Unklare Lebenssituation

FeelTheSoul
Benutzer180833  (35) Öfter im Forum
  • #1
Hallo liebe Leute,

Ich brauche einen Ratschlag. (Es wird etwas länger).

Ich habe vor ca. einem Jahr mein Studium abgeschlossen. Vor dem Studium war ich 2 Jahre in Spanien in einem Hotel arbeiten und habe davon das ganze Studium lang geträumt. Deswegen mich direkt nach Abschluss in Spanien beworben und oh Wunder meinen Traumjob bekommen! Und dann kam doch alles anders...

Genau in der Woche, in der ich Vertrag unterschreiben wollte, kam die Nachricht, dass mein Vater sehr wahrscheinlich Krebs hat. Ich habe den Job abgesagt und zu meinen Eltern gegangen (sie wohnen 500km weit weg). In den nächsten 5 Monaten war mein Vater fast durchgehend in verschiedenen Krankenhäusern, hatte 6 Biopsien, unzählige Entzündungen danach, bis die Diagnose fest stand: Krebs im letzten Stadium, inoperabel. Morgen ist zweite Chemotherapie.

Meine Mutter hatte "zwischenzeitlich" auch einen Krebsverdacht. Diagnose: Vorstufe von Brustkrebs, gestern zweite OP gehabt.

Mein erster Gedanke : Ich muss zu meinen Eltern ziehen, sie haben nicht mehr lange. Ich habe auch die letzten 5 Monate bei denen verbracht, meine Wohnung aber nicht aufgegeben.

Ich habe aber in der Zwischenzeit gemerkt, dass ich in meiner Stadt mich wohler fühle als in der Stadt meiner Eltern. Es gibt gute Gründe warum ich damals weggezogen bin und ich wollte auf keinen Fall dahin zurück. Die Stadt ist zu klein für mich und hat kulturell nicht viel zu bieten, was mir mega wichtig ist.

Ich habe daran gedacht, eine nächst gelegene größere Stadt zu meinen Eltern zu finden, die kulturell interessanter ist, aber dort sind die Mieten so hoch, dass ich die mir im Moment nicht leisten kann. Zumal ich jetzt arbeitslos bin, weil ich in den letzten 6 Monaten nicht mal wusste in welcher Stadt ich denn Arbeit suchen soll und wo mein Leben weiter geht.

Das schlimmste ist, dass allgemein in Deutschland bleiben nie mein Ziel war und ich noch eine Familie gründen möchte. Ich habe eigentlich gedacht, ich ziehe nach Spanien und suche dort nach dem passenden Partner. Aber wenn ich hier bleiben muss, wird es schwer für mich sein jemanden zu finden, der mit mir langfristig nach Spanien gehen wollen würde. Partnersuche auf später zu verschieben kann ich auch nicht, weil ich nicht mehr die jüngste bin und weiß nicht mal ob es nicht jetzt schon zu spät für Kinder ist (eine Hoffnung habe ich dennoch).

Also ich muss mich zwischen meinen Eltern, eigener Familiengründung und meinem Traum entscheiden. Fragt mich nicht was mir wichtiger ist, ich weiß es schlicht nicht. Jeden Punkt zu verlieren fühlt sich wie kleiner Tod an.

Habt ihr irgendwelche Ratschläge für mich?
 
M
Benutzer202920  (55) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #2
Oh, das ist wirklich eine besch... Situation für Dich :knuddel:
Habe ich das richtig verstanden, dass Deine Wohnung in Spanien ist? Wie positionieren sich Deine Eltern? Ich würde es zum Beispiel nicht wollen, dass mein Kind sich "opfert", andererseits ist das leicht zu sagen, wenn man gesund ist.

Geschwister hast Du keine, richtig? Hast Du pflegerische Aufgaben übernommen? Kannst Du die Versorgung Deiner Eltern outsourcen?
 
FeelTheSoul
Benutzer180833  (35) Öfter im Forum
  • Themenstarter
  • #3
M MarlaSinger

Danke für deine Antwort und Verständnis :knuddel:

Nein, nein, ich wohne in Deutschland, nur am anderen Ende des Landes als meine Eltern.

Meine Eltern möchten, dass ich in ihrer Stadt wohne, zwingen mich aber nicht. Dass ich mich aufopfern würde, ist denen glaube ich nicht richtig bewusst.

Ich habe eine Schwester, die ebenso in der Stadt meiner Eltern wohnt. Da sie aber verheiratet ist, arbeitet und ein Kind hat, hat sie nicht so viel Zeit meinen Eltern zu helfen. Trotzdem ist sie da, wenn was unbedingt gebraucht wird, versucht aber so wenig wie möglich zu übernehmen, weil sie, wie sie sagt, in ihrem eigenen Leben schon überfordert ist.

Ich habe keine direkten pflegerischen Aufgaben übernommen. Meine Eltern brauchen zum Glück im Moment keine Pflege. Mein Vater war sehr lange im Krankenhaus, teilweise in einer anderen Stadt, und meine Mutter zwischenzeitlich kurz auch. Ich habe sie dann fast täglich im Krankenhaus besucht und bei Alltagsaufgaben unterstützt. Es musste sehr viel organisiert werden und die Krankheit verlangte viel Wissen, Recherche und Entscheidungen ab. Emotional war ich natürlich auch für sie da. So eine Diagnose muss erstmal verarbeitet werden

Im Moment geht es ihnen zum Glück gut, in dem Sinne dass sie die letzten 3 Wochen, die ich in meiner Stadt verbracht habe, sich alleine um sich Sorgen konnten. Wie das sich weiter entwickelt, kann keiner sagen...

Mir geht's auch nicht nur um praktische Hilfe für meine Eltern, sondern eher um das Gefühl, dass ich vielleicht nicht mehr so viel Zeit mit ihnen verbringen kann und deswegen so viel wie möglich bei Ihnen sein möchte. Nur weiß ich nicht, wie das gehen kann, ohne dass ich mein eigenes Leben komplett verliere.
 
Zuletzt bearbeitet:
Katzenauge123
Benutzer202690  (40) Öfter im Forum
  • #4
Ich glaube, dass ich versuchen würde, meine Träume zu leben und aus der Ferne einen guten Kontakt halte (Videocall) und eben regelmäßig im Jahr dann zu ihnen komme.
Du weißt nicht, wie lange welcher Zustand anhält.
Und man kann an der Aufopferung auch echt ein stückweit kaputt gehen.

Auch wenn dein Vater stirbt, wird deine Mutter erstmal lernen müssen, alleine zurecht zu kommen - was ein langer Prozess sein kann.
Ich spreche aus Erfahrung- habe meinen Vater vor 11 Jahren verloren.

Auch wir Kinder bekamen dann hin und wieder etwas Streit, da die Meinungen eben auseinander gingen, wieviel man dann vom eigenen Leben aufgibt, um für die trauernde Mutter da zu sein, die plötzlich Verantwortung für ihr Leben trägt (mein Vater war immer der Führer gewesen, der alles im Griff hatte, meine Mutter quasi sehr unselbstständig)

Ich denke, dass ein guter Zuhörer/Gesprächspartner auch viel wert ist.

Wie gesagt, würde ich versuchen mein eigenes Leben zu leben und soweit zu unterstützen, wie ich es eben kann.
 
F
Benutzer170596  (50) Verbringt hier viel Zeit
  • #5
Ich finde es toll was du da leistest. Ich hoffe deinen Eltern geht es bald besser so das du wieder dein Leben leben kannst.
 
T
Benutzer167764  Meistens hier zu finden
  • #6
Ganz ohne Wertung: mit dem (möglichen) Tod der Eltern konfrontiert zu werden, wenn man gerade sein Leben sortiert, ist der Preis dafür, dass wir immer später Kinder kriegen.

Wichtig ist vor allem, die kostbare verbleibende Zeit (im Urlaub, bei Besuchen) mit den Eltern für qualitativ hochwertige Begegnungen aufzuwenden, um sich näher zu kommen und sich emotional auszutauschen. Denn deine Eltern haben dich nicht in die Welt gesetzt, damit du sie in ihrem alltäglichen Leben begleitest, sondern damit du deinen eigenen Weg gehst. Wenn dazu gehört, ins Ausland zu gehen, dann ist das eben so. Ich halte es ebenfalls wie o.a. für angemessen und normal, das eigene Leben zu leben, aber regelmäßig zu telefonieren und zu facetimen, denn man kann auch über eine große Entfernung ein Band zur Familie aufbauen.

Du darfst dich nicht aufgeben, solltest jetzt aber deinen Eltern das sagen, was du ihnen zu sagen hast und du solltest emotionale und versöhnliche Erinnerungen mit ihnen schaffen.

Ich glaube nicht, dass du deinen Eltern eines Tages vorwerfen willst, dass du dich nicht verwirklichen konntest. Und wenn der Anruf dann kommt von deiner Mutter oder deiner Schwester, fliegst du natürlich umgehend nach Hause, du wirst ja eine gepackte Notfalltasche haben.

Ich wünsche dir die notwendige Kraft, um Abschied zu nehmen.
 
FeelTheSoul
Benutzer180833  (35) Öfter im Forum
  • Themenstarter
  • #7
Danke sehr für eure Ratschläge.

Ich glaube ich würde nicht übers Herz bringen, jetzt ins Ausland zu gehen und meinen Eltern für immer Tschüß zu sagen. Ja, man kann Kontakt auch auf Distanz halten, aber ich kenne meine Eltern, sie erzählen mir nie von ihren Problemen, wenn ich in meiner Stadt bin. Sie sagen immer "mach dir keine Sorgen, alles ist gut".

Meine Mama ist zb mal gestürzt, hatte ein blutiges Auge, war im Krankenhaus, hat aber nichts erzählt "um mir keine Sorgen zu machen". Mein Vater war ebenso mal kurzzeitig im Krankenhaus, ohne dass ich Bescheid wusste. Alle Probleme, die sie haben, bekomme ich nur mit, wenn ich vor Ort bin.

Ich habe mir überlegt, ortsflexibel zu arbeiten. Ich wollte seit längerem was freiberuflich aufbauen. Ich habe sogar ein ziemlich genaues Konzept in meinem Kopf, den ich nur umsetzen müsste. Dadurch könnte ich mir selbst Kunden suchen, dort, wo ich das gerade brauche. Theoretisch wäre dies sogar in Spanien machbar.

Das ist zwar erstmal "nur" eine Idee, und ich habe mega Schiss davor, aber eine bessere Lösung, wie ich alles kombinieren kann, fällt mir nicht ein...


Was hält ihr davon?
 
Norddeutsch1705
Benutzer192555  (52) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #8
Wenn meine Kinder ihren Lebenstraum und -plan für mich oder ihren Vater aufgeben würden, würde ich alles dafür tun, sie davon abzuhalten.

Der Generationenvertrag gilt nur von oben nach unten, Eltern sind für ihre Kinder verantwortlich, nicht die Kinder für die Eltern.
 
Katzenauge123
Benutzer202690  (40) Öfter im Forum
  • #9
Ausprobieren - siehst ja, ob es klappt.

Und ansonsten kann ich nur sagen, dass wir nicht auf unsere Eltern „aufpassen“ müssen.
Was sie dir erzählen und was nicht ist ihre Entscheidung.
Sie sind zu zweit und keiner alleine.
Wenn sie wirklich Hilfe brauchen, werden sie sich eines Tages überwinden und es euch sagen.
Du stehst da nicht in der Verantwortung.
Es macht den Eindruck, als seien in deinem Kopf die Rollen verkehrt.

Und auch die eigenen Kinder lässt man ja eines Tages in Freiheit und sie tragen für ihr Leben selbst Verantwortung.

Woher kommt bei dir die verdrehte Sichtweise?
 
Theoderich
Benutzer107327  (40) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #10
Prioritäten, die sich widersprechen. Schwer, eine Empfehlung abzugeben, die für dich passt.
Evtl. interessante Frage: Mit welcher Entscheidung wird es dir denn in 10 oder 20 Jahren rückblickend wohl besser gehen?
 
S
Benutzer190912  (50) Verbringt hier viel Zeit
  • #11
Ich habe eine ähnliche Situation erlebt, zumindest mit meiner Mutter. Sie ist allerdings nicht in die Rolle Tochter verfallen sondern es waren vor allem Besuche die für mich relevant waren, sei es zu Hause, im Krankenhaus, Reha oder im Hospiz. Klar habe ich sie unterstützt und ihr geholfen, aber es war immer in einem gewissen Mass, ja zum Ende hin war es dann mehr.
Als sie gestorben ist war es das Thema mit meinem Vater der an einer Chronischen immer schlechter werdenden Krankheit leidet und leider der unselbstständige Part in der Ehe war.
Auch bei mir ist es so, dass mein Geschwister sich eher raushält und mir die Betreuung überläßt.
Es ist wichtig dass Du bei aller Elternliebe eine gewisse Abgrenzung nicht aus den Augen läßt. Es bringt nichts wenn sie sich immer stärker an Dich lehnen und Dich aussaugen und Deine Existenz und Deine Bedürfnisse komplett in den Hintergrund treten.
Nehmen wir den Fall, Deine Mutter überlebt Deinen Vater und wird wieder "gesund", sie wird dann ihr Leben führen müssen und kann sich nicht komplett an Dich hängen.
Du wirst ein gesundes Mittelmass finden müssen das für Deine Eltern nicht so bequem sein wird wie jetzt, bei dem Du aber im Rückblick froh bist, dass Du Dir nicht Deine Zukunft versaut hast
 
Zuletzt bearbeitet:
Manche Beiträge sind ausgeblendet. Bitte logge Dich ein, um alle Beiträge in diesem Thema anzuzeigen.
Oben
Heartbeat
Neue Beiträge
Anmelden
Registrieren