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Benutzer62819 (34)
Verbringt hier viel Zeit
- #1
Hallo!
Kurz vorneweg: Es geht um einen Mord und den Umgang damit.
Mir geht es tageweise sehr unterschiedlich, teilweise fange ich bei kleinsten Auslösern (die nichts mit ihr zu tun haben müssen) zu heulen an. Dafür kann ich problemlos in ihre Wohnung gehen und dort auch übernachten. Ich war in Akut-Therapie und werde mir im Laufe dieses Jahres einen Therapieplatz für eine längerfristige Therapie suchen. Mir haben diese 8 Termine sehr gut getan, danach haben Therapeut und ich aber beschlossen, dass es erstmal so in Ordnung ist. Ich könnte mich aber jederzeit wieder melden und würde innerhalb von einer Woche einen Termin bekommen. Ich arbeite ganz normal, fahre fast täglich zum Pferd, treffe mich mit Freunden. Ich kann drüber sprechen und schreiben. Ohne zu weinen.
Mir fallen viele Menschen aufeinander sehr schwer, da kann ich mich mittlerweile aber teilweise abgrenzen. Zum Beispiel Weihnachten - wir waren zu sechst. Alle wussten, was vorgefallen ist und ich habe klar gesagt, dass ich nicht lang bleiben werde. War für alle okay.
Mittlerweile kommen jedoch immer wieder Situationen, die mir entgleiten beziehungsweise in denen ich nicht weiß, wie ich mich abgrenzen kann. Es sind eigentlich zwei verschiedene Situationen, einmal "komische" Fragen von Personen, die Bescheid wissen, und andererseits Reaktionen/Fragen von Personen, die nichts wissen. Als Beispiele:
1. Ich habe mit einem Freund, mit dem ich momentan relativ wenig Kontakt habe, gesprochen. Er hat mich gefragt, wie es mir geht. "Mir geht es nicht gut". "Noch immer nicht?!" "Nein". "Warum?". Schon bei seiner ersten Antwort war ich kurz sprachlos, bei der zweiten habe ich ihn sehr irritiert angeschaut, wollte ihm kurz eine reinhauen und habe normal geantwortet "Weil ich sie täglich gehört hab?". Bei der Antwort ist mir die Stimme weggebrochen und ich habe gemerkt, dass ich gleich zum weinen anfange und bin weggegangen.
2. Ich war direkt danach zwei Wochen krankgeschrieben. Mein Chef (+ ein paar andere Mitarbeiter) wissen Bescheid, alle anderen nicht. In diesen zwei Wochen ist leider manches schiefgegangen und ich habe das gegenüber einem Mitarbeiter zur Sprache bringen müssen. Normalerweise bin ich für wichtige Entscheidungen erreichbar, dieses Mal nicht. Der Mitarbeiter hat in diesem Fall zwar nicht gefragt, aber ich habe deutlich gemerkt, dass die Frage im Raum stand, warum ich da krank war und nicht erreichbar, bzw. warum ich von diesem Thema nichts wusste. Ich hätte nicht gewusst, was ich ihm antworten hätte können.
3. Eine Freundin hatte letztens Geburtstag und ich habe sie besucht. Es waren ungefähr noch zehn andere Personen da. Drei wussten, dass es mir nicht gut geht, die anderen nicht. Ich habe mich relativ früh wieder verabschiedet, weil ich gemerkt habe, dass es mir zuviel wird. Eine Person (die ich bis jetzt zweimal gesehen habe), hat mich beim verabschieden gefragt, warum ich jetzt schon gehe. Ich meinte daraufhin, dass es mir nicht gut geht und ich merke, dass ich nach Hause muss. Er hat mich gefragt, warum es mir nicht gut geht. Weil es für mich kein Tabuthema ist, habe ich es ihm gesagt. Daraufhin war er richtig geschockt, hat angefangen rumzustottern und mich fragen anzuschauen und war kurz davor, loszuweinen. Ich habe derweil angefangen, mich anzuziehen. Er hat dann nochmal nachgefragt, ob er fragen darf, was genau passiert ist - ich habe ihm die absolute Kurzfassung gesagt. Daraufhin war er noch geschockter, hat plötzlich angefangen, mir beim Mantel anziehen zu helfen und hat mich umarmt. Danach bin ich gegangen.
4. Ich habe mich um die Löschung des Amazon-Kontos gekündigt. Was sowieso eigentlich ein Witz war, aber der Hammer: Ich ruf zum 87mal an und schildere die Situation. Die Mitarbeiterin wird immer leiser, irgendwann bin ich fertig und frage "und wie können wir das jetzt lösen?". Zurück kommt ein Schluchzen und "ich kann das nicht, ich kann so nicht arbeiten. Ich kann ihnen nicht helfen, ich muss jetzt auflegen, mit sowas komm ich nicht zurecht". Du blöde Kuh, frag mich mal?! Hab ich natürlich nicht gesagt, sondern habe sprachlos aufgelegt.
Gerade in Situation 2 und 3 habe ich wirkliche Probleme. Ich habe kein Problem damit, darüber zu sprechen. Ich habe auch kein Problem, es anderen Menschen zu erzählen. Aber ich habe große Probleme mit den Reaktionen. Wenn die Reaktionen so weit gehen, dass die Menschen vor mir anfangen zu weinen (obwohl sie sie nichtmal gekannt haben), mich anschauen, als wäre ich von einem anderen Stern, mir sagen, wie stark ich nicht sein muss, das würden sie nie schaffen (Oh doch. In so einer Situation schafft man Sachen, die man sich nicht vorstellen kann). Ich möchte aber andererseits auch nicht lügen, ich möchte nicht sagen, dass es mir gut geht. Und ich möchte es nicht verschweigen. Diese scheiße gehört jetzt halt zu mir dazu, genau, wie sie vorher zu mir gehört hat.
Zusätzlich werden früher oder später Fragen von Bekannten kommen, die uns beide kennen, wie es ihr geht. Viele wissen Bescheid, aber lang nicht alle.
Also. Habt ihr Strategien oder Tipps oder sonst irgendwas hilfreiches für mich, wie ich mit sowas umgehen kann? Eigentlich geht es mir vorrangig wirklich um die Personen, denen ich es erzähle und die für mich (ich empfinde in dem Moment so) komplett abgedreht reagieren. Und dann natürlich die Bekannten.
Jo. Fuck.
Kurz vorneweg: Es geht um einen Mord und den Umgang damit.
Meine beste Freundin wurde im Winter in ihrer Wohnung ermordet. Der Täter ist bekannt und hat sich danach selbst umgebracht. Motiv ist unklar, es gibt nur vage Vermutungen.
Mir geht es tageweise sehr unterschiedlich, teilweise fange ich bei kleinsten Auslösern (die nichts mit ihr zu tun haben müssen) zu heulen an. Dafür kann ich problemlos in ihre Wohnung gehen und dort auch übernachten. Ich war in Akut-Therapie und werde mir im Laufe dieses Jahres einen Therapieplatz für eine längerfristige Therapie suchen. Mir haben diese 8 Termine sehr gut getan, danach haben Therapeut und ich aber beschlossen, dass es erstmal so in Ordnung ist. Ich könnte mich aber jederzeit wieder melden und würde innerhalb von einer Woche einen Termin bekommen. Ich arbeite ganz normal, fahre fast täglich zum Pferd, treffe mich mit Freunden. Ich kann drüber sprechen und schreiben. Ohne zu weinen.
Mir fallen viele Menschen aufeinander sehr schwer, da kann ich mich mittlerweile aber teilweise abgrenzen. Zum Beispiel Weihnachten - wir waren zu sechst. Alle wussten, was vorgefallen ist und ich habe klar gesagt, dass ich nicht lang bleiben werde. War für alle okay.
Mittlerweile kommen jedoch immer wieder Situationen, die mir entgleiten beziehungsweise in denen ich nicht weiß, wie ich mich abgrenzen kann. Es sind eigentlich zwei verschiedene Situationen, einmal "komische" Fragen von Personen, die Bescheid wissen, und andererseits Reaktionen/Fragen von Personen, die nichts wissen. Als Beispiele:
1. Ich habe mit einem Freund, mit dem ich momentan relativ wenig Kontakt habe, gesprochen. Er hat mich gefragt, wie es mir geht. "Mir geht es nicht gut". "Noch immer nicht?!" "Nein". "Warum?". Schon bei seiner ersten Antwort war ich kurz sprachlos, bei der zweiten habe ich ihn sehr irritiert angeschaut, wollte ihm kurz eine reinhauen und habe normal geantwortet "Weil ich sie täglich gehört hab?". Bei der Antwort ist mir die Stimme weggebrochen und ich habe gemerkt, dass ich gleich zum weinen anfange und bin weggegangen.
2. Ich war direkt danach zwei Wochen krankgeschrieben. Mein Chef (+ ein paar andere Mitarbeiter) wissen Bescheid, alle anderen nicht. In diesen zwei Wochen ist leider manches schiefgegangen und ich habe das gegenüber einem Mitarbeiter zur Sprache bringen müssen. Normalerweise bin ich für wichtige Entscheidungen erreichbar, dieses Mal nicht. Der Mitarbeiter hat in diesem Fall zwar nicht gefragt, aber ich habe deutlich gemerkt, dass die Frage im Raum stand, warum ich da krank war und nicht erreichbar, bzw. warum ich von diesem Thema nichts wusste. Ich hätte nicht gewusst, was ich ihm antworten hätte können.
3. Eine Freundin hatte letztens Geburtstag und ich habe sie besucht. Es waren ungefähr noch zehn andere Personen da. Drei wussten, dass es mir nicht gut geht, die anderen nicht. Ich habe mich relativ früh wieder verabschiedet, weil ich gemerkt habe, dass es mir zuviel wird. Eine Person (die ich bis jetzt zweimal gesehen habe), hat mich beim verabschieden gefragt, warum ich jetzt schon gehe. Ich meinte daraufhin, dass es mir nicht gut geht und ich merke, dass ich nach Hause muss. Er hat mich gefragt, warum es mir nicht gut geht. Weil es für mich kein Tabuthema ist, habe ich es ihm gesagt. Daraufhin war er richtig geschockt, hat angefangen rumzustottern und mich fragen anzuschauen und war kurz davor, loszuweinen. Ich habe derweil angefangen, mich anzuziehen. Er hat dann nochmal nachgefragt, ob er fragen darf, was genau passiert ist - ich habe ihm die absolute Kurzfassung gesagt. Daraufhin war er noch geschockter, hat plötzlich angefangen, mir beim Mantel anziehen zu helfen und hat mich umarmt. Danach bin ich gegangen.
4. Ich habe mich um die Löschung des Amazon-Kontos gekündigt. Was sowieso eigentlich ein Witz war, aber der Hammer: Ich ruf zum 87mal an und schildere die Situation. Die Mitarbeiterin wird immer leiser, irgendwann bin ich fertig und frage "und wie können wir das jetzt lösen?". Zurück kommt ein Schluchzen und "ich kann das nicht, ich kann so nicht arbeiten. Ich kann ihnen nicht helfen, ich muss jetzt auflegen, mit sowas komm ich nicht zurecht". Du blöde Kuh, frag mich mal?! Hab ich natürlich nicht gesagt, sondern habe sprachlos aufgelegt.
Gerade in Situation 2 und 3 habe ich wirkliche Probleme. Ich habe kein Problem damit, darüber zu sprechen. Ich habe auch kein Problem, es anderen Menschen zu erzählen. Aber ich habe große Probleme mit den Reaktionen. Wenn die Reaktionen so weit gehen, dass die Menschen vor mir anfangen zu weinen (obwohl sie sie nichtmal gekannt haben), mich anschauen, als wäre ich von einem anderen Stern, mir sagen, wie stark ich nicht sein muss, das würden sie nie schaffen (Oh doch. In so einer Situation schafft man Sachen, die man sich nicht vorstellen kann). Ich möchte aber andererseits auch nicht lügen, ich möchte nicht sagen, dass es mir gut geht. Und ich möchte es nicht verschweigen. Diese scheiße gehört jetzt halt zu mir dazu, genau, wie sie vorher zu mir gehört hat.
Zusätzlich werden früher oder später Fragen von Bekannten kommen, die uns beide kennen, wie es ihr geht. Viele wissen Bescheid, aber lang nicht alle.
Also. Habt ihr Strategien oder Tipps oder sonst irgendwas hilfreiches für mich, wie ich mit sowas umgehen kann? Eigentlich geht es mir vorrangig wirklich um die Personen, denen ich es erzähle und die für mich (ich empfinde in dem Moment so) komplett abgedreht reagieren. Und dann natürlich die Bekannten.
Jo. Fuck.