
Benutzer168083 (35)
Verbringt hier viel Zeit
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Hallo ihr Lieben Menschen an den Empfangsgeräten.
Lange ist's her, dass ich hier hab blicken lassen, aber wie ein Boomerang komme ich immer wieder zurück. In den letzten Monaten hat sich viel getan und ich habe es irgendwie nie geschafft, meine Gedanken so richtig zu ordnen. Durch die Ereignisse der letzten Monate, Corona, das Ende des Studiums, das Ende meiner ersten (viel zu kurzen) Beziehung und den darausfolgenden Aufbruch ins Ungewisse hatte ich irgendwie nie die Zeit, meine Gefühle wahrzunehmen oder einzuordnen.
Jetzt, wo ich zum ersten Mal seit über 10 Jahren wieder regelmäßige Wochenenden habe, die Gastronomie (hoffentlich) endgültig hinter mir gelassen habe und einen kompletten Reset meines Lebens vorgenommen habe, merke ich aber, wie die Gedanken mich durchwühlen, wenn ich alleine zu Haus bin. Trotz allem Guten das ich die letzten Monate erfahren durfte habe ich manchmal einfach das Bedürfnis, jemanden zu umarmen und einfach loszuheulen. Es ist ein wahres auf und ab der Gefühle.
Aber fangen wir da an, wo meine letzte Geschichte aufgehört hat:
Nach ca. 18 Monaten hat meine Exfreundin unsere Beziehung beendet. Und ich habe das Gefühl, dass ich es komplett verkackt habe. Menschlich, weil ich nicht gut darin bin, Zuneigung zu zeigen, Geschenke zu machen, kleine Aufmerksamkeiten zu organisieren oder kreative Ideen bezüglich Aktivitäten oder irgendwie aufregend und interessant zu sein. Charakterlich, weil ich trotz allem beim Thema Frauen (nicht generell, nur wenn's um Flirts geht) immer noch viel zu schüchtern bin, selbst bei der Frau, die mit mir in einer Beziehung ist. Außerdem war ich wirklich nicht gut darin, ihr das Gefühl zu geben, dass sie sich auf mich verlassen kann. Dabei hätte ich wirklich alles für sie getan, wenn sie mich direkt danach gefragt hätte.
Und, und das ist eigentlich das Schlimmste: kommunikativ, weil ich so gar nicht in der Lage bin, meine Gefühle in einem direkten Gespräch klar zu äußern, zu sagen, was ich will und was ich nicht will. Und vor allem, was ich im Bezug auf Körperlichkeit will. Und selbst wenn es soweit kam, hatte ich das Gefühl, zu versagen. Und dann kommt noch meine abnormale Verklemmtheit dazu. Ich wollte nicht über Sex reden. Ich konnte nicht über Sex reden. Sie hätte gerne mehr von mir gehabt, in jeder Hinsicht. Ich weiß, dass sie in den besten Zeiten der kurzen Beziehung darüber nachgedacht hat, mit mir zusammenzuziehen. Mir ging das zu schnell. So viel Nähe konnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht zulassen.
Und irgendwann dachte sie, ich wollte nicht mit ihr schlafen. Das war dann der Anfang vom Ende.
Das traurige Fazit meiner ersten Beziehung ist:
1. Ich bin schlecht im Bett
2. Ich bin kein guter Küsser
3. Ich bin ein schlechter Partner
4. Ich habe zu viel Angst vor ungefähr allem, was gut ist
5. Es ist mittlerweile knapp 6 Monate her und ich denke fast jeden Tag an sie
6. Corona ist scheiße
7. Ich habe Angst, die Fehler die ich gemacht habe zu wiederholen
Nachdem klar war, dass das zuende ist, habe ich eine Bewerbung abgeschickt, bin 500km umgezogen und habe einen tollen neuen Job in einer kleinen Stadt im Norden Bayerns begonnen. Die Arbeit ist der Wahnsinn, die Bezahlung ist anständig, die Wohnung ist top, aber ich fühle mich so unfassbar einsam hier.
Sobald die Coronalage es zulässt, werde ich hoffentlich den Mut und das Interesse finden, irgendeinem Verein hier beizutreten, damit ich wenigstens ein paar Leute kennenlerne, aber zurzeit bin ich froh, wenn ich es nach der Arbeit schaffe, noch irgendeine Aufgabe im Haushalt zu erledigen. Die ganze Situation raubt mir einfach all meine Kraft. Ich fühle mich, als würde ich wieder gegen den Strudel der Depression anschwimmen. Ich weiß, dass ich das kann. Ich hab die Werkzeuge dazu. Aber es kotzt mich an und macht mich traurig, dass ich wieder in dieser Situation bin.
Aber immerhin hab ich dank Pandemie und Gastro-exit mit dem Saufen aufgehört. In den 5 Monaten dieses Jahres hab ich vllt insgesamt ne Kiste Bier geleert.
Tut mir leid, dass ich euch nichts Besseres berichten kann, aber soweit war es dann zumindest mal ein kleines Update für diejenigen, die es interessiert.
Ich danke jedenfalls allen, die's lesen und vielleicht auch den einen oder andern Kommentar dalassen. Würd mich freuen, wenn einer oder zwei von euch "hier bleiben" bis es wieder besser wird. Auch wenn's ein paar Monate/Jahre dauern wird.
Liebe Grüße in die Runde
Johnny