K
Benutzer78086 (39)
Verbringt hier viel Zeit
- #1
Hallo liebe Forummitglieder,
als Neuling hier möchte ich gleich mal mit ein recht kompliziertes und langes Thema posten:
Und zwar ist es so, dass ich mich seit einigen Jahren nach nichts mehr sehne als nach einer festen Beziehung. Das Thema selbst ist wohl der Klassiker und es gibt schon zahlreiche Threads dazu. Jedoch ist das Ganze bei mir noch ein wenig komplizierter, da ich wohl ein Asperger bin.
Da das Asperger Syndrom noch nicht allzu bekannt ist, vielleicht ein paar Worte dazu: Das AS ist eine leichte Form des Autismus, die meines Wissens nicht psychisch bedingt ist, sondern physisch, nämlich durch eine andersartige Ausprägung des Gehirns. So ist beispielsweise die Brücke, deren Funktion es ist, die Zusammenarbeit der verschiedenen Teile des Gehirns zu ermöglichen, eher schwach ausgeprägt. Auch das Kleinhirn, das für die Koordination und die Speicherung von Bewegungsabläufen zuständig ist, ist eher wenig ausgeprägt.
Deshalb sind Asperger besonders in jungen Jahren ungeschickt. Die Informationsverarbeitung unterscheidet sich von der normaler Menschen. So reagieren Asperger häufig besonders sensibel auf Empfindungen wie Körperkontakt oder laute Geräusche. Aspies können sich meist sehr stark auf (nur) eine Sache konzentrieren.
Viele Asperger wissen mit Mimik nicht viel anzufangen und können deshalb mit Gesichtsausdrücken und anderen Ausdrucksformen nicht viel anfangen. Außerdem haben Aspies Schwierigkeiten, im Gespräch Dinge "rauszuhören", die der Gesprächspartner sagen möchte, jedoch nicht wörtlich zum Ausdruck bringt (Probleme beim Erfassen der Pragmatik einer Nachricht).
Oft gibt es auch Unsicherheiten bei alltäglichen Umgangsformen. Small-Talk ist eine Qual, und bei gesellschaftlichen Anlässen sind Asperger häufig unsicher, da sie soziale Verhaltensregeln nicht "intuitiv" erkennen, sondern den Umgang damit erlernen müssen.
Bei mir ist das so, dass ich z.B. sehr ungerne telefoniere. Vor Telefongesprächen wie z.B. zum Vereinbaren eines Friseur- oder Arzttermines bin ich nervös und mein Herz beginnt, sehr schnell zu schlagen. Oft muss ich mich dazu zwingen, mich zum Anruf zu überwinden.
Ich habe übrigens keine Diagnose, das ist auch im Erwachsenenalter eher schwer möglich, bin dennoch sehr, sehr sicher.
Wenn ich in der Öffentlichkeit bin, versuche ich, möglichst nicht anderen Menschen zu begegnen. Wenn es sich nicht vermeiden lässt (z.B. Zugfahrt), dann versuche ich mich durch Lesen und Kopfhörer abzuschotten.
Dennoch habe ich viele (echte) Freunde und niemand in meinem Freundeskreis würde mir glauben (geschweige denn, es vermuten), dass ich ein Autist bin. Man kann das eben sehr gut überspielen. Außerdem kann man ja Verhaltensweisen auch erlernen, und mit über zwanzig Jahren Lebenserfahrung reicht das, um sich im alltäglichen, bekannten Umfeld (bei mir die Uni) zu tarnen. Die Uni ist ohnehin ein optimales soziales Umfeld für mich, da ich mir recht sicher bin, dass ich mir alle "notwendigen" Verhaltensweisen angeeignet habe und sicher im Umgang damit bin. Und an der Uni ist man auch tolerant (es laufen mitunter viel schrägere Leute rum, als ein Asperger, der sich schon ganz gut angepasst hat).
Komplexe Situationen mit sehr zahlreichen möglichen Verlaufsformen hingegen überfordern mich. So bin ich schon oft in Einkaufszentren an Bekleidungsgeschäften vorbeigegangen, wollte eigentlich etwas kaufen, hatte dann jedoch Riesenangst davor, den Laden zu betreten, weshalb ich schnell dran vorbei ging. Oder nur kurz rein und sofort wieder raus. Denn im Gegensatz zum Kauf einer Wurstsemmel, den ich überall ohne jeder Nervosität hinbekomme, gibt es beim Kauf von Kleidung viele unvorhersehbare Situationen, auf die man unter Einhaltung bestimmter sozialer Normamen reagieren muss - was ich ggf. nicht kann.
Doch wie geschrieben, mir gelingt es anscheinend, all das so gut zu überspielen, dass weder Eltern noch Freunde etwas bemerken, außer dass man vielleicht in manchen Situationen etwas komisch ist - aber wer ist das nicht?
Und die normalen Auswirkungen des AS auf meinen Alltag habe ich ganz gut in Griff, man kann bestimmte Situationen meiden, für andere unvermeidbare habe ich mir meine Verhaltensweisen erlernt und zurecht gelegt.
Zusammengefasst heißt das, als Asperger muss ich viele soziale Verhaltensweisen erlernen und spiele deshalb vorher Gespräche usw. mehrmals durch und reflektiere sie hinterher. In wenig komplexen, vorhersehbaren Situationen merkt man mir sicher nichts an.
Werde ich jedoch mit sehr vielen Informationen (hohe Lautstärke, viele Menschen sehr eng um mich rum, viele Unterlagen auf dem Schreibtisch vor mir, ...) konfrontiert, komme ich nicht klar und werde nervös, auto-aggressiv oder was auch immer.
Durch manche dieser neuen Situationen muss ich gelegentlich einfach durch, und das geht auch in Ordnung. Wenn die Situation nicht allzu komplex ist, habe ich die entsprechende Verhaltensweise bald zu meinem Erfahrungsschatz hinzugefügt und beim nächsten mal habe ich keine Probleme mehr.
Jetzt habe ich kurz das Asperger-Syndrom beschrieben und wie es sich bei mir konkret auswirkt, zumindest die Auswirkungen, die für das eigentliche Thema meines Threads wichtig sind:
Seit einigen Jahren sehne ich mich sehr nach einer festen Beziehung.
Da ich sehr viel (Galgen-)Humor habe und auch über mich selbst lachen kann, muss ich manchmal über die Vorstellung lachen, dass ich gerade mit meiner Freundin zum ersten Mal im Bett bin und mich so anstelle, wie es John Forbes Nash in "a beautiful mind" angehängt wird: Hypernervös, da ich für die neue Situation noch keinerlei Verhaltensweisen parat habe
Das bereitet mir auch keine Sorge. Klar, Berührungen sind für mich "schlimm", aber das nur, wenn sie unerwartet sind und ich nicht weiß, was sie bedeuten (versehen, absicht? Wenn absicht, welche Absicht? Wenn mir Leute im Gespräch auf die Schulter klopfen hasse ich das, und Umarmungen zur Begrüßung hasse ich auch). Beim Sex widmet man die ganze Aufmerksamkeit dem Akt, es gibt nicht so viele verschiedene Quellen für Informationen. Ich denke, mit einer etwas verständnisvollen Freundin kann ich die "Lernphase" kurz halten und nach einiger Zeit wird ihr nicht mehr Auffallen, dass sie gerade mit einem Autisten schläft
Das nur als komischer Gedanke am Rande,bei dem ich über mich selbst lachen muss, nichts Wesentliches. Das für mich wesentliche Problem ist einfach, dass ich nicht weiß, wie man als Asperger eine Freundin findet. Wie viele Mädchen hat ein heterosexueller Mittzwanziger in seinem Leben angesprochen? Ich weiß es nicht, vermute aber, im Schnitt schon einige. Sicher über zehn. Richtig?
Bei mir sind es: 0. Diese Situation ist so komplex, es gibt so viele mögliche Verläufe und Reaktionen, deshalb ist diese Situation so unvorhersehbar für mich und ich kann mich deshalb nicht auf die Situation vorbereiten. Zumindest nicht so, dass ich mich sicher genug fühle, das dann auch "durchzuziehen". Deshalb traue ich mich einfach nicht. Das ist wohl eine dieser Situationen, wo ich einfach durch müsste, um Erfahrungsschatz zu gewinnen. Aber eben weil ich überhaupt nicht weiß, was ok ist und was stillos und wie weit man gehen soll, ich andererseits sehr viel Respekt vor meinen Mitmenschen habe, und es außerdem in diesen Situationen auch noch sehr auf Mimik, Gestik und Pragmatik ankommt, also auf all die Dinge, mit denen Asperger nicht viel anfangen können, weiß ich genau, dass ich in diesen Situationen überfordert wäre.
Ich neige ohnehin eher dazu Mädchen ansprechen (wenn ich es überhaupt täte), die ich schon kenne, denn ein Mädel, dass ich nicht kenne, passt sehr wahrscheinlich nicht zu mir.
Als ich einmal vor Jahren ohne eigenes Zutun fast in eine Beziehung "geraten" wäre, hat das nur deshalb nicht geklappt, weil ich einfach gar keinen Schritt gemacht habe. Sie hat sich nach und nach dazu überwunden, noch einen Schritt mehr zu machen, aber von mir kam gar nichts, da ich einfach die Pragmatik von all dem nicht erkannt habe. Stattdessen wollte ich mit Logik die Situation analysieren. Nach der logischen Bewertung habe ich 55% darauf gegeben, dass sie etwas von mir will und 45%, dass nicht. Das war mir zu wenig Sicherheit und ich habe einfach nie irgendeinen Schritt gemacht. Daran ist das gescheitert.
Heute weiß ich einfach gar nicht, wie ich ein Mädel kennen lernen soll. Kontakt aufbauen, halten, all das ist nicht so leicht für mich. Wo kennenlernen? Discos, Bars, all das ist nichts für mich, da laut, eng, grell. Ich bin sozial gar nicht so inaktiv, wie man nach diesem Artikel vllt denkt - trotz meiner Abneigung bin ich öfter in Bars (wenn ich sitzen kann und links und rechts etwas Platz ist sowie der Tisch vor mir nicht überfüllt ist und man sich noch halbwegs unterhalten kann, ist alles ok) oder in Kneipen, bin in einem Sportverein und in einigen anderen Vereinen. Discos sind nicht drin für mich, da flippe ich nur dann nicht aus, wenn ich stockbesoffen bin, und etwas viel mieseres als einen stockbesoffenen Autisten findet frau nicht auf der Welt.
Sprich, die Gelegenheiten wären vielleicht da, dennoch sind die Mädchen entweder uninteressant oder es kommt trotz 10 Jahren im gleichen Verein nicht wirklich zu Kontakt.
Früher dachte ich immer, dass ich scheisse aussehe oder so etwas. Dazu muss ich sagen, ich kann das ehrlich überhaupt nicht einschätzen und bin mit dieser Meinung nur danach gegangen, dass ich keinen Erfolg bei den Frauen hatte. Mir war die soziale Quasinorm, dass Jungs meistens die ersten Schritte machen, nicht bekannt.
Immerhin viermal gab es wohl ein Mädchen, dass die ersten Schritte machen wollte, zumindest bin ich mir bei den vier Fällen recht sicher , aber entweder mangels Interesse meinerseits oder zweimal einfach mangels weiterer Schritte von meiner Seite ging sich nichts aus, das eine Mal habe ich ja bereits erwähnt, da war es ohne jedliches Zutun von mir schon fast eine Beziehung.
Deshalb denke ich nicht, dass es an meinem Aussehen liegt. Aber das ist eher eine mathematische Abwägung als eine Überzeugung
Vielleicht ist es zu viel gefragt, wenn ich wissen möchte, welche Möglichkeiten man als Asperger hat, eine Freundin zu finden. Aber ich freue mich über Ideen, Aufmunterung und jede andere Art des Kommentars. Und ich bin froh, das so mal losgeworden zu sein.
Viele Grüße und Danke für's Lesen,
karl-hans
als Neuling hier möchte ich gleich mal mit ein recht kompliziertes und langes Thema posten:
Und zwar ist es so, dass ich mich seit einigen Jahren nach nichts mehr sehne als nach einer festen Beziehung. Das Thema selbst ist wohl der Klassiker und es gibt schon zahlreiche Threads dazu. Jedoch ist das Ganze bei mir noch ein wenig komplizierter, da ich wohl ein Asperger bin.
Da das Asperger Syndrom noch nicht allzu bekannt ist, vielleicht ein paar Worte dazu: Das AS ist eine leichte Form des Autismus, die meines Wissens nicht psychisch bedingt ist, sondern physisch, nämlich durch eine andersartige Ausprägung des Gehirns. So ist beispielsweise die Brücke, deren Funktion es ist, die Zusammenarbeit der verschiedenen Teile des Gehirns zu ermöglichen, eher schwach ausgeprägt. Auch das Kleinhirn, das für die Koordination und die Speicherung von Bewegungsabläufen zuständig ist, ist eher wenig ausgeprägt.
Deshalb sind Asperger besonders in jungen Jahren ungeschickt. Die Informationsverarbeitung unterscheidet sich von der normaler Menschen. So reagieren Asperger häufig besonders sensibel auf Empfindungen wie Körperkontakt oder laute Geräusche. Aspies können sich meist sehr stark auf (nur) eine Sache konzentrieren.
Viele Asperger wissen mit Mimik nicht viel anzufangen und können deshalb mit Gesichtsausdrücken und anderen Ausdrucksformen nicht viel anfangen. Außerdem haben Aspies Schwierigkeiten, im Gespräch Dinge "rauszuhören", die der Gesprächspartner sagen möchte, jedoch nicht wörtlich zum Ausdruck bringt (Probleme beim Erfassen der Pragmatik einer Nachricht).
Oft gibt es auch Unsicherheiten bei alltäglichen Umgangsformen. Small-Talk ist eine Qual, und bei gesellschaftlichen Anlässen sind Asperger häufig unsicher, da sie soziale Verhaltensregeln nicht "intuitiv" erkennen, sondern den Umgang damit erlernen müssen.
Bei mir ist das so, dass ich z.B. sehr ungerne telefoniere. Vor Telefongesprächen wie z.B. zum Vereinbaren eines Friseur- oder Arzttermines bin ich nervös und mein Herz beginnt, sehr schnell zu schlagen. Oft muss ich mich dazu zwingen, mich zum Anruf zu überwinden.
Ich habe übrigens keine Diagnose, das ist auch im Erwachsenenalter eher schwer möglich, bin dennoch sehr, sehr sicher.
Wenn ich in der Öffentlichkeit bin, versuche ich, möglichst nicht anderen Menschen zu begegnen. Wenn es sich nicht vermeiden lässt (z.B. Zugfahrt), dann versuche ich mich durch Lesen und Kopfhörer abzuschotten.
Dennoch habe ich viele (echte) Freunde und niemand in meinem Freundeskreis würde mir glauben (geschweige denn, es vermuten), dass ich ein Autist bin. Man kann das eben sehr gut überspielen. Außerdem kann man ja Verhaltensweisen auch erlernen, und mit über zwanzig Jahren Lebenserfahrung reicht das, um sich im alltäglichen, bekannten Umfeld (bei mir die Uni) zu tarnen. Die Uni ist ohnehin ein optimales soziales Umfeld für mich, da ich mir recht sicher bin, dass ich mir alle "notwendigen" Verhaltensweisen angeeignet habe und sicher im Umgang damit bin. Und an der Uni ist man auch tolerant (es laufen mitunter viel schrägere Leute rum, als ein Asperger, der sich schon ganz gut angepasst hat).
Komplexe Situationen mit sehr zahlreichen möglichen Verlaufsformen hingegen überfordern mich. So bin ich schon oft in Einkaufszentren an Bekleidungsgeschäften vorbeigegangen, wollte eigentlich etwas kaufen, hatte dann jedoch Riesenangst davor, den Laden zu betreten, weshalb ich schnell dran vorbei ging. Oder nur kurz rein und sofort wieder raus. Denn im Gegensatz zum Kauf einer Wurstsemmel, den ich überall ohne jeder Nervosität hinbekomme, gibt es beim Kauf von Kleidung viele unvorhersehbare Situationen, auf die man unter Einhaltung bestimmter sozialer Normamen reagieren muss - was ich ggf. nicht kann.
Doch wie geschrieben, mir gelingt es anscheinend, all das so gut zu überspielen, dass weder Eltern noch Freunde etwas bemerken, außer dass man vielleicht in manchen Situationen etwas komisch ist - aber wer ist das nicht?
Und die normalen Auswirkungen des AS auf meinen Alltag habe ich ganz gut in Griff, man kann bestimmte Situationen meiden, für andere unvermeidbare habe ich mir meine Verhaltensweisen erlernt und zurecht gelegt.
Zusammengefasst heißt das, als Asperger muss ich viele soziale Verhaltensweisen erlernen und spiele deshalb vorher Gespräche usw. mehrmals durch und reflektiere sie hinterher. In wenig komplexen, vorhersehbaren Situationen merkt man mir sicher nichts an.
Werde ich jedoch mit sehr vielen Informationen (hohe Lautstärke, viele Menschen sehr eng um mich rum, viele Unterlagen auf dem Schreibtisch vor mir, ...) konfrontiert, komme ich nicht klar und werde nervös, auto-aggressiv oder was auch immer.
Durch manche dieser neuen Situationen muss ich gelegentlich einfach durch, und das geht auch in Ordnung. Wenn die Situation nicht allzu komplex ist, habe ich die entsprechende Verhaltensweise bald zu meinem Erfahrungsschatz hinzugefügt und beim nächsten mal habe ich keine Probleme mehr.
Jetzt habe ich kurz das Asperger-Syndrom beschrieben und wie es sich bei mir konkret auswirkt, zumindest die Auswirkungen, die für das eigentliche Thema meines Threads wichtig sind:
Seit einigen Jahren sehne ich mich sehr nach einer festen Beziehung.
Da ich sehr viel (Galgen-)Humor habe und auch über mich selbst lachen kann, muss ich manchmal über die Vorstellung lachen, dass ich gerade mit meiner Freundin zum ersten Mal im Bett bin und mich so anstelle, wie es John Forbes Nash in "a beautiful mind" angehängt wird: Hypernervös, da ich für die neue Situation noch keinerlei Verhaltensweisen parat habe
Das bereitet mir auch keine Sorge. Klar, Berührungen sind für mich "schlimm", aber das nur, wenn sie unerwartet sind und ich nicht weiß, was sie bedeuten (versehen, absicht? Wenn absicht, welche Absicht? Wenn mir Leute im Gespräch auf die Schulter klopfen hasse ich das, und Umarmungen zur Begrüßung hasse ich auch). Beim Sex widmet man die ganze Aufmerksamkeit dem Akt, es gibt nicht so viele verschiedene Quellen für Informationen. Ich denke, mit einer etwas verständnisvollen Freundin kann ich die "Lernphase" kurz halten und nach einiger Zeit wird ihr nicht mehr Auffallen, dass sie gerade mit einem Autisten schläft
Das nur als komischer Gedanke am Rande,bei dem ich über mich selbst lachen muss, nichts Wesentliches. Das für mich wesentliche Problem ist einfach, dass ich nicht weiß, wie man als Asperger eine Freundin findet. Wie viele Mädchen hat ein heterosexueller Mittzwanziger in seinem Leben angesprochen? Ich weiß es nicht, vermute aber, im Schnitt schon einige. Sicher über zehn. Richtig?
Bei mir sind es: 0. Diese Situation ist so komplex, es gibt so viele mögliche Verläufe und Reaktionen, deshalb ist diese Situation so unvorhersehbar für mich und ich kann mich deshalb nicht auf die Situation vorbereiten. Zumindest nicht so, dass ich mich sicher genug fühle, das dann auch "durchzuziehen". Deshalb traue ich mich einfach nicht. Das ist wohl eine dieser Situationen, wo ich einfach durch müsste, um Erfahrungsschatz zu gewinnen. Aber eben weil ich überhaupt nicht weiß, was ok ist und was stillos und wie weit man gehen soll, ich andererseits sehr viel Respekt vor meinen Mitmenschen habe, und es außerdem in diesen Situationen auch noch sehr auf Mimik, Gestik und Pragmatik ankommt, also auf all die Dinge, mit denen Asperger nicht viel anfangen können, weiß ich genau, dass ich in diesen Situationen überfordert wäre.
Ich neige ohnehin eher dazu Mädchen ansprechen (wenn ich es überhaupt täte), die ich schon kenne, denn ein Mädel, dass ich nicht kenne, passt sehr wahrscheinlich nicht zu mir.
Als ich einmal vor Jahren ohne eigenes Zutun fast in eine Beziehung "geraten" wäre, hat das nur deshalb nicht geklappt, weil ich einfach gar keinen Schritt gemacht habe. Sie hat sich nach und nach dazu überwunden, noch einen Schritt mehr zu machen, aber von mir kam gar nichts, da ich einfach die Pragmatik von all dem nicht erkannt habe. Stattdessen wollte ich mit Logik die Situation analysieren. Nach der logischen Bewertung habe ich 55% darauf gegeben, dass sie etwas von mir will und 45%, dass nicht. Das war mir zu wenig Sicherheit und ich habe einfach nie irgendeinen Schritt gemacht. Daran ist das gescheitert.
Heute weiß ich einfach gar nicht, wie ich ein Mädel kennen lernen soll. Kontakt aufbauen, halten, all das ist nicht so leicht für mich. Wo kennenlernen? Discos, Bars, all das ist nichts für mich, da laut, eng, grell. Ich bin sozial gar nicht so inaktiv, wie man nach diesem Artikel vllt denkt - trotz meiner Abneigung bin ich öfter in Bars (wenn ich sitzen kann und links und rechts etwas Platz ist sowie der Tisch vor mir nicht überfüllt ist und man sich noch halbwegs unterhalten kann, ist alles ok) oder in Kneipen, bin in einem Sportverein und in einigen anderen Vereinen. Discos sind nicht drin für mich, da flippe ich nur dann nicht aus, wenn ich stockbesoffen bin, und etwas viel mieseres als einen stockbesoffenen Autisten findet frau nicht auf der Welt.
Sprich, die Gelegenheiten wären vielleicht da, dennoch sind die Mädchen entweder uninteressant oder es kommt trotz 10 Jahren im gleichen Verein nicht wirklich zu Kontakt.
Früher dachte ich immer, dass ich scheisse aussehe oder so etwas. Dazu muss ich sagen, ich kann das ehrlich überhaupt nicht einschätzen und bin mit dieser Meinung nur danach gegangen, dass ich keinen Erfolg bei den Frauen hatte. Mir war die soziale Quasinorm, dass Jungs meistens die ersten Schritte machen, nicht bekannt.
Immerhin viermal gab es wohl ein Mädchen, dass die ersten Schritte machen wollte, zumindest bin ich mir bei den vier Fällen recht sicher , aber entweder mangels Interesse meinerseits oder zweimal einfach mangels weiterer Schritte von meiner Seite ging sich nichts aus, das eine Mal habe ich ja bereits erwähnt, da war es ohne jedliches Zutun von mir schon fast eine Beziehung.
Deshalb denke ich nicht, dass es an meinem Aussehen liegt. Aber das ist eher eine mathematische Abwägung als eine Überzeugung
Vielleicht ist es zu viel gefragt, wenn ich wissen möchte, welche Möglichkeiten man als Asperger hat, eine Freundin zu finden. Aber ich freue mich über Ideen, Aufmunterung und jede andere Art des Kommentars. Und ich bin froh, das so mal losgeworden zu sein.
Viele Grüße und Danke für's Lesen,
karl-hans