Zu allererst: Ihn nicht mehr als Feind, als Gegner zu sehen. Sondern mich mit ihm in unserem Konstrukt als Paar zu solidarisieren, und die Divergenz der Bedürfnisse als Problem anzuerkennen. Dadurch war er nicht mehr das Übel, das Ekel, das ich ablehnte, sondern die Handlung "Sex". Ich konnte ihn wieder als den mich liebenden, begehrenden, unterstützenden Partner ansehen, der er ist. Und seine Verzweiflung, seinen Kampf um uns, seine Hingabe mir gegenüber wahrnehmen und anerkennen, und mich dadurch unterstützt fühlen.Erdbeere1106 was hat dir am Ende geholfen um deine Libido wieder zu steigern?
Hey! Der Mann kämpft um unsere Beziehung! Um unsere gemeinsame Zukunft!
Diese neue Perspektive hat mir ermöglicht, ihn nicht mehr zu bekämpfen, nicht mehr wegzustoßen. Zunächst emotional.
Dadurch konnte diesbezüglich meine Seele heilen.
Der Körper folgte dann.
Das hat sehr viele, tiefgründige, offene, verletzlich machende Gespräche zwischen uns zur Folge gehabt, und so eine neue Basis erbaut.
Er konnte auf diese Weise zu meiner bisherigen -für ihn sehr verletzenden- Perspektive auch anders (oder überhaupt erstmal) Zugang finden und dem gegenüber Empathie entwickeln, was ich mit meinen Empfindungen durchgemacht habe. Das hat zu einem geduldigeren und nicht mehr vorwurfsvollen Umgang mit mir geführt.
Dadurch konnten wir mir einen Schutzraum schaffen, in dem ich mich Schritt für Schritt Nähe und Zuwendung gegenüber wieder öffnen konnte. Das fand sehr behutsam über Monate hinweg statt. Ich konnte mich dann irgendwann wieder fallen lassen in das Verliebtsein in ihn - und damit einhergehend kam die Leidenschaft und Lust zurück.
Während der Schwangerschaft hatte ich, anders als in der ersten Schwangerschaft, keine gesteigerte Lust, aber wir hatten recht regelmäßig lustvollen Sex. Da war es nur hinderlich, dass das körperliche Unbehagen und die Anstrengung da waren.Und gab es nach der 2. Geburt auch wieder Probleme mit deiner Libido?
Nach der Schwangerschaft hatte ich diesmal richtig Sehnsucht danach, bis wir endlich wieder durften, und sehr große Lust auf Sex.
Seit wir im Januar Corona hatten, sind unsere Nächte sehr unruhig geworden und das Baby clustert, sodass ich in Summe (mit mindestens drei Unterbrechungen) auf etwa 4-5 Stunden Schlaf in der Nacht komme.
Zudem verhält es sich in den letzten Wochen so, dass auf Arbeit nichts rund läuft, und ich schlechter Planung meiner Bosses geschuldet ständig Überstunden schrubbe, und das Baby, Restfamilie, Haushalt etc. natürlich noch zusätzlich anfallen.
Der Herzensmann unterstützt mich sehr, und er sieht seinen Teil, den er beitragen kann.
Nachts zum Beispiel lässt sich der Kleine aber nur durch mich stillend überhaupt wieder in den Schlaf bringen. Da kann er mich nicht entlasten.
Das führt in den letzten Wochen dazu, dass ich Sex kaum initiiere, weil ich intrinsisch wieder keine Lust verspüre. Zumal es aktuell keinerlei Raum und Zeit für die Umsetzung des Sexes gibt, der meine Kinks bedienen würde.
Aber wir kannten ja die Problematik und haben tatsächlich bereits vor der Schwangerschaft sehr intensiv darüber gesprochen, wie wir dann mit der Situation umgehen wollen.
Und so handhaben wir es auch: Er initiiert, wenn er möchte, und ich lasse mich darauf ein, solange ich nur einfach "keine Lust" habe, aber keine Abneigung, Druck/Zugzwang oder Angst verspüre. Die Lust kommt bei mir im Moment, wenn wir schon bei der Sache sind, und dann kann ich es auch genießen.
Und wir sprechen sehr viel häufiger darüber, wie es uns gerade emotional geht.
Zugleich sind Berührungen (sowohl sexuell anspielende als auch einfach nur partnerschaftlich-zärtliche) für uns beide im Moment sehr, sehr wichtig, und eine Art Rückversicherung, dass diesmal alles im grünen Bereich ist.