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Depressionen - große Sorgen um guten Freund

K
Benutzer85425  (39) Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Hey Leute,

eventuell hat hier jemand einen guten Rat wie ich mich verhalten soll. Vielleicht hat jemand ähnliches durchgemacht?

Mit einem Arbeitskollegen und guten Freund von mir geht es in letzter Zeit sehr bergab.
Kennengelernt habe ich ihn vor ca. 1 Jahr als einen witzigen, intelligenten Menschen mit dem man viel Lachen konnte. Vor einiger Zeit (ca. vor 3-4 Monaten) wurde er plötzlich sehr in sich gekehrt und nachdenklich, fast abwesend. Klar, schlechte Phasen hat jeder mal. Doch nach einigen Wochen machte ich mir natürlich langsam Sorgen, insbesondere weil er auch immer mal wieder erwähnte, dass er Arzttermine hätte. Ich dachte er sei ernsthaft krank und hackte wirklich wochenlang nach, was denn sei. Zum Glück hatte er „lediglich“ einen Bandscheibenvorfall.
Weil sein Gemütszustand jedoch weiterhin immer schlimmer wurde bohrte ich weiter, was denn mit ihm los sei. Er war so verschlossen, dass ich kaum etwas aus ihn herausbekam. Nur immer Stück für Stück erfuhr ich, dass er unzufrieden mit seinem Job ist, seine Familie ihm kein Rückhalt ist und er seit einigen Jahren keine Freundin mehr gehabt hat. Ich versuchte ihn aufzubauen, Mut zuzusprechen - doch scheiterte. Irgendwann erzählte er mir dann, dass ein Arzt Depressionen bei ihm festgestellt hat. Er zieht sich komplett zurück und meint in letzter Zeit immer häufiger, dass alles keinen Sinn hat. Nun kehren ihm wegen der Depressionen alle seine vermeintlichen Freunde den Rücken. Jegliche Bitte von mir einen Therapeuten aufzusuchen lehnte er vehement ab, mit der Aussage, dass er sich dann noch mehr als Versager sieht. Er ist in einem totalen Loch aus Selbstmitleid, aus dem er, so glaube ich, nicht mehr aus eigener Kraft herauskommt. :schuettel:

Heute schrieb er mir eine SMS mit dem Wortlaut, dass er aufgibt, noch jemanden für seine Haustiere sucht und dann auf den Tod wartet. Ich wollte ihn daraufhin anrufen – aber sein Handy ist aus. Er ist auch schriftlich nicht erreichbar, hat alle seine Profile in sämtlichen Internet-Communities gelöscht.
Generell kommen in letzter Zeit immer häufiger diese makaberen Aussagen, mit denen ich absolut nicht umzugehen weiß.

Ich kann keinen Kontakt zu ihm aufnehmen, mache mir ernsthafte Sorgen.
Dazu kommt, dass ich in knapp 4 Wochen 600km weit weg ziehe. Dann kann ich ihn ja noch weniger eine Hilfe sein.

Was soll ich tun? Ich bin echt überfordert mit der Situation.... :schuettel:
 
krava
Benutzer59943  (43) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #2
Ruf die Polizei an!
Bei einer Selbstmorddrohung müssen die handeln. Seine Adresse hast du ja sicherlich.

Du selbst kannst da nichts machen und du bist damit auch überfordert. Das braucht psychologische Kenntnisse und die Polizei hat damit Erfahrung bzw. hat auch Psychologen im Team.

Ich würde da nicht lange zögern.
 
R
Benutzer100650  (38) Verbringt hier viel Zeit
  • #3
Dem Menschen geht es zr Zeit offensichtlich sehr schlecht, nach so einer Sms würde ich direkt handeln.
Ich hoffe du bist wenigstens bei ihm vorbei gefahren....

Sowas kann einen ganz schö runter ziehen vorallem weil man selbst total hilflos ist..
 
Z
Benutzer84394  Verbringt hier viel Zeit
  • #4
Wie weit du wirklich helfen kannst ist schwierig zu sagen. Habe es erlebt, dass sich jemand trotz ärztlicher Behandlung, trotz intensivster und liebster Hilfe aller Freunde dennoch umgebracht hat.


Kelly85 schrieb:
Nun kehren ihm wegen der Depressionen alle seine vermeintlichen Freunde den Rücken.

Kenne es nur so, dass sich alle liebevoll um denjenigen gekümmert haben. Es hat nichts genutzt.


Kelly85 schrieb:
Ich versuchte ihn aufzubauen, Mut zuzusprechen - doch scheiterte.

Mach dir keine Vorwürfe. Depressionen sind eine schwere Krankheit an der sich sogar Experten die Zähne ausbeißen können. Wenn er wirklich depressiv ist, wirst du ihm bestenfalls kurzfristig helfen können befürchte ich. Aber auch das kann nützlich sein.

Ich würde dir gerne etwas Konkretes raten, aber ich bin ebenso hilflos wie du.


krava schrieb:
Ruf die Polizei an!
Bei einer Selbstmorddrohung müssen die handeln. Seine Adresse hast du ja sicherlich.

Eigentlich würde ich dir zustimmen. Andererseits kann das auch dazu führen, dass derjenige sich noch mehr verschließt.
Die Frage ist jetzt, wie konkret seine Todesdrohung ist. Wenn er wirklich ganz konkret droht, würde ich auch die Polizei rufen (wobei es dann wahrscheinlich eh schon zu spät ist -wie gesagt selbst erlebt).
Wenn es nur unkonkret dahergeredet ist, dann ist die Polizei vielleicht falsch.
Sagen wir er wird eingewiesen. Die werden ihn sicherlich nicht ruck zuck wieder auf die Beine bekommen. Und sobald er draußen ist, geht das Spiel von vorne los. Und vielleicht empfindet er ein solches Eindringen in seine Privatssphäre als brutalen Akt. Wenn er sich eh allein und ohne Rückhalt fühlt, ist das ziemlich gefährlich.
Wie gesagt, ich kenne jemanden, der sich in direktem Anschluss and die "Androhung" aus seiner Familie, ihn wegen seiner Depressionen einweisen zu lassen, umgebracht hat. Er war vorher bereits freiwillig in geschlossener Therapie, aber die hatte ihn nicht geheilt.

Ich glaube egal was man macht, man kann damit furchtbar falsch liegen...

Wenns möglich ist, dann fahr bei ihm vorbei.
 
J
Benutzer103901  Verbringt hier viel Zeit
  • #5
Ein Bandscheiben-Vorfall ist im Prinzip eine Quetschung der Wirbelsäule, unter einer besonderen Last. Es ist erstaunlich häufig, dass diese Last eher psychischer als physischer Natur ist, sprich : einen BSV nach / vor Scheidung, nach Tod eines geliebten Menschen, bei Einsamkeit, Mobbing, usw. kommt sehr viel häufiger vor als wenn jemand zu schwer gehoben hat. Ich lag selbst mal drei Monate mit so einer Scheiße im Krankenhaus, 10 Monate bevor es endgültig zur Trennung kam.
Deinem Freund geht es schon eine ganze Weile lang nicht gut, weil er Probleme hat, von denen Du vielleicht nur wenig weißt. Das mußt Du auch nicht, es sind seine Probleme - nicht Deine.
Du kannst natürlich jetzt, wo es vermeintlich akut ist, Polizei und Gesundheitsamt usw. einschalten, aber grundsätzlich mußt Du Dir Gedanken darüber machen, wie Du auf Freundschafts-Ebene damit umgehen willst. Ich würde Dir raten : laß ihn los.
Er hängt nicht mehr am Leben, und es sind wie gesagt seine Probleme, nicht Deine. Du tust ihm keinen Gefallen damit, wenn Du Dich damit überforderst. Du kannst ihm nicht helfen. Das ist auch nicht die Aufgabe von Freunden. Du kannst ihm anbieten, zu zu hören und da zu sein, aber wenn Du merkst, dass Dir das alles zuviel wird, mußt Du in aller Freundschaft auch soviel Ehrlichkeit aufbringen zu sagen, dass Dir das zuviel wird. Das hat nichts mit Rücksichtslosigkeit oder Egoismus zu tun, Schuldgefühle sind nicht angebracht. Sein Leben, seine Probleme. Entweder er schwimmt oder er geht halt unter, sein Ding - nicht Deins.
 
krava
Benutzer59943  (43) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #6
Eigentlich würde ich dir zustimmen. Andererseits kann das auch dazu führen, dass derjenige sich noch mehr verschließt.
Mag schon sein, aber ich kann mir dann nicht vorwerfen, nicht gehandelt zu haben.
Ich weiß selbst, dass längst nicht jede Selbstmorddrohung in die Tat umgesetzt wird, aber einfach so schreibt bzw. sagt man so was ja auch nicht. Und evtl. wirkt auch dieser Schock mal ganz gut, dass derjenige einfach auch sieht, dass es Menschen gibt, die sich Sorgen machen und er soll ruhig auch sehen, was er mit so einer Drohung auslöst.
 
K
Benutzer85425  (39) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #7
Ich danke euch jedenfalls schon einmal für eure Antworten bis hierhin.

Leider habe ich eben nicht einmal seine Adresse. Er hat mir diese nie verraten, weil er sich für seine Wohnverhältnisse wohl etwas schämt. Ich wollte ihn anfangs diverse Male besuchen, aber das hat er immer irgendwie umgehen können, so dass ich das Fragen danach irgendwann gelassen habe.

Hoffentlich kann ich ihn morgen auf Arbeit erreichen. Nur was soll ich tun? Was soll ich ihm sagen? Ich kann ihm nicht helfen. Alle meine Versuche ihm gut zuzureden, ihm Lösungen aufzuzeigen dringen nicht zu ihm durch. Ich bin eben nicht kompetent genug, um etwas gegen eine Depression zu unternehmen. Damit habe ich keinerlei Erfahrung.

Er wird sich heute nichts antun, davon bin ich überzeugt. Aber ich weiß nicht, was nächste Woche ist. Oder eben, wenn ich nicht mehr vor Ort bin... :frown:

aber wenn Du merkst, dass Dir das alles zuviel wird, mußt Du in aller Freundschaft auch soviel Ehrlichkeit aufbringen zu sagen, dass Dir das zuviel wird. Das hat nichts mit Rücksichtslosigkeit oder Egoismus zu tun, Schuldgefühle sind nicht angebracht. Sein Leben, seine Probleme. Entweder er schwimmt oder er geht halt unter, sein Ding - nicht Deins.
Genauso denken alle seine anderen Freunde auch. Und ich merke ebenfalls, dass es mir zu viel wird - definitiv. Ich habe selbst Probleme. Doch es ist einfach bitter, wenn man in größter Not fallen gelassen wird. Das hat einfach keiner verdient.

Ich weiß nur leider nicht wie ich aktuell am besten für ihn dasein kann. Er blockt alles ab und isoliert sich. Ich kann ihn ja schlecht unter Menschen prügeln. Manchmal braucht man auch nur einige Zeit für sich, um sich zu fangen. Aber sich auf Dauer abkapseln muss einen ja erst recht runterziehen. Mir fehlt akutell eben die richtige Strategie zum reagieren - und ich befürchte, die richtige Strategie wird es auch nicht geben... Und dabei habe ich das Gefühl mir läuft die Zeit davon.
 
krava
Benutzer59943  (43) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #8
Leider habe ich eben nicht einmal seine Adresse. Er hat mir diese nie verraten, weil er sich für seine Wohnverhältnisse wohl etwas schämt. Ich wollte ihn anfangs diverse Male besuchen, aber das hat er immer irgendwie umgehen können, so dass ich das Fragen danach irgendwann gelassen habe.
ABer seinen Namen kennst du ja und die Polizei findet seine Adresse schon raus.
Hoffentlich kann ich ihn morgen auf Arbeit erreichen. Nur was soll ich tun? Was soll ich ihm sagen? Ich kann ihm nicht helfen. Alle meine Versuche ihm gut zuzureden, ihm Lösungen aufzuzeigen dringen nicht zu ihm durch. Ich bin eben nicht kompetent genug, um etwas gegen eine Depression zu unternehmen. Damit habe ich keinerlei Erfahrung.
Da hast du Recht. du kannst ihm nicht helfen, so schwer das ist. Du kannst ihm sagen: Such dir Hilfe und enttweder er macht es oder nicht. Zwingen kannst du ihn nicht!

Er wird sich heute nichts antun, davon bin ich überzeugt. Aber ich weiß nicht, was nächste Woche ist. Oder eben, wenn ich nicht mehr vor Ort bin... :frown:
Du kannst ihn nicht bewachen. Niemand kann das. Wenn er sich was antun will, dann wird er das tun. Ich weiß leider wovon ich rede, denn meine Oma hats auch geschafft. Und sie hat das bis ins Detail geplant und es wäre nicht zu verhindern gewesen. Und sie hatte mind. ein dutzend Therapien hinter sich.
Und ja wir haben uns alle hinterher ohne Ende Vorwürfe gemacht, aber es lag nicht in unserer Macht, das zu verhindern. Ach ja, angedroht hat meine Oma das übrigens locker 200x.

Genauso denken alle seine anderen Freunde auch. Und ich merke ebenfalls, dass es mir zu viel wird - definitiv. Ich habe selbst Probleme. Doch es ist einfach bitter, wenn man in größter Not fallen gelassen wird. Das hat einfach keiner verdient.
Du musst dir klar machen, dass es Hilfe für ihn gibt. Nur will er sie nicht. Es gibt Therapien, auch stationär. Er kann sich an seinen Hausarzt wenden und sich erkundigen. Das verpflichtet ihn noch nicht mal zu irgendwas. Du hast ihm Hilfe im Rahmen deiner Möglichkeiten angeboten. Er sagt nein. Mehr kannst du nicht machen.

ES gibt da wirklich keine Musterlösung, was man tun soll oder kann. Anscheinend bist du ja nicht der einzige, der schon versucht hat, zu ihm durchzudringen.

Evtl. könntest du mal nach Einrichtungen in der Nähe googeln und ihm dann konkrete Infos vorlegen. Also Telefonnummern, wo er konkret anrufen kann.
Kann natürlich sein, dass er das ungelesen in den Müll wirft, aber das ist noch vielleicht das letzte, was du machen kannst.
 
P
Benutzer103368  Verbringt hier viel Zeit
  • #9
Na klar bist Du überfordert! Das ist eine ganz andere Welt.Die,die es nicht haben oder nur mal hier und da einen durchhänger und sich dann aber wieder fangen können sich nicht vorstellen wie schwarz und sinnlos das Leben ist! Da muss ein Fachmann ran! Bsp.Mein Neffe,grade 30jahre geworden,hat sich noch zu Hause sehr zurückgezogen,einiges abgenommen und plötzlich Panikatacken bekommen!Alles wurde immer trostloser,er hatte total miese Stimmung,die Welt geht unter usw.Seine Eltern verzweifeln immer mehr! Die Ärztin stellte fest,das es eine Überfuntion der Schiddrüse ist.Er wollte auch in die Röhre und das End vom Lied,alles ok!Er möchte perdu eine Krankheit haben,obwohl es die Schildr.ist! Das untersuchen meistens die Ärzte auch zuletzt,leider,weil ich genau dies auch durchlaufen bin.Nur ich hatte keine Depri ,aber Angstatacken.Reicht ja auch!Heute gehts mir gut und ich liebe das Leben!!Mein Neffe braucht da wohl noch eine Weile,tut mir auch sehr leid.Er nimmt nur keinen Rat an.Jetzt nimmt er Tabletten und welche gegen trübe Gedanken.Bis es sich Seelich bessert,dann darf er sie weglassen!Also,wie Du siehst,Deine Hilfe in Ehren aber Er gehört in Fachhände,und Du kannst es Ihm sagen das man helfen kann! Ganz viel Glück,kleiner Samariter!
 
K
Benutzer85425  (39) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #10
Evtl. könntest du mal nach Einrichtungen in der Nähe googeln und ihm dann konkrete Infos vorlegen. Also Telefonnummern, wo er konkret anrufen kann.
Kann natürlich sein, dass er das ungelesen in den Müll wirft, aber das ist noch vielleicht das letzte, was du machen kannst.
Danke für deinen Beitrag, krava.

Ich habe schon versucht ihn an meinen Erfahrungen in Sachen Therapie teilhaben zu lassen (denn Therapie hat leider für Viele den Beigeschmack, als wäre man völlig daneben). Ich habe auch erst vor kurzem eine durch, weil ich an einer Panikstörung litt. Ich habe ihm versucht zu erklären, dass es von immenser Stärke zeugt sich Hilfe zu suchen und seine Probleme aktiv anzugehen. Leider erfolglos - er ist überzeugt, er als Mann hat versagt, weil er sein Leben nicht allein in die Reihe bekommt.

Ich weiß, dass er von den Ärzten Medikamente gegen die Depressionen bekommen hat. Nur weiß ich leider nicht, ob er die noch nimmt, da diese mit großen Nebenwirkungen einhergingen. Ergo: sein Vertrauen in die Ärzte hat infolgedessen auch gelitten.
 
J
Benutzer103901  Verbringt hier viel Zeit
  • #11
Leider habe ich eben nicht einmal seine Adresse. Er hat mir diese nie verraten, weil er sich für seine Wohnverhältnisse wohl etwas schämt. Ich wollte ihn anfangs diverse Male besuchen, aber das hat er immer irgendwie umgehen können, so dass ich das Fragen danach irgendwann gelassen habe.

.....


Genauso denken alle seine anderen Freunde auch. Und ich merke ebenfalls, dass es mir zu viel wird - definitiv. Ich habe selbst Probleme. Doch es ist einfach bitter, wenn man in größter Not fallen gelassen wird. Das hat einfach keiner verdient.

Deine Anteilnahme in allen Ehren, aber : Du bist nicht sein Freund. Freunde lassen einander auch nah an sich heran. Er hat Dir eigentlich nur auf großen Abstand hin vertraut, das ist eine ganz andere Nummer als wenn Ihr beide wirklich gut befreundet *w ä r e t*.

Und ich bin ganz sicher, wenn es Dir schlecht geht, und Du Aufmerksamkeit von Jemandem möchtest, den Du als Freund bezeichnest, dann wäre die Person auch irgendwo greifbar, und Du wärest genauso für sie erreichbar. Das macht Freundschaften aus, wenn es echte Freundschaften sind. So verführerisch das auch sein mag, eine Helfer-Beziehung ist keine freundschaftliche Basis, wird es auch nie werden. Das ist *nicht gut*, am allerwenigsten für den vermeintlichen Retter selbst.
 
krava
Benutzer59943  (43) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #12
Ich weiß, dass er von den Ärzten Medikamente gegen die Depressionen bekommen hat. Nur weiß ich leider nicht, ob er die noch nimmt, da diese mit großen Nebenwirkungen einhergingen. Ergo: sein Vertrauen in die Ärzte hat infolgedessen auch gelitten.
Antidepressiva sind die eine Seite der Therapie, aber die alleine können keine Heilung bewirken und sie führen klassischerweise zu Gewichtsznahme, was natürlich neue Probleme entstehen lässt.

Deine Anteilnahme in allen Ehren, aber : Du bist nicht sein Freund. Freunde lassen einander auch nah an sich heran. Er hat Dir eigentlich nur auf großen Abstand hin vertraut, das ist eine ganz andere Nummer als wenn Ihr beide wirklich gut befreundet *w ä r e t*.
Er ist krank und kann deshalb keine wirkliche Freundschaft führen. Freundschaft erkennt er nicht, Hilfe will er nicht, er kann in dem Punkt nicht rational denken.

Aber noch mal an den TS: Ich kann verstehen, dass dich das nicht kalt lässt und es ist furchtbar, wenn man hilflos daneben stehen muss. Aber du kannst nicht mehr tun, als ihm Hilfe anbieten. Und bei Suiziddrohungen entsprechende Schritte einleiten.
 
S
Benutzer87825  Verbringt hier viel Zeit
  • #14
Ich hab mir grade überlegt wie das seiner Formulierung zufolge wohl aussieht wenn er "auf den Tod wartet"...

Ich habe während des letzten Jahreswechsels selbst eine schwere depressive Phase erlebt. Meine Mutter konnte sich am Telephon etwa soetwas von mir anhören: "Ich habe jetzt beschlossen dass ich einfach nichts mehr esse und nichts mehr trinke, irgendwann werde ich dann schon tot sein... hab auch eh keinen Apettit... bei nicht trinken dürfte das ja schnell gehen..."
Letztendlich habe ich das nicht durchgehalten, es gibt ja immernoch einen Selbsterhaltungstrieb, der vom körper ausgeht und nicht vom Kopf, verhungern/verdursten ist auch eher ein Qualvoller Tot, aber ich hatte eben diese passiven Selbstmordgedanken von "irgendwann wird sich das dann erledigt haben...".

Meine Mutter hat den Psychosozialen Dienst der Stadt angerufen in der ich wohne (sie selbst wohnt weiter weg). Ich habe einen Brief bekommen a la: Ihre Angehörigen machen sich sorgen, uns hat ein Anruf erreicht... bitte nehmen Sie einen Beratungstermin am... um... wahr.

Als ich dort wahr hat mich die Beratungsärztin als so gequält erlebt, dass sie mich praktisch gleich in die nächste Klinik gebracht hat.
2 1/2 Monate stationärer Aufenthalt und grade folgen noch mindesten 6 Wochen Tagesklinik in der gleichen Einrichtung.
Gestern hatten wir im Rahmen der angebotenen Psychoedukation ein Gespräch über Rückfallprofilaxe, daber ging es um Frühwarnsymptome an denen wir selbst einen möglichen Rückfall erkennen, und entsprechend handeln können sollen. Da es mir komisch vorkam dass Selbstmordgedanken nicht auf der Liste der Beispiele von Frühwarnsymptomen standen habe ich den Herrn Doktor gefragt: "Sollten Selbstmordgedanken nicht auch hier stehen?" Die Antwort war: "Wenn sie Selbstmordgedanken haben MÜSSEN Sie sich in (am besten stationäre) Behandlung begeben!"
Das ist also schon kein Frühwarnsymptom mehr, es ist allerhöchste Eisenbahn.

Vielleicht gibt es in eurer Stadt auch einen psychosozialen Dienst? Vielleicht würde er so ein Angebot wahrnehmen, wenn er angeschrieben wird "ihre Mitmenschen machen sich Sorgen..."? Mir wurde die Entscheidung für oder gegen das in die Klinik fahren an dem Tag sogar freigestellt. Es muss eine freie Entscheidung sein. Er könnte sich also auch nur beraten lassen. Vielleicht mal von anderer Stelle, ich weiß ja nicht, wie gut verstanden er sich in der ambulanten Therapie fühlt...

Ich erinnere mich daran, dass ich einerseits Hilfe wollte, andererseits irgendwie keine annehmen wollte, es war sehr ambivalent und sicher schwierig für alle die mir helfen wollten. So eine Drohung stellt ja auch irgendwo einen Hilferuf dar. Dieser Mittelweg mit einem Termin, wo ich dann allein entscheiden konnte hinzugehen, sodass ich nicht unmittelbar Hilfe annehmen und mir von irgendwem was sagen lassen musste war da schon gut.

Es kommt aber auch darauf an ob er noch in der Lage ist so einen Termin von sich aus wahrzunehmen. In einer tiefen Depression kann das auch schon zuviel verlangt sein. So dass man sich nur noch verkriecht, nicht mehr rausgeht, Mitmenschen nicht ertragen kann und nicht mehr aufsteht oder nur nachts...

Ich wünsche dir Kraft.
 
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