• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

Outing als Bisexuelle Frau?

N
Benutzer181038  (26) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #1
Hallo ihr Lieben!

Ganz kurz zu mir, um das nachfolgende „Problem“ zu verstehen:
Ich bin w,23 und seit fast 3 Jahren glücklich in einer Beziehung mit einem Mann. Generell hatte ich bis jetzt nur Beziehungen mit Männern, und da wären wir auch schon bei meinem eigentlichen Problem:
Ich bin bisexuell, und dass weiß ich auch schon seit ich 14 bin. Der Rest der Welt weiß es aber nicht..(mit Ausnahme meines Freundes und meiner besten Freundin) und das macht mich ganz schön fertig.
Ich habe dauerhaft das Gefühl mich verstecken zu müssen, oder eben Freunden nicht die Wahrheit zu sagen. Aber wie auch? Dadurch, dass ich eben schon immer nur ernsthafte Beziehungen mit Männern hatte, kam auch nie die Frage nach meiner Sexualität. Ich würde gerne offener damit umgehen können...
Irgendwas gibt mir das Gefühl, dass ich garnicht das Recht habe mich überhaupt outen zu dürfen.. als dürfte ich es nur, wenn ich irgendwann mal mit einer Frau zusammen wäre. (Hört dich vielleicht doof an, klingt in meinem Kopf aber leider sehr realistisch).
Im Grunde erhoffe ich mir dabei eigentlich nichts, aber dieses Gefühl, dass ich nicht 100% ich sein kann & meinen Freunden was falsches „vorspiele“ lässt mich einfach nicht in Ruhe.

Was meint ihr dazu? Mache ich mir zu Unrecht Gedanken darüber, oder sind meine Fragen berechtigt?

Bin dankbar für jede ehrliche Meinung!
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #2
Hmm, wird denn manchmal unter Freunden über sowas geredet? Wo du dann prinzipiell auch erwähnen könntest, dass du auch bi bist? Und wo du dich dann nicht traust? Oder dass jemand erwähnt XY süß/sexy zu finden, wo du dann auch mal erwähnen könntest dass du z.B. ein wenig für die Kellnerin/Schauspielerin/... schwärmst?

Oder würdest du es lieber ganz explizit thematisieren à la "Ich möchte euch was sagen: Ich bin bi" - was natürlich ein ganz anderes Maß an Aufmerksamkeit darauf lenken würde.
 
Luna Grohl
Benutzer180959  Sorgt für Gesprächsstoff
  • #3
Also erst einmal, wenn es dich beschäftigt ist es nicht unwichtig also hat das Thema eine Berechtigung. Du musst für dich wissen wie und ob du es wem kundtun möchtest, letztendlich ändert sich nichts, wie du ja gesagt hast, aber nicht immer blöde angeguckt zu werden wenn du mal ner hübschen Frau hinterher schaust(und nicht nur nem hübschen Mann) oder des auch einfach mal über eine Frau sagen zu können. Kann auch befreiend sein. Ist schon schlimm genug, dass du dir da so den Kopf drüber zerbrechen musst.
 
N
Benutzer181038  (26) Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #4
Selten.
Ich hab 2,3 Freunde die lesbisch/schwul sind & meine Cousine selbst ist auch lesbisch. Die wissen es zwar, aber selbst da werde ich eher belächelt.. Glaube nicht wirklich, dass sie ernst meinen. Bei meinen anderen Freunden kommt das Thema eher selten auf.. und dann schweige ich eben.
 
Luna Grohl
Benutzer180959  Sorgt für Gesprächsstoff
  • #5
Ja die belächeln es vermutlich weil du es nicht wie sie auslebst. Das hat aber nichts damit zu tun. Schade, dass sie nicht anders damit umgehen können. Bisexualität wird leider öfter mal nicht ernst genommen. :rolleyes:
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #6
Hmm, sagt dir "bi invisibility" was? Offenbar haben manche bisexuelle Menschen das Problem dass sie sich nicht ganz ernst genommen fühlen. Scheint bei deinen homosexuellen Bekannten vielleicht auch der Fall zu sein.

Kann ich persönlich jetzt leider nur bedingt nachfühlen, weil ich nicht oder nur wenig bi bin. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass das ein blödes Gefühl ist. Vielleicht einfach mal drauf ansprechen, dass du dafür nicht gerne belächelt werden möchtest?
 
N
Benutzer181038  (26) Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #7
Mhh.. ich glaube tatsächlich, dass das auch eine große Rolle spielt, weshalb ich mich so fühle.
Habe tatsächlich mit 16 mal versucht mich zu outen, aber es wurde oft als „Phase“ abgestempelt & viele haben sich sogar abgewandt. Seitdem verstecke ich es, aber wirklich befreiend ist das nicht..
[doublepost=1603140962,1603140647][/doublepost]Der Begriff an sich hat mir nichts gesagt, die Erklärung dahinter schon. War mir nur nicht bewusst, dass es dafür eine Bezeichnung gibt.
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #8
Das Bedürfnis dahinter kann ich schon prinzipiell verstehen. Einfach normal damit umgehen zu können - was gerade Heteros oft nicht gut verstehen können, weil diese Normalität für sie selbstverständlich ist. Aber vielleicht auch viele Schwule und Lesben oft nicht so direkt sehen...

Ist das "verstecken" eher so ein abstraktes Gefühl? Oder hast du tatsächlich manchmal Momente wo du dir z.B. eine Aussage verkneifst, weil du dich damit zu erkennen geben würdest? Oder dich anderweitig zurück nimmst/eingeschränkt fühlst?
 
V
Benutzer180568  (38) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #9
Okay, ich lese heraus, dass Du wirklich darunter leidest...die Frage ist nur, warum? Was würde sich Deiner Meinung nach ändern?

Ich finde ja, dass man um die sexuelle Orientierung oder auch Vorlieben viel zu viel Bohei macht. Denn eigentlich ist es doch egal, was wir im innersten Empfinden. Ich fühle mich anderen Frauen manchmal auch nicht abgeneigt, aber warum soll ich mit diesem Gefühl nach draußen gehen? Es ändert sich ja nichts. Ich glaube, so wie Du auch, dass ich diese stille Seite von mir sowieso nie richtig ausleben werde. Ich spüre das manchmal in mir, aber in meiner aktuellen Lebenssituation spielt das keine Rolle. Und ich darf so fühlen wie ich will, ich muss es nicht allen gleich vorleben. Es ist zuviel Wertung im Thema. Vielleicht musst Du lernen, Dich davon zu lösen? Oder suchst Du eigentlich nach einer (Er-)Lösung? Willst Du Dich outen, um es auszuleben? (Eigentlich schließt Du das ja aus)
Oder geht es Dir um das Dazugehören?
Oder willst Du einfach nur zeigen: Hey, ich hab diese Seite in mir, schaut alle mal her!
 
B
Benutzer174589  (36) Sehr bekannt hier
  • #10
die Frage ist nur, warum? Was würde sich Deiner Meinung nach ändern?

Das finde ich den wichtigsten Punkt.

Was ändert sich dadurch für dich?

Theoretisch könntest du doch einfach gehen und es deinen Freunden sagen. Vor allem, wenn sich in deinem Umfeld schon homosexuelle Personen befinden. Dann sollte ja Akzeptanz vorhanden sein.

Glaube nicht wirklich, dass sie ernst meinen

Woran machst du das fest?
Was sollte geschehen, damit du das Gefühl hast ernst genommen zu werden?

Und auch hier nochmal, was ändert das für dich?

Wenn du das Bedürfnis hast dich anzuvertrauen, dann kannst du das tun.
So wie du es bisher getan hast, im kleinen, dann im großen, zum Beispiel. Oder du springst gleich ins kalte Wasser.
Ich glaube nicht, dass man da tolle Tipps geben kann. Du wirst es halt irgendwie sagen müssen.

Oder aber, wie schon geschrieben wurde, du bringst es subtil an, im Sinne von "xy finde ich auch sexy".

Überlege dir vorher, was du dir davon erwartest.

als dürfte ich es nur, wenn ich irgendwann mal mit einer Frau zusammen wäre.

Und auch hier, was würde das für dich ändern?
Warum hast du das Gefühl, etwas beweisen zu müssen?
Warum denkst du, genügen deine Gefühle nicht?
Bist du dir dessen was du fühlst sicher, oder denkst du, dass du da noch etwas brauchst, etwas von außen, etwas auf das du deine Empfindungen stützen kannst?

Was ändert sich für dich mit einem Outing? Was wird geschehen? Bist du vielleicht auch einfach weiterhin die N Nessa97 , die mit einem Mann in einer Beziehung ist? Nur dann mit dem Stempel "bi" irgendwo? Wie wird es dich und dein Umfeld beeinflussen?

Ich bin selbst bi und habe mich nie offiziell geoutet. Meine Familie weiß es so oder so, weil ich irgendwann, als mein Freund auch schon da war, eine Liebschaft mit einer Frau hatte.

Freund*innen haben es halt früher oder später mitbekommen. Entweder durch Schwärmereien oder Eskapaden mit irgendwelchen Frauen, die ich zufällig gefunden habe.

Es ist mir kein Bedürfnis, viel darüber zu reden. Es ist wie es ist. Es ändert nichts. Ich fühle wie ich fühle. Und ich lebe es eben aus, wie ich es auslebe, auch mit Freund zuhause.

Deswegen nochmal ganz konkret die Frage : Was erhoffst du dir?
Was wünscht du dir?
Was sind deine Erwartungen /Hoffnungen, die du in dein Outing steckst?
Was möchtest du, was sich für dich verändert?
 
Yurriko
Benutzer174969  (31) Sehr bekannt hier
  • #11
Also vorneweg ich steh auf Frauen, aber hatte auch noch nie etwas mit Frauen, also eine ähnliche Situation wie du - nur das ich mich vermutlich nicht mehr bisexuell nennen würde (und ich das ehrlich gesagt sowieso bescheuert finde meiner Sexualität einen Namen zu geben)

Dein Problem kenn ich so nicht ganz, aber meine Familie kennt meine Sexualität nicht - sonst würden sie einen Exorzisten oder sowas holen. Im Freundeskreis kennen sie meine Sexualität auch nicht wirklich, weil mir persönlich der Mehrwert davon fehlt.

Ich versteh auch nicht ganz, wieso du dich outen musst bzw. offenbar hast du das ja schon. Was bringt dir das? Was ist der Mehrwert davon, wenn alle anderen wissen, welche Sexualität du hast?

Wenn ich ehrlich bin, wenn ein Freund mir seine Sexualität offenbart, würde ich mich schon fragen "Wieso?", weil es würde sich zwischen ihm und mir nichts ändern. Ich würde ihn weder bewundern noch verachten. Es wäre einfach nur "Aha, danke bitte, aber wieso?"

Geht es dir darum externe Bestätigung für deine sexuelle Orientierung zu bekommen? Oder willst du dich ausleben und anderen quasi signalisieren "Hey ich bin in einer Partnerschaft, aber ihre Frauen, auf euch steh ich auch"?

Ich würde an deiner Stelle tief in mir gehen und fragen, warum ich das anderen so mitteilen möchte, welche Sexualität ich habe.
 
B
Benutzer174589  (36) Sehr bekannt hier
  • #12
Sukram
Benutzer172234  (43) Verbringt hier viel Zeit
  • #13
Ich habe gemerkt das die Leute weniger reden wenn man offen mit seiner Sexualität umgeht. Hatte eine Kollegin die auch Bi ist und da offen mit umgegangen ist. Meine Kollegen sind sehr gr. Lästermäuler aber durch ihre Offenheit wurden alle Spekulationen in Keim erstickt. Ende vom Lied war das sie als sie gegangen ist sogar in ihrer Zeit bei uns was mit 3 anderen Kolleginnen hatte. Also offen sein und dazustehen finde ich besser und zack ist es für alle normal.
 
Erdbeere1106
Benutzer171033  (37) Sehr bekannt hier
  • #14
Ich bin auch bi. Ich habe meine Bisexualität lange Zeit ausgelebt, ohne es selbst zu wissen. Einfach, weil ich mir kein Label gegeben hatte. Ich habe meine ersten sexuellen Erfahrungen mit Frauen gemacht, ich hatte bis Mitte 20 immer wieder was mit Frauen. Ich verliebe/verknalle mich leichter in Frauen als in Männer. Feste Beziehungen hatte ich nur mit Männern. Keine Ahnung, warum sich das so ergeben hat.
Ich gehe damit offen um. Ich mache es nirgends zum Kernthema. Ich reibe es niemandem auf die Nase. Aber wenn es gerade passt, oder mich irgendwer fragt, dann spreche ich darüber. Ich bin damit nie, niemals irgendwo angeeckt. Man nimmt es hin, man hört zu, man staunt vielleicht kurz darüber, man nickt den Kopf. Und hinterher bin ich noch genau dieselbe.
 
L
Benutzer178725  Öfter im Forum
  • #15
Meiner Meinung nach ist ein Outing da gar nicht nötig.

Ich sag ja auch nicht hey ich bin hetero. Du liebst und das zählt. Wem oder was ist ja vollkommen egal.

Es klingt viel mehr so, als wenn du selbst dir da im Weg stehst und meinst dir einreden zu müssen es sei falsch das nicht jeden mit zuteilen.. Aber warum? Deinen Freund und deiner Bf hast dus ja auch gesagt.
 
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Nikki.B
Benutzer174698  (23) Öfter im Forum
  • #16
Hallo ihr Lieben!

Ganz kurz zu mir, um das nachfolgende „Problem“ zu verstehen:
Ich bin w,23 und seit fast 3 Jahren glücklich in einer Beziehung mit einem Mann. Generell hatte ich bis jetzt nur Beziehungen mit Männern, und da wären wir auch schon bei meinem eigentlichen Problem:
Ich bin bisexuell, und dass weiß ich auch schon seit ich 14 bin. Der Rest der Welt weiß es aber nicht..(mit Ausnahme meines Freundes und meiner besten Freundin) und das macht mich ganz schön fertig.
Ich habe dauerhaft das Gefühl mich verstecken zu müssen, oder eben Freunden nicht die Wahrheit zu sagen. Aber wie auch? Dadurch, dass ich eben schon immer nur ernsthafte Beziehungen mit Männern hatte, kam auch nie die Frage nach meiner Sexualität. Ich würde gerne offener damit umgehen können...
Irgendwas gibt mir das Gefühl, dass ich garnicht das Recht habe mich überhaupt outen zu dürfen.. als dürfte ich es nur, wenn ich irgendwann mal mit einer Frau zusammen wäre. (Hört dich vielleicht doof an, klingt in meinem Kopf aber leider sehr realistisch).
Im Grunde erhoffe ich mir dabei eigentlich nichts, aber dieses Gefühl, dass ich nicht 100% ich sein kann & meinen Freunden was falsches „vorspiele“ lässt mich einfach nicht in Ruhe.

Was meint ihr dazu? Mache ich mir zu Unrecht Gedanken darüber, oder sind meine Fragen berechtigt?

Bin dankbar für jede ehrliche Meinung!
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Hallo ihr Lieben!
Im Grunde erhoffe ich mir dabei eigentlich nichts, aber dieses Gefühl, dass ich nicht 100% ich sein kann & meinen Freunden was falsches „vorspiele“ lässt mich einfach nicht in Ruhe.

Was meint ihr dazu? Mache ich mir zu Unrecht Gedanken darüber, oder sind meine Fragen berechtigt?

Outing ist ja immer auch eine Frage vor wem.
Ich weiß das auch schon seit ich 13 oder 14 bin (mich ziehen Mädels etwas mehr an, als Jungs). Meine Freunde haben das irgendwie von selbst mitbekommen zumal ich relativ lange mit meiner Besten zusammen bin.
Bei den Eltern wars etwas schwieriger, die haben nicht recht durchgeblickt. Irgendwann hat mein Vater gefragt ob ich lesbisch bin. Da hab ich nein gesagt, ich mag beides.
Er hats locker genommen und gesagt das erhöht die Chance auf ein Date ums doppelte :smile: . Und meine Mum hat gesagt das wusste sie schon immer.

Ich gehe da ziemlich offen damit um und sags jedem der es wissen will, habe aber auch kein Schild um den Hals.. Achtung bi.
Mach dir einfach nicht so einen Kopf... es ist egal wer das nun weiß (außer die, für die du sich interessierst :smile: Und die bekommen es von selber mit.
 
Darwinist
Benutzer152937  (32) Meistens hier zu finden
  • #17
Hmm, sagt dir "bi invisibility" was? Offenbar haben manche bisexuelle Menschen das Problem dass sie sich nicht ganz ernst genommen fühlen.
Das Problem mit der bisexuellen Unsichtbarkeit ist aber nicht, dass man sich als Bisexueller nicht ernst genommen fühlt, sondern dass Bisexualität von vielen tatsächlich nicht ernst genommen wird.
Wenn man sich offen zu seiner Bisexualität bekennt, gibt es viele, die das aus ganz verschiedenen Gründen nicht anerkennen. Wie viele Eltern beispielsweise tun ein solches Outing ihres Kindes ab mit den Worten: "Das ist nur eine Phase" und übersehen geflissentlich, dass Bisexualität nicht nur eine Phase ist, sondern eine eigenständige Form der sexuellen Orientierung, die ihre Daseinsberechtigung genauso hat wie Hetero- oder Homosexualität auch. Als ich einer Bekannten neulich von meiner F+ mit meiner Kommilitonin erzählte, schaute sie mich irritiert an und fragte mich doch tatsächlich: "Wie jetzt? Bist du jetzt doch wieder hetero? Ich dachte, du wärst schwul?" Vielen passt es einfach nicht ins Weltbild, dass man offenbar beide Geschlechter attraktiv finden kann und man muss ehrlicherweise zugeben, dass Bisexualität in dieser Hinsicht auch wortwörtlich unsichtbar ist. Bist du als Mann gerade mit einer Frau zusammen, wirkst du auf dein Umfeld hetero, bist du mit 'nem Mann zusammen, sieht dich dein Umfeld als schwul. Ich denke, nur den allerwenigsten Leuten würde, wenn sie irgendwo ein gleichgeschlechtliches Paar sehen, einfallen, dass die nicht zwangsläufig homosexuell sein müssen.
Und dann gibt es auch noch die Sorte von Leuten, oftmals sogar homosexuelle Leute, die also selbst leider mehr als genug Erfahrung mit Diskriminierung haben müssten, die der Meinung sind, Bisexualität existiere gar nicht wirklich und das seien in Wahrheit alles nur verkappte Homos, die sich ihre Gayness nur nicht eingestehen wollen.

Meiner Meinung nach ist ein Outing da gar nicht nötig.

Ich sag ja auch nicht hey ich bin hetero. Du liebst und das zählt. Wem oder was ist ja vollkommen egal.
Das soll jetzt nicht böse klingen, aber ich glaube nicht, dass Heterosexuelle wirklich immer nachvollziehen können, warum queeren Menschen ein Outing so wichtig sein kann. Oft kommt dann genau dieses Argument: Ich stell mich ja auch nicht hin und oute mich als hetero. Ja natürlich machen heterosexuelle das nicht. Weil es auch gar nicht notwendig ist - das Umfeld geht ja ganz automatisch davon aus, dass man hetero ist.

Viele queere empfinden es als belastend, sich nicht outen zu können. Ich kann das total gut verstehen. Man muss sich immer verstecken und kann in so vielen Situationen einfach nicht man selbst sein, weil unsere Gesellschaft einfach heteronormativ ist. Vielen ist es einfach ein Bedürfnis, sich nicht mehr verstecken zu müssen, sondern ganz sie selbst sein zu dürfen. Die meisten, die sich outen, stellen sich ja nun auch nicht mit einem Plakat hin oder lassen sich "Ich bin ... " auf die Stirn tätowieren, aber ich kann schon verstehen, warum es vielen ein Bedürfnis ist, sich zumindest im engen Familien- und Freundeskreis outen zu wollen. Man erwartet ja nach einem Outing auch nicht, von den anderen nun anders als vorher behandelt zu werden, sondern einfach frei zu sein und nicht immer fragende Blicke zu kassieren, wenn man sagt, dass man X/Y auch ganz süß findet.

Was meint ihr dazu? Mache ich mir zu Unrecht Gedanken darüber, oder sind meine Fragen berechtigt?
Wenn dich dieses Thema beschäftigt, dann machst du dir darüber sicher nicht zu Unrecht Gedanken darüber. Ich finde auch nicht, dass wir anderen ein Recht haben, darüber entscheiden zu dürfen, ob du dich outen darfst oder nicht. Entscheidend ist doch, dass es für dich offenbar ein ganz wichtiges Anliegen ist und wenn du dich outen möchtest, ist das dein gutes Recht.

Die Frage ist halt, inwiefern du dich eigentlich outen willst und was du dir von einem Outing erhoffst. Geht es dir nur darum, nur du selbst sein zu können? Oder steckt mehr dahinter und willst du deine Bisexualität einfach offen ausleben können?

Ich rate dir jedenfalls, es nicht zu überstürzen. Deine beste Freundin und dein Partner wissen anscheinend Bescheid, das ist doch schon mal ein Anfang. Du musst es ja nicht gleich allen erzählen. Vielleicht fängst du ganz langsam damit an bei deinen Eltern oder bei Geschwistern?
 
B
Benutzer174589  (36) Sehr bekannt hier
  • #18
Weil es auch gar nicht notwendig ist - das Umfeld geht ja ganz automatisch davon aus, dass man hetero ist.

Aber macht das etwas? Also ist das für irgendwas wichtig?

Das Argument :
Man muss sich immer verstecken und kann in so vielen Situationen einfach nicht man selbst sein, weil unsere Gesellschaft einfach heteronormativ ist.
Ist ja vielleicht (! Nur mbM) dann wichtig, wenn es eben um gelebte Partnerschaft geht und jemand eben eine nicht-hetero Beziehung hat. Ansonsten gibt es ja nichts zu verstecken. Eine Single Person, ist eine Single Person, ohne Label. Oder eben, gedacht, hetero, was ja eigentlich Piepegal ist.

Ich oute mich zum Beispiel nicht, für mich ist das auch gar kein Thema, weil ich dadurch aber auch nichts erwarte, weder im positiven, noch im negativen Sinne. Ich sehe schlicht keinen Mehrwert darin. Aber eben auch keine Nachteile in meinem Umfeld. Weder für die eine, noch die andere Seite.

Yurriko hat das sehr schön zusammengefasst :
Es wäre einfach nur "Aha, danke bitte, aber wieso?"


Das ist nun meine Lebensrealität. Ich bin durchaus offen für Denkanstöße. Aber es erscheint mir irgendwie nicht logisch, außer eben in konkreten Situationen.
Für mich scheint es nichtmal logisch, meine eigene Schublade zu suchen. Wofür, für was, für wen, warum?

Auch da bin ich bei Yurriko Yurriko
und ich das ehrlich gesagt sowieso bescheuert finde meiner Sexualität einen Namen zu geben
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #19
Aber macht das etwas? Also ist das für irgendwas wichtig?
Ich persönlich habe weder ein besonders großes Bedürfnis, meine sexuelle Orientierung zu labeln, noch sie anderen mitzuteilen. Als ich Single war, war es mir relativ egal ob die Leute glauben ob ich auf Männer und/oder Frauen stehe.

Trotzdem kann ich das Bedürfnis gut verstehen. Ich denke, es ist schon ein etwas merkwürdiges Gefühl zu wissen dass einen jeder als heterosexuell einstuft, und dass das irgendwann fast unweigerlich für eine gewisse zumindest Überraschung, schlimmstenfalls negative Reaktionen sorgen wird. Dass man dann vielleicht auch eine gewisse Bange vor dem Moment hat, wo es "raus kommt", und dass man dem dann lieber durch ein kontrolliertes, selbstbestimmtes Outing vorweg greift.
 
B
Benutzer174589  (36) Sehr bekannt hier
  • #20
Ich denke, es ist schon ein etwas merkwürdiges Gefühl zu wissen dass einen jeder als heterosexuell einstuft

So ein unsichtbares, nicht fassbares, einstufen, dass da zwar irgendwie ist, aber eigentlich nie Thema, macht es irgendwie doppelt schwer nachzuvollziehen.

Das seh ich schon ein. Aber das ist ein Thema, was man dann grad eben nur mit sich selbst hat... Maximal, manche auch nicht.
Generell bin ich deshalb natürlich für mehr Offenheit gegenüber nicht heteronormativen Modellen.
Aber das ist eben wieder eine generelle Offenheit, schwer zu erklären.

Also, dass man eben nicht automatisch hetero denkt, sondern "Mensch mit oder ohne Sexualität".

schlimmstenfalls negative Reaktionen sorgen wird.

Das hat man ja so oder so, auch wenn die negativsten Reaktionen für mich als cis-Frau, bisher die von fehlgeleiteten cis-Männern waren, die in wilden "Lesben Sex" oder "Dreier Fantasien" schwelgten. Vielleicht bin ich da etwas zu "privilegiert" , oder kann mich zu wenig rein denken.

Dass man dann vielleicht auch eine gewisse Bange vor dem Moment hat, wo es "raus kommt", und dass man dem dann lieber durch ein kontrolliertes, selbstbestimmtes Outing vorweg greift.

Dafür bräuchte es Antworten der TE, ob sie denn in der Zukunft so etwas anstrebt. Klingt total dumm, aber wenn die Beziehung mit ihrem Freund für lange (immer) als Monogame Beziehung ausgelegt ist, wird sie in diese Situation nie kommen.

Was ich meine : mag natürlich sein, dass sie sich besser fühlt, mag aber auch sein, dass es durch Alltag einfach in Vergessenheit gerät /unwichtig ist /bleibt /wird oder, dass sich schlicht gar nichts verändert. Deshalb wäre halt meine Frage : Was erhofft man sich?
Warum dieses Bedürfnis, warum jetzt?
 
Metallfuß
Benutzer177659  (40) Verbringt hier viel Zeit
  • #21
Ich sag ja auch nicht hey ich bin hetero
Weil wir als heterosexuelle ja auch der vermeintlichen Norm entsprechen.

Wir haben einfach das Privileg unsere Sexualität niemals vor irgendwelchen anderen definieren zu müssen, weil die Gesellschaft Hetero als Norm empfindet.
 
Yurriko
Benutzer174969  (31) Sehr bekannt hier
  • #23
Wir haben einfach das Privileg unsere Sexualität niemals vor irgendwelchen anderen definieren zu müssen
Ich renne auch nicht rum und sage: "Hey ich würde gern Frauen und Männer ficken" :smile:

Wieso genau muss man andere seine Sexualität aufdrängen? Wo genau hat man Nachteile, wenn andere die eigene Sexualität nicht kennen?

Selbst wenn ich für mich sage, ich bin bi, muss das kein anderer wissen.

Ich kann den Drang anderen die eigene Sexualität aufzudrängen nicht verstehen. Egal ob Hetero, Homo oder alles dazwischen oder auch außerhalb.

Das Problem der TE war ja auch mehr, dass ihre lesbischen Cousinen sie nicht ernst genommen haben. Sowas passiert eben. Ist vielleicht nicht schön, aber sollte die eigene Sexualität auch nicht beeinflussen. Und auch nicht, ob sie es anderen erzählt. Aber dann muss man eben mit Meinungen rechnen. Ob die einen gefallen oder nicht.

Ist bei jedem Thema so.
 
L
Benutzer178725  Öfter im Forum
  • #24
Das soll jetzt nicht böse klingen, aber ich glaube nicht, dass Heterosexuelle wirklich immer nachvollziehen können, warum queeren Menschen ein Outing so wichtig sein kann. Oft kommt dann genau dieses Argument: Ich stell mich ja auch nicht hin und oute mich als hetero. Ja natürlich machen heterosexuelle das nicht. Weil es auch gar nicht notwendig ist - das Umfeld geht ja ganz automatisch davon aus, dass man hetero ist.

Viele queere empfinden es als belastend, sich nicht outen zu können. Ich kann das total gut verstehen. Man muss sich immer verstecken und kann in so vielen Situationen einfach nicht man selbst sein, weil unsere Gesellschaft einfach heteronormativ ist. Vielen ist es einfach ein Bedürfnis, sich nicht mehr verstecken zu müssen, sondern ganz sie selbst sein zu dürfen. Die meisten, die sich outen, stellen sich ja nun auch nicht mit einem Plakat hin oder lassen sich "Ich bin ... " auf die Stirn tätowieren, aber ich kann schon verstehen, warum es vielen ein Bedürfnis ist, sich zumindest im engen Familien- und Freundeskreis outen zu wollen. Man erwartet ja nach einem Outing auch nicht, von den anderen nun anders als vorher behandelt zu werden, sondern einfach frei zu sein und nicht immer fragende Blicke zu kassieren, wenn man sagt, dass man X/Y auch ganz süß findet.

Tut mir leid das sollte nicht so rüberkommen. Für mich ist es schlichtweg egal wen andere Lieben und ich würde auch keinem da irgendwie komisch angucken wenn er wen süss findet etc. Vermutlich ist es bei mir im Vergleich zum Rest zu akzeptiert. Aber ich finde deine Erklärung da sehr hilfreich :smile: Danke dir.
 
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