• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

Grenzüberschreitung im Sauna Club

M
Benutzer208774  (24) Ist noch neu hier
  • #1
Hallo ich schildere mal kurz mein Problem. Vor einigen Monaten bin ich aus Neugier in einem Sauna Club gewesen. Ich wollte mir das einfach mal angucken, wie das dort so ist.

Dort angekommen hab ich die gesamte Atmosphäre als sehr abstoßend empfunden. Mir hat eine Prostituierte gleich zu Beginn was zu trinken angeboten und wir haben uns unterhalten. Später bin ich mit ihr auf ein Zimmer gegangen. Dort angekommen hat sie mich gefragt, was ich haben möchte. Ich habe dann zu ihr gesagt, dass ich nur eine Massage möchte kein Sex etc. (Ich habe in dem Moment einfach keine sexuelle Lust verspürt bzw. hatte das Gefühl, dass die Frauen dort keinen Sex haben möchten)

Daraufhin hat die Prostituierte gesagt, dass sie mir eine Massage macht mit Ihrem Mund und hat mir einen geblasen… Ich war in dem Moment einfach wie erstarrt und hatte das Gefühl die ganze Situation nur noch als Zuschauer zu erleben. Als das ganze dann vorbei war bin ich beinahe fluchtartig aus dem Club verschwunden. Ich konnte tagelang nicht schlafen und hatte danach Angstzustände. Mittlerweile geht das wieder außer wenn ich daran denke.

Ich kämpfe immer noch mit diesen Schuldgefühlen, dass ich ein Notgeiler Typ bin, der seine Triebe nicht im Griff hat und ich das ja eigentlich wollte bzw. mich ja hätte wehren können. Auch mein bester Freund sagt mir, dass ich mich ja hätte wehren können nur irgendwie war das in dem Moment wie blockiert. Es ging einfach nicht. Habt ihr Tipps, wie ich damit fertig werde?

Außerdem lerne ich gerade ein Mädchen kennen und bin mir unsicher, ob ich ihr davon erzählen soll. Strenggenommen hatte ich ja Sex mit der Prostituierten. Aber wäre mein Nein bzw. das was ich Vorfeld mit der Frau abgesprochen habe nicht ignoriert worden, so wäre es gar nicht dazu gekommen…

Wie denkt ihr über das ganze Thema?
 
dark horse
Benutzer188767  Meistens hier zu finden
  • #2
Verstehe ich es richtig, dass du in einem einschlägigen Etablissement mit einer Prostituierten aufs Zimmer gegangen bist um massiert zu werden, und sie dir vor Beginn der Massage angekündigt hat dir stattdessen ein BJ zu geben?
 
O
Benutzer207972  (34) Öfter im Forum
  • #3
Dass dein Freund dir sagt, dass du dich ja hättest wehren können, ist ziemlich daneben und entspricht der klassischen Täter-Opfer-Umkehr, die es bei sexualisierter Gewalt und Übergriffigkeit häufig gibt: Statt dem Täter die Verantwortung für seine Tat aufzuladen, wird sie dem Opfer gegeben: Warum hast du dich nicht gewehrt, was hattest du an? Warum bist du überhaupt mitgegangen? Das hilft dem Opfer überhaupt nicht, im Gegenteil. Als von einem Übergriff betroffene Person sucht man die Schuld meist ohnehin bei sich und fühlt sich durch solche Fragen und Vorwürfe darin nochmal bestätigt.

Wenn du in dem Moment keinen Blowjob wolltest, es aber auch nicht sagen konntest und dich auch nicht wehren, kann es sein, dass dein Körper in den Zustand des Freeze gegangen ist. Das passiert in Situationen, in denen unser Gehirn davon ausgeht, dass wir uns in Gefahr befinden - und nur die Optionen Flucht, Freeze (sich totstellen), Kampf kennt. Du hast keine Macht darüber, welchen Modus dein Gehirn wählt (kann man aber trainieren), deswegen ist es nicht deine Schuld, dass du dich nicht gewehrt hast, obwohl du diese Art des sexuellen Verkehrs nicht wolltest.

Schwierig ist an deiner Situation für mich aber, dass du dich bewusst in eine Situation gebracht hast, in der Sex als Ware verkauft wird und Frauen als bezahlbare Objekte gehandelt werden. Mir fällt es bei deiner Beschreibung schwer, herauszulesen, was dich gerade genau beschäftigt: Dass du den Blowjob nicht wolltest und deshalb einen Übergriff erfahren hast? Oder dass du dich im Nachhinein schuldig fühlst, weil du jetzt streng genommen Sex mit einer Sexworkerin hattest?

Generell bist du ja in ein Etablissement dieser Art ganz bewusst und gewollt gegangen. Du bist mit einer Frau aufs Zimmer, von der du wusstest, was ihr Job ist, dass sie eine Sexworkerin ist. Aus welchem Grund? Wenn du tatsächlich auf der Suche nach einer ordentlichen Massage gewesen wärst, dann wäre vielleicht der Gang zu einem Physiotherapeuten angebracht gewesen.

Die Frau hat im Grunde einfach ihren Job gemacht - sie hat dir Sex verkauft. Und konnte in dem Moment vermutlich nicht wirklich erkennen, dass du das gerade nicht willst.

Und trotzdem kann es sein, dass es für dich im Nachhinein traumatisch ist, dass du es eigentlich in dem Moment doch nicht mehr wolltest, das aber nicht verbalisieren konntest. Diese Grauzone, diese Ambivalenz ist nun auszuhalten.

Und diese Ambivalenz wird noch größer, weil du einfach in eine Situation gegangen bist, in der du bewusst in Kauf genommen hast, eine Frau auszubeuten, die ggf. unter Zwang arbeitet. Die ggf. keine Lust auf dich hat. Die ggf. gerade durch dich eine traumatische Situation erlebt. Die du ggf. dafür bezahlst, ihr gegenüber übergriffig werden zu können. Der du gerade ggf. sexualisierte Gewalt antust. Dass du offen warst für all das und dass du ein entsprechendes Etablissement aufgesucht hast (auf der Suche nach Sex, nehme ich an) - das musst du mit dir selbst ausmachen.
 
M
Benutzer208774  (24) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #4
@ dark horse Sie hat mich zu Beginn an den Schultern angefasst und ist dann direkt nach unten und hat mir gleichzeitig damit gesagt, dass Sie erstmal „den hier massiert“. Also es kam nie zu einer Massage sondern Sie hat direkt mit dem Blasen angefangen.
 
M
Benutzer208774  (24) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #5
@ Orelie Zunächst danke für deine sehr ausführliche Antwort.

Was mich dahin gebracht hat ist eine Kombination aus mehreren Sachen. Zum einen hatte ich Lust auf Sex das ist richtig. Ich wollte zu dem Zeitpunkt aber keine Beziehung mit einer Frau zu der ich Kontakt hatte bzw. auch niemanden etwas vorspielen. Ich habe vorher im Internet auch wegen dem Thema was du angesprochen hast recherchiert bezüglich der Zwangsprostitution meine ich. Hier sind die Berichte und Zahlen gefühlt bei jeder Seite bzw. Statistik deutlich auseinander gegangen, was mir dann auch nicht weitergeholfen hat.

In meinem Bekanntenkreis (Arbeit, Freizeit) und auch vereinzelt im Freundeskreis sind sehr viele, die das schon einmal ausprobiert haben. Dort herrscht die Meinung, dass das tolle Erlebnisse waren und die Frauen das dort gerne machen und da nichts verwerfliches dran ist.

Dann hatte ich in meinem Kopf halt die zwei gegensätzlichen Meinungen. Die Frauen machen das gerne vs. Sie machen das aus Zwang. Also wollte ich mir selbst ein Bild davon machen. Ich habe mir aber auch hier im Vorfeld gesagt, dass ich wieder gehe, wenn ich mich dabei unwohl fühle oder ich merke, dass es den Frauen damit nicht gut geht.

Ich habe mich auch mit den Frauen unterhalten, wie sie zu ihrem Job stehen und ob sie das gerne machen. Natürlich haben alle gesagt, dass Sie das gerne machen und es hier wie in jedem Job gute und schlechte Tage gibt. Diese Aussage kam mir sehr unauthentisch vor weshalb ich beschloss keinen Sex zu haben. Ich habe mich aber weiterhin normal mit den Frauen unterhalten. Die besagte Prostituierte vom Anfang hat dann gemeint, dass wir doch oben weiterreden können. Sie hat mir dann alles gesagt, was sie im Angebot hat. Daraufhin habe ich zu ihr gesagt, dass eine Massage okay sei aber ich keinen Sex möchte. Vielleicht hat sie einen Blowjob nicht als Sex gesehen keine Ahnung aber für mich zählt das definitiv darunter. Zumal es wie gesagt direkt zu dem Blowjob und nichtmal zu einer Massage kam.

Was mich konkret daran beschäftigt sind die zwei Sachen, die du schon angeschnitten hast. Zum einen, dass ich so dumm war und da überhaupt hingegangen bin…Ich hätte wissen können, dass so etwas passiert. Zumal sich dann doch diese Meinung bewahrheitet hat, dass die Frauen das eben nicht gerne machen. Und ich das unterstützt habe.

Zum anderen sind es die Schuldgefühle mir selbst gegenüber, dass ich meine Grenzen hier nicht noch deutlicher gezogen habe…

Hoffe, dass es verständlich ist was ich meine.
 
O
Benutzer207972  (34) Öfter im Forum
  • #6
Du hast ja selbst schon bemerkt, dass es absolut unmöglich ist, zu sagen oder vor Ort herauszufinden, ob die Frauen* dort das freiwillig tun oder nicht - weil du nie weißt, was gespielt ist und ob die Frau* einfach ihren Job ausführt, indem sie eben nett ist und vorgibt, Bock auf dich zu haben. DU BEZAHLST SIE GENAU DAFÜR, für diese Illusion. Niemals wird sie dir dort sagen, wenn sie den Job NICHT freiwillig macht. Wobei es hier auch nicht nur um unmittelbaren Zwang durch Zuhälter geht (Zwangsprostitution), ich empfinde auch den patriarchalen Kapitalismus als eine Art von Zwang. Und finde es ebenfalls verwerflich, eine Frau* auszunutzen, die aus wirtschaftlichem Zwang diese Arbeit verrichtet. Jeder Mann, der Sexwork in Anspruch nimmt, vor allem, in so einem Etablissement, nimmt einfach willentlich in Kauf, dass die Frau keine Lust hat, mit ihm Sex zu haben. Es schwingt immer, jedes einzelne Mal, ein misogynes und menschenfeindliches Frauenbild mit.

Ich finde es gut, dass du Schuldgefühle hast, weil du das Etablissement überhaupt aufgesucht hast, auf der Suche nach Sex. Das zeigt, dass sich in dir etwas wehrt, gegen dieses Menschenbild - und ich rate dir, dich hier auch nochmal ganz genau und schonungslos zu hinterfragen. Warum hast du gedacht, dass das okay ist - Sex von einer Frau* zu kaufen? Es gibt hier auch viel feministische Literatur dazu, die dir helfen kann, die strukturelle, gesellschaftliche Ebene hinter deinem Denken zu erkennen und zu hinterfragen. Und in deinem Freundeskreis klar Position zu beziehen, wenn sich dort internalisierte Misogynie Bahn bricht.

Wenn du die sexuellen Handlungen nicht wolltest und es nicht artikulieren konntest, sondern - so, wie du es beschreibst dissoziiert bist und dein Gehirn deinen Körper lahmgelegt hat - solltest du dir dafür keine Vorwürfe machen. Lies dich ein zu dem Thema Freeze und Dissoziation.

Für mich als potenzielle Partnerin würde es übrigens keine Rolle spielen, was genau auf diesem Zimmer passiert ist. Ich erfrage aber auch recht früh bei potenziellen Partnern, wie sie zur Inanspruchnahme von Sexwork stehen. Für mich ist das bloße menschenfeindliche und misogyne Frauenbild, das sich aus dem Besuch eines solchen Etablissements ergibt, inakzeptabel und käme für mich bei einem potenziellen Partner nicht in Frage.
 
Finwe
Benutzer118204  (44) Meistens hier zu finden
  • #7
Ich hätte wissen können, dass so etwas passiert.
Naja, dann war es für die Sexworkerin vermutlich noch schwerer zu erkennen, was genau du willst, wenn du es selbst schon vermutet hast. Und möglicherweise ist Oralverkehr eine häufige Variante bei Kunden die "keinen Sex" wünschen. Die Erwartung nur massiert zu werden, dürfte eventuell eher selten der Fall sein.

Zumal sich dann doch diese Meinung bewahrheitet hat, dass die Frauen das eben nicht gerne machen.
Nicht dass ich grundsätzlich daran zweifle, aber wie genau hat sich etwas bewahrheitet, das du lediglich aus deiner persönlichen Einschätzung der Authentizität ableitest?
 
G
Benutzer Gast
  • #8
Aber wäre mein Nein bzw. das was ich Vorfeld mit der Frau abgesprochen habe nicht ignoriert worden, so wäre es gar nicht dazu gekommen…

Wie denkt ihr über das ganze Thema?
Die Folgefragen wären, wie fühlst du dich denn in der jetzigen Situation? Du hast von Ängstzuständen geredet, wie äußerte sich das? Dass die meisten Freier dorthin gehen werden, um Sex zu haben, dürfte vorher klar gewesen sein. Dementsprechend wird auch jedem der dort einen Orgasmus hatte unterstellt werden, dass er Spaß an der Sache hatte. Da wird es keine "Geld zurück-Garantie" geben und auch keine psychologische oder moralische Aufarbeitung der Situation. Was du tun kannst ist es für dich selbst zu hinterfragen was du wirklich wolltest. Ich nehme an: Sex. Ging es um's Erfahrungen sammeln? Ging es darum diese Erfahrung zu sammeln? Hier ist es auch schwierig zu sagen ob die Prostituierte eine Mitschuld trifft. Für sie war es womöglich Konsens als du es zugelassen hast. Es bleibt aber eine Grauzone, genauso wie jemand der einen One Night Stand oder das Fremdgehen bereut. In solchen Situationen ist es leicht zu sagen man war ja z.B. alkoholisiert und man gibt damit ein wenig die Eigenverantwortung ab. Damit möchte ich nicht unterstellen, dass das Ganze gegen deinen Willen war, sondern dir lediglich mitteilen, dass man die Schuld manchmal nicht bei sich selbst sieht. Was die moralische Bewertung des Bordellbesuches an sich angeht, so sehe ich einen Unterschied dazwischen ob du es mal ausprobiert hast oder immer wieder hingehst. Das wird aber nicht jeder so sehen. Viele werden dir sicher den entsprechenden Stempel aufdrücken. Allerdings: Im normalen Dating ist es nicht zwingend üblich sein Gegenüber über dessen sexuelle Vergangenheit, bzw. das was, wo, mit wem und wieviele abzufragen und wenn du es selbst nicht verarbeitet hast, solltest du es nicht zum Problem einer potentiellen Partnerin machen. Bevor du aber wieder mit jemandem intim wirst, bietet sich sicher eine Untersuchung auf übertragbare Krankheiten an.
 
Lena-Marie
Benutzer176954  (28) Verbringt hier viel Zeit
  • #9
Wahrscheinlich mache ich mich bei einigen nun echt unbeliebt, aber ich tu mich ehrlich gesagt sehr schwer damit, hier von Grenzüberschreitung zu sprechen. Ebenso mit der Wahl des Unterforums "Missbrauch & Vergewaltigung". Das schlimmste, was ich erkennen kann, ist ein Missverständnis.
Ich muss daher auch Orelie widersprechen, was Täter/Opfer-Umkehr angeht. Ich sehe hier weder einen Täter, noch ein Opfer.
Du gehst in einen Puff, unterhälst dich mit einer Sex-Workerin und gehst daraufhin mit ihr auf's Zimmer. Hier ist alles - das Etablissement, die Kontaktaufnahme und die Verlegung in ein Zimmer - ausschließlich und zu 100% auf Sex ausgelegt. Mit 23 Jahren bist du alt genug, um das zu wissen und zu realisieren.
Du äußerst ihr gegenüber im Zimmer, dass du keinen Sex möchtest. Sie antwortet dir, dass sie dir stattdessen einen bläst. Du lässt es zu.

Wo ist hier die Grenzüberschreitung? Ihr habt ein der Örtlichkeit angemessenes Gespräch geführt, du hast alle Signale zur Einvernehmlichkeit gegeben und die Dame hat gemacht, wofür sie da ist.
Ich bin eine riesige Verfechterin von "Nein ist Nein!". Aber wo kein "Nein" ist, kann man dem anderen auch schlecht einen Vorwurf machen.

Mit 23 Jahren bist du alt genug, um deinen Willen zu äußern und Dinge, die gegen deinen Willen passieren, abzulehnen.
Wenn du innerlich blockierst, weil dir eine Sex-Workerin im Puff einen Blowjob anbietet, nachdem du schon die ersten 3 Schritte einvernehmlich gegangen bist (rein in den Puff, Gespräch mit der Dame, mit ihr auf's Zimmer), dann fehlt dir einfach noch die Reife, um solche Örtlichkeiten aufzusuchen.

Für mich hat das alles daher in keinster Weise mit einem sexuellen Übergriff zu tun, ganz im Gegenteil. Für mich verhöhnt so ein Post die Opfer wirklicher Übergriffe. Für mich ist das hier ein Fall mangelnder Eigenverantwortung für das eigene Verhalten.
 
U
Benutzer183259  (52) Verbringt hier viel Zeit
  • #10
Dass dein Freund dir sagt, dass du dich ja hättest wehren können, ist ziemlich daneben und entspricht der klassischen Täter-Opfer-Umkehr, die es bei sexualisierter Gewalt und Übergriffigkeit häufig gibt: Statt dem Täter die Verantwortung für seine Tat aufzuladen, wird sie dem Opfer gegeben: Warum hast du dich nicht gewehrt, was hattest du an? Warum bist du überhaupt mitgegangen? Das hilft dem Opfer überhaupt nicht, im Gegenteil.

Was spricht dann gegen eine Anzeige?
 
Kokiri
Benutzer157013  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #11
Auch wenn er sich hier zunächst in die Situation begeben hat, ist dem TS ein ungewollte Übergriff passiert. Wir unterstützen die Verharmlosung von sexuellen Übergriffen nicht und bitten euch von entsprechenden Kommentaren Abstand zu nehmen.
 
Lena-Marie
Benutzer176954  (28) Verbringt hier viel Zeit
  • #12
Finde ich von euch vollkommen richtig, dass ihr euch vehement gegen Verharmlosung sexueller Übergriffe einsetzt.
Dazu gehört aber auch, nur solche Vorfälle als sexuellen Übergriff zu benennen, bei denen die Voraussetzung auch erfüllt ist. Denn alles andere trägt eben zu dieser Verharmlosung bei, der ihr entgegentreten wollt und verhöhnt so die Opfer umso mehr.
Die Definition laut §177 StGB sagt eindeutig, ein sexueller Übergriff ist eine sexuelle Handlung, die gegen den erkennbaren Willen einer anderen Person geschieht. Und das ist im vorliegenden Fall nicht geschehen.
Nur weil man später moralisches Muffensausen bekommt, ist es nicht gleich ein sexueller Übergriff. Und das finde ich sehr wichtig, in so einer Diskussion auch benennen zu dürfen.
 
O
Benutzer207972  (34) Öfter im Forum
  • #13
Ich muss daher auch Orelie widersprechen, was Täter/Opfer-Umkehr angeht. Ich sehe hier weder einen Täter, noch ein Opfer.
Ich habe oben ja ziemlich genau beschrieben, warum sich diese Situation hier in einer Grauzone befindet, bzw. es einfach Ambivalenzen gibt in der geschilderten Situation, die auszuhalten sind. Ich sehe die Frau ebenfalls nicht als bewusste Täterin, sondern gehe eher davon aus, dass sie einfach ihren Job gemacht hat. Und ich habe oben auch geschildert, warum der Besuch eines solchen Etablissement generell problematisch ist. Und dass der TS hierfür auch die Verantwortung trägt.

Trotzdem: Es steht jeder Person frei, an jeder Stelle und an jedem Zeitpunkt jegliche bis dato freiwillige sexuelle Interaktion AUS WELCHEN GRÜNDEN AUCH IMMER abzubrechen, nicht mehr zu wollen. Aus einem JA kann ein NEIN werden. Zu jedem Zeitpunkt. Und da spielt es überhaupt keine Rolle, ob uns die Umstände, unter denen dieser sexuelle Kontakt zustande gekommen ist, jetzt schmecken oder nicht.

So, wie der TS das schildert, wurde aus seinem JA ein NEIN. Er hat gesagt, dass er nur eine Massage will. Und war danach nicht mehr in der Lage, deutlich NEIN zu sagen.

Ich stimme dir zu: Nein heißt Nein. Aber ganz so einfach ist die Sache eben nicht. Sexualität findet oft in einer Grauzone statt. Und nicht jeder Mensch ist überhaupt in der Lage, nein zu sagen. Vor allem dann nicht, wenn ein Machtgefälle besteht oder das Gehirn in den Fight-Flight-Freeze-Modus geht. Unfassbar viele Menschen kommen in diesen Freeze-Modus und lassen einfach alles über sich ergehen. Und verurteilen sich danach selbst, weil sie sich nicht gewehrt haben. Nein heißt Nein - so einfach ist die Sache leider nicht. Es müsste viel mehr heißen: Ja heißt Ja. Consent sollte immer deutlich zum Ausdruck gebracht werden. Der Paragraph, den du erwähnst, sollte dringend reformiert werden, so, wie das zB in Spanien passiert ist.

Was spricht dann gegen eine Anzeige?
Schon allein die Tatsache, dass die Sexworkerin hier von Anfang an einem Machtgefälle ausgesetzt war und keinen Anlass hatte, das Verhalten des TS als ein JA zu interpretieren. Er hat ihr Zimmer aufgesucht, er war in einem Saunaclub um Sex zu bekommen. Ich sehe sie absolut nicht in der Position, jetzt auch noch bei jedem Freier nochmal sicherzugehen, dass er sie ganz sicher sexuell ausbeuten möchte.

Zudem würde ich auch jeder Frau in dieser Situation von einer Anzeige abraten - unser Justizsystem und die Arbeit der Polizei im Bereich der sexualisierten Gewalt ist derart ungerecht, dass die allermeisten Menschen von einer Anzeige absolut gar nichts haben. Außer Gerichtskosten, die zu tragen sind und eine ständige Retraumatisierung, die auszuhalten ist.
 
U
Benutzer183259  (52) Verbringt hier viel Zeit
  • #14
Ich sehe sie absolut nicht in der Position, jetzt auch noch bei jedem Freier nochmal sicherzugehen, dass er sie ganz sicher sexuell ausbeuten möchte.
Also gibt es doch keine Täterin und kein Opfer?

Zudem würde ich auch jeder Frau in dieser Situation von einer Anzeige abraten - unser Justizsystem und die Arbeit der Polizei im Bereich der sexualisierten Gewalt ist derart ungerecht, dass die allermeisten Menschen von einer Anzeige absolut gar nichts haben. Außer Gerichtskosten, die zu tragen sind und eine ständige Retraumatisierung, die auszuhalten ist.
Mir war so was von klar, dass dieses Argument kommt.
Wenn alle Stricke reissen, wird das natürlich gebracht...
 
O
Benutzer207972  (34) Öfter im Forum
  • #15
Also gibt es doch keine Täterin und kein Opfer?
Wie oben mehrfach beschrieben strotzt diese Situation nur so von Ambivalenz. Das Leben ist nicht immer schwarz-weiß. Manchmal müssen wir Widersprüche aushalten. Das heißt, dass er auch dann Opfer geworden sein kann, wenn die Frau keine bewusste und vorsätzliche Täterin ist. Das heißt, dass es auch eine Täter-Opfer-Umkehr geben kann, wenn wir es mit einem nicht eindeutigen Fall zu tun haben. Es reicht, dass er die sexuelle Handlung nicht wollte, es aber nicht verbalisieren konnte, weil sein Gehirn im Freeze-Modus war. Es ist dann nicht okay, ihm vorzuwerfen, er hätte sich wehren können (= ihm die Verantwortung zuzuschieben). Das konnte er in dieser Situation nicht. Gleichzeitig ist nicht davon auszugehen, dass die Sexworkerin lesen konnte, dass der Freier, der mit ihr aufs Zimmer ist, ihre Dienstleistung plötzlich doch nicht mehr wahrnehmen wollte, wenn er nicht mehr in der Lage war, das zu verbalisieren.

Was ist daran zu schwer zu verstehen?

Mir war so was von klar, dass dieses Argument kommt.
Wenn alle Stricke reissen, wird das natürlich gebracht...
Also mir sind bislang in dieser Diskussion noch keine Stricke gerissen - und dass es Opfern von sexualisierter Gewalt bei Polizei und Justiz genau so ergeht, wie ich beschrieben habe, ist eine gut erforschte Tatsache zu der es ausreichend Literatur gibt. Lies doch einfach mal nach und informiere dich.
 
Manche Beiträge sind ausgeblendet. Bitte logge Dich ein, um alle Beiträge in diesem Thema anzuzeigen.
A
Benutzer172677  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #17
Die Definition laut §177 StGB sagt eindeutig, ein sexueller Übergriff ist eine sexuelle Handlung, die gegen den erkennbaren Willen einer anderen Person geschieht. Und das ist im vorliegenden Fall nicht geschehen.
Nein?
Die klare Äußerung „Ich möchte keinen Sex“ ist dann was?

Und nein, ich bin Opfer und fühle mich keineswegs verhöhnt.
Nur, weil es auch immer noch eindeutigere, noch intensivere/brutalere/weitreichendere/tbc Übergriffe gibt, macht das einen Übergriff nicht harmlos und nicht erwähnenswert. Es bleibt ein Übergriff.
Eher habe ich den Eindruck, dass hier klassische Geschlechterstereotypen eine Rolle spielen und möchte wetten, dass die Geschichte von den meisten anders bewertet würde, würde hier eine Frau ihre Erfahrung beschreiben.

Sowas wie: Frau geht mit Mann zu ihm, sie will nicht bis zum Sex gehen, nur kuscheln und sagt das auch, er macht sich trotzdem plötzlich an ihrer Vulva zu schaffen- ist für mich keine andere Geschichte und ein deutlicher Übergriff.
 
janewayne
Benutzer199726  (41) Verbringt hier viel Zeit
  • #27
Ob die Sexworkerin eine "Mitschuld" trägt oder ob sie ggf. ihrerseits schon so abgestumpft war Signale richtig zu deuten ist aus meiner Sicht unerheblich.

Der TE hat eine sexuelle Situation erlebt, die über seine Grenzen hinausging und mit der er sich jetzt schlecht fühlt und damit zu kämpfen hat. Da hilft ihm weder "ach, war doch nur ein Blowjob" noch "bist ja selbst schuld". Beides ist aus meiner Sicht unsensibel und unnötig.

@TE: setz dich mit der Situation auseinander. Wie kam es dazu? Gibt es auch andere Situationen in denen du dich ausgeliefert fühlst und vor Schreck erstarrst? Falls ja, geh dem auf den Grund.

Ansonsten versuche dich von dieser Schuldfrage frei zu machen. Das bringt im Nachhinein nichts. Du bist nicht schuld, dass das passiert ist aber du kannst dafür sorgen zukünftig solche Situationen vermeiden.
 
Nucifraga
Benutzer179251  (44) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #31
Es geht nicht darum der Prostituierten einen Übergriff anzudichten, sondern darum die geäußerten Empfindungen des TE ernst zu nehmen. Seine kommunizierten Grenzen wurden überschritten. Er ist in der Situation erstarrt und beschreibt nicht handlungsfähig gewesen zu sein. Das ist ein beschissenes Gefühl und da hilft es absolut nicht zu sagen. Pech, du hast es doch gewollt.
Auch in einem Puff will ich davon ausgehen können, entscheiden zu dürfen, was mit mir passiert.

Im Übrigen kann ein Übergriff/eine Grenzüberschreitung gerade in vermeintlich klarem Kontext unbeabsichtigt passieren. Das ändert aber nichts daran, was es ist. Und das zu verharmlosen oder klein zu reden oder der betroffenen Person die Schuld dafür zuzuschieben ist nicht ok.
 
Zuletzt bearbeitet:
O
Benutzer207972  (34) Öfter im Forum
  • #50
Ich finde es gut, dass du für dich erstmal - entgegen der teilweise grenzwertigen Kommentare hier - ganz klar formulierst, dass das ein Übergriff war. Vielleicht würde es dir helfen, dich in das Thema "Freeze" einzulesen? Es geht so vielen Menschen so wie dir - und falls du noch Schuldgefühle haben solltest bzgl. der Tatsache, dass dein Kumpel meinte, du hättest dich ja wehren können, helfen dir vielleicht biologische und psychologische Fakten, um rational zu verstehen, dass dem nicht so ist. Manchmal hilft es ja, rational zu verstehen, wie das alles in diesem Moment abgelaufen ist, und warum du so gehandelt bzw. nicht gehandelt hast. Außerdem könnte es vielleicht gut tun, mit einem anderen Freund oder einer Freundin darüber zu sprechen, die sich ggf. besser mit dem Thema auskennt und nicht so unsensibel reagiert wie dein Kumpel. Es ist super, dass du weiter hier schreibst - denn aufschreiben, auch Tagebuch schreiben, alles mal rauslassen - das hilft auch ungemein.

Ansonsten würde ich dir raten, die Gefühle, die du hast, anzunehmen und nicht wegzudrücken. Es ist okay, wenn es dir jetzt erstmal nicht gut damit geht. Wenn du merkst, dass dich das Thema langfristig beschäftigt, dann kannst du über eine Therapie nachdenken oder dich an eine Stelle wenden, die Opfer sexualisierter Gewalt betreut. Du wirst gerade ambivalente und starke Emotionen aushalten müssen - zum Einen dein Bereuen darüber, überhaupt an dem Ort gewesen zu sein obwohl du dort schon gemerkt hast, dass du das eigentlich überhaupt nicht willst. Zum anderen das Akzeptieren der Tatsache, dass du einen Übergriff erfahren hast und nicht mehr in der Lage warst, dich klar zu artikulieren.

Ich weiß, dass es speziell für Frauen Selbstverteidigungskurse gibt, in denen ganzheitlich trainiert wird, also zB auch körperliche Angriffssituationen nachgestellt werden, um zu lernen, sich aus dem "Freeze"-Modus zu begeben. Und generell geübt wird, selbstbewusst aufzutreten und deutlich nein zu sagen. Vielleicht gibt es sowas auch für Männer oder in offenen Konzepten - z.B. in Kampfsportvereinen? Vielleicht kann dir das für die Zukunft helfen, dich wieder selbstbewusster und sicherer zu fühlen. Und in einem geschützten Rahmen nochmal nachzuforschen, was dieser Zustand des "Freeze" und der Dissoziation ist.
 
Manche Beiträge sind ausgeblendet. Bitte logge Dich ein, um alle Beiträge in diesem Thema anzuzeigen.
O
Benutzer207972  (34) Öfter im Forum
  • #55
Ich fände es ja super, wenn man in einem Unterforum mit dem Titel "Missbrauch und Vergewaltigung" einfach nur auf die Fragestellung des TS eingeht, und nicht

  • nach weiteren Details verlangt
  • Widersprüche und ausgelassene Informationen anprangert (wenn es um das Thema TRAUMA geht?!)
  • die Geschichte insgesamt in Zweifel zieht
  • nach Rechtfertigungen und Erklärungen verlangt.

Selbst wenn das Gefühl aufkommt, dass jemand nicht die ganze Wahrheit erzählt oder ihr selbst die Geschichte als "nicht weiter schlimm" empfindet: Hier wendet sich jemand hilfesuchend an ein Forum - dessen Geschichte potenziell ganz einfach der Wahrheit entspricht. Es hat für ein Opfer sexualisierter Gewalt / eines Übergriffs wirklich verheerende Folgen, wenn ihm nicht geglaubt wird. Und das gilt nicht nur für die Person, die hier schreibt. Sondern für all die Menschen, die eine ähnliche Situation erlebt haben, sich hier im Forum die Antworten durchlesen und die Tatsache aushalten müssen, dass ihnen vermutlich nicht geglaubt wird, sollten sie sich trauen, ihre Geschichte zu teilen.
 
O
Benutzer207972  (34) Öfter im Forum
  • #59
...viele Wege führen nach Rom, und wenn der TS das Gefühl hat, hier Tipps erhalten zu können oder ggf. mit ebenfalls Betroffenen sprechen zu können oder auch einfach nur, dass es ihm hilft, das hier aufzuschreiben, dann darf er danach fragen und ein Forum benutzen. Eine vollständige Aufarbeitung hat er gar nicht verlangt. Was ein Laienforum auf jeden Fall leisten kann: Es können sich - vor allem bei diesem Thema - die Menschen einfach zurückhalten, die gar nicht helfen wollen.
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #60
Ich habe mir lediglich Tipps erhofft, wie ich es schaffe, mit diesen negativen Emotionen umzugehen.
Was empfindest Du denn aktuell?

Ich habe auch verschiedene Missbrauchserfahrungen hinter mir - auch "gegen meinen Willen mehr oder weniger mitspielen, weil ich Angst um mein Leben hatte" - und so zeitnahe konnte ich persönlich nichts davon bearbeiten, das musste sich erstmal "zur Ruhe setzen".

Das nur als Anmerkung, falls Du es nicht gewohnt bist, Dinge nicht sofort bearbeiten zu können, es hier aber vielleicht hilfreich wäre. Prinzipiell musst Du das, was passiert ist, nicht sofort verarbeiten (können), ausser, es fühlt sich für Dich so an.
 
M
Benutzer208774  (24) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #61
Zu dem Thema wie es mir im Moment damit geht. Also es kommt immer wieder wellenförmig hoch. Manchmal ist tagelang nichts und dann kommt irgendein Trigger. Es reicht schon wenn jemand die Worte Sauna oder Massage in den Mund nimmt. Wenn jemand von Sex spricht ist es dann vollkommen zu viel. Ich fange an zu schwitzen und mein Körper zittert. Manchmal träume ich auch davon.

Wenn mich jemand berührt zucke ich komplett zusammen. Das ist schon besser geworden aber halt immernoch sehr present.
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #62
Manchmal ist tagelang nichts und dann kommt irgendein Trigger. Es reicht schon wenn jemand die Worte Sauna oder Massage in den Mund nimmt. Wenn jemand von Sex spricht ist es dann vollkommen zu viel. Ich fange an zu schwitzen und mein Körper zittert. Manchmal träume ich auch davon.
Ist das denn mit der Zeit auch schon besser geworden?

Und - weshalb empfindest Du es so intensiv, ist das immernoch etwas Richtung Schuldgefühle oder allein der Übergriff, der Dir zu schaffen macht?
 
C
Benutzer204011  (35) Klickt sich gerne rein
  • #63
Also, zunächst einmal möchte ich mich bei M Mister 2000 für die unsensiblen Worte von meiner Seite entschuldigen.

Gleichzeitig vielen Dank an O Orelie für die guten Worte der Aufklärung die mir doch die mögliche Wirkung verdeutlicht haben, ohne einen bzw. mich direkt scharf anzugehen.

Zum Thema:
Zum speziellen Fall fällt es mir schwer dir einen konkreten Rat zu geben, da ich und auch in meinem Umfeld mit dieser Thematik keine Berührungspunkte stattgefunden haben.

Allgemein kann ich dir aber den Rat geben, keine zu große Angst oder Scham zu entwickeln um dir ggf. irgendwann dann doch professionelle Hilfe zu nehmen. Gerade wenn man jünger ist, kann die Abschreckung davor noch größer sein.
Als ich mal aus anderen Gründen in einer "Lebenskrise" war, habe ich mir selbst ein Zeitfenster gesetzt um mir selbst zu helfen. Als dieses vorüber war und es mir nicht besser ging, habe ich mir dann professionelle Hilfe gesucht und diese hat mir sehr geholfen!
Generell kann ich dir rückblickend sagen, dass man erlebte Traumata nicht totschweigen und einfach verdrängen sollte! Daher finde ich es schonmal sehr gut und mutig von dir hier nach Rat zu fragen!

Und gerade deshalb nochmal sry für den ersten unsensiblen Post!
 
M
Benutzer208774  (24) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #64
@ Nevery Ja es ist definitiv mit der Zeit schon besser geworden. Ich fühle mich einfach mir selbst gegenüber total schuldig, dass ich in der Situation so machtlos war bzw. nicht reagiert habe.
 
M
Benutzer208774  (24) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #65
C Cologne88 Zunächst danke für die Entschuldigung.

Es fällt mir einfach extrem schwer über das ganze zu reden. Einfach die Angst verurteilt zu werden, weil ich da war und mich eben nicht gewehrt habe. Ich meine ich verurteile mich ja sogar selbst dafür.

Aber du hast recht wahrscheinlich ist es am besten, wenn ich mir Hilfe suche.
 
M
Benutzer208774  (24) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #66
@ Lena Marie Nein das ist kein unwesentliches Detail. Aber für mich war meine Grenze schon überschritten als die Frau mir einen geblasen hat. Für mich war das schon Sex. Hier im Forum wurde das als missglückte Kommunikation gewertet, weshalb ich erklären wollte, dass sie es nicht dabei belassen hat. Dieser erste Moment ist das, was mir dauerhaft durch den Kopf geht und nicht das was danach passiert ist, weshalb ich mich darauf bezogen habe
 
M
Benutzer208774  (24) Ist noch neu hier
  • Themenstarter
  • #67
S sophos75 Die Bezahlung war nicht vorab. Ich habe mit der Dame besprochen, dass ich 50 € für 30 min Massage bezahle, was ich ihr danach gegeben habe.

Das Kondom hat sie mir nach dem Blasen aufgezogen…

Mein Konflikt ist in erster Linie, dass ich mich nicht gewehrt habe. Trotzdem habe ich auch Schuldgefühle, weil ich überhaupt da war. Die „Branche“ hat einen schlechten Ruf, weshalb ich es vorab hätte wissen können, dass das nichts für mich ist. Ich wollte es mir halt einfach mal angucken, weshalb ich auch in einen Sauna Club und kein Bordell gegangen bin. Ich dachte, dass ich da die „Not aus“ Option habe.
 
dark horse
Benutzer188767  Meistens hier zu finden
  • #68
Vielleicht solltest du beim weissen Ring anfragen, zwecks Therapiestunde.
Es tut mir leid wie du das erlebt hast, und du scheinst definitiv traumatisiert. Es hilft jetzt auch nicht, darauf hinzuweisen, wie naiv du warst, oder wie eindeutig es für die Prostituierte scheinen musste, dass du ihre (anderen) Dienste buchst.
Trotzdem trifft dich keine Schuld, dass du wie erstarrt warst, und nicht abgewehrt hast/nicht abwehren konntest. Du bist damit nicht alleine. Und ja, das ist ein sehr ambivalentes starkes Gefühl zwischen Scham, Wut und Traurigkeit. Also lasse dir helfen, es aufzuarbeiten.
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #69
Ich fühle mich einfach mir selbst gegenüber total schuldig, dass ich in der Situation so machtlos war bzw. nicht reagiert habe.
&
Mein Konflikt ist in erster Linie, dass ich mich nicht gewehrt habe.
- das ist leider, was passieren kann, wenn einen eine Situation komplett überfordert und weder kämpfen noch flüchten eine Option zu sein scheint. Wie auch, Du wolltest sicher weder der Frau Gewalt antun noch halb nackt aus dem Zimmer rennen - stimmts? Und für reguläre Handlungen war die Situation in dem Moment schon zu extrem.

Dass sich diese Handlungsunfähigkeit mies anfühlt ist klar, einen Grund für Schuldgefühle gibt es nicht. Das steckt in jedem Menschen drin, nur was es auslöst / auslösen kann ist verschieden (und nicht jeder Mensch erlebt sowas tatsächlich).

Ich finde es sympathisch, dass Du sexuelle Handlungen tatsächlich ablehnst wenn es Dir nicht passt und dann eben nicht zu "ach mal drüberrutschen, warum nicht" wechselst - das wäre nämlich sonst die naheliegendste Option gewesen. Denkst Du, dass Du Dich bei so einer Handlung im Nachhinein besser gefühlt hättest als jetzt?

PS - wenn Du User taggst und dabei kein Leerzeichen zwischen @ und Username wirfst bekommt man auch eine Benachrichtigung, dass man erwähnt wurde, das kann die Antwortzeit erheblich verkürzen :smile:
 
U
Benutzer183259  (52) Verbringt hier viel Zeit
  • #70
C
Benutzer204011  (35) Klickt sich gerne rein
  • #71
C Cologne88 Zunächst danke für die Entschuldigung.

Es fällt mir einfach extrem schwer über das ganze zu reden. Einfach die Angst verurteilt zu werden, weil ich da war und mich eben nicht gewehrt habe. Ich meine ich verurteile mich ja sogar selbst dafür.

Aber du hast recht wahrscheinlich ist es am besten, wenn ich mir Hilfe suche.

Und weil es dir oder generell betroffene Menschen so schwer fällt, habe ich auch verstanden das mein durchaus sachlich gemeinter Beitrag dennoch unsensibel und unangebracht war. Besonders wollte ich dir damit in keinster Weise eine eigene schuld oder Naivität unterstellen, auch wenn das eventuell so gewirkt hat. Mir ging es um was anderes, was ich aber eben auch besser ignoriert hätte...

Umso besser, dass du dich hier dennoch öffnest. Und ich verstehe auch total, dass es dir hier leichter fällt als bereits jetzt schon professionelle Unterstützung zu suchen. Hier bist du anonym, wenn du professionelle Hilfe suchst, musst du dich zeigen. Das ist spezielle bei diesem Thema und deinen aufgeführten Gefühlen ein großer Schritt.
Aber du stellst ja indem du dich hier nach mehreren Monaten meldest, dass du es bisher alleine nicht schaffst. Daher kann ich dir nur raten, dir eine persönliche Schmerzgrenze zu setzen, wo du für dich sagst "ich habe jetzt alles probiert was mir auf anonymen Wege möglich ist. Ab diesem Punkt muss ich mich 'zeigen' und professionelle Hilfe suchen". Ob du diese Schmerzgrenze zeitlich definierst oder für dich an einer Gefühlslage festmachst, kannst du dann für dich selbst definieren.

Da die Schweigepflicht gilt, wäre selbst bei professioneller Hilfe immer noch deine Anonymität gewahrt. Lediglich den Stellen die du aufsuchst müsstest du dich zeigen. Je nachdem wie vertrauensvoll dein Verhältnis zu Eltern, Familienmitgliedern oder engsten Freunden ist, könntest du auch diese vorher einweihen, dass diese dich bei der Hilfesuche unterstützen. Aber das ist natürlich ein noch größerer Schritt für dich. Aber die Menschen die dich ganz doll lieben, werden dich dann unterstützen und nicht urteilen.

Ansonsten kann ich dir nur sagen, verurteile dich selbst nicht. Es gibt zig Gründe warum man als junger Mann mal dieser Neugierde nachgibt, obwohl man davon grundsätzlich eher nichts hält und Bedenken hat. Da braucht in meinen Augen das als Schwäche oder selbst schuld auszulegen, es ist einfach menschlich.
Das dir dabei auch noch dieser Übergriff passiert ist, ist noch weniger deine Schuld. Da ist immer der/die Täter/in schuld, ausnahmslos!

Dir konkrete Ratschläge geben dies so zu verarbeiten, dass du das selbst verinnerlichst und dir selbst quasi wieder vertraust, da bin ich aber leider überfragt.
 
Diania
Benutzer186405  (52) Sehr bekannt hier
  • #72
Hast Du da denn schon einen Ansatz, warum das so gewesen sein könnte?
Du denkst da ja schon ein paar Monate drüber nach.
Off-Topic:
Ich beneide Menschen, die das anscheinend nicht kennen, in vielen Situationen einfach nicht das tun und sagen zu können, was man wirklich will, was einem widerstrebt konsequent abzulehnen, sich richtig zu wehren, für sich einzustehen. Naheliegend ist wohl der Gedanke, dass es mit Selbstbewusstsein zu tun hat, vielleicht.
 
K
Benutzer196691  (25) Öfter im Forum
  • #73
Lieber Threadersteller,

es tut mir leid, was dir angetan wurde. In deinen letzten Beiträgen beschreibst du eine klaren Verstoß gegen deine sexuelle Selbstbestimmung bis hin zur Vergewaltigung!!
Nachdem Sie fertig mit dem Blowjob war hat sie sich auf mich drauf gesetzt und „geritten“. Interpretationsspielraum hin oder her. Das ist aber dann definitiv gegen die Absprache kein Sex, was ich auch so im Vorfeld kommuniziert habe.

Ab dem Moment, wo sie mir einen geblasen hat war ich wie erstarrt. Ich habe alles was sie gemacht hat komplett regungslos über mich ergehen lassen. Ich wollte nur noch, dass es vorbei geht. Und dafür übernehme ich nicht die Verantwortung, weil dass in jedem Fall klar war.

Wenn du dich gegen Sex ausgesprochen hast, finde ich, ist die Scheiße*, die dir angetan wurde, eine klare Sache. Sowohl moralisch als auch rechtlich.
Du bist nicht Schuld dafür - in keinster Weise - dass sie dein Wort ignoriert hat und dir das angetan hat.

Ich weiß nicht so recht, was ich schreiben soll oder kann :frown:
Ich kann einige deiner Emotionen nachempfinden. Ich selbst habe mal Missbrauch innerhalb einer Beziehung erlebt bis hin zu körperlicher und sexualisierter Gewalt (wenn auch keine Vergewaltigung). Ich habe erlebt, wie es ist, in einem Freeze zu sein, während einem die Souveränität gebrochen wird und einem einfach krasse körperliche Gewalt angetan wird.
Ich habe auch erlebt, wie diverse gesellschaftliche Stellen (Freund:innen, ganze Sozialkreise sowie eine Anwältin) mir als Mann nicht geglaubt haben und meine Gewalterfahrungen übel geleugnet haben.
Ich weiß auch, wie es ist, wenn Männern nicht geglaubt wird, Gewalt zu erfahren, weil diese ja "körperlich überlegen" sein sollten...

Ich kriege die absolute Krise, wenn ich hier relativierende Aussagen oder Victimblaming lese.
Einerseits wäre ich dafür, die stehen zu lassen, um die Beschissenheit* der Gesellschaft zu dokumentieren. Und andererseits wäre ich dafür, die auch zu zensieren. Ich weiß nicht, wie du dazu fühlst, lieber Threadersteller.

'zensiert von mir' schrieb:
Die Frau hat im Grunde einfach ihren Job gemacht
- Beleidigung entfernt -
<Hier stand vorher eine Beleidigung** dieser Einstellung. Moderator:innen haben sich entschlossen, dieses Victimblaming stehen zu lassen, aber meine Bewertung davon zu zensieren.>

Falls du als Mann mit einem anderen Mann (mir) privat über das Erlebte sprechen möchte, steht dir mein Postfach hier zur Verfügung.


*) Ich benutze ganz gewollt abwertende, aber nichtdiskriminierende Kraftausdrücke. Dinge beim Namen zu nennen hat mir damals bei meinen Erfahrungen geholfen. Und von anderen Menschen, die Missbrauch oder Gewalt erlebt haben, habe ich Ähnliches gehört.

**) Ich werte ganz gewollt nur die Einstellung ab, nicht die Person als Ganzes. Ich würde aber auch nichts sagen, wenn der Threadersteller aus seiner Position heraus die kommentierende Person als Ganzes abwertet. Lasst euch mal diese ungeheure Gewalt durch den Kopf gehen: zuerst vergewaltigt werden und dann "die Frau hat ihren Job gemacht" hören. W. T. F.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt 38 weitere Beiträge im Thema "Grenzüberschreitung im Sauna Club", die aktuell nicht angezeigt werden. Bitte logge Dich ein, um diese ebenfalls anzuzeigen.
Oben
Heartbeat
Neue Beiträge
Anmelden
Registrieren