
Benutzer206020 (36)
Ist noch neu hier
- #1
Liebes Forum,
Ich wende mich an euch, da ich mir unsicher bin wie es weitergehen soll. Soll ich die Beziehung beenden oder es doch nochmal versuchen?
Wir sind beide Anfang und Mitte 30 und seit 5 Jahren zusammen. Der Anfang war nicht leicht. Ich hatte damals schon bedenken ob das halten kann. Ich habe seinen Charakter und Verhaltensweisen toleriert. Eventuell lag da schon der Fehler.
In einer Beziehung gibt es immer ein Geben und Nehmen. Man wächst daran und geht auf den jeweils anderen ein. Doch mit meinem Freund war das immer etwas schwierig. Er ist Einzelkind. Grenzen kannte und kennt er bis heute nicht. Er ist respektlos seinen Eltern, seinen Freunden, mir und generell Menschen gegenüber. In unserer Beziehung war er immer zufrieden, aber empfand auch alles als anstrengend und nervig. An sich das ganze Leben. Den Einkauf, die Arbeit und den Haushalt. Er war immer schlecht drauf, auch wenn ich Zeit mit ihm verbracht habe. Aus Langweilige fing er dann gerne an wirklich dumme Dinge zu erzählen und auch mal aus Spaß zu beleidigen. Gut, da ich ein sehr toleranter Mensch bin und auch ein dickes Fell habe, hat es mich nicht sehr gestört. Ab und an ein Konter und gut war. Er ist einfach sehr kindisch.
Als dann mein Vater 2019 plötzlich total unerwartet verstarb änderte sich meine Situation komplett. Ich wohnte damals in der 1.Etage meines Elternhauses da ich chronisch krank bin und ich nicht arbeiten gehen konnte, blieb ich im Hotel Mama. (Ich bin Lungentransplantiert, habe Diabetes und schlechte Nieren) Ich machte zu der Zeit aber ein Studium, um zurück ins Arbeitsleben zu kommen. Nun stand ich da mit meiner Mutter die auch nur ein kleines Einkommen hatte. Das Haus war im Unterhalt zu viel für uns zwei alleine. Meine Schwester und ihr Mann zogen dann ein, da die beiden sehr gut verdienten und meiner Schwester das Haus genauso sehr am Herzen lag. Ich entschloss mich, die oberer Etage für die beiden freizumachen und in mein altes Kinderzimmer zu ziehen. Doch auf Dauer war dies für mich auch keine Lösung. Ich hab es gerne gemacht und bin auch sehr gerne mit meiner Familie zusammen, aber mit 30 will man nicht mehr gerne im Kinderzimmer bei Mama wohnen 😅
Mein Freund und ich überlegten uns zusammenzuziehen. Ich war damals hin und her gerissen, weil ich verunsichert war, ob das klappen könnte. Aber auch die tiefe Trauer um meinen Vater und die Wohnsituation machte mir zu schaffen. Ich fühlte mich, als wäre für mich kein Platz mehr, da auch ein Kind unterwegs war und ich Tante werden sollte.
Mein Freund wollte in seinem Leben immer ein eigenes Haus haben. Und dann entschlossen wir uns ziemlich schnell dazu, da gerade neben meinem Elterhaus ein Bauplatz zum Verkauf angeboten wurde. Da es schon viele Anfragen bei dem Besitzer gab, mussten wir uns also auch sehr schnell entscheiden. Ich wollte auch gerne in der Nähe meiner Familie bleiben. Der Gedanke war so schön und ich hatte die rosarote Brille auf bei dem Gedanken im eigenen Haus mit Garten und einer Familie zu wohnen.
Die Zeit in der Bauphase war wirklich sehr anstrengend für mich, da ich quasi nebenan wohnte, war ich immer vor Ort und darum bekam ich auch ständig die Aufgabe mich um die Bauleute zu kümmern und war auch meist Ansprechpartner. Nebenbei hatte ich mein Studium und das hatte ich auch etwas vernachlässigt. Es gab immer öfter Ärger zwischen mir und meinem Freund. Aber ich habe ein so großes Harmoniebedürfniss und mag keine Konflikte, dass ich immer klein bei gab. Heute denke ich, dass ich mich da falsch verhalten habe und mich mehr durchsetzten sollte. Das Haus läuft übrigens auch komplett auf den Namen meines Freundes. Ich habe damit finanziell nichts zu tun und stehe auch nicht im Grundbuch, was ja auch berechtigt ist. Wir sind nicht verheiratet und ich habe kein Geld zum investieren.
Die Zeit war emotional ein Auf und Ab. Stress pur und viel Ärger. Ich habe aber wohl einen langen und dehnbaren Geduldsfaden und hab alles mitgemacht. Ich hatte ja auch die Hoffnung, dass sich alles zum besseren ändert und mein Freund reifer wird, wenn wir ein Eigenheim haben. Da er sehr bequem ist und auch seine Wohnung vorher teilweise sehr dreckig und unordentlich war, hatte ich es immer öfter abgelehnt bei ihm zu übernachten oder ihn zu besuchen. Er hatte eine Putzfrau, die nur alle 14 Tage kam.
Man sagt ja, man lernt erst das wahre Gesicht eines Menschen kennen, und erlebt seine Marotten, wenn man zusammenlebt. Dies war auch bei uns der Fall. Es fing schon mit der Musterung an. Alle Entscheidungen musste ich treffen (einerseits war es nett, dass ich mir alles aussuchen durfte, damit ich mich wohlfühlen, aber ich wollte auch, dass er sich auch miteinbringt. Er zahlt ja schließlich das Ganze drum herum. )
Er beschwerte sich immer mehr wie anstrengend das alles ist und ich fühlte mich immer dazu genötigt ihm gut zuzusprechen und zu motivieren, obwohl ich ja auch nervt war. Wir zogen zusammen ein. Zu Anfang war alles in Ordnung. Wir mussten uns daran gewöhnen nicht mehr alleine zu wohnen. Ich musste lernen neben einem Schnarcher zu schlafen und er nicht mehr im stehen zu pinkeln und alles liegen zu lassen. Wir mussten lernen Kompromisse einzugehen. Doch es funktionierte leider nicht. Ich fing an immer mehr zu meckern und katapultierte mich immer mehr in die Mutterrolle die versuchte ihren 16 jährigen Sohn zu erziehen. Er hinterließ alles saumäßig, wenn er kochte, wenn er im Bad seine Sitzung hatte oder duschte..neben seiner Bettseite lagen überall seine Klamotten auf dem Boden verteilt, Schubladen wurden grundsätzlich offen gelassen und er benahm sich mir gegenüber immer respektloser und egoistischer. Er sagte mir nicht mehr Bescheid, und entschied wer zu Besuch kommen durfte und wer nicht. Überrumpelte mich mit Entscheidungen, die unser Wochenende betraf (er lag meist lieber auf dem Sofa und schaute Tv oder zockte mit Kumpels Konsole) wo ich in der Zeit blieb war ihm egal. Im Wohnzimmer war kein Platz, also bin ich meist zu meiner Familie nach nebenan gegangen. Das steigerte sich immer mehr. Beleidigungen und Beschimpfungen und schlechte Laune waren bald an der Tagesordnung. Ich hatte auch keine Lust jetzt nur Hausmädchen und Mutter zu sein. Ich war immer sehr rücksichtsvoll und habe teilweise meine eigenen Bedürfnisse hinten dran gestellt. Mir war es egal, ob er in der Öffentlichkeit kein Händchen mit mir halten wollte oder vor anderen Leuten zu zeigen, dass ich seine Lebensgefährtin bin und nicht seine beste Freundin. Aber manchmal kam mir unsere Beziehung so vor als wären wir wie Bruder und Schwester. Es kamen so gut wie nie liebe Worte eher nur Herabwürdigende. Die Zeit war emotional sehr anstrengend für mich. Ich steckte so viel Energie in unsere Beziehung, Haus und alles drum herum, und ihm war alles zu viel oder sah es nicht für nötig. Ich habe ihm oft versucht zu erklären, dass liebe auch mit Gesten bestärkt werden kann und nicht mit Worten.Er muss es ja nicht sagen, kleine Taten sprechen ja auch für die gegenseitige Zuneigung. Doch von ihm kam nichts. Ich empfand immer mehr negative Gefühle und dementsprechend verhielt ich mich auch. Ich war gereizt, schlecht gelaunt und schlief schlecht. Bei Gesprächen, rollte er mit den Augen, nahm mich nicht ernst, versuchte mich "ja mein SCHATZ ich gebe dir recht" zu beschwichtigen, damit ich den Mund halte und endlich das Theme beende. das Wort Schatz oder andere Kosenamen benutz er nie, da er das dumm findet, in diesem Kontext meint er dass dann einfach herablassend. Oder er lenkte mitten in meinem Satz einfach mit banalen Thema ab um nicht mehr mit mir darüber reden zu müssen. Es war für ihn Neuerdings auch sehr lustig mich Opfer zu nennen. Klar, man lacht ein oder zweimal drüber gibt ein Konter zurück und gut ist. Bin ja auch nicht empfindlich. Aber es nahm überhand und manche Worte gingen unter die Gürtellinie. Das wollte ich nicht durchgehen lassen und zog meine Grenze. Es waren Kleinigkeiten die sich sammelten. Ich kannte ihn ja mittlerweile und wusste wie er sein konnte und bin mit ihm diesen Weg gegangen. Aber für mich wurde es schlimmer, ich weinte viel, er gab in einer Diskussion offen zu, dass er keinen Respekt mehr vor mir habe und ich es endlich durchziehen soll und mich verpissen. Da er es oft genug mitbekommen hat, dass ich lieber bei meiner Familie bin als bei ihm. Er entschuldigt sich nie für iwas, da er immer der Meinung ist er ist der beste und keiner ist besser als er. Er ist verletzend und seine Worte haben so viel Schaden angerichtet, dass ich die Konsequenz zog und innerhalb von einem Tag ausgezogen bin. Im Trennungsgespräch hielt er mir vor, dass er wegen mir hierher gezogen ist, seine Mutter enttäuscht sein wird, da sie auch mit investiert hat. Da habe ich ihm das erste Mal weinen sehen.
In den drei Monaten die ich bei ihm wohnte habe ich 5 Kilo abgenommen und gesundheitlich ging es mir gar nicht gut.
Seitdem sind 9 Monate vergangen. Und ich habe mich wieder erholt. Zugenommen, kein Stress und meine Diabetes habe ich wieder im Griff. In der Zeit sind wir aber trotzallem noch in Kontakt geblieben. War auch schwierig, wenn man Nachbar ist. Und mein Helfersydrom schlug wieder zu und ich half ihm weiter mit dem Haus. Es gab noch einiges zu tun. Und ich muss sagen, wir verstanden uns auch besser als vorher. Ich nahm kein Blatt mehr vor den Mund und wenn es mir zu viel wurde bin ich gegangen. Ich wurde wieder ausgeglichener und bekam meine Gesundheit mit Hilfe meiner Familie wieder in den Griff. Sie mussten sich in der Zeit mein ganzes Geheule anhören 😅
Jetzt hatte ich im Sommer mal zu ihm gesagt, dass wir es wieder versuchen können, wenn er sich bemüht und es nicht wieder so weit kommen lässt. Ich sagte ihm in einem tiefgründigen und emotionalen Gespräch auch, dass ich mir das zusammenwohnen auch wieder vorstellen könnte, wenn wir besser miteinander umgehen.
Das ist jetzt einige Zeit her, seitdem gab es leider wieder ein paar Phasen, die nicht so toll waren und mich wieder schwanken lassen. Er sagte zu mir, dass er sich nicht weiterentwickeln möchte. Das ist keine gute Einstellung fürs Leben. Jeder Mensch sollte sich weiterentwickeln, ob in einer Beziehung, Familiengründung oder Arbeit. Bin ich zu naiv gewesen und er glaubt er hat mich wieder um den Finger wickeln können nachdem er mir vor Wochen bei dem Gespräch sagte, was er eigentlich nicht meinte? Er redet so, dann wieder verständnisvoll, dann wieder kindisch und bockig mit genervten Augenverdrehen oder Beschwichtigungen.
Ich habe ihm Hoffnungen gemacht und jetzt fragt er seit 2 Wochen jeden Tag wann ich einziehen würde. Er fragt das auch einfach so mehrmals am Tag, als würde er nach dem Wetter fragen. Er setzt mich echt unter Druck. Sagte ihm jetzt öfter, dass ich es noch nicht genau weiß, ich mich noch nicht bereit dazu fühle und auch Angst habe, dass dann komplett alles kaputt geht. Dazu sagte er dann nur, dass es dann einfach so ist. Und wir damit klar kommen müssten, er aber dann auch absolut keinen Kontakt mehr haben möchte, was sehr schwierig ist, da wir jetzt dieselben Freunde haben und wir nicht stillschweigend und ignorierend nebeneinander wohnen können.
Das ist eine sehr schwierige Situation für mich und ich verstehe mich selbst nicht so genau, warum ich ihn nicht einfach in den Arsch trete..habe ich ein schlechtes Gewissen wegen des Hauses und dass er wegen mir aus der Stadt ins Dorf gezogen ist?
Wir haben vor Wochen spontan mit Freunden einen Urlaub geplant, was ich total toll fand und ich mich auch gefreut habe, trotz unserer Situation. Aber jetzt nutzt er dies als Druckmittel und will eine Entscheidung. Am besten gestern noch. Er will keinen Urlaub machen, wenn ich nicht vorher bei ihm eingezogen bin. Vorher gab es kein Wort davon das der Urlaub nur mit einem Einzug stattfinden würde, weil er davon ausging dass ich die nächsten Wochen bei ihm einziehen würde. Aber ich will mich nicht bedrängen und unter Druck setzen lassen. Er meinte er hätte meine Ausreden satt und ich solle mich endlich entscheiden. Aber im Hinterkopf male ich mir das schlimmste Szenario für die Zukunft aus. Ich wollte immer das es harmonisch bleibt, aber ich denke das wird es wohl in Zukunft nicht, wenn ich mich dagegen entscheide.
Ich tue mich sehr schwer damit und hoffe ihr könnt mir eure Meinung dazu sagen.
Ich freue mich auf euren Rat 💕
Ich wende mich an euch, da ich mir unsicher bin wie es weitergehen soll. Soll ich die Beziehung beenden oder es doch nochmal versuchen?
Wir sind beide Anfang und Mitte 30 und seit 5 Jahren zusammen. Der Anfang war nicht leicht. Ich hatte damals schon bedenken ob das halten kann. Ich habe seinen Charakter und Verhaltensweisen toleriert. Eventuell lag da schon der Fehler.
In einer Beziehung gibt es immer ein Geben und Nehmen. Man wächst daran und geht auf den jeweils anderen ein. Doch mit meinem Freund war das immer etwas schwierig. Er ist Einzelkind. Grenzen kannte und kennt er bis heute nicht. Er ist respektlos seinen Eltern, seinen Freunden, mir und generell Menschen gegenüber. In unserer Beziehung war er immer zufrieden, aber empfand auch alles als anstrengend und nervig. An sich das ganze Leben. Den Einkauf, die Arbeit und den Haushalt. Er war immer schlecht drauf, auch wenn ich Zeit mit ihm verbracht habe. Aus Langweilige fing er dann gerne an wirklich dumme Dinge zu erzählen und auch mal aus Spaß zu beleidigen. Gut, da ich ein sehr toleranter Mensch bin und auch ein dickes Fell habe, hat es mich nicht sehr gestört. Ab und an ein Konter und gut war. Er ist einfach sehr kindisch.
Als dann mein Vater 2019 plötzlich total unerwartet verstarb änderte sich meine Situation komplett. Ich wohnte damals in der 1.Etage meines Elternhauses da ich chronisch krank bin und ich nicht arbeiten gehen konnte, blieb ich im Hotel Mama. (Ich bin Lungentransplantiert, habe Diabetes und schlechte Nieren) Ich machte zu der Zeit aber ein Studium, um zurück ins Arbeitsleben zu kommen. Nun stand ich da mit meiner Mutter die auch nur ein kleines Einkommen hatte. Das Haus war im Unterhalt zu viel für uns zwei alleine. Meine Schwester und ihr Mann zogen dann ein, da die beiden sehr gut verdienten und meiner Schwester das Haus genauso sehr am Herzen lag. Ich entschloss mich, die oberer Etage für die beiden freizumachen und in mein altes Kinderzimmer zu ziehen. Doch auf Dauer war dies für mich auch keine Lösung. Ich hab es gerne gemacht und bin auch sehr gerne mit meiner Familie zusammen, aber mit 30 will man nicht mehr gerne im Kinderzimmer bei Mama wohnen 😅
Mein Freund und ich überlegten uns zusammenzuziehen. Ich war damals hin und her gerissen, weil ich verunsichert war, ob das klappen könnte. Aber auch die tiefe Trauer um meinen Vater und die Wohnsituation machte mir zu schaffen. Ich fühlte mich, als wäre für mich kein Platz mehr, da auch ein Kind unterwegs war und ich Tante werden sollte.
Mein Freund wollte in seinem Leben immer ein eigenes Haus haben. Und dann entschlossen wir uns ziemlich schnell dazu, da gerade neben meinem Elterhaus ein Bauplatz zum Verkauf angeboten wurde. Da es schon viele Anfragen bei dem Besitzer gab, mussten wir uns also auch sehr schnell entscheiden. Ich wollte auch gerne in der Nähe meiner Familie bleiben. Der Gedanke war so schön und ich hatte die rosarote Brille auf bei dem Gedanken im eigenen Haus mit Garten und einer Familie zu wohnen.
Die Zeit in der Bauphase war wirklich sehr anstrengend für mich, da ich quasi nebenan wohnte, war ich immer vor Ort und darum bekam ich auch ständig die Aufgabe mich um die Bauleute zu kümmern und war auch meist Ansprechpartner. Nebenbei hatte ich mein Studium und das hatte ich auch etwas vernachlässigt. Es gab immer öfter Ärger zwischen mir und meinem Freund. Aber ich habe ein so großes Harmoniebedürfniss und mag keine Konflikte, dass ich immer klein bei gab. Heute denke ich, dass ich mich da falsch verhalten habe und mich mehr durchsetzten sollte. Das Haus läuft übrigens auch komplett auf den Namen meines Freundes. Ich habe damit finanziell nichts zu tun und stehe auch nicht im Grundbuch, was ja auch berechtigt ist. Wir sind nicht verheiratet und ich habe kein Geld zum investieren.
Die Zeit war emotional ein Auf und Ab. Stress pur und viel Ärger. Ich habe aber wohl einen langen und dehnbaren Geduldsfaden und hab alles mitgemacht. Ich hatte ja auch die Hoffnung, dass sich alles zum besseren ändert und mein Freund reifer wird, wenn wir ein Eigenheim haben. Da er sehr bequem ist und auch seine Wohnung vorher teilweise sehr dreckig und unordentlich war, hatte ich es immer öfter abgelehnt bei ihm zu übernachten oder ihn zu besuchen. Er hatte eine Putzfrau, die nur alle 14 Tage kam.
Man sagt ja, man lernt erst das wahre Gesicht eines Menschen kennen, und erlebt seine Marotten, wenn man zusammenlebt. Dies war auch bei uns der Fall. Es fing schon mit der Musterung an. Alle Entscheidungen musste ich treffen (einerseits war es nett, dass ich mir alles aussuchen durfte, damit ich mich wohlfühlen, aber ich wollte auch, dass er sich auch miteinbringt. Er zahlt ja schließlich das Ganze drum herum. )
Er beschwerte sich immer mehr wie anstrengend das alles ist und ich fühlte mich immer dazu genötigt ihm gut zuzusprechen und zu motivieren, obwohl ich ja auch nervt war. Wir zogen zusammen ein. Zu Anfang war alles in Ordnung. Wir mussten uns daran gewöhnen nicht mehr alleine zu wohnen. Ich musste lernen neben einem Schnarcher zu schlafen und er nicht mehr im stehen zu pinkeln und alles liegen zu lassen. Wir mussten lernen Kompromisse einzugehen. Doch es funktionierte leider nicht. Ich fing an immer mehr zu meckern und katapultierte mich immer mehr in die Mutterrolle die versuchte ihren 16 jährigen Sohn zu erziehen. Er hinterließ alles saumäßig, wenn er kochte, wenn er im Bad seine Sitzung hatte oder duschte..neben seiner Bettseite lagen überall seine Klamotten auf dem Boden verteilt, Schubladen wurden grundsätzlich offen gelassen und er benahm sich mir gegenüber immer respektloser und egoistischer. Er sagte mir nicht mehr Bescheid, und entschied wer zu Besuch kommen durfte und wer nicht. Überrumpelte mich mit Entscheidungen, die unser Wochenende betraf (er lag meist lieber auf dem Sofa und schaute Tv oder zockte mit Kumpels Konsole) wo ich in der Zeit blieb war ihm egal. Im Wohnzimmer war kein Platz, also bin ich meist zu meiner Familie nach nebenan gegangen. Das steigerte sich immer mehr. Beleidigungen und Beschimpfungen und schlechte Laune waren bald an der Tagesordnung. Ich hatte auch keine Lust jetzt nur Hausmädchen und Mutter zu sein. Ich war immer sehr rücksichtsvoll und habe teilweise meine eigenen Bedürfnisse hinten dran gestellt. Mir war es egal, ob er in der Öffentlichkeit kein Händchen mit mir halten wollte oder vor anderen Leuten zu zeigen, dass ich seine Lebensgefährtin bin und nicht seine beste Freundin. Aber manchmal kam mir unsere Beziehung so vor als wären wir wie Bruder und Schwester. Es kamen so gut wie nie liebe Worte eher nur Herabwürdigende. Die Zeit war emotional sehr anstrengend für mich. Ich steckte so viel Energie in unsere Beziehung, Haus und alles drum herum, und ihm war alles zu viel oder sah es nicht für nötig. Ich habe ihm oft versucht zu erklären, dass liebe auch mit Gesten bestärkt werden kann und nicht mit Worten.Er muss es ja nicht sagen, kleine Taten sprechen ja auch für die gegenseitige Zuneigung. Doch von ihm kam nichts. Ich empfand immer mehr negative Gefühle und dementsprechend verhielt ich mich auch. Ich war gereizt, schlecht gelaunt und schlief schlecht. Bei Gesprächen, rollte er mit den Augen, nahm mich nicht ernst, versuchte mich "ja mein SCHATZ ich gebe dir recht" zu beschwichtigen, damit ich den Mund halte und endlich das Theme beende. das Wort Schatz oder andere Kosenamen benutz er nie, da er das dumm findet, in diesem Kontext meint er dass dann einfach herablassend. Oder er lenkte mitten in meinem Satz einfach mit banalen Thema ab um nicht mehr mit mir darüber reden zu müssen. Es war für ihn Neuerdings auch sehr lustig mich Opfer zu nennen. Klar, man lacht ein oder zweimal drüber gibt ein Konter zurück und gut ist. Bin ja auch nicht empfindlich. Aber es nahm überhand und manche Worte gingen unter die Gürtellinie. Das wollte ich nicht durchgehen lassen und zog meine Grenze. Es waren Kleinigkeiten die sich sammelten. Ich kannte ihn ja mittlerweile und wusste wie er sein konnte und bin mit ihm diesen Weg gegangen. Aber für mich wurde es schlimmer, ich weinte viel, er gab in einer Diskussion offen zu, dass er keinen Respekt mehr vor mir habe und ich es endlich durchziehen soll und mich verpissen. Da er es oft genug mitbekommen hat, dass ich lieber bei meiner Familie bin als bei ihm. Er entschuldigt sich nie für iwas, da er immer der Meinung ist er ist der beste und keiner ist besser als er. Er ist verletzend und seine Worte haben so viel Schaden angerichtet, dass ich die Konsequenz zog und innerhalb von einem Tag ausgezogen bin. Im Trennungsgespräch hielt er mir vor, dass er wegen mir hierher gezogen ist, seine Mutter enttäuscht sein wird, da sie auch mit investiert hat. Da habe ich ihm das erste Mal weinen sehen.
In den drei Monaten die ich bei ihm wohnte habe ich 5 Kilo abgenommen und gesundheitlich ging es mir gar nicht gut.
Seitdem sind 9 Monate vergangen. Und ich habe mich wieder erholt. Zugenommen, kein Stress und meine Diabetes habe ich wieder im Griff. In der Zeit sind wir aber trotzallem noch in Kontakt geblieben. War auch schwierig, wenn man Nachbar ist. Und mein Helfersydrom schlug wieder zu und ich half ihm weiter mit dem Haus. Es gab noch einiges zu tun. Und ich muss sagen, wir verstanden uns auch besser als vorher. Ich nahm kein Blatt mehr vor den Mund und wenn es mir zu viel wurde bin ich gegangen. Ich wurde wieder ausgeglichener und bekam meine Gesundheit mit Hilfe meiner Familie wieder in den Griff. Sie mussten sich in der Zeit mein ganzes Geheule anhören 😅
Jetzt hatte ich im Sommer mal zu ihm gesagt, dass wir es wieder versuchen können, wenn er sich bemüht und es nicht wieder so weit kommen lässt. Ich sagte ihm in einem tiefgründigen und emotionalen Gespräch auch, dass ich mir das zusammenwohnen auch wieder vorstellen könnte, wenn wir besser miteinander umgehen.
Das ist jetzt einige Zeit her, seitdem gab es leider wieder ein paar Phasen, die nicht so toll waren und mich wieder schwanken lassen. Er sagte zu mir, dass er sich nicht weiterentwickeln möchte. Das ist keine gute Einstellung fürs Leben. Jeder Mensch sollte sich weiterentwickeln, ob in einer Beziehung, Familiengründung oder Arbeit. Bin ich zu naiv gewesen und er glaubt er hat mich wieder um den Finger wickeln können nachdem er mir vor Wochen bei dem Gespräch sagte, was er eigentlich nicht meinte? Er redet so, dann wieder verständnisvoll, dann wieder kindisch und bockig mit genervten Augenverdrehen oder Beschwichtigungen.
Ich habe ihm Hoffnungen gemacht und jetzt fragt er seit 2 Wochen jeden Tag wann ich einziehen würde. Er fragt das auch einfach so mehrmals am Tag, als würde er nach dem Wetter fragen. Er setzt mich echt unter Druck. Sagte ihm jetzt öfter, dass ich es noch nicht genau weiß, ich mich noch nicht bereit dazu fühle und auch Angst habe, dass dann komplett alles kaputt geht. Dazu sagte er dann nur, dass es dann einfach so ist. Und wir damit klar kommen müssten, er aber dann auch absolut keinen Kontakt mehr haben möchte, was sehr schwierig ist, da wir jetzt dieselben Freunde haben und wir nicht stillschweigend und ignorierend nebeneinander wohnen können.
Das ist eine sehr schwierige Situation für mich und ich verstehe mich selbst nicht so genau, warum ich ihn nicht einfach in den Arsch trete..habe ich ein schlechtes Gewissen wegen des Hauses und dass er wegen mir aus der Stadt ins Dorf gezogen ist?
Wir haben vor Wochen spontan mit Freunden einen Urlaub geplant, was ich total toll fand und ich mich auch gefreut habe, trotz unserer Situation. Aber jetzt nutzt er dies als Druckmittel und will eine Entscheidung. Am besten gestern noch. Er will keinen Urlaub machen, wenn ich nicht vorher bei ihm eingezogen bin. Vorher gab es kein Wort davon das der Urlaub nur mit einem Einzug stattfinden würde, weil er davon ausging dass ich die nächsten Wochen bei ihm einziehen würde. Aber ich will mich nicht bedrängen und unter Druck setzen lassen. Er meinte er hätte meine Ausreden satt und ich solle mich endlich entscheiden. Aber im Hinterkopf male ich mir das schlimmste Szenario für die Zukunft aus. Ich wollte immer das es harmonisch bleibt, aber ich denke das wird es wohl in Zukunft nicht, wenn ich mich dagegen entscheide.
Ich tue mich sehr schwer damit und hoffe ihr könnt mir eure Meinung dazu sagen.
Ich freue mich auf euren Rat 💕