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Familie löst sich auf

NoMrNiceGuy
Benutzer106617  Meistens hier zu finden
  • #1
Hey Leute,
ich habe damit ein bisschen länger hinter dem Berg gehalten, aber stehe jetzt halt echt irgendwie ein klein bisschen verloren da.

Zur Geschichte: Mein Vater (60) und meine Mutter (56) sind seit 29 Jahren verheiratet. Es gibt zwei Kinder in dieser Ehe. Einmal mich und meine 5 Jahre ältere Schwester.
Meine Schwester ist bereits länger berufstätig und ich habe Anfang Juni diesen Jahres meine Ausbildung im IT-Bereich erfolgreich zu Ende gebracht. Übernommen wurde ich leider nicht, da die Firma Stellen gekürzt hat um ihre Neubauprojekte umsetzen zu können. Passiert, war uncool, aber darum gehts hier nicht.

Kurz, nachdem ich im Februar diesen Jahres erfahren hatte, dass ich nicht übernommen werde, stellte mir mein Vater eine Schülerin von sich vor. Sie ist 36 Jahre alt, verheiratet, hat eine sechsjährige Tochter und ist mit dem zweiten Kind schwanger.

Sie stellte mir die Firma vor, in der sie und ihr Mann arbeiten. Die Firma gefiel mir von ihren Erzählungen ziemlich gut und da ich ohnehin auf der Suche nach einem neuen Job war, trafen wir uns einige male und arbeitetn gemeinsam eine Bewerbung aus.
Diese Bewerbung verlief erfolgreich, nach einem Bewerbungsgespräch erhielt ich einen Arbeitsvertrag, unterschrieb diesen und konnte mich somit auch in Ruhe auf meine mündliche Abschlussprüfung freuen. Diese bestand ich auch und war ab diesem Punkt bis zum 2. September arbeitslos.

Da ich ja schon wusste, wie es weitergeht, war mir das aber gerade recht. So hatte ich Zeit mich für schönere Dinge zu begeistern. Freundin besuchen, Fesitvals erleben, Freunde treffen, Wetter genießen. All das wozu man im Prüfungs und Bewerbungsstress nicht gekommen war.

Ich war echt ganz glücklich.

Am 23.06 dann gegen 01:30 hörte ich einen lauten Knall aus dem Erdgeschoss. Erst dachte ich, ich hätte blos geträumt und wäre davon hochgeschreckt. Einige Minuten später jedoch, hörte ich hektische Schritte auf der Treppe nach oben, wo auch das Schlafzimmer meiner Eltern liegt.
Noch bevor ich mich wirklich fragen konnte, was passierte hörte ich nur meine Mutter, wie sie meinen Vater anzischte: "Du hast gesagt, da ist nichts! Du hast mich angelogen!" Das war die Einleitung die daraufhin zum "Showdown" auf dem Flur vor meinem Zimmer wurde.

Es stellte sich heraus, dass die Frau, welche mir noch bei der Bewerbung für die Firma, in der auch ihr Mann arbeitet, geholfen hatte, ein "Verhältnis" zu meinem Vater pflegte. Zu erkennen war dies an den 160 Din-A4 Seiten Whatsapp Chatverlauf, welchen meine Mutter aus dem Handy meines Vaters geholt hatte. (Technische Details lasse ich außen vor, sie hat das Handy nicht knacken müssen, die ihr bekannten Daten haben gereicht).

Dort waren offensichtlich sehr intime detailreiche Nachrichten und Briefe geschrieben worden. Es war die Rede davon miteinander durchzubrennen und alles hinter sich zu lassen. "Du bist meine Traumfrau", "Ich spüre immernoch deinen heißen Atem an meinem Nacken", "Meine Bluse duftet noch nach deinem Parfüm" etc.

Während dieser Auseinandersetzung kam auch meine Schwester hinzu und beschuldigte meinen Vater, sie für die Legitimation der Liebesbeziehung benutzt zu haben. Scheinbar kam diese Frau immer wieder vorbei, wenn meine Mutter gerade nicht da war, brachte unter anderem ihre Tochter mit, da diese unsere Katzen ja so gern hatte. Auch gingen sie, meine Schwester und mein Vater sowie ein Freund meines Vaters zum Pferd meiner Schwester, da die Tochter ja auch Pferde ganz toll fände.

Scheinbar war ich also der einzige, der von dem ganzen keine Ahnung hatte. Und ich sollte im September anfangen mit dem Mann dieser Frau in dieser Firma zu arbeiten.
Mein Vater hat sich nicht entschuldigt. Es hat ihm nichts leidgetan. Er saß auf dem Treppenabsatz, schüttelte mit einem leichten Grinsen den Kopf und meinte zu mir: "Die hat mein Handy geknackt."
Meine Mutter und meine Schwester drohten beide damit, mit den Chatverläufen zu ihrem Mann zu gehen, und ihm diese zu zeigen.

Mein Vater riet ihnen davon ab, da ich ja in der gleichen Firma anfangen sollte. "Deswegen macht ihr da jetzt erstmal garnichts und haltet die Füße still." Mir wurde sehr unwohl bei dem Gedanken, aber ich besaß tatsächlich die Naivität, der Aussage meines Vaters, "dass das alles am Auslaufen ist, und spätestens wenn das zweite Kind da ist, wird da nichts mehr sein." Glauben zu schenken.

Ich habe mit meinem Vater in der Nacht gesprochen, habe ihn sogar ein Stückweit nachvollziehen können. Natürlich ist es sehr schmeichelhaft, wenn eine viel jüngere durchaus attraktive Frau Interesse zeigt. Und wenn in der eigenen Ehe schon lange die Luft raus ist, kommt man dort in Versuchung. Das alles hat mir aber auch meine Mutter gesagt, die, wie ich finde, extrem leidensfähig und verständnissvoll mit der Situation sowie meinem Vater umgegangen ist.
Sie selbst sagte zu mir, dass sie viel eher damit klargekommen wäre, wenn es sich um eine Affäre(Bettgeschichte) gehandelt hätte, bei der es nur um Sex gegangen wäre. Dafür waren ihr diese ganzen Chatverläufe aber einfach zu intim und zu detailliert.

Nach diesem ersten Schock war die Katze aus dem Sack. Meine Schwester sprach nicht mehr mit meinem Vater, meine Mutter verlor immer mehr Gewicht, da sie sich nun darüber den Kopf zerbrach und sich zeitgleich um ihren Vater (92) kümmern musste. Und ich wusste nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte, da alles andere einfach weiter wie bisher lief und ich tatsächlich selten zuhause war.
Meine Schwester ist in solchen Sachen tatsächlich sehr radikal aufgestellt. Was bei einigen Paaren ohne mit der Wimper zu zucken hingenommen werden würde, wäre für sie bereits Betrug und fremdgehen. Ist mir teilweise auch viel zu radikal, vorallem die Kommunikationssperre mit meinem Vater, aber naja. Ich habe ihr das gesagt und das ist alles, was ich tun kann.

Meine Eltern sprachen sich "aus", und alls was sich änderte war tatsächlich meine Mutter. Sie unternahm viel mit meinem Vater, Dinge, die sie früher ablehnte. Sie fuhren Radtouren, gingen Wandern, Eis essen, planten gemeinsamen Urlaub. Sie bemüht sich nach wie vor. Aber ich wusste bis letztes Wochenende nicht, wie sehr sie das alles in sich reinfrisst.
Denn - mein Vater. Er änderte nichts. Für ihn war alles wie gehabt.

Letztes Wochenende Samstag, 24.08.2019
Mein Vater macht seit einigen Jahren(Jahrzehnten mit Pausen) bereits Karate und ist in seinem Verein tatsächlich auch recht wichtig/ernstzunehmen. Am Wochenende war er wieder auf einem Wettkampf mit seinen Sportkameraden und wollte, das meine Mutter und ich vorbeikommen um ihn anzufeuern/dabei zu sein. Das taten wir auch. Bis zur Siegerehrung knipste ich Fotos, filmte die Kämpfe und motivierte das Team. Meine Mutter filmte auf ihrem Tablet, konnte sich für den Sport aber wenig begeistern. Ist ja auch okay, sie war ja da, sie hat sich überwunden und war meinem Vater zuliebe mitgekommen.

Wieder zuhause angekommen waren meine Mutter, meine Schwester und ich auf dem Balkon und unterhielten uns über die Gesamtsituation. Meine Mutter sprach davon, dass mein Vater viel weniger am Handy sei und vermutlich nurnoch wegen seiner Karategruppe dort schreiben würde. Sie klang beruhigt darüber, dass mein Vater den Kontakt scheinbar wirklich einschlafen lassen würde und dieser Frau nicht mehr zu schreiben schien.
Als mein Vater kam und sich von seinen Freunden/Sportkameraden verabschiedete holte er sein Handy heraus und wollte von mir erklärt haben, wie das mit dem Herunterladen von den Fotos aus der Wettkampfgruppe funktioniere. In diesem Moment sah ich jedoch vorallem eines. Ihren Namen. Ganz oben im Chatverlauf.

Und sie schrieb.

Bei mir löste dieser Anblick eine Bestürzung und Enttäuschung aus. Und ein schlechtes Gewissen, denn ich hatte ihm ja das Handy besorgt, hatte ihm alles erklärt und dachte, dass wir dadurch besser in Kontakt bleiben könnten. Das er das Handy dafür benutzte, das wollte ich nicht.
Ich teilte meiner Mutter also mit, was ich gesehen hatte und die Situation eskalierte wieder. So sehr, dass meine Mutter einfach ein paar Sachen packte und mit Tränen das Haus verließ.
In den Augen meines Vater war ich der Idiot, weil sie ihn "ja nur viel Erfolg gewünscht hatte und nun wissen wollte, wie es lief." Seine Blicke in meine Richtung sprachen Bände.

Meine Schwester hatte alles mitbekommen und schrieb dieser Frau, dass sie den Kontakt zu meinem Vater sofort einzustellen habe, und drohte ihr mit der Weitergabe sämtlicher Chatverläufe an ihren Ehemann. Daraufhin rief sie scheinbar meinen Vater im Büro an. Seit gestern morgen ist meine Schwester, laut seiner Aussage, nicht mehr seine Tochter.

Heute morgen kam dann der nächste Schlag. Mein Großvater ist heute Nacht verstorben. Er wurde 92 Jahre alt. 2016 bin ich viel zu ihm gefahren um nach ihm zu sehen und mich um ihn zu kümmern. Wir haben lange Zeit versucht ihn bei sich zu lassen, ihn nicht aus seinem gewohnten Umfeld zu reißen. Erst Ende letzten Jahres haben wir ihn dann zu uns in die Stadt geholt und in ein Altenheim gebracht. Er wollte nicht mehr, und das hat man auch gemerkt. Vielleicht ist es noch nicht ganz bei mir angekommen, vielleicht kommt es gleich an, wenn ich sein Zimmer ausräume.
Meine Mutter ist gestern trotzdem mit meinem Vater in den Urlaub gefahren. Sie hatte alles vorbereitet für den Fall, dass uns mein Opa während ihrer Abwesenheit verlässt.

Im Gespräch mit ihr heute morgen klang sie ruhig, entspannt, fast schon befreit. Ich kann es ihr nicht verübeln. Sie hat in den letzten Jahren, fast schon Jahrzehnten alles für diese Familie getan. Meinem Vater den Rücken freigehalten, ihrem eigenen Vater das restliche Leben so erträglich wie möglich gemacht, und nebenbei alles gemanaged was sonst noch so anfiel. Meine Mutter ist eine Heldin. Und ich sitze hier. Um mich herum geht irgendwie alles in Flammen auf. Und ich sitze hier. Und suche den Feuerlöscher.

Keine Ahnung. Wie soll ich am Montag dem Ehemann dieser Frau gegeüber stehen. Sie meinte, dass sie ihm alles gestanden hätte und sie sich ausgesöhnt hätten. Ich glaube ihr kein Wort. Mein Vater warnte alle davor, dem Ehemann etwas zu verraten, weil man so meine "Karriere" zerstören würde. Aber ich weiß nicht mal, ob ich diese Karriere dort unter diesen Vorzeichen beginnen will. Ich habe trotzdem das Gefühl, dass es jetzt zu spät ist, das Ruder herumzureißen und ich nie wirklich der Kapitän meines eigenen Schiffes war.

Soll ich jetzt ein Mensch ein, den ich selbst nicht eiden könnte und so tun, als würde ich der Frau glauben. Nichts ansprechen, dem Ehemann nichts sagen und gute Miene zum bösen Spiel machen. Ich meine....ich will das eigentlich nicht, aber es würde meine Zeit in dieser Firma vermutlich nicht gerade erleichtern. Und die Probezeit werde ich damit vermutlich auch nicht wirklich überleben....das könnte sich durchaus auf meinen weiteren Lebenslauf auswirken. Was soll ich tun?
 
Sorceress Apprentice
Benutzer89539  Team-Alumni
  • #2
Wie sehr bist du denn auf den Job angewiesen? Und wie kommt deine Mutter alleine zurecht?

Und dein Vater, als hätte er nicht genug ausgefressen - dich zu instrumentalisieren setzt dem noch die Krone auf. :what:
 
K
Benutzer11466  Beiträge füllen Bücher
  • #3
Was soll ich tun?
Was Deinen Job angeht: Die Sache ist nicht Dein Problem, bis vor kurzem wußtest Du ja wirklich nix. Du könntest Dich also erfolgreich weiterhin unwissend stellen. Dennoch würde ich mir überlegen, 'nen anderen Job zu suchen - als EDVler sollte das doch kein Problem sein.

Was Eure Familie angeht: Das ist echt bitter. Der Schurke in dem Stück ist aber Dein Vater. Ich würde versuchen, mit allen Beteiligten ein gutes Verhältnis zu wahren - aber wenn beispielsweise Dein Vater versuchen sollte, Dich zum Komplizen für weitere Techtelmechtel zu machen, Grenzen ziehen und notfalls zumindest vorübergehend den Kontakt abbrechen.

Über Ihre Ehe müssen Deine Eltern befinden - Du kannst sie dabei unterstützen. Aber sortieren müssen sie sich.
 
Erlinga92
Benutzer173858  (31) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #4
Ich wäre ja "froh" wenn mir jemand aufzeigen würde was meine ach so geliebte Frau/Freundin mir schon ewig lang antut.
Vermutlich würde man mir das in dem Moment nicht anmerken aber es zu wissen ist meiner Meinung nach immer besser.
Arbeitsplätze gibt es viele und wenn du tüchtig bist wirst du auch immer eine Stelle finden.

Und du hast ja auch nichts "falsches" getan und kannst ja auch nichts dafür, dass du jemanden kennst der die Frau von jemand anderem f***t.
 
Ishtar
Benutzer158340  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #5
Das tut mir leid, zu lesen. Aber mach dir bitte vor allen Dingen klar: DU kannst da nichts dafür. Nicht du hast das alles hier verzapft, sondern dein Vater. Völlig egoistisch und ohne Rücksicht auf Verluste. Das ist sein Misthaufen, nicht deiner. Und alles, was da vielleicht noch passiert, ist seine Schuld, nicht deine.

Um ehrlich zu sein, ich würde mit dem Ehemann/Chef reden. Sachen unterschwellig brodeln lassen ist nie gut. Das frisst nur Löcher in die Seele, bei euch beiden.
Ich würde daher ehrlich gesagt auch gleich am ersten Tag fragen, ob ihr ein Gespräch unter vier Augen führen könnt, weil du das wichtig findest, damit da nichts zwischen euch steht. Und da solltest du dann sagen, dass du von der Sache auch erst in den letzten Tagen erfahren hast, wie kacke du die ganze Situation findest und dass du eben auch die Probleme siehst, die daraus entstehen könnten, dass du aber eben du bist und nicht dein Vater. Und je nachdem, wie sehr dir an dem Job gelegen ist, es also entweder ganz aus der Welt schaffen oder aber um Möglichkeit bitten, dir was anderes zu suchen, damit es nicht zwischen euch eskalieren kann.
Mit Ehrlichkeit kommt man meiner Erfahrung nach am weitesten. Unehrlichkeit fällt einem immer irgendwann zu einem ungünstigen Zeitpunkt wieder auf die Füße.
 
Mark11
Benutzer106548  Team-Alumni
  • #6
Erstmal: scheiß-Situation, in die Dein Vater Dich (u.A.) da gebracht hat. Das beschissenste zur beschissenste Zeit getan. Und anscheinend immer noch nicht kapiert, was er gleich mehreren Menschen angetan hat.

Was Dich angeht: ich glaube, ich würde die Frau direkt fragen, ob sie es wirklich ihrem Mann erzählt hat. Wenn sie es getan hat, hast Du schlicht absolut nichts mehr damit zu tun, weder faktisch noch moralisch. Dann scheinen ja die direkten Protagonisten ihre Geschichte in irgendeiner Form selber zu klären und Du solltest Dich, auch ohne den Job, tunlichst 'raus halten.
Hat sie es ihm nicht erzählt, dann musst Du auch nichts tun, es sei denn, es entwickelt sich so eine Art Freundschaft oder Vertrauensverhältnis zwischen ihrem Mann und Dir. Es ist zwar blöd, etwas zu wissen, was der Mann nicht weiß, aber es ist einfach nicht Deine Geschichte. Du hast sie nicht ausgelöst, Du hast sie nicht am Leben erhalten, Du hast niemanden belogen. Im Gegenteil: Du hast bis zuletzt gar nichts davon gewusst. Was heißt: die Geschichte wäre so oder so passiert, egal, ob Du dazwischen hängst oder nicht.

Ich verstehe, dass Dich das beschäftgit. Aber Du trägst niemandem außer Dir selber eine Verantwortung gegenüber in dieser Sache. Und genau so würde ich auch an den neuen Job gehen.
 
blackinmind
Benutzer27300  (47) Meistens hier zu finden
  • #7
Wow, harter Tobak, was da gerade bei dir/euch abläuft.

Erstmal mein aufrichtiges Beileid zum Tod deines Opas. Das ist sicherlich nochmal ein richtig heftiger zusätzlicher Tiefschlag, wenn man bedenkt, was da familiär gerade bei euch alles den Bach runter geht.
Emotional sicher eine verdammt schwere Zeit. Ich versuche es jetzt als Außenstehender trotzdem mal ganz rational zu bewerten:

1. So traurig der Tod eines nahestenden Menschen auch immer ist. Ein Alter von 92 Jahren zu erreichen und bis über 90 Jahre sogar weitestgehend selbständig leben zu können, ist mehr als den meisten Menschen vergönnt ist. Das war vermutlich auch deinem Opa klar, wenn du schreibst, dass man merkte, er habe keine Lust mehr gehabt. Irgendwann ist es an der Zeit zu akzeptieren, dass uns nur eine begrenzte Zeit zusteht. Und wenn man das für sich und andere akzeptieren kann, fällt es leichter, die Trauer über den Verlust eines Menschen zu verarbeiten.

2. Die Akzeptanz über das Zerbechen der unmittelbaren Familie, also in diesem Fall der Beziehung der Eltern, ist da sicherlich schon schwerer. Habe das selbst vor 25 Jahren durchgemacht. Man glaubt irgendwie, dass passiert immer nur den anderen, aber nicht den eigenen Eltern. Die sind doch verheiratet und auch wenn es hier und da mal knirscht (was man als Nachwuchs, wenn überhaupt, denn so mitbekommt...) raufen die sich schon wieder zusammen.

Nein, machen sie häufig leider nicht. Aber auch das ist der Gang der Dinge. In der Zeit, in der die Kinder aufwachsen, entwickeln sich auch Eltern weiter oder eben auch manchmal auseinander. Und wenn man sich zum Wohle der Kinder in den frühen Jahren vielleicht meist noch zusammenreißt und versucht, das Schiff auf Kurs zu halten, verliert sich diese Notwendigkeit, je selbstsändiger die Kinder werden. Und wenn die dann mal erwachsen sind, orientieren sich Eltern gegebenenfalls eben auch neu in ihrer Lebensgestaltung. Ob es an dieser Stelle dann sinnvoll ist, auf Teufel komm raus zu versuchen, eine eigentlich zerrüttete Beziehung zwanghaft aufrechterhalten zu wollen, das müssen die Partner dann für sich entscheiden. Aber in meinen Augen macht es wenig Sinn, zu versuchen etwas am Leben zu erhalten, was eigentlich schon lange keinen Bestand mehr hat. Wenn man in der Beziehung eben nicht mehr glücklich ist. Und es macht in der Regel hier auch keinen Sinn, einen Schuldigen auszumachen. Zu einer solchen Entwicklung gehören letztlich immer 2 Personen.

Dennoch ist das, was dein Vater hier abzieht unfair gegenüber allen Beteiligten. Er hintergeht deine Mutter, belügt sie, ist aber nicht bereit klare Verhältnisse zu schaffen. Deiner Schwester gegenüber droht er mit Kontaktabbruch, da sie sich emotional auf die Seite der Mutter schlägt. Und dir verbaut er potentiell berufliche Chancen, da er eben seine Affäre ausgerechnet mit der Frau deines angehenden Chefs führt. Wobei hier ja im Grunde eine Henne-Ei-Problem besteht. Was war zuerst da, seine Äffäre oder dein Arbeistvertrag, der sich ja letztlich aus dieser Affäre überhaupt erst entwickeln konnte. Wenn auch zugegebenerweise dir völlig unbewusst zu dem Zeitpunkt.

Und damit zu 3. Ob du deinen neuen Job dort letztlich antreten willst oder nicht und wie sich das für dich entwickelt, kann dir hier natürlich keiner vorhersagen.

Aber wenn du einigermassen motiviert und fähig bist, sollte es bei der derzeitigen Arbeitsmarktsituation für dich kein Problem darstellen, irgendwo anders unterzukommen. Meiner Erfahrung nach suchen derzeit fast alle Unternehmen in fast allen Branchen gute und zuverlässige Fachkräfte. Also ist es in meinen Augen nicht nötig, dich hier zu irgendeinem Job zu zwingen, wo du letztendlich aufgrund dieser (fremdverschuldeten) angespannten Situation keine Chance hast, auf lange Sicht glücklich und erfolgreich zu arbeiten. Da du frisch aus der Ausbildung kommst würde ich dir empfehlen, den Job erstmal anzutreten und zu schauen, wie es läuft. So bekommst du schonmal etwas Berufserfahrung. Aber parallel kannst du ja schon die Fühler nach Alternativen ausstrecken und dann weiterschauen, ob sich vielleicht sogar kurzfristig eine besser passende Alternative ergibt.

Lange Rede, kurzer Sinn: So steinig der Weg vor dir im Moment auch ausschauen mag. Letztlich sind das alles Herausforderungen, wie sie dir das Leben immer wieder stellen wird. Keine dieser Herausforderungen ist unlösbar oder unüberwindbar. Und wenn du sie annimmst und dich ihnen stellst, wirst du sie auch überwinden können und auf lange Sicht daran wachsen.
 
Kennwort
Benutzer18741  Meistens hier zu finden
  • #8
Ich wäre ja "froh" wenn mir jemand aufzeigen würde was meine ach so geliebte Frau/Freundin mir schon ewig lang antut.
Exakt, denn genau mit diesem Hinweis machst Du Dich unabhängig und nicht zum Komparsen der Machenschaften Deines Vaters.

Und davon ab: So ein Job ist es nicht wert die Achtung vor sich selbst zu verlieren, denn das ist es, wie Du schreibst, was Du befürchtest, wenn Du den Mund hälst.

Die Probezeit gilt für beide Seiten, in der Probezeit aufzuhören ist legitim.
Gründe kann es dafür viele geben, die man bei späteren Vorstellungsgesprächen anbringen kann. Dabei ehrlich zu sein, dass es familiäre Verstrickungen am Arbeitsplatz gab, mit denen Du nichts zu tun haben wolltest, dürfte durchaus akzeptabel als Begründung sein.
Ansonsten kann man auch gute andere Gründe finden und wenn man sich mit dem Zustand der sanitären Anlagen, der schlechten Busverbindung, altbackener IT oder was auch immer rausredet.
 
NoMrNiceGuy
Benutzer106617  Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #9
Wie sehr bist du denn auf den Job angewiesen? Und wie kommt deine Mutter alleine zurecht?
Ich habe mir bis zuletzt keine Gedanken mehr gemacht, nach etwas neuem zu suchen. Ein Nichtantreten der Arbeit würde also zweifelsohne zu Diskussionen mit dem Arbeitsamt führen. Der Arbeitsvertrag meine Schwester wurde 2 Wochen vor der eigentlichen Entfristung, nicht mehr verlängert. Und das Arbeitsamt hat Terror geschoben. Das würde ich bei mir gerne vermeiden. Ihr ging es auch sehr schlecht, aber das spielt nur bedingt in die schlechte SItuation der Familie mit rein. Sie hat voraussichtlich schon bald wieder etwas neues. Trotzdem leidet sie dadurch natürlich auch nocht mit.
Wirklich angewiesen bin ich nicht. Ich zahle keine Miete, habe keinen Kredit am Laufen und lebe in letzter Zeit recht sparsam, keine großen Ausgaben, Kleidung aus dem Second-Hand (Großartige Sache, die Kleidung ist super und günstig und man unterstützt Inklusionsbetriebe) Mein Auto wollte ich zwar verkaufen, aber das Angebot eines Händlers empfand ich als so dreist, dass ich mich geweigert habe zu akzeptieren. Finanziell könnte ich, dank Rücklagen, also durchaus noch bis Ende des Jahres über die Runden kommen, ohne in eine totale Ausgabensperre zu gehen.

Bei meiner Mutter wiederum sieht es nicht so gut aus. Sie ist zwar promovierte Biologin, hat diesen akademischen Zweig allerdings leider niemals weiter verfolgt, da sie erst mit meiner Schwester, und dann mit mir schwanger war. Also hat sie sich um den Betrieb meines Vaters gekümmert, dort die Verwaltung geschmissen und oft genug auch dafür gesorgt, dass der Betrieb nicht vor die Hunde geht, da mein Vater mit EDV absolut nichts am Hut hat. Sie hat dann allerdings ihr Hobby, die Tanzerei zu ihrem Beruf gemacht. Sie gibt Tanzunterricht an verschiedenen Orten, man kann sich allerdings denken, dass dabei nicht super viel rumkommt. Allerdings dachte sich das die Rentenkasse und verdonnerte sie im letzten Jahr zu einer Zahlung von 6.500€. Genaue Gründe kenne ich nicht, aber es hieß irgendwie, dass sie über einem Freibetrag war, den ihr Steuerberater falsch eingeschätzt hatte.
Somit ist sie, gerade in unserer Wohngegend zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht in der Lage hier zu bleiben. Die Wohnungen könnte sie nicht mit dem Tanzen alleine bezahlen.

Ohne meine Mutter würde mein Vater zwangsläufig in den Ruin laufen, aber in meiner aktuellen Gefühlslage kann ich hierzu kein klares Statement abgeben, da es mir derzeit egal wäre.
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als EDVler sollte das doch kein Problem sein.

Das stimmt, allerdings ist der Job halt in vielerlei Hinsicht eine richtig gute Chance. Nach ca. 2-4 Jahren Berufserfahrung melden sich die Firmen bei einem und bieten einem dann gute Bedingungen an. Man muss nicht mehr anklopfen, man wird eingeladen.

Dein Vater versuchen sollte, Dich zum Komplizen für weitere Techtelmechtel zu machen, Grenzen ziehen und notfalls zumindest vorübergehend den Kontakt abbrechen.
Entweder, das war von langer Hand vorbereitet um ein Druckmittel gegen meine Mutter und meine Schwester zu haben, oder....ja...ich war zu naiv und habe nicht verstanden, das ich gerade benutzt werde.

Kontaktabbruch ist schwieriger. Gemeinsamer Verein, gemeinsames Wohnen...und die Verstrickung in meinem neuen Job.

Über Ihre Ehe müssen Deine Eltern befinden - Du kannst sie dabei unterstützen. Aber sortieren müssen sie sich.

Dazu haben sie ja gerade im Urlaub Zeit. Ich kann mir aber vorstellen, dass nach dem ganzen Verwaltungsakt mit dem Erbe meines Opas eine Neuverteilung der Macht ansteht. Wenn der Staat/Fiskus erstmal seinen Löwenanteil an dem Erbe abgezogen hat, bleibt meiner Mutter erstmal genug finanzielle Luft zum Atmen. Sie ist dann nicht mehr an meinen Vater gebunden.

Ich gehe davon aus, dass dieses Weihnachten nicht sehr besinnlich ablaufen wird.
 
Kokiri
Benutzer157013  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #10
Oh man, was ein Chaos. Ich kann da leider grad nichts sinnvolles zu beitragen, aber fühl dich mal fest gedrückt :knuddel:

Ich finde es gut, wie reflektiert du das hier schreiben kannst.
 
NoMrNiceGuy
Benutzer106617  Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #11
Was Dich angeht: ich glaube, ich würde die Frau direkt fragen, ob sie es wirklich ihrem Mann erzählt hat. Wenn sie es getan hat, hast Du schlicht absolut nichts mehr damit zu tun, weder faktisch noch moralisch.

Am 21.08 hat sie mir noch geschrieben, dass sie mir einen guten Start wünscht und einige Tipps gegeben. Von der Situation in unserer Familie weiß sie natürlich, und wusste sie auch zu dem Zeitpunkt. Es gab von ihr kein Wort darüber.

Auf den Gedanken diese verantwortung auf sie abzuwälzen bin ich gestern früh auch gekommen. Wenn es dann doch rauskommt und mir alles um die Ohren fliegt kann ich mich darauf berufen, dass sie mir doch gesagt habe, dass alles geklärt sei.

Fühlt sich zwar falsch an, aber vermutlich ist es für mich das Beste.
 
Mann im Mond
Benutzer18780  Geheimdienstchef
  • #12
Ich würde mit dem Mann, der mit dir arbeiten wird, klare verhältnisse schaffen.
Lass dich nicht für die Lügengerüste anderer einspannen.
Dafür bist du nicht verantwortlich. Du kannst drauf hinweisen, dass es eigentlich die aufgabe deines Vaters oder seiner Freundin ist, das aufzuklären.


Ich erlebe diese "Geheimniskrämerei" - wenn auch nicht in dieser starken Ausprägung gerade selbst.
Mein Statement war: Ich decke es nicht, und werde es - sofern mich jemand dazu befragt - weitergeben. Bis dahin haben die Beteiligten selbst dazu die Chance, dies für sich selbst vorteilhaft aufzuklären.
 
Bria
Benutzer65313  (36) Toto-Champ 2008 & 2017
  • #13
Ich finde Ishtar Ishtar s Vorschlag gut - gleich zu Beginn mit dem Chef reden. Scheiß auf den Job, falls er dich deshalb kickt. Du kannst dort doch ohnehin nicht mehr reinen Gewissens arbeiten, und du findest was neues. Integrität und ein ruhiges Gewissen wären mir da wichtiger.

Ich will nicht den Teufel an die Wand malen... aber das Kind ist definitiv vom ihrem Mann, ja?
 
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