Das verwundete Wesen, Hunger, Stille und viel Gefühl

Fantasy.
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  • #1
Hallo liebe Menschen,
Ich habe einfach mal ein bisschen zusammengefasst, was thematisch so aus meiner Sammlung hierher passt.
Alle anderen Werke von mir findet ihr unter Profil von AWritersStory | FanFiktion.de.
Ich hoffe, es gefällt euch.

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Wenn Nähe Worte schafft

Deine Stimme vibriert
unter mir
Worte erreichen meine Ohren
doch ich höre sie nicht
denn ich rieche dich
sehe dich
spüre dich
bin da.

Dein Gesicht
so nah
dass ich deinen Atem
neben mir höre
deine Augenfarbe sehe
deinen Blick auf mir fühle
auf mir.
Du bist so nah
und mir wird klar
ich
bin da.

Deine Hand
in meiner
Deine Hand
neben meiner
Deine Arme
die mich halten
die mir sagen
es ist wahr.
Du bist hier
und ich
bin da.

Dein Schweigen
lässt mich denken
lässt mich reden
lässt mich schweben.
Mache meine Augen zu
um mich herum da bist nur du
brauche gar nicht mehr von dir
ich
bin da
denn du
bist hier.

Deine Gedanken
so leise
und die in meinem Kopf
laut kreisen
ich will alles tun
und nichts
denn das Wunder
das ich um mich sehe
kenne ich sonst nicht
doch wir
sind hier
real
sind da.

Meine Haut
auf deiner
warm
weich
Finger
wandern weiter
leicht
und leichter
wird Vertrauen
wird das Reden
wird das Fallen
denn du bist hier
und ich
bin da.

Für mich
bist du von einer anderen Ecke der Welt
Für dich
bin ich gerade sehr weit von dir weg
Zeit und Raum werden egal
doch ich hoffe dir ist klar
ich
bin hier
bei dir
bin da.

Und dein Lachen
dein Lachen
vibriert unter mir
macht mich froh
dass ich dich sehe
dass ich dich fühle
dass du da bist
dass ich
da bin

Dass wir
sind.

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Naiv

Lass mich lachen
lass mich tanzen
lass mir meine Sicht der Welt
lass mich froh sein
lass mich leiden
lass mir meinen Wind und meine Wellen

Lass mir meine Sorgen
sie sind gut so, wie sie sind
ich bin noch immer gerne Kind
meiner eigenen Gedanken
also lass mich tanzen
lass mich weinen
lass mich sein wer ich halt bin

Lass mir meine Freuden
lass mich meine Wunder sehen
lass mir doch was mir bedeutet
lass mich andere Wege geh´n.

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Schweigen

Ich warte sehnsüchtig auf deine Fragen
Denn ohne hörst du mir nicht zu
Du wünschst ich würde endlich etwas sagen
Doch ich weiß gar nicht mehr wozu

Ich finde keinen Anfang und kein Ende
Meine Gedanken zerfallen zu Staub
Rieseln mir sachte durch die Hände
Und sind dabei viel zu laut

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Hunger

Kühle Hände in meinen Haaren, streichen schmerzhaft sanft über meine Stirn. Das verwundete Wesen in mir legt sich Halt suchend hinein. Fast im selben Moment schreit es nach mehr, und die Freundlichkeit der Hände ist fast schon schwer zu ertragen. Doch die Hände ahnen nichts davon, streichen immer wieder Haare aus meiner Stirn. Finger gleiten über meine Wange, über meine Wimpern, über mein ganzes Gesicht. Ein erleichtertes Seufzen, als diese kühlen Hände über mein heißes Gesicht streichen, lässt sich fast nicht vermeiden. Ich fühle Augen auf mir, bin aber so verloren, dass ich nicht weiß, ob meine Augen zurück schauen oder nicht. Die Hände halten nun mein Gesicht und das verwundete Wesen fühlt sich wertvoll. Beine verhaken sich mit meinen, die Berührung brennt heiß auf meiner bloßen Haut. Wo ich berührt werde spüre ich alles so viel deutlicher. Die Hände auf meinem Gesicht verschwinden, doch ich kann sie immer noch spüren. Atem streift meine Haut, ein Arm legt sich um mich. Das verwundete Wesen in mir hat aufgehört, nach mehr zu rufen. Ich gebe den Berührungen nach, lehne mich ihnen entgegen. Sauge alles in mir auf, speichere es, um es immer wieder abrufen zu können. Dann legen sich Lippen auf meine, und ich komme ihnen entgegen, doch der Moment ist schon wieder vorbei. Es kribbelt, wo sie mich berührt haben. Atem, Schweigen, Stille. Der Arm um mich herum wird schwer, schwerer werden die Beine zwischen meinen. Berührungen, die mir unter die Haut gehen, ein unsichtbares Tattoo das ich noch viele Stunden spüren werde. In der Stille um mich herum nehme ich auf, was mir gegeben wird, lasse es langsam in mich einsinken, unter die Haut wandern bis es mich komplett durchdrungen hat. Und mit jeder sanften Berührung spüre ich, wie das verwundete Wesen in mir zu heilen beginnt. Während ich mich allmählich besser fühle schwöre ich, all dies irgendwann einmal zurück zu geben. Weitere Berührungen sickern unter meine Haut, und ich atme sie ein, damit sie sich überall verteilen. Eine Stirn lehnt gegen meine - ob meine Gedanken jetzt wohl übertragen werden? Der warme Körper mit den kühlen Händen frisst sich durch meinen Schmerz, zerlegt ihn in kleine Teile bis ich ihn schließlich ausatmen kann. Und wie von selbst erwiedert mein Körper die ihm geschenkten Gesten, Arme legen sich um den Körper an meiner Seite, Lippen streifen andere, Beine haken sich bei anderen unter. Und dann verschwinden Zeit und Raum, nehmen meine Gedanken fort und lassen mich einfach sein.

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Pause

Da ist dieses Ziehen in ihrem Bauch, aber sie ignoriert es. Genauso wie die Kopfschmerzen, die sie seit Tagen plagen. Sie fühlt sich müde, so müde, aber sie hat keine Zeit für eine Pause. Denn die Welt dreht sich weiter, der Tag wird zur Nacht und die Nacht zum Tag, eine Stunde verschlingt die nächste und die Erde rotiert weiter um sich selbst. Das Leben geht weiter. Und die Welt dreht sich weiter und ihr Magen dreht sich mit. Bloß nicht brechen, denkt sie, bloß nicht. Sie hat gerade erst gegessen, sie hat keine Zeit, sich eine weitere Mahlzeit zu holen, geschweige denn, etwas gegen die Übelkeit zu nehmen. Die kommt sowieso nur vom Stress, die ist nicht echt, also schluckt sie es wieder runter und beugt sich ein Stück weiter über die Tastatur. Auf der anderen Seite der Welt sind die Leute gerade wach, aber hier ist es gerade Nacht. Es ist dunkel und ruhig und ihre Lider sind schwer wie Blei. Aber sie kann sich keine Pause erlauben, sie wird gleich schlafen gehen, nur noch dieser eine Abschnitt, der muss wirklich fertig werden.

Irgendwann hat die Vernunft doch gesiegt und jetzt steht sie im Bad vorm Spiegel, die Zahnbürste im Mund und die Haarbürste in den Haaren, weil sie wirklich müde ist und sich beeilen will. Die Zahnbürste verharrt an einer Stelle während sie an der Bürste zieht, die in den Haaren festhängt. Und ihre Augen brennen, aber sie kann jetzt nicht weinen, weil sie schlafen muss. Und sie zieht und zerrt und irgendwann ist die Bürste aus den Haaren und ein Knoten Haare gleich mit. Und jetzt hat sie doch Tränen in den Augen und fragt sich ob es eine Zeit gab, wo ihre Augenringe nicht bis unter die Brille reichten. Wo sie nicht mitten in der Nacht vor dem Spiegel stand und sich fragte, was sie da eigentlich tat. Die Zahnbürste nimmt ihre Arbeit wieder auf, und sie blinzelt schnell die Tränen weg, bevor die nächsten kommen. Sie denkt an morgen und ihr Magen dreht sich wieder. Sie hat genug gegrübelt, spuckt aus und stellt die Zahnbürste weg. Und irgendwie liegt sie doch noch nicht im Bett, sondern auf dem Boden davor, weil der so schön kühl ist und sie noch gar nicht schlafen will. Nur fünf Minuten, sagt sie sich, und denkt an diesen einen Jungen, den sie wirklich mag, und ihr Magen dreht sich wieder. Ob sie ihn ansprechen soll? Aber dann denkt sie an den Stapel Arbeit, der vor ihr liegt, und die Termine, die sie alle hat, und vielleicht spricht sie ihn doch nicht an. Sie ist sowieso zu müde zum denken.

Endlich, endlich kann sie schlafen. Die Decke ist wundervoll weich und ihr ist endlich wieder warm, aber jetzt dreht sich nicht nur ihr Magen, sondern auch noch ihr Kopf. Morgen, morgen wird alles besser, sagt sie sich. Morgen strengt sie sich an, und vielleicht geht sie nach der Arbeit doch noch mit den Kollegen mit, oder gönnt sich ein langes Bad und einen entspannten Abend auf der Couch. Und ihr Kopf dreht sich weiter, aber die Müdigkeit gewinnt, ihre Augen fallen zu.

Sie öffnet die Augen nach etwas, das sich wie Minuten anfühlt, und alles dreht sich, und am liebsten würde sie krank machen. Aber dann denkt sie an den Stapel Arbeit, der gestern doch noch liegen geblieben ist, und die Kollegen, die sich auf sie verlassen, und hievt sich doch noch aus dem Bett. Sie denkt an Frühstück und ihr Magen dreht sich, und dann sitzt sie doch wieder ohne Essen in der Bahn. Und dann dreht die Welt sich weiter, einen Tag auf den anderen, der Tag wird zur Nacht und die Nacht zum Tag, eine Stunde verschlingt die nächste und die Erde rotiert weiter um sich selbst. Und sie - sie ist die Erde, rotiert um sich selbst und die Sonne, bis ihr schwindlig ist, bis ihr Körper von selbst die Pausentaste drückt und auf einmal alles anders ist.
 
Syleena
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  • #2
Sehr schöne Zeilen, habe ich gerne gelesen. Weiter so. :thumbsup:
 
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  • #3
Etwas älteres, das ich gerade ausgegraben habe:

Lass uns unsere Worte auf Papierflieger schreiben, die schicken wir dann in die Welt hinaus.
Irgendwohin,wo uns keiner mehr kennt, breiten sie dann ihre Flügel aus,
irgendwann, wenn wir sie längst vergessen haben, falten fremde Hände sie auf.
Irgendwann, wenn wir sie vergessen haben, nehmen andere Köpfe sie auf.
Lass uns unsere Gedanken vergessen, ohne dass sie verloren gehen.
Lass uns unsere Worte auf Papierflieger schreiben, damit wir sie in anderen Menschen wiedersehen.
 
Fantasy.
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  • #4
Die Welt auf meiner Couch


Studieren. Arbeiten. Heiraten, Haus bauen, Kinder kriegen. Den Haushalt schmeißen, Essen zubereiten. Die neuesten Nachrichten lesen, stets aktuell bleiben, immer mit der Zeit gehen. Die Garderobe passt nicht nur zur Jahreszeit, sondern zu jeder Zeit. Jedem Tag. Sport machen nicht vergessen, und immer an die fünf Hände voll Obst und Gemüse denken. Entspann dich aber, hab Spaß, lächeln, bloß keinen Stress. Keinen Stress, wenn du von A nach B nach Z hetzt, kein Stress, nur Erwartungen, nur Ziele, To-Do-Listen. Einfach einen Haken dran und weiter, genug gefreut. Bis alles bedeutungslos wird, bis man weiß, dass das Leben schön sein könnte, aber nur noch eine Kette aus Ketten ist. Alles gleich, aber niemals zu gleich, denn gleich ist schlecht, weil es nicht individuell ist. Aber zu individuell soll es auch wieder nicht sein, weil sonst die Kette aus Ketten bricht. Stumpfe Augen mit totem Blick, während die Körpersprache von einer Leidenschaft spricht, die das Herz nicht mehr fühlt.
Der wirklich schöne Teil des Lebens fängt an, wenn der Tag aufhört, wenn die Stadt schläft und nur man selbst noch wach ist.
Nachts wird alles so bedeutungsschwanger. Und man sieht die Farben nicht so gut.
Nachts ist es egal, wie individuell du bist, was du geleistet oder nicht getan, nicht erledigt hast. Nachts dröhnt die Stille in deinen Ohren wie ein Glockenschlag, wie der Beginn von etwas, das kein Ende hat, kein Punkt auf einer To-Do-Liste ist. Wenn man die unbequemen Schuhe ins Regal geschmissen und die durchgelaufenen Socken in den Wäschekorb befördert hat, wenn der Instagramfilter durch den Nachtmodus ersetzt und die Jeans mit einer Jogginghose getauscht worden ist, dann ist mit dem Sprung auf die Couch die Zeit des Schaffens vorbei. Zeit bekommt wieder Bedeutung, weil sie zeitlos ist, weil eine Episode zu zwei und zu drei wird und ein Kapitel zu vier oder fünf. Weil der Kopf nicht an Individualität denkt oder an die To-Do-Liste. Rausgehen sollen wir, das Leben leben, die Welt sehen, doch die Welt auf der Couch reicht vollkommen aus. Bedeutungslos ist es, wenn man drei Fotos vom Berggipfel macht und anschließend in Eile wieder herunterstolpert, blind für eine Welt, von der man versucht, nicht erschlagen zu werden. Aber nachts wird alles so bedeutungsschwanger. Wenn aus grauen Schatten Geister werden, Dämonen, der Serienmörder, der aus dem Fernseher heraus ausgerechnet in deine Wohnung gefunden hat. Wenn der Fantasiefreund zu Besuch kommt, in den Schatten bei dir sitzt, dir aus dem Buch vorliest, in dem du schon längst versunken bist. Die Welt auf meiner Couch ist mehr als eine, es sind viele, so viele, wie ich mir die Zeit nehme zu sehen.
Die Welt muss man sehen, die echte, sagen sie, die den Tag in Ketten legen, Tage aneinanderketten wie eine unendliche Geschichte, die für uns alle doch so endlich ist. Was an meiner Couch ist nicht echt, was ist unecht an den Seiten und den Orten, an die sie mich trägt? Sind die Schatten nicht echt, das Licht, das sich am Kleiderberg auf dem Stuhl in der Ecke in die bemerkenswertesten Formen bricht? Das grelle Flimmern des Fernsehers, dessen Farben sich in schwarzen Schatten abzeichnen? Das knisternde Flüstern der Dielen, als sprächen sie eine Sprache, die sich unserem Begreifen verwehrt. Wir sehen die Welt doch sowieso mit unseren Gedanken, sind sie nicht echt, was dann?
Vor der Welt da draußen flieht man nicht, wenn man nachts auf der Couch sitzt und das tut, was einige als Nichtstun bezeichnen würden. Man gibt ihr erst Bedeutung, wenn man nicht mehr von ihren Farben geblendet ist.
 
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