• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

Wo ist Hildegard von Bingens Beschreibung des weiblichen Orgasmus?

G
Benutzer Gast
  • #1
Hier stolpere ich immer wieder über "Wusstest du schon?
Die erste Beschreibung eines weiblichen Orgasmus stammt von der Nonne Hildegard von Bingen."

Aber wo findet man denn diese ominöse Beschreibung?
Wenn ich Google bemühe (vielleicht bin ich einfach schlecht im Googeln) finde ich immer nur Artikel, in denen beiläufig erwähnt wird, dass die Frau von Bingen den weiblichen Orgasmus beschrieben hatte... Ja danke.
Hat diese Beschreibung überhaupt schon mal ein Mensch zu Gesichte bekommen? Ist das nur ein Gerücht, welches sich hartnäckig hält? Gibt es da ein Buch mit Originaltext? Kann mir irgendjemand helfen?
Mich würde diese Beschreibung wirklich sehr interessieren. Reine Neugier, ich schreibe keine Arbeit o.ä. darüber.
 
wild_rose
Benutzer164330  Beiträge füllen Bücher
  • #2
Ist die Frau in Vereinigung mit dem Manne, so kündet die Wärme in ihrem Gehirn, die das Lustgefühl in sich trägt, den Geschmack dieses Lustgefühls bei der Vereinigung vorher an" und "Fast gleichzeitig damit ziehen sich die Nieren der Frau zusammen, und alle Teile, die während des Monatsflusses zur Öffnung bereit stehen, schließen sich so fest, als wenn ein starker Mann irgendeinen Gegenstand in seiner Hand fest verschließt.
NEON.de - Produkte - Die erste Beschreibung eines weiblichen Orgasmus

...eine Minute googlen später :zwinker:
"Hildegard von Bingen Orgasmus", zweiter Treffer
 
Ishtar
Benutzer158340  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #3
G
Benutzer Gast
  • Themenstarter
  • #4
Wie hast du das gemacht?!? :ashamed::flennen:
Peinlich peinlich...
Dann stimmts also, ich bin schlecht im googeln:cry:
Danke!
 
Flöchen99
Benutzer124657  (24) Meistens hier zu finden
  • #5
Laut dieser Quelle stammt die betreffende Passage aus ihren Werken Physica oder Causae et curae. Ich hab allerdings auf die Schnelle keine frei zugängliche deutsche Übersetzung gefunden. Und durch den lateinischen Originaltext will ich mich dann doch nicht quälen (zumal meine Lateinkenntnisse doch eher bescheiden sind) :grin:.
[doublepost=1529507072,1529506974][/doublepost] wild_rose wild_rose Oh, das hab ich grade auch schon gelesen während meiner Suche ... war aber irgendwie so auf die Originalquelle fixiert, dass ich das übergangen hab :rolleyes:.
 
cocos
Benutzer102673  (41) Beiträge füllen Bücher
  • #6
Off-Topic:
Ein Threadtitel ganz nach HoldenC s Geschmack, nech? Und das Thema natürlich auch, wa?
lol5.gif
 
Morgenstern
Benutzer133419  (61) Sehr bekannt hier
  • #8
Wäre auch etwas zu viel Aufwand:grin:


Hab ich mit dem Titel was falsch gemacht?

Wahrscheinlich nicht. War sicher ein Seitenhieb auf den HoldenC, wer auch immer das sein mag, und hat gar nix mit Dir zu tun. Also großes Pfui für cocos.

Hm, interessantes Thema. Ich habe vor Jahrzehnten mal irgendwas über einen mittelalterlichen Text gelesen, wie man es anstellt, dass auch die Frau die Süße des Orgasmus erlebt. Dass Hildegard von Bingen sich mit dem Thema befasst hat und das sogar beschreiben konnte, wusste ich nicht. Sie war ja eine Nonne.

Bezüglich des Themas, wie Gesellschaften mit der weiblichen Sexualität umgehen, habe ich sowieso viele Fragen. Es kommt mir so vor, dass die meisten Gesellschaften so konstruiert gewesen sind, dass Frauen gar keine Sexualität haben durften. Und erst recht keine Orgasmen.

Ich werde mal googeln, was Hildegard von Bingen dazu geschrieben hat. Ich kann etwas Latein. Eine Nonne, die sogar heiliggesprochen wurde. Das ist wirklich interessant. Ihr Schwerpunkt war die Medizin.
 
casanis
Benutzer77547  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #9
Mir war es neu, dass Hildegard von Bingen einen weiblichen Orgasmus beschrieben hat. Ich finde das aber sehr interessant. Insofern: Dankeschön, dass ich was gelernt habe:thumbsup:.

Leider lässt sich die Frage wohl kaum klären, ob Hildegard von Bingen, die ja Nonne war und es bis zur Äbtissin gebracht hat, ihre Beschreibung auf eigene Erfahrung gegründet hat oder auf Berichten von anderen Frauen.

Hildegard von Bingen dürfte zwar schon eine Ausnahmeerscheinung gewesen sein. Ich finde es aber auch sehr interessant, dass eine Kirchenfrau im 11. Jahrhundert überhaupt weibliche Sexualität in Zusammenhang mit Lust bringt, ohne gleich von Sünde zu sprechen.
Andererseits wäre natürlich die Frage interessant, weshalb die Orgasmusbeschreibung Teil eines Textes über Krankheiten und Heilen ist.

Ich könnte mir vorstellen, dass wir eigentlich relativ wenig Ahnung davon haben, welchen Blick die Menschen des Früh- und Hochmittelalters auf die Sexualität hatten und wie Sexualität gelebt wurde (insb. die weibliche).

Ich fände es aber hochinteressant, mehr darüber zu erfahren. Kennt sich da jemand aus?
 
T
Benutzer167764  Meistens hier zu finden
  • #10
Ich glaube zwar schon, dass sie selbst einen Orgasmus hatte, doch selbst, wenn nicht, war man trotzdem mit Sex ständig konfrontiert. Kinder waren im selben Raum, wenn die Eltern Sex hatten. Und auch als Adlige wird sie Sex aus nächster Nähe erlebt haben. Hildegard von Bingen hatte ein selbst für heutige Verhältnisse sehr großes Wissen, da ist man naturgemäß mit Vorgängen in der Natur vertraut.
 
Ishtar
Benutzer158340  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #11
Ich finde es aber auch sehr interessant, dass eine Kirchenfrau im 11. Jahrhundert überhaupt weibliche Sexualität in Zusammenhang mit Lust bringt, ohne gleich von Sünde zu sprechen.
Andererseits wäre natürlich die Frage interessant, weshalb die Orgasmusbeschreibung Teil eines Textes über Krankheiten und Heilen ist.
Im "Causa et Cura" gibt es mehrere "Kapitel" (wenn man das so nennen will. Es kommt halt immer ein dickes Schlagwort und darunter eine Beschreibung), die sich mit der Fortpflanzung befassen. Unter anderem auch damit, wie Unfruchtbarkeit beim Mann und bei der Frau zu behandeln ist, wie das mit der Empfängnis funktioniert und wie man das Geschlecht des Babys beeinflussen kann.
Von daher hängt das da schon zusammen und gehört auch in das Buch hinein.
 
wild_rose
Benutzer164330  Beiträge füllen Bücher
  • #12
Off-Topic:
Hab ich mit dem Titel was falsch gemacht?
Nein :zwinker:
HoldenC hat hier letztens einen Thread aufgemacht, in dem er sich darüber beschwert hat, dass die Threadtitel hier nicht mehr das Problem wiedergeben, sondern nur noch Stichpunkte sind.
Mit dir direkt hat das nichts zu tun, es wird Cocos einfach nur aufgefallen sein, dass dein Titel ein ausformulierter Satz ist.
 
cocos
Benutzer102673  (41) Beiträge füllen Bücher
  • #13
Off-Topic:
Hab ich mit dem Titel was falsch gemacht?
:grin: Nein, gar nicht! Bei Threadtiteln steht unser forenbekannter Hofnarr HoldenC voll und ganz hinter seiner Parole: Es kommt DOCH auf die Länge an! (wer ein Augenzwinkern findet, darf zurückzwinkern. :zwinker: )

Morgenstern, wer immer das sein mag, :ninja: hat also völlig zu recht ein "Pfui" ins Stadion gebrüllt. :thumbsup:


Es war im Mittelalter, so munkelt man, auf Wegeskreuzungen, die zwischen männlichen und weiblichen Konventen lagen, gar nicht mal so unüblich, dass da mal höchst weltliche Zusammentreffen stattgefunden haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Edelweiss
Benutzer161456  Sehr bekannt hier
  • #14
Man muss ja bedenken, dass damals sehr viele Kinder ins Kloster gegeben wurden, einfach weil es die Erbfolge so verlangte.
(der Hof ging meist nur an den Erstgebohrenen).
Der Stand der Kleriker war viel umfangreicher wie heute.
In Städten wie zB. Köln oder Freiburg gab bis zu Sekularisierung durch Napoleon dutzende bis zu Hunderte Klöster innerhalb und ausserhalb der Stadtmauern. Manche winzig klein, wie ne Mönchs-WG, ander gross und mächtig.
Die Bewohner dieser Klöster können nicht alle asexuell veranlagte Menschen gewesen sein.
Sogar der Papst in Rom hatte damals Geliebte und Frauen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ishtar
Benutzer158340  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #15
Man muss ja bedenken, dass damals sehr viele Kinder ins Kloster gegeben wurden, einfach weil es die Erbfolge so verlangte.
(der Hof ging meist nur an den Erstgebohrenen).
Das ist so aber sehr gefährliches Halbwissen. Ja, jüngere Geschwister gingen häufig ins Kloster. Allerdings nciht diejenigen von einfachen Bauern o.ä., denn, um ins Kloster zu dürfen, musste man eine erhebliche Summe Standesgeld zahlen. Konnte nicht jeder einfach so ins Kloster. (Ansonsten hätte es in Zeiten von Hungersnot und erheblicher Armut extreeeeeem viel mehr Mönche und Nonnen gegeben).
Daher tummelten sich in Klöstern und in der Priesterschaft die jüngeren Geschwister von Adligen, Handwerksmeistern und Großgrundbesitzern - kurz gesagt, die oberen 30% der Gesellschaft.
Der Rest hätte gern lebenslang aufs Poppen verzichtet, wenn er dafür nur die garantierten 2 Mahlzeiten, die es in jedem Kloster gab, gehabt hätte.

Abgesehen davon schwörten ohnehin nur Mönche und Nonnen Keuschheit. Priester schwören die bis heute nicht, lediglich "Ehelosigkeit" (und auch die ist zu Zeiten von Hildegard von Bingen noch recht neu. Das zweite LAterankonzil war ja immerhin auch erst 1139, da war die gute Hildegard schon 40)
 
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Ishtar
Benutzer158340  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #22
Bist Du Historikerin? Sehr interessant!
Nicht direkt :grin: Aber ich erkläre geneigten Museums-Besuchern sehr gerne den Alltag einer Römerin in all seinen Facetten, und wenn man da mehr Bücher daheim stehen hat als so manche Uni-Bibliothek, bleibt es nicht aus, dass sich da auch viel Wissen über das frühe Christentum und das Mittelalter ebenfalls ansammelt :grin:

Was die weibliche Hälfte deiner Frage betrifft, da war das sicherlich schwerer, da hier ja auch direkt sichtbare Konsequenzen aus einer Unkeuschheit entstehen konnten (aka Babybauch). Da hatten es die Kerls dahingehend schon einfacher, weil da konnte man das ganze schlicht wegleugnen und wegignorieren. Ging bei den Mädels halt einfach nicht.
Zumal eine Nonne vom christlichen Verständnis her eine "Braut Christi" ist (die tragen auch alle einen Ehering!), daher ist da Sex mit einem Kerl sowas wie Ehebruch...
Dazu muss man sagen, dass im Nonnenkloster die Erbproblematik, wie von Edelweiß angesprochen, eher weniger ein Grund war. Töchter wurden ja verheiratet und waren dann "eh weg", nach diversen europäischen Rechten konnten Frauen auch nicht selbst erben, sondern höchstens ihre Söhne... Daher bestand da wenig wirkliche Notwendigkeit, die ins Kloster zu geben, weshalb bei den Nonnen das alles ein wenig anders war.
Allerdings weiß ich, dass, WENN es auffiel, es da auch dann richtig schwere Strafen gab. Nagel mich jetzt nciht drauf fest, ich meine, es war das Nonnenkloster bei Wiblingen, wo man eingemauerte Nonnen mitsamt Babys gefunden hat (was im Übrigen ein Überbleibsel aus der römischen Zeit war. Vestalische Jungfrauen hat man nämlich bei lebendigem Leib eingemauert, wenn man sie mit einem Mann erwischt hat.)


Bei den Kerls war die Sache eine andere, weil die wie bereits gesagt ja ins Kloster gezwungen wurden und sich jetzt nciht mit dem Kinderkriegen aufhalten mussten.
Bei Priestern war es zudem wie erwähnt gar kein Problem, die "durften" eine Geliebte (Haushälterin :zwinker: ) haben, da hat sich keiner dran gestört. Übrigens auch bis weit in die Neuzeit nicht, wenn ich meiner Oma da glauben darf. Dass die Haushälterin eines Priesters irgendwann ein Kind hatte, war nichts außergewöhnliches oder einen Aufreger wert. Dass das dann gar so öffentlich zelebriert wurde wie bei den Borgias war zwar doch eher die Ausnahme, da hielt man sich doch eher etwas bedeckt. Aber so allgemein, dass ein Priester eine Geliebte hat? Eher Normalzustand.
Bei Mönchen wie gesagt wegen dem Keuschheitsgelübte war das dann eher ein Problem, was dann aber intern geregelt wurde - wenn überhaupt.
Aber man kann sich das schon durchaus bisweilen so vorstellen wie beispielsweise in "Im Namen der Rose", dass da so manches Mädchen aus dem nahegelegenen Dorf mal eben einem Mönch gefällig war für ein paar Vorräte aus dem Kloster. Wenn da was draus wurde, war das ja dann ihr Problem.
 
Edelweiss
Benutzer161456  Sehr bekannt hier
  • #23
War es denn in dieser Phase (Übergang vom Frühmittelalter zum Hochmittelalter) tatsächlich halbwegs akzeptierte Praxis, dass Mönche, Nonnen, Äbte, Äbtissinnen, Bischöfe bis zum Papst Sex hatten,

Naja, offiziell natütlich nicht, und bestimmt auch nicht jeder... Mann.
Aber Mittelalter ist nicht so mein volles Spezialgebiet.
Wäre schön, wenn da Ishtar Ishtar noch was zu sagen könnte.upps, schon passiert...
 
Zuletzt bearbeitet:
Zaniah
Benutzer96053  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #24
Off-Topic:
Aber ich erkläre geneigten Museums-Besuchern sehr gerne (...)
:cry::ups:
Hast du etwa meinen Traumjob? :flennen: Gott, was würde ich darum geben...

Off-Topic:
Nein, ich bin natürlich total happy damit, Kinder zu unterrichten, die keine Ahnung haben, was "Respekt" heißt... :ninja:


Zum Thread würde ich gerne etwas beitragen, aber meine Mittelalterkurse sind ewig her und... na ja... das war nicht so ganz meine Epoche... :seenoevil:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ishtar
Benutzer158340  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #25
Off-Topic:
Hast du etwa meinen Traumjob? :flennen: Gott, was würde ich darum geben...
Ich würde das sehr gerne als festen Job machen :grin: Allerdings ist das doch eher so, dass der Verein, bei dem ich Mitglied bin, zu besonderen Events eben gebucht wird. Oder wenn Museum X den Nachbau eines römischen Scorpios oder einer Ballista braucht. Oder eines römischen Backofens. Oder oder oder...
 
Mr. L*
Benutzer168169  Meistens hier zu finden
  • #26
Leider lässt sich die Frage wohl kaum klären, ob Hildegard von Bingen, die ja Nonne war und es bis zur Äbtissin gebracht hat, ihre Beschreibung auf eigene Erfahrung gegründet hat oder auf Berichten von anderen Frauen.
Vielleicht war sie ja auch nicht immer Nonne gewesen und hatte sich bereits ihren Hormonen nachgegeben und eigene Erfahrungen gesammelt, bevor sie Nonne wurde :whistle:

Aber wie casanis casanis schon schrieb, wir werden es wohl nicht mehr erfahren :zwinker:
 
Zaniah
Benutzer96053  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #27
Vielleicht war sie ja auch nicht immer Nonne gewesen und hatte sich bereits ihren Hormonen nachgegeben und eigene Erfahrungen gesammelt, bevor sie Nonne wurde :whistle:
Für die katholische Kirche wäre das aber schon eine Katastrophe... :zwinker:
Sie hätte nicht selig- und heiliggesprochen werden dürfen, wenn sie jemals unkeusch gelebt hätte. Darum ist es ja so besonders, dass gerade sie einen Orgasmus auf eine so anschauliche Weise beschreiben konnte.
 
Morgenstern
Benutzer133419  (61) Sehr bekannt hier
  • #28
Für die katholische Kirche wäre das aber schon eine Katastrophe... :zwinker:
Sie hätte nicht selig- und heiliggesprochen werden dürfen, wenn sie jemals unkeusch gelebt hätte. Darum ist es ja so besonders, dass gerade sie einen Orgasmus auf eine so anschauliche Weise beschreiben konnte.

Warum nicht? Es sind auch Witwen ins Kloster gegangen, und einige davon sind selig- oder heiliggesprochen worden. Wenn sie vorher Sex in der Ehe gehabt haben, war das ja nicht unkeusch.

Ishtar Ishtar : Ich habe in der Schule gelernt, lustigerweise im Französischunterricht, der Uni-Niveau hatte und und in dem uns sehr viele soziale und politische Hintergründe vermittelt wurden, dass es oft um das Thema Mitgift ging. Eine auf der vorigen Seite in diesem Thread hat geschrieben, dass es Geld kostete, seine Tochter in ein Kloster zu geben. Aber wie ich es gelernt habe, kostete es wesentlich weniger Geld, als sie zu verheiraten. Vielleicht die Hälfte oder ein Drittel. Also konnte man sich vielleicht die Heirats-Mitgift für die ersten 2-3 Töchter leisten, danach reichte es nur noch, sie in ein Kloster einzukaufen.

Jetzt sage ich auch mal verflixte Halbbildung, nämlich meine: Ich habe keine Ahnung, in welcher Epoche das so war. Vom Mittelalter bis zum Barock ist da alles drin. Es kann durchaus auch sein, dass es Zeiten gegeben hat, in denen man sowohl Mädchen, als auch Jungen ins Kloster geben konnte, ohne dafür zahlen zu müssen. Weil man ihnen nichts zu vererben hatte. Und die haben ja in den Klöstern auch Arbeit geleistet. Klöster waren ja wohl ziemlich autark und konnten sich selbst versorgen.

Ja, bis irgendwann (hab ich vergessen, 1100 oder 1200 was ) durften katholische Priester heiratet. Der Zölibat war den Mönchen vorbehalten. Man hat den Priestern aus kirchenpolitischen Gründen den Zölibat vorgeschrieben, um zu verhindern, dass sie ihre eigenen Kinder begünstigen. Stichwort Nepotismus. Meiner Meinung nach war das Blödsinn. Wie kann schon ein einfacher Gemeindepriester seine Kinder begünstigen? Es hätte völlig ausgereicht, wenn man bestimmt hätte, dass nur Mönche, die zum Priester geweiht sind, Bischof, Kardinal und Papst werden können. Soviel ich weiß, handhaben das die orthodoxen Christen so. Es gibt Priester, die keine Mönche sind, und es gibt Priester, die Mönche sind. Nur die zweiteren können das werden, was dem katholischen Bischof und Kardinal entspricht. Und Kirchenoberhaupt, was dem katholischen Papst entspricht.
 
Zaniah
Benutzer96053  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #29
Warum nicht? Es sind auch Witwen ins Kloster gegangen, und einige davon sind selig- oder heiliggesprochen worden. Wenn sie vorher Sex in der Ehe gehabt haben, war das ja nicht unkeusch.

Weil die Hildegard von Bingen mit acht Jahren dem "Herrn geweiht" wurde:

„In meinem achten Jahr aber wurde ich zu geistlichem Leben Gott dargebracht (oblata) und bis zu meinem fünfzehnten Jahr war ich jemand, der vieles sah und mehr noch einfältig aussprach, so daß auch die, welche diese Dinge hörten, verwundert fragten, woher sie kämen und von wem sie stammten.“
Aus ihrer Autobiografie

Da sie nie verheiratet war, hätte sie nur durch unkeusches Leben Sex mit einem Mann haben können.
 
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casanis
Benutzer77547  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #30
Eine Frau kann übrigens durchaus wissen, wie sich ein Orgasmus anfühlt, ohne jemals Sex mit einem Mann gehabt zu haben. Nur so nebenbei. :zwinker:

Oben wurde außerdem ja schon beschrieben, dass Sex mit einem Mann außerhalb der Ehe damals für Frauen ja immer mit einem sehr hohen Risiko verbunden war.

Noch für unsere Omas und Uromas war Sex mit Männern vor oder außerhalb der Ehe ja oft sehr Angst behaftet. Das hat sich eigentlich erst durch die Pille und die Verfügbarkeit auch anderer guter Verhütungsmittel geändert.
 
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Zaniah
Benutzer96053  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #31
Off-Topic:
Eine Frau kann übrigens durchaus wissen, wie sich ein Orgasmus anfühlt, ohne jemals Sex mit einem Mann gehabt zu haben. Nur so nebenbei.
Das kann gut sein - ich konnte es vorher nicht.

Man sollte dazusagen: Selbstbefriedigung ist auch "unkeusch".
 
Zuletzt bearbeitet:
Ishtar
Benutzer158340  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #32
Morgenstern Morgenstern Ich würde sagen, ist schon recht gutes Dreiviertelwissen :grin:
Ja, Mitgift war durchaus auch ein Thema, allerdings muss man das ein wenig relativieren. Zum einen ist Mitgift eine reine Verhandlungssache, so das da nicht pauschal gesagt werden kann, das eine sei billiger als das andere, oder man könne sich nur leisten, x Töchter zu verheiraten. Kam immer drauf an, mit wem man wen verheiraten wollte und was wer davon hatte.
Dann gibt es da durchaus regional starke Unterschiede, je nachdem, unter wessen Herrschaftsbereich wer wohnt. In manchen Gebieten haben sich trotz Christianisierung noch sehr, sehr lange diverse heidnische Bräuche gehalten, die beim Thema Heirat auch mit reingespielt haben...
Dazu kommt noch, dass verdammt viele Frauen bei der Geburt des ersten Kindes starben. Je nach Region wurde dann durchaus kurzerhand die jüngere Schwester geheiratet, völlig ohne Mitgift dann, wenn das passierte.

Die Gründe, Mädchen ins Kloster zu geben, sind da schon vielschichter. Kam auch vor, dass der Vater eben einfach neu geheiratet hat und nur die Söhne aus erster Ehe behalten wollte und die Mädchen als "Altlasten" loswerden wollte, um seiner neuen Frau einen Gefallen zu tun. Oder eben doch Erbschaftsfragen, dass man verhindern wollte, dass eine bestimmte Seitenlinie eines Herrschaftshauses noch mehr potentielle Erben produziert. Grade, wenn irgendwelche Burgen oder ähnliches übernommen wurden, wurde sämtliche weibliche Verwandtschaft des alten Besitzers gerne mal ins Kloster gegeben, damit sich da keine Konkurrenz mehr heranbildet. Oder aber es wurden Verträge mit der Kirche gemacht über irgendwelche Marktrechte, Holzrechte, Jagdrechte etc. in deren Ländereien, und das ganze wurde besiegelt mit ein paar Töchtern für das nächstgelegene Kloster...


Dass das Ganze aber "kostenlos" wurde, das ist erst sehr spät. Dass die ja auch Arbeitskraft einbrachten, war da eher untergeordnet. Denn ja, großer Vorteil der Klöster war, dass sie autark waren und noch subventioniert wurden, daher ist es kaum verwunderlich, dass auf vielen mittelalterlichen Zeichnungen die Mönche mit "Bäuchlein" dargestellt werden. Wie bereits gesagt, muss man bedenken, wie hoch im Mittelalter (und davor) das Risiko des Verhungerns war. Selbst nach der Entdeckung Amerikas und damit der "Kartoffelreform" in vielen Ländern Europas gab es dennoch Hungersnöte. Und da haben die Klöster sich wie alle anderen auch möglichst abgeschottet, um zu überleben.

Ja, bis irgendwann (hab ich vergessen, 1100 oder 1200 was ) durften katholische Priester heiratet.
Bis zum zweiten Laterankonzil 1139. (Wobei es auch davor verschiedene Richtungen in der Kirche gab, bei denen es bei einigen schon früher verboten war)
 
casanis
Benutzer77547  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #33
Off-Topic:
Off-Topic:

Ich würde das sehr gerne als festen Job machen :grin: Allerdings ist das doch eher so, dass der Verein, bei dem ich Mitglied bin, zu besonderen Events eben gebucht wird. Oder wenn Museum X den Nachbau eines römischen Scorpios oder einer Ballista braucht. Oder eines römischen Backofens. Oder oder oder...

Was für Vereine sind das denn, die sich mit sowas beschäftigen?
Ich bin schon immer historisch sehr interessiert, vielleicht wäre so ein Verein ja auch etwas für mich?
Mir wäre dabei aber wichtig, dass das ganze wissenschaftlich schon Hand und Fuß hat. Das ist ja nach meinem Eindruck (wobei ich da nicht wirklich Einblick habe) gerade in der "Mittelalterszene" bei vielen Gruppen, Vereinen, Events genau nicht der Fall. So Mittelalterklischee-Spielen kann zwar auch Spaß machen (und hat es mir auch schon), aber das wäre nicht das, was mich im Moment reizen würde.

 
Zuletzt bearbeitet:
wild_rose
Benutzer164330  Beiträge füllen Bücher
  • #34
Off-Topic:
Was für Vereine sind das denn, die sich mit sowas beschäftigen?
Also bei uns sind das meistens Heimatgeschichtsvereine. Ich komme aber auch aus einer Gegend, die grade was Römer angeht sehr viel zu bieten hat, mit mehreren großen und kleinen Museen in die Richtung, die teilweise auch von solchen Vereinen geführt werden.
 
Ishtar
Benutzer158340  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #35
Off-Topic:
Was für Vereine sind das denn, die sich mit sowas beschäftigen?
Ich bin schon immer historisch sehr interessiert, vielleicht wäre so ein Verein ja auch etwas für mich?
Mir wäre dabei aber wichtig, dass das ganze wissenschaftlich schon Hand und Fuß hat. Das ist ja nach meinem Eindruck (wobei ich da nicht wirklich Einblick habe) gerade in der "Mittelalterszene" bei vielen Gruppen, Vereinen, Events genau nicht der Fall. So Mittelalterklischee-Spielen kann zwar auch Spaß machen (und hat es mir auch schon), aber das wäre nicht das, was mich im Moment reizen würde.
Reenactment oder auch Living History. Und ja, da gibt es leider sehr viele Vereine, die das doch extreeeeeem locker sehen und eher ein Fantasy-Mittelerde-Klamauk draus machen. Gerade im Mittelalter. Die Römer-Szene, in der ich unterwegs bin, ist da doch zum Glück etwas raus, weil da halt nicht auf einmal Elfen und Hobbits rumlaufen. Aber auch hier gibt es "strengere" und "laschere" Vereine.
Meiner ist schon ziemlich streng, was das Außenbild angeht. Heißt beispielsweise, dass unsere Lederzelte so wirklich nach historischen Funden von Hand nachgenäht sind. Aber wir übernachten da drin üblicherweise mit 2-3 Mann, nicht (römisch) mit 8 (wovon 2 auf Wache sind), und die Leute dürfen auch ihre Schlafsäcke benutzen :grin: Solange das Publikum das nicht sieht, ist alles tutti.
Oder die meisten Mitglieder haben ihre Kettenhemden und Loricae segmentatae selber gemacht, ebenso die Schwerthüllen und Griffe und alles, aber die Klingen lassen wir durchaus von einem ausgebildeten Schmied anfertigen (wobei ein Vereinskollege gerade mit einer selbstgebauten, römischen Esse am experimentieren ist).

Man muss sich halt überall umgucken. Für Römerzeit oder Napoleonik oder - lustigerweise - eine Samurai-Gruppe hätte ich für dich da Empfehlungen :grin: Mittelalter gibts einfach zu viel Spreu und zu wenig Weizen, als dass ich da was fundiertes zu diversen Gruppen sagen könnte.
 
Flöchen99
Benutzer124657  (24) Meistens hier zu finden
  • #36
Off-Topic:
wobei ein Vereinskollege gerade mit einer selbstgebauten, römischen Esse am experimentieren ist).
Schmieden ist ein tolles Handwerk! Ich durfte vor Jahren mal eine Zeit lang bei einem Schmied mitarbeiten und ein paar Grundlagen erlernen.
 
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