• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

ADS/ADHS bei Kindern und Erwachsenen

Seestern1
Benutzer148761  Beiträge füllen Bücher
  • #1
Seestern1
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  • Themenstarter
  • #2
celavie celavie fällt mir dazu ein. Wen könnte man noch verlinken?
 
wild_rose
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  • #3
Rosoideae Fragaria Rosoideae Fragaria HarleyQuinn HarleyQuinn würden mir spontan einfallen
 
HarleyQuinn
Benutzer121281  (35) Planet-Liebe ist Startseite
  • #4
Danke fürs verlinken :smile:
Es dauert noch ein bisschen bis ich so richtig reinkomme aber dafür bekomm ich eine Beratung und weiteres extra für Erwachsene.
 
Seestern1
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  • Themenstarter
  • #5
Ich glaube viele sind gerade erst in der Diagnostik. Mit meinem Sohn bin ich z.B. gerade dabei. Nächster Termin ist aber erst im Mai (Konzentrationstest) und Auswertung dann erst Ende Mai. Seid ihr offen für ne Medikation im Fall der Diagnosebestätigung oder wollt ihr vor allem therapeutische Unterstützung?
 
G
Benutzer Gast
  • #6
Darf ich auch mitmachen? Ich bin seit knapp zwei Jahren auch ADS diagnostiziert, aber eigentlich auch noch am "einarbeiten" bzw. herantasten.
 
Seestern1
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  • Themenstarter
  • #7
Ja klar, dass soll ja hier ein offener Erfahrungsaustausch werden :smile:
 
Daylight
Benutzer15352  Beiträge füllen Bücher
  • #8
Ich bin auch gerade in der Diagnostik (warte leider auf nen Termin, habe bisher nur den Wisch vom Psychiater mit „V.a. ADHS“).
 
celavie
Benutzer58054  (42) Sehr bekannt hier
  • #9
Das Buch fand ich sehr gut für den Einstieg:

und den Podcast
ADHD for smart ass women

bzw dem Tabulos Podcast zum Thema aus dem letzten Jahr.
 
celavie
Benutzer58054  (42) Sehr bekannt hier
  • #10
Witzig ist ja auch AufmerksamkeitsDefizit - wenn ich eins nicht habe, dann ein Defizit in Aufmerksamkeit bzw Gehirnleistung. Eher ein Zuviel davon. Nur auf eine Sache länger konzentrieren fällt mir schwer.
 
wild_rose
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  • #11
Witzig ist ja auch AufmerksamkeitsDefizit
Ich finde das auch unpassend und würde meine Symptome eher als Aufmerksamkeitsteuerungsdefizit beschreiben. Von den anderen Dingen die in der Beschreibung vollkommen fehlen wie Impulsivität und soziale Unfähigkeit mal abgesehen :grin:
 
Dreizehn
Benutzer20579  (40) Planet-Liebe ist Startseite
  • #12
Unsere Kinderpsychologin erklärte mir hierzu auch, dass die Amerikaner wohl mittlerweile häufiger den Begriff 'Executive Function Disorder' verwenden, weil es eben eher um Probleme in der 'Exekutive' geht, als wirklich um verringerte Aufmerksamkeit.

Passt zu dem, was ihr hier schreibt.
 
Zaniah
Benutzer96053  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #13
Ich gehe ja bei mir spätestens seit dem Studium, als ich ein paar Seminare zum Umgang mit AD(H)S-Schülern gemacht habe, davon aus, dass ich definitiv auch in das ADS-Spektrum gehöre. In meiner Familie wurde es mittlerweile auch bei mehreren nahen Familienmitgliedern diagnostiziert, was den Verdacht erhärtet.
Ich selbst verspüre bisher keinen Leidensdruck, das testen und diagnostizieren zu lassen, eventuell ändert sich meine Meinung, falls mein zweiter Sohn Anzeichen für ADS zeigt. Beim Großen ist nichts davon zu bemerken und ich bin ehrlich gesagt einfach nur erleichtert, weil ich erlebt habe, wie schwer es gerade für die beiden Verwandten (männlich) war und ist, sich einzufinden und zurechtzukommen. Es sind großartige Menschen, aber jedes Feature dieser Art, das ich nicht weitergebe, lässt mich aufatmen.

Andererseits bin ich fest davon überzeugt, dass wir als Gesellschaft ADSler brauchen, weil diese einfach ganz andere Lösungswege gehen und oft über eine besondere Form von Kreativität im Umgang mit gestellten Aufgaben verfügen. Ich fänd es schön, wenn man weniger versuchen würde, alle Formen von ADS in eine "normale" Form zu pressen, sondern ein Umfeld schaffen würde, in dem sich auch Menschen mit dieser "Begabung" zurechtfinden und klarkommen.

Off-Topic:
Als Beispiel: Ich weiß, dass ganz viele Menschen nicht mit mir dauerhaft auskämen und nie mit mir zusammen sein könnten, weil ich bin, wie ich bin. Mein Mann hat in seinem Leben aufgrund einiger autistischer Züge ähnliche Erfahrungen gemacht. Wir beide ergänzen uns aber nun seit 10 Jahren hervorragend und unterstützen uns da, wo wir jeweils Defizite haben. Nach außen hin wirken wir wie ein ganz normales Paar und irgendwie sind wir das ja auch, auch wenn jeder einzelne von uns seine Schwierigkeiten hat.
 
nepomuk
Benutzer108566  Sehr bekannt hier
  • #14
...
 
Zuletzt bearbeitet:
G
Benutzer Gast
  • #15
Unsere Kinderpsychologin erklärte mir hierzu auch, dass die Amerikaner wohl mittlerweile häufiger den Begriff 'Executive Function Disorder' verwenden, weil es eben eher um Probleme in der 'Exekutive' geht, als wirklich um verringerte Aufmerksamkeit.

Passt zu dem, was ihr hier schreibt.
Das trifft es auch bei mir eigentlich sehr gut, bzw. besser. Ich hatte auch als Kind schon immer viele Probleme bei der Sache zu bleiben, weil einfach so viel immer gleichzeitig in den Kopf kam und verarbeitet werden wollte.
Mir hätte es sich damals schon viel geholfen wenn ich gewusst hätte das das nicht einfach nur meine eigene Unruhe und Verpeiltheit war. :smile:
 
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LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #157
Ich kann ja nur von mir reden: ich verkläre ADHS nicht und bin mir mittlerweile sicher, dass es eine große Rolle bei meinem ersten Studienabbruch (Zwangsexmatrikulation) hatte. Aber ja, es ermöglicht mir Dinge, die ich eben auch nicht missen will. ADHSler können Dinge schneller und anders verknüpft denken, was wahrscheinlich ein Grund für Kreativität ist. Und genau das ist eben eine Stärke von mir. Genauso wie ich mittlerweile gelernt habe, bestimmte Dinge bewusst einzusetzen, sodass es nicht mehr einschränkt. Heute weiß ich, dass ich auf einem schmalen Grad pushen muss. Ich funktioniere nicht auf 80%, das ödet mich an und im Trott passieren mir Fehler. Weniger fehleranfällig bin ich, wenn ich ganz knapp an der Belastungsgrenze arbeite. Ich kann sehr, sehe lange auf 99,5% fahren, nur ist das eben gefährlich nah an der Überlastung. Es ist doch ein Witz, dass ein Studium mit mit zwei Kindern, Haushalt, Job und Haustieren besser gelingt, als als Single im Elternhaus. Ich brauche diesen Stress und den Druck, damit ich funktioniere.
Genauso weiß ich heute, dass ich Dopaminflashs brauche. Das tut mir gut. Ein Konzert puscht mich Wochen lang. Es tut mir rein körperlich gut, wie eine Droge ohne Nebenwirkung (außee vielleicht taube Ohren). Für andere ist das (psychisch) anstrengend, für mich ist es besser als ein Spar-Wochenende.

Mein Bruder ist genauso. Seitdem er sich selbstständig gemacht und einen sehr flexiblen und mental anstrengenden Job hat, wo er immer tausend Sachen gleichzeitig bedenken muss, dazu Kind, Frau und mehrere Haustiere hat, geht es ihm besser. Das liegt auch bei ihm daran, dass es ihm gut tut, auf vielen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Wir sind nicht gut im Entspannen, wie müssen immer etwas tun. Aber genau das können wir heute lenken. Bei ihm schlug das früher in "Scheiße bauen" um, bei mir in Angststörung und Zwangsgedanken, denn das Gehirn denkt und tut nämlich eh. Das kann ich nicht abstellen. Aber das womit es arbeitet, kann man lenken und heute kommt bei uns beiden gescheiter Output raus.
 
Rosoideae Fragaria
Benutzer147358  (30) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #159
Bei mir hat der Online Test auch ergeben, das ich nicht konzentriert Arbeite und ein starker Hinweis auf ADHS vorliegt.
So von der Art waren auch die Tests in meiner Diagnostik.
Aber zum einen über einen längeren Zeitraum (1-1,5 h). Danach hatte mich die Testerin gefragt ob mich das erschöpft hat, was ich verneinte. Als ich dann im Auto war ist der Stress den dieser Test bei mir ausgelöst hat erst abgefallen und ich habe gemerkt das ich in Wirklichkeit sehr müde war.
Zum anderen sehe ich bei diesem Test mögliche andere Erklärungen, warum man gute oder schlechte Ergebnisse erzielt. Z.B. kann jemand vielleicht besonders gut Kopfrechnen oder kann nicht gut sehen. Die Tests in der Diagnostik waren deutlich umfangreicher und diverser (wenn auch nicht interessanter). Dadurch ist da natürlich auch mehr abgedeckt.

Zu dem "besonders gut Laufen unter Druck/Stress": Man muss da natürlich im Auge behalten dass man als AD(H)Sler gerne in Extreme verfällt. Aber auch wir können Burnout bekommen. Sollte man schon im Auge behalten. Und eigentlich sind ein paar freie Kapazitäten auch wichtig, damit einen unerwartetes nicht direkt raus haut.
Das ist teilweise so ein bisschen mein Problem. Ich liebe dieses High, wenn viel los ist und alles Zack, Zack, Zack geht. Aber ich weiß einfach das es nicht lange gut geht und versuche mich deshalb da immer ein bisschen zu zügeln.
Andererseits hatte ich auch schon Phasen wo ich vor lauter Angst vor dem Down, erst gar nichts angefangen habe. Auch nicht gut.
Ich kämpfe da sehr um den Mittelweg.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #251
Wenn ich das so lesen… naja, den Test habe ich bisher nicht gemacht, da hätte ich einen Account erstellen müssen, oder? 😅
Bei vielem hier nicke ich jedoch.
Fehlende Hausaufgaben haben mich in der Mittelstufe ganz schön runtergezogen notentechnisch, die Leistungen selbst waren weniger das Problem. Soziale Probleme: ja, es sei denn, die Menschen waren deutlich älter oder ähnlich.
Ab der Oberstufe gab es keine Probleme mehr. Hausaufgaben habe ich weiterhin nicht gemacht. Meine Lehrkräfte waren damit meistens einverstanden, der Deal war, dass ich dafür mitmache. Da mir ohnehin langweilig war, konnte ich mich dann aktiv beteiligen. War ok. Ein Lehrer kam damit weniger klar. Ich sollte meine Sachen dann „vorlesen“. Nichts lieber als das. Was soll ich sagen? Seine Hausarbeiten haben uns nicht weigergebracht. Am Ende hatte ich 13 Punkte im Abi, danach ging es dann weiter mit 10. War schon amüsant, es war halt niemand gut vorbereitet trotz Teilnahme und Hausaufgaben 😌
Fürs Abi (ja, in Summe für alle Prüfungen) habe ich anderthalb Tage gelernt. 1,x kam dabei raus, war ok.
Im Studium ist es mir auf die Füße gefallen. Da musste ich dann tatsächlich auch erst lernen lernen. Das war schon schwierig, gekrönt von persönlichen Tragödien kam da dann auch der Bruch im Lebenslauf auf diese Weise zustande.
Faszinierenderweise geht es hier anscheinend vielen ähnlich 😅 Diese Häufung finde ich tatsächlich interessant.
 
Dreizehn
Benutzer20579  (40) Planet-Liebe ist Startseite
  • #348
Wobei man da nun auch absolut nicht zu viel Hoffnung/Angst in Medikamente stecken braucht. Von unangestrengtem Dahinplätschern oder dass dann da nicht mehr genug Wut übrig bliebe oder was auch immer, braucht man dann deshalb nicht zu träumen. Man bleibt schon trotzdem neurodivers.
Ja, zumal man ja auch die meiste Zeit des Tages ohne Medikamente ist. Ein unretardiertes Medikament wirkt so 1-3 Stunden, retardierte im Idealfall (!) bis zu 8. Wenn man die also nicht durchgängig futtern möchte, ist man eh meist ohne.

___

Mein Mann hat heute einen Termin bei einer neuen Psychiaterin und ich hoffe, die ist gut. Bei seinem bisherigen läuft es so zäh - vor 3 Jahren (!) mal eingestellt, seit 2 Jahren haben die sich persönlich nicht mehr gesehen. Immer mal wieder hieß es, man solle mal einen Termin machen, auch mit der Ehefrau - aber entweder hat die Praxis zu, Ferien oder nur Vormittagstermine. Oder man fährt hin und es steht ein Schild an der Tür, das heute doch mal zu ist. Ich finde das echt heftig, wie schlecht eine Praxis organisiert sein kann, gerade als Psychiater, wo doch einige Patienten Probleme mit der Organisation oder dem Antrieb haben. :ratlos:

Wir finden das ADHS im Moment wieder mal als sehr stark, auch im Job läuft es nicht ganz so berauschend. Es gibt so viele Alltagsbeispiele, wo ich nicht weiß, ob ich lachen oder weinen soll - "Ich habe alle Bäder geputzt" - stellt sich raus, ja gut, ohne Dusche, Badewanne und Toiletten. Er hatte keinen WC-Reiniger mehr. Und aufgeräumt ist auch nicht, weil "Ich weiß ja eh nicht wohin die Sachen sollen." Ich meinte dann, "Man kann zusammenfassen, du hast Waschbecken geputzt." Fand er unnötig spitzfindig. :tongue:

Genauso heute Morgen - mein Wecker hat nicht geklingelt. War im Handy wohl falsch eingestellt. Wir stehen immer um 7 Uhr auf, die Kinder brauchen morgens etwa eine Dreiviertel-Stunde. Zwischen 8 Uhr und 8:15 Uhr ist Schulbeginn, man geht etwas weniger als 15 Minuten.

Mein Mann kommt um 07:30 hoch und sagt, dass wir mal aufstehen sollen. Sein Handy hatte geklingelt, auf die Idee, uns zu wecken, kam er nicht.

Ich bin im totalen Panikmodus gewesen, weil wir normalerweise gegen 07:45 Uhr das Haus verlassen und hätte ihn echt hauen können. Seine Antwort, er habe halt "unten alles vorbereitet" und er habe uns "doch jetzt" geweckt, hat nicht unbedingt geholfen. "Alles vorbereitet" war, dass er dem Kind ein Brot geschmiert hat und Porridge gemacht hat. Trinkflasche? Schulranzen gepackt? Zahnbürsten vorbereitet? Medikament fürs Kind bereitgestellt? Haarbürste und Haargummis bereit gelegt? Jacken, Schuhe, mit dem Kleinkind nochmal zur Toilette? "Achso, ja nee." :kopfwand:

Das Schlimme ist ja, er merkt es dann selbst und fühlt sich so doof. Aber ich werde verrückt davon.

Ich habe es dann mit großer Eile geschafft, alle bis etwa 07:55 aus dem Haus zu kriegen. Er wollte dann ohne Schulranzen losgehen. :cry: Und das ist nur eine Stunde aus meinem Leben und ich soll bei Verstand bleiben. :grin:

Ach Mann. Ich bin gespannt, was die Psychiaterin sagt - wir denken, dass er schon unterdosiert ist - aber ggf. auch mit dem falschen Präparat. Er hat krasse Leistungsspitzen, aber auch krasse Abfälle. Eine gleichmäßigere Ausschüttung wäre was.

Blöd ist halt auch, dass er das Medikinet nun so lange nimmt, wie es die Kleine gibt - wir wissen ja also auch gar nicht, was ist das ADHS und was ist das Leben mit zwei Kindern. Das macht es nicht leichter.

Die Große ist ja nun mittlerweile auch in der Einstellung und es ist krass, was sich seitdem verändert hat. Impulskontrolle und Aggressionen sind auf einem Level, vielleicht noch ein Zehntel zu vorher. Die Schule lief seit Mitte Oktober problemlos. :smile: Ab dieser Woche testen wir ein Retard, ich hoffe, dass das auch klappt. Die Anspannung ist groß, da es geringer dosiert ist - vorher bekam sie zwei 10er unretardiert, nun eine 10er retardiert. Als ich der Kinderpsychiaterin sagte, dass die Ausschüttung ja dann 2mal 5 wäre und damit eigentlich die Hälfte, meinte sie "Ja neee, so ganz einfach ist das nicht, Trägerstoffe und Freisetzung sind eben ja doch anders und man muss nun wieder neu schauen, was sie braucht."

Dass eine Eindosierung so lange dauert, nun ja auch schon einen Monat und wir sind immer noch in der Anfangsphase. Dafür ist schulisch einfach schon zuviel passiert, als das ich da entspannt abwarte. :frown: Ich hoffe echt, dass wir bald die passende Dosis haben - gerade im Bereich Konzentration ist noch deutlich Luft nach oben. Aber wie gesagt, immerhin sind die Verhaltensauffälligkeiten deutlich reduziert, das war nun erstmal das Wichtigste.

Tjaja, es bleibt weiterhin spannend.
 
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LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #490
Ich habe letzte Woche etwas sehr wichtiges gelernt:
Personen mit Autismus und oft auch mit ausgeprägtem ADHS haben ja bekannterweise ein Problem beim Erlernen von Abläufen (Ordnung halten, Morgens fertig machen, etc). Sie bilden keine Habits, also keine Automatismen. Deshalb ritualisieren sie vieles.
Der Unterschied zwischen Ritual und Habit ist, dass man das Ritual mit Verstand, den Habit aber unterbewusst macht.
Neurotypische Menschen können sich im Halbschlaf im Bad fertig machen. Wenn man ihnen sagt "Putz dir die Zähne", dann macht man das einfach, es ist automatisch abgespeichert in welcher Reihenfolge man welche Bewegung macht. Ebenso so beim Haarewaschen. Man denkt da gar nicht, man macht einfach, seift sich ein, spült die Haare, rasiert die Achseln... Das kann so extrem sein, dass man das Badezimmer betritt, weil man das neue Shampoo ins Regal stellt und aufeinmal auf dem Klo sitzt, weil man das so automatisiert hat.
Autistische Personen haben diese Habits nicht, oder zumindest nur deutlich weniger ausgeprägt. Da muss bei jedem Zähneputzen, bei jedem Toilettengang, bei jedem Duschen und Tasche packen muss jeder Handgriff als aktive Handlung mitgedacht werden und das IMMER - mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Das kostet unglaublich viel Gehirnkapazität und deshalb geht dann auch viel verloren, bzw wird übergangen: Zahnpastatuben bleiben offen, das Klo nicht abgespült, das Portemonnaie vergessen, die Haare nicht gekämmt, die Jacke neben die Garderobe auf die Kommode gelegt, die Schuhe vorm Regel stehen gelassen... Wahlweise leben diese Menschen daher im absoluten Chaos (zerstreuter Professor) oder sind zur Kompensation hyperordentlich und hyper strukturiert (eben sehr ritualisiert), um nicht unter zugehen.

Ich fand das sehr spannend, vielleicht hilft es anderen auch die Familienmitglieder zu verstehen.
 
Diania
Benutzer186405  (52) Sehr bekannt hier
  • #505
Ich habe letzte Woche etwas sehr wichtiges gelernt:
Personen mit Autismus und oft auch mit ausgeprägtem ADHS haben ja bekannterweise ein Problem beim Erlernen von Abläufen (Ordnung halten, Morgens fertig machen, etc). Sie bilden keine Habits, also keine Automatismen. Deshalb ritualisieren sie vieles.
Der Unterschied zwischen Ritual und Habit ist, dass man das Ritual mit Verstand, den Habit aber unterbewusst macht.
Neurotypische Menschen können sich im Halbschlaf im Bad fertig machen. Wenn man ihnen sagt "Putz dir die Zähne", dann macht man das einfach, es ist automatisch abgespeichert in welcher Reihenfolge man welche Bewegung macht. Ebenso so beim Haarewaschen. Man denkt da gar nicht, man macht einfach, seift sich ein, spült die Haare, rasiert die Achseln... Das kann so extrem sein, dass man das Badezimmer betritt, weil man das neue Shampoo ins Regal stellt und aufeinmal auf dem Klo sitzt, weil man das so automatisiert hat.
Autistische Personen haben diese Habits nicht, oder zumindest nur deutlich weniger ausgeprägt. Da muss bei jedem Zähneputzen, bei jedem Toilettengang, bei jedem Duschen und Tasche packen muss jeder Handgriff als aktive Handlung mitgedacht werden und das IMMER - mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. Das kostet unglaublich viel Gehirnkapazität und deshalb geht dann auch viel verloren, bzw wird übergangen: Zahnpastatuben bleiben offen, das Klo nicht abgespült, das Portemonnaie vergessen, die Haare nicht gekämmt, die Jacke neben die Garderobe auf die Kommode gelegt, die Schuhe vorm Regel stehen gelassen... Wahlweise leben diese Menschen daher im absoluten Chaos (zerstreuter Professor) oder sind zur Kompensation hyperordentlich und hyper strukturiert (eben sehr ritualisiert), um nicht unter zugehen.

Ich fand das sehr spannend, vielleicht hilft es anderen auch die Familienmitglieder zu verstehen.

Mein großes Kind hat komplexe, selten genutzte Tätigkeiten auch wieder verlernt, zB Purzelbaum. Das macht man mit 10 ja nicht mehr oft, sie kann es nicht mehr. Autisten können auch Fahrradfahren und Co wieder verlernen. Verwandte von mir können nicht Auto fahren, haben aber einen Doktortitel.

Es ist wie mit der Dyskalkulie, die sehr gehäuft bei ADHS auftritt. Es ist ja nicht nur so, dass Zahlen nur ein verwurschteltes Durcheinander sind, wie verknotete Haare, es ist dieses stete immer wieder neu lernen. Dyskalkuliker können sich ja (gewisses) Rechnen auch (hart) erarbeiten, aber - immer wieder neu. Genau für dieses immer wieder neu geht einfach irgendwann die Puste aus, wer möchte sich schon zehnmal im Jahr Grundrechenarten beibringen und wer möchte sich schon permanent die einfachsten Dinge immer wieder neu erarbeiten? Deshalb gibt es ja immer wieder Phasen, in denen einfach nichts mehr funktioniert, weil alles zu mühsam ist, weil die Kraft nicht mehr reicht, weil diese für die einfachsten Dinge verbraucht wird und genau deshalb bekommen so viele unbehandelte Menschen mit ADHS eine Erschöpfungsdepression, weil so viel Kraft in den Alltag gesteckt werden muss und das ganz einfach zehrt und nicht genug Kapazität für die großen Dinge übrig lässt.
 
Diania
Benutzer186405  (52) Sehr bekannt hier
  • #567
Dreizehn Dreizehn
In Ergänzung zu Daylight Daylight

Sehr häufig sind Mädchen und Frauen nicht die typischen Zappelphilippe, mit denen man ADHS verbindet. Die Unruhe z.B. zeigt sich weniger in der Motorik, sondern findet mehr im Kopf statt. Mädchen sind öfter die verträumteren ADHSler.

Ich verlinke das mal zusätzlich:

Natürlich kann man fragen, wie viel ist davon vielleicht Sozialisation? Ich denke z.B., dass die Tatsache, dass deine Tochter auch nach außen hin "formuliert", schlicht damit zu tun hat, dass du es ihr auch einfach zugestehst, dass du sie nicht zwingst, es in sich mit ihr auszumachen. Oder auch, dass du ihr gestattest, sich z.B. zu wehren (die festhaltende Lehrerin).

Es wird sich vielleicht in Jahrzehnten zeigen, wenn eine andere Erziehung Auswirkungen hat, ob sich die männlichen/weiblichen Typen nicht doch mehr ähneln als man denkt.

Es kann aber auch sein, dass alles so bleibt wie es ist, ein Herzinfarkt zeigt sich bei Frauen ja auch ganz anders als bei Männern. Auf jeden Fall ist man auch bei ADHS zu lange von der Normgröße männlich ausgegangen.
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #660
Hallo zusammen,
mich würde da eure Meinung interessieren.
Meine Tochter ist jetzt 11 und hat eine psychische Einschränkung die ähnlich ADHS ist, jedoch unbehandelbar ist, ihr Sozialverhalten kann auf andere recht seltsam wirken.
Sie ist in einer Sportgruppe, in der sie dadurch als ziemlich schräg angesehen wird und ihr großer Bruder, der eben auch in der Gruppe ist, dem ist das ziemlich peinlich und macht das auch fertig. Er will natürlich den anderen nicht sagen, dass sie da eine "offizielle Einschränkung" hat, will sich auch nicht ständig und immer für sie verantwortlich fühlen, was wir auch nachvollziehen können. Jetzt soll er zudem noch dort als Co-Trainer weiter machen, was das ganze noch erschwert.
Wir sind kurz davor, sie aus der Gruppe zu nehmen und unseren Sohn zu schützen, obwohl sie sagt, dass es ihr Spaß macht und sie sich bemüht. Sie macht noch zwei andere Sportarten, für ihn ist es der einzige Sport.
Irgendwie ein Dilemma und irgendwie kann man beiden nicht gerecht werden.

Bei ADHS unter Geschwisterkindern ist das oft ja auch problematisch, dass eines dem anderen "peinlich" ist.
Was meint ihr dazu?
Geschwister leiden oft sehr unter ihren psychisch-kranken Geschwistern. Das ist unfair und blöd für alle Beteiligten, aber ich finde es sehr, sehr wichtig diesen Kindern, deren Belastung zu Hause ja auch sehr hoch ist, Ausweichmöglichkeiten, zum Beispiel im Hobby ohne das Geschwister zu ermöglichen, egal ob das Sport oder die Messdiener sind.
Wenn es "sein" Sport ist, er sich da sehr wohl fühlt und seine Schwester ein Störfaktor jenseits der normalen Geschwisterrivalität ist, ja dann würde ich sie rausnehmen, damit er auch ein Leben außerhalb seiner Schwester hat.

Letztlich schützt du damit auch die Geschwister-Beziehung, damit sich dort kein künstlicher Hass aufbaut und nicht auf ewig der Vorwurf im Raume steht, dass sie immer Schuld daran ist, dass er nichts schönes machen und haben kann.

Als Eltern ist das natürlich sehr, sehr bitter. Da habe ich großes Mitgefühl für alle Beteiligten.
 
Zuletzt bearbeitet:
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #720
Off-Topic:


Ah, dann hatte ich das evtl falsch interpretiert. Dachte, es ginge um Stimmen, die über "normale" innere Gespräche hinausgehen - so wie Zwangsgedanken, abwertende oder demotivierende Gedanken bei Depressionen oder katastrophisierende Gedanken bei Ängsten
Mir ging es primär um die Abwertung von außen: Was man nicht sieht, kann ja nicht sein. Mir hat man nicht geglaubt antriebslos zu sein, weil ich auf bestimmten Leveln immer hochgradig funktionierte (Arbeit, Uni, Kinder, ich war auch immer frisch geduscht und geschminkt). Dass ich für Privates gar keine Kraft mehr hatte, mich für Ausflüge oder Treffen oder gar Sport kaum aufraffen konnte, sah man nicht. Den Haushalt ließ ich teils nicht aus Faulheit schleifen, sondern weil das Ausräumen der Spülmaschine eine unüberwindbare Hürde gewesen ist.

Aber ja, natürlich darf man nicht vergessen dass es zwischen verschiedenen Erkrankungen keine ganz klaren Abgrenzungen gibt. PTBS, Autismus, AdHS, Depressionen, Borderline und andere Angststörungen haben große Schnittmengen. Die Ansätze der Behandlungen sind nur teils sehr unterschiedlich, wenn nicht sogar kontraproduktiv. Daher ist es manchmal sinnvoll erstmal beschreibend bei den Symptomen zu bleiben und nicht sofort in Diagnosen zu denken. Vielleicht hätte ich meine Depressionen ernster genommen, hätte ich von meinem ADHS nichts gewusst. So habe ich alle Symptome immer auf das ADHS geschoben und nicht mehr gesehen, dass man natürlich auch weitere psychische Erkrankungen haben kann.
 
Diania
Benutzer186405  (52) Sehr bekannt hier
  • #778
Und jetzt geht der Scheiß mit der ADHS-Medikation weiter. Ich hatte echt gehofft, was Wirksames zu bekommen, was ich nicht jeden Tag nehmen muss
ADHS Medikation muss schon kontinuierlich genommen werden. Zumindest ist es sinnvoller.


Hab das Rezept für Atomoxetin jetzt erst Mal mitgenommen. Ob ich es wirklich nehme, weiß ich noch nicht.
Mach das mal. Also es nehmen. Mit mal meine ich natürlich nicht einmal zum testen, sondern solange bis du eine Aussage treffen kannst. Über welchen Zeitraum sollst du auf wahrscheinlich 40mg steigern? Solange würde ich es auf jeden Fall mal versuchen, es sei denn, die Nebenwirkungen sind zu stark.
Mach das, schon deshalb, dass du eine Argumentationsgrundlage hast, aber auch für dich, zur Erfahrung. Ich finde, dass Strattera, darunter fällt Atomoxetin, einen ganz anderen Bereich ansprechen, als Metylphenidate, also BTM Medikamente, aber sie sprechen Bereiche an. Bezüglich Konzentration und ähnlichem wirst du sicher nicht den Effekt haben wie mit Ritalin, Medikinet usw.
Atomoxetin hat z.B. das, was ich hier beschrieben habe, erreicht, nämlich, dass sich 'morgens' immer noch doof anfühlte, aber nicht so wie zehn Kilimandscharos auf mir drauf. Das war schon schön, einfach eine Erleichterung. Es gab auch noch ein paar andere klare Wirkungen, die will ich jetzt aber wegen zu persönlich nicht ausführen. Metylphenidate haben einen ganz anderen Bereich angesprochen, beides zusammen wäre das Beste, nur ein paar Bereiche, sind ja auch schon etwas.
Beim Atomoxetin musst du bitte beachten, dass es anders als die BTM ein Spiegelmedikament ist, die positiven Wirkungen brauchen etwas. Sprich in dieser Zeit auch nochmals mit deinen Ärzten wie die Befürchtung mit dem Risiko beseitigt werden könnte.
Was du auf jeden Fall machen solltest, kauf dir ein Blutdruckmessgerät und miss deinen Blutdruck vor der Einnahme mit Atomoxetin, eine halbe Stunde danach und dann nochmal ein paar Stunden später. Dokumentiere alles. Es ist nämlich leider nicht so, dass Atomoxetin da völlig unproblematisch ist, was den Blutdruck betrifft und darum geht es deinem Arzt wohl auch.
Trotzdem, sei achtsam, aber, probiere das Atomoxetin.
 
Fantasy.
Benutzer172046  Beiträge füllen Bücher
  • #1.024
Ich habe grad dieses Bild auf Twitter geschickt bekommen und musste so lachen... Als hätte man einen Steckbrief von mir angefertigt. :grin:
1720896354237.jpeg

Off-Topic:
Ich sitze aufgrund meiner Größe oft mit überkreuzten Beinen oder habe ein Bein untergeschlagen. Muss allerdings auch alle paar Minuten die Position wechseln, ich kann nicht lange in derselben Position verharren, da werde ich irgendwann ganz kribbelig.
 
Blauäugige21
Benutzer66223  (38) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #1.025
Hi zusammen,

ich bräuchte mal die Erfahrung von Leuten, die mit Autismus zu tun haben.

Mein Freund ist Autist und wir haben von Anfang an viel darüber geredet was seine "Ticks" angehen.

Jetzt ist es so dass ich seit ein paar Wochen vermehrt das Gefühl habe dass er alles was ich sage, persönlich nimmt, also er gibt sich wohl tatsächlich die Schuld.

Beispiel: Er kann nicht träumen, seit einigen Jahren schon, und er fragt mich ab und zu dann nach meinen Träumen, weil für ihn das komplett unrealistisch ist.
Ich habe ihm dann also, weil ich mitten in der Nacht hochgeschreckt bin und er es mitbekommen hat, erzählt dass er mich im Traum loswerden wollte, er einfach fies war, bis ich gegangen bin.
Es gab keinen Grund warum ich sowas träume, war wohl einfach mein Unterbewusstsein, dass immer alles aufnimmt und in Träumen verarbeitet :smile: Ich hab mir dabei nichts gedacht, jeder träumt mal schlecht.

Er hat das gar nicht verstanden und mich dann ziemlich bösen Ton gefragt was er getan hat dass ich ihn so sehe. Ich habe ihm dann erklärt dass er gar nichts getan hat, ich kann meine Träume nicht steuern.

Und solche Sachen passieren inzwischen regelmäßig. Egal was ich sage, auch wenn es nicht ernst gemeint ist, er projiziert dass sofort auf sich.
Mir ist schon bewusst dass das mit seinem Autismus zusammen hängt, aber bisher war das nie ein Thema. Wir konnten über Scherze usw. lachen. Vor allem denke ich mir nichts dabei wenn ich ihm von meinen Träumen erzähle, egal ob gut oder schlecht. Aber scheinbar ist da jetzt irgendwas bei ihm... Als würde er glauben dass er dafür verantwortlich ist wenn ich zb. schlecht träume.

Ich hatte ihn letztens auch auf was angesprochen, was seine Art mit meinem Sohn zu reden, betrifft.

Mein Sohn baut unglaublich gerne LKWs aus Lego. Er hat von mir ein riesen LKW bekommen, als er bei seinem Vater war und mein Freund hat dann die Fahrerkabine vergrößert weil das Verhältnis zum Anhänger nicht gepasst hat.
Ich muss dazu sagen dass mein Sohn die meistens LKWs umbaut weil er sie größer oder einfach anders haben will und mein Freund weiß das und hat es gut gemeint.

Als mein Sohn dann den LKW sah, den mein Freund vergrößert hatte, wollte ihn mein Sohn doch wie im original. Mein Freund konnte das 0 verstehen und hat dann gemeint dass er meinem Sohn nie wieder irgendwas baut. Er hätte es gut gemeint usw.

Ich hab ihm dann versucht zu erklären dass dieses "trotzige" "Ich baue ihm nie wieder was" einfach daneben ist, denn mein Sohn ist einfach ein Kind und baut ständig alles um.
Er hat dann einfach nur abgewunken und er möchte da jetzt nicht mehr darüber reden.

Am nächsten Morgen kam dann direkt eine Entschuldigung dass er so reagiert hat, er wollte das nicht, wäre in dem Moment verletzt gewesen... Mein Sohn bedeutet ihm unglaublich viel, was ich ja super finde.

Ich weiß, das ist alles etwas wirr aber gestern gab es eben wieder so eine Situation dass ich dann im Scherz gesagt habe, dass mein Sohn erst so komisch drauf ist, seit wir uns kennen.
Bisher hat er immer darüber gelacht und es abgetan aber gestern kams dann wieder dass er sofort beleidigt war. Er ist extrem empfindlich geworden was sowas betrifft.

Ich konnte aber nicht mehr mit ihm darüber reden weil er wieder dicht gemacht hat und das verstehe ich nicht.

Er hat mich selber mal erzählt dass er reden muss wenn etwas ist, weil er es sonst nicht mehr aus seinem Kopf bekommt aber warum blockt er jetzt?
Ich hab langsam das Gefühl dass er das meint, er wäre nicht gut genug für mich weil er eben Autist ist aber ich hab damit keine Probleme...

Unsere Beziehung ist wunderschön, wir reden sonst sehr viel miteinander, genießen die Zeit, er kann sogar Emotionen zeigen wenn er bei mir ist, hält mich ständig bzw. sucht immer den Körperkontakt...

Ich werde morgen mit ihm reden aber ich würde mich freuen wenn der ein oder andere mir vielleicht ein wenig helfen könnte.

Vielleicht liegt es ja auch an mir dass ich da einfach besser aufpassen muss. Ich meine ich liebe ihn und möchte ihm nicht weh tun, schon gar nicht mit Absicht. Ich würde gerne einfach besser verstehen was in dem Moment in ihm vorgeht und auch unterstützen bzw. auch an mir arbeiten wenn es nötig ist.

Ich weiß dass ich alles etwas wirr aber ich hab gerade so viel im Kopf und habe einfach los geschrieben...
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #1.026
Viele Autisten können Emotionen nicht oder nur ungenügend filtern und steuern. Das ist eigentlich das Grundproblem des Autismus. Wahrscheinlich hat er sich relativ lange sehr extrem zusammengerissen (masking) was aber dauerhaft nicht geht. Er hat sich nicht verändert, er kann nur nicht dauerhaft "normal" spielen. Die Maske bröckelt.
Du wirst lernen müssen so zu kommunizieren, dass er es nicht falsch verstehen kann. Kommunikation mit autistischen Menschen kann anstrengend sein, weil vieles wörtlich genommen wird. Zudem ist bei manchen Erwachsenen die theory of mind, also die Fähigkeit sich in eine andere Perspektive hineinzuversetzen nur ungenügend ausgeprägt. Auf rationaler Ebene sind viele Autisten empathisch, im akuten, emotionalen Fall aber nicht. Daher reagiert er im Schnellschuss beleidigt ("Ich habs doch nur gut gemeint! Nie wieder mache ich so etwas für ihn!!!"). Wenn die eigenen Emotionen abkühlen kann er auf rationaler Ebene die andere Perspektive einnehmen. (Er ist nur ein Kind, Kinder sind sprunghaft.)
Du kannst nicht von ihm verlangen, dass er sich da verändert. Das kann er nicht oder zumindest nur kaum. Was ihr machen könnt ist eine Autismus-sensible Paar-& Kommunikationsberatung in einem Autismuszentrum zu machen. Die Wartelisten sind aber lang und in eurem Fall werdet ihr das wahrscheinlich selbst bezahlen müssen.
 
Blauäugige21
Benutzer66223  (38) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #1.027
Du kannst nicht von ihm verlangen, dass er sich da verändert

Danke dir für deine Antwort. Sowas habe ich mir schon gedacht mit der Maske aber der oben genannte Satz, sticht mir ins Auge.

Ich würde nie verlangen dass er sich für mich ändert, dann bräuchten wir gar nicht erst eine Beziehung einzugehen. Deswegen schrieb ich ja dass ich natürlich bereit bin auch an mir zu arbeiten. Ich gebe ihn nicht auf nur weil er Autist ist. Ich finde das nicht schlimm, ganz im Gegenteil. Ich bewundere ihn wie er damit umgeht.

Ich muss nur lernen wie ich damit umgehe bzw. ihn einfach mehr aus seiner Sicht wahrnehme. Wie gesagt, ich möchte ihn da komplett unterstützen, ich kann mir nur ansatzweise vorstellen wie das für ihn ist.
 
Blauäugige21
Benutzer66223  (38) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #1.028
Was ihr machen könnt ist eine Autismus-sensible Paar-& Kommunikationsberatung in einem Autismuszentrum zu machen. Die Wartelisten sind aber lang und in eurem Fall werdet ihr das wahrscheinlich selbst bezahlen müssen.

Ich weiß nicht ob es bei uns sowas gibt, muss ich mal schauen aber wie gehe ich denn mit der jetzigen Situation um? Hast du dazu eine Idee? Wie kann ich für mich da besser damit umgehen wenn er sich zurück zieht? Ihn machen lassen und warten bis er einen kühlen Kopf hat?
 
Rosoideae Fragaria
Benutzer147358  (30) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #1.029
Wie lange seid ihr zusammen Blauäugige21 Blauäugige21 ? :smile:
In der ADHS Gruppentherapie hatten wir neulich das Thema, das es oft "eskaliert", wenn man sich mit einer Person endlich wohl fühlt.
Im Prinzip maskiert man die ganze Zeit (unbewusst). Wenn man einer Person dann sehr nahe kommt und sich mit der Zeit wohler und sicherer fühlt, bröckelt das Schutzschild.
Vielleicht ist es einfach das? Am Anfang hat er (unterbewusst) maskiert und das wir jetzt mit mehr Zeit und Vertrautheit weniger?
 
Blauäugige21
Benutzer66223  (38) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #1.030
Rosoideae Fragaria Rosoideae Fragaria lieben Dank für deine Antwort :smile:

Wir sind jetzt knapp 1 Jahr zusammen. Aber macht schon Sinn was du sagst, inzwischen kann er auch sehr gut mit Emotionen umgehen wenn er mich sieht, vielleicht bröckelt seine Maske jetzt wirklich.

Aber wenn ich das weiß, dann kann ich eher damit umgehen und es selber dann nicht persönlich nehmen, wenn er dicht macht.
Ich liebe diesen Menschen einfach mit all seinen Ecken und Kanten und möchte dass er sich bei und mit mir wohlfühlt und sich nicht verstellen muss.
Mir ist schon bewusst dass dieses "verstellen" normal ist, ich habe da schon einiges darüber gelesen und auch mit ihm viel geredet. Aber jetzt fällt es mir halt erst richtig auf, da wir die Situation so bisher nie hatten.
 
caotica
Benutzer68775  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #1.031
"Sag mal, kostet es dich auch so unglaublich viel Energie, dich dazu zu zwingen, nicht aufzustehen und herumzulaufen, sodass du die ganze Zeit mit den Knien wippst, und diese Energie, dich zu konzentrieren dich dann gleichzeitig total erschöpft und müde macht?"
:grin:
Also den körperlichen Bewegungsdrang hab ich ja nie, das hilft schon.
Ich hab nur Bewegungsdrang im Kopf - es kostet mich immer unheimlich viel Energie, mich auf etwas zu konzentrieren, dass mich nicht interessiert. Dachte aber, das geht allen so?

Meine Lösung ist, einfach nicht zuhören :grin: ich geh dann in meinen Gedanken spazieren, die sind meist interessanter :grin:
Das muss man doch schon in der Schule lernen, dieses aufmerksam aussehen bei völliger Abwesenheit.
 
Rosoideae Fragaria
Benutzer147358  (30) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #1.032
Ich weiß, das ist alles etwas wirr aber gestern gab es eben wieder so eine Situation dass ich dann im Scherz gesagt habe, dass mein Sohn erst so komisch drauf ist, seit wir uns kennen.
Sorry für den Nachtrag :smile:
Darüber würde ich vielleicht nochmal reden. Es gibt leider immer noch viele Menschen die Autismus für ansteckend oder anerzogen halten. Nicht das er da irgendwie eine Kerbe hat, in die du versehentlich haust.
 
HarleyQuinn
Benutzer121281  (35) Planet-Liebe ist Startseite
  • #1.033
Ich weiß, das ist alles etwas wirr aber gestern gab es eben wieder so eine Situation dass ich dann im Scherz gesagt habe, dass mein Sohn erst so komisch drauf ist, seit wir uns kennen.
Bisher hat er immer darüber gelacht und es abgetan aber gestern kams dann wieder dass er sofort beleidigt war. Er ist extrem empfindlich geworden was sowas betrifft

Ich muss sagen, dass mich derlei Kommentare auch treffen - vor allem wenn mir Menschen nahe stehen. Ich hab sowas früher auch immer "weggelacht", sogar selbst Spässe drüber gemacht. Davon war aber viel auch einfach ne Schutzreaktion.
Da bin ich auch bei Rosoideae Fragaria Rosoideae Fragaria und würde nochmal drüber reden.
 
Blauäugige21
Benutzer66223  (38) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #1.034
Es gibt leider immer noch viele Menschen die Autismus für ansteckend oder anerzogen halten. Nicht das er da irgendwie eine Kerbe hat, in die du versehentlich haust.

Ich muss sagen, dass mich derlei Kommentare auch treffen - vor allem wenn mir Menschen nahe stehen. Ich hab sowas früher auch immer "weggelacht", sogar selbst Spässe drüber gemacht. Davon war aber viel auch einfach ne Schutzreaktion.

Mir tut das auch leid, in dem Moment ist mir das gar nicht richtig bewusst was ich da sage... Aber ihr habt natürlich recht, das muss ihn definitiv getroffen haben :frown:

Ich werde das definitiv nochmals ansprechen und mich auch entschuldigen. Danke euch für eure Sichtweise.
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #1.035
Ich weiß nicht ob es bei uns sowas gibt, muss ich mal schauen aber wie gehe ich denn mit der jetzigen Situation um? Hast du dazu eine Idee? Wie kann ich für mich da besser damit umgehen wenn er sich zurück zieht? Ihn machen lassen und warten bis er einen kühlen Kopf hat?
Jetzt erstmal würde ich ihm Zeit geben. Für die Zukunft musst du lernen solche kleinen Neckereien und Spitzen strikt zu unterlassen. Anders geht es nicht.
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #1.036
Autisten ist oft bewusst, dass sie anders (=komisch/seltsam) sind. Es ist wahrscheinlich nicht schön, wenn die eigen Partnerin da in die Kerbe schlägt.
 
Rosoideae Fragaria
Benutzer147358  (30) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #1.037
Aber ihr habt natürlich recht, das muss ihn definitiv getroffen haben :frown:
Ich glaube nicht das es so sein muss, es war nur eine Idee.
Soweit ich das mitbekommen, wird diese spezielle Idee das Erziehung Schuld ist auch eher auf Frauen übertragen :zwinker:
Schadet aber sicher trotzdem nicht darüber zu sprechen.
 
Fantasy.
Benutzer172046  Beiträge füllen Bücher
  • #1.038
Es ist wahrscheinlich nicht schön, wenn die eigen Partnerin da in die Kerbe schlägt.
Genau das.
Dazu kommt dann noch, dass ich es super schwer finde, Menschen mit guten Absichten von denen mit schlechten zu unterscheiden. Selbst auf die nicht gerade lustigen "Scherze" von Kindern, von denen ich wusste, sie mögen mich nicht, bin ich reingefallen, sobald sie einmal nett zu mir waren.
Wenn also eine Person die ich sehr mag in die selbe Kerbe schlägt, zweifle ich oft sehr schnell an meinem Urteilsvermögen. Mag die Person mich wirklich? Meint sie es wirklich gut mit mir? Ist das wirklich ein guter Mensch wenn sie doch so ist wie alle anderen?
Dass es inzwischen modern geworden ist, die andere Person "zu necken", wenn man sie mag, macht es für mich wirklich irre verwirrend. Ich kann lernen, das zu unterscheiden, aber ein Jahr wäre bei mir dafür nicht ausreichend, vor allem, wenn die Person sowas von Anfang an sagt.
Wenn dir also mal sowas rausrutschen sollte wäre es in der Situation selbst (für mich) erstmal wichtig, sofort dazu zu sagen, dass das nicht so gemein wirken sollte wie es klang. "Normale" Menschen machen das meist nicht sondern versuchen, das zu überspielen, aber die Unterscheidung zwischen "die Person lacht weil sie selbst weiß dass das zu viel war" und "die lacht weil sie das ehrlich gut findet" dauert bei mir einfach und manche kriegen es auch gar nicht auseinandergepuzzelt.

weil er es sonst nicht mehr aus seinem Kopf bekommt aber warum blockt er jetzt?
Es wirkt paradox, geht mir aber genauso. Das Problem ist, dass ich Alexithymie habe, das heißt, ich kann Emotionen an mir selbst schwer erkennen und richtig benennen. Ich merke also in der Situation selbst entweder gar nicht, dass ich mich gerade nicht gut fühle und eine Grenze setzen sollte (und treibe es dann zu weit), oder ich merke nicht, was genau ich fühle oder was genau das ausgelöst hat. Das kommt oft erst mit einigem zeitlichen Abstand, wenn ich genug nachgedacht habe und die Emotionen abgekühlt sind. Ohne dieses Wissen wird es schwer, konstruktiv zu sprechen.
Bisher hat mir da geholfen, dass man einen Satz vereinbart, zum Beispiel "Ich kann darüber jetzt nicht reden, gib mir Zeit". Es brauchte etwas Übung, bis ich das konnte, aber verhindert jetzt, dass es eskaliert.
Und auch das Spiegeln von Emotionen hilft mir, also z.B "Ich kann mir vorstellen, dass dich der Satz verletzt hat" oder "Du hast in den Moment sehr wütend gewirkt, das war nicht meine Absicht". Da wird aber jede Person anders ticken und andere Tricks haben, die helfen können.

Ich würde das in einem ruhigen Moment nochmal ansprechen oder sogar einen Zeitpunkt ausmachen, damit die andere Person sich darauf vorbereiten kann.
 
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