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Wie geht ihr mit Schuldgefühlen und Zerrissenheit in der Trauer um?

M
Benutzer167087  (31) Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Hi ein sehr sensibles Thema, aber mein Vater wird in der nächsten Zeit höchstwahrscheinlich sterben aufgrund einer schweren Krankheit. Als es ihm schlecht ging aber noch nicht klar war wie lange er noch bleibt ob vielleicht sogar Jahre war ich schon extrem aufgewühlt und habe oft geweint, aber jetzt fühle ich mich zwar auch scheiße aber irgendwie kann ich das gerade ganz gut ausblenden und mir geht's den Umständen entsprechend gut.

Ich fühle mich irgendwie schlecht weil ich wüsste wenn meine Mutter stattdessen sterben würde wäre ich viel verzweifelter und müsste mich wahrscheinlich einweisen lassen weil ich psychisch komplett am Ende wäre. Ich habe meinen Vater furchtbar lieb und ich möchte nicht, dass er geht und wir hatten, obwohl wir öfter aneinander geraten sind ein tolles Verhältnis. Meine Mutter war aber meine Hauptbezugsperson und nach meinen Auszug aus ihrem Haus, hatte ich auch öfter Kontakt mit ihr. Ich fühle mich schuldig, dass ich, auch wenn ich das natürlich nicht genau weiß, mit ihrem Tod schwerer umgehen könnte als bei meinem Vater. Auch wenn ich weiß das jeder anders trauert und es verschiedene Phasen gibt fühle ich mich immer wieder schlecht wenns mir dann doch ganz gut geht oder ich an etwas Spaß habe. Rational weiß ich, dass das Quatsch ist aber emotional kann ich mit diesem Schuldgefühl nicht umgehen und frag mich wie ich dass dann auch nach dem Tod hinbekomme mein Leben weiterzuführen und für meine Familie da zu sein. Vielleicht hat da jemand Erfahrung und mag berichten was geholfen hat.
 
WeBär
Benutzer175081  Öfter im Forum
  • #2
für meine Familie da zu

Genau darauf solltest du dich fixieren. Deine Familie braucht dich und das wird dir auch helfen. Lass die Trauer zu wenn es soweit ist. Weine wenn du merkst es überkommt dich. Jeder bewältigt es anders und da musst du deinen Weg finden.

Klar ich habe auch Angst vor dem tot bzw tot nahher Angehöriger aber es ist halt ein Teil des lebends und sterben gehört dazu. Ob man will oder nicht.

Du packst das schon.

Lass die Trauer zu und wenn du dich wieder beruhigt hast ist deine Familie da um dich aufzufangen. Bestimmt!!!

Mir graut es auch schon davor auf die nächste Beerdigung gehen zu müssen. Auch wenn es doof klingt mit mal zu mal wird es einfacher bzw mankann damit besser umgehen.

Hoffe dir hilft das. Kopf hoch! :knuddel::rose:
 
LAX
Benutzer171020  Verbringt hier viel Zeit
  • #3
WeBär WeBär hat es schon gesagt, die Familie fängt dich auf und gibt dir Halt in schweren Stunden.

Mir persönlich helfen immer auch klare Gedanken, Reflexion.

Der Sterbende empfindet den Tod nicht so wie der Trauernde. Er kann und will auch mit der Zeit loslassen. Und das ist auch gut so. Mach dir das bewusst, und dass ein jeder von uns allen diesen Weg mal gehen muss.

Nur für die Hinterbliebenen ist es schwer in der ersten Zeit, der Gehende lässt nur einfach sein Leben los.

Und verbring noch so viel Zeit wie es geht und du durchhälst mit deinem Vater, damit du ihn in guter Erinnerung behalten kannst. Denk an die schönen Dinge mit ihm.

Lass Schuldgefühle nicht an dich ran, jeder Bezug ist anders. Beim einen mehr die Mutter, beim anderen mehr der Vater; letztendlich werden beide mal fehlen, weil sie ein Teil von dir sind / waren.

Ich hoffe ich konnte etwas Trost spenden :frown: !
 
G
Benutzer Gast
  • #4
Wenns klemmt und du niemand hast zum Reden kannst du auch die Notfall Seelsorge anrufen.
 
Art_emis
Benutzer174233  (36) Meistens hier zu finden
  • #5
Vielleicht kannst du es jetzt gerade gut ausblenden, weil du ja schon seit einiger Zeit quasi dich in Trauer befindest. Da die Krankheit und das bevorstehende Ableben ja ein langer Prozess sind, hattest du auch schon viel Zeit deine Gefühle dafür auszuleben und dich damit zu befassen. Das ist nichts wofür man sich schlecht fühlen muss. Habe ähnliches mit meinen Großeltern erlebt. Bei beiden Großvätern und meiner Großmutter war es jedesmal sehr ähnlich, dass sie nicht von heut auf morgen verstorben sind, sondern die Krankheit sie nach und nach dahin gerafft hat. Als dann die Nachricht kam, dass es vorbei ist, war ich auch nicht mehr so absolut traurig. Eher auch ein wenig froh, dass sie nun den Frieden gefunden haben.
Auch dass der Tod eines Menschen der einem näher steht als ein anderer (ganz egal wie die Nähe nun auch sein mag) mehr zu schaffen macht, ist meiner Meinung nach auch ganz natürlich. Deswegen ist es ja noch lange keine Gleichgültigkeit.
Was wirklich hilft, das kann ich dir leider pauschal nicht beantworten, aber Zeit ist wohl besonders wichtig und dass man sie sich auch nimmt um Linderung zu finden, die Familie versteht das sicher auch und wird warten bis du wieder voll da sein kannst. Ich wünsche dir viel Kraft und alles gute!
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #6
Menschen trauern einfach unterschiedlich und haben auch eine unterschiedlich starke Verbindung zu ihren nahen Verwandten. Ich finde nicht, dass man sich dafür schämen muss.
Ich erzähle dir einfach mal, wie es mir mit meinen Opas ging, bzw. geht:

Als mein einer Opa starb, war das für mich schon ziemlich hart, da ich immer eine sehr starke Verbindung zu ihm hatte. Ich bin froh, dass ich vor seinem Tod sehr viel Zeit mit ihm verbracht habe. Obwohl ich froh war, als sein Leiden der letzten Lebensjahre endlich vorbei war, hat mich sein Tod schon ziemlich hart getroffen.
Aber ich bin kein Mensch, der das so offen zeigt und insbesondere meiner trauernden Familie wollte ich mit meiner eigenen Trauer auch nie zur Last fallen. Ich wollte überhaupt nicht von meinen ebenfalls trauernden Verwandten aufgefangen werden. Dafür haben mir viele Gespräche mit einer guten Freundin und auch ein zufällig entstandenes, sehr schönes Gespräch mit einer Vereinskameradin (die ich ansonsten eigentlich überhaupt nicht so besonders gut leiden kann) viel Halt gegeben.

Bei meinem anderen Opa sieht das schon ganz anders aus. Wir verstehen uns, aber hatten nie so eine enge Verbindung, weil wir einfach ziemlich unterschiedliche Typen sind. Bei ihm geht es gerade rapide bergab. Natürlich tut es mir weh, mit anzusehen, wie es ihm immer schlechter geht und wie seine Selbstständigkeit, die ihm immer so wichtig war, immer mehr flöten geht. Aber das alles spielt sich trotzdem emotional auf einer ganz anderen Ebene ab.

Generell mache ich bei Todesfällen auch ganz viel mit mir selbst aus. Ich brauche da keinen so großen und dauernden Beistand. Aber es ist sehr tröstlich, zu wissen, dass es Menschen gibt, die bei Bedarf für mich da sind.
 
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