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Schule Jahrespraktikum in einer Schule für Behinderte - komme irgendwie noch nicht klar...

BlumentoPferde96
Benutzer131604  (27) Benutzer gesperrt
  • #1
Hey alle zusammen!

Ich hab mich für ein Jahrespraktikum in der Astrid-Lindgren-Schule, eine Schule für Behinderte, entschieden.

Heute hatte ich dann meinen ersten Arbeitstag zusammen mit den behinderten Kindern und irgendwie komm ich da noch nicht so ganz klar.

Gibt da mehrere Probleme...

1. Teilweise nerven mich die Behinderten richtig, weil sie halt relativ oft rumbrüllen und so Zeug, da könnte ich teilweise ausrasten. Gibts da irgendwelche Tipps?

2. Die tun mir irgendwie alle total leid. Vor allem, was die teilweise für Behinderungen haben... Habt ihr da Erfahrungen? Legt sich das nach ner Zeit?

3. So wirklich gefallen tut mir die Arbeit bisher noch nicht so. Es ist zwar echt toll da und das Team ist sehr nett, aber irgendwie find ich das bisher nicht so das wahre...

Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, was ich jetzt machen soll. Ich hätte natürlich die Möglichkeit, die Stelle aufzugeben und mir was anderes zu suchen, allerdings meinen viele Freunde, da würde man sich schon dran gewöhnen... irgendwie hab ich jetzt aber keine wirkliche Lust, morgen da nochmal hinzugehen. Grad ist irgendwie wieder so ne Zeit, wo ich überhaupt keinen Bock hab...

Habt ihr da vielleicht irgendwelche Erfahrungen oder so? Könnt ihr mir da irgendwelche Tipps geben, damit ich besser klarkomme?
 
Guinan
Benutzer34612  Planet-Liebe Berühmtheit
Redakteur
  • #2
Generell finde ich es nciht schlecht, wenn man auch mal lernt, sich irgendwo durch was durchzubeißen, was einem vielleicht auch mal nicht so viel Spaß macht.
Kritisch wird es dann, wenn entweder Du dich wirklich völlig fertig machst oder Du deine Schüler nicht mit dem gebotenen Respekt behandeln würdest.
Dass es nicht einfach werden würde, war Dir doch vorher klar, oder? Hast Du dir das völlig ins Blaue hinein ausgesucht?
 
Pink Bunny
Benutzer58449  (34) Planet-Liebe ist Startseite
  • #3
Hey alle zusammen!

Ich hab mich für ein Jahrespraktikum in der Astrid-Lindgren-Schule, eine Schule für Behinderte, entschieden.

Heute hatte ich dann meinen ersten Arbeitstag zusammen mit den behinderten Kindern und irgendwie komm ich da noch nicht so ganz klar.

Gibt da mehrere Probleme...

1. Teilweise nerven mich die Behinderten richtig, weil sie halt relativ oft rumbrüllen und so Zeug, da könnte ich teilweise ausrasten. Gibts da irgendwelche Tipps?

2. Die tun mir irgendwie alle total leid. Vor allem, was die teilweise für Behinderungen haben... Habt ihr da Erfahrungen? Legt sich das nach ner Zeit?

3. So wirklich gefallen tut mir die Arbeit bisher noch nicht so. Es ist zwar echt toll da und das Team ist sehr nett, aber irgendwie find ich das bisher nicht so das wahre...

Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, was ich jetzt machen soll. Ich hätte natürlich die Möglichkeit, die Stelle aufzugeben und mir was anderes zu suchen, allerdings meinen viele Freunde, da würde man sich schon dran gewöhnen... irgendwie hab ich jetzt aber keine wirkliche Lust, morgen da nochmal hinzugehen. Grad ist irgendwie wieder so ne Zeit, wo ich überhaupt keinen Bock hab...

Habt ihr da vielleicht irgendwelche Erfahrungen oder so? Könnt ihr mir da irgendwelche Tipps geben, damit ich besser klarkomme?


Warum hast du dich eigentlich dazu entschieden wenn das nicht für dich ist?

1. Locker bleiben. Da muss man echt für gemacht sein. Mich stört das nicht so sonderlich denn bei manchen ist es auch einfach eine Art der Kommunikation.

2. Beobachte die einzelnen Menschen. Du wirst beobachten können das selbst Menschen mit den schwersten Behinderungen immernoch furchtbar viel Glück empfinden können und dies auch ausdrücken. Mit Mitleid ist niemandem geholfen.

3. Das bringt mich zu meiner Anfangsfrage: Warum hast du dich dafür entschieden?


Ich meine eine Behindertenschule kann schon hart wie Kohle sein. Aber das weiß man doch vorher?
 
BlumentoPferde96
Benutzer131604  (27) Benutzer gesperrt
  • Themenstarter
  • #4
Warum hast du dich eigentlich dazu entschieden wenn das nicht für dich ist?

1. Locker bleiben. Da muss man echt für gemacht sein. Mich stört das nicht so sonderlich denn bei manchen ist es auch einfach eine Art der Kommunikation.

2. Beobachte die einzelnen Menschen. Du wirst beobachten können das selbst Menschen mit den schwersten Behinderungen immernoch furchtbar viel Glück empfinden können und dies auch ausdrücken. Mit Mitleid ist niemandem geholfen.

3. Das bringt mich zu meiner Anfangsfrage: Warum hast du dich dafür entschieden?


Ich meine eine Behindertenschule kann schon hart wie Kohle sein. Aber das weiß man doch vorher?

Ich hatte ja einen Probearbeitstag und da war alles irgendwie total geil... aber jetzt...

Generell finde ich es nciht schlecht, wenn man auch mal lernt, sich irgendwo durch was durchzubeißen, was einem vielleicht auch mal nicht so viel Spaß macht.
Kritisch wird es dann, wenn entweder Du dich wirklich völlig fertig machst oder Du deine Schüler nicht mit dem gebotenen Respekt behandeln würdest.
Dass es nicht einfach werden würde, war Dir doch vorher klar, oder? Hast Du dir das völlig ins Blaue hinein ausgesucht?

Wie ich ja schon geschrieben hab, ich hatte ja nen Probearbeitstag. Und ein Kumpel von mir hat da auch ein Jahrespraktikum gemacht und war total begeistert und so... daraufhin hab ich eben ne Bewerbung geschrieben, Probearbeitstag war total geil... aber jetzt...

Mir war schon vorher klar, dass es nicht unbedingt einfach werden würde... aber jetzt mittlerweile frag ich mich echt, warum ich mir das wirklich ausgesucht hab.
 
Pink Bunny
Benutzer58449  (34) Planet-Liebe ist Startseite
  • #5
Ich hatte ja einen Probearbeitstag und da war alles irgendwie total geil... aber jetzt...
Was genau war daran so geil? Die Schüler da haben wie du gute und schlechte Tage.
Gib der Sache eine Chance auch wenn deine Erkenntnis am Ende nur die sein wird das es nichts für dich ist.
 
BlumentoPferde96
Benutzer131604  (27) Benutzer gesperrt
  • Themenstarter
  • #6
Was genau war daran so geil? Die Schüler da haben wie du gute und schlechte Tage.
Gib der Sache eine Chance auch wenn deine Erkenntnis am Ende nur die sein wird das es nichts für dich ist.

Die Schüler waren alle total nett und auch die anderen Jahrespraktikanten und so, die halt da waren. Irgendwie hats mir halt total gefallen. Hab mich da dann um einen gekümmert und das hat mir irgendwie total gefallen.

Ein Kumpel meinte grad zu mir, ich soll mir doch erstmal ein paar Wochen das ganze anschauen. Wenns mir dann immer noch nicht gefällt, kann man ja immer noch wechseln...

Werd ich wohl so machen, denke ich.
 
Guinan
Benutzer34612  Planet-Liebe Berühmtheit
Redakteur
  • #7
BlumentoPferde96
Benutzer131604  (27) Benutzer gesperrt
  • Themenstarter
  • #8

Habt ihr vielleicht doch auch noch ein paar Tipps, wie ich vor allem mit dem Geschrei und so besser klarkommen könnte? Oder habt ihr Erfahrungen, ob man sich da dran gewöhnt oder so?
 
Michi04
Benutzer101233  (42) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #9
Das ist ja auch komisch, der Probetag war geil, aber der erste Arbeitstag schon nicht mehr. :rolleyes:
Was willst du denn später mal machen, nach dem Praktikum?
 
Guinan
Benutzer34612  Planet-Liebe Berühmtheit
Redakteur
  • #10
Ich denke mal, es ist was komplett Neues für Dich und Du bist es nicht gewohnt.
Frag doch bei den Lehrern/anderen Betreuern mal nach, um welche Behinderungen es sich bei den Kids genau handelt und wie sich die jeweils ausdrücken. Wenn Du darüber Kenntnis hast, kannst Du das sicher besser einsortieren.

Edit: mir fällt gerade noch ein, dass ich bei meinem Vorpraktikum zum Studium - hab ich in einer Tagespflege für Senioren gemacht - auch erst sehr unsicher war, weil ich nicht wusste, wie ich zum Beispiel mit den Besuchern mit fortgeschrittener Demenz, Schizophrenie oder manischer Depression umgehen sollte. Das kam dann aber alles mit der Zeit, als ich zum einen die Leute besser kannte, wusste wie sie reagieren und zum anderen auch wusste, wie sich ihre Krankheiten im Einzelnen ausdrückten.
Einerseits gab es Besucher da dachte ich "Nee, mit dem komme ich gar nciht klar" und nachher war ich die Einzige, die überhaupt an denjenigen rankam. Auf der anderen Seite gabs welche, zu denen ich nie Zugang gefunden habe. Ist wie überall anders auch - nur irgendwie... "geballter".
 
Zuletzt bearbeitet:
BlumentoPferde96
Benutzer131604  (27) Benutzer gesperrt
  • Themenstarter
  • #11
Das ist ja auch komisch, der Probetag war geil, aber der erste Arbeitstag schon nicht mehr. :rolleyes:
Was willst du denn später mal machen, nach dem Praktikum?

Vielleicht liegts auch daran, dass ich jetzt in einer anderen Gruppe als vorher bin. :/

Bin mir aktuell noch nicht so ganz sicher, daher auch das Jahrespraktikum.

Ich denke mal, es ist was komplett Neues für Dich und Du bist es nicht gewohnt.
Frag doch bei den Lehrern/anderen Betreuern mal nach, um welche Behinderungen es sich bei den Kids genau handelt und wie sich die jeweils ausdrücken. Wenn Du darüber Kenntnis hast, kannst Du das sicher besser einsortieren.

Werd ich mal machen, danke.

Mein Kumpel schreibt auch grad noch, ich soll doch mal bei den Betreuern und den anderen Jahrespraktikanten und so nachfragen, wie es denen ging bzw. geht. Vielleicht haben die ja noch ein paar Tipps.
 
Michi04
Benutzer101233  (42) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #12
Du wirst dich wundern, wie schnell dir einige der behinderten Menschen ans Herz wachsen können und du dann traurig sein wirst, wenn das Jahr rum ist.
Wir sprechen uns in einem Jahr wieder. :smile:
 
M
Benutzer Gast
  • #13
Mal langsam, heut war dein allererster Arbeitstag. Bestimmt warst du ganz überwältigt von den vielen neuen Eindrücken, aber davon würde ich mich noch nicht zu sehr verunsichern lassen.

Ich arbeite seit drei Jahren ehrenamtlich mit geistig behinderten Kindern zusammen und kann (glaube ich) ganz gut nachvollziehen, dass man zunächst ein wenig überfordert ist. War bei mir nämlich nicht anders.

Neben den "süßen" Downies, die ich auch schon über Bekanntenkreis und Nachbarschaft kannte, waren in der Gruppe anfangs auch ein paar schwerstbehinderte Kinder, was mich doch sehr verunsichert hat. Teilweise waren diese Kinder überhaupt nicht fähig, zu kommunizieren und ich hatte schlicht und ergreifend gewisse Berührungsängste. Und tiefes Mitleid. Mit ihnen, mit den Eltern, den Geschwistern.

Aber das alles legt sich mit der Zeit. Mittlerweile kenne ich die Kinder sehr gut und weiß, wie ich mit ihnen umzugehen habe. Auch die Kinder, die sich nicht mitteilen können, kann ich gut einschätzen und ich habe ihre eigenen Strategien kennengelernt, sich trotzdem in einem gewissen Maß verständlich zu machen.
Mitleid hab ich mittlerweile keines mehr, das ist auch gut so. Behindert oder nicht, jedes Kind sollte meiner Meinung nach so gut wie möglich gefördert werden, um ein Maximum an Selbstständigkeit und sozialer Kompetenz zu erreichen. Mitleid bremst diesen Vorgang, weil man dazu verleitet wird, dem Kind zu viel abzunehmen und zu nachsichtig zu sein, womit man ihm aber keinen Gefallen tut. In diesem Sinne muss man manchmal streng sein oder sogar Strafen verteilen. Am Anfang hab ich mich viel zu sehr um den Finger wickeln lassen, aber man wird mit der Zeit doch ziemlich abgebrüht :zwinker:
Mich rühren z.B. auch nicht alle Tränen. Inflationär eingesetztes Geheule, um etwas zu erreichen, lässt mich auch bei gesunden Kindern kalt. Wer allerdings wirklich traurig ist, der wird, auch wenn ich den Grund nicht nachvollziehen kann, selbstverständlich liebevoll getröstet.

Ehrlich gesagt war für mich auch der Ekel ein großes Thema. Oft musste ich mich wirklich arg zusammenreißen, um meinen Würgereflex unter Kontrolle zu halten, vor allem bei extremem Sabbern oder bei gemeinsamem Essen. Wenn meinem Tischnachbarn der zerkaute Matsch aus dem Mund fällt, könnte ich wirklich kotzen. So leid es mir tut, aber diesbezüglich hab ich noch immer meine Probleme, aber sie sind deutlich geringer geworden und ich kann meinen Ekel sehr gut verbergen.
Lustigerweise haben mich letztens zwei Praktikanten beschämt gefragt, wie ich es denn schaffe, so absolut unbedarft mit den Kindern umzugehen und mir "gestanden", dass es ihnen einfach manchmal so dermaßen graust. Tja, meine Offenbarung, dass es mir da nicht anders geht, hat uns alle drei sehr erleichtert. Vorher hatte ich nämlich teils auch Gewissensbisse, weil ich meinen Ekel als übertrieben und den Kindern gegenüber unfair betrachtet habe. Mittlerweile akzeptier ich es und thematisier's sogar teilweise. Ein Dauernasenbohrer wird von mir nur dann angefasst, wenn er sich zuvor die Hände wäscht und das sag ich den Kindern auch offen. Ich lass mich auch nicht nach dem Essen betatschen, wenn die zerkauten Essensreste bis zum Ellbogen verschmiert sind. Wieso soll ich das nicht in einem angemessenen Ton sagen und das Kind bitten, sich die Hände zu waschen?
Ehrlich gesagt finde ich es auch wichtig, dass die Kinder lernen, die Grenzen anderer Menschen zu respektieren.
Deshalb lasse ich mir (schockierenderweise im Gegensatz zu manchen anderen Betreuern) keine Bussis geben. Ich find's nämlich widerlich, nen Viertelliter Spucke auf die Wange gesabbert zu kriegen. Zudem wär's aus anderen Gründen unpassend, derartigen Körperkontakt zuzulassen, aber das ist hier nicht das Thema.
Also: scheue dich nicht vor klaren Ansagen! Ein "K., ich mag dich auch sehr gern, aber ich will nicht geküsst werden" darf dir nicht peinlich sein.

Zum Thema Lautstärke: Hat mich am Anfang schier wahnsinnig gemacht. Mittlerweile geht's meistens. An manchen Tagen könnt ich zwar immer noch ausflippen, gerade, wenn ich sowieso schon gereizt bin, aber vieles blende ich einfach aus.

Warte doch einfach mal ab, wie die Sache sich entwickelt. Dass du jetzt am allerersten Tag nicht mit den ultraspannenden Aufgaben betraut wurdest, ist doch irgendwie logisch. Aber je länger du im Team bist, desto mehr wird man dir zutrauen!

Bei mir hat es auch gedauert, bis sich das Ganze eingespielt hat, aber ich habe mittlerweile so viel Spaß an der Sache, dass sogar mein Uni-Stundenplan um die Termine mit den Kindern herumgebastelt wird, weil ich partout weitermachen möchte. Ich hab Spaß mit den Kleinen, ich freu mich auf sie, ich mag sie, sie mögen mich - ein schönes Gefühl :smile:

Vielleicht geht's dir in zwei, drei Wochen auch so?
 
BlumentoPferde96
Benutzer131604  (27) Benutzer gesperrt
  • Themenstarter
  • #14
Man, PL vom Handy ist echt ne Qual.

An ManonLescaut: Vielen Dank für die ausführliche und wirkliche tolle Antwort.

Das mit der Lautstärke könnte natürlich auch daran gelegen haben, dass ich heute relativ wenig Schlaf hatte und daher etwas schlecht gelaunt war. Werde wohl in einigen Minuten schlafen gehen, dann wirds morgen mit Sicherheit besser.

Das ist eben genau das, was ich an diesem Forum schätze. Egal, welche Fragen man stellt, es gibt auf jede (sinnvolle) Frage wirklich super Antworten! Vielen Dank euch allen! :smile:

Kleiner Edit an dieser Stelle. :grin:

War heute natürlich wieder da und mir hats heute schon tausendmal besser gefallen. Hab auch ein bisschen auf das geachtet, was ManonLescaut so geschrieben hat. Und... ach, es war einfach toll. :grin:
 
Zuletzt bearbeitet:
Eswareinmal
Benutzer123446  (41) Beiträge füllen Bücher
  • #15
Noch einen Denkanstoß - da du gestern deinen ersten Arbeitstag hattest gehe ich schwer davon aus, dass gestern die Schule angefangen hat. Und genauso wie für dich wäre es in dem Fall so, dass auch für die Kinder wieder etwas Neues beginnt - etwas ganz Anderes als die Ferien, mehr Trubel, mehr Menschen, mehr Anforderungen... und am ersten Schultag sind auch viele Lehrer aufgeregt, das kann die Stimmung ja auch mit beeinflussen.
Ich denke, wenn man sich ein paar Wochen Zeit gegeben hat merkt man auch, ob man wirklich abbrechen möchte oder nicht.

Mir hat es, als ich nach dem Abi mit teilweise schwerst mehrfachbehinderten Kindern gearbeitet habe, auch geholfen, meine Gefühle zu verbalisieren. Den Gedanken, die man sich nicht aussprechen traut, weil sie vielleicht nicht politisch korrekt rüberkommen, einen Raum geben. Sei es Ekel, sei es Unsicherheit oder Mitleid.

ManonLescauts Beitrag finde ich wirklich super.
 
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BlumentoPferde96
Benutzer131604  (27) Benutzer gesperrt
  • Themenstarter
  • #16
Noch einen Denkanstoß - da du gestern deinen ersten Arbeitstag hattest gehe ich schwer davon aus, dass gestern die Schule angefangen hat. Und genauso wie für dich wäre es in dem Fall so, dass auch für die Kinder wieder etwas Neues beginnt - etwas ganz Anderes als die Ferien, mehr Trubel, mehr Menschen, mehr Anforderungen... und am ersten Schultag sind auch viele Lehrer aufgeregt, das kann die Stimmung ja auch mit beeinflussen.
Ich denke, wenn man sich ein paar Wochen Zeit gegeben hat merkt man auch, ob man wirklich abbrechen möchte oder nicht.

Mir hat es, als ich nach dem Abi mit teilweise schwerst mehrfachbehinderten Kindern gearbeitet habe, auch geholfen, meine Gefühle zu verbalisieren. Den Gedanken, die man sich nicht aussprechen traut, weil sie vielleicht nicht politisch korrekt rüberkommen, einen Raum geben. Sei es Ekel, sei es Unsicherheit oder Mitleid.

ManonLescauts Beitrag finde ich wirklich super.

Ja, ich glaube das auch. Die Kinder waren heute viel ruhiger und wenn sie einen einmal anlächeln und sich über das noch so kleinste freuen... das ist echt toll! :smile:
 
N
Benutzer113006  Team-Alumni
  • #17
Off-Topic:
Ich arbeite seit drei Jahren ehrenamtlich mit geistig behinderten Kindern zusammen und kann (glaube ich) ganz gut nachvollziehen, dass man zunächst ein wenig überfordert ist. War bei mir nämlich nicht anders.
Wusstest du, dass dich die Situation zunächst überfordern wird? Mich interessiert, weshalb du dich (dennoch) dafür entschieden hast, mit den Kindern zu arbeiten..
 
M
Benutzer Gast
  • #18
Off-Topic:
Wusstest du, dass dich die Situation zunächst überfordern wird? Mich interessiert, weshalb du dich (dennoch) dafür entschieden hast, mit den Kindern zu arbeiten..

Off-Topic:
Nein, das war mir nicht so wirklich bewusst. Ich hatte privat schon öfter Kontakt zu Kindern mit Down-Syndrom und mochte die eigentlich immer ganz gern. Da es sich bei dem Betreuungsangebot, bei dem ich mitmache, um eine Musikgruppe handelt, bin ich naiverweise davon ausgegangen, dass nur Kinder mit leichteren Behinderungen teilnehmen. Dass da auch Kinder dabei sein würden, die de facto überhaupt nicht fähig sind, auch nur im Ansatz mitzumachen, wusste ich nicht.
Gerade in der Anfangszeit habe ich auch viel darüber nachgedacht, welches Leben nach meinem Empfinden noch lebenswert ist, wie ich zu Themen wie Abtreibung nach Diagnostizierung einer Behinderung stehe etc. Keine leichten Themen, vor allem, wenn man feststellt, dass man in manchen Momenten Ansichten hat, die man an sich verurteilt...

Die Frage, ob ich das Handtuch werfe, hat sich mir ehrlich gesagt trotzdem nie gestellt, das war keine Option. Denn trotz Überforderung hat's mir ja Spaß gemacht. Zudem hatte ich am Anfang extrem viel Mitleid mit den Eltern, die sich jeden Tag um die Kinder kümmern müssen und war froh, ihnen ohne großen Aufwand wenigstens ein bisschen Freizeit ermöglichen zu können. Vor diesen Eltern ziehe ich ganz tief den Hut, denn das, was sie leisten, kann man mit keinem Geld der Welt aufwiegen.

Was mich vor allem am Anfang gestört hat, war, dass ich vorrangig dazu eingesetzt wurde, die sehr schwierigen Kinder zu betreuen. Ich erinnere mich noch an eine Tagesbetreuung in der Vorweihnachtszeit, für die ich mich gemeldet hatte. Die anderen Betreuerinnen "durften" die fitten Downies bespaßen, während ich mich den ganzen Tag um ein sehr schwer behindertes Mädchen kümmern musste. Sie ist vom Betreuungsaufwand her in etwa so kompliziert wie ein Baby (kann nicht sprechen, steckt alles in den Mund, kippt Sachen um, läuft weg etc.). Nach dem Tag war ich echt nur noch entnervt, denn meiner Meinung nach hätte man sich auch mal abwechseln können. Als die Kleine aber dann von ihrer Mutter abgeholt wurde, die mir vor Dankbarkeit fast um den Hals gefallen wäre, hab ich mich richtig schuldig gefühlt, dass ich insgeheim so entnervt war, ausgerechnet dieses Kind betreuen zu müssen.
Mittlerweile hab ich mich damit abgefunden, immer die schwierigen Kinder zu bekommen und es klappt auch viel besser, weil ich ein bisschen gelernt habe, die Defizite dieser Kinder zu akzeptieren. Mein aktueller Schützling war anfangs auch nicht leicht zu bändigen, aber ich nehme es einfach so hin. Wenn er nicht im Stuhlkreis sitzenbleiben möchte/kann, dann drehen wir halt ne kurze Runde. NUR mit Schwerstbehinderten würde ich allerdings nicht zusammenarbeiten wollen.
Ist schon schön, wenn auch Kinder dabei sind, mit denen man sich unterhalten kann.
 
D
Benutzer135207  (31) Verbringt hier viel Zeit
  • #19
Hey du.
Auch ich arbeite mit behinderten Menschen zusammen und kenne daher die Sonnen und Schattenseiten.

1. Ja, das kenne ich. Ich hatte anfangs ebenfalls Mühe damit, da ich mich auch oft darüber erschrocken habe. Allerdings habe ich gewusst, dass die Behinderten dies nicht extra machten sondern so halt ihre Freude usw. zeigte. Mit der Zeit gewöhnte ich mich immer mehr daran und inzwischen höre ich es kaum noch.

2. Ja die Sache mit dem Mitleid. manchmal ist es wirklich schwer kein Mitleid zu endfinden, wenn man sieht wie diese Menschen eingeschränkt sind. Am meisten wenn man erfährt, dass die Behinderung erst durch einen Unfall aufgetreten ist oder zu sieht wie eine Behinderung einen Menschen immer mehr beschränkt.
DOCH auch diese Menschen brauchen und wollen auch meist kein Mitleid, denn sie sind glücklich, meist sogar noch glücklicher als Menschen ohne Behinderung.
Bei uns arbeitet eine Frau welche unter Demenz leidet, in letzter Zeit hat ihre Krankheit grosse Sprünge gemacht. Oft gab es Zeiten da ging es ihr deswegen nicht gut, doch dann gab es wieder Momente da sie sich, bloss wegen eines T-Shirts das ihr gehörte usw. riesige Freude und zu tanzen und zu singen begann. Du siehst also, egal wie schwer eine Behinderung ist, jeder kann glücklich sein.

3. Aller Anfang ist schwer, daher lass dich nicht sofort Abschrecken, auch wenn der erste Eindruck nicht allzu gut ist. Oftmals wird es besser, wenn man Leute und das Umfeld besser kennenlernt.

Wenn es jedoch nicht besser wird, dann kannst du immer noch den Beruf wechseln.
Hoffe ich konnte dir helfen.
GLG
 
BlumentoPferde96
Benutzer131604  (27) Benutzer gesperrt
  • Themenstarter
  • #20
Ihr solltet meine Edits lesen. :grin:

Kleiner Edit an dieser Stelle. :grin:

War heute natürlich wieder da und mir hats heute schon tausendmal besser gefallen. Hab auch ein bisschen auf das geachtet, was ManonLescaut so geschrieben hat. Und... ach, es war einfach toll. :grin:

So, ne? :grin:
 
M
Benutzer Gast
  • #21
Ihr solltet meine Edits lesen. :grin:

Es ist besser, einen neuen Eintrag zu erstellen als einen alten zu verändern.
Bei nem neuen Eintrag wird nämlich jeder User, der im Thread aktiv ist, benachrichtigt.
Die alten Einträge liest man sich in der Regel nicht nochmal durch.

Aber freut mich total für dich, dass es heute besser lief!
Du klingst ja richtig begeistert :smile:

Mach einfach weiter so und gib dir selbst ein wenig Zeit. Kleine Rückschläge sind normal, das kommt immer wieder mal vor, davon solltest du dich nicht entmutigen lassen.

Du wirst sehen, was für ne intensive Beziehung du zu den Kindern aubauen wirst, wenn du sie erst mal besser kennst!
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #22
Der zweite Tag war ja schon viel besser, als der erste...
Denn eigentlich ist es kein Wunder, dass du am Anfang von den vielen neuen, unbekannten Dingen überfordert bist. Das erwartet dich bei jedem neuen Job, in jedem Praktikum, usw. - Aber bei einer Sache wie der Arbeit mit behinderten Kindern ist diese anfängliche Überforderung und Unsicherheit sicherlich noch deutlich größer, als in vielen anderen Situationen.
Und auch die Kinder in der Schule müssen sich erst mal an den neuen, unbekannten Praktikanten gewöhnen und mit dir warm werden.

Wenn das Praktikum, bzw. auch ein späterer Beruf in diesem Bereich etwas für dich ist, wirst du dich sicherlich noch an den Lärm gewöhnen und von der Mitleidsschiene runter kommen. Aber wenn diese Gewöhnungs- und Lerneffekte nicht eintreten, wird die Schule für behinderte Kinder wohl einfach nicht das richtige für dich sein.

Und wenn du bis in ein paar Wochen merkst, dass du an dieser Schule nicht völlig fehl am platz bist, bin ich mir ziemlich sicher, dass dir die Kinder dort ans Herz wachsen werden und dir trotz sicherlich anstrengender Arbeit deutlich mehr zurückgeben, als du es derzeit für möglich hältst.
Ein Bekannter von mir hat z.B. als Zivi ein schwerstbehindertes Kind in einem Kindergarten betreut und fand diese Tätigkeit trotz der immensen Einschränkungen des Kindes und den eher unschönen Tätigkeiten (z.B. Windeln wechseln) sehr schön.
Und auch ich habe ein wenig Erfahrung im Umgang mit erwachsenen Menschen mit vielfältigen körperlichen und geistigen Behinderungen und bin immer wieder überrascht, wie nett und lebensfroh die meisten dieser Leute sind.

Dazu bin ich mir auf jeden Fall sicher, dass du in diesem Praktikum sehr viel lernen wirst, was auch später im Umgang mit anderen Menschen für dich sehr nützlich sein wird. - Egal, ob diese Menschen dann behindert sind, oder nicht.
 
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