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Wie kann/soll ich mich vom eigenen Bruder lossagen?

L
Benutzer183618  Sorgt für Gesprächsstoff
  • #1
Hallo ihr Lieben,
ich bin neu hier, kenne diese tolle Community aber schon ein wenig länger. Nun ist es Zeit, dass ich selbst um Hilfe bitten möchte.

Folgendes Problem (Ich versuche mich kurz zufassen) : Mein älterer Bruder strahlt seit Jahren nur noch Negativität aus und ist zudem immer sehr schnell auf 180. Ich bin ein extrem Harmonie bedürftiger Mensch und komme nur schwer mit seinem Verhalten klar, zudem ich leider auch aus eigener Hand erfahren musste, was es heißt wenn er ausrastet. Ich möchte mich genau von diesem Verhalten abkapseln, da ich merke wie er mich runter zieht und sich meine Gedanken ebenfalls ins Negative abdriften. Das Problem ist das ich wohl noch immer Angst vor ihm habe (in unser Kindheit war er mir gegenüber gewalttätig) und zudem bringt es ein Teil von mir nicht über Herz ihn von mir abzustoßen, weil er dann alleine ist. Kurze Info dazu: Er hat seit Jahren keinen Partner, wohnt alleine und dazu ist vor 5 Jahren unsere Mutter an Krebs verstorben. Wir beide haben das nie richtig verkraften können. Wie soll ich ihm also das klar machen, ohne das er denkt, ich würde ihn im Stich lassen? Versteht mich nicht falsch, ich möchte ihn weiß Gott nicht aus meinem Leben verbannen, aber mit der aktuellen Situation in der Welt kann ich seine zusätzlichen Pessimismus nicht verkraften. Wie schaffe ich es mich von ihm los zusagen, ohne mir hinterher Vorwürfe zu machen oder wie schaffe ich es überhaupt? Gegenüber meinem Bruder habe ich noch nie meine Meinung sagen können.
Ich hoffe das es bis hierhin einigermaßen verständlich ist, wenn nicht schreibt mir gerne Eure Fragen.
Liebe Grüße
 
krava
Benutzer59943  (42) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #2
Deine Meinung musst du ihm ja gar nicht sagen.
Ich an deiner Stelle würde den Kontakt abbrechen und da auch nicht weiter überlegen. Zumal da ja schon einiges passiert ist. Also worauf willst du noch warten?

Auch in meiner Familie gibt es eine Person, die mir nicht gut tut und seit dem Kontaktabbruch geht es mir 200% besser.
 
Goldbär
Benutzer180126  Verbringt hier viel Zeit
  • #3
Wenn du jetzt nicht umsetzt wonach dir ist, wirst du sehr schnell in einer Situation sein, wo andere als dein Bruder dir helfen müssen und du dann überhaupt nicht mehr in der Lage sein wirst in irgendeiner Art und Weise für ihn da zu sein.
Fazit: Im Moment hast du die Wahl zwischen er ist allein und es geht dir besser oder er ist allein und es geht dir schlechter.
 
L
Benutzer183618  Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #5
Nein, ich bin 2014 aus unserem Elternhaus ausgezogen, aber wir sehen uns halt immer noch.

Letztes Jahr im Sommer bin ich tatsächlich soweit gegangen und habe mich geweigert Kontakt mit ihm zu haben, nachdem er vor meinen Augen über eine Kleinigkeit ausgerastet ist, die meine Oma erwähnt hat. Er war kaum zu bremsen und ist auch schnaubend abgehauen und hat uns komplett verdattert zurück gelassen. Danach hatte ich die Schnauze voll. Aber dann sprang natürlich die Familie ein und meinte »Ihr habt doch nur noch euch zwei.« Nach einem Monat bin ich dann wieder schwach geworden. Ich war wirklich versucht ihm zu sagen, dass er sich eine Anti-Aggression Therapie unterziehen soll oder das er von meiner Hochzeit fern bleibt. Habe ich dann nicht gemacht.
Ich glaube nicht, dass er sich im Klaren ist dass seine Wut ein Problem ist und er dafür Hilfe in Anspruch nehmen sollte. Wenn überhaupt wird er sich einer Therapie unterziehen, wenn auch unsere Oma verstorben ist. Das hat er schon gesagt. (Dann sind unsere Mutter und Oma verstorben, zwei wichtige Menschen).

Ich war selber mal eine kurze Zeit bei einer Kindertherapeutin und sie sagte damals auch zu meiner Mutter, dass wenn ich mit meinem Bruder heutzutage konfrontiert werde, die Vergangenheit wie ein Wasserfall über mich herein bricht. Deswegen fällt es mir so unfassbar schwer mich ihm gegenüber zu behaupten.
 
krava
Benutzer59943  (42) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #6
Ich versteh nicht was es da zu behaupten gibt.
Du bist doch erwachsen und ein freier Mensch. Du hast dein eigenes Leben und bist nicht von ihm abhängig. Also wenn er sich daneben benimmt, dann kannst du auf ihn verzichten.

wie soll er sonst verstehen, dass sein Benehmen dir gegenüber nicht ok ist?

Wenn er keine Hilfe will ist das seine Sache. Da kann man ihn nicht zwingen. Aber man kann und muss sich schützen und er ist kein Kleinkind. Also warum das schlechte Gewissen??
 
L
Benutzer183618  Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #7
Tja, das ist eine gute Frage: warum das schlechte Gewissen.
Ich kann es mir nur mit dem Tod unserer Mutter erklären. Danach ist er regelrecht zusammen gebrochen und ich war auf einmal die vernünftige große Schwester (ich bin die jüngere, wohl gemerkt) und hatte nur noch Sorgen um ihn, was mir aber auch von der Familie eingebläut wurde, denn ihm sah man seinen Schmerz und seine Trauer an. Unser ganzes Leben ging es sowieso nur um ihn, weil er immer Mist baute etc. Ich war aber die vernünftige und ruhige und brauchte dementsprechend wenig Beachtung, aber ich schweife ab.
Also ja, ich denke der Verlust unserer Mutter und die Stimmen von außen halten mich zurück.
 
krava
Benutzer59943  (42) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #8
Deine Mutter ist tot und das ist traurig.
Aber sie würde mit Sicherheit nicht wollen, dass es dir schlecht geht weil dein Bruder dir dein Leben versaut.

Für Geschwister da sein ist eine Sache. Sich von ihnen tyrannisieren zu lassen eine andere.
 
Dreizehn
Benutzer20579  (39) Planet-Liebe ist Startseite
  • #9
L Liara.xo Ich kann dich gut verstehen, ich habe selbst einen eher "schwierigen" Bruder und es ist mir lange Zeit schwergefallen, mich da abzugrenzen.

Die Frage ist, ob es da wirklich nur schwarz-weiß gibt - also ob wirklich nur Kontaktabbruch oder eben den Kontakt, so wie er jetzt ist. Da musst du mal in dich reinhorchen, was du wirklich möchtest.

Bei mir war immer klar, dass mein Bruder und ich uns trotz aller Widrigkeiten lieb haben, uns bei Problemen aufeinander verlassen können und es trotz unserer Konflikte auch eine solide Basis gibt. Wir rasseln immer mal wieder aneinander, aber ich bin kein Mensch, der das so stehen lässt und bin mittlerweile relativ deutlich, wenn es mir reicht.

Ich kann nicht überblicken, wie "schlimm" eure Konflikte sind und ob sein Verhalten im Moment dramatisch ist oder ob er einfach nur cholerisch ist und sich nicht im Griff hat. Beides ist schlimm, aber du musst selbst entscheiden, inwiefern du dich da abgrenzen kannst. Kannst du es nicht, bleibt nur eine Pause oder ein Kontaktabbruch - kannst du es, solltest du es trainieren und üben. Vielleicht auch in einem ruhigen Moment mit ihm sprechen, wie es dir damit geht, dass er sich so verhält - und klarstellen, dass du in Zukunft einfach gehst oder ihn bittest, du zu gehen, wenn er sich so verhält. Das kann man freundlich und sachlich machen, ohne Öl ins Feuer zu gießen. Ist die Frage, ob das bei ihm möglich ist. Ggf. kann man sowas auch verschriftlichen, über Whats App oder Email. Da kann man auch reinschreiben, dass man ihn lieb hat, dass einem der Kontakt wichtig ist - dass man aber nicht mehr bereit ist, bestimmtes Verhalten zu akzeptieren und sich da zukünftig mehr von abgrenzen möchte, weil es einen sonst zu sehr runterzieht.

Bei uns ist es z.B. so, dass mein Bruder teilweise auch seine schlechte Laune an anderen auslässt, uns mit runterzieht oder pampige / aggressive Antworten gibt, wenn andere sich nett unterhalten - da habe ich dann auch schonmal gesagt, "So, wir haben es hier gerade alle nett und haben keine Lust auf schlechte Laune. Du musst nicht bleiben, wenn es dir nicht gefällt." Oder ich habe auch schon Besuche abgesagt, wenn sich abzeichnete, dass es stressig wird und klargestellt, dass ich dafür im Moment keine Kapazitäten habe. Ein simples: "Ich habe keine Lust auf Stress, ich gehe, wenn es mir reicht." kann da reichen, es reicht auch, wenn man es zu sich selbst sagt und sich auch daran hält. Wenn es mir reicht, kann ich dann einfach sagen: "So, ich bin dann hier fertig, schönen Tag, auf Wiedersehen!" :zwinker:

Wie man das im Fall der Fälle formuliert, inwieweit bestimmte Sätze zu Eskalationen führen oder was man sagen kann, hängt von eurer Beziehung und von seinem Konfliktverhalten ab. Das müsstest du dir mal überlegen. Ich bin da mittlerweile recht deutlich geworden und es hat funktioniert - mein Bruder entschuldigt sich nun von selbst, sagt: "Sorry, das war jetzt übers Ziel hinaus!" oder bleibt selbst zu Hause, wenn er zuviel Stress hat, um bei der Kaffeetafel mit Oma nette Gesellschaft zu sein. :zwinker:

Du kannst ja nochmal erzählen, wie genau eure Konflikte aussehen. Ich finde, zwischen einem "Muffkopf, der schlechte Laune verbreitet" und einem aggressiven Psychopathen, der die Bude kurz und klein schlägt, gibt es diverse Stufen dazwischen - und die Frage, wie sehr du dich abgrenzt, hängt davon ab, wie schlimm es wirklich ist.

Klar ist auch: Die Frage ist, wie groß sein Leidensdruck ist, was ändern zu wollen. Wenn er immer mit allem durchkommt und die gesamte Verwandtschaft es ihm mit: "Er ist eben so / Was will man machen? / Ihr habt doch nur euch beide!" so leicht macht, dann muss er auch nichts ändern. Da könnte ein Schuss vor den Bug durchaus auch mal notwendig sein, damit er merkt, dass sein Verhalten Konsequenzen hat.
 
Q
Benutzer77893  Meistens hier zu finden
  • #10
Hallo ihr Lieben,
ich bin neu hier, kenne diese tolle Community aber schon ein wenig länger. Nun ist es Zeit, dass ich selbst um Hilfe bitten möchte.

Folgendes Problem (Ich versuche mich kurz zufassen) : Mein älterer Bruder strahlt seit Jahren nur noch Negativität aus und ist zudem immer sehr schnell auf 180. Ich bin ein extrem Harmonie bedürftiger Mensch und komme nur schwer mit seinem Verhalten klar, zudem ich leider auch aus eigener Hand erfahren musste, was es heißt wenn er ausrastet. Ich möchte mich genau von diesem Verhalten abkapseln, da ich merke wie er mich runter zieht und sich meine Gedanken ebenfalls ins Negative abdriften. Das Problem ist das ich wohl noch immer Angst vor ihm habe (in unser Kindheit war er mir gegenüber gewalttätig) und zudem bringt es ein Teil von mir nicht über Herz ihn von mir abzustoßen, weil er dann alleine ist. Kurze Info dazu: Er hat seit Jahren keinen Partner, wohnt alleine und dazu ist vor 5 Jahren unsere Mutter an Krebs verstorben. Wir beide haben das nie richtig verkraften können. Wie soll ich ihm also das klar machen, ohne das er denkt, ich würde ihn im Stich lassen? Versteht mich nicht falsch, ich möchte ihn weiß Gott nicht aus meinem Leben verbannen, aber mit der aktuellen Situation in der Welt kann ich seine zusätzlichen Pessimismus nicht verkraften. Wie schaffe ich es mich von ihm los zusagen, ohne mir hinterher Vorwürfe zu machen oder wie schaffe ich es überhaupt? Gegenüber meinem Bruder habe ich noch nie meine Meinung sagen können.
Ich hoffe das es bis hierhin einigermaßen verständlich ist, wenn nicht schreibt mir gerne Eure Fragen.
Liebe Grüße
Vielleicht in dem du es mal schaffst deine Meinung zu sagen, in einem sicheren Umfeld?
 
L
Benutzer183618  Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #11
Dreizehn Dreizehn Erst einmal danke für deinen tollen Text!
Unsere Konflikte haben sich mit dem Älter-werden gebessert, doch gerade als Kinder/Teenies ist es sehr weit ausgeartet. Zum Beispiel saßen wir gemeinsam am Esstisch und ich durfte ihn nicht angucken. Als ich es doch tat, weil er nun mal direkt gegenüber von mir saß, schnappte er sich ein Messer und ließ es auf meine Hand hinabsausen. Hat geblutet wie Sau, Adern waren beinahe durchtrennt, habe eine schöne Narbe davon getragen. Oder wenn ich ihm dann mal in einem Streit Widerworte gegeben habe, hat er mir als nächstes eine geknallt. Davor hat er mich verprügelt in dem ich schon auf dem Boden lag und er noch zugetreten hat. Hinterher hat es ihm dieses eine Mal leid getan. Aber vergessen kann ich das natürlich nicht. Er hat mir immer gezeigt, dass ich nichts zu melden habe und er eben Gewalt einsetzt.
Mittlerweile hat er seine handgreifliche Gewalt mir gegenüber eingestellt, aber seine Ausraster sind geblieben. Ein Beispiel: Zu meinem Geburtstag 2019 habe ich ein paar Freunde und auch ihn eingeladen Laser-Tag spielen zu gehen. Wir waren fast durch mit unserer Runde, da ist er mit einem Jungen(!) aneinander geraten. Ich habe versucht ihn zu beruhigen und zu bremsen. Ende vom Lied: Es gab eine Prügelei, eine Anzeige von beiden Seiten und mein Geburtstag war ruiniert und das vor den Augen meiner Freunde. Das hat mich einfach so verletzt und er hat sich auch nicht dafür entschuldigt.
Ich muss aber sagen, dass ich meine das er versucht, etwas runterzufahren. Aber manchmal reicht es eben doch nicht. Auch wenn er nicht mit mir schimpft, es sondern um Person X/Y geht und ich seine Wut sehe, wird mir schlecht.

Q Q-Fireball Was wäre ein sicheres Umfeld? Bei mir zuhause? Mit einer weiteren Person?
 
Q
Benutzer77893  Meistens hier zu finden
  • #12
Q Q-Fireball Was wäre ein sicheres Umfeld? Bei mir zuhause? Mit einer weiteren Person?
Ein sicheres Umfeld wäre ein Umfeld in dem du dich nicht nur subjektiv sicher fühlst sondern auch objektiv.
 
Dreizehn
Benutzer20579  (39) Planet-Liebe ist Startseite
  • #13
L Liara.xo Mit deinen letzten Ausführungen bist du dann aber doch deutlich im Bereich 'Gewalttätigkeit' und nicht mehr nur bei 'negative Stimmung, die mich runterzieht'. Das muss man schon klar abgrenzen, da sind die Probleme deines Bruders etwas größer.

Was möchtest du denn? Würde es dir ohne Kontakt besser gehen?
 
Goldbär
Benutzer180126  Verbringt hier viel Zeit
  • #14
L
Benutzer183618  Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #15
Vielen dank für Euren Input und Eure Anregungen.
Ich habe mich jetzt dazu entschieden, in den nächsten Tagen ein Gespräch mit ihm zu führen. Es wird mir wahrscheinlich nicht leicht fallen, alles zu sagen, was ich möchte, aber ich werde das schon schaffen. 💪
Ich möchte nicht mit ihm den Kontakt komplett abbrechen und ihn aus meinem Leben verbannen, lediglich seine Negativität und Wut soll mir fern bleiben.
 
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