
Benutzer20579 (40)
Planet-Liebe ist Startseite
- #1
Guten Abend,
Ich möchte für das Thema nun einen eigenen Thread aufmachen.
Bei meiner Mutter wurde vor 2 Wochen Krebs festgestellt. Eierstöcke, Gebärmutter, Metastasen im Bauchfell. Aufgefallen ist es, weil sie immer dünner wurde, ihr Bauch wurde aber immer größer. Sie konnte nichts mehr essen.
Pfingsten ging es ins Krankenhaus, eigentlich für eine Darmspiegelung. Es wurde aber erst ein Ultraschall gemacht und dann wurden schon Schatten gesehen. Sie war dann eine Woche im Krankenhaus. Erst wurden insgesamt 7 Liter Wasser aus dem Bauch geholt, da ahnte ich schon, dass das kein guter Befund werden kann. Es wurde ein MRT und ein CT gemacht und dann eine Laparaskopie. Danach hieß es erst, ja, es sei Krebs, aber ein typischer Befund, behandelbar. Letzten Freitag dann die Besprechung aller Ergebnisse, Stufe IV, wir reden nicht mehr von Heilung, sondern von 5 bis 10 Jahren. Sie braucht eine große OP und voraussichtlich auch Chemo, wenn sie fit genug dafür ist. Der Krebs sitzt auch am Darm, daher hat sie so wenig Appetit. Sie ist eh nur 1,50, daher macht der Krebs alles sehr eng und drückt auf alle Organe.
Seit einer Woche stehe ich nun völlig neben mir. Wir mussten den gemeinsam geplanten Urlaub Ende Juli umplanen. Mein Mann wurde vorgestern am Knie operiert. Daneben wohnen hier zwei Kinder, 3 Katzen und ich arbeite 35 Stunden. Jeder Tag fühlt sich so zäh und lang an, ich trauere um meine Kindheit, träume jede Nacht von ihr, quetsche verschiedene KIs zu den Befunden aus und komme kaum noch runter.
Sie hat zusätzlich MS und kann kaum noch laufen, ist mega geschwächt und redet nur sehr schleppend. Sie ist erst 69, ihr ganzes Leben immer quietschfidel gewesen, laut, wild, mobil und aktiv. Die MS hat uns schon so viel genommen, sie ist am Rollator und wird vermutlich bald einen Rollstuhl brauchen. Meine Eltern haben vor einigen Jahren neu gebaut, aber das Haus ist nicht barrierefrei und sie kommt kaum noch in den 1. Stock.
Aktuell ist sie wieder im Krankenhaus für weitere Tests, heute wurde Flüssigkeit aus der Lunge geholt und in zwei Wochen ist die OP. In einer anderen Stadt, die ohne Berufsverkehr 1,5 Stunden weit weg ist und sie wird dann auch zwei Tage auf intensiv liegen.
Ich bin so überfordert. Ich telefoniere fast täglich mit meinem Vater, die Anrufe bei meiner Mutter fallen mir schwer, weil sie total schleppend spricht, ganz wenig versteht, was die Ärzte ihr erklären. Das Gespräch mit dem Prof vor letzte Woche war aber sehr gut und da mein Vater dabei war, haben wir da nun genauere Infos. Er sagte, 80 Prozent der Patientinnen mit diesem Befund wären in dem Stadium, in dem sie ist (oder eins davor), weil man es oft eben erst so spät merkt. Und es eben auch normal ist, dass man es auf andere, bekannte Krankheiten schiebt, z.B. wenn man eben auch MS hat. Ich versuche, meinem Vater den Druck zu nehmen, da er sich seit Jahren aufopferungsvoll um meine Mutter kümmert und auch mehr Vorsorge vermutlich nicht geholfen hätte, weil man den Krebs auch jetzt erst gefunden hat, als man ihn gesucht hat.
Heute erzählte mir mein Vater dann, dass man in der Klinik die neurologischen Befunde nochmal durchgesehen hätte und darin steht, dass im Rahmen der humangenetischen Untersuchung auch das Gen gefunden wurde, das für Gebärmutterkrebs verantwortlich ist und dass man dazu rät, Eierstöcke und Gebärmutter zu entfernen. Mein Vater war total perplex, es stand nun also seit 3 Jahren in den Befunden, aber wir haben es alle nicht richtig gelesen oder haben es gelesen, aber dann ist es untergegangen, weil die MS soviel Raum genommen hat.
Meine Oma hatte den identischen Krebs selbst vor 20 Jahren, noch weiter fortgeschritten und sie hat überlebt und gilt als geheilt. Dennoch muss das natürlich für meine Mama nichts heißen.
Für mich heißt das nun aber auch, dass ich mir überlegen muss, Gebärmutter und Eierstöcke entfernen zu lassen und mich genetisch untersuchen zu lassen. Für meine Töchter heißt das ggf auch, dass sie diese Entscheidung später treffen müssen.
Diese neue Info macht mir nun zusätzlich zu schaffen, zum einen, dass uns das alles vielleicht erspart geblieben wäre, hätte man meiner Mutter alles rausgenommen, zum anderen aber auch, dass ich nun auch für mich diese Entscheidung werde treffen müssen.
Es fühlt sich gerade alles nach soviel an. Ich bin geplagt vom schlechten Gewissen, weil ich nicht dauernd hinfahren kann, weil wir den Urlaub Ende Juli nun mit den Schwiegereltern machen wollen, alleine auch für die Kinder, die sich schon so freuen. Ich bin eben nicht nur Tochter, sondern auch selbst Mama. Gleichzeitig denke ich an meinen Papa, der gesund durchs leere Haus tigert und am Telefon so traurig und erschöpft wirkt. Er ist kein Mann großer Worte, ein 'Das ist alles ein riesengroßer Scheiß' von ihm will was heißen.
Ich kann mich einfach überhaupt nicht auf meine Arbeit konzentrieren, sehe echt auch bescheiden aus und ich könnte jeden Nachmittag einfach nur schlafen. Abends schlafe ich nicht ein, weil ich dran denke, morgens ist es wieder da. Ich träume von ihr, wie sie normal mit mir redet, wieder gesund ist und sagt: "Gut, dass das nun hinter uns liegt". Heute Nacht habe ich davon geträumt, dass sie mir erzählt, wie sie beerdigt werden möchte, davon bin ich wachgeworden und konnte nicht mehr einschlafen.
Ich weiß aktuell gar nicht, was ich machen soll und wie ich jeden Tag weitermachen soll. Die Kinder sind nunmal auch keine, die pflegeleicht mitlaufen, ich rotiere mit Terminen, Schule usw. und keine Woche ist einfach nur ruhig. Ich habe das Gefühl, bei meinem Vater sein zu müssen, aber dann ist ein Kindergeburtstag, ein Musikschulfest, für das geübt wird und unter der Woche ist die Straße immer dicht in alle Richtungen. Und dann habe ich das Gefühl, dass ich auch nicht wirklich will, dass ich eben auch den Abstand hier brauche, die Abgrenzung, nicht jeden Tag dort zu sein und zuzuschauen, wie immer weniger da ist.
Und dann denke ich, dass wir erst am Anfang stehen, die Diagnose ist erst eine Woche alt, es ist behandelbar, der Arzt war zuversichtlich - und 5 bis 10 Jahre ist für jemanden von Ende 60 ja auch schon keine katastrophale Lebenserwartung. Es hat niemand gesagt, 'machen sie sich noch ein paar schöne Wochen', sondern es ist eben schon die Rede von Jahren. Da muss mein Hirn nicht gleich Beerdigungsszenarien fahren, aber teilweise kommt so eine Panik hoch, dass das alles eben nun echt ist, nie wieder weg geht, für immer Teil dieser Familie sein wird, obwohl es niemand bestellt hat.
Daher mache ich einen Thread auf - ich weiß, viele Leute haben mit dem Thema Erfahrungen, im Freundeskreis sind es immer mehr Eltern, die Krebs bekommen und es ist ja eben auch nicht selten. Aber trotzdem zieht es einem so den Boden unter den Füßen weg. Es soll auch nicht nur um meine Mutter gehen, es soll ein Sammelthread werden.
Ich möchte für das Thema nun einen eigenen Thread aufmachen.
Bei meiner Mutter wurde vor 2 Wochen Krebs festgestellt. Eierstöcke, Gebärmutter, Metastasen im Bauchfell. Aufgefallen ist es, weil sie immer dünner wurde, ihr Bauch wurde aber immer größer. Sie konnte nichts mehr essen.
Pfingsten ging es ins Krankenhaus, eigentlich für eine Darmspiegelung. Es wurde aber erst ein Ultraschall gemacht und dann wurden schon Schatten gesehen. Sie war dann eine Woche im Krankenhaus. Erst wurden insgesamt 7 Liter Wasser aus dem Bauch geholt, da ahnte ich schon, dass das kein guter Befund werden kann. Es wurde ein MRT und ein CT gemacht und dann eine Laparaskopie. Danach hieß es erst, ja, es sei Krebs, aber ein typischer Befund, behandelbar. Letzten Freitag dann die Besprechung aller Ergebnisse, Stufe IV, wir reden nicht mehr von Heilung, sondern von 5 bis 10 Jahren. Sie braucht eine große OP und voraussichtlich auch Chemo, wenn sie fit genug dafür ist. Der Krebs sitzt auch am Darm, daher hat sie so wenig Appetit. Sie ist eh nur 1,50, daher macht der Krebs alles sehr eng und drückt auf alle Organe.
Seit einer Woche stehe ich nun völlig neben mir. Wir mussten den gemeinsam geplanten Urlaub Ende Juli umplanen. Mein Mann wurde vorgestern am Knie operiert. Daneben wohnen hier zwei Kinder, 3 Katzen und ich arbeite 35 Stunden. Jeder Tag fühlt sich so zäh und lang an, ich trauere um meine Kindheit, träume jede Nacht von ihr, quetsche verschiedene KIs zu den Befunden aus und komme kaum noch runter.
Sie hat zusätzlich MS und kann kaum noch laufen, ist mega geschwächt und redet nur sehr schleppend. Sie ist erst 69, ihr ganzes Leben immer quietschfidel gewesen, laut, wild, mobil und aktiv. Die MS hat uns schon so viel genommen, sie ist am Rollator und wird vermutlich bald einen Rollstuhl brauchen. Meine Eltern haben vor einigen Jahren neu gebaut, aber das Haus ist nicht barrierefrei und sie kommt kaum noch in den 1. Stock.
Aktuell ist sie wieder im Krankenhaus für weitere Tests, heute wurde Flüssigkeit aus der Lunge geholt und in zwei Wochen ist die OP. In einer anderen Stadt, die ohne Berufsverkehr 1,5 Stunden weit weg ist und sie wird dann auch zwei Tage auf intensiv liegen.
Ich bin so überfordert. Ich telefoniere fast täglich mit meinem Vater, die Anrufe bei meiner Mutter fallen mir schwer, weil sie total schleppend spricht, ganz wenig versteht, was die Ärzte ihr erklären. Das Gespräch mit dem Prof vor letzte Woche war aber sehr gut und da mein Vater dabei war, haben wir da nun genauere Infos. Er sagte, 80 Prozent der Patientinnen mit diesem Befund wären in dem Stadium, in dem sie ist (oder eins davor), weil man es oft eben erst so spät merkt. Und es eben auch normal ist, dass man es auf andere, bekannte Krankheiten schiebt, z.B. wenn man eben auch MS hat. Ich versuche, meinem Vater den Druck zu nehmen, da er sich seit Jahren aufopferungsvoll um meine Mutter kümmert und auch mehr Vorsorge vermutlich nicht geholfen hätte, weil man den Krebs auch jetzt erst gefunden hat, als man ihn gesucht hat.
Heute erzählte mir mein Vater dann, dass man in der Klinik die neurologischen Befunde nochmal durchgesehen hätte und darin steht, dass im Rahmen der humangenetischen Untersuchung auch das Gen gefunden wurde, das für Gebärmutterkrebs verantwortlich ist und dass man dazu rät, Eierstöcke und Gebärmutter zu entfernen. Mein Vater war total perplex, es stand nun also seit 3 Jahren in den Befunden, aber wir haben es alle nicht richtig gelesen oder haben es gelesen, aber dann ist es untergegangen, weil die MS soviel Raum genommen hat.
Meine Oma hatte den identischen Krebs selbst vor 20 Jahren, noch weiter fortgeschritten und sie hat überlebt und gilt als geheilt. Dennoch muss das natürlich für meine Mama nichts heißen.
Für mich heißt das nun aber auch, dass ich mir überlegen muss, Gebärmutter und Eierstöcke entfernen zu lassen und mich genetisch untersuchen zu lassen. Für meine Töchter heißt das ggf auch, dass sie diese Entscheidung später treffen müssen.
Diese neue Info macht mir nun zusätzlich zu schaffen, zum einen, dass uns das alles vielleicht erspart geblieben wäre, hätte man meiner Mutter alles rausgenommen, zum anderen aber auch, dass ich nun auch für mich diese Entscheidung werde treffen müssen.
Es fühlt sich gerade alles nach soviel an. Ich bin geplagt vom schlechten Gewissen, weil ich nicht dauernd hinfahren kann, weil wir den Urlaub Ende Juli nun mit den Schwiegereltern machen wollen, alleine auch für die Kinder, die sich schon so freuen. Ich bin eben nicht nur Tochter, sondern auch selbst Mama. Gleichzeitig denke ich an meinen Papa, der gesund durchs leere Haus tigert und am Telefon so traurig und erschöpft wirkt. Er ist kein Mann großer Worte, ein 'Das ist alles ein riesengroßer Scheiß' von ihm will was heißen.
Ich kann mich einfach überhaupt nicht auf meine Arbeit konzentrieren, sehe echt auch bescheiden aus und ich könnte jeden Nachmittag einfach nur schlafen. Abends schlafe ich nicht ein, weil ich dran denke, morgens ist es wieder da. Ich träume von ihr, wie sie normal mit mir redet, wieder gesund ist und sagt: "Gut, dass das nun hinter uns liegt". Heute Nacht habe ich davon geträumt, dass sie mir erzählt, wie sie beerdigt werden möchte, davon bin ich wachgeworden und konnte nicht mehr einschlafen.
Ich weiß aktuell gar nicht, was ich machen soll und wie ich jeden Tag weitermachen soll. Die Kinder sind nunmal auch keine, die pflegeleicht mitlaufen, ich rotiere mit Terminen, Schule usw. und keine Woche ist einfach nur ruhig. Ich habe das Gefühl, bei meinem Vater sein zu müssen, aber dann ist ein Kindergeburtstag, ein Musikschulfest, für das geübt wird und unter der Woche ist die Straße immer dicht in alle Richtungen. Und dann habe ich das Gefühl, dass ich auch nicht wirklich will, dass ich eben auch den Abstand hier brauche, die Abgrenzung, nicht jeden Tag dort zu sein und zuzuschauen, wie immer weniger da ist.
Und dann denke ich, dass wir erst am Anfang stehen, die Diagnose ist erst eine Woche alt, es ist behandelbar, der Arzt war zuversichtlich - und 5 bis 10 Jahre ist für jemanden von Ende 60 ja auch schon keine katastrophale Lebenserwartung. Es hat niemand gesagt, 'machen sie sich noch ein paar schöne Wochen', sondern es ist eben schon die Rede von Jahren. Da muss mein Hirn nicht gleich Beerdigungsszenarien fahren, aber teilweise kommt so eine Panik hoch, dass das alles eben nun echt ist, nie wieder weg geht, für immer Teil dieser Familie sein wird, obwohl es niemand bestellt hat.
Daher mache ich einen Thread auf - ich weiß, viele Leute haben mit dem Thema Erfahrungen, im Freundeskreis sind es immer mehr Eltern, die Krebs bekommen und es ist ja eben auch nicht selten. Aber trotzdem zieht es einem so den Boden unter den Füßen weg. Es soll auch nicht nur um meine Mutter gehen, es soll ein Sammelthread werden.