Erfüllte Sexualität nach Traumatisierung möglich?

Enigma.
Benutzer203678  (53) Öfter im Forum
  • #1
Bitte nicht zitieren. Ich möchte evl. später ein paar Details wieder rausnehmen. Danke!
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Ich weiß gerade nicht wohin mit meinen Gedanken und kann momentan mit niemandem darüber reden. Schreiben geht besser. Ich lasse es einfach mal hier. Vielleicht liest es ja jemand. Und wenn nicht, dann hilft es mir vielleicht beim Gedanken sortieren.
Vorab schon mal sorry: Das wird lang. Und wahrscheinlich ziemlich durcheinander. So wie meine Gedanken.

Ich bin seit mehr als 25 Jahren mit meinem Mann zusammen und wir haben zwei Kinder (inzwischen Teenager). Wir haben seit mehreren Jahren keinen Sex mehr, weil ich mich nicht mehr darauf einlassen kann. Also wirklich keinerlei gemeinsame sexuelle Aktivität.

Abgesehen davon läuft die Beziehung (wieder) gut. Es gibt im Alltag durchaus Körperkontakt in Form von "unsexuellen" Berührungen, Küsschen auf den Mund, (kurze) Umarmungen, Händchenhalten wenn wir gemeinsam unterwegs sind. Längeren Körperkontakt ertrage ich nicht mehr.

Angefangen hat es nach der Geburt unseres zweiten Kindes. Die ersten Jahre mit den zwei kleinen Kindern + jeweils Vollzeitjob waren extrem anstrengend und wir sind beide dermaßen am Limit gelaufen, dass Sex überhaupt kein Thema war.

Als die Kinder größer wurden, kam bei meinem Mann das Bedürfnis wieder. Ich habe mich anfangs trotz Unlust überreden lassen, nach dem Motto "der Appetit kommt beim Essen" und auch mit einer guten Portion Pflichtgefühl. Obwohl ich dann auch körperlich erregt war und zum Orgasmus kam, war der Sex für mich nicht erfüllend. Ich war nur froh, dass es "erledigt ist" und in den nächsten Tagen keine sexuellen Annäherungsversuche erfolgen werden.

Ich hatte auch zunehmend mehr Schmerzen beim Sex. An sich nicht neu, traten sie aber immer häufiger und stärker auf – auch in Positionen, bei denen es früher kein Problem gab.

Es folgten Wochen und Monate mit Gefälligkeitssex meinerseits, wenn er die Initiative ergriff. Wobei die Abstände immer größer wurden. Mein Mann war frustriert, weil von mir nie eine Initiative kam, ich auch beim Sex selbst immer passiver wurde und mich seinen Avancen immer öfter entzog.

Antworten auf seine Fragen hatte ich nicht, weil ich mich selbst nicht verstand. Dass allein der Gedanke an Sex mit meinem Mann, inzwischen ungute Gefühle und Widerwillen auslöste, konnte ich ihm nicht sagen, weil ich ihn nicht verletzen wollte. Ich wusste ja auch nicht, warum das so ist.

Ich liebe ihn und finde ihn nach wie vor attraktiv. Aber beim Gedanken an Sex mit ihm oder wenn er sich mit eindeutiger Absicht körperlich annäherte, zog sich in mir alles zusammen. Wir einigten uns schließlich drauf, dass er keine Annäherungsversuche mehr unternimmt, um mich nicht unter Druck zu setzen.

Es folgte dann eine Phase, in der es mir gesundheitlich (physisch und psychisch) sehr schlecht ging. Die Ursache der Schmerzen wurde endlich gefunden, mit den folgenden OPs ging es mir körperlich und später auch psychisch besser. Ich ging davon aus, dass die Ursache für den Widerwillen gegen Sex, die Angst vor Schmerzen gewesen wäre. Meine Libido erwachte auch tatsächlich wieder, als ich mich erholt hatte. Was jedoch nicht wieder kam, war die Lust auf Paar-Sex. Das Gefühl des Widerwillens beim Gedanken an Sex mit (m)einem Partner, blieb.

Im letzten Jahr ging es mir dann psychisch wieder zunehmend schlechter. Ich wurde von Ereignissen aus meiner Vergangenheit eingeholt und merkte, dass ich das allein nicht mehr bewältigen kann. Meine Kindheit war geprägt von emotionaler Vernachlässigung. Körperliche und psychische Gewalt spielten auch eine Rolle. Außerdem wurde ich als Jugendliche Opfer eines sexuellen Übergriffs (außerhalb der Familie) und bei der Geburt unseres zweiten Kindes wurde ich traumatisiert.

Ich habe mir therapeutische Hilfe gesucht und durch die bisherige Therapie ist mir einiges klar geworden:

-Ich kann niemandem vollends vertrauen – egal, wie nahe er mir steht.
-Ich kann kaum Gefühle zeigen und nicht darüber reden.
-Ich dissoziiere (wahrscheinlich seit frühester Kindheit) bei (emotionaler) Überforderung (beame mich geistig aus der Situation und bekomme nicht mehr wirklich mit, was passiert, habe auch Gedächtnislücken).
-Ich kann mich in intimen Situationen nicht "fallen lassen", weil ich Angst vor Zurückweisung und Kontrollverlust habe.
-Ich kann kaum Wünsche äußern und mir fällt es schwer zu sagen, wenn ich etwas nicht möchte.
-Ich habe eine Abneigung gegen Stellungen beim Sex, bei denen ich den Partner nicht anschauen kann.
-Beim Geruch von Sperma wird mir übel.

Zudem hat mein Mann wahrscheinlich auch einen Anteil daran, dass ich Paar-Sex gar nicht mehr zulassen kann. Er hat oft versucht, mich zu etwas zu überreden, was ich nicht wollte und sich teilweise beim Sex auch grenzüberschreitend verhalten (z.B. beim Sex immer wieder an meinem Anus herumgefingert, obwohl er wusste, dass ich das nicht will).

Mein Mann steht total auf Doggy. Ich habe mich hin und wieder dazu überreden lassen und die dabei aufkommenden negativen Gefühle verdrängt, bzw. bin ich wahrscheinlich jedes Mal dissoziiert.

Mein Mann weiß nichts von dem sexuellen Übergriff und nur wenig aus meiner Kindheit. Momentan weiß er nur, dass ich wegen Depression und PTBS eine Therapie mache.

Über die negativen Erlebnisse kann ich überhaupt nicht reden, ohne sofort emotional überwältigt zu werden und zu dissoziieren. Den sex. Übergriff habe ich lange verdrängt und noch nie mit jemandem darüber gesprochen. Ich mache aktuell eine Traumatherapie und auch bei meiner Therapeutin konnte ich bisher nur grobe Andeutungen machen.

Im Moment kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, jemals wieder Sex mit (m)einem Partner zu haben - es von mir aus wollen, mich drauf einlassen und wirklich genießen zu können, obwohl ich es mir sehr wünsche.

Wird das je (wieder) möglich sein? Oder bleiben immer Ängste, Tabus und die Gefahr einer erneuten Traumatisierung?

Gibt es hier Menschen, die nach mehrfacher Traumatisierung (wieder) zu einem erfüllten Sexualleben gefunden haben?

Ich würde mich sehr freuen, wenn Betroffene oder PartnerInnen von ihren Erfahrungen berichten – egal, ob positiv oder negativ.

Fragen beantworte ich gerne, soweit es mir möglich ist.

Lieben Dank, dass Du Dir Zeit genommen hast, meinen Text zu lesen.

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Nochmal zur Erinnerung: Bitte nicht zitieren. Danke.
 
J27
Benutzer175612  (57) Meistens hier zu finden
  • #2
Liebe Enigma. Enigma. , eine bewegende Geschichte, danke für den Einblick in dein Leben und deine Erlebnisse. Ich hoffe, du musst nicht zu viel aus deinem Beitrag löschen, weil er für viele andere User in der Zukunft interessant sein wird. Alles Gute!
 
MoniBonboni
Benutzer223196  Verbringt hier viel Zeit
  • #3
Wird das je (wieder) möglich sein, kann dir leider keiner beantworten.
Meine Traumatisierung bewirkte, dass ich nichts gespürt habe, keine Erregung und kein Orgasmus, jahrelang.
In meinem Fall half die Therapie, Scheidung und gnadenloses Ausmisten meines Lebens.
Es ist gut, dass du endlich nicht mehr unter Druck stehst, sexuell funktionieren zu müssen, ich wünsche dir viel Erfolg mit der Therapie und das du bald wieder zu dir findest.♥️
 
Lysia
Benutzer189136  (45) Öfter im Forum
  • #4
Dein Beitrag hat mich sehr bewegt.
Und er ist alles andere als leicht zu beantworten. Ich schreibe einfach mal mehr oder weniger unsortiert...

Zu deiner Frage fiel mir spontan ein: es könnte vielleicht wieder möglich sein, aber eventuell nicht mit diesem, deinen Partner und wahrscheinlich auch nicht unter diesen Umständen; ein Minimum an Kommunikation.
Aber damit kann ich auch absolut falsch liegen, letztlich wirst nur du dir die Frage beantworten können.

Kannst du ihm die Grenzüberschreitungen denn auch tatsächlich verzeihen?
Du hast bereits Probleme mit dem Vertrauen, ich kann mir vorstellen, dass das Verhalten deines Partners für dich ebenfalls nicht fördernd war.
Du kennst deinen Partner am Besten: Meinst du, er hätte die Chance ergriffen sich anders, rücksichtsvoller zu verhalten, wenn er zwar nicht mit jedem Detail, sondern an der Oberfläche von dem Missbrauch gewusst hätte?
Kannst du dir vorstellen, mit ihm zusammen an eurer Beziehung zu arbeiten, ihn einzuweihen?

Es ist so ein sensibles Thema. Es ist gut, dass du die Kraft gefunden hast, eine Therapie zu beginnen und du das alles nicht mehr verdrängst.

An deiner Liste ist mir aufgefallen, dass mir dort fehlt was du gut kannst, was du schaffst, was du bereits erreicht hast - das ist schon Großes!

Ich habe auch eine Geschichte hinter mir. Ich habe mich eine zeitlang sehr schuldig gefühlt, weil ich trotz dem, was ich erlebt habe, Sex dennoch sehr genieße. Menschen sind eben alle unterschiedlich.

Ich wünsche dir viel Kraft auf deinem Weg!
 
micha43
Benutzer192508  (47) Öfter im Forum
  • #5
Hallo Enigma.

Ich habe lange überlegt ob ich hierzu überhaupt etwas schreibe, denn es hat mich schon etwas aufgewühlt.
Es tut mir sehr leid daß du in einer Situation festzusitzen scheinst die dich bzw. euch sehr belastet. Ich empfinde deinen Beitrag jedoch sehr hilfreich auch für andere User und Userinnen. Ich habe vermutlich die Sichtweise aus der gegenüberliegenden Perspektive und es gibt mir wieder neue Gedankenanstöße. Ich kann deine Gedanken und Empfindungen nachvollziehen bzw. gibst du eine gewisser Erklärung sodass ich es versuchen kann nachzuvollziehen. Schade das dein Mann diese Möglichkeit in dem Detail noch nicht hat. Ich hoffe das ihr zukünftig offener miteinander umgehen könnt, denn ihr habt beide einen Leidensdruck mit dieser Situation der nicht unerheblich ist. Ich wünsche dir und euch alles erdenklich Gute und das ihr zukünftig eine vertrauensvolleren offene kommunikative Basis aufbauen könnt. Das könnte vielleicht einen langsamen Neubeginn ermöglichen der euch beiden gut täte denke ich.
 
Enigma.
Benutzer203678  (53) Öfter im Forum
  • Themenstarter
  • #6
Vielen Dank für Eure lieben Zeilen und guten Wünsche. :rose:

Ich hätte nicht erwartet, dass mein Beitrag für andere hilfreich sein könnte. Das freut mich ehrlich.

Und ja, jeder ist anders und muss seinen eigenen Weg finden. Es hilft mir aber schon sehr zu lesen, dass andere ihren Weg gefunden haben. Dass es möglich ist.

Lysia Lysia , Dein Beitrag berührt mich sehr. Ich sitze hier und weine. Und das ist gut! Ich fühle. Ich kann es zulassen.

Ich stimme Dir und auch micha43 micha43 zu, ohne offene Kommunikation wird es nicht gehen. Der Punkt ist auch eines meiner Therapieziele.

Im Moment sehe ich noch eine Zukunft für mich und meinen Mann. Er hat sich falsch verhalten, aber er ist nicht bösartig, sondern ein wirklich lieber Kerl. Manchmal ist er ein grober Holzklotz und ihm fehlt es zuweilen an Empathie. Wenn man aber Klartext redet, ist er verständnisvoll und rücksichtsvoll.

Ich denke, wenn er von dem Übergriff gewusst hätte, wäre es nicht zu den Grenzüberschreitungen gekommen. Sein Verhalten war natürlich nicht förderlich und auch ohne Missbrauchsvergangenheit nicht in Ordnung. Ich werfe es ihm trotzdem nicht vor. Er macht sich schon selbst Vorwürfe, obwohl er eigentlich nichts weiß. Seine erste Reaktion auf meine PTBS-Diagnose war: "Hoffentlich bin ich nicht schuld."

Wenn ich soweit bin, möchte ich meinem Mann von dem Übergriff erzählen. Keine Details, nur das, was er wissen muss. Ich hoffe, dass wir uns dann mit klaren Absprachen auch körperlich wieder näher kommen können. Es wird viel Geduld von uns beiden brauchen.

Erst mal wird es ein weiter und harter Weg für mich. Aber ich bin fest entschlossen, ihn bis zum Ende zu gehen. Aufgeben ist für mich keine Option mehr. Das habe ich viel zu lange getan.
 
fox79
Benutzer204515  (46) Verbringt hier viel Zeit
  • #7
Zunächst einmal muss klar sein, dass die Situation für euch beide schwierig ist.

Dein Mann hat zudem essentielle Informationen nicht, das macht es ihm irgendwie unmöglich dich wirklich zu verstehen, daher mein Ratschlag die Karten auf den Tisch zu legen, falls du konstruktiv mit ihm an eurer Zukunft arbeiten willst.

Nach meinem Dafürhalten kann man immer eine Lösung finden, wenn die Kompromissbereitschaft bei beiden groß genug ist.

In einem anders gelagerten Fall hat er beschlossen, dass für ihn das Thema Sex beendet ist. Er ist weiter seiner Frau zugetan, die beiden verstehen sich gut, kümmern sich gemeinsam um den Nachwuchs, leben zusammen, nur das Thema Sex ist zwischen den beiden beendet.

Die Lösung der beiden war "einfach", dass sie wenn sie Sex möchte, sich diesen woanders holen "darf". Das hat viel Druck aus der Beziehung genommen, weil sie dann ihre Bedürfnisse erfüllen konnte und gleichzeitig er nicht mehr ständig unter Druck war ihre Bedürfnisse diesbezüglich zu erfüllen.

So wie ich dich verstanden habe, harmoniert ihr, eben außer beim Sex, ziemlich gut, wäre sowas für dich eine denkbare Lösung?
 
Enigma.
Benutzer203678  (53) Öfter im Forum
  • Themenstarter
  • #8
Natürlich ist die Situation für uns beide schwierig. Das ist mir völlig klar.
Ich bin meinem Mann auch unendlich dankbar, dass er das Thema komplett ruhen lässt, obwohl er keine Gründe kennt.
Die Karten auf den Tisch legen, kann ich leider im Moment nicht. Das wird noch dauern.

Ich mache seit gut einem halben Jahr die Therapie und fange gerade erst an, mich vorsichtig an die Trauma-Themen ranzutasten. Das ist jedes Mal ein ziemlicher Balance-Akt, weil es jederzeit, ohne Vorwarnung, von einer Sekunde auf die andere passieren kann, dass ich mental "aussteige" (dissoziiere). Dafür reicht ein falsches Wort, eine falsche Frage oder ich habe nicht gemerkt, dass ich über meine Grenze gehe... Dann ist die Therapiestunde gelaufen, weil die Therapeutin den Rest der Stunde damit beschäftigt ist, mich wieder "straßentauglich" zu bekommen. Beim nächsten Mal fangen wir wieder da an, wo wir in der letzten Stunde angefangen haben - aber noch vorsichtiger, noch langsamer.

Ich würde liebend gern meinem Mann alles erklären. Aber ich kann es nicht. Noch nicht. Mir tut es auch unendlich leid, ihn da so im Regen stehen zu lassen. Bis auf den Sex ist unsere Beziehung wirklich harmonisch.

Früher hätte ich es strikt abgelehnt, meinen Mann sexuell zu "teilen". Unter den jetzigen Voraussetzungen könnte ich mir allerdings tatsächlich vorstellen, ihn diesbezüglich "freizugeben", wenn er es wollen würde. Bisher hat er diesen Wunsch nicht geäußert.

Damit hätte er (vielleicht) Entlastung und Sex. Aber wenn er fremdvögelt, ist das leider keine Lösung für mein Problem. Das Thema Sex ist für mich nicht beendet. Meine Libido ist nicht tot. Die ist ziemlich präsent. Und darunter leide ich, denn ich möchte wieder Sex mit meinem Mann haben - aber ich kann nicht.

Deswegen suche ich nach Erfahrungen ob und wie andere sexuell traumatisierte Menschen es geschafft haben, selbst wieder sexuell aktiv und glücklich dabei zu sein.
 
R
Benutzer193222  (41) Verbringt hier viel Zeit
  • #9
Also bei mir hat das tatsächlich länger gedauert. Mein Trauma ist jetzt 8 Jahre her und die ersten Jahre war ich wie hinter Scheuklappen, ich hab aber auch eine Anzeige und 2 Verhandlungen durchgemacht. Ich habe zwischenzeitlich echt viel Mist gemacht. Viel Hass auf Männer und niemanden richtig an mich ranlassen können. Viele Menschen hab ich vor den Kopf gestoßen. Aber nach 5 Jahren konnte ich mich wieder gut fallenlassen, aber in einer Gib-Acht-Stellung war ich trotzdem immer noch. Ich habe aber auch keinen Ehemann, der von nichts weiß und irgendwo trotzdem Sex erwartet. Geholfen hat mir die Therapie und mir meine Kontrolle zurückzuholen. Also ich entscheide wann und wie und was. Du könntest deinem Mann auch erst mal nur auf Zeit Sex von außen erlauben und sobald du wieder soweit bist, nähert ihr euch Schritt für Schritt an. Du musst ihm nicht alles erzählen, aber wenigstens das dich alles extrem aufwühlt und du zumindest sexuell und körperlich Freiraum brauchst. Es entlastet dich ja auch, wenn er nicht doch unbewusst Druck aufbaut. Eine erfüllende Sexualität ist möglich, aber das kann noch lange dauern.
 
Milk&Apple
Benutzer200985  Öfter im Forum
  • #10
Ich habe keine Erfahrung mit Traumatisierung, zumindest nicht in dem Bereich, es gab aber schon Themen, über die ich einfach nicht sprechen konnte. Ich habe diese dann schriftlich in einem Brief formuliert. Vielleicht wäre das ja eine Möglichkeit. Wenn nicht jetzt, dann vielleicht in ein paar Wochen oder Monaten.
 
Enigma.
Benutzer203678  (53) Öfter im Forum
  • Themenstarter
  • #11
Lieben Dank auch an Euch beide. :rose:

Es gibt mir wirklich Hoffnung, dass andere ihren Weg zu erfüllter Sexualität gefunden haben. Ich erwarte auch gar nicht, dass das von heute auf morgen passiert.

Ich bewundere jede/n Betroffene/n die/der es geschafft hat, Anzeige zu erstatten und die Vernehmungen bei der Polizei und vor Gericht durchzustehen. Ich weiß, wie die ablaufen. Die sind extrem hart. Für viele eine unüberwindbare Hürde. Auch für mich damals.

Für mich war allein der Gedanke, dass MIR das passiert ist so unvorstellbar, dass ich alles verdrängt habe. Das war 25 Jahre lang komplett weg. Danach kam erst eine Ahnung, später ganz langsam einzelne Erinnerungsfetzen und irgendwann die Erkenntnis, dass ES wirklich passiert ist. MIR passiert ist. Darüber sprechen konnte ich nicht. War für mich erst Mal nur ein weiterer negativer Fakt in meiner Biographie, den ich zu den anderen gepackt habe. Deckel drauf und fertig.

Im letzten Jahr hats dann den Deckel weggesprengt und seitdem läuft das Fass sintflutartig über, sobald man drantippt. Selbst wenn ich nur dran denke, über den ganzen Mist zu reden, kommen alle Gefühle von damals mit Wucht wieder hoch, ohne dass ich was dagegen machen kann.

Für die, die sich das nicht vorstellen können: Ich bin dann emotional voll drin. Fühle alles genau so wie damals - als würde es gerade jetzt in dem Moment geschehen. Das sind emotionale Flashbacks. Keine Bilder oder andere Erinnerungen, sondern ein Tsunami an Gefühlen, die mich von einer Sekunde auf die andere überfluten. Mein Hirn macht dann das, was es von Kindheit an gelernt hat: Es drückt den Sicherheitsschalter, um sich zu schützen - bevor die Sicherungen durchbrennen, weil die Gefühle zu heftig sind, um sie auszuhalten. Das knipst meine Wahrnehmung komplett aus. Ich fühle dann nichts mehr. Keine Angst, keinen Schmerz, keine Kälte, keine Wärme... - nichts. Höre nichts mehr, sehe nichts mehr. Bin mental total weg - "funktioniere" aber nach außen weiter. Ich weiß hinterher auch nicht, was in der Zeit geschehen ist, als ich weggetreten war.

Vielleicht bekommen Nichtbetroffene so eine Vorstellung davon, was "ich kann da nicht drüber reden" für mich tatsächlich bedeutet. Das ist kein "nicht wollen" oder "ich heule dann los und das ist mir peinlich". Es. Geht. Nicht.

Und jetzt weiß ich auch, was mich an dem Beitrag von Fox von Anfang an gestört hat:
Ich habe hier geschrieben, weil ich aufgrund meiner Traumatisierung(en) Probleme mit meiner Sexualität habe und gerade ziemlich hoffnungslos bin. Und schon in der 6. Antwort geht es ausschließlich darum, dass mein Mann auch leidet und gleich noch mit Ratschlägen dazu, was ich tun könnte, damit mein Mann nicht mehr leiden muss. Sorry Fox, du hast es bestimmt nicht böse gemeint, aber das ist komplett am Thema vorbei. Es fühlt sich total falsch an, aber auch irgendwie "typisch". Ich beschreibe meine Probleme als Frau, die mit den Folgen eines sexuellen Übergriffs kämpft und dann kommt ein Beitrag á la "Der arme Mann. Du musst jetzt aber was tun, damit er nicht mehr leiden muss." ...

Nein! Ich muss mich jetzt nicht um das Leiden meines Mannes kümmern und nach Lösungen für ihn suchen. Jetzt muss ich mich um mich kümmern. Damit habe ich mehr als genug zu tun.

Mein Mann wird Erklärungen bekommen. Wenn die Zeit dafür gekommen ist. Wie er die Erklärungen bekommt, wird sich zeigen. Ich könnte mir z.B. auch vorstellen, das in einem Gespräch zu dritt mit meiner Therapeutin zu machen. Damit ich einen sicheren Rahmen habe und weiß, es ist jemand da, der mich wieder "zurückholen" kann, falls mich das Gespräch emotional überfordert.
 
Zuletzt bearbeitet:
MoniBonboni
Benutzer223196  Verbringt hier viel Zeit
  • #12
Wenn es dir besser geht und du nicht weißt wie das Gespräch mit deinem man beginnen, könnte eine Möglichkeit sein, dieses Thema zu zeigen. Denn wie du sagst, mit jedem Erzählen kommt etwas hoch.
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R
Benutzer193222  (41) Verbringt hier viel Zeit
  • #13
Ja, das ist genau das Problem mit dem Verdrängen, es kommt immer doller zurück. Das tut mir Mega leid. Ich habe mich tatsächlich zu der Zeit auch komplett rausgenommen, eine Art Sabattjahr. Ich hatte zusätzlich Ergotherapie um Methoden zu lernen, mich selbst zu regulieren. Ich bin froh, dass ich keinen Mann hatte, für den ich funktionieren musste. Man will ja auch nicht zu sehr zeigen was los ist, denn dann muss man reden. Andererseits könnte er auch eine Stütze sein. Geholfen haben mir auch andere Betroffene. Denn es ist wichtig, dass man verstanden wird. Manchmal können kleine Situationen, die nichts damit zu tun haben, einen ganz plötzlich triggern und man verhält sich für Außenstehende unverständlich.
 
Enigma.
Benutzer203678  (53) Öfter im Forum
  • Themenstarter
  • #14
3 1/2 Monate sind nun seit meinem ersten Post vergangen.
Monate mit vielen Therapiestunden und kleinen Fortschritten.
Trauma-Therapie ist definitiv kein Spaziergang. Jeden noch so kleinen Fortschritt muss ich mir hart erkämpfen.

Bisher habe ich es gerade mal geschafft, meiner Therapeutin zu erzählen, was damals passiert ist. Wann und wie ich meinem Mann davon erzählen kann (ohne Einzelheiten), ist noch nicht abzusehen. Bis es so weit ist, wird es definitiv keinen Paar-Sex geben, weil die Gefahr einer Retraumatisierung zu groß ist. Es wird ganz klare Regeln (hauptsächlich für ihn) brauchen, damit ich mich überhaupt wieder auf Paar-Sex einlassen kann.

Meine Therapeutin hat von sich aus angeboten, das Gespräch in einer Therapiestunde zu dritt zu führen - damit ich sie als Backup für mich im Hintergrund habe, wenn ich emotional überfordert bin. Sie würde ihm außerdem fachliche Hintergründe erklären und warum es enorm wichtig ist, dass er sich strikt an alle Regeln hält.

Bis es soweit ist, stehen aber noch andere Probleme im Weg, deren Ursachen in meiner Kindheit/Jugend liegen und die sich im Laufe der Therapie herauskristallisiert haben. Und es ploppen immer wieder neue Sachen auf.

Es ist also erst mal noch ein weiter Weg für mich allein, auf dem mit Sicherheit noch weitere Überraschungen lauern. Das Gespräch mit meinem Mann wird nur ein erstes Etappenziel auf meinem sehr langen Weg sein...
 
Lysia
Benutzer189136  (45) Öfter im Forum
  • #15
Ich kann gerade nicht so viel sagen. Aber:
Bisher habe ich es gerade mal geschafft, meiner Therapeutin zu erzählen, was damals passiert ist.
Es ist nicht "gerade mal", es ist so eine Menge, so ein großer Schritt! Darauf, das geschafft zu haben, kannst du stolz sein.
Sie würde ihm außerdem fachliche Hintergründe erklären und warum es enorm wichtig ist, dass er sich strikt an alle Regeln hält.
Das klingt nach einem sehr guten Angebot.

Auch, wenn immer wieder etwas neues an's Tageslicht kommt und der Weg vielleicht noch lang ist - ich wünsch dir so viel Gutes, Mut und Stärke!
 
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Enigma.
Benutzer203678  (53) Öfter im Forum
  • Themenstarter
  • #20
Liebe Lysia Lysia und wortevollerliebe wortevollerliebe , vielen Dank für Eure aufbauenden Worte und guten Wünsche. 🥰
Ich wünschte, es würde sich auch anfühlen wie ein großer Schritt und nicht, als hätte ich den ersten Becher Wasser aus einem Ozean geschöpft. :depri:
Ich bleibe dran und mache weiter. Das Aufgeben habe ich aufgegeben. Jetzt gehe ich vorwärts. Schritt für Schritt.

M MarleneM , Danke für Deinen Beistand. Den Post finde ich gelinde gesagt, völlig daneben und unangebracht.

Katzenauge123 Katzenauge123 , ja, die Situation ist auch belastend für meinen Mann. Er gibt mir aber trotzdem die Zeit, die ich brauche und drängt mich zu nichts. Er vertraut mir, dass ich ihm erzähle, was er wissen muss, wenn ich dafür bereit bin.
 
Enigma.
Benutzer203678  (53) Öfter im Forum
  • Themenstarter
  • #21
Benutzer84 Benutzer84 ,
Ich empfehle Dir dringend, einen Thread vollständig zu lesen, bevor Du Deinen Senf dazu abgibst und ebenfalls zu bedenken, in welchem Bereich des Forums Du antwortest. Wenn du keine Ahnung von den Folgen einer komplexen und mehrfachen Traumatisierung hast, dann solltest Du besser Deine Finger still halten. Dein Zweizeiler ist absolut NICHT hilfreich. Und wenn Du alles gelesen hättest, dann wüsstest Du das auch.

Du hast hier in einem sehr sensiblen Bereich geschrieben, in dem unüberlegt hingeklatschte Kommentare unangebracht sind. Ich bitte Dich (und auch andere) darum, dies zu respektieren und von ähnlichen Kommentaren Abstand zu nehmen. Danke.
 
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Enigma.
Benutzer203678  (53) Öfter im Forum
  • Themenstarter
  • #24
So wie Du Deine Situation beschreibst, solltest du dir professionelle Hilfe holen

Ich zitiere mich einfach mal selbst:
Ich empfehle Dir dringend, einen Thread vollständig zu lesen, bevor Du Deinen Senf dazu abgibst und ebenfalls zu bedenken, in welchem Bereich des Forums Du antwortest.
und
Ich würde mich sehr freuen, wenn Betroffene oder PartnerInnen von ihren Erfahrungen berichten – egal, ob positiv oder negativ.
 
Rosoideae Fragaria
Benutzer147358  (32) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #25
Bitte lest den Thread vollständig, bevor ihr antwortet. Weitere Beiträge aus denen hervorgeht dass dies nicht gemacht wurde werden gelöscht.

@Alle Falls wir Mods das nicht sofort sehen, gerne zur schnelleren Bearbeitung melden.
 
U
Benutzer231262  (54) Ist noch neu hier
  • #26
Hallo Enigma
Danke für deinen Beitrag und mir ist bewusst wie groß das Problem bei euch beiden ist.
Ich bin der männliche Partner, meine Frau und was du da schreibst. ich bin in einer sehr ähnlichen Konstellation,
Der unterschied zu dir ist, dass ich über die Situation heute Bescheid weiß, bei meiner Frau spielt auch ein sexueller Übergriff in ihrer Jugend den Hintergrund. wir sind 25 Jahre verheiratet. Meine Frau arbeitet in einem Krankenhaus und vor über zehn Jahre wurde sie von einen Patient am Hals gewirkt. Anfangs war alles noch in Ordnung, zu mindestens in meinen Augen, bis ich merkte, dass meine Frau mit dieser Situation immer weniger klarkommt. Sie war zurückgezogen, die Angst gegenüber Männer sehr ausgeprägt. Im Alltag zu Hause war soweit noch alles in Ordnung und ich merkte nur, bevor sie auf Arbeit ginge, dass sie immer öfter auf Toilette musste. Das ging soweit, dass die Angst die Kontrolle über meine Frau übernahm. Dadrauf hin habe ich sie in einer Psychatrie vorgestellt, da ich Angst hatte, dass meine Frau, wenn es so weitergeht, nicht mehr aus dem Haus geht. Nach über zehn Jahren psychologische Behandlung wurde mir sehr spät mitgeteilt, dass ein in ihrer Jugend ein sexueller Übergriff stattgefunden hat. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon jahrelang eine identische Partnerschaft mit kleinen Abschiedsküssen und Händchenhalten. Sie hat mir vor einiger Zeit mitgeteilt, dass wenn von mir körperliche Ernährung kommt,, gehen bei ihr Bilder von den damaligen Übergriff auf.
Es ist genauso wie bei dir, Sie kann keinen Mann mehr vertrauen. Bis dato leben wir in dieser Situation.
die Ängste meiner Frau sind heute in einen erträglichen Zustand. Es kostet mich jedoch viel Kraft. Sieh stets zu, beobachten, Entscheidungen zu fällen, um die Situation zu entschärfen, immer zu wissen, wo eine Toilette in der Nähe ist, um ihr das Gefühl der Sicherheit zu geben. Ich sehe Tag für Tag, mit welcher Anstrengung sie ihren Tag meistert und gegen ihre Ängste an kämpft und bin darauf auch sehr stolz. Jedoch macht es mir auch Angst, wie lange sie die Kraft besitzt, Dagegen anzukämpfen.
Auch ich merke immer stärker das Verlangen und die Sehnsucht nach körperlicher Nähe, und habe das Gefühl, für meine Frau nicht mehr attraktiv zu sein. Aber auch ich, weil ich über diese Situation Bescheid weiß habe das Lust empfinden für meine Frau, nicht mehr, da mir bewusst ist, was es bei ihr auslöst. Meine Unzufriedenheit mit mir selbst ist so weit, dass ich mir schon Gedanken gemacht habe, eine Affäre zu zu legen. Ich bin mit mir und meiner Situation so überfordert. Eine Trennung fällt mir schwer, denn mir ist bewusst, ich bin ihr Fels in der Brandung. und ohne diesen Fels wird sie die Kraft verlieren.
 
Y
Benutzer231213  Ist noch neu hier
  • #27
Enigma. Enigma. und auch U unglüklich ich kann sicher nicht halbwegs nachvollziehen, wie es einem mit so Traumata geht. Ich wünsche Euch unendlich viel Kraft diese schwierige Situation durchzustehen und es mit einem gesunden und nachhaltigen Seelenheil zu bewältigen. Vor kurzem bin ich auf ein Buch aufmerksam geworden, welches ich Euch nicht vorenthalten möchte. Eventuell kennt Ihr es schon: "Sexualität und Trauma" von Melanie Büttner. Eventuell ist es eine kleine Stütze ...
 
M
Benutzer224463  (20) Klickt sich gerne rein
  • #28
Sexualität und Trauma" von Melanie Büttner.
Das habe ich ebenfalls gelesen. Tatsächlich etwas teurer, ich finde es hat sich gelohnt. Sonst kann man es sicher auch aus der Bibliothek leihen und mal reinschauen, nur lesen was einen betrifft. An Romanen und Biographien gibt es ja auch viel zu dem Thema. Ich finde das eigentlich sehr gut, auch um zu sehen, wie alltäglich Traumata und der Umgang mit sexualiserter Gewalt für viele Menschen ist, obwohl man es als Außenstehende*r nie weiß.

Edit: Rechtschreibung korrigiert
 
Zuletzt bearbeitet:
Y
Benutzer231213  Ist noch neu hier
  • #29
Das habe ich ebenfalls gelesen. Tatsächlich etwas teurer, ich finde es hat sich gelohnt. Sonst kann man es sicher auch aus der Bibliothek leihen und mal reinschauen, lesen was einen betrifft. An Romanen und Biographien gibt es ja auch viel zu dem Thema. Ich finde das eigentlich sehr gut, auch um zu sehen, wie alltäglich Traumata und der Umgang mit sexualiserter Gewalt für viele Menschen ist, obwohl man es als außenstehender nie weiß.
Ich hatte überlegt, es zu bestellen. Nach deinem Post, ein Grund mehr :smile: merci für das Feedback!
 
Enigma.
Benutzer203678  (53) Öfter im Forum
  • Themenstarter
  • #30
Hallo U unglüklich und vielen lieben Dank fürs Teilen Deiner Erfahrung und Deiner Gedanken. :rose:

Hast du Deine Frau mal gefragt, ob es o.k. für sie wäre, wenn Du Dir den Sex woanders holst? Das könnte in gewisser Weise ja auch entlastend für sie sein, weil sie sich dann nicht mehr für Deine ungewollte Sexlosigkeit verantwortlich fühlen müsste und auch der (unbewusste) Druck wäre, dass sie irgendwann wieder für Dich sexuell "funktionieren" müsste. Das geht natürlich nur, wenn sie dann nicht Angst hat, dass Du sie für eine andere verlässt. Ich hätte mir früher auch nie vorstellen können, meinen Mann zu teilen. Heute sehe ich das anders. Wenn er den Wunsch äußern würde, dann bekäme er meine Zustimmung für außerehelichen Sex.

Ist Deine Frau denn noch in Therapie? Wenn bei körperlicher Nähe sofort die Erinnerungen hochkommen, klingt das so, als hätte sie den Übergriff nicht wirklich verarbeitet oder kann es nicht verarbeiten? Ein Ziel der Trauma-Therapie ist ja, diese Flashbacks und ihre Auswirkungen in den Griff zu bekommen. Das setzt natürlich voraus, dass man stabil genug ist/werden kann, um (mit Hilfe der Therapeutin) die Emotionen aushalten zu können, die zwangsläufig hochkommen, wenn es ans Bearbeiten der extrem belastenden Themen geht - und es braucht eine erfahrene, traumasensible Therapeutin, die die Patientin das Tempo bestimmen lässt und nicht "mit dem Holzhammer ihren Stiefel durchziehen" will. Aber auch bei erfolgreicher Therapie wird das Trauma (der Vorfall) nie "weg" sein. Das wird immer Teil der eigenen Geschichte bleiben. Mit Hilfe der Therapie kann man aber lernen, es als Teil der eigenen Geschichte zu akzeptieren (zu integrieren), damit es einen nicht immer wieder einholt, als würde es gerade jetzt passieren.

Nach fast einem Jahr Traumatherapie bin ich jetzt an dem Punkt, dass ich für mich akzeptieren kann, was mir passiert ist, ohne von den aufkommenden Gefühlen überwältigt zu werden. Ich kann akzeptieren dass es mir passiert ist. Trotzdem schäme ich mich immer noch dafür (obwohl ich kognitiv weiß, dass nicht ich mich schämen sollte, sondern der Täter). Aber es ist o.k., dass ich mich schäme. Ich darf das! Ich zucke immer noch innerlich zusammen, wenn meine Therapeutin das Geschehene beim Namen nennt: "Vergewaltigung", statt "Übergriff" oder "Vorfall". Noch fühle ich mich nicht dazu bereit, mit jemand anderem, als meiner Therapeutin darüber zu reden. Aber ich spüre, dass ich dem langsam näher komme.

Dass Dich die Situation mit Deiner Frau überfordert und auch Du an Deine Grenzen stößt, verstehe ich total. Du liebst Deine Frau bestimmt sehr, sonst würdest Du das alles nicht auf Dich nehmen und sie so unterstützen. Trotz Allem solltest Du aber auch auf Dich selbst achten. Du bist der Ehemann Deiner Frau, nicht ihr Therapeut. Du kannst auch ihr Fels in der Brandung sein, ohne permanent auf sie "aufpassen" zu müssen. Hast Du mal drüber nachgedacht, zu einer Beratungsstelle für Angehörige psychisch kranker Menschen zu gehen und Dich selbst dort beraten zu lassen? Auch Du musst nicht allein mit Allem klar kommen und darfst Dir Unterstützung suchen!

Ich hoffe, ihr findet einen Weg, wie ihr beide wieder glücklich sein könnt. 💕
 
Enigma.
Benutzer203678  (53) Öfter im Forum
  • Themenstarter
  • #31
Danke auch Dir Y Yamanu für Dein Mitgefühl und den Buchtipp.
Muss mal schauen, ob das was für mich wäre.

M MarleneM sind die Texte im Buch gegendert?
(Ich hatte mal auf der Webseite der Autorin geschaut und da gendert sie, genau wie in ihren Podcasts. Das wäre wahrscheinlich ein Ausschlusskriterium für mich, da ich durchweg gegenderte Texte nur schwer lesen kann.)
 
M
Benutzer224463  (20) Klickt sich gerne rein
  • #32
M MarleneM sind die Texte im Buch gegendert?
Nein, es sind maximal beide Formen genannt, das Vorwort beginnt mit "Liebe Leserin, lieber Leser...". In den Fachtexten der verschiedenen Autoren sind die Texte nicht gegendert. Schließlich ist Melanie Büttner nur Herausgeberin und nicht alleinige geistige Schöpferin des Werkes. Sie selbst hat 8 von 22 Kapiteln des Buches (mit)verfasst.
(Das wäre wahrscheinlich ein Ausschlusskriterium für mich, da ich durchweg gegenderte Texte nur schwer lesen kann.)
Off-Topic:
Ich persönlich habe mich inzwischen sehr daran gewöhnt. Was anfangs schwierig ist wird irgendwann zur Gewohnheit, bis man selbst fast automatisch gendert und alle Menschen miteinbezieht. Ich kann dir nur empfehlen mehr solcher Texte zu lesen.
 
Enigma.
Benutzer203678  (53) Öfter im Forum
  • Themenstarter
  • #33
Off-Topic:
Ich persönlich habe mich inzwischen sehr daran gewöhnt. Was anfangs schwierig ist wird irgendwann zur Gewohnheit, bis man selbst fast automatisch gendert und alle Menschen miteinbezieht. Ich kann dir nur empfehlen mehr solcher Texte zu lesen.
Off-Topic:
Nee lass mal. Als ADHSlerin habe ich Probleme mich überhaupt aufs Lesen zu konzentrieren und zu verstehen, was die Buchstaben mir sagen wollen. Das meiste muss ich deshalb sowieso schon mehrmals Lesen, um den Inhalt zu erfassen. Gegenderte Texte sind für mich wirklich sehr herausfordernd - egal wie viele ich davon lese. Deswegen bevorzuge ich inzwischen barrierefreie Texte, zumindest wenn ich die Wahl habe.
 
U
Benutzer231262  (54) Ist noch neu hier
  • #34
Ich danke euch allen für die lieben Worte

Meine Frau hat vor kurzem, nach ca. 10 Jahren die Therapie beendet. Sie ist Therapie müde, und ich verstehe das auch.
Mit dem Akzeptieren hat Sie Ihre Probleme, Ihr Haupt Problem ist mehr das alles was sie verunsichert, auf den Darm drückt und sie dann kaum Zeit hat bis sie nicht mehr inne halten kann. Da reicht es scho, wenn ein Betrunkener oder Obdachloser in der Fußgängerzone Schreit oder Fremde Menschen zu dicht hinter ihr Laufen. An der Kasse anstehe usw.
das schlimme ist daran das Sie Ihre Umgebung nach allem abmustern muss, und Wenn Sie jemanden gefunden hat, triggert sie diese Person.
Es ist nicht leicht damit umzugehen, wenn ich ein Toilette sehe, gebe ich ihr Bescheid, und 5 Minuten später kommen wir manchmal nicht mehr rechtzeitig an. Und wenn es nicht gereicht hat ist die Stimmig am Boden.
Ich kann das verstehen, regelmäßig nicht rechtzeitig auf die Toilette zu kommen, das zu akzeptieren würde mir auch schwer fallen.
und dann haben wir noch nicht m dem Thema, Körperliche Nähe mit dem Ehemann begonnen.
Zur Frage außerehelichen Sex, ich weiß nur wenn solche Themen, wo durch auch immer kommen, Ist ihre Meinung,
sehr Konsequent nein. Wenn es wirklich passiert, kann ich sie nicht einschätzen.
Ich Liebe meine Frau, seit wir uns kennen hatten wir Auseinandersetzungen aber noch nie gestritten.
wir sind Schuldenfrei, haben eine Großes Haus, Mied einnehmen, alles um beruhigt alt zu werden.
Ich darf alles machen, Ich habe spät meinen Motorrad Führerschein gemacht, und weil ich so unternehmungslustig bin, mein sie ich solle mir einen Oldtimer kaufen und ihn der Garage Restaurieren.
Wie sollte ich ihr böse sein, und so stecke ich in meiner Rolle, Gefühlt unzufrieden und unglücklich, jedoch was ich mach, schade ich ihr. Und wenn ich nicht mache mir.
da ich selbst seit Jahren mit diesem Thema beschäftigt bin, und vor einigen Jahren auch mit meiner Arbeit ü eine längere Zeitraum Probleme hatte bekam ich vor 4 Jahren einen Burnout, mein Physischer Zustand ist angeknackst und arbeite seit zwei Jahren nur noch 75%. Und doch bin ich erst 54 Jahre alt und muss noch viel Jahre arbeiten.

Aber viele dank für die tollen Tipps von euch
 
U
Benutzer231262  (54) Ist noch neu hier
  • #35
Des Weiteren zum Thema außerehelichen Sex, ist glaube es ist nicht der Sex den ich vermiss.
Ich merke mehr das Verlangen die Sehnsucht nach gegenseitiger Wärme, zu erkennen dass mein Partner mich möchte, Lust und die Liebe zu erkennen, in der Luft das knistern zu hören. Und ich glaube da das meine Frau mir mit ihrer Vorbelastung einfach nicht mehr geben kann, verliere ich das Sexuelle Interesse an ihr. Sex ist doch mehr als nur der Akt, das schöne Spiel bis dorthin, zu merken wie dein gegenüber sich fühlt und fallen lässt. Diese Unbefangenheit und Neutralität kann ich mir nicht vorstellen das Sie dazu auch wenn sie wollte nich mehr in der Lage wäre.
Dessen, das wir so lange nicht hatten, habe ich eine Vergrößerung der Prostata und fühle in mir die Angst wenn ich wirklich zur OP muss, ob danach überhaupt noch was geht.
Wie auch immer ich gebe ihr jeden Tag das Gefühl stark und für sie da zu sein. Da ich nicht weiß besser mit der Situation um zugehe.

Euch allen noch einen schönes Wochenende.
 
MoniBonboni
Benutzer223196  Verbringt hier viel Zeit
  • #36
Also falls du meinst, nur aus Sexmangel gibt es vergrößerte Prostata, das hat eher was mit der Alterung zu tun: ca. 40 % der Männer über 50 Jahr und ca. 70–80 % über 70 Jahre. Das Alter selbst ist einer der stärksten Risikofaktoren. Dann Hormone,
mit Alter sinkt der Testosteronspiegel, während der Anteil an Dihydrotestosteron in der Prostata ansteigt. Zellteilung wird angeregt, die Drüse wächst. Dann Genetik, Lebensstil, Entzündungen.
Also, dafür kein deine Frau nichts.😊
 
U
Benutzer231262  (54) Ist noch neu hier
  • #37
Danke für deine Antwort, das ist mir bekannt.
ich bin 54 Jahre alt und habe auch meine Alterserscheinungen, Ich bin regelmäßig beim Urologe, und muss mittlerweile fast jede Nacht aufstehen um Wasser zu lasse.
und weiß über die Situation Bescheid.
Ich hoffe nur wenn es zu einen Eingriff kommt, das hoffentlich alles gut verläuft.
Ich möchte diesbezüglich hier darüber nicht weiter diskutieren, sonst geht das am Thema vorbei.
 
U
Benutzer231262  (54) Ist noch neu hier
  • #38
Sorry ich habe eine Fehler gemacht und muss schauen wie ich das lösche kan.
 
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