• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

Am Freitag wird mir Spirale eingesetzt... Angst und möglicher Zusammenbruch :(

F
Benutzer161867  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Hallo zusammen,

wie auch anderen hier in diesem Forum bin ich mit einem Trauma belastet, was sich vor allem auswirkt wenn es um das Thema Ärzte und dabei ausziehen geht. Also meist beim Thema Gynäkologie. Obwohl ich mich aus diesem Grund stets an weibliche Ärzte gewandt habe, musste ich leider schon genug schlechte bis sehr schlechte Erfahrungen sammeln :cry: Ich frage mich immer wieder wie es sein kann, dass Menschen die in diesem Bereich ausgebildet werden so unsensibel und unempathisch sein können...

Nach einem längeren Kampf endlich wieder (nach über 3 Jahren) zu einem neuen Frauenarzt zu gehen, da ich nach 10 Jahren Pille gerne auf die Spirale wechseln wollte, hat sich diese Kette von schlechten Erfahrungen leider weiter durchgezogen. Da ich mich nun kaum mehr untersuchen lassen kann/will (vor allem nicht ohne große Schmerzen), habe ich mich dazu entschlossen mir die Spirale unter Narkose einsetzen zu lassen. Dies findet in einem Krankenhaus statt, da die einzigen Tageskliniken hier auch von Männern besetzt sind. Es wurde mir auch zugesichert, dass mich eine Ärztin behandeln wird, allerdings kann es gut sein dass ein männlicher Anästhesist dabei ist :hmm::schuettel: Ich weiß, ich werde mich da ausziehen müssen und in einem OP-Hemd herumlaufen und zu alldem wird auch noch dieser Mann dabei sein... All das macht mir furchtbare Angst und ich weiß jetzt schon nicht wie ich das schaffen kann :frown: Ich werde zwar anschließend von einer Freundin abgeholt, allerdings sieht es momentan so aus, als könnte mich niemand hinzu begleiten. Meine Vorstellungen laufen natürlich auf Hochtouren und machen das ganze noch schlimmer als es womöglich ist... Meine Therapeutin hat mir vorgeschlagen Musik mitzunehmen oder ein Audioformat zur Entspannung/Hypnose. Ich möchte mich aber am liebsten bis dahin nur ablenken und gar nicht daran denken. Natürlich weiß ich im klaren Verstand, dass es keinen Grund gibt Angst zu haben und dass mir nichts passieren wird.. Aber das hat wohl nichts mit Logik zu tun..
Das letzte Mal in so einer Situation - ich musste eine Darmspiegelung vornehmen lassen - bin ich völlig zusammengebrochen vor dem Arzt und hätte es fast sein gelassen.

Ich fühle mich so alleine damit... :cry:
 
Zuletzt bearbeitet:
Damian
Benutzer6428  Doctor How
  • #2
Ich verstehe noch nicht so ganz...
Hast du jetzt ein Problem mit Ärzten, oder mit Männern? Oder ist es die Behandlung vor der du Angst hast? Sind es "nur" die Schmerzen?

Leider ist das ein ziemlicher Wust aktuell und ich kann das nicht so ganz auseinanderbasteln...
 
Rory
Benutzer65998  Sehr bekannt hier
  • #3
Also ich habe ja auch so eine irrationale Angst, die nichts mit dem medizinischen Bereich zu tun hat, aber ich kann dich daher ein Stück weit verstehen. Da bringt einem die Vernunft im ersten Moment wenig. Dennoch bin zumindest ich sehr bemüht darum, aktiv gegen diese Angst anzugehen, da sie mich in den entsprechenden Situationen eben doch stark einschränkt. Und allein das ist es mir wert, zu sagen, dass ich damit nicht auf Dauer leben möchte. Es ist zum Teil auch schon deutlich besser geworden als früher, den größten Schritt habe ich aber noch vor mir. Wie so eine Therapie aussieht, kann ja sehr individuell sein, aber deshalb interessehalber: Versuchst du aktiv in irgendeiner Weise, deine Angst zu lindern? Mir hilft im Grunde allein schon das Wissen, dass ich mich davon nicht einengen lassen möchte, um mich schon ein bisschen sicherer zu fühlen.

Dann habe ich deine genauen Ängste auch noch nicht ganz verstanden, glaube ich. Hast du Angst vor Gynäkologen im Allgemeinen oder nur vor männlichen Ärzten? Und was meinst du mit "schlechte Erfahrungen", die sich immer weiter "durchziehen"? Ich nehme an, du teilst deine Ängste im Vorfeld der Untersuchungen bereits mit, nicht wahr? Das muss ich in meinem Fall auch, sonst weiß ja niemand, dass du dich in dem Moment fürchtest, ist ja klar. Wie gesagt, ich weiß ja nicht hundertprozentig, was genau du dann als unsensibel wahrnimmst, aber vielleicht lohnt sich in deinem Fall eine ausdauernde Suche nach einer äußerst emphatischen Ärztin. Ich habe noch nie eine grobe Behandlung oder so erlebt, deshalb kann ich da gar keinen richtigen Tipp geben, aber es gibt natürlich sympathischere und unsympathischere Menschen. Vielleicht musst du in deinem speziellen Fall einfach ein wenig länger suchen.

Was die Spirale anbelangt: Es gibt ja verschiedene Verhütungsalternativen neben der Pille (oder was hast du 10 Jahre lang genommen?), es muss ja nicht unbedingt diejenige mit der kompliziertesten Setzung sein. Hormonell verhütest du dann ja trotzdem. Zumal die Spirale kinderlosen Frauen in deinem Alter ohnehin nicht unbedingt empfohlen wird, wie bist du denn darauf gekommen? Ich bin ja wie gesagt dafür, sich seinen Ängsten mutig entgegenzustellen, nur sehe ich bei dir gerade ganz grundsätzlich noch nicht, warum du das Prozedere willst (musst du natürlich selbst entscheiden und ist eher eine Interessenfrage als eine Belehrung).

Der Eingriff selbst wird unspektakulärer, als du es dir gerade ausmalst. Ich hatte letztes Jahr als aller erste OP mit Vollnarkose überhaupt eine Spontan-OP, habe den behandelnden Ärzten klar gemacht, dass das meine erste OP ist, habe kleine Tränchen verdrückt (und habe mich dessen auch mit 30 nicht geschämt :zwinker:), alle waren so nett und verständnisvoll und dann schläfst du einfach ein und im Nachhinein muss ich sagen: Die Angst im Vorfeld ist viel größer als die ganze Veranstaltung. Ich glaube, darüber musst du dir aktuell am allerwenigsten Gedanken machen. An deiner Stelle würde ich mir wirklich einmal genau entwirren, was deine Ängste eigentlich sind, woher sie kommen, und wie du ihnen entgegentreten kannst.
 
F
Benutzer161867  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #4
Danke euch für die schnelle Antwort :smile:

Also wie gesagt, habe auch ich ein Trauma im sexuellen Missbrauch erfahren. Darauf möchte ich hier aber nicht genauer eingehen.
Aus dem Grund wäre es mir auch sehr lieb, wenn hier vor allem die Menschen antworten, die selbst so eine Erfahrung damit gemacht haben oder eine ähnliche...

Ich weiß gerade nicht wie ich die schlechten Erfahrungen zusammenfassen soll, es ist unterschiedliches passiert. Das reichte von Unfreundlichkeit und Unverständnis bis hin zu sehr grober Behandlung, völlige Ignoranz bei Schmerzen und auch persönliche Beleidigungen, Verachtung und Herunterspielen :frown:
Wenn man so ein Trauma erfahren hat, ist man natürlich allgemein schon sehr eingeschränkt wenn es um einen so intimen Bereich wie Gynäkologie geht. Aber mit jeder schlechten Erfahrung wird es ja nur noch schlimmer statt besser. Und ja, ich bin schon länger bei Ärzten von vornerein recht deutlich/offen über meine Situation, meine Ängste und meine Erfahrungen, so dass sie sich darauf einstellen können (oder sollten). :schuettel:

Meine Ängste betreffen da unterschiedliches:
  • einmal Frauenarzt/Untersuchung an sich, erst recht durch die schlechten Erfahrungen
  • männliche Ärzte die mich näher untersuchen müssen, vor allem sobald es um nackte Haut/anfassen geht und am schlimmsten jenseits der Gürtellinie oder die mich dann nackt sehen können (wie z.B. der Anästhesist)
  • allgemein ausziehen müssen und darüber keine Kontrolle haben, wie nun am Freitag mit dem OP-Hemd und ich bin wer weiß wie lange darunter nackt
  • natürlich auch wieder Schmerzen
Wie gesagt, mir ist klar, dass mir theoretisch nichts passieren kann und dass diese Ärzte tausende von Menschen sehen, auch unbekleidet. Das hat leider nichts mit Logik zu tun... Es sind eben die Trigger, die vom Trauma und der Erfahrung wieder ausgelöst werden. :cry:

Zur Spirale ansich würde ich jetzt gar nicht so weit ausführen wollen, nach langen Überlegungen und Fachgesprächen mit Ärzten war es für mich vor verschiedenen Hintergründen nun die beste Lösung.
 
Zuletzt bearbeitet:
A
Benutzer Gast
  • #5
Hast du evtl. auch Angst, dass du dich durch deine Angst dort blamierst? Vielleicht hilft es dir ja, wenn du weißt, dass es irrsinnig viele Menschen gibt, die schon ohne deine schlimme Erfahrung oft furchtbare Angst auch vor kleineren Eingriffen haben. Ich bin oft im Krankenhaus und da gibt es immer wieder Patienten in allen Altersgruppen, die nachts vor einer Gastro-/Endo-/Koloskopie weinend im Bett liegen und auch oft mal vor der Narkose weinen.
Ich war im August im Krankenhaus, weil ich einen starken Schub meiner Krankheit hatte, daraufhin hab ich eine Infektion im Ohr gehabt und bin von meiner Abteilung in die HNO, wo sie mir nur durch die Nase ins Ohr schauen wollten und ich hab meine Nerven komplett weggeschmissen und fürchterlich zum Weinen angefangen. Mir war das irrsinnig peinlich aber die Ärzte haben gemeint, das ich bei Gott nicht die erste Patientin bin, die so reagiert hat.
Ich glaube ja, dass vorallem Krankenhausärzte mit verängstigten Patienten vertraut sind. Wichtig ist es, offen deine Bedürfnisse auszusprechen - im Prinzip wollen dir ja alle dort helfen.

Du kannst im Normalfall übrigens auch Beruhigungsmittel vor dem Eingriff bekommen, am besten so früh wie möglich mit einem Arzt abklären, dann kann der dir (wenn du schon die Nacht vorher im KH bist) Schlafmittel und Beruhigungsmittel verschreiben (wenn dus zu spät sagst, sind vielleicht nur mehr Nachtschwestern anwesend, die das nicht einfach so aushändigen dürfen). Wenn du zuhause schlafst, kannst du evtl. vorher zum Hausarzt und ihn fragen, ob du nicht Schlafmittel/Beruhigungsmittel für die Nacht davor bekommen kannst.
 
Damian
Benutzer6428  Doctor How
  • #6
Okay...jetzt kapiere ich das besser! Danke für die Erklärung!

Angst ist ein unheimlich schweres Thema, weil man gegen Angst direkt nichts machen kann. Es ist ein Gefühl Man kann ja auch gegen Trauer nicht einfach was machen und dann geht sie weg. Man kann vieles verdrängen und unterdrücken..aber das ist halt wie mit nem Wasserball im Schwimmbad: Es ist anstrengend den unter Wasser zu drücken und wenn man mal nicht aufpasst, dann flutscht er einem genau im unpassenden Moment aus den Fingern und klatscht einem volles Ballett ins Gesicht.

Ich glaube, da muss jeder seine eigene Methode entwickeln. Am Ende läuft es wohl aber auf sanfte Konfrontation hinaus. Ängste sind nur dann besonders stark, wenn die Vorstellung Salti schlagen kann. Wenn man die Realität sieht (und ich meine dabei nicht: "eigentlich weiß wie sie aussieht", sondern wirklich SIEHT), dann verliert vieles seinen Schrecken.

Das ist jetzt alles sehr allgemein...es gilt aber eben auch im allgemeinen für alle Arten von Ängsten. Vielleicht kannst du es etwas weicher puffern..vielleicht findest du noch einen passenden Frauenarzt, der mehr Geduld mitbringt.

Diese Mini-OP mit gleich mehreren Leuten im Raum ist halt doch eher aufreibend..das kann ich gut verstehen. Der Anästhesist wird sich so oder so eher bei deinem Kopf aufhalten und seine Monitore angucken. Vielleicht hilft dir dieser Gedanke.
Was ich an deiner Stelle auch machen würde: Schau diesen Menschen ins Gesicht.
Im Gesicht kann man so viel ablesen..auch wenn man nur die Augen sieht (wegen der Maske). Man kann erkennen ob sie es "böse" meinen oder nicht. Man kann auch sehen, dass sie vielleicht völlig desinteressiert sind und halt ihren Job machen..so wie du vielleicht Tagsüber mehr oder weniger lustvoll auf einer Tastatur rumklimperst.
Nicht fantasieren, was die anderen Menschen denken könnten...sondern an den Augen ablesen. :zwinker:
 
soft murmur
Benutzer150539  (34) Sehr bekannt hier
  • #7
Ich hab Erfahrungen als Auszubildende Ärztin in der Anästhesie und der Chirurgie.
Ich kann dir nur so viel erzählen, wie der Ablauf vor der OP sein wird (jedenfalls in all den Spitälern, in denen ich gearbeitet habe, wars in etwa ähnlich)

Du wirst dich auf Station oder in der Tagesklinik (je nach dem ob du danach stationär bleibst oder ambulant) umziehen, ins Spitalhemd schlüpfen und dich ins Bett legen mit ner Decke. Wenn du nett fragst, kansnt du sogar "Krankenhausunterwäsche" bekommen, dass sind Netz-Schlüppis, damit du dich nicht ganz so nackt fühlst. Je nach dem kommt noch kurz ein Assistenzarzt und macht dir ein Kreuzchen auf den Bauch (damit auch alle wissen, dass der Eingriff am Bauch stattfindet und nicht an der Hand etc.), wird dein Namen und dein Geburtsdatum kontrollieren. Meist gibts dann noch ne Beruhigungstablette. Irgendwann gehts im Bett richtung OP. In der "Schleuse" kommst du vom Bett auf die OP-Liege. Auch da kommt wieder ein Tuch drüber, man fragt dich nochmals nach Name, Geburtsdatum und was gemacht wird.
Dann gehts richtung "Einleitung" (Also der Vorbereitungsraum). Dort bekommst du eine Infusion, meist in den Handrücken, damit man die Medikamente geben kann, es werden EKG-Elektroden geklebt und du bekommst nen Klipp an den FInger und ne Blutdruck-Mannschette an den Arm. Es werden viele Menschen um dich rum wuseln, Geräte piepsen und es ist etwas erschreckend, dass man da auf dem Rücken liegt und viele Menschen gleichzeitig drum herum am Arbeiten sind. Aber: Die machen das 10 Mal pro Tag, 5 Tage in der Woche. Nackt wirst du nicht sein, man wird höchstens kurz beim Elektroden kleben das Hemd etwas verschieben müssen, damit die Kleber am richtigen Ort sind. Ob das Frauen oder Männer sind, kann ich dir leider nicht garantieren, doch es arbeiten sehr viele Frauen in der Anästhesie-Pflege.
Der Anästhesist wird sich eigendlich nur beim Kopf befinden und dort arbeiten. Irgendwann bekommst du dann Medikamente zum Einschlafen und wirst Sauerstoff über eine Maske atmen müssen und bald wirst du wegdösen und nichts mehr von dem Trubel merken. Meistens geht es erst dann in den Operationssaal. Da wird dann die Decke zurück geschlagen und geschaut, dass die Gynäkologin gut arbeiten kann. Meist werden auch sterile Tücher gespannt, damit alles sauber und ordentlich bleibt - und durch die sieht man nicht durch, also haben nur ganz wenige während der OP wirklcih "Einblick". Der Anästhesist wird weiterhin am Kopf die Narkose kontrollieren, an seinen Medikamenten rumspielen und seinen Blick auf Herz und Lunge haben (was man über die Monitore sieht, die neben deinem Kopf stehen). Was der Gynäkologe wuselt interessiert die Anästhesie eigendlich kaum. Hauptsache alle können ihre Aufgaben machen.
Die Spirale einlegen wird im OP ähnlich ablaufen, wie der Untersuch in der Praxis. Sobald die Spirale eingelegt ist, wird die Decke wieder übergelegt, du kommst aus dem Operationssaal und erwachst aus der Narkose. Danach gehts entweder in den Aufwachraum, wo nochmals Blutdruck und Puls angeschaut werden über einige Zeit oder die Überwachung geschieht in der Tagesklinik und irgendwann gehts dann heimwärts bzw. auf Station.

Ich hätte auch Angst, wenn ich nicht selber schon lange in dieser Sparte arbeiten würde und es wird wirklcih seeeeehr viel wert darauf gelegt, die Privatsphäre - also auch den Körper - zu schützen und zu bedecken. Schon alleine, weils teils ziemlcih frisch ist im OP-Saal - und eben auch, weil Scham doch etwas sehr persönliches ist. Dass keine männlichen Angestellten anwesend sein werden, kann ich dir allerdings nicht versprechen. Ein komplettes OP-Team geht von Anästhesie über Gyn über Aufwachraum, über Pflegepersonal bis hin zum Material-Bringer, was an nem "normalen Tag" auch mal 20 Leute sein können. Doch gerade, wenn man auf der Gynäkologie arbeitet, sieht man diesen Eingriff zig mal am Tag und es ist nichts "Spezielles" im Sinne, dass nun aktiv jemand extra noch Schauen wollen würde, weil da ein junges Mädchen ist.

Warst du schon in der Anästhesie-Sprechstunde? Falls nein, dann äussere bitte deine Bedenken unbedingt frühzeitig :smile: Vielleicht kann man ja den Plan des Tages dann so herumschieben, dass du ne Anästhesistin und vielliecht sogar extra ein Frauen-Team von der Pflege im OP bekommst (da steht wie gesagt die Chance relativ gut, weil viele Frauen in der Pflege arbeiten :smile: )

Ich wünsch dir alles Gute!
 
Serenity
Benutzer505  Team-Alumni
  • #8
..und es kann auch alles nochmal simpler sein als von soft murmur soft murmur beschrieben :smile: Ich hatte ebenfalls einen kleineren Gyn-Eingriff, allerdings in einer Praxis mit mobilem Anästhesisten. Ich bekam ein Hemdchen und saß dann mit Wolldecke und Kuschelsocken auf einem Stuhl. Der Anästhesist kam, fragt nochmal kurz ein paar Sachen ab. Dann gabs einen intravenösen Zugang in die Hand - das war der einige Moment, in dem er mich angefasst hat und dann natürlich nur an der Hand, während der Rest unter der Decke lag. Dann gings in den OP, ich bin auf den Stuhl gewechselt (Hemd war lang genug, dass man nicht viel sehen konnte, ist wie die gynäkologische Untersuchung) und bekam gleich wieder eine Decke drüber. Der Anästhesist schaute nicht zu, der war beschäftigt mit Vorbereitung. Es gab dann besagten Clip an den Finger, der Anästhesist meinte "und tschüss", spritzte die Medikamente in den Zugang und weg war ich :grin: Ich kann mich dämmrig erinnern, dass ich selbst abgestiegen bin und richtig wach wurde ich dann halbliegend im Stuhl - wieder zugedeckt, mein Mann war bei mir. 30 Minuten später gings heim.

Ich würde wohl vorher bei Arzt und Anästhesist ansprechen, dass dir das unangenehm ist, wie du an meinem Beispiel siehst, gehts nämlich auch sehr "schamfreundlich". Ich hab mich jedenfalls zu keiner Zeit wirklich entblößt gefühlt. Es gibt ja sicherlich ein Vorgespräch - da würde ich mir an deiner Stelle den ganzen Ablauf schildern lassen und deine Probleme ansprechen, damit sie Rücksicht nehmen können.

Das wird schon! :smile:
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #9
ich kann zumindest dein großes problem mit gynokologischer untersuchung sehr gut verstehen - das ging mir nämlich viele jahre genauso. ich habe mich regelrecht vergewaltigt gefühlt und bin danach schnurstracks heim, um heulend mindestens ne stunde unter der heissen dusche zu stehen... absoluter horror. durch die angst natürlich noch verkrampft, noch mehr schmerzen... und wie die tage vor einem geplanten termin waren muss ich wohl kaum erläutern.

ich habe es in den griff bekommen, indem ich gefühlt meine rolle gewechselt habe: "nein, ihr zwingt mich nicht, ihr könnt mich nicht zwingen... aber ich erlaube euch, diese untersuchung an meinem körper vorzunehmen." - dadurch schwand das gefühl von hilflosigkeit und gegen meinen willen, und heute ist ein frauenarztbesuch zwar ganz sicher nicht meine lieblingsbeschäftigung und ein kleines leises grummeln im bauch habe ich trotzdem vorher noch, aber es ist auch kein problem mehr.

ich komme übrigens mit männlichen frauenärzten weitaus besser klar, habe auch schon öfter gehört dass die tendenziell etwas sanfter sind - und ja, auch ich habe missbrauchserfahrungen. da ich diesen menschen aber eher in seiner funktion sehe und ihm gedanklich explizit die erlaubnis gebe spielt das keine rolle mehr.
 
F
Benutzer161867  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #10
Ich danke euch vielmals für eure ausführlichen Antworten :smile: Das hat sehr gut getan!

Das Gespräch hatte ich leider schon und da war ich viel zu verschreckt von dem was vorher passiert ist (es war plötzlich ein männlicher Arzt statt der Frau da, mit der ich einen Termin hatte und auch er hat letztlich zu meinen schlechten Erfahrungen beigetragen und ist sehr beleidigend geworden).
Denkt ihr es ist vielleicht auch sinnvoll mir selbst noch ne Decke und was zum Drüberziehen mitzubringen? Und vielleicht auch den Leuten nochmal zu sagen wie es mir geht und ob sie evtl. extra Rücksicht nehmen können, dass ich im wachen Zustand immer schön abgedeckt bin?

Ich hoffe wirklich, dass sie da auch so sind wie in euren Erfahrungen :cry:

PS: Und der Tipp mit der Einstellung des "Erlaubens" finde ich ziemlich gut. Mich hat heute auch meine Freundin gefragt, was der Unterschied ist mich vor einem Mann auszuziehen (abgesehen von der Beziehung/den Gefühlen) und eben bei einem Arzt. Und da ist mir auch aufgefallen, dass es vor allem die Freiwilligkeit ist und ich das Gefühl habe es beim Arzt machen zu müssen, keine Wahl zu haben. Man wird eben "zu etwas gezwungen, was man nicht will"... Zumindest ist das das Gefühl, auch wenn es so nicht stimmt.
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #11
Das Gespräch hatte ich leider schon und da war ich viel zu verschreckt von dem was vorher passiert ist (es war plötzlich ein männlicher Arzt statt der Frau da, mit der ich einen Termin hatte und auch er hat letztlich zu meinen schlechten Erfahrungen beigetragen und ist sehr beleidigend geworden).
magst du dazu nochmal etwas ausführlicher werden? wenn dieser arzt dich tatsächlich beleidigt hat wäre eine entsprechende anzeige angesagt, kein "hinnehmen".

denke immer daran: du kannst die ganze show jederzeit abbrechen - DU bist der kunde/patient, wenn du etwas nicht gestatten willst, dann tu es nicht. ich weiß, das ist erstmal sehr schwer und du wirst auch gegenwind bekommen, aber du bist der patient und du entscheidest wer was bei dir machen darf. verinnerliche dir das bitte - nichts und niemand, kein arzt, kein dokter und niemand, kann/darf dich zu etwas zwingen, was du nicht möchtest.

ich bin übrigens schon beim zahnarzt vom stuhl gehüpft und habe ihm einen angenehmen tag gewünscht, weil er mir scheisse aufdrängen wollte... ein anderer hat mich brüllend rausgeworfen weil ich "nein" sagte. in dem moment stressig, aber im nachhinein habe ich komplett richtig gehandelt... und eine entsprechende bewertung bei jameda gab es auch :zwinker: (wo mein frauenarzt übrigens eine sehr positives bewertung von mir erhalten hat, ebenso wie mein aktueller zahnarzt).

das mag jetzt einigen bitter aufstoßen, aber: ärzte sind letztlich dienstleister - und so wie man auch nen handwerker rauswerfen würde der scheisse baut, so darf man auch bei ärzten alles verweigern, wenn es einem nicht passt. man selber ist der auftraggeber, man selber stellt die bedingungen und gibt die erlaubnis etwas zu tun - jetzt mal von lebensbedrohlichen situationen abgesehen, wo man vielleicht doch besser auf das fachwissen der zuständigen menschen hofft (auch wenn das bei mir schonmal fast schief gegangen wäre).

ändere deine rolle in dem spiel, verstehe dass du diejenige bist die eine erlaubnis gibt oder nicht, dann ändert sich das ganze - das würde ich nach meinen bisherigen erfahrungen eben sagen. wenn du mit der situation nicht klarkommst: brich sie ab - so einfach ist das.
nur, eben: sobald du diese verantwortung übernimmst zu entscheiden musst du auch selber vernünftig drüber nachdenken und dich fragen, ob dein abbrech-wunsch sinnvoll ist.
 
F
Benutzer161867  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #12
Finde ich eine gute Einstellung :smile: Ich glaube, dass man sich schnell selbst davon überzeugt dass es ja der Fachmann besser wissen muss und er immer in seiner Handlungsautorität arbeitet. Leider ist das aber auch hin und wieder nicht der Fall und als Patient ist man ja doch irgendwie "untergeordnet" und lässt sich schnell etwas gefallen. :sorry: Vielen Dank für das Mut machen!!
Mein Problem ist in dem Fall mich in so einer Situation schnell schwach zu fühlen, ohnmächtig gegen den Arzt und dann fange ich schnell an zu weinen... :cry: Zumindest bei den extremen Fällen war es so.

Zu der Anzeige: Bei einem ist schon ein Schreiben für die Ärztekammer vorbereitet, welches meine Therapeutin unterstützt. Zu dem bei der Vorbereitung würde ich es wohl dabei belassen und einfach online negativ bewerten.

Ich habe mir nun vorgenommen morgen einfach konkret anzusprechen welche Sorgen ich habe und meine Wünsche äußern. Natürlich habe ich Angst, dann wieder abgewiesen oder beleidigt zu werden.. Was denkt ihr?
 
Damian
Benutzer6428  Doctor How
  • #13
Das ich das cool und mutig finde! :zwinker:
Ich denke mal, dass es eher weniger Menschen gibt, die wirklich so extrem drauf sind, als Arzt auch beleidigend zu werden. Sicher gibt es die und sicher gibt es mehrere davon...
Viele werden wohl eher unterschwellig ungeduldig oder so...aber gerade bei einem größeren Eingriff (und ich sehe etwas mit Vollnarkose als größeren Eingriff), sollte da immer die Geduld da sein, Fragen zu beantworten.

Du packst das! :knuddel:
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #14
Finde ich eine gute Einstellung :smile: Ich glaube, dass man sich schnell selbst davon überzeugt dass es ja der Fachmann besser wissen muss und er immer in seiner Handlungsautorität arbeitet. Leider ist das aber auch immer mal wieder nicht der Fall und als Patient ist man ja doch irgendwie "untergeordnet" und lässt sich schnell etwas gefallen. :sorry:
zumindest bei helfern taugt dann auch ein "ich möchte an dieser stelle bitte den dokter sprechen." - habe ich auch schon gemacht, weil die dame mir ums verrecken einen normalen verband auflegen wollte und ich genau weiß, dass das bei mir jegliche wundheilung killt und nur zu massiven schmerzen und verletzungen beim verbandswechsel führt. wollte sie nicht einsehen, sagte, sie hätten keine hydrokolloidverbände in der praxis... hab ihr das auflegen des neuen verbandes eben untersagt und auf den doc gewartet, siehe da, es gab doch passende verbände und den vermerk, dass ich die in zukunft auch so bekäme.

Ich habe mir nun vorgenommen morgen einfach konkret anzusprechen welche Sorgen ich habe und meine Wünsche äußern.
das solltest du auf jeden fall tun, aber dir muss eben auch klar sein dass so spontan keine dienstpläne umgeschmissen oder termine verschoben werden können. werde dir also schon vorher darüber klar, ob du mit einem männlichen anästhesisten leben kannst - wobei ich da nach den beschreibungen von den anderen nicht so das problem drin sehen würde :smile:

Natürlich habe ich Angst, dann wieder abgewiesen oder beleidigt zu werden.. Was denkt ihr?
naja, du kannst die eben genausowenig zu etwas zwingen wie sie dich, das heisst "abweisung" kann durchaus passieren, ganz ohne dass du das persönlich nehmen musst. eine beleidigung musst du dir aber nicht gefallen lassen.


ein allgemeiner gedanke noch: ich weiß nicht wie du deine sorgen formulierst, aber achte darauf, anwesenden männern explizit nicht zu unterstellen dass sie dir aufgrund ihres geschlechts was böses antun könnten - sonst beleidigst du nämlich, und dann kann die reaktion auch schon harscher ausfallen.
beispiel: "ich möchte nicht von einem mann behandelt werden, weil ich angst vor missbrauch habe" - nicht gut, denn das ist schon eine halbe unterstellung und verletzend. "ich habe schlechte erfahrungen gemacht und fürchterliche angst davor, mich männern nackt zu zeigen" - schon viel besser, denn es unterstellt keinem der anwesenden etwas, sondern erklärt nur deine angst.
 
A
Benutzer Gast
  • #15
Denkt ihr es ist vielleicht auch sinnvoll mir selbst noch ne Decke und was zum Drüberziehen mitzubringen? Und vielleicht auch den Leuten nochmal zu sagen wie es mir geht und ob sie evtl. extra Rücksicht nehmen können, dass ich im wachen Zustand immer schön abgedeckt bin?

Im OP kannst du keine eigenen Sachen mitreinnehmen, du musst dort auch das Gewand vom Krankenhaus anziehen, das dir gegeben wird. Also zumindest war das so in den drei Krankenhäusern, in denen ich schon operiert worden bin.
Am meisten hilft mir, wenn ich Angst hab, wirklich der Person, die gerade mit mir redet, das auch so zu sagen, oft ändert sich dann diese hektische Art und sie reden mit einem mehr, was sehr beruhigend wirkt. Wenn man sie nett um etwas Rücksicht bittet und so kommuniziert wie Nevery Nevery es vorgeschlagen hat, dann sollte das überhaupt kein Problem sein. Ich hatte übrigens schon an die 15 Vollnarkosen, bis jetzt war der Anästhesist immer direkt neben meinem Kopf (und bis jetzt auch immer total freundlich - aber vielleicht hat auch das Dormicum dafür gesorgt, dass alles supernett gewirkt hat)
 
Manche Beiträge sind ausgeblendet. Bitte logge Dich ein, um alle Beiträge in diesem Thema anzuzeigen.
Trouserbond
Benutzer95608  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #16
Wäre vielleicht möglich, dass Dich vor, bei und nach der OP eine "Seelsorgerin" vom Krankenhaus begleitet? Oder eine von einer kirchlichen Einrichtung? Würde Dir das helfen? Wenn ja - kümmere Dich darum, dies ist möglich, muss halt organisiert werden.

Wenn es Dich aber wirklich so schreckt und Du Dich durch die hilfreichen Praxisbeiträge hier und dem Gespräch morgen von Deiner Panik her nicht weiterbringen ... würde ich einen OP-Termin wählen, an dem Deine Freundin Zeit hat, Dich von A-Z zu begleiten ... oder Deine Mama? Oder sonstjemand, dem Du vertraust.

Ich drück Dir die Daumen, dass Du Deine Angst überwinden kannst und unterm Strich diese Herausforderung für Dich positiv abläuft und Du feststellst, dass Deine Sorgen unbegründet waren, Du sicherer wirst, einen Schritt weiter kommst in der Bewältigung Deiner Ängste. Ich fände das sehr wichtig im Hinblick auf Dein zukünftiges Leben.
 
soft murmur
Benutzer150539  (34) Sehr bekannt hier
  • #17
Das Gespräch hatte ich leider schon und da war ich viel zu verschreckt von dem was vorher passiert ist (es war plötzlich ein männlicher Arzt statt der Frau da, mit der ich einen Termin hatte und auch er hat letztlich zu meinen schlechten Erfahrungen beigetragen und ist sehr beleidigend geworden).
Komische Gesichte. Kann es sein, dass du da einige Ärzte verwechselst? Es gibt sogenannte "SDS-Sprechstunden", wo man mit Anästhesie, Pflege und Assistenzärzten kurz den Eingriff aus "medizinischer" Sicht durchgeht (z.B. Medikamente, die man regelmässig einnimmt angibt, Krankheiten, die man sonst hat usw.) Dass er beleidigend geworden ist, ist natürlich ein No-Go.

Denkt ihr es ist vielleicht auch sinnvoll mir selbst noch ne Decke und was zum Drüberziehen mitzubringen?
Das geht leider nicht, jedenfalls nicht im "grünen" also im sauberen Bereich. Allerdings kann man natürlich fragen, ob man noch ne 2. Decke bekommt, im OP-Trakt ists wirklich frisch. (Was schön ist, wenn man mit der 10kg Blei-Weste (Röntgenschutz) 6 Stunden lang körperlich ackern muss beim Assistieren. Bin im geheizten Kinder-OP regelmässig umgekippt)

Ich wünsch dir immernoch alles gute. WEnn du dich unwohl fühlst, dann einfach ehrlich sagen, dass du Angst hast. Die meisten meiner Kollegen sind super lieb und würden auf jeden Fall helfen :smile:
 
F
Benutzer161867  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #18
Hallo zusammen, den Eingriff habe ich hinter mir :smile:
Ich wollte mich nochmal bei allen bedanken, die mir hier mit ihren Tipps, Erzählungen und Mut machenden Worten geholfen haben! Das war wirklich toll und hat mir schon einiges an Angst genommen.
Den Tipp mit der Seelsorgerin habe ich sogar noch kurzfristig verwirklichen können und das hat super geklappt. Abgeholt hat mich dann eine Freundin.

Zum Eingriff selbst: Unglaublich erleichternd - eine meiner ersten, richtig guten Erfahrungen!! :smile: Die Oberärztin selbst war schon über meine Situation informiert und kam noch einmal extra zu mir in den Wartebereich und hat sich sehr verständnisvoll lieb gekümmert. Ebenso die Beteiligten (wussten auch alle Bescheid) waren unglaublich nett und zuvorkommend. Es gab zwar einen männlichen Assistenten in der Anästhesie, aber die Chefin war auch eine Frau, die mich dann sogar ganz mama-like gestreichelt hat bevor ich eingeschlafen bin - sehr süß! Ansonsten lief alles gut, es gab keine Komplikationen. Zur Nachsorge hat sogar die Ärztin mir angeboten zu ihr zu kommen und ihr ne Mail zu schreiben, falls ich bis dahin keinen Termin bei meiner neuen FA bekommen habe. Die neue FA ist eine Empfehlung meiner Therapeutin, eine Dame die auch eine psychotherapeutische Ausbildung hinter sich hat.

Den OP-Schlüppi gabs übrigens "ganz normal" dazu - hat definitiv geholfen sich weniger nackt zu fühlen und mit den Decken war auch alles schön abgedeckt als ich wach war.

Also: Danke nochmal!! :smile:
 
Damian
Benutzer6428  Doctor How
  • #19
Freut mich total für dich!!! :smile:
 
Oben
Heartbeat
Neue Beiträge
Anmelden
Registrieren