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- #1
Hallo liebe Foris,
nachdem ich in Stressphasen hier schon so oft Zuspruch, Trost, aber auch konkrete Ratschläge bekommen habe, komme ich jetzt einfach noch mal mit einem Problem hierher.
Es ist in dem Sinn kein "Problem", weil ich eigentlich im Moment nicht konkret drunter leide und die Situation bisher ganz gut läuft - aber es kann halt eines werden, weil die Situation viel Zündstoff hat. Obwohl wir es bisher ganz gut hingekriegt haben, wäre ich doch für einen Blick von außen dankbar. Außerdem vielleicht wirklich für konkrete, kleine Details, die einen Alltag leichter machen können.
***
Vor einigen Monaten bin ich in eine neue Stadt gezogen und habe hier eine Arbeit angenommen. Mein Freund und ich planten, dass er so bald wie möglich hinterherziehen sollte. Es ging nur nicht sofort, weil er seine alte Arbeit eben nicht sofort aufgeben konnte.
Die Hintergründe sind sehr kompliziert - wen sie interessieren, der kann hier nachlesen:
Das liebe Geld und das böse Schweigen - Planet-Liebe Forum
Neue Stelle und Fernbeziehung - Planet-Liebe Forum
Mein Freund hat eine Bewerbung für die Technikerschule hier bei mir laufen und wird bis zum Sommer entweder arbeitslos oder befristet beschäftigt sein. Nach einer sehr harten Zeit für uns beide sollte er jetzt so langsam endlich hierher ziehen - in die Wohnung, die wir beide zum ersten Januar gemietet und im Januar fast komplett renoviert haben.
Die Zeit davor, in der ich mich zum Wegzug entschlossen habe, und die Fernbeziehung waren für uns beide sehr hart. Aufgrund seiner familiären Situation und der Situation auf seiner Arbeit war mein Freund an einer Depression erkrankt, wegen der er schließlich arbeitsunfähig geschrieben wurde und einen Auflösungsvertrag auf seiner alten Stelle erhielt. Sein behandelnder Arzt unterstützte seine Pläne, die Arbeit eben aufzugeben, hier bei uns die Technikerschule zu machen und mit mir zusammenzuziehen, um sowohl aus der Arbeits- wie auch aus der Familienumgebung herauszukommen. Denn bis letzte Woche wohnte er zusammen mit seinen Eltern in einem Haus, dass er alleine abbezahlt. Es gibt darüber mit der Bank eine Vereinbarung, nachdem er bis zum Verkauf des Hauses nur die Tilgungszinsen bezahlt.
Die Aussicht auf die gemeinsame Wohnung mit mir hier bewirkte eine massive Verbesserung der depressiven und sonstigen emotionalen Problematik bei meinem Freund und der Arzt meinte im Gespräch mit mir auch, dass seine ganzen Probleme bei ihm klar durch das Umfeld kämen und eine Änderung des Umfeldes eine sofortige Verbesserung seines emotionalen Zustandes bringen würde. Das kann ich bestätigen. Ich erlebte es z.B. auch immer so, dass er normal und umgänglich (und gut drauf) war, wenn er bei mir zu besuch war - aber wenn ich bei ihm war, dann war die Stimmung düster und er hockte fast nur am Rechner oder starrte vor sich hin.
***
Ich habe inzwischen ein bisschen mehr über die familiären Hintergründe meines Schatzis erfahren. Sein Vater ist offenbar an irgendeiner psychischen Sache erkrankt oder lässt sich einfach gehen, genau wissen wir es nicht... Jedenfalls hat er seine Frau terrorisiert, ihr jeglichen Kontakt zu anderen Menschen verboten und sie selbst, wenn sie mal ein bisschen mit mir oder mit ihrem Sohn geplaudert hat, hinterher ganz genau gelöchert, worum es dabei gegangen sein sollte. Er war weder durch sie noch durch seinen Sohn ansprechbar - und die Mutter versuchte immer noch, die beiden Männer möglichst auseinander zu halten, weil der Vater den Sohn sonst nur anbrüllen und beleidigen würde und der Sohn zurückbrüllte. Der Vater sah überhaupt kein Problem und keinen Handlungsbedarf - und die Mutter hatte richtiggehend Angst vor ihm.
Letzte Woche, als die Mutter es mit der Unterstützung ihres Hausarztes geschafft hatte, ihn ins Krankenhaus einweisen zu lassen, wollte sie endlich anfangen, ihre langgehegten Pläne umzusetzen und ihn zu verlassen. Da bekam sie einen Anruf von ihm, dass sie im Krankenhaus nichts festgestellt hätten und er jetzt auf eigene Verantwortung das Krankenhaus verlassen würde, wenn sie ihn nicht freiwillig gehen lassen würden. Da bekam sie große Panik. Eigentlich hatte mein Freund für Donnerstag geplant gehabt, zu mir zu ziehen - aber in einer gigantischen Hauruck-Aktion haben die beiden (Sohn und Mutter) dann einen weiteren Lastwagen gemietet, den Umzug um einen Tag vorgezogen und sind hierher zu mir gefahren. Bzw. zu uns, in die von uns beiden gemietete Dreizimmerwohnung, in der ihc bis dahin alleine gewohnt und alleine die Miete bezahlt habe (mein Freund trug dafür die Renovierungskosten).
Als ich also mittwoch von einem Hammertag nach Hause kam, durfte ich noch zwei Stunden lang Tüten und Kisten schleppen und den schlecht geplanten Umzug nachorganisieren, um Leute für den nächsten Tag zum Weiterräumen und so herzubekommen. Dann, nach zwei Nächten mit wenig Schlaf, kam ich am Donnerstag von der Arbeit und bekam erst mal einen unglaublichen Nervenzusammenbruch, ich lief den letzten Weg nach Hause und warf mich dort meinem besten Freund zu der Kiste in seinen Arm und weinte erst mal und weinte und weinte und konnte gar nicht mehr aufhören.
Ich habe eine psychisch teilweise ziemlich belastende Arbeit. Ich konnte nicht mal genau auseinander halten, ob ich nun wegen privatem oder berulichem Stress oder einfach wegen SChlafmangel losweinte.
***
Meine künftige Schwiegermutti ist mit ihrer Planung auch nicht wirklcih vernünftig gewesen. Sie ging wohl davon aus, dass sie in drei, vier Tagen etwas eigenes hat und dann hier wegziehen kann. Aber das funktioniert so natürlich nciht. Sie braucht eine halbwegs behindertengerechte Wohnung wegen ihrem Rheuma, in der Hunde auch erlaubt sind - und ehrlich gesagt will ich sie auch nicht alleine lassen. In den ersten Tagen nach einer Trennung ist man immer wie betäubt, aber irgendwann stürzt man in ein ganz tiefes Loch, und das wird ihr mit Sicherheit auch noch passieren. Da ihr Mann ihr ja immer jegliche Kontakte verboten hat, hat sie im Moment außer ihrem Sohn und mir auch niemanden.
Nun gut, eine Frau in ihrer Situation kann man so oder so nicht vor die Tür setzen - und ich bin auch sehr stolz auf sie, dass sie es geschafft hat, sich aus einer so unerträglichen Situation wie ihrer zu befreien. Natürlich ist sie jetzt erst mal erschöpft, neben sich, fühlt sich unsicher, möchte sich hier nützlich machen und ganz viel tun (und geht uns beiden, die wir Ruhe vor allem Ruhe wollen und brauchen, tierisch auf die Nerven
)...
Vorhin habe ich sie mir erst mal für eine Stunde gekrallt, aufs Sofa mit Kaffee gesetzt (den sie lieberweise gekocht hat) und ein bisschen mit ihr Zukunftsplanung gemacht. Wo sie sich selbst in ein paar Monaten sieht, wo sie hinwill. Habe ihr erklärt, dass sie jetzt vermutlich einfach wie in einem Nebel ist, weil mir selbst das nach Trennungen immer so ging, weil sie doch die ganze Zeit nur auf diesen Moment der Flucht hingearbeitet hat... Ich habe ihr gesagt, dass ich will, dass sie sich jetzt mal die Zeit für einen Blick in die Zukunft nimmt und ich ihr dabei einfach mal zuhöre - und es war richtig schön zu sehen, wie sie zuerst völlig überfordert guckte und dann langsam mit eigenen Ideen ankam, weil sie ganz viele Sachen eben doch vorher schon mal zusammengeträumt hat... Wie sie strahlte, weil sie jetzt tatsächlich so weit ist, dass sie es schaffen kann...
Sie will so schnell wie möglich einen eigenen Ort, wo sie nicht nur geduldet ist (wie jetzt bei uns oder vorher mit ihrem Mann), sie will irgendwann ein eigenes kleines Gärtchen, sie will mit ihrem Hund spazierengehen und andere Hundebesitzer kennenlernen, irgendwann auch noch mal in die Operette (das könnten wir vielleicht sogar mal zu zweit machen, ich hätte auch mal Lust, mit ihr so was zu unternehmen und mich einmal am Stück selbst und dann noch an ihrer Freude darüber zu freuen)... Alles ganz bescheidene Wünsche, die sie sich sicher irgendwann erfüllen wird können - ich wünsche es ihr! Wir haben dann noch bei verschiedenen Wohngenossenschaften angerufen und BEsichtigungstermine abgemacht - und sie strahlte dabei so sehr, dass ich richtig froh war, mir die Kraft für dieses Gespräch genommen zu haben, auch wenn ich viel lieber nur schlafen, lesen oder essen wollte.
Dann habe ich noch ein bisschen über das Zusammenleben erzählt. Darüber, dass mein Freund und ich halt immer ganz gut miteinander klar kommen, weil jeder klar sagt, was er will - und dass ich mir wünsche, dass sie das auch tut. Bei uns darf sie das, anders als bei ihrem Mann, und selbst wenn es dann mal knallt ist mir das immer noch hundertmal lieber als wenn sie immer so verhuscht und ängstlich guckt. Denn eigentlich ist gesunder Egoismus deutlich netter als wenn man von den anderen erwartet, dass sie Gedanken lesen können oder schmollt, weil man sich blöd fühlt. Sie hat dann nachher sogar einmal (etwas zu laut und zu nachdrücklich) ihrem Sohn gesagt, dass sie sich irgendwas jetzt nicht mehr gefallen lässt und er bloß nicht glauben soll, dass sie sich weiter so behandeln lässt - und kam dann ganz stolz lächelnd zu mir und fragte, ob das gut war!


Da hab ich echt fast Pipi in die Augen gekriegt - und mein Freund kam dann und guckte etwas perplex, hat dann aber auch lachen müssen und ihr auf die Schulter geklopft.
***
Jetzt gerade ist sie mit dem Hund draußen, mein Freund bastelt mit dem leidenschaftlichen Hobby-Bastler von Vermieter, den wir haben, eine schicke Arbeitsplatte für die Küche und ihc habe mir die Freiheit genommen, mich etwas auszuruhen, da ich wie gesagt eine stressige Arbeit habe und die nächste Woche auch wieder bewältigen muss. Und dafür werde ich morgen noch mal ganz viel vorbereiten müssen. Ich komme mir egoistisch dabei vor, weil noch so viel unerledigt ist - aber ich bin erschöpft bis in die Knochen und kann nicht mehr.
Bisher läuft es also gar nicht soooooo schlecht an mit dem unerwarteten Zusammenleben zu dritt. Aber bisher geben wir uns auch alle sehr viel Mühe, besonders rücksichtsvoll miteinander umzugehen. Drei Leute, Katze und Hund in einer Wohnung...
Aber ich kann mein ARbeitszimmer zur Zeit nicht nutzen, da sie darin ihr Lager bekommen hat, und sie wird ja vermutlich bis Anfang April hier bleiben. Ich muss mir also eigenltihc einenen neuen provisorischen Arbeitsplatz im Wohnzimmer einrichth
en. Wir müssen endlich eine Waschmaschine besorgen. Es muss noch so viel getan werden - und das, obwohl ich eigentlihc all meine Kraft schon bräuchte, um meine aktuellen Kämpfe auf der Arbeit durchzustehen und gut vorzubereiten!
***
Einerseits will ich ein bisschen Mitgefühl, glaube ich... ^^
Andererseits würde ich mich aber auch über Ideen, kleine Tipps und Einzelheiten freuen, wie man ein solches Zusammenleben für sechs Wochen, das so ganz spontan über einen hereinbricht und verhindert, dass man sich mit dem Freund eben erst mal zusammenleben kann, am besten arrangiert. Denn ich fühle mich im Moment so ausgebrannt und mir fällt nichts mehr ein.
nachdem ich in Stressphasen hier schon so oft Zuspruch, Trost, aber auch konkrete Ratschläge bekommen habe, komme ich jetzt einfach noch mal mit einem Problem hierher.
Es ist in dem Sinn kein "Problem", weil ich eigentlich im Moment nicht konkret drunter leide und die Situation bisher ganz gut läuft - aber es kann halt eines werden, weil die Situation viel Zündstoff hat. Obwohl wir es bisher ganz gut hingekriegt haben, wäre ich doch für einen Blick von außen dankbar. Außerdem vielleicht wirklich für konkrete, kleine Details, die einen Alltag leichter machen können.
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Vor einigen Monaten bin ich in eine neue Stadt gezogen und habe hier eine Arbeit angenommen. Mein Freund und ich planten, dass er so bald wie möglich hinterherziehen sollte. Es ging nur nicht sofort, weil er seine alte Arbeit eben nicht sofort aufgeben konnte.
Die Hintergründe sind sehr kompliziert - wen sie interessieren, der kann hier nachlesen:
Das liebe Geld und das böse Schweigen - Planet-Liebe Forum
Neue Stelle und Fernbeziehung - Planet-Liebe Forum
Mein Freund hat eine Bewerbung für die Technikerschule hier bei mir laufen und wird bis zum Sommer entweder arbeitslos oder befristet beschäftigt sein. Nach einer sehr harten Zeit für uns beide sollte er jetzt so langsam endlich hierher ziehen - in die Wohnung, die wir beide zum ersten Januar gemietet und im Januar fast komplett renoviert haben.
Die Zeit davor, in der ich mich zum Wegzug entschlossen habe, und die Fernbeziehung waren für uns beide sehr hart. Aufgrund seiner familiären Situation und der Situation auf seiner Arbeit war mein Freund an einer Depression erkrankt, wegen der er schließlich arbeitsunfähig geschrieben wurde und einen Auflösungsvertrag auf seiner alten Stelle erhielt. Sein behandelnder Arzt unterstützte seine Pläne, die Arbeit eben aufzugeben, hier bei uns die Technikerschule zu machen und mit mir zusammenzuziehen, um sowohl aus der Arbeits- wie auch aus der Familienumgebung herauszukommen. Denn bis letzte Woche wohnte er zusammen mit seinen Eltern in einem Haus, dass er alleine abbezahlt. Es gibt darüber mit der Bank eine Vereinbarung, nachdem er bis zum Verkauf des Hauses nur die Tilgungszinsen bezahlt.
Die Aussicht auf die gemeinsame Wohnung mit mir hier bewirkte eine massive Verbesserung der depressiven und sonstigen emotionalen Problematik bei meinem Freund und der Arzt meinte im Gespräch mit mir auch, dass seine ganzen Probleme bei ihm klar durch das Umfeld kämen und eine Änderung des Umfeldes eine sofortige Verbesserung seines emotionalen Zustandes bringen würde. Das kann ich bestätigen. Ich erlebte es z.B. auch immer so, dass er normal und umgänglich (und gut drauf) war, wenn er bei mir zu besuch war - aber wenn ich bei ihm war, dann war die Stimmung düster und er hockte fast nur am Rechner oder starrte vor sich hin.
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Ich habe inzwischen ein bisschen mehr über die familiären Hintergründe meines Schatzis erfahren. Sein Vater ist offenbar an irgendeiner psychischen Sache erkrankt oder lässt sich einfach gehen, genau wissen wir es nicht... Jedenfalls hat er seine Frau terrorisiert, ihr jeglichen Kontakt zu anderen Menschen verboten und sie selbst, wenn sie mal ein bisschen mit mir oder mit ihrem Sohn geplaudert hat, hinterher ganz genau gelöchert, worum es dabei gegangen sein sollte. Er war weder durch sie noch durch seinen Sohn ansprechbar - und die Mutter versuchte immer noch, die beiden Männer möglichst auseinander zu halten, weil der Vater den Sohn sonst nur anbrüllen und beleidigen würde und der Sohn zurückbrüllte. Der Vater sah überhaupt kein Problem und keinen Handlungsbedarf - und die Mutter hatte richtiggehend Angst vor ihm.
Letzte Woche, als die Mutter es mit der Unterstützung ihres Hausarztes geschafft hatte, ihn ins Krankenhaus einweisen zu lassen, wollte sie endlich anfangen, ihre langgehegten Pläne umzusetzen und ihn zu verlassen. Da bekam sie einen Anruf von ihm, dass sie im Krankenhaus nichts festgestellt hätten und er jetzt auf eigene Verantwortung das Krankenhaus verlassen würde, wenn sie ihn nicht freiwillig gehen lassen würden. Da bekam sie große Panik. Eigentlich hatte mein Freund für Donnerstag geplant gehabt, zu mir zu ziehen - aber in einer gigantischen Hauruck-Aktion haben die beiden (Sohn und Mutter) dann einen weiteren Lastwagen gemietet, den Umzug um einen Tag vorgezogen und sind hierher zu mir gefahren. Bzw. zu uns, in die von uns beiden gemietete Dreizimmerwohnung, in der ihc bis dahin alleine gewohnt und alleine die Miete bezahlt habe (mein Freund trug dafür die Renovierungskosten).
Als ich also mittwoch von einem Hammertag nach Hause kam, durfte ich noch zwei Stunden lang Tüten und Kisten schleppen und den schlecht geplanten Umzug nachorganisieren, um Leute für den nächsten Tag zum Weiterräumen und so herzubekommen. Dann, nach zwei Nächten mit wenig Schlaf, kam ich am Donnerstag von der Arbeit und bekam erst mal einen unglaublichen Nervenzusammenbruch, ich lief den letzten Weg nach Hause und warf mich dort meinem besten Freund zu der Kiste in seinen Arm und weinte erst mal und weinte und weinte und konnte gar nicht mehr aufhören.
Ich habe eine psychisch teilweise ziemlich belastende Arbeit. Ich konnte nicht mal genau auseinander halten, ob ich nun wegen privatem oder berulichem Stress oder einfach wegen SChlafmangel losweinte.
***
Meine künftige Schwiegermutti ist mit ihrer Planung auch nicht wirklcih vernünftig gewesen. Sie ging wohl davon aus, dass sie in drei, vier Tagen etwas eigenes hat und dann hier wegziehen kann. Aber das funktioniert so natürlich nciht. Sie braucht eine halbwegs behindertengerechte Wohnung wegen ihrem Rheuma, in der Hunde auch erlaubt sind - und ehrlich gesagt will ich sie auch nicht alleine lassen. In den ersten Tagen nach einer Trennung ist man immer wie betäubt, aber irgendwann stürzt man in ein ganz tiefes Loch, und das wird ihr mit Sicherheit auch noch passieren. Da ihr Mann ihr ja immer jegliche Kontakte verboten hat, hat sie im Moment außer ihrem Sohn und mir auch niemanden.
Nun gut, eine Frau in ihrer Situation kann man so oder so nicht vor die Tür setzen - und ich bin auch sehr stolz auf sie, dass sie es geschafft hat, sich aus einer so unerträglichen Situation wie ihrer zu befreien. Natürlich ist sie jetzt erst mal erschöpft, neben sich, fühlt sich unsicher, möchte sich hier nützlich machen und ganz viel tun (und geht uns beiden, die wir Ruhe vor allem Ruhe wollen und brauchen, tierisch auf die Nerven
Vorhin habe ich sie mir erst mal für eine Stunde gekrallt, aufs Sofa mit Kaffee gesetzt (den sie lieberweise gekocht hat) und ein bisschen mit ihr Zukunftsplanung gemacht. Wo sie sich selbst in ein paar Monaten sieht, wo sie hinwill. Habe ihr erklärt, dass sie jetzt vermutlich einfach wie in einem Nebel ist, weil mir selbst das nach Trennungen immer so ging, weil sie doch die ganze Zeit nur auf diesen Moment der Flucht hingearbeitet hat... Ich habe ihr gesagt, dass ich will, dass sie sich jetzt mal die Zeit für einen Blick in die Zukunft nimmt und ich ihr dabei einfach mal zuhöre - und es war richtig schön zu sehen, wie sie zuerst völlig überfordert guckte und dann langsam mit eigenen Ideen ankam, weil sie ganz viele Sachen eben doch vorher schon mal zusammengeträumt hat... Wie sie strahlte, weil sie jetzt tatsächlich so weit ist, dass sie es schaffen kann...
Sie will so schnell wie möglich einen eigenen Ort, wo sie nicht nur geduldet ist (wie jetzt bei uns oder vorher mit ihrem Mann), sie will irgendwann ein eigenes kleines Gärtchen, sie will mit ihrem Hund spazierengehen und andere Hundebesitzer kennenlernen, irgendwann auch noch mal in die Operette (das könnten wir vielleicht sogar mal zu zweit machen, ich hätte auch mal Lust, mit ihr so was zu unternehmen und mich einmal am Stück selbst und dann noch an ihrer Freude darüber zu freuen)... Alles ganz bescheidene Wünsche, die sie sich sicher irgendwann erfüllen wird können - ich wünsche es ihr! Wir haben dann noch bei verschiedenen Wohngenossenschaften angerufen und BEsichtigungstermine abgemacht - und sie strahlte dabei so sehr, dass ich richtig froh war, mir die Kraft für dieses Gespräch genommen zu haben, auch wenn ich viel lieber nur schlafen, lesen oder essen wollte.
Dann habe ich noch ein bisschen über das Zusammenleben erzählt. Darüber, dass mein Freund und ich halt immer ganz gut miteinander klar kommen, weil jeder klar sagt, was er will - und dass ich mir wünsche, dass sie das auch tut. Bei uns darf sie das, anders als bei ihrem Mann, und selbst wenn es dann mal knallt ist mir das immer noch hundertmal lieber als wenn sie immer so verhuscht und ängstlich guckt. Denn eigentlich ist gesunder Egoismus deutlich netter als wenn man von den anderen erwartet, dass sie Gedanken lesen können oder schmollt, weil man sich blöd fühlt. Sie hat dann nachher sogar einmal (etwas zu laut und zu nachdrücklich) ihrem Sohn gesagt, dass sie sich irgendwas jetzt nicht mehr gefallen lässt und er bloß nicht glauben soll, dass sie sich weiter so behandeln lässt - und kam dann ganz stolz lächelnd zu mir und fragte, ob das gut war!
Da hab ich echt fast Pipi in die Augen gekriegt - und mein Freund kam dann und guckte etwas perplex, hat dann aber auch lachen müssen und ihr auf die Schulter geklopft.
***
Jetzt gerade ist sie mit dem Hund draußen, mein Freund bastelt mit dem leidenschaftlichen Hobby-Bastler von Vermieter, den wir haben, eine schicke Arbeitsplatte für die Küche und ihc habe mir die Freiheit genommen, mich etwas auszuruhen, da ich wie gesagt eine stressige Arbeit habe und die nächste Woche auch wieder bewältigen muss. Und dafür werde ich morgen noch mal ganz viel vorbereiten müssen. Ich komme mir egoistisch dabei vor, weil noch so viel unerledigt ist - aber ich bin erschöpft bis in die Knochen und kann nicht mehr.
Bisher läuft es also gar nicht soooooo schlecht an mit dem unerwarteten Zusammenleben zu dritt. Aber bisher geben wir uns auch alle sehr viel Mühe, besonders rücksichtsvoll miteinander umzugehen. Drei Leute, Katze und Hund in einer Wohnung...
Aber ich kann mein ARbeitszimmer zur Zeit nicht nutzen, da sie darin ihr Lager bekommen hat, und sie wird ja vermutlich bis Anfang April hier bleiben. Ich muss mir also eigenltihc einenen neuen provisorischen Arbeitsplatz im Wohnzimmer einrichth
en. Wir müssen endlich eine Waschmaschine besorgen. Es muss noch so viel getan werden - und das, obwohl ich eigentlihc all meine Kraft schon bräuchte, um meine aktuellen Kämpfe auf der Arbeit durchzustehen und gut vorzubereiten!
***
Einerseits will ich ein bisschen Mitgefühl, glaube ich... ^^
Andererseits würde ich mich aber auch über Ideen, kleine Tipps und Einzelheiten freuen, wie man ein solches Zusammenleben für sechs Wochen, das so ganz spontan über einen hereinbricht und verhindert, dass man sich mit dem Freund eben erst mal zusammenleben kann, am besten arrangiert. Denn ich fühle mich im Moment so ausgebrannt und mir fällt nichts mehr ein.