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Wann geht man eine Beziehung ein?

Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • #1
Hallo,

bevor ich meine letzte Beziehung hatte, dachte ich, man wäre entweder solo (ohne Sex) oder man wäre in einer Beziehung (inkl. exklusivem Sex). Nun ja, mittlerweile sehe ich das anders, aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich da eine Minderheit darstelle. Für eine Beziehung brauche ich Verliebtheit und ich brauche vor allem eine Perspektive. Und wenn ich die Perspektive nicht sehe oder wenn ich die Perspektive selbst nicht habe, dann kann gar keine große Verliebtheit entstehen und ich gehe keine Beziehung ein und schließe somit auch keine Kompromisse und Verpflichtungen. Ich weiß gar nicht, wie ich das früher gemacht habe. Da hat man sich näher kennengelernt, dann hat man sich irgendwann das erste Mal geküsst und es war für beide Seiten klar, dass das jetzt auf eine Beziehung hinausläuft. Selbst wenn man im Geiste wusste, dass es höchstwahrscheinlich nicht der Lebenspartner war, hat man es im Herzen doch gehofft.

Aber irgendwie bin ich nicht mehr fähig, mir das bei einer Person "einzureden". Nach meiner letzten Beziehung war ich irgendwie sehr ernüchtert. Habe begriffen, dass ich mir enorm viel einfach nur eingebildet/eingeredet habe, weil ich es wollte. Ich bin auch nicht mehr fähig, mich so richtig zu verlieben. Jedes Mal, wenn ich denke, ich hätte mich verliebt, merke ich nach ner Weile, dass es total oberflächliche egozentrische Gefühle sind, weil man sich eben verlieben WOLLTE - eine Mischung aus Sympathie, Attraktion, Projektionen, Wunschdenken und verrückter Gedanken -, das kann genauso schnell wieder weg sein, wie es da gewesen ist - vorausgesetzt, man verrennt sich nicht in irgendwas. Also letztendlich nichts, worauf man sich verlassen könnte. Und vor allem neige ich immer mehr dazu, es anderen Menschen auch zu unterstellen, wenn sie von Verliebtheit reden. Ich unterstelle ihnen, sie ließen sich von ihren Hormonen irreleiten und wüssten gar nicht, was da überhaupt mit ihnen abgeht. Das führt dazu, dass Menschen mit mir eine Beziehung eingehen wollen und ich mich vehement weigere. Sie reden trotzdem davon, sie hätten eine Beziehung mit mir, ich aber nicht mit ihnen :ratlos: Seltsam jedenfalls. Habe ich diese Menschen geschätzt? Ja, immer. Sie waren/sind mir sehr wichtig, sie haben eine große Rolle in meinem Leben gespielt, ich hatte mit ihnen Affären, Romanzen, Liebeleien, wwi. Sie sind gute Freunde von mir geworden, ich war immer ehrlich zu ihnen, ich habe einen Platz in meinem Herzen für sie reserviert. Aber ich hatte trotzdem keine Beziehung mit ihnen. Ich bin flatterhaft und ich weiß, dass ich in ein paar Monaten Interesse an jemand anderem haben werde und mir dieses Interesse auch nicht nehmen lassen will. Ich weiß, dass ich binnen kurzer Zeit an einem anderen Ort landen könnte und Fernbeziehungen für mich keinen Sinn haben. Ich weiß, dass ich alleine gut klar komme, ich brauche keinen Partner im Leben und habe trotzdem viele Vorzüge, die man sonst nur in Partnerschaft hat (Geborgenheit, Vertrautheit, Nähe, Loyalität, Sex, Freundschaft). Das einzige, was ich eben nicht habe, ist die Sicherheit der gemeinsamen Zukunftsplanung. Und die will ich ja auch gar nicht haben. Deswegen lasse ich mich ja auch gar nicht so wirklich auf sowas ein.

Aber ich wundere mich eben, ob ich die einzige bin, die das so sieht. Ich habe das Gefühl, in meiner Umgebung und auch hier sind alle auf der Suche nach einem Partner oder haben einen Partner oder sagen zumindest nicht "nein", wenn sich einer anbietet. Aber so überzeugte, freiwillige Solisten, die sich mit allen Mitteln sträuben, gibt es selten. Mir fällt außer mir nur caotica ein :grin: Und mir wurde auch schon unterstellt, ich wäre bindungsunfähig. Weiß auch nicht, was ich damit anfangen soll.
 
D
Benutzer78662  (36) Meistens hier zu finden
  • #2
Für eine Beziehung brauche ich Verliebtheit und ich brauche vor allem eine Perspektive. Und wenn ich die Perspektive nicht sehe oder wenn ich die Perspektive selbst nicht habe, dann kann gar keine große Verliebtheit entstehen und ich gehe keine Beziehung ein und schließe somit auch keine Kompromisse und Verpflichtungen.

Was meinst Du mit "Perspektive"? Das klingt so sachlich, also geht es da um kompatible Zukunftsvorstellungen, Lebensentwürfe, (nicht-)Kinderwunsch? Oder meinst Du eine Art Sicherheit, daß die "investierten" Gefühle nicht umsonst waren, daß man sich nicht vergebens geöffnet und verletzbar gemacht hat?

Jedes Mal, wenn ich denke, ich hätte mich verliebt, merke ich nach ner Weile, dass es total oberflächliche egozentrische Gefühle sind, weil man sich eben verlieben WOLLTE - eine Mischung aus Sympathie, Attraktion, Projektionen, Wunschdenken und verrückter Gedanken -, das kann genauso schnell wieder weg sein, wie es da gewesen ist - vorausgesetzt, man verrennt sich nicht in irgendwas. Also letztendlich nichts, worauf man sich verlassen könnte.

Hm - ich weiß nicht, ob es da noch "mehr" gibt. Ist das nicht einfach die Art und Weise, wie es nunmal läuft? Ob aus der Verliebtheit nach der Rosaroten-Brillen-Phase eine echte Verbundenheit und Liebe entstanden ist, und beide ernsthaft versuchen wollen, ihr Leben gemeinsam zu verbringen, mit allen Höhen und Tiefen, kann man meiner Meinung nach vorher nie wissen. Dieses Hollywood-Ding, mit dem wir ständig berieselt werden, wo Menschen sich treffen, in Sekundenbruchteilen wissen, das sie/er die/der Eine ist und siehe da, nach ein paar obligatorischen Komplikationen lebten sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage, blabla... ist doch Quatsch. Alles was man tun kann, ist, es zumindest auf einen Versuch drauf ankommen zu lassen. (Und nicht ganz zufällig kommt bei diesen Feelgood-Filmchen der Abspann genau dann, wenn es im wahren Leben erst richtig losgeht :zwinker:)

Aber ich wundere mich eben, ob ich die einzige bin, die das so sieht. Ich habe das Gefühl, in meiner Umgebung und auch hier sind alle auf der Suche nach einem Partner oder haben einen Partner oder sagen zumindest nicht "nein", wenn sich einer anbietet. Aber so überzeugte, freiwillige Solisten, die sich mit allen Mitteln sträuben, gibt es selten. Mir fällt außer mir nur caotica ein :grin: Und mir wurde auch schon unterstellt, ich wäre bindungsunfähig. Weiß auch nicht, was ich damit anfangen soll.

Es kann gut sein, daß Du im Moment nicht bereit bist, Dich auf dieses "Wagnis" einzulassen. Muß man ja auch nicht - wenn es Dir damit gut geht und Du anderen keine falschen Hoffnungen machst, warum solltest Du das ändern. Ich denke schon, daß es viele Menschen gibt (vielleicht nicht die Mehrheit, aber doch einige), für die eine feste Beziehung in ihrem momentanen Lebensabschnitt einfach kein "Zugewinn" bedeutet.

Oder hast Du das Gefühl, daß Dir etwas fehlt? Wann war denn Deine letzte Beziehung? Diese Enttäuschung kann natürlich dazu führen, daß man einen Schutzwall um sich herum aufbaut, und keine Gefühle mehr aufkommen lässt...das braucht dann eben etwas Zeit, beim einen mehr, und beim anderen weniger.
 
P
Benutzer Gast
  • #3
Schönes osterfest lotusknospe!

Wenn man deinen ersten absatz so liest, dann gibt es auf die fragen ja auch schon antworten, lies doch mal zwischen den zeilen........
du suchst perspektive und knüpfst da an um eine beziehung zu begründen, siehst du sie nicht, willst du gar nicht erst anfangen. Aber wann willst du anfangen gefühle zuzulassen für einen menschen, mit dem du einfach nur vorhast durchs leben zu gehen.
Das ganze leben wird ein kompromiss sein, man wird sich immer etwas anpassen und unterordnen müssen, was aber nicht heißen soll das man seine persönlichkeit aufgibt. Eine beziehung ist bindung und freiraum, das muß man aber auch erst lernen im laufe der jahre.

Auf den partner immer wieder zugehen und immer wieder loslassen ist wohl sicher ein weg, den man und frau gehen können. Wichtig ist vertrauen und gegenseitige achtung, daraus erwächst der wunsch gegenseitig miteinander alt zu werden. Sich das zu sagen ist das eine, danach zu leben ist das andere.

Die von außen wirkenden faktoren der wirtschaft können aber auch eine beziehung killen, wenn man nicht an der liebe an der beziehugn arbeitet. Das wirtschaftssystem als solches, welches immer mehr felxibilität von jedem verlangt, jeder soll seine mobilität auf äußerste ausreizen, trägt dazu bei beziehungen in den abgrund zu fahren. Wäre es nicht jeden arbeitgeger recht, er hätte nur noch singels eingestellt und könnte mit ihnen machen was er will …......

kommt nicht aus dieser ecke auch ein stück gefühl der leere, wenn man zu hause ankommt und niemand da ist der einen in den arm nimmt, zuneigung gibt?

Was wollen wir wirklich, perfekt sein und den anspruch haben nie verlassen zu werden? Ist es nicht so, das man auch nach 25 jahren auf die nase fallen kann, es reicht doch wenn dann ein partner denkt, er hätte im leben was verpasst....
ja was verpasst, welche ansprüche sind denn nicht befriedigt worden?

Du sagst du bist flatterhaft, aber ist das nicht vielleicht auch quelle der erkenntnisse, was will ich wirklich? Du willst geliebt und umsorgt sein, das ist das eine, du willst die garantie bis ans ende der welt. Dazu müssen zwei bekennen, sich ein leben lang kennenlernen zu wollen und es wohl nie bis aufs i-tüpfelchen erreichen werden. Man kann sicher einen gewissen perfektheitsgrad erlangen, aber das du deinen partner zu 100% kennst und er dich, das wird es nicht geben, verändern wir uns doch ständig mit , mit der etwicklung jeden tag werden wir verändert, die veränderung in der gemeinschaft unserer partnerschaft muß ebenfalls gelebt werden. Jeden tag können andere erlebnisse auf uns einwirken, die dies oder jenes in frage stellen, aber lieben wir unseren partner deshalb weniger, wollen wir deshalb eine partnerschaft aufs spiel setzen, ? Wir begegnen jeden tag anderen menschen, die eventuell interessant sind und auf uns eindruck erwecken, aber ist das ein grund sein innerliches ich durchzuschütteln? Manchmal schon … sonst würden sich paare nicht trennen und nicht scheiden lassen.

Versuch mit den gefühlen zu leben , es soll ein leben lang halten und versuche den anderen menschen dieses zu unterstellen,d as sie das auch wollen , nicht anders rum, der mensch ist ein gewohnheitstier und von hause aus faul, also wird er die arbeit auch in partnerschaft teilen um sich dann gemeinsam auf die faule haut legen zu wollen, man muß es sehen, erkennen und wollen
 
Fuchs
Benutzer10855  Team-Alumni
  • #4
Eine zweisame Beziehung, optional mit oder gern auch ohne sexuelle Exklusivität ist nun einmal nicht das Maß der Dinge. Wenn das für dich im Moment nicht das Lebensmodell ist und du dich soweit kennst, dass du weißt, wie du auch ohne dieses Konzept dein Glück findest, verstehe ich dein Problem nicht?

Du fühlst dich alleine mit dieser Lebenseinstellung? Ja, das mag sein. Viele kenne ich bedauerlicherweise auch nicht, die es so betrachten. Das heißt aber nicht, dass du (oder andere) falsch liegen. Für viele bieten Beziehungen sehr viel persönliches Glück und Erfüllung und sie fühlen sich in den kurzfristigen Arrangements welche du eingehst nicht sicher genug. Für einige ist eine Zukunftsperspektive mit Kindern, weißen Gartenzaun und eigenen Haus ein Traum, den es zu verwirklichen gilt.

Eigentlich ist dir das doch alles selbst bewusst. Was willst du mit dieser Frage erreichen?
 
C
Benutzer100759  Beiträge füllen Bücher
  • #5
. Das einzige, was ich eben nicht habe, ist die Sicherheit der gemeinsamen Zukunftsplanung. Und die will ich ja auch gar nicht haben. Deswegen lasse ich mich ja auch gar nicht so wirklich auf sowas ein.

Nun, wenn d a s für Dich eine Partnerschaft ausmacht, verstehe ich, warum du keine hast oder willst. Ich meine, wegen einer gemeinsamen Zukunftsplanung gehe ich keine Beziehung ein, mein Gott wie gräßlich klinisch und kleinbürgerkapitalistisch!

Und mir wurde auch schon unterstellt, ich wäre bindungsunfähig. Weiß auch nicht, was ich damit anfangen soll.
Klingt für mich nicht ganz falsch.
Aber was du damit machen sollst: Achseln zucken, DEIN Leben leben, DU mußt glücklich werden damit.

Aber wenn wir schon am fröhlichen Diagnostizieren sind:bussi::
das kann genauso schnell wieder weg sein, wie es da gewesen ist - vorausgesetzt, man verrennt sich nicht in irgendwas. Also letztendlich nichts, worauf man sich verlassen könnte.
Verlust- und Bindungsangst, maskiert als trotzige Stärke.

Und vor allem neige ich immer mehr dazu, es anderen Menschen auch zu unterstellen, wenn sie von Verliebtheit reden. Ich unterstelle ihnen, sie ließen sich von ihren Hormonen irreleiten und wüssten gar nicht, was da überhaupt mit ihnen abgeht.
Zwangsdenken und Überanalyse; Fehlvorstellung, man müsse "wissen" was "mit einem abgeht"; kindliches Vertrauen in die Ratio; Angst vor Kontrollverlust.

Ich bin flatterhaft und ich weiß, dass ich in ein paar Monaten Interesse an jemand anderem haben werde und mir dieses Interesse auch nicht nehmen lassen will. Ich weiß, dass ich binnen kurzer Zeit an einem anderen Ort landen könnte und Fernbeziehungen für mich keinen Sinn haben
Kindhafter Narziß.

---

Küchenpsychologische Scherze beiseite:
Dein Text scheint an manchen Stellen "stark", "abgeklärt" und "ungebunden" wirken zu wollen, stellt sich aber sehr unsicher, sehr sehr sehr verkopft und stellenweise etwas naiv dar. Das macht so eine ungute Mischung - ich gönne jedem sein Glück, egal ober verpartnert oder partnerlos (solange niemand zu Schaden kommt), aber so ganz glaubhaft kommt diese Glücksvision da nicht rüber.

Ich meine das nicht böse oder angriffig, es fiel mir nur auf und ist vielleicht ein Denkanstoß. Also so quasi meine 2 Centimes.
 
D
Benutzer86779  (39) Sehr bekannt hier
  • #6
normalerweise sollte man doch schon beim kennenlernen ein "kribbeln" haben. wenn nicht ist wohl einfach keine anziehung da.
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • Themenstarter
  • #7
Was meinst Du mit "Perspektive"? Das klingt so sachlich, also geht es da um kompatible Zukunftsvorstellungen, Lebensentwürfe, (nicht-)Kinderwunsch? Oder meinst Du eine Art Sicherheit, daß die "investierten" Gefühle nicht umsonst waren, daß man sich nicht vergebens geöffnet und verletzbar gemacht hat?

Bei mir ist es so, dass ich momentan selbst keine Perspektive für mich habe. Ich meine, dass das normal ist. Ich studiere und ich habe keine Ahnung, wo ich danach bin. In meiner letzten Beziehung stand es im Raum, dass ich ihm ins Ausland folge. Ich habe es nicht getan. Und ich bin letztendlich selbst, für meinen persönlichen Lebensweg ins Ausland gegangen. Ich hätte das nie gemacht, wenn ich in der Beziehung geblieben wäre. Ich bin momentan frei wie ein Vogel und ich genieße es so. Ich kann mir nicht vorstellen, dass andere Leute in meinem Alter es anders sehen. Aber Fakt ist, dass die MEISTEN es anders sehen. Das finde ich seltsam.

Hm - ich weiß nicht, ob es da noch "mehr" gibt. Ist das nicht einfach die Art und Weise, wie es nunmal läuft? Ob aus der Verliebtheit nach der Rosaroten-Brillen-Phase eine echte Verbundenheit und Liebe entstanden ist, und beide ernsthaft versuchen wollen, ihr Leben gemeinsam zu verbringen, mit allen Höhen und Tiefen, kann man meiner Meinung nach vorher nie wissen. Dieses Hollywood-Ding, mit dem wir ständig berieselt werden, wo Menschen sich treffen, in Sekundenbruchteilen wissen, das sie/er die/der Eine ist und siehe da, nach ein paar obligatorischen Komplikationen lebten sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage, blabla... ist doch Quatsch. Alles was man tun kann, ist, es zumindest auf einen Versuch drauf ankommen zu lassen.

Ich lasse aber gleich den Versuch, während andere das nicht machen. Ich sehe keinen Sinn im Versuch, weil ich mich von den Hormonen eben auch nicht irreleiten lasse und eben nicht diese Hoffnung habe, dass ich jetzt "DEN" Mann getroffen hab, den ich nicht mehr ziehen lassen darf.

Oder hast Du das Gefühl, daß Dir etwas fehlt? Wann war denn Deine letzte Beziehung? Diese Enttäuschung kann natürlich dazu führen, daß man einen Schutzwall um sich herum aufbaut, und keine Gefühle mehr aufkommen lässt...das braucht dann eben etwas Zeit, beim einen mehr, und beim anderen weniger.

Ich habe nicht das Gefühl, dass mir was fehlt und es ist nicht so, dass ich keine Gefühle aufbaue. Nur sind die eben von anderer Qualität, ich finde sie ehrlicher. Sie sind rational nachvollziehbar und keine "ach ich bin so verliebt und hab Schmetterlinge im Bauch"- Gefühle. Aber frage ich mich eben auch, ob ich zu Unrecht meinen Mitmenschen unterstelle, sie würden sich etwas einbilden. Mir persönlich geht es gut dabei. Ich glaube ja, dass es eine Phase bei mir ist, die sich irgendwann einstellen wird. Irgendwann werde ich wieder Bock haben, mich zu binden. Aber die Verliebtheitsgefühle, die werde ich vermutlich nie wieder haben. Dazu habe ich sie wohl zu sehr analysiert, durchdacht und verworfen.
 
C
Benutzer100759  Beiträge füllen Bücher
  • #8
Aber frage ich mich eben auch, ob ich zu Unrecht meinen Mitmenschen unterstelle, sie würden sich etwas einbilden

Ja. Du maßt Dir da ganz massiv etwas an, was Dir nicht zusteht.
Bloß weil Du es anders erlebst, hast Du keinerlei Recht, anderen ihre abweichende Erlebniswelt zum Vorwurf zu machen oder ihnen diese abzusprechen.
 
caotica
Benutzer68775  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #9
*meld* also ich kann dich absolut nachvollziehen. Herzlichen Dank, dass ich sogar Erwähnung finde.

Dass heißt wohl, dir ist meine Einstellung eh hinlänglich bekannt :zwinker:

Erstmal, ja, ich fühl mich auch ziemlich allein und unverstanden, was dazu geführt hat, dass ich auch mit engen Freunden nicht mehr wirklich drüber spreche. Sie können mich nicht verstehen, ich kanns nicht gut genug erklären, es hat keinen Sinn - meine Einstellung dazu wird einfach akzeptiert.
Von denen, die mich wirklich lieb haben :zwinker: die andern sehen das eher so, dass ich Bindungsprobleme, Angst vor Nähe, Unsicherheit und Selbstverblendung mit mir herumtrage *seufz*

Aber nicht nur in der Beziehung ist mir wurscht was andre von mir halten :zwinker: Trotzdem kenn ich das, dass man sich manchmal fragt was im eigenen Kopf falsch läuft, dass man so anders zu ticken scheint, als der Rest der Welt. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto deutlicher komm ich zu dem Ergebnis, dass ICH richtig ticke und alle andern irgendwie komisch sind :smile:

Es ist wirklich nicht so, dass ich total verliebt mich von irgendwelchen ernsteren Dingen abhalten würde. Ich verliebe mich einfach nicht. Keine Schwärmerei, und schon gar nichts weiter Gehendes.
Klar frag ich mich hin und wieder, ob das Leben nicht spannender wäre, wenn ich nicht immer so nüchtern wäre *seufz* Oder sagen wir... wenig emotional.
Ich kann alles was du oben aufzählst auch genießen, ganz ohne Beziehung. Eine feste Beziehung einzugehen hieße für mich, viele Privilegien aufgeben, die in der Beziehung, nach meinen Gewichtungen nicht wirklich mit Besserem ersetzt werden würden.

Kann es sein, dass es freiheitsliebenden Personen leichter fällt, allein denn zu zweit zu sein?
Egal mit wem ich darüber gesprochen habe, keiner konnte nachvollziehen, dass ich nicht anstrebe, mein Leben mit jemandem teilen zu können. Wie kann das nicht das oberste Ziel und Hintergrund allen Handeln sein, endlich jemanden zu finden? *argh*
Ich hab so oft probiert es zu erklären, das Höchste das bisher dabei rauskam, war Akzeptanz vom Gegenüber.

Manchmal denk ich mir "hm, vielleicht funkts ja doch, vielleicht bei dem?", denn es ist ja ein nettes Gefühl, ein Genuss. Und wenn er mich dann auch toll findet, kann ich das eine Weile genießen... und dann stell ich fest, es wird zuviel, es wird zu eng, ich brauch Luft... die Nachteile einer zweiten Person ENG in meinem Leben beginnen an mir zu nagen.

Es liegt vielleicht daran, dass vieles an einer Beziehung, das andre als unschätzbaren, und unersetzlichen Vorteil einer Beziehung ansehen, für mich ein Nachteil ist.
Und wie du sagst, liebe Lotusknospe, um trotzdem eine Beziehung fest einzugehn, brauch ich alles, Verliebtheit, Wellenlänge, körperliche Anziehung, Zukunftsperspektive - und die absolute Erwiderung dessen.

Das ist wie... etwas eigentlich Schönes, das man aber nicht unbdingt braucht, weil das Leben genauso ausgefüllt und toll ohne ist. Dafür, für diesen Luxuszusatz, zahlt man doch dann keinen hohen Preis?
Wie ein Monet, der super ins Wohnzimmer passen würde, aber wenn er nicht da hängt, ist Wohnung genauso schön. Soll ich dafür dann Millionen ausgeben, die anderswo viel besser investiert wären? Vielleicht in Dingen, die nicht so schnell zerstört werden können, oder gestohlen, wo mir am ende dann nur ein hoher Verlust bleibt?

Das sind so die Überlegungen, die ich anstelle, wenn mir aus dummem Zufall wieder mal bewusst wurde, dass meine Freunde mich lieb haben, aber keiner wirklich versteht, warum ich wie bin *seufz*

Und ein weiterer Grund ist nicht zuletzt - ich kenne keine einzige Beziehung, in die ich gerne hineintauschen würde. Im Gegenteil, ich kenne viele Beziehungen, die ganz und gar furchtbar sind. Aber, man hat dann jemanden. Und eigentlich liebt man sich doch. Wird schon wieder werden.
Nicht meine Einstellung, ganz und gar nicht. So will ich nicht enden - und in allem vergessen haben, wie glüclich ich alleine war...

edit:

Jap, Sicherheit zwingend zu brauchen um jemandem so vertrauen zu können, dass es für mich eine Beziehung ist - das ensteht aus Angst und Kontrollsucht.
aber weder mein Kopf noch mein Herz können anders.
Ich habs einmal probiert, es war schön - aber nicht schön genug. Und der Schmerz war so viel schlimmer. Ich reagiere sehr empfindlich auf Enttäuschungen.
Alles keine beneidenswerten Eigenschaften. Ich kenn sie, ich akzeptier sie, und ich hab versucht sie zu überlisten. Fehl geschlagen.
Ich persönlich hab einfach den Glauben dran verloren, dass man sich auf jemanden derart verlassen kann. Sicherheit kann einzig und allein ich mir geben, als halte ich mich an mich, in der Hinsicht.

Ich glaube nicht, dass ich, nur weil unemotional und vertrauensunfähig, ein schlechter Mensch oder gar Freund bin. Ich hab viele, wirklich liebe und verlässliche Freunde... aber vor einem Partner müsste ich ganz andre Dinge preis geben, und ihn in wirklich alle Bereiche irgendwie rein lassen.
Das ist eine andre Ebene, als Freundschaft, oder Familie.

Und so lange mein Leidensdruck nicht groß genug ist, und ich eigentlich wirklich gern so rational und analytisch bin, wie ich bin, kann und will ich auch nicht dagegen arbeiten.

Die Frage ist, willst du es? Oder willst du es nur aufdröseln und besser verstehn?
 
Fuchs
Benutzer10855  Team-Alumni
  • #10
Ich hätte das nie gemacht, wenn ich in der Beziehung geblieben wäre.
Und ich hätte einige Dinge sicherlich nie getan, wenn ich nicht eine Beziehung eingegangen wäre. Und?

Ich bin momentan frei wie ein Vogel und ich genieße es so. Ich kann mir nicht vorstellen, dass andere Leute in meinem Alter es anders sehen. Aber Fakt ist, dass die MEISTEN es anders sehen. Das finde ich seltsam.
Vielleicht liegt das ja auch daran, dass die meisten nicht dieses Privileg haben und sich einfach freuen, wenn sie überhaupt jemanden gefunden haben, für den sie etwas empfinden? So jemanden lässt man dann natürlich ungern wieder ziehen und bindet sich.
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • Themenstarter
  • #11

Hm. Ich weiß nicht, ob ich dich falsch verstehe oder du mich :zwinker: Es ist keinesfalls so, dass ich auf den Ritter mit weißem Pferd warte, der mir seine bedingungslose Liebe verspricht (leider passiert mir das aber "dauernd". Ich will das gar nicht haben.). Für mich bedeutet eine Beziehung Arbeit. Mehr Arbeit, als ich habe, wenn ich keine Beziehung führe. Warum? Ganz einfach, weil man zwei Menschen unter einen Hut bringen muss. Ich bin sehr kompromissfähig und ich schätze meine Mitmenschen. Habe auch meinen Ex sehr geschätzt und tue es immer noch (und er mich auch. Wir hatten alles in allem eine sehr schöne Beziehung. Ich war nur ernüchtert von uns als Paar, nicht von ihm). Momentan führe ich keine Beziehung, weil ich keine Perspektive für mich selbst sehe. Ich will mich vom Wind leiten lassen und dorthin ziehen, wohin er mich weht.
 
caotica
Benutzer68775  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #12
Ich glaube ja, dass es eine Phase bei mir ist, die sich irgendwann einstellen wird. Irgendwann werde ich wieder Bock haben, mich zu binden. Aber die Verliebtheitsgefühle, die werde ich vermutlich nie wieder haben. Dazu habe ich sie wohl zu sehr analysiert, durchdacht und verworfen.

Zum ersten Teil, ja, kann gut sein. Obwohl ich was lange Beziehungen angeht inzwischen wirklich verkorkst bin udn an gar nichts mehr glaube.

Und beim zweiten Teil... das fände ich so schade. Findest du nicht auch, dass man, wenn schon der Kopf IMMER mitläuft, man sich ein einziges Feld verdient hat, wo es egal was er sagt?
Wo man guten Gewissens völlig blöd sein kann?

Das ist eigentlich das, was mir ein wenig fehlt.
Kindisch albernes Verliebt sein in den völlig falschen Kerl. Ohne Beziehungswunsch Einfach um des Gefühls Willen.

Ich hatte es ein einziges Mal es war so furchtbar und so schön :zwinker:

Und ich hab die Befürchtung, ich hab die Scherben meines Herzens so schlecht gekittet, dass diese völlig überflüssige Blödheit mir nie wieder passiert, und das fände ich wirklich wirklich schade.
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • Themenstarter
  • #13
Nun, wenn d a s für Dich eine Partnerschaft ausmacht, verstehe ich, warum du keine hast oder willst. Ich meine, wegen einer gemeinsamen Zukunftsplanung gehe ich keine Beziehung ein, mein Gott wie gräßlich klinisch und kleinbürgerkapitalistisch!

Vielleicht verstehst du mich falsch. Mit gemeinsamer Zukunftsplanung meine ich, mittelfristige Ziele. Die Vorstellung, dass man in 10 Jahren noch zusammen ist. Ich habe diese Vorstellung nicht mehr. Sie drängt sich vllt kurzfristig auf, aber sie ist niemals ernst zu nehmen.

Verlust- und Bindungsangst, maskiert als trotzige Stärke.


Zwangsdenken und Überanalyse; Fehlvorstellung, man müsse "wissen" was "mit einem abgeht"; kindliches Vertrauen in die Ratio; Angst vor Kontrollverlust.


Kindhafter Narziß.

Ich weiß nicht, ob du das mitbekommen hast, aber tw. weiß ich das ja schon. Seltsam ist ja nur, dass ich mich damit irre wohl fühle und nicht den Drang verspüre, etwas daran zu ändern. Ich frage mich nur, ob ich mir damit irgendwann nicht selbst ins Bein schieße. Darum geht es ja letztendlich.

Dein Text scheint an manchen Stellen "stark", "abgeklärt" und "ungebunden" wirken zu wollen, stellt sich aber sehr unsicher, sehr sehr sehr verkopft und stellenweise etwas naiv dar. Das macht so eine ungute Mischung - ich gönne jedem sein Glück, egal ober verpartnert oder partnerlos (solange niemand zu Schaden kommt), aber so ganz glaubhaft kommt diese Glücksvision da nicht rüber.

Hm. Ich wollte mit dem Text gar nichts und niemandem etwas beweisen. Ich muss nicht abgeklärt und stark rüberkommen, sondern ich stelle gerade mein eigenes Ich in Frage. Wäre seltsam, wenn ich mir da etwas vorlügen würde :zwinker: Deswegen: Sorry, wenn es "abgeklärt" rüberkommt. Das soll es nicht sein. Genau das Gegenteil will ich hier in dem Thread. Keine Bestätigung, sondern Gedankenanregung, was bzw. ob etwas bei mir schief läuft.

Ja. Du maßt Dir da ganz massiv etwas an, was Dir nicht zusteht.
Bloß weil Du es anders erlebst, hast Du keinerlei Recht, anderen ihre abweichende Erlebniswelt zum Vorwurf zu machen oder ihnen diese abzusprechen.

Das weiß ich ja auch. Deswegen schreibe ich das ja. Wenn man als einziger in die falsche Richtung fährt, sollte man sich früher oder später fragen, wer hier eigentlich der Geisterfahrer ist.

---------- Beitrag hinzugefügt um 14:32 -----------

Zum ersten Teil, ja, kann gut sein. Obwohl ich was lange Beziehungen angeht inzwischen wirklich verkorkst bin udn an gar nichts mehr glaube.

Und beim zweiten Teil... das fände ich so schade. Findest du nicht auch, dass man, wenn schon der Kopf IMMER mitläuft, man sich ein einziges Feld verdient hat, wo es egal was er sagt?
Wo man guten Gewissens völlig blöd sein kann?

Das ist eigentlich das, was mir ein wenig fehlt.
Kindisch albernes Verliebt sein in den völlig falschen Kerl. Ohne Beziehungswunsch Einfach um des Gefühls Willen.

Ich hatte es ein einziges Mal es war so furchtbar und so schön :zwinker:

Und ich hab die Befürchtung, ich hab die Scherben meines Herzens so schlecht gekittet, dass diese völlig überflüssige Blödheit mir nie wieder passiert, und das fände ich wirklich wirklich schade.

Hm. Ich habe das schon. Aber deswegen, weil es so ein instabiles Gefühl ist, ist es für mich nicht wirklich eine Verliebtheit. Es ist mehr so ein Verknalltsein. Ich kann es genießen, aber ich gebe mich dem nicht vollständig hin. Ich pflege es auch, aber ich und der andere wissen - einfach deswegen, weil ich es im Vorfeld klar gemacht habe - dass daraus nichts Langfristiges werden wird. Ich ertappe mich auch dabei, wie ich mir Sachen ausmale, die absolut absurd sind. Aber das ist nicht mehr als ein bisschen Phantasie, die wunderschön ist, aber die ich nicht real umsetzen würde, einfach deswegen, weil ich weiß, dass das Leben, wenn man solo ist, so viel zu bieten hat, das ich JETZT noch erleben will. Natürlich hat eine Partnerschaft auch viel zu bieten, aber momentan sind die Reize eine Solo-Lebens einfach verlockender.

---------- Beitrag hinzugefügt um 14:35 -----------

normalerweise sollte man doch schon beim kennenlernen ein "kribbeln" haben. wenn nicht ist wohl einfach keine anziehung da.

Klar. Das Kribbeln habe ich auch. Die Anziehung ist ja auch da. Also daran scheitert es nicht :zwinker:
 
C
Benutzer100759  Beiträge füllen Bücher
  • #14
Hm. Ich wollte mit dem Text gar nichts und niemandem etwas beweisen. Ich muss nicht abgeklärt und stark rüberkommen, sondern ich stelle gerade mein eigenes Ich in Frage. Wäre seltsam, wenn ich mir da etwas vorlügen würde Deswegen: Sorry, wenn es "abgeklärt" rüberkommt. Das soll es nicht sein. Genau das Gegenteil will ich hier in dem Thread. Keine Bestätigung, sondern Gedankenanregung, was bzw. ob etwas bei mir schief läuft.

Ich sags mal so:
Glückwunsch, wie 100% der Menschen hast Du einen Hieb. Also ja, es läuft sicher irgendetwas irgendwo bei Dir schief.
Tut es nämlich bei allen. Ausnahmslos.

Seltsam ist ja nur, dass ich mich damit irre wohl fühle und nicht den Drang verspüre, etwas daran zu ändern. Ich frage mich nur, ob ich mir damit irgendwann nicht selbst ins Bein schieße. Darum geht es ja letztendlich.

Ja gut. Da ist nun die Philosophie drüber - was ist wichtiger: Jetzt glücklich sein oder irgendwann (vulgo "Jenseits").
Ich optiere ganz epikureisch für: JETZT glücklich sein, denn Du hast keine Kristallkugel, kannst nicht wissen ob Du damit irgendwann mal in irgendwelche Beine ballerst. Oder nicht.

Also würde ich jetzt das tun, was Dir gut tut, Dich glücklich macht, an ye harm none do what thou wilt.

Und das ist auch der versteckte Grundtenor den ich hier anschlagen möchte: Mehr im jetzt leben, weniger im Morgen.

Wenn Du jetzt keine Beziehung willst, weil Du dich so wohler fühlst, führ keine - ohne drüber zu hirnen, ob du dir damit in 20 Jahren ins Bein schießt.
Wenn Du jetzt eine Beziehung möchtest, dann führ eine, ohne drüber zu hirnen, ob du die in 20 Jahren schon längst in die Brüche gegangen ist.

Das weiß ich ja auch. Deswegen schreibe ich das ja. Wenn man als einziger in die falsche Richtung fährt, sollte man sich früher oder später fragen, wer hier eigentlich der Geisterfahrer ist.

Geisterfahrer ist der, der anderen seine Lebensweise aufzuzwingen versucht. Solange das keiner tut, haben alle gleich recht.
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • Themenstarter
  • #15
@chelle: Im Grunde hast du nicht Unrecht. Aber hier genau liegt auch mein Problem. Ich habe "Carpe Diem" einfach zu sehr zu meinem Motto gemacht. Ich "carpe diem"-e so sehr, dass mein Gehirn langsam einen Overload hat. Im letzten Jahr habe ich so viel erlebt und gemacht, so intensive Verhältnisse mit anderen Leuten gepflegt, dass ich das Gefühl habe, ich bin enorm gealtert, und ich habe kaum Zeit, die ganzen Eindrücke überhaupt zu verarbeiten. Es passiert einfach so viel.

Und auf der anderen Seite will ich nicht (nur) den Moment leben. Ich sehe es bei (älteren) Freunden, denen irgendwann die Zeit wegläuft. Dann bist du auf einmal 50 und denkst darüber nach, welche Entscheidungen du im Leben besser anders treffen hättest sollen. Es stimmt, momentan habe ich noch freie Verfügungsgewalt über viele Dinge, aber irgendwann wird die Zeit knapp. Vielleicht ist es falsch, sich jetzt schon Gedanken drüber zu machen. Nur ich will mir nicht dann die Gedanken drüber machen, wenn es zu spät ist. Es hängt ein bisschen wie ein Damoklesschwert über mir.
 
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Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • Themenstarter
  • #23
Ich stelle jetzt ein paar bewusst naiv-kindliche Fragen, die sich mir beim ersten Lesen deines Textes so aufgedrängt haben:zwinker: :

du verwendest zum Schluss diese Formulierung
was heißt "mit allen Mitteln" und was heißt "sträuben?" Gegen die Menschen, die in dir mehr als nur eine Freundin sehen und sich eine Beziehung vorstellen können? Gegen einen gesellschaftlichen Druck, der nach Kindern, einem Haus im Grünen und Ehe schreit?

Also gesellschaftlichen Druck verspüre ich keinen. In meiner Umgebung leben alle so ein unkonventionelles Leben, da kann ich mich ganz einfach einreihen, ohne Druck zu spüren. Mit allen Mitteln sträuben bedeutet, dass ich der Versuchung, meinen kurzzeitigen endorphingeleiteten "Aussetzern" nicht nachgebe. Ich verspreche niemandem eine Zukunft (=Beziehung), auch wenn ich für einen Moment vllt das Bedürfnis danach habe. Ich mache also nie diesen Sprung ins kalte Wasser. Ich mache das nicht, weil ich weiß, dass ich das Versprechen nicht einhalten kann und dem anderen keine Sicherheit geben kann. Und ich will ihn nicht glauben lassen, er hätte die Sicherheit, wenn er sie nicht hat. Es ist so, dass die Männer toll sind, die ich getroffen habe. Ich habe auch mindestens so viele Gefühle für sie gehabt, wie früher vor Beziehungen. Aber ich gehe keine Beziehung ein, weil mir die Freiheit und Ungebundenheit wichtiger ist.

Deine Lebensweise, die du hier schilderst, befremdet mich zwar auf der einen Seite aber ich kann auch eine gewisse Bewunderung nicht leugnen. Du scheinst hiernach zumindest auch in dir selbst zu ruhen und einen Partner nicht zu "brauchen". Aber ist das nur die Theorie oder auch die Praxis?

Doch, es funktioniert blendend in der Praxis. Ich muss erläutern, dass ich nie alleine bin, auch wenn ich in keiner Beziehung bin. Ich pflege "Romanzen", lebe dort die schönste, intensivste Romantik aus, habe keine Probleme, Nähe und Emotionen zuzulassen, aber es ist eben immer unter der Prämisse, dass es keine gemeinsame Zukunft gibt. Ich selbst bin ein sehr leidenschaftlicher und emotionaler Mensch. Ich brauche das auch um mich herum. Es gibt Leute, die mich lieben, die (fast) alles für mich machen würden. Meine ehemaligen Romanzen/Affären sind meine Freunde, so vertraut waren wir und sind es noch. Wir hatten dem anderen immer größte Wertschätzung und Respekt entgegen gebracht. Ich habe Freunde, die nur mit dem Finger schnippen müssten und ich fahre ohne nachzudenken 1000km zu ihnen, wenn sie mich brauchen, genauso wie sie es für mich machen würden. Ich habe eine Familie, mit der zwar nicht alles im Reinen ist, aber ich weiß, dass sie mich unterstützt, egal was kommt. Und ich habe irgendwie auch keine Probleme, Leute zu finden, die mich mögen und die ich mag. Wie gesagt, ich bin ausgewandert, lebe seit paar Monaten in einer völlig neuen Umgebung, wo ich vorher niemanden so wirklich kannte. Mittlerweile habe ich einen fixen, sehr engen, vertrauten Freundeskreis und eine wunderschöne Romanze mit jemandem, der nicht so schnell aus meinem Leben verschwinden wird, auch wenn die Romanze vorbei ist. Ich hab einfach auch viel Glück! Ich lerne einfach sehr gute Menschen kennen. Ich ziehe sie förmlich an. Ich kann mich auf sie verlassen, mehr, als ich es je in einer Beziehung auf meinen Partner konnte. Die Gefühle, die ich für meine Freunde hege, sind eben ehrlich und direkt. Sie haben Hand und Fuß, sie sind rational nachvollziehbar.
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
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  • #26
Wie ist es mit den Menschen die du kennen lernst. Du beschreibst, dass du auch Freundschaften mit deinen Affären entwickelt hast. Kommen damit alle klar? Also wenn sich ein Mann in dich verliebt, einer Beziehung nicht abgeneigt ist, kann ich mir schwerlich vorstellen, dass dieser dann auch vorbehaltlos in eine Freundschaft übergeht und alle duldet, die nach ihm kommen. Mit anderen Worten: Bist du bisher mit allen "Romanzen" auch nachher befreundet gewesen?

Wie soll ich es sagen. Hm. Ich betone, dass nicht mehr drinnen ist, deswegen macht sich niemand Illusionen. Deswegen akzeptieren sie es so, wie es ist, nämlich als EPISODE ihres Lebens, die sie nicht missen möchten. Sie schätzen meine Ehrlichkeit, was das anbelangt und können gar nichts anderes machen, als es zu akzeptieren. Und sie sind selbst Menschen, die sich keinen falschen Hoffnungen hingeben. Sie sind für sich selbst verantwortlich. Wer mit mir nicht umgehen kann, der darf sich gar nicht auf mich einlassen. Und meine Freundschaft ist ihnen wichtiger als eine Beziehung mit mir. Bin ich noch mit allen meinen Bekanntschaften befreundet? Nein, einfach deswegen nicht, weil Freundschaft ein großes Wort ist und gar nicht alle da Platz haben. Aber ich kann gut mit ihnen, wenn ich sie sehe. Wir mögen uns, es ist nie seltsam oder verkrampft. Ich würde auch sagen, dass mich alle schätzen. Sie wollten mir nie etwas böses und haben mir nie etwas böses getan. Wir sind immer im Guten auseinander gegangen, auch wenn einer traurig war. Die Basis war eben Ehrlichkeit und Respekt. Und das ist dann doch einiges wert.
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
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  • #29
Hm, eine Frage... wie schaffst du das, mit dem Hingeben auf der einen Seite und dem Nicht drauf einlassen gleichzeitig?

Das ist das Dilemma, dass ich nicht überwinde. Ich kann nicht "ein bisschen Gefühl" reinstecken. Oder mich ein "bisschen öffnen". Das ist was Affären für mich von dem was drüber hinausgeht unterscheidet.
Wie also bekommt man den Mittelweg hin?

Hm. Für mich ist es das Naheliegendste. Romantische Gedanken drängen sich bei mir sehr schnell auf, wenn der Mann toll ist (und wenn er nicht toll ist, hab ich auch nichts mit ihm). Romantische Gedanken kann ich genießen und ausleben. Und ich habe auch das Gefühl, dass ich es intensiver mache, seit ich eben keine festen Beziehungen pflege, vielleicht, weil ich auf die Art keine Angst habe, dass der andere mich auf etwas festnageln will, das ich in ein paar Wochen wieder verwerfen könnte. Ich lebe eben den Moment und lasse das raus, was ich gerade fühle, ohne mir Gedanken zu machen, wie das vielleicht ankommen könnte. Ich habe ja nichts zu verlieren! Und interessanterweise habe ich damit bisher immer nur gewonnen. Es gibt keine Zukunft, das wissen alle Beteiligten, deswegen kann man den Moment mehr genießen. Man macht mehr draus. Auch habe ich das Gefühl, dass sich mein Gegenüber leichter darauf einlassen kann und mehr er selbst sein kann, weil er keine Sorge hat, sich für irgendetwas zu verpflichten. Es ist einfach so "anders" als die übliche Herangehensweise, weil es ehrlich, direkt und trotzdem liebevoll ist, dass die Leute wohl aus ihrem üblichen Verhaltensschema ausbrechen können. Das ist auch die Rückmeldung, die ich bekommen habe. Für mich ist Sex ohne Gefühl übrigens nicht wirklich interessant. Ich finde es schon sehr bereichernd, wenn man für den anderen etwas empfindet und wenn das nur Vertrauen und Wertschätzung ist (zusätzlich zur sexuellen Attraktion). Sonst würde ich das ja nicht so handhaben.
 
Lotusknospe
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  • #34
dann ist doch alles gut, worum machst du dir gedanken? darum das deine freunde deinen lebensstil in frage stellen?

Neinnein. Das ist mir egal, außerdem tun sie's nicht.

Das einzige, was mir Sorgen macht, ist, dass ich andere Menschen nicht nachvollziehen kann, wenn sie von unendlicher Liebe und tiefster Verliebtheit sprechen. Dabei will ich sie doch so gerne verstehen. Ich sehe sie irritiert an, wenn sie zum Schwärmen anfangen, die Augen ganz verklärt, wenn sie sich nostalgisch daran erinnern, wie es war mit ihrer großen Liebe, ihrem Seelenverwandten. Ich habe eine ambivalente Meinung dazu. Einerseits ist es Neid, dass sie so etwas erleben durften, andererseits muss ich mich sehr stark zusammenreißen, dass ich ihnen nicht Erfahrungsmangel und Unkenntnis über ihre eigene Gefühlswelt unterstelle, weil sie sich einfach in eine Emotion hineingesteigert haben, die größter Wahrscheinlichkeit nach wohl mehr Wunschdenken, Podesterhebung, etc. ist als sonst etwas.

Letztendlich bin ich also eigentlich das, was ich sonst immer erfolgreichen Pick-Up-Artist unterstellt habe: Aus Egoismus, Überangebot und der Suche nach Pseudokausalität sind sie nicht fähig zu irrationalen, beständigen, tiefen, träumerischen Gefühlen. Wenn das so ist, dann finde ich das... traurig. Für mich.
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
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  • #36
Warum verkrampfst Du Dich da so darauf, daß Du recht hast und alle anderen in Verblendung leben?
Warum können nicht beide Seiten individuell recht haben?

Find ich "komich".

Ich versteife mich nicht drauf, Recht zu haben. Ich habe auch äußerst gerne Unrecht. Es ist mehr so ein "Ich war auch mal so und dann ist mir was passiert und nun weiß ich es besser." Sowas macht doch jeder Mensch. Das sagt jeder, der mal betrogen hat ("Früher dachte ich auch, ich würd's nie tun, und dann hab ich's doch getan!"), jeder, der nie Kinder wollte und dann doch eines bekommen hat, jeder, der frustriert auf Verpartnerungen geschaut hat und dann selbst seinen Lebenspartner getroffen hat und es auf einmal besser wusste (siehe z.B. Post von lovetex weiter oben). So ist es bei mir eben auch. Und bei dir auch.
 
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Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • Themenstarter
  • #42
Daher frage ich mich, diese Schwärmereien für deine tollen Männer, was unterscheidet die davon, was man empfindet, wenn man verliebt ist?

Darf ich ehrlich sein? Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es ja genau das gleiche, was auch andere empfinden, wenn sie verliebt sind? Keine Ahnung. Für mich besteht Verliebtheit zu einem großen Teil auch aus Luftschlössern und der Unsicherheit, wie genau der andere zu einem denn nun steht bzw. wenn man es weiß, kann man es gar nicht fassen, dass es tatsächlich so sein soll. Ich habe aber auch das Gefühl - eben weil ich alleine auch sehr zufrieden und ausgeglichen bin - dass ich nicht diesen "Endlich habe ich den richtigen Partner gefunden"-Trigger in mir trage, der einem die rosarote Brille aufsetzt.

Momentan gehe ich so durch die Welt, als wäre ich selbst der Superheld und dass es doch absolut klar ist, dass ein Mann mich toll findet. Ich gehe ja gar nicht von etwas anderem aus, so groß ist mein Ego. Gleichzeitig bemühe ich mich aber auch, jegliche Verliebtheit von Anfang an eben nicht zuzulassen, weder beim anderen noch bei mir. Das geht sehr gut mit offenen Gesprächen, wo man einfach mal alles ganz klar und deutlich ausspricht. Das meine ich mit "sich nicht drauf einlassen". Es gibt keine Spielchen, man muss nicht aufpassen, was man sagt, hat keine Angst, etwas zu verlieren, etc. Ich weiß nicht, was entstehen würde, wenn ich mich drauf einlassen würde. Ich tu's eben nicht, weil ich mich auch nicht drauf einlassen will, bloß um es "auszuprobieren". Immerhin hab ich es da mit einer anderen Person und auch deren Gefühlen zu tun. Da kann man nicht einfach damit rumspielen. Aber ich frage mich langsam schon, ob ich es nicht auch verlerne, mich in jemanden zu verlieben. Momentan ist mir dieses Gefühl so fremd, wie wenn ich von einem anderen Planeten käme. Liebe kann ich verstehen und fühlen. Aber Verliebtheit... keine Ahnung, was das sein soll, wenn nicht ein Mix aus Hormonen und Hirngespinsten, die einen tags und nachts irre machen. Und wenn's nur das ist, dann kann ich drauf verzichten. Erstens ist es dann ein sehr egoistisches/egozentrisches Gefühl. Und zweitens belüg ich mich nicht so gerne selbst.
 
caotica
Benutzer68775  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #46
Darf ich ehrlich sein? Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es ja genau das gleiche, was auch andere empfinden, wenn sie verliebt sind? Keine Ahnung. Für mich besteht Verliebtheit zu einem großen Teil auch aus Luftschlössern und der Unsicherheit, wie genau der andere zu einem denn nun steht bzw. wenn man es weiß, kann man es gar nicht fassen, dass es tatsächlich so sein soll. Ich habe aber auch das Gefühl - eben weil ich alleine auch sehr zufrieden und ausgeglichen bin - dass ich nicht diesen "Endlich habe ich den richtigen Partner gefunden"-Trigger in mir trage, der einem die rosarote Brille aufsetzt.

Hmmm... also, wenn Verliebtheit heißen soll, dass man jegliches Gefühl für Realität verliert und denkt, DER ist es jetzt, KEIN andrer und ich werde NIEMALS unglücklich sein wenn er da ist etc... dann war ich auch noch nie verliebt.

Nö, warum muss man denn plötzlich unrealistisch werden, nur weil man auf Wolken geht? Kleine Flammen auf der Haut, implodierender Magen voller Waldameisen, Wackelpudding Knie... das geht alles, auch ohne jeglichen Bezug zur realen Welt zu verlieren.

Es nicht fassen können.... tut man das nicht automatisch, wenn man super glücklich ist? das heißt doch nicht, dass man alles andere dann aus den Augen verliert.
Im Gegenteil, ich glaube nur alberne, temporäre Schwärmerei ohne haltbaren Hintergrund macht einen zum Deppen :zwinker:
Wenn man verliebt ist und das auf Gegenseitigkeit beruht... dann ist bei mir die Unsicherheitsphase längst vorbei. Er sieht einen an als wäre man die einzige im Raum, man selbst spürt förmlich die Herzchenmit Flügeln, wenn man in seinem Arm liegt... aber da sind keine Zuckerschlösser backende und hysterische Pferde reitende Prinzen.

Für mich... ist es ein glücklich und zufrieden sein im Moment, obwohl man genau weiß dass es nicht halten kann... aber das wird- akzeptiert und ist sofort egal.

Stellst du dir unter dem "Verliebtsein" vielleicht zuviel Magie vor? Etwas ganz und gar umwerfendes, das absolut jeden alle Vernunft über Bord werfen lässt um mit ihm ne Surfschule in Durban aufzumachen?

Nun ja. Ich, mit meinem Kopf, so wie ich ticke, werde das niemals erleben. Aber ich hab etwas erlebt, das für mich, genau wie ich ticke, richtig gut, umwerfend und bescheuert war. Vielleicht solltest du bei allem Analysieren kleinster Gefühlsregungen nicht zuviel Vergleichen, und Erwartungen an etwas stelllen, das sicherlich nicht objektiv bewertbar ist.

Ich denke, die einen sind schlicht mehr "rosa Brillen Typen" als die andern.
Ich suche immer überall den Haken. Verliebt bin ich, wenn ich ihn klar und deutlich sehe - er aber egal ist und alle warnenden Stimmen, egal wie recht sie haben, in Trompetenchören untergehen. Eventuell ist sogar ein Schellenkranz dabei...
Ich habe eine Freundin, die in jedem Typen den sie toll findet, den Vater ihrer Kinder sieht... für sie das maximale Verliebtsein, für mich nur albern :confused:
Aber das ist einfach der kleine feine Unterschied.


Vielleicht solltest du weniger Erwartungen aufgrund unbelegbarer Vergleiche aufstellen, sondern schaun, in wie weit du umgehauen werden kannst :zwinker:
 
R
Benutzer Gast
  • #54
Auf mich wirkt eine abgeklärte, kontrollgeile Art in ihrer Grundhaltung sehr pessimistisch. Mir ist es zu viel, hier zwischen Lotusknospe und Caotica zu unterscheiden, obwohl die Unterschiede vielleicht riesig sind. Aber ich finde es falsch, eine Beziehung zuerst mal mit der Möglichkeit einer großen Enttäuschung zu assoziieren. Pessimismus zeichnet die Welt schlechter als sie ist.
Die Glücksgefühle einer Beziehung ergeben sich für mich zu einem Großteil aus einer positiven Neugier. Der Bereitschaft, mich überraschen zu lassen, und dem Willen, das Neue und Unbekannte erst mal ganz toll zu finden (bis zum Beweis des Gegenteils). Sozusagen im Zweifel für den Partner. :zwinker:
(Dabei finde ich durchaus, dass man einen gewissen Anspruch haben kann und sollte. Er darf nur nicht zum Selbstzweck verkommen. Und als Single glücklich zu sein verurteile ich nicht, sondern schätze es hoch und kann mir vorstellen, dass das für andere ein erfüllendes Leben sein kann. Aber mir gibt eine gute Beziehung so viel, dass ich sie einem Singleleben klar vorziehe.)

Den Überdruß von Ali Mente finde ich schrecklich. Bei solchen Beschreibungen bin ich dann doch froh, dass ich nicht so viele Erfahrungen gemacht habe wie ich in den jeweiligen Momenten gerne gemacht hätte. Hier ist die Neugier und Begeisterungsfähigkeit abgestumpft und die Phantasie träge und müde geworden.
Ich finde auch, dass viele Menschen leider nicht so interessant sind wie man sie gerne hätte. Dieses „in jedem steckt was ganz tolles, wenn man sich nur auf ihn einlässt und tief genug gräbt“, kann ich auch nicht nachvollziehen. Allerdings versuche ich gegen dieses Gefühl anzukämpfen, da ich glaube, man tendiert schnell dazu zu viel auszusortieren. Die eigenen Ansprüche zementieren sich mit der Zeit, was ich nicht gut finde.

Als Beispiel: Sie interessiert sich sehr für klassische Musik. Ich habe davon keine Ahnung, fand das bisher nicht sonderlich interessant, finde es aber auch nicht abstoßend. Nun könnte ich sie aussortieren oder versuchen, mir ein Verständnis zu erarbeiten, das durchaus zu Faszination werden kann, wenn ich dabei mit der Zeit mich begeisternde Aspekte erkenne. (Vielleicht ist das ein schlechtes, weil "oberflächliches" Beispiel. Aber ich hoffe, mein Gedankengang wird klar.)

Für mich ist eine Beziehung ein aneinander Wachsen. Man startet von einer Basis und vergrößert diese Basis mit der Zeit, indem man sich miteinander und voneinander beeinflusst entwickelt.
Ich kann mir vorstellen, dass das mit zunehmendem Alter und Erfahrung schwieriger wird, weil man weniger kompromissbereit und weniger neugierig ist. Man ist eingefahrener in seinen Ansichten und Ansprüchen. Allerdings habe ich dazu zum Glück noch nicht viel persönliche Erfahrung und vermute das nur.

Ich finde übrigens nicht, dass eine Beziehung notwendigerweise eine Zukunftsperspektive braucht. Für das Genießen im Hier und Jetzt ist es für mich nur notwendig, dass das Ende noch nicht klar absehbar ist. Ins Blaue hineinleben geht wunderbar in einer Beziehung.
Aber vermutlich beißt sich das mit dem angesprochenen Kontrollstreben. Mir wäre es wirklich egal, wenn sie überzeugt ist, als Entwicklungshelferin nach Afrika gehen zu wollen, und ich fest plane, Rechtsanwalt in Buxtehude zu werden. (Nur mal so als Beispiel. :zwinker:) Solange wir beide noch drei Jahre Studium vor uns haben, ist das für mich völlig irrelevant. Es kann einfach noch zu viel passieren als dass es sich lohnen würde, sich darüber zu dem Zeitpunkt schon Gedanken zu machen.
Ich unterscheide allerdings nicht zwischen Romanzen und Beziehungen. Überhaupt ist mir dieser Definitionswahn zuwider. Man muss vielleicht definieren, ob man Monogamie möchte oder nicht. Aber ansonsten halte ich mich nicht an Begriffen auf. Insofern wären das, was du hast, Lotusknospe, in meinen Augen vielleicht sogar Beziehungen.

Ich plädiere also für eine gewisse Naivität des Herzens. Lieber hoch aufsteigen und dann vielleicht auch tief fallen als von vornherein nur im Mittelmaß der Gefühle vor sich hinwurschteln.
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • Themenstarter
  • #55
Hm. Erstmal: Ich finde es sehr schön, dass hier so ausführliche und persönliche Posts kommen. Danke dafür!

Und dann möchte ich auch noch sagen: Ich weiß nicht, wie ich hier rüberkomme, ob kühl und distanziert, "kontrollgeil" und manipulierend oder gar pessimistisch (btw. ich bin alles andere als pessimistisch. Ich bin der reinste Enthusiast :smile2: ). Ich meine, ja, Kontrolle ist mir wichtig, aber ich habe in den letzten Monaten auch daran gearbeitet, die Kontrolle ein bisschen zu vernachlässigen und mich mehr auf einen anderen Menschen einzustellen und einzulassen, den anderen tun zu lassen und meine eigenen Gefühle auszuleben. Denn ja, ich bin auch schon auf die Nase geflogen mit der doofen Kontrolle. So ist es also nicht.

Und vermutlich hat Ruhrpott-Alex auch Recht, dass für viele das, was ich momentan habe, eine Beziehung ist. Ich denke auch, dass viele das von uns glauben, wenn sie uns sehen. Für mich ist es aber keine Beziehung, allein durch das Wissen, DASS es ein Ablaufdatum gibt. Das ist einfach unumstößlich. Aber gut, Definitionssache.

Bez. der Naivität des Herzens: Schwierig. Warum? Weil ich durch die Naivität des Herzens schon andere Herzen gebrochen habe. Ich habe neben meiner Kontrollsucht nämlich noch ein anderes Problem: Ich fühle mich immer als Täter, denke immer, ich sei schuld, wenn etwas passiert. Warum tu ich das? Weil ich lieber Täter als Opfer bin. Und wenn ich naiv im Herzen bin und blindlings drauf los einfach mal mache... dann passiert unter Umständen etwas, was schon mal passiert ist: Ich beraube jemandem 5 Jahre seiner Lebenszeit (oder vllt noch mehr? dann hab ich den Kontakt abgebrochen), weil er sich unsterblich in mich verliebt hat, ich das aber - nach längerem hin und her - nicht erwidern konnte. Ich habe mir da geschworen, dass ich eben diese Naivität abstelle. Dass ich nicht herumprobiere, herumspiele mit den Gefühlen anderer Leute, einfach nur, um zu sehen, was draus wird. Ich habe mir angelernt, die Verantwortung für andere Leute zu übernehmen, weil ich das Gefühl hatte, sie konnten sie nicht für sich selbst übernehmen.

Momentan versuche ich, von diesem Trip wieder etwas abzukommen und Leute nicht zu bevormunden (das habe ich nämlich durchaus auch schon gemacht), und ihnen ihr Recht zugestehen, Fehler zu machen. Ich versuche dennoch, korrekt zu sein. Niemandem Hoffnungen zu machen, wenn es nicht sicher auch Hoffnung gibt. Vorher zu überlegen, ob ich dem anderen etwas gutes tun kann, und wenn nicht, dann es einfach zu lassen.

Es ist nicht so leicht, hier einen guten Mittelweg zu finden. Vielleicht ist auch gerade das mein Problem. Ich habe echt Bammel davor, jemandem Hoffnungen zu machen, die ich VIELLEICHT nicht erfüllen kann. Obwohl "Hoffnung" ja nicht "Sicherheit" bedeutet. Trotzdem.
 
caotica
Benutzer68775  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #56
Auf mich wirkt eine abgeklärte, kontrollgeile Art in ihrer Grundhaltung sehr pessimistisch. Mir ist es zu viel, hier zwischen Lotusknospe und Caotica zu unterscheiden, obwohl die Unterschiede vielleicht riesig sind. Aber ich finde es falsch, eine Beziehung zuerst mal mit der Möglichkeit einer großen Enttäuschung zu assoziieren. Pessimismus zeichnet die Welt schlechter als sie ist.

Ich fühl mich davon in der Tat angesprochen, und ich finde du hast recht. Ich bin... vielleicht würde ich selbst nicht pessimistisch sagen, aber desillusioniert und zynisch, ja.
Aber nicht weil ich so gerne schwarz sehe, sondern weil ich jedes Mal wenn ich gewagt habe, an Gutes zu glauben, fies enttäuscht wurde. Ich finde ich bin zu jung dazu, und ich sollte viel Positiver sein, was andere Menschen angeht.
Wie meine Mama schon sagte, "das schlimmste ist eigentlich, dass du mit Ende 20 schon so in deinem Glauben an den Sinn zerstört bist wie ich mit Ende 40"
Ich würde mich gerne bekehren lassen, wirklich. Aber es geschieht irgendwie nicht :rolleyes:


Die Glücksgefühle einer Beziehung ergeben sich für mich zu einem Großteil aus einer positiven Neugier. Der Bereitschaft, mich überraschen zu lassen, und dem Willen, das Neue und Unbekannte erst mal ganz toll zu finden (bis zum Beweis des Gegenteils). Sozusagen im Zweifel für den Partner. :zwinker:


Hm, nein, da ticke ich einfach anders. Ich kann mich nicht von schlechten Erfahrungen so loslösen, dass ich völlig unbelastet die selben nochmal mache.
Ein gutes Gleichnis, ich hab mich als kleines Kind mal verschluckt, ziemlich böse, und nur radikale Maßnahmen ließen mich weiter atmen.
Ich hab monatelang gar nichts gegessen, weil es ja hätte wieder passieren können.
Enttäuschungen haben mich schon immer tiefer getroffen und mehr gewogen als der Genuss der Dinge vorher.
Ich weiß dass ich vertrauensprobleme habe, in alles, was mich mal enttäuscht hat. Aber ich lebe eigentlich ziemlich gut so, warum sollte ich den Drang verspüren das ändern zu müssen?

(Dabei finde ich durchaus, dass man einen gewissen Anspruch haben kann und sollte. Er darf nur nicht zum Selbstzweck verkommen. Und als Single glücklich zu sein verurteile ich nicht, sondern schätze es hoch und kann mir vorstellen, dass das für andere ein erfüllendes Leben sein kann. Aber mir gibt eine gute Beziehung so viel, dass ich sie einem Singleleben klar vorziehe.)

Ja und mir gibt eine Beziehung nun nicht wahnsinnig viel. Zumindest die Beziehungen nicht, die ich ohne größere Opfer haben könnte.
Und mich auf jemanden wirklich einzulassen, so, dass er mich wirklich ernstlich enttäuschen kann, ist ein großes Opfer für jemandem, der allein so zufrieden und glücklich ist...

Den Überdruß von Ali Mente finde ich schrecklich. Bei solchen Beschreibungen bin ich dann doch froh, dass ich nicht so viele Erfahrungen gemacht habe wie ich in den jeweiligen Momenten gerne gemacht hätte. Hier ist die Neugier und Begeisterungsfähigkeit abgestumpft und die Phantasie träge und müde geworden.

Das ist wohl wahr, davon fühl ich mich auch nicht angesprochen :zwinker: Ich hab eher das Problem, dass ich das Eingehen einer Beziehung zu ernst nehme, und erst dann tue wenn ich entweder ganz sicher bin, oder so verliebt, dass es egal ist, ob ich sicher bin.
Beides geht in seiner Eintrittwahrscheinlichkeit gegen null.

Ich finde auch, dass viele Menschen leider nicht so interessant sind wie man sie gerne hätte. Dieses „in jedem steckt was ganz tolles, wenn man sich nur auf ihn einlässt und tief genug gräbt“, kann ich auch nicht nachvollziehen. Allerdings versuche ich gegen dieses Gefühl anzukämpfen, da ich glaube, man tendiert schnell dazu zu viel auszusortieren. Die eigenen Ansprüche zementieren sich mit der Zeit, was ich nicht gut finde.

Das versteh ich persönlich nun auch nicht. Ich würde niemanden aufgrund solcher Dinge aussortieren, WENN es kribbelt.
Mein Problem ist, dass es eben nie kribbelt.
Zumindest nichts was über körperliches Wohlbefinden hinausgehen würde. Mein Problem ist weniger mein Kopf denn mein Herz :frown:
Ich bin im Gegenteil immer offen und relativ neugierig auf andere Menschen... aber eben aus einem distanzierten, eher wissenschaftlichen Standpunkt heraus. Da jemandem so nahe zu kommen, dass Funken übersprühen könnten, ist ziemlich schwierig. Auch ganz ohne bewusstes Aussortieren - was ich eh Schwachsinn finde. Entweder die Chemie stimmt oder sie stimmt nicht.
Ich suche mir meine Freunde ja auch nicht nach ihrem Lebenslauf aus^^

Ich finde übrigens nicht, dass eine Beziehung notwendigerweise eine Zukunftsperspektive braucht. Für das Genießen im Hier und Jetzt ist es für mich nur notwendig, dass das Ende noch nicht klar absehbar ist. Ins Blaue hineinleben geht wunderbar in einer Beziehung.
Aber vermutlich beißt sich das mit dem angesprochenen Kontrollstreben. Mir wäre es wirklich egal, wenn sie überzeugt ist, als Entwicklungshelferin nach Afrika gehen zu wollen, und ich fest plane, Rechtsanwalt in Buxtehude zu werden. (Nur mal so als Beispiel. :zwinker:) Solange wir beide noch drei Jahre Studium vor uns haben, ist das für mich völlig irrelevant. Es kann einfach noch zu viel passieren als dass es sich lohnen würde, sich darüber zu dem Zeitpunkt schon Gedanken zu machen.
Ich unterscheide allerdings nicht zwischen Romanzen und Beziehungen. Überhaupt ist mir dieser Definitionswahn zuwider. Man muss vielleicht definieren, ob man Monogamie möchte oder nicht. Aber ansonsten halte ich mich nicht an Begriffen auf. Insofern wären das, was du hast, Lotusknospe, in meinen Augen vielleicht sogar Beziehungen.

Ich kann keine Sicherheit empfinden, wenn ich nur im Hier und Jetzt lebe. Ohne Sicherheit zwar Affären, weil schön und egal was kommt. Aber ohne Sicherheit niemals eine Beziehung, kein nahes an mich Heranlassen von jemandem, der es sich vielleicht morgen anders überlegt.
Übertriebene Schutzmaßnahme, mag man sagen, aber so funktioniere ich eben. Schwäche fällt mir nicht leicht, Nähe und Vertrauen auch nicht - aber das sind Dinge, die ich unbedingt zulassen muss, wenn ich wirklich eine Beziehung, etwas mit Sicherheit, eingehe.
Darum tu ichs nicht und bleibe im Hier und Jetzt- Genuss. Der einfachere Weg, und bisher hat sich noch keiner die Mühe gemacht mich vom Lohnenswerten des schwereren Weges überzeugen zu wollen.
Wenns jederzeit vorbei sein kann, wozu es dann "Partnerschaft" nennen? Ist es dann nicht eher eine Lebensabschnittsgemeinschaft?

Nein nein, da unterscheide ich sehr genau.

Ich plädiere also für eine gewisse Naivität des Herzens. Lieber hoch aufsteigen und dann vielleicht auch tief fallen als von vornherein nur im Mittelmaß der Gefühle vor sich hinwurschteln.

Nope, so seh ich das eben nicht.
Ich spar mir lieber die albernen Höhenflüge, und dann auch den Sturz. Ist alles eine Kosten Nutzen Frage. Ich habs probiert und festgestellt, der Preis ist mir zu hoch, und es muss wirklich etwas ganz Besonderes sein, wenn ich ihn nochmal zahle - diesmal in dem Wissen, WIE hoch er ist.
Ich bin kein himmelhochjauchzend zu tode betrübt Typ :zwinker: Bedauere ich auch kein bisschen, Emotionalität geht mir recht schnell auf die Nerven und ich finde es anstrengend.
Ich mag Mittelwege, vor allem bei Gefühlen. Die beste Illusion von Sicherheit, die ich mir selbst geben kann.

Aber wie immer und überall - WENN man es mal analysiert hat, stellt man fest, alles eine Typfrage, womit man sich wohler fühlt.
 
Ali Mente
Benutzer115625  Beiträge füllen Bücher
  • #57
@Ali Mente
Das klingt ja alles gut und schön, wenn man das so leben will.

Allerdings wäre das dann eine unverbindliche Schönwettergemeinschaft und nicht das, was man sich landläufig unter einer Beziehung vorstellt.
Das Leben besteht nicht nur aus glücklichen Momenten.

In der Not trennt sich die Spreu vom Weizen und die Beziehung scheidet sich von der Fickgemeinschaft.
Wo steht denn etwas von Schönwettergemeinschaft? Die Möglichkeit, etwas zu tun, zieht noch lange nicht nach sich, es zu tun. Nur wenn ich nicht gehen kann, ohne unglücklich zu sein, dann ist es keine freie Entscheidung, keine Option unter vielen mehr, sondern ein Zwang.

Das ist aber wieder so ein Ding, über das sich die Leute gerne definieren ... eine Beziehung, die "Not und Elend" überstanden hat und überstehen wird ... ja, das ist gut für's Ego, denn da kann man sich ja so schön über andere stellen. Wer damit sein Ego streicheln möchte, der darf das gerne tun. Ich habe damit kein Problem. Nur doof, wenn's dann doch anders kommt :zwinker:

Glück ist subjektiv und man kann sich immer für das Glück entscheiden. Wer das erkannt hat, wer loslassen kann, für den gibt es auch keine Katastrophen und Unglück mehr, und dann braucht es auch keine Zwangsgemeinschaften.

Mhm, also wenn ich mal zurück gucke: Viele meiner bisherigen Affären haben irgendwie ein Kribbeln in meinem Bauch ausgelöst. Zumindest wenn man zusammen war. Man hat nach dem Sex noch miteinander im Bett gelegen, sich gestreichelt - ich habe mich jedes Mal sehr geborgen gefühlt.
Ich mochte jeden, mit dem ich eine Weile eine Sexbeziehung hatte. Es waren jedes Mal tolle Männer.
Aber: Selten war da einer dabei, mit dem ich mir auch wirklich "mehr" vorstellen könnte. Ganz, ganz selten. (Und das ist jetzt die Kopfstimme, die spricht.) Man hatte zu wenig Gemeinsamkeiten, andere Vorstellungen vom Leben, andere Hobbys, etc. Deshalb blieb es nur beim Sex.
Naja, das mit dem Kopf ist so eine Sache. Aber natürlich sprechen manchmal ganz pragmatische Gründe gegen eine Beziehung, große räumliche Entfernung zum Beispiel.

Auf der anderen Seite sieht man hier auch wieder das klassische Modell einer Beziehung, wie es durch gesellschaftliche Prägung im Kopf verankert ist. Was denkst du, wie sich die Wahrnehmung der Welt verändert, wenn man sich mal davon freimacht?
Ich tue mich z.B. sehr schwer damit, zu sagen, ab wann ich mit jemandem zusammen wäre. Wer legt denn sowas fest? Kann man da so einen klaren Strich ziehen, zwischen zusammen und nicht zusammen, wo doch das wahre Leben so vielschichtig ist, wo das wahre Leben doch ständiger Veränderung, einem ständigem Fluss unterliegt, wo es doch im wahren Leben kein striktes entweder-oder gibt? Absolute Zustände, Extreme, das sind Produkte des Verstandes.

Ich verweise an dieser Stelle ab und zu auch gerne auf die Quantenphysik, die uns lehrt, dass der Zustand des Universums in einem Moment NICHT exakt bestimmbar ist.

Und dann gibt es natürlich auch noch das Herz, das sich zu Wort meldet und sagt: "Den will ich!"
Und was sagt dein Herz bei deinen Affairen? Oder bist du mit denen aus rationalen Gründen ins Bett gegangen? Interessant ist es, sich mal dahingehend zu hinterfragen, was dieses Geborgenheitsgefühl eigentlich ist?

Ja, Freiheit ist wirklich etwas Tolles, das stimmt. :smile:
Und ich denke, du hast Recht, dass es wichtig ist, darauf zu achten, sein Leben nicht auf der Beziehung aufzubauen. Sprich, die Beziehung sollte die Kirsche der Torte sein und nicht die ganze Torte. Das süße Extra.

Aber gleichzeitig: Meinst du wirklich, es ist ein Zeichen dafür, dass man abhängig von einer Person ist, wenn man verlassen wird und danach unglücklich ist?
Das glaube ich nämlich nicht.

Ein Partner bereichert das Leben ja trotzdem. Ich denke, man lässt kaum einen so nah an sich heran wie den eigenen Partner.
Und wenn das plötzlich weg ist, ist es normal, dass es erst mal weh tut und man ins Straucheln gerät.
Solche Aussagen sind immer sehr interessant.
Im Prinzip sagst du folgendes: "Ich finde, dass man 'glücklich sein' nicht vom Partner abhängig machen soll, aber wenn der Partner weg ist, finde ich schon, dass man dann auch unglücklich sein kann."

Erkennst du das Paradoxon? Das ist aber nicht schlimm, es ist gewissermaßen ganz normal und ein "Trick" des Verstandes. Irgendwo schnappen Menschen etwas auf und bekommen suggeriert, das das so sein sollte. Dann übernehmen sie diese Meinung zwar auf der rationalen Ebene, denken, dass sie so denken, aber ihr Inneres lässt sich davon natürlich nicht beeindrucken. Auf diese Weise entstehen dann solche Widersprüchlichkeiten.

Unglücklich sein über eine Trennung kann nur der, der darin einen Verlust findet. Und um Verlust zu empfinden, muss ich einer Sache anhaften. Um einer Sache anzuhaften, muss ich mich über sie definieren, sie zu einem Teil meines Selbstbildes, sie essentiell für mein Glück machen. Nur dann ist es eben nicht mehr nur die Kirsche auf der (schon vollständigen) Torte, sondern ein fester, zur Torte gehörender, Bestandteil. Eher so wie bei einer Kirschtorte :grin:
Das ist dann eben in gewisser Weise Abhängigkeit finde ich. Liebe an sich impliziert für mich aber keine Abhängigkeit. Erst Abhängigkeit macht abhängig :zwinker:

Dann zeigt dieses unglücklich sein bei einer Trennung für mich auch eine Fixierung auf das Negative. Statt sich über die erlebte Bereicherung des Lebens, über die schöne gemeinsame Zeit und auf das Neue, was nun beginnt zu freuen, liegt der Fokus darauf, dass dies in Zukunft nicht mehr da ist. Der Fokus liegt auf dem, was NICHT ist. Das ist aber ebenfalls ganz normal, wenn ich nicht loslassen kann. Nur ist dies für mich destruktives Denken.

Sehr interessant finde ich auch deinen Satz, dass man niemanden so nah an sich ranlasse, wie den eigenen Partner. ich glaube für die meisten Menschen stimmt das tatsächlich. Sie lassen ihren eigenen Partner sogar näher an sich heran, als sie das selbst mit sich tun.
Liebe heißt vollständige Akzeptanz. Wer jemanden liebt, der akzeptiert ihn in seiner Gesamtheit, genau so wie er ist, vollständig. Die wenigsten Menschen tun das meiner Erfahrung nach selbst, aber wenn sie dann mit ihrem Partner zusammen sind, dann erleben sie das befreiende Gefühl vollständig akzeptiert zu werden, und fühlen sich gut. Das ist mMn u.a. einer der Gründe, warum viele von ihrem Partner so abhängig sind.

Gleichzeitig ist ein Partner ja auch für die schlechten Zeiten da. Krankheit, Unfälle,... - nicht immer sind es die Freunde, die bei einem am Bett wachen, sondern eben doch der Partner, der einen liebt.
Selbstverständlich ist es schön und hilfreich, jemanden zu haben, der einem beisteht schweren Situationen. Eine überlebenswichtige Notwendigkeit besteht in unserer Gesellschaft dafür aber nicht mehr. Und letztlich, wenn man es vollständig durchdenkt, bleibt jeder ohnehin mit sich selbst allein, auch mit seinen "Problemen". Aber was sind eigentlich diese schweren Zeiten? Schwere Zeiten entstehen im Kopf, Leid findet immer im Kopf statt. Wer mental, emotional leidet, der tut das immer, weil er sich dafür entschieden hat. Und Leid ist immer mental und emotional.
(An die, die dagegen jetzt Sturm laufen wollen, und mir mit schwersten Schmerzen, Tod, Krebs, Hunger etc. kommen ... die Argumente kenne ich alle schon!)

Ich weiß nicht, was Freundschaft für dich bedeutet. Ich würde für meine Freunde auf der Stelle alles stehen und liegen lassen, um für sie da zu sein, wenn ich denke, dass ihnen meine Unterstützung, in welcher Form auch immer, helfen würde oder vielleicht sogar gebraucht wird. Und ich habe Freunde, die würden bei mir genauso handeln. Freundschaft ist für mich ebenfalls Liebe, ebenfalls eine tiefe Verbundenheit.

Den Überdruß von Ali Mente finde ich schrecklich. Bei solchen Beschreibungen bin ich dann doch froh, dass ich nicht so viele Erfahrungen gemacht habe wie ich in den jeweiligen Momenten gerne gemacht hätte. Hier ist die Neugier und Begeisterungsfähigkeit abgestumpft und die Phantasie träge und müde geworden.
Wenn du das auf mich beziehst, dann weiß ich nicht, wo du dir das aus den Fingern saugst. Das Gegenteil ist der Fall, auch wenn du dir das vll. nicht vorstellen kannst oder es bei dir falsch angekommen ist.

Grüße,

Ali Mente
 
caotica
Benutzer68775  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #58
So, auch wenn ich gar nicht angesprochen bin, ich antworte einfach mal :tongue: Mach ich gern, und im Forum darf ich mich sogar ganz legal einmischen :zwinker:

Wo steht denn etwas von Schönwettergemeinschaft? Die Möglichkeit, etwas zu tun, zieht noch lange nicht nach sich, es zu tun. Nur wenn ich nicht gehen kann, ohne unglücklich zu sein, dann ist es keine freie Entscheidung, keine Option unter vielen mehr, sondern ein Zwang.

Ich kenne das Argument... aber ganz ehrlich, wo trennt man freie Entscheidung und Zwang? Ich entscheide mich ja eigentlich aus freien Stücken für die Beziehung. Und ich persönlich tue das immer wieder, weil eigentlich, ganz strenggenommen, kann man IMMER gehn. Nicht mal eine Ehe kann jemanden davon wirklich abhalten. Wer gehn will, geht. Einen objektiven Zwang gibt es nie.
Aber ich stimme dir zu, dass viele diese freie Entscheidung abgeben, und damit auch die Verantwortung abgeben. Trotzdem, auch diese haben jeden Tag aufs neue die Wahl und sie entscheiden sich für den andern, aus welchen verqueren Gründen auch immer.
Von daher sehe ich da keine so einmalige Errungenschaft in dieser Erkenntnis, zumindest ändert sie nichts am Ergebnis.


Glück ist subjektiv und man kann sich immer für das Glück entscheiden. Wer das erkannt hat, wer loslassen kann, für den gibt es auch keine Katastrophen und Unglück mehr, und dann braucht es auch keine Zwangsgemeinschaften.

Das halte ich für sehr vermessen... und fast schon für unmenschlich. Wie soll man fähig sein, den Wert des Glücks zu erkennen, wenn man nicht mehr leidet? Steht Glück etwa für sich allein? Für mich existiert es viel mehr nur in Abgrenzung zu anderen Zuständen. Woher weiß ich dass ich satt bin, wenn ich keinen Hunger mehr spüre? Und wird das nicht irgendwann langweilig, dauerhaft glücklich und zufrieden zu sein? Man verlernt doch völlig, es zu schätzen.
Eine solche Einstellung flacht alles ab, bildlich gesprochen, es fehlen die Kurven.

Ich bin ja selbst kein Fan von Höhen und Tiefen, logischerweise hauptsächlich nicht von den Tiefen. Aber - müsste ich mich entscheiden, was ich lieber lernen will, Höhen und Tiefen leben und damit umgehen, oder die Kurven soweit abzuflachen, dass mich die Tiefen nicht mehr treffen können... ich würde ersteres nehmen. Vielleicht weil ich das andere kenne und als langweilig empfinde.

Das ist vielleicht auch Typsache, wie so vieles. Ich will dich nicht missionieren, ich will nur zeigen, dass andere Wege nicht belächelt werden müssen, nur weil sie nicht deine sind.

Mir wäre zwischenmenschliches ohne Schmerz zu langweilig. Ich habs probiert, ich kanns. Ich bin rational genug, um mich wirklich bewusst dazu zu entscheiden, Schmerz auszublenden. Aber... es ist langweilig auf Dauer. Es reicht mir nicht, es ist nur ein teil vom Kuchen. Glück schmeckt irgendwann fad, und verliert seinen Glanz, wenn man sich nur auf das fokussiert.
Bei mir zumindest.


Auf der anderen Seite sieht man hier auch wieder das klassische Modell einer Beziehung, wie es durch gesellschaftliche Prägung im Kopf verankert ist. Was denkst du, wie sich die Wahrnehmung der Welt verändert, wenn man sich mal davon freimacht?
Ich tue mich z.B. sehr schwer damit, zu sagen, ab wann ich mit jemandem zusammen wäre. Wer legt denn sowas fest? Kann man da so einen klaren Strich ziehen, zwischen zusammen und nicht zusammen, wo doch das wahre Leben so vielschichtig ist, wo das wahre Leben doch ständiger Veränderung, einem ständigem Fluss unterliegt, wo es doch im wahren Leben kein striktes entweder-oder gibt? Absolute Zustände, Extreme, das sind Produkte des Verstandes.

Tja, ich finde, ab einer Absprache, es gemeinsam zu versuchen und sich jetzt mal den Eltern vorzustellen, salopp gesagt, führt man eine Beziehung.
Die darum etwas Bindendes darstellt, weil ich mich dafür entschieden habe. Immer und immer wieder, freiwillig. Und weil ich die Verantwortung bewusst übernehme - und weil ich das mit niemandem leben möchte, der sich aus dieser Vernatwortung drückt, weil er er beschließt sich ganz bewusst für das Schöne im Leben zu entscheiden.

Mein Verstand produziert übrigens Mittelwege. Das einzige, das bei mir, für meine Verhältnisse, Extreme sind, sind Emotionen.
Würde ich mich also rein auf den Verstand konzentrieren, was bei meiner Natur nicht sehr schwer ist, käme ziemlich schnell wieder die Langeweile ins Spiel.
Aber wie gesagt, Menschen ticken unterschiedlich, es gibt genügend, bei denen die Schwierigkeit darin besteht, den Verstand überhaupt aufzuspüren :confused:

Und was sagt dein Herz bei deinen Affairen? Oder bist du mit denen aus rationalen Gründen ins Bett gegangen? Interessant ist es, sich mal dahingehend zu hinterfragen, was dieses Geborgenheitsgefühl eigentlich ist?

Ich antworte auch da mal :tongue:
Mein Herz ist bei Affären rein marginal beteiligt. Es klopft nie schneller, es kommt nicht aus dem Takt, es hüpft nicht.
Ich habe Affären rein aus Spaß an der Sache, aus pur egoistischen Gründen, bar jeglicher Verantwortung. Bei mir gibt es auch kaum ein Gefühl von Geborgenheit, und solche Streichelbestrebungen des anderen nerven mich eher.
Es sind also in der Tat relativ rationale Gründe, Affairen such ich nach Checklisten aus. Klar, "ich hab Lust auf Sex" ist nicht rational :zwinker: aber warum mit dem, das ist dann ziemlich rational ausgesucht.

Seit ich allerdings weiß, wie es ist MIT Liebe und wahrer Nähe mit jemandem zu schlafen, sind Affairen ein wenig langweilig geworden - und verkommen immer mehr zum puren Selbstzweck, was mir wenig taugt. An einer Lösung für dieses Problem arbeite ich noch.

Solche Aussagen sind immer sehr interessant.
Im Prinzip sagst du folgendes: "Ich finde, dass man 'glücklich sein' nicht vom Partner abhängig machen soll, aber wenn der Partner weg ist, finde ich schon, dass man dann auch unglücklich sein kann."

Erkennst du das Paradoxon? Das ist aber nicht schlimm, es ist gewissermaßen ganz normal und ein "Trick" des Verstandes. Irgendwo schnappen Menschen etwas auf und bekommen suggeriert, das das so sein sollte. Dann übernehmen sie diese Meinung zwar auf der rationalen Ebene, denken, dass sie so denken, aber ihr Inneres lässt sich davon natürlich nicht beeindrucken. Auf diese Weise entstehen dann solche Widersprüchlichkeiten.

Ich finde das nicht paraqdox. Ich gehe nicht davon aus, dass ich allein und mit Partner die selbe Art Glück empfinde. Genauso wie ich viele Menschen liebe, aber keine zwei auf die selbe Art. Glück ist nicht absolut, oder objektiv.
Was mich glücklich macht, dass ich tanzen könnte, mag für andere komplett albern sein.
Wäre ich nun mit und ohne Partner auf genau die selbe Art glücklich, warum sollte ich mir dann den Stress einer Beziehung antun? Würde ich, wenn der Partner weg ist, keinen Verlust spüren, was sollte ich dann mit ihm? Wäre ich mir immer in jeden Falle selbst genug, wozu sich mit andern herumschlagen? denn das ist oft genug mühsam und kostet Energie, die ich auch anderweitig verwenden könnte.

Ich WILL gar keine zwischenmenschliche Beziehung, die ich ohne Bedauern verlieren könnte. Die wäre schon die Worte nicht wert, die man wechselt.
Mir ist WICHTIG involviert zu sein, vor allem, weil ich, so wie ich gestrickt bin, die Wahl habe. Ich muss mich nicht an andere anschließen, ich funktioniere glücklich und zufrieden allein - und 95% der mich umgebenden Leute sind mir fürchterlich egal, so egal, dass es mich oft selbst erschreckt.
Ich will, dass Menschen, die mir wichtig sind, sich davon abheben. Unbedingt.

Ich weiß nicht, wie man ticken muss, um es erstrebenswert zu finden, beim Weggehen eines geliebten Menschen keinen Verlust empfinden zu wollen. Vielleicht mit noch viel mehr Angst vor Zurückweisung als ich sie habe? Oder mit sehr viel mehr Abgeklärtheit ohne Bedürfnis nach Spannung? Keine Ahnung, aber ich hab für mich die Wahl getroffen, ich will Verluste spüren, weil sonst das, was vorher war, keinen Wert hatte.
Aber ich entscheide, wann ich diese Schwelle überschreite, ab wo ein verlust weh tut.


Unglücklich sein über eine Trennung kann nur der, der darin einen Verlust findet. Und um Verlust zu empfinden, muss ich einer Sache anhaften. Um einer Sache anzuhaften, muss ich mich über sie definieren, sie zu einem Teil meines Selbstbildes, sie essentiell für mein Glück machen. Nur dann ist es eben nicht mehr nur die Kirsche auf der (schon vollständigen) Torte, sondern ein fester, zur Torte gehörender, Bestandteil. Eher so wie bei einer Kirschtorte :grin:
Das ist dann eben in gewisser Weise Abhängigkeit finde ich. Liebe an sich impliziert für mich aber keine Abhängigkeit. Erst Abhängigkeit macht abhängig :zwinker:

Dann zeigt dieses unglücklich sein bei einer Trennung für mich auch eine Fixierung auf das Negative. Statt sich über die erlebte Bereicherung des Lebens, über die schöne gemeinsame Zeit und auf das Neue, was nun beginnt zu freuen, liegt der Fokus darauf, dass dies in Zukunft nicht mehr da ist. Der Fokus liegt auf dem, was NICHT ist. Das ist aber ebenfalls ganz normal, wenn ich nicht loslassen kann. Nur ist dies für mich destruktives Denken.

Dem ersten Absatz stimme ich nicht zu. Bis hin zum Verlust, ja :zwinker: aber ich muss mich nicht im Selbstbild über etwas definieren, um einen schmerzlichen Verlust zu empfinden. Auch da gibts nicht nur schwarz und weiß.
Wie gesagt, Stichwort unterschiedliches Glück. Die Art Glück, die man zu zweit finden kann, gibt es alleine so nicht. Ich kann keine Traumkirschen auf die Torte projezieren, wenn sie nicht da sind.
Das heißt aber nicht, dass die Torte ohne Kirschen drauf nicht schmeckt :zwinker:
Kleines Beispiel, wenn mein Hund stirbt, empfinde ich einen schrecklichen Verlust, weil er mir wichtig war, und mein Leben um etwas ergänzt hat, das ich ohne Hund nicht habe. Obwohl ich auch wunderbar ohne glücklich sein kann, ohne das spürbar etwas fehlt. Das ist für mich kein Widerspruch. War ich jetzt abhängig in meinem Selbstbildnis von meinem Hund?

Ich glaube die Verständnisschwierigkeit liegt in der Tat darin, dass ich sehr viele unterschiedliche und doch gleichwertige Glückschienen für mich definiere, und du eben "Glücklich oder nicht glücklich" - und jeder seine Schlüsse daraus zieht.

Kleine Ergänzung, der Mensch tickt zu 99% so, dass er sich auf das fixiert was er nicht hat. Aber da stimme ich dir zu, das sollte man erkennen und daran arbeiten, die andere Methode birgt viel mehr Zufriedenheit.
Doch ich stimme dir nicht zu, dass in der Loslösung von allem und der Konzentration auf das ureigene Glück der Weg zum Heil liegt.
Zumindest nicht für jeden.

Sehr interessant finde ich auch deinen Satz, dass man niemanden so nah an sich ranlasse, wie den eigenen Partner. ich glaube für die meisten Menschen stimmt das tatsächlich. Sie lassen ihren eigenen Partner sogar näher an sich heran, als sie das selbst mit sich tun.
Liebe heißt vollständige Akzeptanz. Wer jemanden liebt, der akzeptiert ihn in seiner Gesamtheit, genau so wie er ist, vollständig. Die wenigsten Menschen tun das meiner Erfahrung nach selbst, aber wenn sie dann mit ihrem Partner zusammen sind, dann erleben sie das befreiende Gefühl vollständig akzeptiert zu werden, und fühlen sich gut. Das ist mMn u.a. einer der Gründe, warum viele von ihrem Partner so abhängig sind.

Da hast du Recht, seh ich auch so. Aber das ist eine ganz andere Baustelle, meines Erachtens.
Außerdem sagt mir meine Erfahrung, dass auch Liebe nicht vollständig akzeptiert. Das ist nur die Illusion der man sich gerne hingibt, und die dann kurzfristig für völlig egoistische Selbstbestätigung sorgt. Bis das Bild splittert und auch der der einen doch komplett akzeptieren sollte, per defintionem, gnadenlos kritisiert.
Und da fängt dann die Arbeit an.

Selbstverständlich ist es schön und hilfreich, jemanden zu haben, der einem beisteht schweren Situationen. Eine überlebenswichtige Notwendigkeit besteht in unserer Gesellschaft dafür aber nicht mehr. Und letztlich, wenn man es vollständig durchdenkt, bleibt jeder ohnehin mit sich selbst allein, auch mit seinen "Problemen". Aber was sind eigentlich diese schweren Zeiten? Schwere Zeiten entstehen im Kopf, Leid findet immer im Kopf statt. Wer mental, emotional leidet, der tut das immer, weil er sich dafür entschieden hat. Und Leid ist immer mental und emotional.
(An die, die dagegen jetzt Sturm laufen wollen, und mir mit schwersten Schmerzen, Tod, Krebs, Hunger etc. kommen ... die Argumente kenne ich alle schon!)

Auch hier geb ich dir wieder relativ uneingeschränkt Recht. Durch die wirklich schlimmen Dinge muss man immer alleine durch.
Und das ist auch der Abschnitt an vrys Post, dem ich nicht zustimme, ich nicht für mich. Ich "brauche" niemanden, der dafür sorgt, dass es mir besser geht. Ich möchte bestenfalls jemandem, der sich dafür interessiert wie es mir geht, dem wichtig ist, dass es mir gut geht.
Dass man in wirklichen Dramen aber schwer sagen kann, "das Leid ist nur in meinem K9opf, ich stell das jetzt mal ab..." nun, siehe oben. Wenn es mal soweit ist, kann ich mich auch eingraben gehen.
Die Abkopplung von Leid und die Hinwendung zu dauerhaftem Glück halte ich a) nicht für möglich ohne schließlich in Gleichgültigkeit zu versinken und b) auch nicht für erstrebenswert.


Ich weiß nicht, was Freundschaft für dich bedeutet. Ich würde für meine Freunde auf der Stelle alles stehen und liegen lassen, um für sie da zu sein, wenn ich denke, dass ihnen meine Unterstützung, in welcher Form auch immer, helfen würde oder vielleicht sogar gebraucht wird. Und ich habe Freunde, die würden bei mir genauso handeln. Freundschaft ist für mich ebenfalls Liebe, ebenfalls eine tiefe Verbundenheit.

Hier gibts meine uneingeschränkte Zustimmung. Sehe ich auch so, und das war einer der Kritikpunkte, die ich mir schon anhören musste, dass ich einen Partner nie so nahe heranlassen würde, wie einen engen Freund.
Mag sein... aber meine Freunde sind meine Freunde, weil und erst dann wenn ich ihnen vertraue. Das dauert schließlich lange genug...
Das ist auch der Grund, warum ich keine Partnerschaft suche und brauche. Die zwischenmenschliche Wärme, ohne die man emotional irgendwann verkümmert, bekomme ich von meinen Freunden und muss Bedürfnisse nicht auf einen Partner projezieren.
Kein Partner wird mir je meine Freunde ersetzen, aber deren Nähe kann die Bedürfnisse stillen, die ich an einen Partner hätte - was wiegt für mich also schwerer?
Darum muss ein potentieller Partner etwas wirklich sehr Besonderes sein, und mein Herz mit Biochemie überschütten :smile:
 
D
Benutzer78662  (36) Meistens hier zu finden
  • #59
Für mich ist es aber keine Beziehung, allein durch das Wissen, DASS es ein Ablaufdatum gibt. Das ist einfach unumstößlich. Aber gut, Definitionssache.

Ich bin mir nicht sicher, ob das nur eine Frage der Terminologie ist :zwinker: Da steht ja schon eine Denkweise dahinter. Wir sind alle keine Hellseher, niemand kann wissen, was in ein paar Jahren ist. Du kannst niemandem versprechen, daß eine Beziehung ewig halten wird, und niemand kann Dir das versprechen. Andererseits halte ich es auch für unmöglich, das Gegenteil schon vorher zu "wissen". Es mag im einen Fall wahrscheinlicher sein und im anderen nicht, aber man weiß es nicht. Ich glaube, das, was Du noch nicht als Beziehung definieren möchtest, ist eigentlich das Maß aller Dinge, mehr gibt's einfach nicht.

Und wenn ich naiv im Herzen bin und blindlings drauf los einfach mal mache... dann passiert unter Umständen etwas, was schon mal passiert ist: Ich beraube jemandem 5 Jahre seiner Lebenszeit (oder vllt noch mehr? dann hab ich den Kontakt abgebrochen), weil er sich unsterblich in mich verliebt hat, ich das aber - nach längerem hin und her - nicht erwidern konnte. Ich habe mir da geschworen, dass ich eben diese Naivität abstelle. Dass ich nicht herumprobiere, herumspiele mit den Gefühlen anderer Leute, einfach nur, um zu sehen, was draus wird. Ich habe mir angelernt, die Verantwortung für andere Leute zu übernehmen, weil ich das Gefühl hatte, sie konnten sie nicht für sich selbst übernehmen.

Ich finde, das ist Quatsch, sorry. Du hast niemanden seiner Lebenszeit beraubt, es war seine Entscheidung, es mit Dir zu versuchen und er hätte jederzeit abbrechen können, wenn er unglücklich gewesen wäre. Vielleicht hast Du ein Herz gebrochen, ja. Passiert. Das Leben geht danach weiter, man hatte ein schöne Zeit, die vorbei ist, hat etwas über sich gelernt.

Mir ist Anfang des Jahres etwas ähnliches widerfahren, allerdings zugegebenermaßen nach nur ein paar Monaten. Sie meinte genau das, nämlich das ihre Gefühle letztendlich doch nicht so stark wären wie meine. Natürlich war ich am Boden zerstört, war eine Woche ein Wrack und hab nur geheult, gesoffen und geschlafen. Aber das war es verdammt nochmal wert, und ich würde es immer wieder so machen. Diese kurze und intensive Beziehung war trotz des unvermittelten Endes die schönste, die ich bis dato hatte!

Momentan versuche ich, von diesem Trip wieder etwas abzukommen und Leute nicht zu bevormunden (das habe ich nämlich durchaus auch schon gemacht), und ihnen ihr Recht zugestehen, Fehler zu machen. Ich versuche dennoch, korrekt zu sein. Niemandem Hoffnungen zu machen, wenn es nicht sicher auch Hoffnung gibt. Vorher zu überlegen, ob ich dem anderen etwas gutes tun kann, und wenn nicht, dann es einfach zu lassen.

Es ist nicht so leicht, hier einen guten Mittelweg zu finden. Vielleicht ist auch gerade das mein Problem. Ich habe echt Bammel davor, jemandem Hoffnungen zu machen, die ich VIELLEICHT nicht erfüllen kann. Obwohl "Hoffnung" ja nicht "Sicherheit" bedeutet. Trotzdem.

Sehr gut.
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • Themenstarter
  • #60
Ich bin mir nicht sicher, ob das nur eine Frage der Terminologie ist :zwinker: Da steht ja schon eine Denkweise dahinter. Wir sind alle keine Hellseher, niemand kann wissen, was in ein paar Jahren ist. Du kannst niemandem versprechen, daß eine Beziehung ewig halten wird, und niemand kann Dir das versprechen. Andererseits halte ich es auch für unmöglich, das Gegenteil schon vorher zu "wissen". Es mag im einen Fall wahrscheinlicher sein und im anderen nicht, aber man weiß es nicht. Ich glaube, das, was Du noch nicht als Beziehung definieren möchtest, ist eigentlich das Maß aller Dinge, mehr gibt's einfach nicht.

Natürlich weiß man nie, was die Zukunft bringt. Trotzdem muss zumindest die Hoffnung da sein, DASS es eine Zukunft gibt. Wenn es die Hoffnung nicht gibt (und ich habe das Gefühl, bei mir ist sie grundsätzlich gestorben oder ich unterdrücke sie), dann gibt es für mich keine Perspektive für die Beziehung. Kann auch eine Sache meiner Lebensumstände sein. Bei mir ist momentan einfach alles im Wandel, ich möchte mich nicht binden, um mich dem Wandel problemlos anpassen zu können.

Ich finde, das ist Quatsch, sorry. Du hast niemanden seiner Lebenszeit beraubt, es war seine Entscheidung, es mit Dir zu versuchen und er hätte jederzeit abbrechen können, wenn er unglücklich gewesen wäre. Vielleicht hast Du ein Herz gebrochen, ja. Passiert. Das Leben geht danach weiter, man hatte ein schöne Zeit, die vorbei ist, hat etwas über sich gelernt.

Manche stecken es besser weg als andere. Und wenn du mal jemanden dazu gebracht hast, wegen dir Selbstmordgedanken zu hegen, dann wirst du in der Tat vorsichtiger sein bei deinem eigenen Handeln. Und ich glaube, ich habe ein Faible für solche Leute, die es tendenziell schlechter wegstecken (?). Vermutlich bin ich deswegen so vorsichtig. Momentan versuche ich mein Beuteschema etwas zu verändern. Ich glaube, es liegt auch darin ein wenig begraben. Ich muss vermutlich mein Faible für schüchterne, introvertierte, sensible Menschen ablegen.
 
caotica
Benutzer68775  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #61
Und wenn du mal jemanden dazu gebracht hast, wegen dir Selbstmordgedanken zu hegen, dann wirst du in der Tat vorsichtiger sein bei deinem eigenen Handeln.

Sorry, aber das ist Quatsch. Das ist emotionale Erpressung höchsten Grades, das darfst du nie in deine Verantwortung nehmen.
Du kannst nichts dafür, wenn jemand seelisch so labil ist, dass er mit Zurückweisung nicht zurecht kommt.
Lass dir da kein schlechtes Gewissen einreden, und dir den schwarzen Peter zustecken.

Ich hatte das auch schon, und das war der Auslöser mich sofort und kompromisslos von ihm zu entfernen. Du machst dich erpressbar und angreifbar, wenn du dich bei solchen Dingen schuldig fühlst, wo keine Schuld bei dir liegt.

Wenn jemand Selbstmordgedanken hegt, ist das Problem immer in IHM und nichts was jemand tut oder nicht tut wird ihn in die eine oder andere Richtung stimmen.

Ich würde mir mal schwer überlegen, welchen Anteil dein Gefühl von Schuld und Verantwortlichkeit andern gegenüber an deinem Lebenswandel hat...
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • Themenstarter
  • #62
Ich würde mir mal schwer überlegen, welchen Anteil dein Gefühl von Schuld und Verantwortlichkeit andern gegenüber an deinem Lebenswandel hat...

Schuld mag ich nicht, das nehme ich nicht auf meine Kappe, es sei denn, ich bin wirklich schuld. Ich fühle mich aber selten schuldig. Verantwortlichkeit spielt aber auf jeden Fall eine große Rolle. Aber wenn ich ehrlich bin, gefällt mir das auch so. Deswegen fällt es mir auch schwer, das zu ändern.
 
caotica
Benutzer68775  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #63
Naja, wenn du so zufrieden bist, musst du ja nichts ändern :smile:

Mir wäre es zu anstrengend, die Verantwortung für andere zu übernehmen, nur wiel ich glaube mehr zu wissen als sie. Und ich würde auch nicht wollen, dass das jemand bei mir macht, weil man sich da etwas unmündig fühlt.

Aber wenn es dein Umfeld nicht stört und du dich damit wohl fühlst, wozu dann etwas ändern? Dann stimmt doch alles?
 
D
Benutzer78662  (36) Meistens hier zu finden
  • #65
Manche stecken es besser weg als andere. Und wenn du mal jemanden dazu gebracht hast, wegen dir Selbstmordgedanken zu hegen, dann wirst du in der Tat vorsichtiger sein bei deinem eigenen Handeln. Und ich glaube, ich habe ein Faible für solche Leute, die es tendenziell schlechter wegstecken (?). Vermutlich bin ich deswegen so vorsichtig. Momentan versuche ich mein Beuteschema etwas zu verändern. Ich glaube, es liegt auch darin ein wenig begraben. Ich muss vermutlich mein Faible für schüchterne, introvertierte, sensible Menschen ablegen.

Okay, das wusste ich nicht. Klar hinterlässt das seine Spuren - und jetzt glaube ich auch, ein bißchen mehr das Problem mit der ganzen Sache zu verstehen: Du scheinst Dir eben genau die Männer "auszusuchen", die mit Deinem eher auf Flexibilität und Individualität beruhendem Konzept nicht so ganz klarkommen.

Auf jeden Fall solltest Du Dir deswegen keine Schuldgefühle oder eine Verpflichtung, übermäßige Verantwortung für die Entscheidung der Männer zu übernehmen, einreden. Das klingt jetzt hart, aber auch in diesem tragischen Fall ist das sein Problem und nicht Deins. Daß es letztendlich ein Versuch der emotionalen Erpressung war, wurde ja schon gesagt.

Kannst Du Dir erklären, woher Deine Vorliebe kommt? Außerdem: es gibt ja auch vom Typ her zurückhaltende, ruhige und sensible Männer, die emotional trotzdem stabil sind und nicht ihr ganzes Lebensglück von einer Person abhängig machen oder sonstwie ne Schraube locker haben.
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • Themenstarter
  • #66
Okay, das wusste ich nicht. Klar hinterlässt das seine Spuren - und jetzt glaube ich auch, ein bißchen mehr das Problem mit der ganzen Sache zu verstehen: Du scheinst Dir eben genau die Männer "auszusuchen", die mit Deinem eher auf Flexibilität und Individualität beruhendem Konzept nicht so ganz klarkommen.

Auf jeden Fall solltest Du Dir deswegen keine Schuldgefühle oder eine Verpflichtung, übermäßige Verantwortung für die Entscheidung der Männer zu übernehmen, einreden. Das klingt jetzt hart, aber auch in diesem tragischen Fall ist das sein Problem und nicht Deins. Daß es letztendlich ein Versuch der emotionalen Erpressung war, wurde ja schon gesagt.

Kannst Du Dir erklären, woher Deine Vorliebe kommt? Außerdem: es gibt ja auch vom Typ her zurückhaltende, ruhige und sensible Männer, die emotional trotzdem stabil sind und nicht ihr ganzes Lebensglück von einer Person abhängig machen oder sonstwie ne Schraube locker haben.

Nenee, das war keine Erpressung. Er hat es mir ja nicht unter die Nase gerieben. Und es war auch kein Hilfeschrei oder ein Schrei nach Aufmerksamkeit. Ich habe es zufällig herausgefunden.

Und zwecks meiner Vorliebe: Ich habe natürlich keine Vorliebe für emotional instabile Männer. Ganz und gar nicht. Aber ich habe eine Vorliebe für bescheidene, in sich ruhende, nachdenkliche, tiefgründige Männer, die dann eben auch nicht wer-weiß-was an sich ranlassen und den oberflächlichen Fick mit der nächsten Discoschnitte suchen. Das sind oft auch Männer, die man als Frau erobern muss. Und ich erobere gerne. Das sind die Männer, bei denen man das Gefühl hat auch etwas Besonderes zu sein. Ich mag es ja, etwas Besonderes zu sein. Das klingt enorm kitschig, aber so selbstverliebt bin ich dann doch. Außerdem gebe ich das auch en masse zurück, also eigentlich ist das ein wahnsinnig symbiontisches Verhältnis. Und es ist auch nicht so, dass die alle eine Schraube locker haben. Nur bin ich eben so geprägt, dass ich immer Angst habe, DASS jemand eine Schraube locker haben könnte.
 
V
Benutzer97853  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #67
Ich werde vielleicht die Tage noch mal was zum Thema schreiben, aber das habe ich vorhin auf meinem PC gefunden und das passt doch ganz gut:

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Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • Themenstarter
  • #68
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