
Mir geht es aber auch gar nicht ums Geld, sondern eher um meine moralische Verpflichtung. Um seine Einsamkeit.
 
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Ishtar
Benutzer158340  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #16
Um seine Einsamkeit.
Und auch da ist es wieder so: Dafür bist du nicht verantwortlich.

Er hätte viele, viele, viele Jahre Zeit gehabt, sich ein liebevolles Umfeld zu schaffen. Freunde, Familie... Das lag vollkommen in seiner Hand, sich da Bindungen zu schaffen, die gern Zeit mit ihm verbringen.

Wenn er das jetzt nicht hat, dann wohl kaum, weil im letzten Jahr 20 seiner Freunde gestorben sind, oder? Der hat alle Menschen um sich herum einfach weggeekelt und verprellt. und dafür bist du NICHT verantwortlich.

Ja, das war bei mir. Und du hast recht, ich versuche sein Verhalten zu entschuldigen.
Und genau aus dem Grund denke ich, dass du auf gar keinen Fall mit ihm Kontakt haben solltest. Der Mann ist dein Peiniger, nicht dein Freund. Der ist Täter, nicht Vater.

Zum Vatersein gehört sooooo viel mehr dazu, als nur zufällig seinen Samen zu einer Eizelle beizusteuern. Unter anderem, sein Kind vor Leuten wie ihm zu beschützen, und nicht selber Gefahr für das Kind sein und selbst noch die verletzlichsten Bereiche auszubeuten.

Auch wenn es schwer ist, das zu begreifen und zu verinnerlichen, aber: Du hast da keinen Vater. Du hast einen manipulativen Samenspender.
 
ugga
Benutzer172492  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #17
Weil ich mich nicht „auf seine Stufe“ herablassen möchte. Ein wenig wie: warum sollte man respektvoll mit jemandem reden, wenn die Person einen anschreit?
Das ist ja aber ein Moment und nicht so weitreichend wie in deinen lebenslaufbestimmenden Jahren (privat wie beruflich) komplett zurückzustecken.
Und in deinem Verhalten dir gegenüber würdest du auf dasselbe Niveau wie er sinken, wenn du ihn pflegtest.
Denn er hat dich misshandelt und deine Würde verletzt, hat dich nicht gut versorgt und nicht geschützt aufwachsen lassen. Und diese selbe Gewalt würdest du dir wieder antun, wenn du dich ihm erneut aussetzt.

Ich hab ähnliche Eltern wie du. Ich persönlich sehe es für mich so: Das größte Geschenk das ich mir als Erwachsene machen konnte und kann, ist mich selbst vor ihrer Gewalt und Abwertung zu schützen. Ich bin mir heute noch für meinen Kontaktabbruch vor X Jahren dankbar, weil ich sonst heute keinen Abschluss, keine liebevolle Beziehung, keine tollen Freundschaften etc pp hätte. Ich schütze die kleine ugga und die große ugga vor all dem Schmerz und bin mir selbst so gut ich kann das liebevolle Elternteil, das ich nie hatte.
Du darfst dich an erste Stelle stellen und dafür bist du kein schlechter Mensch und keine schlechte Tochter. Du hast dir diesen Vater und dieses Leben nicht ausgesucht, er hat sich entschlossen dich zu zeugen. Daraus entsteht dir keine Verpflichtung.
 
M
Benutzer82687  Meistens hier zu finden
  • #18
Da du keinerlei Kontakt zu ihm hast und den aus gutem Grund abgebrochen hast: warum findest du seine Einsamkeit, die Menschen wie er, die andere so behandeln selbst verursachen, so viel tragischer, als die anderer Senioren?
Ich habe auch jahrelang gesagt bekommen, dass es doch Familie sei. Aber es kann doch nicht sein, dass man nur weil es "Familie" ist, alles hinnehmen muss.

Ich kenne einen Fall, da wurde jemand jahrelang nur klein gehalten und nieder gemacht, aber gleichzeitig das mit der ach so heilen Familie eingetrichtert. Sie stellt ihr Leben immer noch für eine dieser Personen zurück, die andere ist mittlerweile verstorben. Es ist einfach nur traurig und kein ran kommen. Ihre Entscheidung. Aber auch bei dir, deine Entscheidung, ob du es dir antun willst. Danken wird er es dir vermutlich wie in dem mir bekannten Fall nicht.
 
S
Benutzer70345  (32) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #19
Lieben Dank euch allen.

Ich habe mich dafür entschieden, ihn nicht zu kontaktieren und dementsprechend mich da auch nicht zu kümmern.
Weil ich weiß, dass ich daran in Zukunft immer mal wieder zweifeln werde, schreibe ich hier die Gründe auf. So kann ich immer wieder zurück kommen und mich daran erinnern, warum ich mich so entschieden habe.

Alle eure Beiträge haben mir geholfen, aber das hier hat mich besonders wachgerüttelt:
Und in deinem Verhalten dir gegenüber würdest du auf dasselbe Niveau wie er sinken, wenn du ihn pflegtest.
Denn er hat dich misshandelt und deine Würde verletzt, hat dich nicht gut versorgt und nicht geschützt aufwachsen lassen. Und diese selbe Gewalt würdest du dir wieder antun, wenn du dich ihm erneut aussetzt.

Manchmal fällt es mir noch schwer zu verstehen, dass ich „nicht gut“ aufgewachsen bin. Ich kenne eben nur diese Kindheit und auch in meiner weiteren Familie waren Gewalt, Vernachlässigung und emotionale Kälte an der Tagesordnung.

Ich habe immer gedacht, dass jeder eine zweite Chance verdient hat. Das glaube ich auch immer noch. Aber was es dafür braucht ist Einsicht, eine aufrichtige Entschuldigung und nachhaltige Veränderung. Nichts davon kam von meinem Vater. Das ist der erste und wichtigste Grund warum ich mich gegen den Kontakt entschieden habe.

Die weiteren Gründe sind:

  • Ich brauche meine Kraft für mich, denn ich kämpfe immer noch mit den Folgen meiner Kindheit. Das ist nicht seine Schuld sondern meine Verantwortung mich um diese Baustellen zu kümmern. Aber das kann ich nicht, wenn ich mich um ihn kümmere.
  • Er würde mich wieder manipulieren und mir ein schlechtes Gewissen machen.
  • Wie hier schon gesagt wurde: wenn er sich verändert hätte, dann hätte er ein soziales Netz. Das er das nicht hat, ist seine Verantwortung und nicht meine.
  • Ich möchte nach vorne schauen und daran arbeiten, dass meine Zukunft besser wird. Das kann ich aber nicht, wenn ich mich immer wieder von ihm in die Vergangenheit ziehen lasse.
  • Der Kontakt mit ihm tut mir nicht gut. Natürlich vermisse ich ihn manchmal, aber es geht mir besser ohne den Kontakt.
  • Vielleicht ist dieser Grund falsch, aber: meine ehemalige Therapeutin hat so viel Zeit und Mühe investiert und tolle Arbeit geleistet mir dabei zu helfen da rauszukommen. Nun ist sie schwer krank und es gibt nichts was ich tun kann. Aber ich kann zumindest dafür sorgen, dass ihre Mühe nicht umsonst war, indem ich nicht wieder dahin zurück gehe.
  • Hier habe ich noch Zweifel, aber: ja auch ich verhalte mich manchmal nicht richtig. Niemand ist perfekt. Aber ich bin nicht wie er und deshalb ist es falsch zu denken, dass ich es verdient habe was er getan hat. Das ich nur ihn in meinem Leben verdient habe, weil ich selbst so furchtbar bin.
Ich hoffe, das mir das Geschriebene hilft, wenn ich zweifele. Und ich danke euch allen für eure Worte. :herz:
 
ugga
Benutzer172492  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #20
Liebe S _schlaflos_ , gut, dass du dir deine Gründe für Momente der Zweifel festhälst. 🤗

Übrigens hat kein Kind so eine Behandlung verdient. Auch kein erwachsenes Kind.
Ich hab lang gebraucht, ein neues Normal zu definieren, das nicht durch meine Herkunftsfamilie bestimmt war, verstehe dich da also.

Vielleicht wäre das doch ein guter Vorsatz, regelmäßig zu überlegen: wie könnte dein Alltag aussehen, wenn du Gutes und Glück und Ruhe und Schutz verdient hast?
Regelmäßig Essen, schlafen, nette Menschen die dir Gutes wollen, Dinge tun, die dir Freude bereiten...

Und das dann auch umzusetzen. Sag dir "Ich bin das wert! Ich bin wertvoll!"
Und auch: "Ich verdiene Glück und Liebe, ganz ohne Gegenleistung.".

Alles Gute dir 🌷
 
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