• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

Wie denkt ihr über Hartz-IV-Bezieher/innen?

M
Benutzer50955  Sehr bekannt hier
  • #1
Inspiriert durch https://www.planet-liebe.com/threads/findet-ihr-es-unfair-dass-hartz-iv-empf%C3%A4ngerinnen-die-pille-selbst-bezahlen-m%C3%BCssen.246097/ würde ich gerne mal von euch wissen, was genau ihr ganz allgemein über Menschen denkt, die Hartz IV beziehen. Die üblichen Verallgemeinerungen (sie sind dumm, faul etc.) konnte man an anderer Stelle ja schon lesen. Interessanterweise entsprechen sie genau dem Bild, das gerne in Doku-Soaps dargestellt wird.
Woher stammen denn eure "Kenntnisse" über Hartz IV? Selber mal ALG II Bezogen, oder stützt ihr eure Aussagen auf Dinge, die im Fernsehen gezeigt werden oder die ihr vom Hörensagen "kennt"?
 
M
Benutzer Gast
  • #2
Ich kann schlecht sagen, was ich allgemein von Hartz IV Beziehern halte, weil ich schon selbst zu viele verschiedene Fälle kenne.
Da ist vom wirklichen arbeitsfaulen Mittzwanziger, der sich für jeden Job zu schade ist, über die arbeitswillige alleinerziehende Mutter bis hin zum erkrankten Fast-Rentner alles dabei.

Wie so oft im Leben kommt es auf den Einzelfall an und alle über einen Kamm zu scheren ist einfach falsch.

Das einzige, was mir ab und zu sauer aufstößt, ist die Tatsache, wie Hartz IV Empfänger immer als "ärmste Bevölkerungsschicht" dargestellt werden. Ja, ich weiß wieviel Geld ein Hartz IV Empfänger monatlich am Ende zur Verfügung hat, ich weiß aber auch, dass man davon gut leben kann, wenn man denn gewillt ist, sein Geld einzuteilen.
 
M
Benutzer18889  Beiträge füllen Bücher
  • #3
Ich schließe mich zum Großteil meiner Vorposterin an.

Trotzdem ist es leider so, dass überdurchschnittlich viele unserer "assigen" Patienten wirklich HartzIV-Empfänger sind und natürlich alle in 3, 4 bekannten Straßen der Stadt wohnen. Das sind dann Wohnungen, in denen oft kein vernünftiger Boden ist (manchmal nur so Beton), die Wände beschmiert sind, wo es eindeutig zuviele Tiere gibt, wo die Kinder zur Schulzeit Zuhause bleiben, wo trotz Kindern massenhaft geraucht wird und Bierflasche neben Kornflasche steht. Diese Leute gehen zu bestimmt 95% keiner geregelten Arbeit nach. Wie auch, wenn man morgens schon säuft oder gar Drogen nimmt? Ich bin ganz ehrlich erst zwei- oder dreimal in solchen Dreckswohnungen gewesen, wo normale Arbeitnehmer lebten. Die konnten den Schein noch wahren.

Klar gibt's auch so einige Fälle, in denen die Leute extremes Pech haben. Was soll man machen, wenn einem mit 55 Jahren gekündigt wird und man vielleicht von der Lehre an in dem Betrieb gearbeitet hat? Diese Leute stellt doch niemand mehr ein.

Allgemein denke ich aber, dass zumindest junge Leute immer irgendeine Arbeit finden können, wenn sie sich Mühe geben und nicht ganz doof sind. Wenn ich online so die Stellenanzeigen betrachte, sind da immer Jobs bei, die auch ungelernte Kräfte ergreifen können.
 
S
Benutzer48909  (43) Meistens hier zu finden
  • #4
Ich finde erstmal überhaupt nicht, dass man von Hartz IV "gut" leben kann (man definiere vielleicht mal "gut"). Ales Alleinlebender mag das noch angehen, aber gerade bei Familien mit Kindern ist das Geld oft mehr als ganz schön knapp.
Und, auch wenn es rein monetär monatlich heute mehr gibt als zu Zeiten des Bundessozialhilfegesetzes geht es den Familien schlechter. Es müssen heute viel mehr Dinge aus dem Regelsatz selbst bezahlt werden für die es früher Beihilfen gab. Solange alle notwendigen Haushaltsgeräte und Möbel heil sind mag es noch ganz "gut" gehen. Aber wehe der Kühlschrank, die Waschmaschine, das Bett geht kaputt. Dann wird es extrem eng.
Ich persönlich denke, dass Hartz IV für die Menschen in unserem Staat das Schlechteste war, was die Politik sich hat einfallen lassen können. (Und wenn sich, ich denke mal ein paar Jahre zurück, ein Bundesfinanzminister hinstellt und sagt: "Mit 345 Euro die Woche kann man doch gut leben, ich weiß gar nicht, was die alle jammern." und nicht mal weiß, dass das der Regelsatz eines Haushaltsvorstandes für einen Monat ist, dann denke ich nur "armes Deutschland... *kotz*")

Nun zum eigentlichen Thema:
Ich denke allgemein gar nichts über "die Hartz IV - Bezieher", da ich aus meiner eigenen Erfahrung als Sachbearbeiterin weiß, dass es absolut jeden treffen kann. Ich hatte so viel unterschiedliches Klientel, von Familien, bei denen der Einkommensbezieher durch Krankheit nicht mehr in der Lage war für die Familie zu sorgen oder wo die Firma bei der er angestellt war in die Insolvenz gegangen ist, über alleinerziehende Mütter bis hin zu natürlich auch dem typischen "Doku-Soap-Klientel, das einfach nicht arbeiten will, weil es sich mit dem Betrag den es gibt gut arrangiert hat". Eine Kollegin saß auch plötzlich bei mir auf der anderen Seite des Schreibtisches....
Es ist absolut jeder Menschenschlag dabei gewesen und "den Hartz-IV-Bezieher" über den ich grundsätzlich erstmal schlecht denke gibt es einfach nicht, auch wenn die Medien uns das gerne weis machen möchten.

Die Meisten (80%) meiner Kunden waren nett und höflich. Klar gab es den typischen "Sozialhilfeadel" darunter und auch Jungspunde, die gar keinen Bock hatten zu arbeiten. Aber das ist nicht die Masse!!

Anekdote am Rande:
Ich hatte einen ganz "lieben" Alkoholiker. Der war fast 60 Jahre alt, seit bestimmt 20 Jahren abhängig von Alkohol und Sozialhilfe und einsam. Es war absolut klar, dass der sein Leben nicht mehr wieder auf die Reihe bekommt. Klar ist das ne traurige Existenz und solche Leute sind es, denen einige hier am liebsten das Geld noch kürzen würden, weil sie ja nichts für die Gesellschaft leisten. Das war aber alles nicht wichtig. Wichtig war, dass es ihn aufrecht gehalten hat, dass er sich jede Woche bei mir seinen Scheck geholt hat und eine Runde geplauscht hat.
Man halte sich bitte einfach mal vor Augen: "Die Hartz-IV-Bezieher" sind Menschen!

Off-Topic:

Ich könnte wohl noch 3 Seiten schreiben... Mir stößt es so sauer auf, wenn da pauschal verurteilt wird und von irgendwelchen 18jährigen gesagt wird: "Die kriegen noch viel zu viel. Die sollen arbeiten gehen und nicht dem Staat auf der Tasche liegen".
Ich habe mit 19 Jahren als Sachbearbeiterin auf dem Sozialamt angefangen. Da habe ich sogar ein bisschen ähnlich gedacht wie es viele hier im Forum schreiben...
Eines habe ich dort ganz sicher gelernt: Um darüber zu urteilen braucht es wirklich etwas mehr Lebenserfahrung.
 
M
Benutzer50955  Sehr bekannt hier
  • Themenstarter
  • #5
Das einzige, was mir ab und zu sauer aufstößt, ist die Tatsache, wie Hartz IV Empfänger immer als "ärmste Bevölkerungsschicht" dargestellt werden.

Arm muss man ja nicht zwangsläufig finanziell sehen. Eine arme Sau ist man schon, wenn ich mir die Stigmatisierung von Hartz IV ansehe. Wenn man auf einer Party oder sonstwo Leute kennenlernt, und die obligatorische Frage "Was machst du denn so beruflich?" kommt, will ich nicht wissen, wieviele Vorurteile mit dem Begriff Hartz IV verbunden sind.
Bei der Partnersuche dürfte man damit auch keinen bombigen Eindruck machen.

Schmusekatze05 schrieb:
Ich habe mit 19 Jahren als Sachbearbeiterin auf dem Sozialamt angefangen. Da habe ich sogar ein bisschen ähnlich gedacht wie es viele hier schreiben...
Eines habe ich dort ganz sicher gelernt: Um darüber zu urteilen braucht es wirklich etwas mehr Lebenserfahrung.

Deine Meinung bei dem Hintergrund überrascht mich sehr, und finde ich sehr bewundernswert. Ich kenne einige, die nach dem Abi bei der Stadt angefangen haben, und die mit der Zeit eher sehr "disillusioniert" wurden d.h. deren Bild von Hartz IV-Empfängern eher schlechter und pauschaler als besser wurde.
 
Beastie
Benutzer2160  Beastialische Beiträge
  • #6
ich bin auch leistungssachbearbeiterin im bereich ALG II (hartz IV heißt ditte jar nich *klugscheiß*)

was denk ich über hartzIV empfänger?
nichts eigentlich.
es kann jeden treffen.

jeder meiner kunden ist für mich grundsätzlich jemand, der eben was beantragt
wie man bei einer bank ein konto eröffnet zb
oder beim bäcker eine torte bestellt.
ihr glaubt gar nicht, wie viele leute sich schämen, weil sie kommen müssen.

es gibt aber auch genug, die versuchen es auszunutzen, wo es nur geht.
einige versuchen dich zu bescheißen. das is fakt, aber das is definitiv nicht die masse.

die meisten sind durch arbeitslosigkeit, krankheit oder eben alleinerziehung reingerutscht
 
S
Benutzer48909  (43) Meistens hier zu finden
  • #7
Deine Meinung bei dem Hintergrund überrascht mich sehr, und finde ich sehr bewundernswert. Ich kenne einige, die nach dem Abi bei der Stadt angefangen haben, und die mit der Zeit eher sehr "disillusioniert" wurden d.h. deren Bild von Hartz IV-Empfängern eher schlechter und pauschaler als besser wurde.

Davon kenne ich auch genug Kollegen. "Lustig" finde ich immer, wenn man das Gefühl hat, dass die die Leistung aus eigener Tasche zahlen müssen. So tun einige echt...

Ich hab eigentlich immer versucht an jeden neuen Antragsteller erstmal neutral ranzugehen und mir den Menschen anzuschauen. Viel macht einfach aus wie man selber sich gibt. Merken die Menschen, dass man sich für sie interessiert nicht als Fall, sondern als Mensch, dann läuft es eigentlich ganz gut.
Wie gesagt: Am Anfang habe ich vielleicht auch mal Öfter gedacht: Ey, der kann ja wohl auch arbeiten für sein Geld. Aber man merkt im Laufe der Zeit, dass hinter jedem, der da vor einem sitzt auch irgendein Schicksal steckt. Es ist nicht immer alles so einfach, wie es vordergründig aussieht...

Natürlich bin ich auch mal so richtig "über den Tisch gezogen worden". Das gehört dazu... Aber, soll ich deswegen jetzt jedem unterstellen, dass er eh nur bescheißen will?

Wie Beastie ja auch sagt. Leute, die einfach nicht arbeiten wollen bzw. noch betrügen wollen, dass ist nicht die Masse an Leuten. Die gibt es natürlich, aber die gibt es überall anders auch (z. B. Versicherungsbetrug, Steuerhinterziehung etc.)
 
Beastie
Benutzer2160  Beastialische Beiträge
  • #8
Ich hab eigentlich immer versucht an jeden neuen Antragsteller erstmal neutral ranzugehen und mir den Menschen anzuschauen. Viel macht einfach aus wie man selber sich gibt. Merken die Menschen, dass man sich für sie interessiert nicht als Fall, sondern als Mensch, dann läuft es eigentlich ganz gut.
Wie gesagt: Am Anfang habe ich vielleicht auch mal Öfter gedacht: Ey, der kann ja wohl auch arbeiten für sein Geld. Aber man merkt im Laufe der Zeit, dass hinter jedem, der da vor einem sitzt auch irgendein Schicksal steckt. Es ist nicht immer alles so einfach, wie es vordergründig aussieht...
ich mach das auch so und ja, das is auch so (schicksal).
und man muss sehr aufpassen, gerade am anfang, dass man das alles möglichst im büro lässt.
 
S
Benutzer48909  (43) Meistens hier zu finden
  • #9
und man muss sehr aufpassen, gerade am anfang, dass man das alles möglichst im büro lässt.

Off-Topic:
Jup. Ich hab zum Glück nen Arbeitsweg von einer halben Stunde. Da hab ich das meistens "abgeschüttelt".
 
W
Benutzer79369  Benutzer gesperrt
  • #10
der staat bietet diese leistung an und folglich kann man sie in anspruch nehmen. das leben ist nun einmal nicht das paradies und so kann man eben in situationen geraten, wodurch man dann ALG II beantragen muss.

dass vom ALG II diese ganzen asozialen leute leben, dessen hirn maximal bis zur nächsten alkohol- oder zigarettenquelle reicht, ist eine ganz andere sache. aber das sind dann nicht DIE hartz4-bezieher, sondern eben ein sehr armseliger teil der bevölkerung für mich.
 
P
Benutzer3277  Beiträge füllen Bücher
  • #11
In meiner Heimatstadt (in Sachsen) kenne ich sehr viele Hartz IV Bezieher. In unserer Stadt wurden nach 1990 ALLE Betriebe geschlossen. Ein Teil der Leute ist in den Westen abgewandert, der Rest blieb da, die meisten davon arbeitslos. Daß davon einige depressiv oder alkoholsüchtig wurden ist logisch. Aber viele bemühen sich redlich um Arbeit, machen auch ehrenamtlich was.

Übrigens sah ich im TV vor einiger Zeit einen Beitrag über Hartz IV Bezieher, die in Äthiopien als 1-Euro-Jobber archäologische Ausgrabungen für eine deutsche Universität machen. Alle diese Leute haben einen Studienabschluss. Der Leiter der Ausgrabungen ist selbst 1-Euro-Jobber. So ist die Hartz IV Situation auch! Davon gibts genug weitere Beispiele.
 
V
Benutzer Gast
  • #12
Ich habe keine allgemeine Meinung zu Hartz-IV-Empfängern.
Es gibt die Schnorrer, die zu faul sind, arbeiten zu gehen.
Es gibt aber auch den Familienvater, dessen Geld, das er verdient, nicht ausreicht, um die Familie zu ernähren und deshalb Hartz IV bekommt. Es gibt die junge Frau, die nach ihrer Ausbildung nicht übernommen wird und deshalb staatliche Hilfe kassiert. Oder der 50-Jährige, dessen Arbeitsstelle gestrichen wurde und der nun in seinem Alter keinen Job mehr findet. Und es gibt noch Tausende weiterer Fälle, wo Menschen Hilfe vom Staat in Anspruch nehmen müssen, um nicht auf der Straße zu landen.
 
Piratin
Benutzer29410  (46) Beiträge füllen Bücher
  • #13
Ich sag dazu lieber nichts, bevor ich von den ganzen Philantrophen hier noch gesteinigt werde. Aber die Hartz 4 Empfänger, die ich kenne, entsprechen den Vorurteilen vollumfänglich. Bekannte von mir: "Für 400 Euro beweg ich meinen Arsch keinen Millimeter von der Couch!" Am meisten tun mir die Kinder leid. Übrigens bin ich nicht der Meinung, dass ich mit einem Alkoholiker Mitleid haben muss, persönliche Einstellung. Jaja, die böse Gesellschaft hat ihn zum Alkohol getrieben, ich weiss.
 
T
Benutzer87508  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • #14
Ich kenne soviele Hartzer, die, die damit gut umgehen können machen sich schon ein lockeres, geiles Leben.
 
S
Benutzer48909  (43) Meistens hier zu finden
  • #15
Übrigens bin ich nicht der Meinung, dass ich mit einem Alkoholiker Mitleid haben muss, persönliche Einstellung. Jaja, die böse Gesellschaft hat ihn zum Alkohol getrieben, ich weiss.

Mitleid muss man sicher nicht haben, aber Verständnis und etwas Einfühlungsvermögen gegenüber Leuten, denen es nicht so gut geht wie einem selber.
 
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M
Benutzer50955  Sehr bekannt hier
  • Themenstarter
  • #36
Das es Leute gibt, die wahrscheinlich in der Mittelschicht (oder aufwärts) aufgewachsen sind, und keinen Kontakt zu ärmeren Menschen haben, ist ja bekannt. Dann kommen noch die "Informationen" von RTL und Pro7 sowie reißerische "Abzock-Geschichten" in der Bild dazu und *schwups* fertig ist das Weltbild. Wobei es gerade Leute ohne persönlichen Kontakt zu sozial schwachen sind, die eine "neue Härte" fordern, und den Sozialdarwinismus (Überleben der Stärkeren) ganz sympathisch finden.

Piratin ist Lehrerin, wie man aus einigen Posts erfährt. Somit redet es sich natürlich leicht über Menschen, die ihren Job verlieren, wenn man selber durch die Lobbyarbeit des Beamtenbundes nach vollzogener verbeamtung unkündbar ist. Und natürlich ist es ihrem Weltbild nach total ok über sozial schwache herzuziehen...über die 6-Wöchigen Sommerferien der Lehrer zu schimpfen ist demgegenüber natürlich nur dummer Populismus...is klar.

PS: Ich möchte mit meinem Steuergeld auch keine Lehrerinnen ohne Sinn für Realität durchfüttern, die unseren Kindern Loblieder in Sachen Sozialdarwinismus vorsingen. Aber ich muss das auch.

Off-Topic:
Kaum ist die Bewertungsfunktion weg, zeigen manche endlich ihr wahres Gesicht...
 
M
Benutzer50955  Sehr bekannt hier
  • Themenstarter
  • #66
Zu der "das wird von meinen Steuergeldern bezahlt"-Jammerei:
ALG II wird durch Steuern finanziert, stimmt. Bei jedem Einkauf, jeder Busfahrt usw. eines ALG II-Beziehers gehen übrigens 7 bzw. 19% Mehrwertsteuer direkt wieder an den Staat zurück.

Daneben finde ich es interessant, dass gerne mit zweierlei Maß gemessen wird. Nehmen wir mal die Unsummen, die in den Bankensektor fließen, der die aktuelle Krise mit verursacht hat. Warum regt man sich darüber nicht so leidenschaftlich auf, wie über die Wohnung, die der Alleinerziehenden finanziert wird?
ALG II-Bezieher sollen gefälligst nur noch Gutscheine bekommen, heißt es...wo ist die Empörung über Bonuszahlungen, die gescheiterte Bankmanager bekommen? Bonuszahlungen, die u. a. aus dem Steuergeld finanziert werden, das manche Banken zum überleben brauchen.
Wenn ALG II-Beziehern eine Abzockmentalität unterstellt wird...was genau zeichnet denn die Nachbarn aus, die sich darin überbieten, wie "clever" sie doch wieder was an der Steuer vorbeigemogelt haben? Und Versicherungsbetrüger soll es ja auch recht zahlreich geben...nur aus Spaß lassen Versicherungen Fälle nicht genau prüfen. Und ob die Spesen immer exakt abgerechnet werden?

In dieser Debatte ist doch ziemlich viel Doppelmoral...das alle, die über ALG II-Bezieher herziehen, moralische Vorbilder sein sollen, wage ich zu bezweifeln.

Off-Topic:
Über den illegalen Empfang von Premiere, Raubkopien aus dem Netz usw. reden wir da noch nichtmal...
 
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casanis
Benutzer77547  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #107
Off-Topic:
Off-Topic:
Sozialismus kann auch die heutige Sozialpolitik genannt werden.
Nur aus historischen Gründen, wird dies nicht gemacht, da sonst noch ein schlechteres Bild auf die Sozialpolitik fallen würde.

Bin selbst mal damit auf die Schnauze gefallen, scheinen aber heutzutage viele nicht wirklich zu wissen.

muss man das verstehen? Ich jedenfalls gebs zu: Keine Ahnung, von was Du schreibst
 
C
Benutzer Gast
  • #108
Off-Topic:


muss man das verstehen? Ich jedenfalls gebs zu: Keine Ahnung, von was Du schreibst

Off-Topic:
donmartin propagiert in seinem Text ein soziales/sozialistisches System und daher darf man es ruhig Sozialismus nennen.
 
A
Benutzer84947  (42) Verbringt hier viel Zeit
  • #109
Mich würde eine Antwort von Piratin dazu nochmal interessieren:

Nehmen wir mal an Piratin wäre nicht verbeamtet (wenn sie das schon sein sollte) und plötzlich arbeitslos, wie geht es weiter? Würdest du kein ALG II beantragen? Wie meisterst du das Leben ab dem Punkt?
 
squarepusher
Benutzer54457  (38) Sehr bekannt hier
  • #110
soziale (auf solidarität und subsidarität aufgebaute) gesellschaftssysteme pauschal "sozialistisch" zu nennen sind ist eine recht banale sicht der dinge.

donmartins beschreibung ist aber sicher sozialistisch. na und? seit wann ist das ein schimpfwort? vor 20 jahren waren arbeitsämter keine serviceagenturen, wo man ein bittsteller ist, dem man sich als mensch mit haut und haaren ergeben muss, die einen in irgendwelche sinnlosen fortbildungen stecken und als ausrangierte ware sehen. man hatte ein anrecht auf arbeit, und die politik, die ein entscheidungsaggregat unser aller willen ist, hatte dieses recht zu wahren. ich finde es nicht dumm, wenn sich jemand jenseits der 30 auch noch getraut, links zu sein. ich hasse diesen spruch: ".. wer jenseits der 30 noch links ist, hat keinen verstand." - als ob politische orientierung (von rechtsextremismus einmal abgesehen) eine frage des verstandes wäre. was für eine ironie das ist, kann man momentan ja schön am weltfinanzmarkt sehen. aber hey, die dogmatiker werden sicher nicht lange brauchen, um auch hier aus dem markt- ein staatsversagen zu machen.
 
M
Benutzer50955  Sehr bekannt hier
  • Themenstarter
  • #111
Aus aktuellem Anlass ein Programmhinweis:
Morgen im ZDF von 22:45-23:30
"Das Leben ist Hartz - Eine Reformbilanz"
Näheres unter: http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/27/0,1872,7602939_idDispatch:8829479,00.html

Sollte der Fall eintreten das ich kinder bekomme, werden sie mit sicherheit nicht auf eine öffentliche Schule gehen.
Ich erwarte mir von Lehrern das sie etwas mehr als Fachliche Kompetenz haben.
(...)
Alles Dinge die an Privatschulen Alltag sind, an öffentlichen Schulen aber vermisst werden.
Dabei ist Bildung das Kapital der Jugend, und genau das was Harz 4 später verhindert.

Das die Qualität im Klassenzimmer oftmals zu wünschen übrig lässt, wissen wir nicht erst seit PISA. Das eine bessere schulische Ausbildung wünschenwert ist, und zudem vor Armut schützt, dürfte hier Konsens sein.

Die Idee, das eigene Kind auf die Privatschule zu schicken, hat allerdings einige gesellschaftliche Nachteile:
Gerade wenn die, die es sich leisten können (und wollen), ihre Kinder aus dem staatlichen System nehmen, verkommen doch immer mehr Schulen zu "Restschulen", in denen die Kinder mit Migrationshintergrund, aus Hartz-4-Familien, aus armen Scheidungsfamilien usw. lernen. Wo genau sollen denn leistungsstarke Vorbilder herkommen, wenn es reine Klassen voller Hartz-4-Kinder gibt? Wenn alle die Erfahrung teilen, dass Leistung nicht lohnt (Eltern finden auch keinen Job), denken sich viele "Wofür soll ich lernen? Für 40 Absagen?"

Die Isolation der Besserverdienerkinder im privaten Kindergarten, der Grundschule, des Gymasiums, der Privatuni usw. führt doch erst recht zu einer gesellschaftlichen Spaltung. Kinder, die es für "ganz normal" halten, dass man im Eigenheim wohnt, und die Eltern leitende Tätigkeiten haben/Selbständig sind ("Die Eltern aller meiner Klassenkameraden sind auch so..."), dürften doch keinen Blick mehr für die Vielfalt der Gesellschaft haben. Nicht mal polemisch ausgedrückt: Arbeitslose kennt man dann doch echt nur noch aus dem (Doku-Soap) Fernsehen...und wie die präsentiert werden, wissen wir alle.

@ArsAmandi: Es scheint Leute zu geben, die glauben, dass nur die anderen arbeitslos werden. Man selber natürlich nie...und wenn, dann ist es ein Kinderspiel, da rauszukommen (selber arbeitslos waren die Leute natürlich nie, und kennen die Situation daher in der Praxis auch nicht).
 
R
Benutzer12784  (42) Sehr bekannt hier
  • #112
Die Idee, das eigene Kind auf die Privatschule zu schicken, hat allerdings einige gesellschaftliche Nachteile:
Gerade wenn die, die es sich leisten können (und wollen), ihre Kinder aus dem staatlichen System nehmen, verkommen doch immer mehr Schulen zu "Restschulen", in denen die Kinder mit Migrationshintergrund, aus Hartz-4-Familien, aus armen Scheidungsfamilien usw. lernen. Wo genau sollen denn leistungsstarke Vorbilder herkommen, wenn es reine Klassen voller Hartz-4-Kinder gibt? Wenn alle die Erfahrung teilen, dass Leistung nicht lohnt (Eltern finden auch keinen Job), denken sich viele "Wofür soll ich lernen? Für 40 Absagen?"

Die Isolation der Besserverdienerkinder im privaten Kindergarten, der Grundschule, des Gymasiums, der Privatuni usw. führt doch erst recht zu einer gesellschaftlichen Spaltung. Kinder, die es für "ganz normal" halten, dass man im Eigenheim wohnt, und die Eltern leitende Tätigkeiten haben/Selbständig sind ("Die Eltern aller meiner Klassenkameraden sind auch so..."), dürften doch keinen Blick mehr für die Vielfalt der Gesellschaft haben. Nicht mal polemisch ausgedrückt: Arbeitslose kennt man dann doch echt nur noch aus dem (Doku-Soap) Fernsehen...und wie die präsentiert werden, wissen wir alle.

Ich bin vielleicht grundsätzlich sozial eingestellt aber hab trotz meiner bald 30 Jahre noch ein Hirn. :zwinker:

Natürlich ist mir das Bewusst. Wobei es in Deutschland für die durch ihre Herkunft benachteiligten Menschen durchaus schon eigene Schulen gibt. Haupt und Realschulen nämlich. Also von einem zwei Klassensystem in der Zukunft müssen wir nicht reden, das gibt es seit Jahren.
Aber wenn es um meine Kinder geht sehe ich die Verpflichtung ihnen den besten Start ins Leben zu ermöglichen. Und den sehe ich an staatlichen Schulen nicht gegeben. Deswegen tritt hier mein soziales Bewusstsein sehrwohl in den Hintergrund ohne das ich mich dafür schäme.

Wir können aber die Harz 4 Frage noch erweitern. Wie schauts denn aus? Wieso muss ich als Steuerzahler die medizinische Behandlung von anderen zahlen?
Wenn man gegen Harz 4 wettert, dann doch bitte auch gegen einen Menschen der schon längst tot wäre wenn nicht andere zahlen würden.
Wir wollen doch nicht als sozialistisch gelten...
 
C
Benutzer Gast
  • #113
@ArsAmandi: Es scheint Leute zu geben, die glauben, dass nur die anderen arbeitslos werden. Man selber natürlich nie...und wenn, dann ist es ein Kinderspiel, da rauszukommen (selber arbeitslos waren die Leute natürlich nie, und kennen die Situation daher in der Praxis auch nicht).
Und es gibt genug Leute, welche arbeitslos waren(Das mehrmals) und immer wieder eine Arbeit gefunden haben und das recht schnell.

Eine Verallgmeinerung egal in welcher Hinsicht ist doch grade bei diesem Thema sowieso sinnlos und vorallem, wenn du selbst gegen eine Verallgemeinerung der Hartz IVler bist, solltest du dich davor hüten, dass im anderen Lager zu versuchen.

---------- Beitrag hinzugefügt um 14:23 -----------

Wir können aber die Harz 4 Frage noch erweitern. Wie schauts denn aus? Wieso muss ich als Steuerzahler die medizinische Behandlung von anderen zahlen?
Die Frage ist berechtigt, wenn man selbst keine medizinische Hilfe in Anspruch nimmt.

Eine solche obligatorische Versicherung gibts doch nur, weil man nicht will, dass Menschen in den Strassengräben verenden, weil es immer dumme Leute gibt, die denken sie bräuchten sowas nicht.

Es ist halt das gesteigerte Mitgefühl und die Entmündigung (Teilweise berechtigt, wenn man nicht als allzu barbarisch gelten will) die zu diesem sozialen System führen.



Wenn man gegen Harz 4 wettert, dann doch bitte auch gegen einen Menschen der schon längst tot wäre wenn nicht andere zahlen würden.
Wir wollen doch nicht als sozialistisch gelten...
Wieso gegen den Menschen? Man sollte gegen das System wettern.
So würde dann auch ein Schuh draus werden.
 
R
Benutzer12784  (42) Sehr bekannt hier
  • #114
Wieso gegen den Menschen? Man sollte gegen das System wettern.
So würde dann auch ein Schuh draus werden.

Naja, hier wird ja von mancher Seite auch gegen Harz4 Empfänger gewettert, und nicht gegen das System. Der Unterschied zwischen einem Arbeitslosengeld und dem Gesundheitssystem ist gar nicht so groß.

Man sieht ja gerade an den USA das ein privatisiertes Gesundheitssystem nicht funktioniert.
 
M
Benutzer18889  Beiträge füllen Bücher
  • #115
Vielen Dank. Das ist genau was ich geschrieben habe, lies es dir gut durch, Maria88.


Und nochmal: Worüber diskutieren wir hier eigentlich? Du liest doch nur das, was du lesen willst. Selbst wenn man sowas wie das Säubern von Parks aus den Aufgaben rauszieht: Es gibt immer noch viele Arbeiten, die Hartz IV Empfänger machen könnten, ohne dass es irgendeinen Arbeitsplatz kostet. Wieviele Altenheime gibt's pro größerer Stadt? Allein hier locker 15. Wenn man da überall einige Leute "einstellt", die sich um die Bewohner kümmern bzw. mit ihnen reden, Spiele spielen, in den Park gehen/fahren, ... dann hätte man sinnvolle Aufgaben geschaffen, die sonst niemand ausüben wird, weil das Geld fehlt.

Aber halt: Das wäre ja Ausbeutung. Die armen Leute...


Übrigens bleibe ich dabei: Als jüngerer Mensch, der sich Mühe gibt, findet man IMMER Arbeit. Es ist nicht immer was tolles, aber arbeiten kann man. Manchmal ist halt ein Umzug nötig oder Abstriche bei der Jobwahl, aber man findet was. Ich hab' auch immer was gefunden.
 
R
Benutzer12784  (42) Sehr bekannt hier
  • #116
Und nochmal: Worüber diskutieren wir hier eigentlich? Du liest doch nur das, was du lesen willst. Selbst wenn man sowas wie das Säubern von Parks aus den Aufgaben rauszieht: Es gibt immer noch viele Arbeiten, die Hartz IV Empfänger machen könnten, ohne dass es irgendeinen Arbeitsplatz kostet. Wieviele Altenheime gibt's pro größerer Stadt? Allein hier locker 15. Wenn man da überall einige Leute "einstellt", die sich um die Bewohner kümmern bzw. mit ihnen reden, Spiele spielen, in den Park gehen/fahren, ... dann hätte man sinnvolle Aufgaben geschaffen, die sonst niemand ausüben wird, weil das Geld fehlt.

Ob die Leute dafür Qualifiziert sind. Erinnert mich an einen Zivi Kollegen der aus einem Altersheim geworfen wurde, weil er die Klienten Misshandelt hat.
Wenn dann sollte man den verpflichtenden Wehrdienst abschaffen, eine Katastrophen Einheit gründen und die Zivildienststellen andersweitig vergeben.


Übrigens bleibe ich dabei: Als jüngerer Mensch, der sich Mühe gibt, findet man IMMER Arbeit. Es ist nicht immer was tolles, aber arbeiten kann man. Manchmal ist halt ein Umzug nötig oder Abstriche bei der Jobwahl, aber man findet was. Ich hab' auch immer was gefunden.

Arbeitsprostitution ist ja auch so schlau. Natürlich findet man IMMER Arbeit. Aber wenn man sich unter wert verkauft tut das dem Arbeitsmarkt auch nicht sonderlich gut.
Wenn nicht Abiturienten die Jobs machen würden die früher Hauptschulabsolventen machten würden besagte Hauptschule auch besser sein, da sie wieder Schüler auf den Arbeitsmarkt bringen können und nicht automatisch zu Harz 4 verurteiln.
 
S
Benutzer48909  (43) Meistens hier zu finden
  • #117
Es gibt immer noch viele Arbeiten, die Hartz IV Empfänger machen könnten, ohne dass es irgendeinen Arbeitsplatz kostet. Wieviele Altenheime gibt's pro größerer Stadt? Allein hier locker 15. Wenn man da überall einige Leute "einstellt", die sich um die Bewohner kümmern bzw. mit ihnen reden, Spiele spielen, in den Park gehen/fahren, ... dann hätte man sinnvolle Aufgaben geschaffen, die sonst niemand ausüben wird, weil das Geld fehlt.

Funktioniert auf Dauer nicht wirklich. Nach und nach wird die Ein-Euro-Kraft immer mehr pflegerische Aufgaben übertragen bekommen, weil das Pflegepersonal in solchen Einrichtungen auch knapp ist. Um nicht rausgeworfen zu werden und die Leistung gekürzt zu bekommen wird sich dagegen kaum jemand wehren.
Ergo geht es wunderbar, dass sich Ein-Euro-Kräfte nach und nach verstärkt auch um den pflegerischen Bereich kümmern. Die meisten Altenheime sind Wirtschaftsunternehmen, d. h. die Geschäftsleitung versucht maximalen Gewinn zu erzielen. Wie würde das besser klappen, als wenn die nächste frei werdende Pflegerstelle nicht wiederbesetzt wird? Man hat ja genügend Kräfte die das Unternehmen absolut gar nichts kosten.

Es gibt, wenn man ganz genau darüber nachdenkt, keine Tätigkeiten, die nicht auch durch bezahlte Kräfte ausgeübt werden könnten und die nicht auf Sicht weitere Arbeitsstellen verdrängen. Wenn der Arbeitgeber jemanden haben will, der sich um die alten Leute kümmert, dann soll er jemanden dafür einstellen und angemessen bezahlen. Durch Ein-Euro-Jobber "bereichert" sich der private Arbeitgeber auf Kosten des Staates und damit der Allgemeinheit.

dann hätte man sinnvolle Aufgaben geschaffen, die sonst niemand ausüben wird, weil das Geld fehlt.
Und das ist leider das schlechteste Argument. Damit spielt man nämlich genau den Arbeitgebern in die Hand, die immer noch weniger zahlen wollen. Das Geld fehlt heute, gerade im öffentlichen Bereich, an allen Ecken und Enden. Die Grünanlagen werden in immer länger werdendem Rhythmus gepflegt, weil das Geld fehlt. Da könnte man mit diesem Argument super nach und nach alle Vollzeitstellen wegfallen lassen und nur noch Ein-Euro-Kräfte beschäftigen. Ob das so gewollt ist lassen wir dann mal dahingestellt.


Ich habe meine Diplomarbeit zum Thema "Arbeitsgelegenheiten" (so heißen die Ein-Euro-Jobs) geschrieben und stehe dem Thema bezüglich der Auswirkungen auf Vollzeitarbeitsplätze sehr kritisch gegenüber.
 
Firebird
Benutzer38570  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #118
Funktioniert auf Dauer nicht wirklich. Nach und nach wird die Ein-Euro-Kraft immer mehr pflegerische Aufgaben übertragen bekommen, weil das Pflegepersonal in solchen Einrichtungen auch knapp ist. Um nicht rausgeworfen zu werden und die Leistung gekürzt zu bekommen wird sich dagegen kaum jemand wehren.
Ergo geht es wunderbar, dass sich Ein-Euro-Kräfte nach und nach verstärkt auch um den pflegerischen Bereich kümmern. Die meisten Altenheime sind Wirtschaftsunternehmen, d. h. die Geschäftsleitung versucht maximalen Gewinn zu erzielen. Wie würde das besser klappen, als wenn die nächste frei werdende Pflegerstelle nicht wiederbesetzt wird? Man hat ja genügend Kräfte die das Unternehmen absolut gar nichts kosten.

Hier muss ich mich mal kurz einschalten. So einfach isses ja nun auch nicht. Die Wenigsten scheinen eine Ahnung davon zu haben, wie sich eine stationäre Einrichtung der Altenpflege finanziert und an welche Bedingungen sie sich halten muss.

Zunächst geht es eben nicht, einfach eine freie Stelle nicht mehr zu besetzen und die Arbeit durch einen 1-Euro-Jobber machen zu lassen. Zum einen darf eine 1-Euro-Kraft keine Stelle besetzen, da dies zusätzlich ist. Zum anderen kann kein Altenheim einfach eine freie Stelle nicht mehr besetzen. Ein Heim muss monatlich die Belegung und die daraus resultierende Personalquote an die Heimaufsicht melden. Das Personal, welches nach der vorhandenen Belegung notwendig ist, MUSS vom Heim auch vorgehalten werden. Alles andere würde früher oder später zum Verlust des Versorgungsvertrages und damit zur Insolvenz führen.

Eine Gewinnmaximierung ist in Heimen höchstens durch schlechte Gehälter oder schlechtes Essen möglich. Aber nicht durch Reduzierung des Personalschlüssels.

Abgesehen davon halte ich überhaupt nichts davon, Arbeitslose auf alte Menschen loszulassen. Die Pflege und Betreuung alter Menschen erfordert eine entsprechende Ausbildung oder Berufserfahrung. Mit mal eben Mensch-ärgere-Dich-nicht-spielen isses nicht getan. Und sorry: Fast alle 1-Euro-Kräfte, die sich bei mir für die Altenbetreuung beworben haben, waren schlicht und einfach nicht zu gebrauchen.
 
N
Benutzer91774  (44) Benutzer gesperrt
  • #119
Es gibt immer noch viele Arbeiten, die Hartz IV Empfänger machen könnten, ohne dass es irgendeinen Arbeitsplatz kostet. Wieviele Altenheime gibt's pro größerer Stadt? Allein hier locker 15. Wenn man da überall einige Leute "einstellt", die sich um die Bewohner kümmern bzw. mit ihnen reden, Spiele spielen, in den Park gehen/fahren, ... dann hätte man sinnvolle Aufgaben geschaffen, die sonst niemand ausüben wird, weil das Geld fehlt.
Das behauptest du einfach so, aber einen Beweis hast du nicht.

Du willst wirklich irgendwelche Leute ins Altersheim stecken um zu arbeiten? Hast du eine Ahnung, was das für eine verantwortungsvolle Aufgabe ist? Diese alten Menschen brauchen qualifizierte Versorgung sonst richten die 1 Euro Jobber noch Schäden an. Man muss auch eine geistige und körperliche Konstitution für diesen Job haben. Sonst dürfen wir nämlich den Psychiater bezahlen, den die nach ihrer Zeit im Altersheim brauchen, nachdem was sie da gesehen haben. Du stellst dir das so einfach vor. Wenn du mal alt bist und nicht mehr kannst, möchtest du dann von irgendwelchen x beliebigen Leuten versorgt werden? Wohl kaum, außerdem ist Altenpfleger ein Lehrberuf, da soll man mehr Leute ausbilden und anständig bezahlen.

Übrigens bleibe ich dabei: Als jüngerer Mensch, der sich Mühe gibt, findet man IMMER Arbeit. Es ist nicht immer was tolles, aber arbeiten kann man. Manchmal ist halt ein Umzug nötig oder Abstriche bei der Jobwahl, aber man findet was. Ich hab' auch immer was gefunden.
Weil wir noch nicht genug Leute haben, die aus Unlust ihren Job halbherzig machen?
Alle deine Vorschläge dienen nur einer Sache, deinem Gerechtigkeitssinn genüge zu tun. Den betreffenden Menschen, der Gesellschaft und jedem, der in diesem Land lebt abgesehen von den Reichen, schaden deine Vorschläge nur.
 
S
Benutzer48909  (43) Meistens hier zu finden
  • #120
Zum einen darf eine 1-Euro-Kraft keine Stelle besetzen, da dies zusätzlich ist.
Das ist so in der Theorie. In der Praxis sieht das leider vielerorts anders aus.

Zum anderen kann kein Altenheim einfach eine freie Stelle nicht mehr besetzen. Ein Heim muss monatlich die Belegung und die daraus resultierende Personalquote an die Heimaufsicht melden. Das Personal, welches nach der vorhandenen Belegung notwendig ist, MUSS vom Heim auch vorgehalten werden. Alles andere würde früher oder später zum Verlust des Versorgungsvertrages und damit zur Insolvenz führen.
Okay, da muss ich meinen Fehler eingestehen. Das hab ich nicht gewusst, dass es bei Altenheimen da strenge Regeln gibt. Ich hab mich in meiner DA auch nicht auf Altenheime bezogen.
Grundsätzlich besteht in der freien Wirtschaft und auch im öD aber diese Gefahr. Vor einem Jahr, als ich geschrieben habe hätte ich jetzt auch Quellen aus dem Ärmel zaubern können, dass kann ich so ad hoc jetzt leider nicht mehr.

Abgesehen davon halte ich überhaupt nichts davon, Arbeitslose auf alte Menschen loszulassen. Die Pflege und Betreuung alter Menschen erfordert eine entsprechende Ausbildung oder Berufserfahrung. Mit mal eben Mensch-ärgere-Dich-nicht-spielen isses nicht getan. Und sorry: Fast alle 1-Euro-Kräfte, die sich bei mir für die Altenbetreuung beworben haben, waren schlicht und einfach nicht zu gebrauchen.
Da hast du meine volle Zustimmung.
 
D
Benutzer Gast
  • #121
Also donmartins Sozipopulismus hat ja nun schon einen Pathos erreicht der kaum noch zu überbieten ist ....wunderschöne Slogans aber so gut wie nicht umzusetzen, wie die Geschichte beweist. Aber träumen darf man noch....

Wie heisst es doch: wer mit 20 kein Sozialist ist, hat kein Herz. Wer mit 30 noch Sozialist ist, hat kein Hirn.

Ich ziehe mir keinen deiner Schuhe an und akzeptiere, bzw. ich nehme Deine Meinungen zur Kenntnis.

Auch wenn du persönlich wirst und mir unterstellst, kein Hirn zu haben - damit kann ich leben.

Musst keine Angst haben, ich betreibe weder "Sozialpopulismus" noch strebe ich danach, dir etwas von deinem kleinen Privateigentum wegzunehmen und es zu "vergesellschaften". Anders, als vielleicht in der Sozialistischen Grundordnung beschrieben, bin ich nicht der Meinung, dass Privateigentum die Wurzel allen Übels ist.

Dass ich Träume habe und nicht "ernsthaft" daran arbeite, an dem faulen System etwas zu ändern, ist etwas wahres dran.
Ich weiss auch nicht, ob es beruhigend ist oder Zufrieden macht, wenn man mit Deinen Ansichten und der Meinung auch nicht ein Körnchen von A nach B bewegt.

(Eigentlich wollte ich diese Meinung noch unter die Rubrik "Jugend forscht" einordnen....)....

Mit diesen Auffassungen wirst du nie weiter kommen, wirst nicht begreifen, wie das System funktioniert mit dem Generationen überlebt haben.

Wünsch Dir viel Erfolg.
Pass auf, dass du immer genug Schubladen hast, ordne und stecke alle deine Mitmenschen ein, denn du kommst bestimmt ohne sie aus.
Und nicht wundern, wenn dich Andere auch in eine Lade stecken und den Schlüssel dreimal umdrehen.


Für mich ist das Thema hier erledigt. Die Diskussion hat nichts mehr mit der Ausgangsfrage zu tun. Schade.
 
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