• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

Weniger Humor?

P
Benutzer3277  Beiträge füllen Bücher
  • #1
Neulich unterhielt ich mich mit einem Bekannten, von dem ich weiß dass er gern Witze erzählt. Er meinte, dass früher über jeden seiner Witze gelacht wurde, heute aber zunehmend Witze abgelehnt werden, weil es inzwischen Tabuthemen geworden sind. Ihm wird dann bei einigen gesagt, die seien frauenfeindlich, sexistisch oder gegen irgendwelche Gruppen von Menschen gerichtet. Und er verzichtet dann darauf, diese weiterhin zu erzählen. Er meinte, vor 10 Jahren hat jeder über diese Witze herzhaft gelacht. Heute kann man nur noch über Männer und Politiker Witze machen.
Er erzählte mir dann 2 oder 3 davon, ok, die waren nahe der Geschmacksgrenze, aber für mich noch vertretbar.

Wie seht ihr das? Sind wir allgemein humorloser geworden? Gibt es inzwischen zu viele Themen, über die man besser keinen Witz erzählen sollte?
 
HarleyQuinn
Benutzer121281  (35) Planet-Liebe ist Startseite
  • #2
Die meisten Witze sind eben platt und langweilig. Dank Internet etc hat man sie auch schon 6264 Mal gelesen. Dass da keiner so drauf anspringt wie vor 20 Jahren ist doch klar.

Ich sehe es nicht so, dass die Welt humorloser ist. Nur gibt es eben deutlich mehr Auswahl als "Kommt n Pferd in ne Bar"-Witze.
 
Maifeld
Benutzer155728  Sehr bekannt hier
  • #3
Aus meiner Erfahrung sind diese permanenten Witzeerzähler per se unlustige Gesellen. Halten sich nur immer für besonders lustig.
Ich muss da immer an Fips Asmussen denken. :tentakel:
 
G
Benutzer Gast
  • #4
Warum sollte auch über ein Witz noch gelacht werden, der zum einen schon x fach erzählt wurde und zum anderen wahrscheinlich überhaupt nicht witzig ist.

Meistens ist es eh auf Kosten anderer.

Behinderte, Frauen, oder noch extremer.
 
P
Benutzer3277  Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #5
Der Bekannte hat auch neue Witze erzählt. Er ist vor allem der Meinung, dass es bei den Themen heute mehr Tabus gibt als früher. Viele fühlen sich persönlich angegriffen, obwohl das gar nicht so ist. Früher wurde da mehr toleriert.
 
Dark Rose
Benutzer159029  (32) Verbringt hier viel Zeit
  • #6
Meine Ansichten zu Witzen haben sich in den letzten 15+ Jahren nicht verändert. Witze, die ich früher nicht gut fand, finde ich es heute auch nicht. Witze, über die ich früher lachen konnte, über die kann ich auch heute noch lachen.
 
N
Benutzer113006  Team-Alumni
  • #7
Man kann auch Witze machen ohne Minderheiten zu diskriminieren. Daher finde ich diskriminierende Witze unlustig.
 
M
Benutzer172498  (31) Öfter im Forum
  • #8
Früher waren auch ganz andere Wörter und Betitelungen üblich, wenn es um Ausländer, Frauen etc. ging.
Da hat man über sowas gelacht wie "Der ist so schwarz, der schafft im Kohlenkeller". Erstens: Flachwitz. Zweitens: Beleidigend.
Da hat man Frauen auch als "Weib" bezeichnet und lauter solche Wörter, die heute einfach nicht mehr benutzt werden. Man hat halt mehr Respekt.
Früher gab es viele "Schlappmäuler". Heute ist die Erziehung schon ganz anders, da hat man mehr Respekt einfach und lacht nicht über allen Mist.

Und besonders, wenn Leute denselben Witz zum 3758 Mal erzählen, nein, spätestens beim 3. Mal, ist er nicht mehr lustig. Lachen tust du ein mal. Danach vielleicht noch schmunzeln aus Nettigkeit. Aber kein Mensch lacht jahrelang über dasselbe.
 
P
Benutzer3277  Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #9
Man kann auch Witze machen ohne Minderheiten zu diskriminieren. Daher finde ich diskriminierende Witze unlustig.

Ok, aber wo ist die Grenze zur Diskriminierung. Beispiel Blondinenwitze. Darüber lachten früher alle Frauen. Heute finden das nicht wenige als frauenfeindlich. Man kanns auch übertreiben.
 
G
Benutzer Gast
  • #10
Ok, aber wo ist die Grenze zur Diskriminierung. Beispiel Blondinenwitze. Darüber lachten früher alle Frauen. Heute finden das nicht wenige als frauenfeindlich. Man kanns auch übertreiben.


Ach komm der drobs ist lange gelutscht.

Und witzig ist da nichts mehr....

Diskriminierend ist :über Behinderte, Farbige zum Beispiel
 
P
Benutzer3277  Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #11
Man hat halt mehr Respekt.

Sicher ist das so, dass man heute mehr Respekt hat. Witze sind eben oft respektlos, was aber der Sinn des Witzes ist. Wenn man eines Tages auch noch beim Witz vor Männern und Politikern Respekt hat, darf gar kein Witz mehr erzählt werden. Was für eine traurige Vorstellung. :ups:
 
einsamerEngel
Benutzer35148  Beiträge füllen Bücher
  • #12
Witze sind oft geprägt von Schadenfreude, Neid, Überheblichkeit und auch von Klischees.
Diese Witze gäbe es nicht, wenn die betreffenden Gruppen sich nicht in Wirklichkeit auch so wie im Witz verhalten würden.
 
P
Benutzer3277  Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #13
Diskriminierend ist :über Behinderte, Farbige zum Beispiel

Mir ist aber bekannt, dass Behinderte am meisten über Behindertenwitze lachen können. Dazu gab es sogar mal eine TV-Sendung nur mit solchen Witzen/Sketchen.

Und aus der DDR ist bekannt, dass die meisten Witze gegen die Partei- und Staatsführung von den eigenen Genossen der SED erfunden wurden - und die konnten auch darüber lachen.
 
Mr. Poldi
Benutzer2610  Meistens hier zu finden
  • #14
Man kann auch Witze machen ohne Minderheiten zu diskriminieren. Daher finde ich diskriminierende Witze unlustig.
Finde ich so pauschal ehrlich gesagt etwas schwierig, denn was ist eine Minderheit, was ist diskriminierend?

Nehmen wir mal als Beispiel das hier:
https://www.planet-liebe.com/threads/euer-witz-des-tages.249932/page-87#post-13397047
Geht unstreitig auf Kosten einer begrenzten Gruppe, ist das also diskriminierend gegenüber einer Minderheit weil es den Eindruck vermitteln könnte Informatiker seien sozial inkompetent?
Könnte man vielleicht so sehen, dennoch finde ich das witzig und ich kenne bis dato niemanden aus der IT-Branche der dies diskriminierend fände.

Ähnliche Beispiele ließen sich sicherlich unzählige aus unterschiedlichsten Bereichen finden.

Ich finde man muss nicht alles auf die Goldwaage legen und kann es mit political correctness auch übertreiben.
Und da sehe ich schon ein Stück weit die Gefahr dass wir dies gesamtgesellschaftlich tun, ich möchte aber nicht unbedingt in der Welt eines Edgar Friendly leben.
 
Edelweiss
Benutzer161456  Sehr bekannt hier
  • #15
Kann es nicht auch sein, dass sich einfach der Humor im Laufe der Zeit verändert?
 
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Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #26
für mich ist das ganz simpel: ich kann über alles lachen, was witzig ist.
manches ist halt sooooo unendlich flach, dass es mir nichtmal nen müdes zucken mit dem mundwinkel entlockt. ist dann halt so.

ansonsten halte ichs mit den witzen wie mit der komödie: grenzenfrei. von mir aus auch über minderheiten, über männer, über frauen, über starkpigmentierte, über.. is mir schnuppe, solangs halt irgendwie ne pointe hat und mich zum lachen anregt.

erfahrungsgemäß: wer bei witzen irgendwelche potentiellen diskriminierungs-blah-blubb-irgendwas-punkte sieht, der kann auch nicht über sich selber lachen. ergo: mit dem ist nicht gut lachen, mit dem kneift man sich witze besser und redet ganz ernst und besonnen über objektive tatsachen. oder: lässt es einfach, wenn man darauf keinen nerv hat.
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #32
Der diffamierende Witz ist doch nurceiner von vielen Genres.
ja. und partieller humor ist halt.... auch nur ein stückchen von humor.

total verkniffen auf irgendwelche womöglich irgendwie zu interpretierenden nicht astreinen witze zu reagieren... joah, kann man machen.

konnte man auch früher schon, als frauenwitze - oder explizit: blondinenwitze! - modern waren. kann man machen... man kanns aber auch einfach mit nem grinsen hinnehmen, vielleicht entsprechend kontern und sich nicht total lächerlich machen. sage ich als naturblonde frau.

letztlich bleibts jedem selber überlassen, wo er die grenze zwischen "ist lustig" und "ist nicht lustig" zieht, mir wird auch nachgesagt dass ich da nen kleiner spaßverderber wäre (weil ich eben tatsächlich erwarte, dass es mir wenigstens ein müdes zucken der mundwinkel entlockt) - aber sich über witze aufregen? verschwendete lebenszeit, und bewirkt ganz sicher nichts positives.
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #35
Gerade im Fußball wird ja gefotzelt und (mal mehr, mal weniger) liebevoll gepöbelt. Das gehört dazu. Man darf sich darüber lustig machen, dass die Schalker nie die Schale gewinnen und den Bayern wird eben immer unterstellt alles geschmiert zu haben und die Dortmunder winseln bei jeder kleinsten Ungerechtigkeit. Dazu noch etwas Regionalhumor: Die Leverkusener brauchen kleine Pillen zum Spielen, wer Bier aus Reagenzgläsern trinkt, kann halt kein Fußballspielen oder ähnliches. (Hier einige Beispiele.) Das ist Humor, mit denen wir (=Fans) alle umgehen können und sollten. Das macht das Fansein aus, das ist mitunter der Spaß am Fußball.
Warum man dafür Wörter wie "Schwuchtel" gebrauchen muss, erschließt sich mir nicht. Ebenso wie ich es nicht in Ordnung finde, wenn man bei schwarzen Spielern Affengeräusche macht. Das ist für mich fast die gleiche Schublade und einfach nur ekelig und ich habe mich für die Süd geschämt.

Ich mag Witze und Humor. Ich mag politisch inkorrektes und Spaß unter der Gürtellinie. Aber, und jetzt kommt das ganz große Aber, ich finde es nur dann witzig, wenn ganz klar ist, dass der jenige es nicht so meint.
Wenn mein schwuler Freund einem Schwuchtelwitz macht, ist das ok. Wenn die Emanze einen "Frauen am Herd"-Witz macht ist das ok. Wenn der Jude einen Judenwitz macht auch. Nicht okay sind die Stammtischparolenwitze, die eben keine sind. Dahinter steckt eine Meinung, ein Frauenbild, ein AUsländerbild, ein Judenbild. Es ist weder leiebevoll, noch fotzelig noch näckisch, wenn mir der Arsch vom Dienst ein Witz über dickbusige Blondinen macht.

Oft fehlt mir auch Humor über sich selbst. Man lacht über alle, aber bloß nicht über sich oder der Gruppe der man angehört.

Als interesantes Beispiel nehme ich Jeremy Clarkson, einer der berühmtesten TV Moderatoren der Welt, bekannt geworden u,a. durch Top Gear und Grand Tour (Autosendungen) und seiner politisch völlig inkorrekten Sprüche. Das interessante an ihm ist, dass er zwar über Minderheiten, Behinderte, etc Witze macht, aber - und da wird es interessant - auch über sich selbst - britischer Humor. Und das fängt die Härte seiner Witze gegenüber anderen massiv ab. Wer sich selbst als den fetten und versoffenen Briten mit zwei linken Händen darstellt (aka Affe), der ganz laut über sich selbst lachen kann, dem verzeiht man es auch , wenn er austeilt (auch wenn manches dann doch sehr fraglich ist...). Interessanter Weise kam die Sendung (so gut wie) ohne frauenfeindliche Autowitze aus. Das fand ich besonders spannen.
 
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Dreizehn
Benutzer20579  (39) Planet-Liebe ist Startseite
  • #42
Für mich gibt es halt keinen 'Bestandsschutz' für Diskriminierung und Beleidigungen. Und viele Witze haben dies eben zur Grundlage und sind damit eben einfach nur flach und je nach Zielgruppe beleidigend. Dass da mittlerweile ein Bewusstsein für existiert , finde ich sehr gut und es zeigt, dass die Gesellschaft mittlerweile so vielfältig ist, dass es nicht mehr salonfähig ist, sich über 'Randgruppen' lustig zu machen. Witze über Ausländer, Behinderte , Homosexuelle (und schlimmeres :zwinker:) haben doch immer den Beigeschmack einer privilegierten Gruppe, die sich über die mit 'Makel' lustig machen möchte - dass diese das nicht lustig finden, liegt auf der Hand. Und es hat auch immer den faden Beigeschmack, sich selbst geil zu fühlen, indem man andere abwertet. Das ist vieles, aber kein Humor. Außerdem funktioniert es eben nur so lange, wie eine Gruppe einigermaßen homogen ist - sonst ist garantiert eimer danei, der es nicht lustig findet.

Davon ab sind Sprache und Humor auch irgendwo Henne-Ei-Probleme - ist ein Witz über Blondinen nur ein Witz , oder gibt es nicht doch irgendwo einem gewissem Konsens, dass blonde Frauen per se erstmal dumm sind? Ich kenne genügend Blondinen, die blöde Sprüche kassiert haben und deren Verstand aufgrund der Haarfarbe angezweifelt wurde - im Studium, in Prüfungen, am PC. Wieviel Unsinn muss man sich anhören, bis man es nicht mehr lustig finden 'darf'? Und ist der, der das witzig findet, selbst auch so tolerant, wenn es um ihn (oder seine 'Gruppe') geht? :confused:

Und ich finde durchaus, dass es noch genug zu lachen gibt. Wer meint, keine Witze mehr machen zu können, der hat vielleicht einen Humor , der nicht mehr salonfähig ist - ist dann blöd für ihn, aber ich finde das nun nicht unbedingt erhaltenswert.

Wenn bestimmte Witze gegenüber bestimmten Gruppen nicht witzig sind und man sie nur im ausgewählten Kreis erzählen kann, spricht viel dafür, dass sie vielleicht einfach nicht lustig sind. :zwinker: Damit meine ich nicht, dass man nicht auch mal einen Klischeewitz machen kann, aber es sollten schon so welche sein, die ohne Angriff funktionieren. Als Kinder gingen bei uns in der Grundschule Witze von 'Was liegt im Wald und hat keinen Bock auf Sex? Ein Missbrauchsopfer!' oder Witze über Juden in Gaskammern um - wenn das dann heute ausgestorben ist, soll es mir gerne recht sein. :ratlos:

Davon ab gibt es eben Dinge , die gut und schlecht altern - in den 90ern fand ich RTL Samstag Nacht oder die Wochenshow witzig, heute frage ich mich, wie das je sein konnte . :zwinker:

Mir fällt zB Loriot ein, den ich bei schlechter Laune immer noch gerne schaue - und der ohne sowas auskommt.
 
Zuletzt bearbeitet:
xMioxDa
Benutzer162736  Verbringt hier viel Zeit
  • #47
Humor macht so viel mehr aus als Witze! Humor ist für mich, wenn man auch über sich selbst lachen kann und nicht nur über andere. Wenn man es auch mal lustig findet weil ein Film einen Titel hat der klingt wie ein schlechter Porno. Witze auf kosten von Minderheiten finde ich ok- solange es im Gleichgewicht bleibt UND man auch selbst einstecken kann! Mein Schwager ist zum Beispiel ein Afroamerikaner, meine Schwester erzählt ihm auch die flachsten „Neger“-Witze, er kann darüber lachen, als Rache muss sie halt die Witze über „Cracker“ ertragen.
 
P
Benutzer3277  Beiträge füllen Bücher
  • Themenstarter
  • #48
Aber Judenwitze, Witze über Schwarze, Blondinenwitze,... sind doch genau das: pauschal.

Zwischen Judenwitze und Blondinenwitze gibt es aber einen großen Unterschied. Blondinen brauchen sich nur die Haare dunkel zu färben, und schon ist der Witz über sie sinnlos.

Und bei Judenwitze gibt es verschiedene Arten. Es gibt sogar Bücher mit jüdischen Witzen, und jüdische Menschen lachen selbst herzhaft darüber. Es gibt aber auch bösartige Judenwitze, die ich nie erzählen würde. Man muss da selbst genau abwägen.

Es gibt mitunter sogar Witze die ich im TV gesehen habe und besser nicht weitererzähle, weil es mir keiner glauben würde dass so etwas gesendet wurde.
 
Edelweiss
Benutzer161456  Sehr bekannt hier
  • #49
Und bei Judenwitze gibt es verschiedene Arten. Es gibt sogar Bücher mit jüdischen Witzen, und jüdische Menschen lachen selbst herzhaft darüber. Es gibt aber auch bösartige Judenwitze, die ich nie erzählen würde. Man muss da selbst genau abwägen.

Nur um es kurz klar zu stellen.
Der Jüdische Witz hat rein gar nichts mit Judenwitzen zu tun.
Das ist wie Tag und Wasser.

Der jüdische Witz nimmt in der Weltliteratur eine Sonderstellung ein.
Der jüdische Witz ist traditionell aus dem Jiddischen übersetzt und somit von Juden über Juden.
Der jüdische Witz thematisiert das Leben und die Geschichte der Juden.
Oft bezieht er sich auf tatsächliche oder vermeintliche jüdische Eigenschaften wie zum Chuzpe und Geschäftssinn und nimmt Menschliches augenzwinkernd aufs Korn.

Im Gegensatz dazu steht der böse Judenwitz, der, von Nichtjuden erzählt, Juden diffamiert oder verächtlich macht.

Die Einzigartigkeit
Der jüdische Witz nimmt in der Weltliteratur eine Sonderstellung ein. Er ist tiefer, bitterer, schärfer, vollendeter, dichter, und man kann sagen, dichterischer als der Witz anderer Völker. Ein jüdischer Witz ist niemals Witz um des Witzes willen, immer enthält er eine religiöse, politische, soziale oder philosophische Kritik. Er ist faszinierend, denn er ist Volks- und Bildungswitz zugleich, jedem verständlich und doch voll tiefer Weisheit.

Durch Jahrhunderte war der Witz die einzige und unentbehrliche Waffe des sonst waffen- und wehrlosen Volkes. Es gab - besonders in der Neuzeit - Situationen, die von den Juden seelisch und geistig überhaupt nur mit Hilfe ihres Witzes bewältigt werden konnten. So lässt sich behaupten: Der Witz der Juden ist identisch mit ihrem Mut, trotz allem weiterzuleben.

Historisches
Man geht davon aus, dass die ersten "Badchonim" - fahrende Volkssänger und Komödianten - auch die Begründer des jüdischen Volkswitzes waren. In der Heidelberger Universitätsbibliothek kann man heute eine Miniatur aus dem 14. Jahrhundert besichtigen, die den Badchen und Minnesänger Süsskind von Trimberg in einer lebhaften Unterhaltung mit einem christlichen Fürsten darstellt. Süsskind trägt die typische Tracht, den Bart und den spitzen Judenhut, den die Juden damals tragen mussten.

Diese Badchonim, manchmal auch " Lejzim" genannt, waren in der Thora gebildet und haben auch den Talmud gelesen. Sie konnten daraus Sprichwörter zitieren und an die Schriften anknüpfen. So haben sie durch ihre witzigen und satirischen Erzählungen das Volk gleichzeitig unterhalten und belehrt. Zunächst durften sie nur auf Hochzeiten oder zum Purimfest auftreten. Es gab Zeiten, da war Badchen ein Ehrenberuf, dann wieder, besonders in Zeiten von und nach Pogromen, riefen die Rabbiner gegen "dieses Unwesen" auf. Aber in Ruhezeiten erfreuten sie die Menschen und stifteten Frieden zwischen den Feinden.

Definition? Analyse?
Carlo Schmid schreibt: "Der jüdische Witz ist heiter hingenommene Trauer über die Gegensätze dieser Welt. Er zeigt immer wieder auf, dass - eben in dieser Welt voller Logik - die Gleichungen, die ohne Rest aufgehen, nicht stimmen können."
Sigmund Freud vermochte zwar sein Lebtag keinen einzigen Patienten mit Hilfe seiner Psychoanalyse zu heilen, er erkannte aber mit genialer Hellsicht: "Der Witz ist die letzte Waffe des Wehrlosen."

Salcia Landmann hat den Ursprung des jüdischen Witzes erforscht. Sie zeigt in ihren Büchern frappierende Beispiele auf und folgert überzeugend, dass er nur unter dem Druck unrechtmäßigen Leidens, das man erdulden musste, gepaart mit der umfassenden Talmudbildung, die es möglich machte, jeden Lebensbereich gründlich und kritisch-sarkastisch auszuleuchten, gedeihen konnte. Beides Bedingungen und offenbar unentbehrliche Voraussetzungen für den einzigen Volkswitz, der diese gewaltigen Dimensionen in sich trägt.

Allgemeines
Wenn von jüdischen Witzen die Rede ist, sind viele Menschen der Meinung, es handele sich dabei um Witze über Juden. Die meisten dieser für den Geist und das Wesen des jüdischen Volkes wenig schmeichelhaften Scherze sind jedoch nichts weiter als spöttische Verulkungen, die sich in Niveau und Qualität wesentlich von dem unterscheiden, was den echten jüdischen Witz ausmacht: Er stellt die Regeln des Lebens von innen her in Frage. In vielen dieser jüdischen Witze steckt etwas Spezifisches, das in Dimensionen führt, vor denen die Witze anderer Völker halt machen.

Da steht das Gesetz, unerbittlich genau in seinen Vorschriften, das ganze Leben durchflutend. Aber da ist auch das Leben selbst mit all seinen Ansprüchen und Notwendigkeiten, mit seinen Genüssen und Verlockungen. Und da gibt es abseits vom Gesetz das Wissen, dass das Leben seine Wahrscheinlichkeiten, Möglichkeiten und Eventualitäten hat. Und letztendlich ist da auch die Schwachheit des Menschen, der Gesetz, Leben und sich selbst vereinen muss. Da hilft nichts anderes als Ironie. Wie soll man denn sonst all die kleinen Treulosigkeiten dem Gesetz gegenüber verantworten und die unerwarteten Veränderungen der Lebensregeln hinnehmen? Und was nützt einem überhaupt das Wissen um die Regeln, wenn die Natur doch immer wieder vergisst, konkrete Situationen nach den Regeln einzurichten? Ist man denn nicht der Hereingefallene, wenn man das Wahrscheinliche mit dem Existenten gleichsetzt? Jeder Mensch weiß, dass Hunde, die bellen, nicht beißen. Aber - weiß es der Hund auch?

Der Stolz auf all die Logik, auf die Macht des Geistes steckt - bei aller Selbstironie - in der Geschichte des Reisenden, der im Eisenbahnabteil den Namen seines Gegenüber auf Grund der Überlegungen des Reisezieles, des Alters und der Kleidung "ausrechnet" und so auf sicherem Weg vom Augenscheinlichen auf das Abstrakte kommt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Anila23123
Benutzer167118  (30) Sehr bekannt hier
  • #50
Es gibt wenig wirklich gute Witze. Wenn es wirklich lustig ist, kann ich auch über Frauenwitze lachen, aber oft ist es leider nur geschmacklos. Da ist dann auch nichts lustiges dran. Besonders Witze über die Menstruation. Das soll ein Mann einmal selber erleben..dann macht er da garantiert nie wieder Witze drüber.
 
Schweinebacke
Benutzer78484  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #51
Ich kann auch über ungute, gemeine bis boshafte Dinge lachen. Bin ich nicht stolz drauf, ist aber so :seenoevil:
Selbst wenn mir völlig klar ist, wie dermaßen aus der Zeit gefallen manche Sachen sind.
 
A
Benutzer160853  Sehr bekannt hier
  • #52
Witze pauschalisieren immer, weil sonst nicht funktionieren und ich bedauere es sehr, dass es keine Behindertenwitze kenne. Dazu kommt, wer erzählt etwas und in welchen Kontext. Wenn ich in größeren Kreis Fußball schaue ist, ist das ein anderer Humor als bei Oma Helgas 85.Geburtstag.
Das Problem ist aber doch, dass diese Witze immer nach dem selben Ablauf gedeichselt sind und es mich einfach nur anödet. Diese lebenden Schenkelklopfer sind meist so humorvoll, wie Mario Bart.
 
Hryna
Benutzer36171  Beiträge füllen Bücher
  • #53
Der Bekannte hat auch neue Witze erzählt. Er ist vor allem der Meinung, dass es bei den Themen heute mehr Tabus gibt als früher.
Das halte ich für Einbildung, ehrlich gesagt. Wie hat denn die Öffentlichkeit auf "Das Leben des Brian" reagiert? So etwas Harmloses würde heute doch kein Aufsehen mehr erregen... Ich glaube, der Bekannte ist einfach nur beleidigt, weil seine "Ein Schwuler, ein Behinderter und ein Schwarzer kommen in eine Bar"-Witze (Beispiel frei erfunden) nicht mehr so gut ankommen. Ist jetzt aber Spekulation. :tongue:

Off-Topic:
Ich find schon, dass man auch über Minderheiten Witze machen kann / darf, aber erstens sind manche Sachen einfach unlustig und zweitens machen manche Menschen nur solche Witze, sind aber nicht in der Lage über sich selbst zu lachen; find ich öde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Edelweiss
Benutzer161456  Sehr bekannt hier
  • #54
Witze pauschalisieren immer, weil sonst nicht funktionieren und ich bedauere es sehr, dass es keine Behindertenwitze kenne.
Pauschslisierungen sind ja gar nicht das Problematische von geschmacklosen Witzen. :what:
 
MarSara
Benutzer68742  (41) Meistens hier zu finden
  • #55
Off-Topic:
Blondinen brauchen sich nur die Haare dunkel zu färben, und schon ist der Witz über sie sinnlos.
Wie nennt man eine Blondine, die sich die Haare gefärbt hat? Künstliche Intelligenz.

Sorry, war ne Steilvorlage.^^
 
A
Benutzer160853  Sehr bekannt hier
  • #56
Pauschslisierungen sind ja gar nicht das Problematische von geschmacklosen Witzen. :what:

Geschmackloser Humor ist immer tumb. Alles, was auf dem Level "Treffen sich zwei Nutten.." stattfindet, sorgt bei mir für Pusteln. Ich bin aber durchaus dafür, dass über Randgruppen gelacht werdend darf.
 
Edelweiss
Benutzer161456  Sehr bekannt hier
  • #57
. Ich bin aber durchaus dafür, dass über Randgruppen gelacht werdend darf.
Achtung.
... Mit, nicht über,... das ist der kleine aber feine Unterschied zwischen einem boshaften Witz der andere Verunglimpft und einem nicht boshaften.

Der von die angesprochene Nuttenwitz zB. aus Mainz hat eine Sprachverwechselung als Pointe, aber nicht eine Verunglimpfung der Personen oder einer Gruppe.
 
Mr. Poldi
Benutzer2610  Meistens hier zu finden
  • #58
Der von die angesprochene Nuttenwitz zB. aus Mainz hat eine Sprachverwechselung als Pointe, aber nicht eine Verunglimpfung der Personen oder einer Gruppe.
Da im Witze-Threads keine diesbezügliche Diskussion erwünscht ist möchte ich das hier noch einmal aufgreifen:
Was genau ist die Pointe, worauf bezieht sich "Mainz" (fälschlich verstanden als "meins")?
 
einsamerEngel
Benutzer35148  Beiträge füllen Bücher
  • #59
Irgendwie bist du da aber auch schwer von Begriff, oder sitzt etwas zu lange auf der Leitung. Lies es nochmal durch, die eine verunglimpft die Stadt, und die andere denkt dass die erste über eine ihrer im "Betrieb" genutzten Körperöffnungen redet...

Das ist einfach nur derbe. :censored:
 
Mr. Poldi
Benutzer2610  Meistens hier zu finden
  • #60
Irgendwie bist du da aber auch schwer von Begriff,
Anscheinend nicht, denn genau so hatte ich das schon von Anfang an verstanden :smile: Danke für die Bestätigung.

Aber ich bleibe bei der Frage: Inwiefern geht dieser Witz nicht auf Kosten der Gruppe "Prostituierte"?

Dass die zweite Person überhaupt Körperöffnungen als gemeint missverstehen kann und dem zustimmt dass diese "Dreckslöcher" seine impliziert doch dass dies bei Prostituierten wohl vielfach der Fall sei und damit dass diese es mit der Hygiene nicht so genau nähmen - wie sollten es sonst "Dreckslöcher" sein?

Inwiefern wird hier also nicht das Klischee "Prostituierte sind unsauber" transportiert während es bei Blondinenwitzen das Klischee "Blondinen sind dumm" ist und diese daher die Gruppe herabwürdigen?
 
einsamerEngel
Benutzer35148  Beiträge füllen Bücher
  • #61
Der Witz geht dann wohl auf Kosten der Freier in Mainz und wo die andere sich eben aufhalten tut... :upsidedown:
Und auch auf Kosten von Mainz, das nicht in allen Stadtteilen so übel ist.

Ich denke aber nicht dass wir hier weiter über einen solch niveaulosen Einwurf philosophieren müssen.
Dazu gibt es sinnvollere Dinge :zwinker:
 
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