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Eltern Streit der Eltern über Seitensprünge - und allgemeine Gedanken über Beziehungen

Hamster_17
Benutzer65700  Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Hallo liebes Forum,

Mein heutiger Abend war eher scheiße und möchts mir gerne von der Seele schreiben. Der Abend ist aber auch Anlass zu grundlegenden Überlegungen im Umgang innerhalb von Beziehungen. Dazu habe ich auch einige Fragen an euch. Es würde mich freuen, wenn meine Story von heute Anlass für eine gewinnbringende Diskussion ist...mir hilft es, mit dem Abend heute besser klarzukommen und wenn wir alle noch was lernen können, hatte es ja auch etwas Gutes.:smile::thumbsup:

Ich bin nun 30 und beende gerade mein Studium. Da nur mehr die Abschlussarbeit zu schreiben ist, bin ich wieder nach Hause gezogen - und bekomme heute einen richtig dicken Streit meiner Eltern mit.
Die Corona-Zeit hat der Ehe insgesamt gut getan, sie haben fast täglich zu Hause stundenlang bei ein paar Gläschen Ramazotti miteinander geredet. Heute hatten sie auch einen schönen Tag, waren wandern und haben sich am Abend auch gemütlich wieder unterhalten. Tja, vermutlich wars nun auch diese Nähe, die die alten Wunden wieder aufgerissen hat, mit entsprechend durch Alkohol gelockerten Zungen.

Zum Bild der Familie: Mein Vater ist 63, meine Mutter 59 und sie sind knapp 40 Jahre nun verheiratet. Die Ehe ist folgte der ganz klassischen Rollenaufteilung: Mein Vater der Ernährer, die Mutter schmiss Haushalt und Kindererziehung. Sie hatte erst ca. 12 Jahre, nachdem ich auf der Welt war (bin der jüngere Bruder) wieder als Krankenschwester angefangen zu arbeiten.

Worin liegt nun er Streit? Offenbar hat meine Mutter meinen Vater vor 30 Jahren betrogen, weil er sie so überhaupt garnicht beachtet hatte. Für meine Mutter (zumindest hat auch sie das im Streit meinem Vater gesagt) war der Betrug dann vor allem eines: Ein letzter Hilferuf, dass er sie endlich einmal beachten möge.
Mein Vater wiederum hat in der Folgezeit meine Mutter betrogen.
Sie wirft ihm seit Stunden vor, wie er all die Jahre mit ihr umgesprungen ist. Dass er sie viel zu wenig beachtet hat, alles andere wichtiger war, als sie. Der Streit geht nun seit Stunden, sie schmeißen sich alles an Vorwürfen um die Ohren. Vieles hatte ich in dieser Dimension nicht am Schirm, die meisten Vorwürfe meiner Mutter ergeben absolut Sinn....und ich könnte gerade losheulen bei dem Gedanken, wie sehr sie durch Nicht-Beachtung kleingemacht wurde und wie sehr sie das verletzt hat:cry: Das reißt mein Herz gerade wirklich auf:cry:

Gleichzeitig - und diese Erkenntnis hat bei mir lange auf sich warten lassen - hat sie aber auch all die Jahre genau dieses Spiel mitgespielt. Sie hätte eine Unzahl an Möglichkeiten gehabt, an der Situation zu arbeiten - stattdessen hat sie es aber passiv erduldet und immer gehofft, er möge sich doch auf wundersame Weise endlich ändern.

Was heißt das alles nun?
Erstens: Das ganze letzte Jahr war von immer neuen Stories geprägt, die sich um Betrug in Beziehungen drehten. Bei nahezu allen Geschichten gings darum, dass sich eine Person vernachlässigt gefühlt hat. Man selbst ist ja immer um ein positives Selbstbild bemüht und denkt sich: Nein, mir passiert sowas nicht, ich werde meine Partnerin ja lieben. Es passiert aber offenbar doch schneller und häufiger, als man meinen würde. Das heißt also für mich: Dazu soll es nicht kommen und ich werde mir in der Beziehung mit meiner Partnerin konkret überlegen müssen, wie wir das hinbekommen. Ein einfaches "mir passiert das nicht" reicht ja nicht, weil zu abstrakt.

Fragen an euch:
Wie bekommt ihr das in eurer Beziehung so hin? Hattet ihr solche Erfahrungen schon gemacht? Habt ihrs wieder hinbekommen? Früh genug? Oder gabs erst ein Beziehungsende und ihr macht es nun besser?

Zweitens: Meine Mutter hat all die Jahre auch deshalb die Dynamik nie durchbrochen, weil sie so sehr die Anerkennung meines Vaters gesucht hat. Mir ist heute wieder einmal bewusst geworden, wie sehr wir Menschen darunter leiden, wenn wir nicht in der Lage sind, Grenzen zu ziehen. Nicht nur fremden gegenüber, sondern auch Menschen, die wir lieben, haben ihre negativen Seiten. Da dürfen wir nicht allzuviel runterschlucken mit "so ist er/sie halt", sondern müssen klar für uns eintreten. Ansonsten fressen wir und fressen und irgendwann kommt dann alles daher. Die Verletzungen, die Ungerechtigkeiten, alles, was man ertragen musste.
Doch nicht nur bei einem selbst: Auch meinen Kindern möchte ich das mitgeben, dass sie in der Lage sind, solche Dynamiken zu erkennen und für sich einzutreten. Das fängt dann schon bei Kleinigkeiten an. Die sind nur auf den ersten Blick nicht ganz so tragisch, denn sie geben ja die Marschrichtung vor.

Fragen an euch: Was habt denn ihr so alles an Ungerechtigkeiten von euren Partnern zugelassen? Was würdet ihr euch eigentlich wünschen? Warum erwartet ihr aber, dass euer Partner das von alleine machen wird? Hattet ihr irgendwann genug und habt ihr etwas geändert? Wie ist es euch gelungen?

Drittens:
Mir wurde auch wieder einmal bewusst, wie sehr wir Menschen nach Anerkennung und netten Worten suchen....und wie gut es tut, diese zu hören. Wir rackern uns tagtäglich ab und versuchen das Beste aus dem zu machen, was wir können und wie wir sind. Wie gut tut es da, einmal zu hören: Wow, stark, wie du das alles hinbekommst.....oder ein: Find ich cool, wie du das machst....oder: Danke, dass du das für uns gemacht hast.
Ich bin in verschiedenen Vereinen dabei und wenns mir auffällt, geh ich aktiv und ohne Anlass gerne einmal zu einzelnen Vorstandsmitgliedern und bedanke mich für die massive Arbeit. Die Reaktion? Großartig. Jedes mal aufs neue ist es Freude in den Gesichtern, zu hören, dass die Arbeit gut ist und wahrgenommen wird. Ich bin überzeugt, dass da noch weit mehr geht. Spread the Wertschätzung and the netten Worte:thumbsup:

Viertens: Es lief sicher nicht alles rund im Leben meiner Eltern. Vergleiche ich sie aber mit Freuden und Bekannten - ich finde, sie haben ihr Leben wirklich gut auf die Reihe bekommen. Auch wenn die beiden ein Schatten von früher immer begleitet hat, ihre Ehe war insgesamt doch (spannenderweise) recht harmonisch, mit vielen, sehr schönen Momenten. In der Rückschau auf das eigene Leben und auf fast 40 Ehejahre.....da ist es normal, dass man viele gerne anders gemacht hätte. Dass es als "nicht genug" erscheint. Ich möchte nicht, dass solche Gedanken einen zu großen Platz einnehmen und dazu kann ich auch etwas beitragen: Je nachdem, was die beiden morgen für einen Eindruck machen, möchte ich versuchen, ihnen genau das zu sagen und für alles zu danken, was sie für mich und meine Brüder getan haben.:knuddel::herz: Und dass ich sie unterm Strich sehr bewundere, wie gut sie ihr Leben gemeistert haben. :rose: Sie sind - trotz aller Schwächen - Vorbilder für mich und ich hoffe, ich bekomm das nur ansatzweise so gut hin, wie sie:hmm::knuddel::jaa:
 
Spiralnudel
Benutzer83901  (39) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #2
Grundsätzlich:
Ich erwarte nie, dass mein Partner etwas „von selbst“ macht, das ICH mir wünsche. Meine Wünsche und Erwartungen zu kommunizieren, liegt ja in meiner Verantwortung.

Thema Fremdgehen: Ist in meinen Augen einfach total unnötig.
 
Yurriko
Benutzer174969  (31) Sehr bekannt hier
  • #3
Wie bekommt ihr das in eurer Beziehung so hin?
Ich sage, was mich stört. Ich schlucke selten etwas runter und meist dann Dinge wie "Ich könnte jetzt loslachen, weil er sein Bart zu kurz geschnitten hat oder ich schluck es runter und sage es ist ja eh nicht so schlimm". Ernste Dinge, die mich stören, schlucke ich nicht runter.

Hattet ihr solche Erfahrungen schon gemacht?
Phasenweise aber nie so schlimm. Das größte Streitthema war bis jetzt seine Arbeitslosigkeit bzw. Antrieblosigkeit. Aber ja, das haben wir jetzt geregelt bzw. ich lass mich überraschen, was der September bringen wird :rolleyes:

Habt ihrs wieder hinbekommen?
Yua, wir sind noch zusammen. Er schmeißt zur Zeit den Haushalt und das auch recht gut. Ab September sollte er mind. Teilzeit arbeiten gehen.

Früh genug?
Nachdem ich Probleme direkt anspreche und so zeitig wie möglich, ja.

Oder gabs erst ein Beziehungsende und ihr macht es nun besser?
Beende ich eine Beziehung, dann ist sie zu Ende. Für mich ist die Beziehung dann gescheitert und es macht kein Sinn das nochmal zu probieren, auch wenn der Ex "geändert" hätte.

Was habt denn ihr so alles an Ungerechtigkeiten von euren Partnern zugelassen?
Sehr lange Zeit habe ich quasi alles gemacht. Haushalt, Studium, Geld ranbringen, Planung des Lebens etc. pp. Er hingegen hat vor sich hingetümpelt. War eine zeitlang okay, bis ich es als Ungerechtigkeit und "zu viel" empfunden habe. Dann hats kabum gemacht. Er übernimmt jetzt mehr Verantwortung, auch wenn das nur teilweise klappt :rolleyes: Er bemüht sich und es ist deutlich besser geworden.

Was würdet ihr euch eigentlich wünschen?

Ach, eigentlich nur das er bissel selbstständiger wäre und bissel mehr weiter denkt als 1 Stunde. Aber ja, was soll ich sagen, niemand ist perfekt. Und ganz ehrlich, ich hätte es deutlich schlimmer und kaum besser treffen können :bier: Die paar Probleme kriegen wir auch gelöst.

Warum erwartet ihr aber, dass euer Partner das von alleine machen wird?
Tu ich nicht. Halte ich auch nicht für realistisch. Ich bin in einer Partnerschaft, also helfe ich ihm. Außerdem kann er nicht hellsehen :rolleyes: Und manches weiß er schlicht und ergreifen nicht, weil seine Eltern ihm das nicht gezeigt haben -> ergo habe ich ihm das gezeigt.

Hattet ihr irgendwann genug und habt ihr etwas geändert?
Ja.

Wie ist es euch gelungen?
Ganz gut, denke ich. Ich bin ziemlich zufrieden in der Partnerschaft. Außerdem wenn ich ehrlich bin, gibt es genug Dinge, über die er sich aufregen könnte :bier: Er mag die Eigenschaft aber irgenwie :whoot:
 
A
Benutzer172677  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #4
Wie bekommt ihr das in eurer Beziehung so hin?

Gar nicht permanent und immer von selbst. Ich finde es ganz normal, dass zwei Menschen, deren Leben hoffentlich aus mehr als nur der Beziehung besteht, nicht immer gleich ticken, was das Bedürfnis an Nähe oder Distanz angeht.
Da hilft reden, Verständnis und Akzeptanz für die Bedürfnisse des anderen und Vertrauen.
Wir wissen einfach, dass der andere sofort da ist, wenn man ihn und mehr Nähe und Aufmerksamkeit braucht und zweifeln auch in Zeiten von weniger Aufmerksamkeit nicht aneinander.

Was habt denn ihr so alles an Ungerechtigkeiten von euren Partnern zugelassen?

Nur die, die ich selbst gut an mir abperlen lassen konnte. Die Kleinigkeiten, die manchmal im Alltag passieren, weil einer im Stress oder irgendwie emotional geladen ist.
Wenn ich selbst gerade in sehr ausgeglichener Verfassung bin, kann ich darüber hinwegsehen. Aber auch nur, weil ich weiß, dass er das nie mit Absicht tun würde und im Grunde gar nicht mich meint. Wir kennen uns halt.
Wenn ich selbst gerade emotional nicht so super ausgeglichen bin, kracht es auch schonmal sofort.
Aber immer, wenn mich etwas belastet, sage ich das auch. Ich erwarte nicht, dass mein Partner Gedanken lesen kann und auch nicht, dass alles immer von selbst zuckerwatteartig harmonisch verläuft.

Deshalb bin ich mir sicher, dass ein Grundpfeiler unserer sehr glücklichen Beziehung ist, dass wir eine passende Kommunikationsebene gefunden und entwickelt haben.
 
Ishtar
Benutzer158340  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #5
Wir haben eine wichtige Grundregel in unserer Ehe: Nie wütend aufeinander ins Bett gehen.
Klar ist man nicht immer einer Meinung. Aber dann muss man drüber reden. Der andere kann schließlich nicht Gedanken lesen. (Und diese Einsicht muss man auch im Hinterkopf behalten, wenn man miteinander redet! Sachlich bleiben, Ich-Botschaften, dann wird es ein wertschätzendes Gespräch. Vorwürfe über Dinge, die der andere schlicht nicht wissen konnte, helfen nicht weiter.)
 
celavie
Benutzer58054  (42) Sehr bekannt hier
  • #6
Wir führen keine monogame Beziehung und damit fällt schon einmal der Punkt "Fremdgehen" weg. Dennoch gibt es natürlich ähnliche Probleme rund um das Thema Wertschätzung und Beachtung. Wir sprechen über derartige Sachen und versuchen da im Austausch zu bleiben.

Natürlich muss jeder auch für seine Grenzen einstehen- Wenn deine Mutter, deinen Vater vor 30 Jahren betragen hat als "letzten Hilfeschrei für Aufmerksamkeit" hat sie aber auch nicht konsequent gehandelt (finanzielle Abhängigkeit?!) und alles still und leise weiter ertragen. Oft wird das dann um die 40 (für Frauen) eher schwerer zu ertragen, weil die eigene Attraktivität vermeintlich schwindet, der Mann hingegen zwischen 40 und 55 noch mal einen Schlag bei (jüngeren) Frauen haben kann. Das kann schon tiefe Wunden reißen.

Wir hier finden Kommunikation wichtig und Ehrlichkeit - all die anderen Sachen ergeben sich dann. Ich wünsche mir auch nicht still und leise irgendwas von meinem Mann, sondern ich kommuniziere das dementsprechend.
 
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