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Benutzer204049 (26)
Ist noch neu hier
- #1
Liebes Forum,
ich möchte mich wohl einfach mal auskotzen und brauche ein offenes Ohr, nehme auch gerne Meinungen dazu entgegen, weswegen ich mich nun hier angemeldet habe.Ich fürchte, das wird ein langer Text, deshalb bedanke ich mich im Voraus schon fürs Lesen!
Ich (26) bin seit 2 Jahren mit meinem Freund (29) zusammen. Kennengelernt haben wir uns mitten in Covid Zeiten auf Tinder. Mein Freund ist eine sehr introvertierte und ruhige Person, ich das komplette Gegenteil (rede viel, bin sehr offen, unternehme gerne Sachen etc.).
Am Anfang hat es etwas gedauert, bis wir miteinander warm geworden sind, dann hat es jedoch sehr schnell gefunkt und wir sind zusammen gekommen.
Mein Freund war anfangs sehr offen, auch wenn ruhig, jedoch sehr bemüht mir gegenüber und respektvoll. Doch bereits nach wenigen Monaten habe ich gemerkt, wie diese Bemühungen seinerseits immer weniger geworden sind (unternehmungsfaul geworden, sich als Stubenhocker herausgestellt, meistens nur daheim am PC zocken). Er hat sich anfangs wohl auch verstellt mirzuliebe, das konnte er jedoch natürlich nicht lange halten. Ich habe dann den Fehler gemacht und bereits zu Beginn unserer Beziehung viel an ihm Rumgenörgelt, und nun Befinden wir uns seit über einem Jahr in einer Art Abwärtsspirale.
Er fühlt sich von mir nur noch kritisiert, meint, man kann mir nichts recht machen. Ich fühle mich in der Beziehung nicht gesehen und respektiert, verstehe nicht, wie man einfach komplett aufhören kann, sich für den Partner zu bemühen. Er hingegen meint, ich sehe seine Bemühungen nur nicht.
Ich habe bereits oft versucht, mit ihm über unsere Probleme zu sprechen, er hingegen zieht sich bei dem kleinsten ernsten Gespräch zurück, macht komplett zu. Anfangs meinte er noch, er wird sich bemühen, mittlerweile sagt er entweder garnichts mehr, oder aber „Du erwartest zuviel von mir“.
Mein Partner ist wie erwähnt sehr introvertiert. Er ist extrem rational denkend, wenig emotional, sowohl mit Worten. Auch körperlich sehr distant (kleine Umarmungen zwischendurch oder Küsschen gibt es kaum, Körperkontakt fast nur wenn er Sex will).
Ich habe leider ein recht schwaches Selbstbewusstsein. Die letzten Monate waren sehr schwierig für mich, da ich das kalte Verhalten meines Freundes immer sofort auf mich bezogen habe. Unsere bisherigen gemeinsamen Urlaube waren die Qual für mich, dachte immer, es läge an mir, dass wir nicht romantisch Handchenhaltend durch die Stadt spazieren, uns beim Essen nur anschweigen... Mittlerweile habe ich gemerkt, dass es einfach die Art meines Freundes ist, und er mit anderen Leuten (seiner Familie z.B.) auch nicht herzlicher ist.
Ich kenne nach 2 Jahren Beziehung noch nichtmal seinen Vater, obwohl die Beiden eine gute Beziehung haben. Zu seiner Mutter und Schwester hat er mich bisher 2-3x mitgenommen, wenn ich seiner Mutter zB mal Fotos aus unserem Urlaub geschickt habe meinte er, das würde ihn stören, er möchte nicht, dass ich einen engen Kontakt zu seiner Familie habe, er fände das „komisch“.
In 2 Jahren Beziehung haben wir noch NIE was mit seinen Freunden unternommen, ich kenne seinen besten Freund nur von einer zufälligen flüchtigen Begegnung
(muss aber dazu sagen, dass er auch kaum was mit Freunden unternimmt privat. Er kommuniziert viel per Telefon mit seinen Freunden, persönliche Treffen sind jedoch rar. Zumal viele seiner Freunde auch seine Arbeitskollegen sind und er sie in der Arbeit sowieso sieht).
Anfangs haben wir gemeinsam geträumt vom Zusammenleben, er hat mir, gesagt er würde sich schon freuen, wenn es mal soweit wäre. Nun, nach 2 Jahren Beziehung, hört man von seiner Seite diesbezüglich KEIN WORT mehr. Frage ich ihn jedoch, ob er sich überhaupt eine Zukunft mit mir vorstellen kann, schaut er mich ungläubig an und meint:“ Ja natürlich, wieso auch nicht?“
Als hätten wir nicht schon genug Probleme, hat sich mein Freund in meinen Augen im letzten Jahr stark radikalisiert. Anfangs noch sehr liberal zu vielen Themen, wurde er von seinem Vater total beeinflusst (absoluter Corona-Leugner), und mittlerweile sind wir angekommen bei: totaler Impfgegner, extrem misstrauisch unserer kompletten Politik gegenüber, Putin-Fanatiker, und homophob („Ich werde niemals einen schwulen Sohn haben, da bin ich mir sicher“)
Vertritt plötzlich sehr fragwürdige Werte wie zB: der Mann ist das Familienoberhaupt und hat bei Entscheidungen das letzte Wort, hegt gewisse Aussteigerszenarien im Sinne von: Möchte am liebsten ein Stück Land am Ar*** der Welt kaufen, sich dort ein kleines Holzhaus bauen, und dort als Selbstversorger abgeschnitten von jeglicher Zivilisation mit unseren beiden (noch nicht vorhandenen) Kindern leben.
Meinte letztens zu mir, er wünsche sich eine „gehorsame Frau“- auf Nachfrage, ob ich in seinen Augen gehorsam wäre, meinte er:“ Nein, aber was nicht ist kann ja noch werden“.
Jeglicher Einwand von meiner Seite wird ignoriert, mit den Worten:“ Das sind doch nur Träumerein von mir“ und „wieso wehrst du dich so gegen diese Vorstellung, das wäre doch ein tolles Leben“. Er hat sich in den letzten Monaten zwei Waffen gekauft (besitzt den Waffenschein), geht mittlerweile oft mit seinem Vater auf den Schießplatz, und möchte dieses Jahr noch den Jagdschein machen (womit ich ja an sich auch kein Problem hätte).
Auf der anderen Seite ist er (paradoxerweise) irgendwo auch eine große Stütze in meinem Leben. Unterstützt mich in all meinen Plänen, ich habe überhaupt nicht das Gefühl, dass er manche Dinge die er sagt, so meint (zB das mit der gehorsamen Frau). Ich habe ihm schon oft meine Meinung gegeigt oder mit ihm Diskussionen begonnen und das hat er jedes Mal runtergeschluckt, es ist nicht so als würde er mir den Mund verbieten oder sonstiges. Ich „darf“ alles machen was ich will, gehe mit Freunden weg, fahre ohne ihn auf Urlaub, das war noch nie ein Problem! Ich habe oft das Gefühl, er spricht in komischen Floskeln, da steckt jedoch nichts dahinter. Er ist auch überhaupt nicht eifersüchtig.
Wie man merkt: ES IST ALLES ANDERE ALS IDEAL. Ich habe versucht, Gespräche zu führen, habe auf Stur geschalten, habe mit ihm gestritten, ihm mehrmals vorgeworfen, ich hätte die „Katze im Sack gekauft“, wie er sich nur so verändern konnte,... Ich sehe mich insofern selbst mitschuldig, indem ich zu Beginn unserer Beziehung plötzlich nur mehr an ihm rumgenörgelt habe, dass tut mir jetzt im Nachhinein weh und leid. Wenn ich zurück denke, glaube ich schon, dass ich damit viel mit kaputt gemacht habe und vorallem der Behiehung an Leichtigkeit genommen habe. Von allen anderen Dingen und vorallem von seinen mittlerweile geprägten Werten distanziere ich mich jedoch ganz klar!! Und sehe hier auch keine „Mitschuld“. Für mich war es damals schon extrem schwer zu akzeptieren, dass er nun eine Waffe im Haus hat (in seiner Wohnung, leben getrennt).
Die Meinung meines Freundes ist ganz klar: Ich erwarte zuviel, meine Erwartungen einer Beziehung wird mir niemals jemand rechtmachen können, er wäre nicht radikal, ich würde ihm Dinge vorwerfen die überhaupt nicht wahr sind. Er streitet zB auch ab, dass er homophob sei, verwendet dann aber homophobe Begrifflichkeiten wie „Schwu*****“ etc., und sieht darin auch kein Problem.
Gewisse Aussagen und Verhaltensweisen meines Freundes finde ich absolut widerwertig und distanziere mich auch ganz klar davon! Das kommuniziere ich auch offen mit ihm.
Nun kurz zu meiner Person, da ich sicherlich auch nicht die Leichteste bin: Ich bin ohne Vater aufgewachsen und habe aufgrund dessen gelernt, dass Frauen auch alles alleine schaffen können. Tue mir irrsinnig schwer, Verantwortung an meinen Partner abzugeben. Tue mir schwer, mir bei etwas Hilfe zu holen oder Bitten auszusprechen (zB „Könntest du mal die schwere Tüte tragen), würde mir jedoch insgeheim oft wünschen, dass mein Partner mir unaufgefordert bei Sachen hilft.
Meine Mutter ist eine Macherin und das hat sie auch an ihre Kinder weitergegeben. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich mein Partner in unserer Beziehung vielleicht auch etwas „entmannt“ fühlt, wenn man das so sagen kann. Mir ist bewusst, dass das sehr traditionell klingt, aber ich weiß mich gerade nicht besser auszudrücken.
Ich habe starke Verlustängste und klammere leider stark, vorallem wenn ich merke, dass sich mein Partner von mir distanziert oder zB mal den Tag seine Ruhe braucht. Ich beziehe jede kleinste schlechte Laune sofort auf mich (ist leider nicht nur in partnerschaftlichen Beziehungen, sondern auch in Freundschaften so). Ich brauche extrem viel Bestätigung von Außen, am liebsten hätte ich, dass mein Partner mir 3x am Tag sagt, dass er mich liebt (habe ich in Vergangenheit auch leider oft so eingefordert, was natürlich auch jeglichen Zauber der Beziehung zerstört hat). Hierbei handelt es sich um meine zweite Beziehung, die erste habe ich mit einem 15- Jahre älteren Mann geführt, der ein Alkoholproblem hatte, auch nur ein Stubenhocker war und sich in seiner Wohnung täglich rauchend eingesperrt hat und Playstation gezockt hat. Als ich meinen jetzigen Partner kennengelernt habe, war ich so begeistert- er hatte einen fixen Job, KEIN ALKOHOLPROBLEM, Nichtraucher, wirkte gebildet, und Stand in meinen Augen fest im Leben. Niemals hätte ich mir gedacht, dass sich unsere Beziehung so entwickelt...
Ich mache auch seit fast 2 Jahren eine Psychotherapie, um mir mit meinen Verlustängsten und Vaterkomplexen zu helfen bzw. diese aufzuarbeiten. Mein Selbstwertgefühl hat sich seitdem minimal verbessert, jedoch schwingen alle anderen Themen in meiner Beziehung mit.
Wieso um Himmels willen bin ich noch mit meinem Freund zusammen, fragt man sich vielleicht wenn man diesen Text liest. Die Antwort ist: Ich klammer mich an jeglichen positiven Ereignissen, oder kleinen Bemühungen seinerseits fest, sicher meiner Verlustangst geschuldet. Mein Partner hat zwischenzeitlich auch kurze liebevolle Phasen, an denen halte ich fest und rede mir selbst ein, dass es ja irgendwie doch mit uns funktonieren könnte. Ich weiß, dass es ihm gegenüber unfair ist, aber ich tue mir so unheimlich schwer mich von ihm zu lösen. Irgendwie hoffe ich immer noch, dass er mal wieder so werden kann, wie er damals war, als wir uns kennengelern haben.
Aufgrund meiner Selbstzweifel schwingt wohl auch immer diese Angst mit, niemanden „Besseren“ zu finden. Oft denke ich mir auch, ich sollte doch einfach meine Erwartungen an eine Beziehung zurückschrauben.
Dieser Text nimmt somit irgendwie sein Ende, ich weiß auch nicht, was ich mir jetzt davon erhoffe. Vielleicht tut es einfach mal gut, das alles loszuwerden. Danke an alle die sich die Mühe gemacht haben, das zu lesen.
ich möchte mich wohl einfach mal auskotzen und brauche ein offenes Ohr, nehme auch gerne Meinungen dazu entgegen, weswegen ich mich nun hier angemeldet habe.Ich fürchte, das wird ein langer Text, deshalb bedanke ich mich im Voraus schon fürs Lesen!
Ich (26) bin seit 2 Jahren mit meinem Freund (29) zusammen. Kennengelernt haben wir uns mitten in Covid Zeiten auf Tinder. Mein Freund ist eine sehr introvertierte und ruhige Person, ich das komplette Gegenteil (rede viel, bin sehr offen, unternehme gerne Sachen etc.).
Am Anfang hat es etwas gedauert, bis wir miteinander warm geworden sind, dann hat es jedoch sehr schnell gefunkt und wir sind zusammen gekommen.
Mein Freund war anfangs sehr offen, auch wenn ruhig, jedoch sehr bemüht mir gegenüber und respektvoll. Doch bereits nach wenigen Monaten habe ich gemerkt, wie diese Bemühungen seinerseits immer weniger geworden sind (unternehmungsfaul geworden, sich als Stubenhocker herausgestellt, meistens nur daheim am PC zocken). Er hat sich anfangs wohl auch verstellt mirzuliebe, das konnte er jedoch natürlich nicht lange halten. Ich habe dann den Fehler gemacht und bereits zu Beginn unserer Beziehung viel an ihm Rumgenörgelt, und nun Befinden wir uns seit über einem Jahr in einer Art Abwärtsspirale.
Er fühlt sich von mir nur noch kritisiert, meint, man kann mir nichts recht machen. Ich fühle mich in der Beziehung nicht gesehen und respektiert, verstehe nicht, wie man einfach komplett aufhören kann, sich für den Partner zu bemühen. Er hingegen meint, ich sehe seine Bemühungen nur nicht.
Ich habe bereits oft versucht, mit ihm über unsere Probleme zu sprechen, er hingegen zieht sich bei dem kleinsten ernsten Gespräch zurück, macht komplett zu. Anfangs meinte er noch, er wird sich bemühen, mittlerweile sagt er entweder garnichts mehr, oder aber „Du erwartest zuviel von mir“.
Mein Partner ist wie erwähnt sehr introvertiert. Er ist extrem rational denkend, wenig emotional, sowohl mit Worten. Auch körperlich sehr distant (kleine Umarmungen zwischendurch oder Küsschen gibt es kaum, Körperkontakt fast nur wenn er Sex will).
Ich habe leider ein recht schwaches Selbstbewusstsein. Die letzten Monate waren sehr schwierig für mich, da ich das kalte Verhalten meines Freundes immer sofort auf mich bezogen habe. Unsere bisherigen gemeinsamen Urlaube waren die Qual für mich, dachte immer, es läge an mir, dass wir nicht romantisch Handchenhaltend durch die Stadt spazieren, uns beim Essen nur anschweigen... Mittlerweile habe ich gemerkt, dass es einfach die Art meines Freundes ist, und er mit anderen Leuten (seiner Familie z.B.) auch nicht herzlicher ist.
Ich kenne nach 2 Jahren Beziehung noch nichtmal seinen Vater, obwohl die Beiden eine gute Beziehung haben. Zu seiner Mutter und Schwester hat er mich bisher 2-3x mitgenommen, wenn ich seiner Mutter zB mal Fotos aus unserem Urlaub geschickt habe meinte er, das würde ihn stören, er möchte nicht, dass ich einen engen Kontakt zu seiner Familie habe, er fände das „komisch“.
In 2 Jahren Beziehung haben wir noch NIE was mit seinen Freunden unternommen, ich kenne seinen besten Freund nur von einer zufälligen flüchtigen Begegnung
(muss aber dazu sagen, dass er auch kaum was mit Freunden unternimmt privat. Er kommuniziert viel per Telefon mit seinen Freunden, persönliche Treffen sind jedoch rar. Zumal viele seiner Freunde auch seine Arbeitskollegen sind und er sie in der Arbeit sowieso sieht).
Anfangs haben wir gemeinsam geträumt vom Zusammenleben, er hat mir, gesagt er würde sich schon freuen, wenn es mal soweit wäre. Nun, nach 2 Jahren Beziehung, hört man von seiner Seite diesbezüglich KEIN WORT mehr. Frage ich ihn jedoch, ob er sich überhaupt eine Zukunft mit mir vorstellen kann, schaut er mich ungläubig an und meint:“ Ja natürlich, wieso auch nicht?“
Als hätten wir nicht schon genug Probleme, hat sich mein Freund in meinen Augen im letzten Jahr stark radikalisiert. Anfangs noch sehr liberal zu vielen Themen, wurde er von seinem Vater total beeinflusst (absoluter Corona-Leugner), und mittlerweile sind wir angekommen bei: totaler Impfgegner, extrem misstrauisch unserer kompletten Politik gegenüber, Putin-Fanatiker, und homophob („Ich werde niemals einen schwulen Sohn haben, da bin ich mir sicher“)
Vertritt plötzlich sehr fragwürdige Werte wie zB: der Mann ist das Familienoberhaupt und hat bei Entscheidungen das letzte Wort, hegt gewisse Aussteigerszenarien im Sinne von: Möchte am liebsten ein Stück Land am Ar*** der Welt kaufen, sich dort ein kleines Holzhaus bauen, und dort als Selbstversorger abgeschnitten von jeglicher Zivilisation mit unseren beiden (noch nicht vorhandenen) Kindern leben.
Meinte letztens zu mir, er wünsche sich eine „gehorsame Frau“- auf Nachfrage, ob ich in seinen Augen gehorsam wäre, meinte er:“ Nein, aber was nicht ist kann ja noch werden“.
Jeglicher Einwand von meiner Seite wird ignoriert, mit den Worten:“ Das sind doch nur Träumerein von mir“ und „wieso wehrst du dich so gegen diese Vorstellung, das wäre doch ein tolles Leben“. Er hat sich in den letzten Monaten zwei Waffen gekauft (besitzt den Waffenschein), geht mittlerweile oft mit seinem Vater auf den Schießplatz, und möchte dieses Jahr noch den Jagdschein machen (womit ich ja an sich auch kein Problem hätte).
Auf der anderen Seite ist er (paradoxerweise) irgendwo auch eine große Stütze in meinem Leben. Unterstützt mich in all meinen Plänen, ich habe überhaupt nicht das Gefühl, dass er manche Dinge die er sagt, so meint (zB das mit der gehorsamen Frau). Ich habe ihm schon oft meine Meinung gegeigt oder mit ihm Diskussionen begonnen und das hat er jedes Mal runtergeschluckt, es ist nicht so als würde er mir den Mund verbieten oder sonstiges. Ich „darf“ alles machen was ich will, gehe mit Freunden weg, fahre ohne ihn auf Urlaub, das war noch nie ein Problem! Ich habe oft das Gefühl, er spricht in komischen Floskeln, da steckt jedoch nichts dahinter. Er ist auch überhaupt nicht eifersüchtig.
Wie man merkt: ES IST ALLES ANDERE ALS IDEAL. Ich habe versucht, Gespräche zu führen, habe auf Stur geschalten, habe mit ihm gestritten, ihm mehrmals vorgeworfen, ich hätte die „Katze im Sack gekauft“, wie er sich nur so verändern konnte,... Ich sehe mich insofern selbst mitschuldig, indem ich zu Beginn unserer Beziehung plötzlich nur mehr an ihm rumgenörgelt habe, dass tut mir jetzt im Nachhinein weh und leid. Wenn ich zurück denke, glaube ich schon, dass ich damit viel mit kaputt gemacht habe und vorallem der Behiehung an Leichtigkeit genommen habe. Von allen anderen Dingen und vorallem von seinen mittlerweile geprägten Werten distanziere ich mich jedoch ganz klar!! Und sehe hier auch keine „Mitschuld“. Für mich war es damals schon extrem schwer zu akzeptieren, dass er nun eine Waffe im Haus hat (in seiner Wohnung, leben getrennt).
Die Meinung meines Freundes ist ganz klar: Ich erwarte zuviel, meine Erwartungen einer Beziehung wird mir niemals jemand rechtmachen können, er wäre nicht radikal, ich würde ihm Dinge vorwerfen die überhaupt nicht wahr sind. Er streitet zB auch ab, dass er homophob sei, verwendet dann aber homophobe Begrifflichkeiten wie „Schwu*****“ etc., und sieht darin auch kein Problem.
Gewisse Aussagen und Verhaltensweisen meines Freundes finde ich absolut widerwertig und distanziere mich auch ganz klar davon! Das kommuniziere ich auch offen mit ihm.
Nun kurz zu meiner Person, da ich sicherlich auch nicht die Leichteste bin: Ich bin ohne Vater aufgewachsen und habe aufgrund dessen gelernt, dass Frauen auch alles alleine schaffen können. Tue mir irrsinnig schwer, Verantwortung an meinen Partner abzugeben. Tue mir schwer, mir bei etwas Hilfe zu holen oder Bitten auszusprechen (zB „Könntest du mal die schwere Tüte tragen), würde mir jedoch insgeheim oft wünschen, dass mein Partner mir unaufgefordert bei Sachen hilft.
Meine Mutter ist eine Macherin und das hat sie auch an ihre Kinder weitergegeben. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich mein Partner in unserer Beziehung vielleicht auch etwas „entmannt“ fühlt, wenn man das so sagen kann. Mir ist bewusst, dass das sehr traditionell klingt, aber ich weiß mich gerade nicht besser auszudrücken.
Ich habe starke Verlustängste und klammere leider stark, vorallem wenn ich merke, dass sich mein Partner von mir distanziert oder zB mal den Tag seine Ruhe braucht. Ich beziehe jede kleinste schlechte Laune sofort auf mich (ist leider nicht nur in partnerschaftlichen Beziehungen, sondern auch in Freundschaften so). Ich brauche extrem viel Bestätigung von Außen, am liebsten hätte ich, dass mein Partner mir 3x am Tag sagt, dass er mich liebt (habe ich in Vergangenheit auch leider oft so eingefordert, was natürlich auch jeglichen Zauber der Beziehung zerstört hat). Hierbei handelt es sich um meine zweite Beziehung, die erste habe ich mit einem 15- Jahre älteren Mann geführt, der ein Alkoholproblem hatte, auch nur ein Stubenhocker war und sich in seiner Wohnung täglich rauchend eingesperrt hat und Playstation gezockt hat. Als ich meinen jetzigen Partner kennengelernt habe, war ich so begeistert- er hatte einen fixen Job, KEIN ALKOHOLPROBLEM, Nichtraucher, wirkte gebildet, und Stand in meinen Augen fest im Leben. Niemals hätte ich mir gedacht, dass sich unsere Beziehung so entwickelt...
Ich mache auch seit fast 2 Jahren eine Psychotherapie, um mir mit meinen Verlustängsten und Vaterkomplexen zu helfen bzw. diese aufzuarbeiten. Mein Selbstwertgefühl hat sich seitdem minimal verbessert, jedoch schwingen alle anderen Themen in meiner Beziehung mit.
Wieso um Himmels willen bin ich noch mit meinem Freund zusammen, fragt man sich vielleicht wenn man diesen Text liest. Die Antwort ist: Ich klammer mich an jeglichen positiven Ereignissen, oder kleinen Bemühungen seinerseits fest, sicher meiner Verlustangst geschuldet. Mein Partner hat zwischenzeitlich auch kurze liebevolle Phasen, an denen halte ich fest und rede mir selbst ein, dass es ja irgendwie doch mit uns funktonieren könnte. Ich weiß, dass es ihm gegenüber unfair ist, aber ich tue mir so unheimlich schwer mich von ihm zu lösen. Irgendwie hoffe ich immer noch, dass er mal wieder so werden kann, wie er damals war, als wir uns kennengelern haben.
Aufgrund meiner Selbstzweifel schwingt wohl auch immer diese Angst mit, niemanden „Besseren“ zu finden. Oft denke ich mir auch, ich sollte doch einfach meine Erwartungen an eine Beziehung zurückschrauben.
Dieser Text nimmt somit irgendwie sein Ende, ich weiß auch nicht, was ich mir jetzt davon erhoffe. Vielleicht tut es einfach mal gut, das alles loszuwerden. Danke an alle die sich die Mühe gemacht haben, das zu lesen.