
Benutzer106617
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- #1
Hey Leute,
ich habe damit ein bisschen länger hinter dem Berg gehalten, aber stehe jetzt halt echt irgendwie ein klein bisschen verloren da.
Zur Geschichte: Mein Vater (60) und meine Mutter (56) sind seit 29 Jahren verheiratet. Es gibt zwei Kinder in dieser Ehe. Einmal mich und meine 5 Jahre ältere Schwester.
Meine Schwester ist bereits länger berufstätig und ich habe Anfang Juni diesen Jahres meine Ausbildung im IT-Bereich erfolgreich zu Ende gebracht. Übernommen wurde ich leider nicht, da die Firma Stellen gekürzt hat um ihre Neubauprojekte umsetzen zu können. Passiert, war uncool, aber darum gehts hier nicht.
Kurz, nachdem ich im Februar diesen Jahres erfahren hatte, dass ich nicht übernommen werde, stellte mir mein Vater eine Schülerin von sich vor. Sie ist 36 Jahre alt, verheiratet, hat eine sechsjährige Tochter und ist mit dem zweiten Kind schwanger.
Sie stellte mir die Firma vor, in der sie und ihr Mann arbeiten. Die Firma gefiel mir von ihren Erzählungen ziemlich gut und da ich ohnehin auf der Suche nach einem neuen Job war, trafen wir uns einige male und arbeitetn gemeinsam eine Bewerbung aus.
Diese Bewerbung verlief erfolgreich, nach einem Bewerbungsgespräch erhielt ich einen Arbeitsvertrag, unterschrieb diesen und konnte mich somit auch in Ruhe auf meine mündliche Abschlussprüfung freuen. Diese bestand ich auch und war ab diesem Punkt bis zum 2. September arbeitslos.
Da ich ja schon wusste, wie es weitergeht, war mir das aber gerade recht. So hatte ich Zeit mich für schönere Dinge zu begeistern. Freundin besuchen, Fesitvals erleben, Freunde treffen, Wetter genießen. All das wozu man im Prüfungs und Bewerbungsstress nicht gekommen war.
Ich war echt ganz glücklich.
Am 23.06 dann gegen 01:30 hörte ich einen lauten Knall aus dem Erdgeschoss. Erst dachte ich, ich hätte blos geträumt und wäre davon hochgeschreckt. Einige Minuten später jedoch, hörte ich hektische Schritte auf der Treppe nach oben, wo auch das Schlafzimmer meiner Eltern liegt.
Noch bevor ich mich wirklich fragen konnte, was passierte hörte ich nur meine Mutter, wie sie meinen Vater anzischte: "Du hast gesagt, da ist nichts! Du hast mich angelogen!" Das war die Einleitung die daraufhin zum "Showdown" auf dem Flur vor meinem Zimmer wurde.
Es stellte sich heraus, dass die Frau, welche mir noch bei der Bewerbung für die Firma, in der auch ihr Mann arbeitet, geholfen hatte, ein "Verhältnis" zu meinem Vater pflegte. Zu erkennen war dies an den 160 Din-A4 Seiten Whatsapp Chatverlauf, welchen meine Mutter aus dem Handy meines Vaters geholt hatte. (Technische Details lasse ich außen vor, sie hat das Handy nicht knacken müssen, die ihr bekannten Daten haben gereicht).
Dort waren offensichtlich sehr intime detailreiche Nachrichten und Briefe geschrieben worden. Es war die Rede davon miteinander durchzubrennen und alles hinter sich zu lassen. "Du bist meine Traumfrau", "Ich spüre immernoch deinen heißen Atem an meinem Nacken", "Meine Bluse duftet noch nach deinem Parfüm" etc.
Während dieser Auseinandersetzung kam auch meine Schwester hinzu und beschuldigte meinen Vater, sie für die Legitimation der Liebesbeziehung benutzt zu haben. Scheinbar kam diese Frau immer wieder vorbei, wenn meine Mutter gerade nicht da war, brachte unter anderem ihre Tochter mit, da diese unsere Katzen ja so gern hatte. Auch gingen sie, meine Schwester und mein Vater sowie ein Freund meines Vaters zum Pferd meiner Schwester, da die Tochter ja auch Pferde ganz toll fände.
Scheinbar war ich also der einzige, der von dem ganzen keine Ahnung hatte. Und ich sollte im September anfangen mit dem Mann dieser Frau in dieser Firma zu arbeiten.
Mein Vater hat sich nicht entschuldigt. Es hat ihm nichts leidgetan. Er saß auf dem Treppenabsatz, schüttelte mit einem leichten Grinsen den Kopf und meinte zu mir: "Die hat mein Handy geknackt."
Meine Mutter und meine Schwester drohten beide damit, mit den Chatverläufen zu ihrem Mann zu gehen, und ihm diese zu zeigen.
Mein Vater riet ihnen davon ab, da ich ja in der gleichen Firma anfangen sollte. "Deswegen macht ihr da jetzt erstmal garnichts und haltet die Füße still." Mir wurde sehr unwohl bei dem Gedanken, aber ich besaß tatsächlich die Naivität, der Aussage meines Vaters, "dass das alles am Auslaufen ist, und spätestens wenn das zweite Kind da ist, wird da nichts mehr sein." Glauben zu schenken.
Ich habe mit meinem Vater in der Nacht gesprochen, habe ihn sogar ein Stückweit nachvollziehen können. Natürlich ist es sehr schmeichelhaft, wenn eine viel jüngere durchaus attraktive Frau Interesse zeigt. Und wenn in der eigenen Ehe schon lange die Luft raus ist, kommt man dort in Versuchung. Das alles hat mir aber auch meine Mutter gesagt, die, wie ich finde, extrem leidensfähig und verständnissvoll mit der Situation sowie meinem Vater umgegangen ist.
Sie selbst sagte zu mir, dass sie viel eher damit klargekommen wäre, wenn es sich um eine Affäre(Bettgeschichte) gehandelt hätte, bei der es nur um Sex gegangen wäre. Dafür waren ihr diese ganzen Chatverläufe aber einfach zu intim und zu detailliert.
Nach diesem ersten Schock war die Katze aus dem Sack. Meine Schwester sprach nicht mehr mit meinem Vater, meine Mutter verlor immer mehr Gewicht, da sie sich nun darüber den Kopf zerbrach und sich zeitgleich um ihren Vater (92) kümmern musste. Und ich wusste nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte, da alles andere einfach weiter wie bisher lief und ich tatsächlich selten zuhause war.
Meine Schwester ist in solchen Sachen tatsächlich sehr radikal aufgestellt. Was bei einigen Paaren ohne mit der Wimper zu zucken hingenommen werden würde, wäre für sie bereits Betrug und fremdgehen. Ist mir teilweise auch viel zu radikal, vorallem die Kommunikationssperre mit meinem Vater, aber naja. Ich habe ihr das gesagt und das ist alles, was ich tun kann.
Meine Eltern sprachen sich "aus", und alls was sich änderte war tatsächlich meine Mutter. Sie unternahm viel mit meinem Vater, Dinge, die sie früher ablehnte. Sie fuhren Radtouren, gingen Wandern, Eis essen, planten gemeinsamen Urlaub. Sie bemüht sich nach wie vor. Aber ich wusste bis letztes Wochenende nicht, wie sehr sie das alles in sich reinfrisst.
Denn - mein Vater. Er änderte nichts. Für ihn war alles wie gehabt.
Letztes Wochenende Samstag, 24.08.2019
Mein Vater macht seit einigen Jahren(Jahrzehnten mit Pausen) bereits Karate und ist in seinem Verein tatsächlich auch recht wichtig/ernstzunehmen. Am Wochenende war er wieder auf einem Wettkampf mit seinen Sportkameraden und wollte, das meine Mutter und ich vorbeikommen um ihn anzufeuern/dabei zu sein. Das taten wir auch. Bis zur Siegerehrung knipste ich Fotos, filmte die Kämpfe und motivierte das Team. Meine Mutter filmte auf ihrem Tablet, konnte sich für den Sport aber wenig begeistern. Ist ja auch okay, sie war ja da, sie hat sich überwunden und war meinem Vater zuliebe mitgekommen.
Wieder zuhause angekommen waren meine Mutter, meine Schwester und ich auf dem Balkon und unterhielten uns über die Gesamtsituation. Meine Mutter sprach davon, dass mein Vater viel weniger am Handy sei und vermutlich nurnoch wegen seiner Karategruppe dort schreiben würde. Sie klang beruhigt darüber, dass mein Vater den Kontakt scheinbar wirklich einschlafen lassen würde und dieser Frau nicht mehr zu schreiben schien.
Als mein Vater kam und sich von seinen Freunden/Sportkameraden verabschiedete holte er sein Handy heraus und wollte von mir erklärt haben, wie das mit dem Herunterladen von den Fotos aus der Wettkampfgruppe funktioniere. In diesem Moment sah ich jedoch vorallem eines. Ihren Namen. Ganz oben im Chatverlauf.
Und sie schrieb.
Bei mir löste dieser Anblick eine Bestürzung und Enttäuschung aus. Und ein schlechtes Gewissen, denn ich hatte ihm ja das Handy besorgt, hatte ihm alles erklärt und dachte, dass wir dadurch besser in Kontakt bleiben könnten. Das er das Handy dafür benutzte, das wollte ich nicht.
Ich teilte meiner Mutter also mit, was ich gesehen hatte und die Situation eskalierte wieder. So sehr, dass meine Mutter einfach ein paar Sachen packte und mit Tränen das Haus verließ.
In den Augen meines Vater war ich der Idiot, weil sie ihn "ja nur viel Erfolg gewünscht hatte und nun wissen wollte, wie es lief." Seine Blicke in meine Richtung sprachen Bände.
Meine Schwester hatte alles mitbekommen und schrieb dieser Frau, dass sie den Kontakt zu meinem Vater sofort einzustellen habe, und drohte ihr mit der Weitergabe sämtlicher Chatverläufe an ihren Ehemann. Daraufhin rief sie scheinbar meinen Vater im Büro an. Seit gestern morgen ist meine Schwester, laut seiner Aussage, nicht mehr seine Tochter.
Heute morgen kam dann der nächste Schlag. Mein Großvater ist heute Nacht verstorben. Er wurde 92 Jahre alt. 2016 bin ich viel zu ihm gefahren um nach ihm zu sehen und mich um ihn zu kümmern. Wir haben lange Zeit versucht ihn bei sich zu lassen, ihn nicht aus seinem gewohnten Umfeld zu reißen. Erst Ende letzten Jahres haben wir ihn dann zu uns in die Stadt geholt und in ein Altenheim gebracht. Er wollte nicht mehr, und das hat man auch gemerkt. Vielleicht ist es noch nicht ganz bei mir angekommen, vielleicht kommt es gleich an, wenn ich sein Zimmer ausräume.
Meine Mutter ist gestern trotzdem mit meinem Vater in den Urlaub gefahren. Sie hatte alles vorbereitet für den Fall, dass uns mein Opa während ihrer Abwesenheit verlässt.
Im Gespräch mit ihr heute morgen klang sie ruhig, entspannt, fast schon befreit. Ich kann es ihr nicht verübeln. Sie hat in den letzten Jahren, fast schon Jahrzehnten alles für diese Familie getan. Meinem Vater den Rücken freigehalten, ihrem eigenen Vater das restliche Leben so erträglich wie möglich gemacht, und nebenbei alles gemanaged was sonst noch so anfiel. Meine Mutter ist eine Heldin. Und ich sitze hier. Um mich herum geht irgendwie alles in Flammen auf. Und ich sitze hier. Und suche den Feuerlöscher.
Keine Ahnung. Wie soll ich am Montag dem Ehemann dieser Frau gegeüber stehen. Sie meinte, dass sie ihm alles gestanden hätte und sie sich ausgesöhnt hätten. Ich glaube ihr kein Wort. Mein Vater warnte alle davor, dem Ehemann etwas zu verraten, weil man so meine "Karriere" zerstören würde. Aber ich weiß nicht mal, ob ich diese Karriere dort unter diesen Vorzeichen beginnen will. Ich habe trotzdem das Gefühl, dass es jetzt zu spät ist, das Ruder herumzureißen und ich nie wirklich der Kapitän meines eigenen Schiffes war.
Soll ich jetzt ein Mensch ein, den ich selbst nicht eiden könnte und so tun, als würde ich der Frau glauben. Nichts ansprechen, dem Ehemann nichts sagen und gute Miene zum bösen Spiel machen. Ich meine....ich will das eigentlich nicht, aber es würde meine Zeit in dieser Firma vermutlich nicht gerade erleichtern. Und die Probezeit werde ich damit vermutlich auch nicht wirklich überleben....das könnte sich durchaus auf meinen weiteren Lebenslauf auswirken. Was soll ich tun?
ich habe damit ein bisschen länger hinter dem Berg gehalten, aber stehe jetzt halt echt irgendwie ein klein bisschen verloren da.
Zur Geschichte: Mein Vater (60) und meine Mutter (56) sind seit 29 Jahren verheiratet. Es gibt zwei Kinder in dieser Ehe. Einmal mich und meine 5 Jahre ältere Schwester.
Meine Schwester ist bereits länger berufstätig und ich habe Anfang Juni diesen Jahres meine Ausbildung im IT-Bereich erfolgreich zu Ende gebracht. Übernommen wurde ich leider nicht, da die Firma Stellen gekürzt hat um ihre Neubauprojekte umsetzen zu können. Passiert, war uncool, aber darum gehts hier nicht.
Kurz, nachdem ich im Februar diesen Jahres erfahren hatte, dass ich nicht übernommen werde, stellte mir mein Vater eine Schülerin von sich vor. Sie ist 36 Jahre alt, verheiratet, hat eine sechsjährige Tochter und ist mit dem zweiten Kind schwanger.
Sie stellte mir die Firma vor, in der sie und ihr Mann arbeiten. Die Firma gefiel mir von ihren Erzählungen ziemlich gut und da ich ohnehin auf der Suche nach einem neuen Job war, trafen wir uns einige male und arbeitetn gemeinsam eine Bewerbung aus.
Diese Bewerbung verlief erfolgreich, nach einem Bewerbungsgespräch erhielt ich einen Arbeitsvertrag, unterschrieb diesen und konnte mich somit auch in Ruhe auf meine mündliche Abschlussprüfung freuen. Diese bestand ich auch und war ab diesem Punkt bis zum 2. September arbeitslos.
Da ich ja schon wusste, wie es weitergeht, war mir das aber gerade recht. So hatte ich Zeit mich für schönere Dinge zu begeistern. Freundin besuchen, Fesitvals erleben, Freunde treffen, Wetter genießen. All das wozu man im Prüfungs und Bewerbungsstress nicht gekommen war.
Ich war echt ganz glücklich.
Am 23.06 dann gegen 01:30 hörte ich einen lauten Knall aus dem Erdgeschoss. Erst dachte ich, ich hätte blos geträumt und wäre davon hochgeschreckt. Einige Minuten später jedoch, hörte ich hektische Schritte auf der Treppe nach oben, wo auch das Schlafzimmer meiner Eltern liegt.
Noch bevor ich mich wirklich fragen konnte, was passierte hörte ich nur meine Mutter, wie sie meinen Vater anzischte: "Du hast gesagt, da ist nichts! Du hast mich angelogen!" Das war die Einleitung die daraufhin zum "Showdown" auf dem Flur vor meinem Zimmer wurde.
Es stellte sich heraus, dass die Frau, welche mir noch bei der Bewerbung für die Firma, in der auch ihr Mann arbeitet, geholfen hatte, ein "Verhältnis" zu meinem Vater pflegte. Zu erkennen war dies an den 160 Din-A4 Seiten Whatsapp Chatverlauf, welchen meine Mutter aus dem Handy meines Vaters geholt hatte. (Technische Details lasse ich außen vor, sie hat das Handy nicht knacken müssen, die ihr bekannten Daten haben gereicht).
Dort waren offensichtlich sehr intime detailreiche Nachrichten und Briefe geschrieben worden. Es war die Rede davon miteinander durchzubrennen und alles hinter sich zu lassen. "Du bist meine Traumfrau", "Ich spüre immernoch deinen heißen Atem an meinem Nacken", "Meine Bluse duftet noch nach deinem Parfüm" etc.
Während dieser Auseinandersetzung kam auch meine Schwester hinzu und beschuldigte meinen Vater, sie für die Legitimation der Liebesbeziehung benutzt zu haben. Scheinbar kam diese Frau immer wieder vorbei, wenn meine Mutter gerade nicht da war, brachte unter anderem ihre Tochter mit, da diese unsere Katzen ja so gern hatte. Auch gingen sie, meine Schwester und mein Vater sowie ein Freund meines Vaters zum Pferd meiner Schwester, da die Tochter ja auch Pferde ganz toll fände.
Scheinbar war ich also der einzige, der von dem ganzen keine Ahnung hatte. Und ich sollte im September anfangen mit dem Mann dieser Frau in dieser Firma zu arbeiten.
Mein Vater hat sich nicht entschuldigt. Es hat ihm nichts leidgetan. Er saß auf dem Treppenabsatz, schüttelte mit einem leichten Grinsen den Kopf und meinte zu mir: "Die hat mein Handy geknackt."
Meine Mutter und meine Schwester drohten beide damit, mit den Chatverläufen zu ihrem Mann zu gehen, und ihm diese zu zeigen.
Mein Vater riet ihnen davon ab, da ich ja in der gleichen Firma anfangen sollte. "Deswegen macht ihr da jetzt erstmal garnichts und haltet die Füße still." Mir wurde sehr unwohl bei dem Gedanken, aber ich besaß tatsächlich die Naivität, der Aussage meines Vaters, "dass das alles am Auslaufen ist, und spätestens wenn das zweite Kind da ist, wird da nichts mehr sein." Glauben zu schenken.
Ich habe mit meinem Vater in der Nacht gesprochen, habe ihn sogar ein Stückweit nachvollziehen können. Natürlich ist es sehr schmeichelhaft, wenn eine viel jüngere durchaus attraktive Frau Interesse zeigt. Und wenn in der eigenen Ehe schon lange die Luft raus ist, kommt man dort in Versuchung. Das alles hat mir aber auch meine Mutter gesagt, die, wie ich finde, extrem leidensfähig und verständnissvoll mit der Situation sowie meinem Vater umgegangen ist.
Sie selbst sagte zu mir, dass sie viel eher damit klargekommen wäre, wenn es sich um eine Affäre(Bettgeschichte) gehandelt hätte, bei der es nur um Sex gegangen wäre. Dafür waren ihr diese ganzen Chatverläufe aber einfach zu intim und zu detailliert.
Nach diesem ersten Schock war die Katze aus dem Sack. Meine Schwester sprach nicht mehr mit meinem Vater, meine Mutter verlor immer mehr Gewicht, da sie sich nun darüber den Kopf zerbrach und sich zeitgleich um ihren Vater (92) kümmern musste. Und ich wusste nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte, da alles andere einfach weiter wie bisher lief und ich tatsächlich selten zuhause war.
Meine Schwester ist in solchen Sachen tatsächlich sehr radikal aufgestellt. Was bei einigen Paaren ohne mit der Wimper zu zucken hingenommen werden würde, wäre für sie bereits Betrug und fremdgehen. Ist mir teilweise auch viel zu radikal, vorallem die Kommunikationssperre mit meinem Vater, aber naja. Ich habe ihr das gesagt und das ist alles, was ich tun kann.
Meine Eltern sprachen sich "aus", und alls was sich änderte war tatsächlich meine Mutter. Sie unternahm viel mit meinem Vater, Dinge, die sie früher ablehnte. Sie fuhren Radtouren, gingen Wandern, Eis essen, planten gemeinsamen Urlaub. Sie bemüht sich nach wie vor. Aber ich wusste bis letztes Wochenende nicht, wie sehr sie das alles in sich reinfrisst.
Denn - mein Vater. Er änderte nichts. Für ihn war alles wie gehabt.
Letztes Wochenende Samstag, 24.08.2019
Mein Vater macht seit einigen Jahren(Jahrzehnten mit Pausen) bereits Karate und ist in seinem Verein tatsächlich auch recht wichtig/ernstzunehmen. Am Wochenende war er wieder auf einem Wettkampf mit seinen Sportkameraden und wollte, das meine Mutter und ich vorbeikommen um ihn anzufeuern/dabei zu sein. Das taten wir auch. Bis zur Siegerehrung knipste ich Fotos, filmte die Kämpfe und motivierte das Team. Meine Mutter filmte auf ihrem Tablet, konnte sich für den Sport aber wenig begeistern. Ist ja auch okay, sie war ja da, sie hat sich überwunden und war meinem Vater zuliebe mitgekommen.
Wieder zuhause angekommen waren meine Mutter, meine Schwester und ich auf dem Balkon und unterhielten uns über die Gesamtsituation. Meine Mutter sprach davon, dass mein Vater viel weniger am Handy sei und vermutlich nurnoch wegen seiner Karategruppe dort schreiben würde. Sie klang beruhigt darüber, dass mein Vater den Kontakt scheinbar wirklich einschlafen lassen würde und dieser Frau nicht mehr zu schreiben schien.
Als mein Vater kam und sich von seinen Freunden/Sportkameraden verabschiedete holte er sein Handy heraus und wollte von mir erklärt haben, wie das mit dem Herunterladen von den Fotos aus der Wettkampfgruppe funktioniere. In diesem Moment sah ich jedoch vorallem eines. Ihren Namen. Ganz oben im Chatverlauf.
Und sie schrieb.
Bei mir löste dieser Anblick eine Bestürzung und Enttäuschung aus. Und ein schlechtes Gewissen, denn ich hatte ihm ja das Handy besorgt, hatte ihm alles erklärt und dachte, dass wir dadurch besser in Kontakt bleiben könnten. Das er das Handy dafür benutzte, das wollte ich nicht.
Ich teilte meiner Mutter also mit, was ich gesehen hatte und die Situation eskalierte wieder. So sehr, dass meine Mutter einfach ein paar Sachen packte und mit Tränen das Haus verließ.
In den Augen meines Vater war ich der Idiot, weil sie ihn "ja nur viel Erfolg gewünscht hatte und nun wissen wollte, wie es lief." Seine Blicke in meine Richtung sprachen Bände.
Meine Schwester hatte alles mitbekommen und schrieb dieser Frau, dass sie den Kontakt zu meinem Vater sofort einzustellen habe, und drohte ihr mit der Weitergabe sämtlicher Chatverläufe an ihren Ehemann. Daraufhin rief sie scheinbar meinen Vater im Büro an. Seit gestern morgen ist meine Schwester, laut seiner Aussage, nicht mehr seine Tochter.
Heute morgen kam dann der nächste Schlag. Mein Großvater ist heute Nacht verstorben. Er wurde 92 Jahre alt. 2016 bin ich viel zu ihm gefahren um nach ihm zu sehen und mich um ihn zu kümmern. Wir haben lange Zeit versucht ihn bei sich zu lassen, ihn nicht aus seinem gewohnten Umfeld zu reißen. Erst Ende letzten Jahres haben wir ihn dann zu uns in die Stadt geholt und in ein Altenheim gebracht. Er wollte nicht mehr, und das hat man auch gemerkt. Vielleicht ist es noch nicht ganz bei mir angekommen, vielleicht kommt es gleich an, wenn ich sein Zimmer ausräume.
Meine Mutter ist gestern trotzdem mit meinem Vater in den Urlaub gefahren. Sie hatte alles vorbereitet für den Fall, dass uns mein Opa während ihrer Abwesenheit verlässt.
Im Gespräch mit ihr heute morgen klang sie ruhig, entspannt, fast schon befreit. Ich kann es ihr nicht verübeln. Sie hat in den letzten Jahren, fast schon Jahrzehnten alles für diese Familie getan. Meinem Vater den Rücken freigehalten, ihrem eigenen Vater das restliche Leben so erträglich wie möglich gemacht, und nebenbei alles gemanaged was sonst noch so anfiel. Meine Mutter ist eine Heldin. Und ich sitze hier. Um mich herum geht irgendwie alles in Flammen auf. Und ich sitze hier. Und suche den Feuerlöscher.
Keine Ahnung. Wie soll ich am Montag dem Ehemann dieser Frau gegeüber stehen. Sie meinte, dass sie ihm alles gestanden hätte und sie sich ausgesöhnt hätten. Ich glaube ihr kein Wort. Mein Vater warnte alle davor, dem Ehemann etwas zu verraten, weil man so meine "Karriere" zerstören würde. Aber ich weiß nicht mal, ob ich diese Karriere dort unter diesen Vorzeichen beginnen will. Ich habe trotzdem das Gefühl, dass es jetzt zu spät ist, das Ruder herumzureißen und ich nie wirklich der Kapitän meines eigenen Schiffes war.
Soll ich jetzt ein Mensch ein, den ich selbst nicht eiden könnte und so tun, als würde ich der Frau glauben. Nichts ansprechen, dem Ehemann nichts sagen und gute Miene zum bösen Spiel machen. Ich meine....ich will das eigentlich nicht, aber es würde meine Zeit in dieser Firma vermutlich nicht gerade erleichtern. Und die Probezeit werde ich damit vermutlich auch nicht wirklich überleben....das könnte sich durchaus auf meinen weiteren Lebenslauf auswirken. Was soll ich tun?