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Benutzer167777 (38)
Verbringt hier viel Zeit
- #1
Hallo zusammen,
Es wird wohl etwas länger, aber ich bin aktuell mit meinem Latein am Ende
Ich habe ja vor fast 8 Monaten Zuwachs in Form eines 18-jährigen erhalten. Das das kein Spaziergang wird, war mir so weit klar. War auch eher eine "Nacht-und-Nebel-Aktion".
Dass er noch eine ziemlich lange Weile bei uns sein wird war mir auch schnell klar und das auch akzeptiert.
Das Problem ist: Er hat wirklich Null Struktur. Auch nicht vorgelebt bekommen, auch heute mütterlicherseits kein Stück. Sie schreibt ihm, sie hole ihn um 12 Uhr ab und kommt dann ohne weitere Meldung um 19:30 Uhr. Da rollen sich mir persönlich siebeneinhalb Stunden lang alle Fußnägel hoch
die letzten zwei Jahre dort hat er völlig unbehelligt in seinem (selbst abgeschlossenen) Kinderzimmer verbracht und hat sich nachts aus der Küche was zu essen hoch geholt.
Dass das an mir hängen bleibt war mir auch klar und ebenfalls akzeptiert (die aktuelle Arbeitssituation erschwert das ganze natürlich). Wir machen also winzige Fortschritte und seit geraumer Zeit einen Schritt vor und zwei wieder zurück...
Von der Junge schleicht sich unsichtbar durchs Haus und kann ein guten Morgen nicht erwidern, waren wir schonmal bei er wohnt jedem Abendessen bei, meldet sich wenn er was braucht per whats app und erscheint an 4 von sieben Tagen zum Frühstück. Wir konnten das ausbauen auf einen Gruß, wenn man sich begegnet, eine persönliche Ansprache statt whats app und Stundenlange Gespräche (bei denen ich hauptsächlich zuhöre und Schwanke aus meiner Jugend erzähle und erkläre, was ich daraus mitgenommen habe). Er hat hier, vom Papa (zum ersten Mal im Leben) eine Aufgabe im Haushalt bekommen. Plastik- und Biomüll rausbringen und die Tonne am entsprechenden Tag an die Straße stellen. Auch hat er ihm einen Minijob verschafft.
Das Ding dabei ist: Trotz aller Fortschritte die wir - unerwarteter Weise verzeichnen konnten (da er auch unter der Voraussetzung "der Mann hat im Haus das Sagen! Die Frau kocht halt und ist ansonsten bitte unauffällig" aufgewachsen ist), findet nach 8 Monaten kein "Lernprozess" statt.
Ein "Behinderungsfaktor" ist definitiv der Mann. Der ihm immer wieder und ohne ein Wort dazu, Teile seiner wirklich wirklich wenigen Aufgaben abnimmt. Ihn also nicht erfahren lässt, dass er etwas nicht erledigt hat. Von 10 Mal Minijob schafft er auch nur 3 Mal selbständig aufzustehen. Die anderen 7 Mal weckt Papa ihn nur und das ohne jedes Feuerwerk. Teilweise fährt er ihn auch. Danach regt er sich dann bei mir auf
Wir reiben uns also immer wieder daran. (Ich weiß, dass er es aus der Angst heraus macht, dass der Junge wieder weg wollen könnte und dann "Hopfen und Malz verloren" wären - es ist trotzdem nicht hilfreich).
Ich habe auch so manche Schwierigkeiten damit, dass sein Bildungsgrad einfach sehr gering ist. Das habe ich gewusst (nicht in dem Maße, wie ich es dann über das Zwiegespräch mitbekommen habe), aber der Glaube an "böse Geister" oder "Bill Gates will alle chippen, auf instagram findet man alles" überfordert mich durchaus. Ich versuche, ihn ernst zu nehmen und zu fragen, was er glaubt, wem das nützen solle, aus welchem Grund und wie das seiner Meinung nach umzusetzen wäre. Aber er kennt dieses Konzept schlichtweg nicht. Es steht im Internet und damit ist es Fakt
weil "Die Medien ja nur Blödsinn erzählen".
Nach meiner wochenweisen Abwesenheit und der erhöhten Aufmerksamkeit meinem Kleinen gegenüber stehen wir nun praktisch wieder auf Anfang. Er lässt sich nicht blicken, obwohl der Kleine (die beiden verstehen sich sehr gut) ihn seit Corona morgens um 09:00 (!) Uhr weckt. Der 10-jährige hat auch keine Lust mehr, den Großen zu wecken weil "Mama, er sagt zwar "ja", aber er kommt ja eh nicht zum Frühstück. Ich verstehe das nicht. Das ist doch kein Verschlafen mehr."
Meinem Eindruck nach hat der Große null Selbstvertrauen, will sich nicht lächerlich machen (und versucht daher auch nichts) und hat dazu eine "mir-doch-egal-Einstellung". Nun bin ich der Meinung, dass zwei jahre "mir-egal-fröhnen" ausreichen müsste, um ein "erfolgreiches Teenieleben" haben zu dürfen und wir langsam bei Null anfangen müssen, aber nicht dort stehen bleiben dürfen.
Nach den Gesprächen habe ich es jeweils auf unterschiedliche Weise versucht. Ihn bei der "Ehre" zu packen, ihn am "Erwachsensein" zu packen und auch am "du-würdest-doch-auch-nicht-wollen-dass-oder?". Fakt ist: Mit meinem 10-jährigen geht all das wesentlich einfacher.
Zuletzt habe ich den großen um 11:30 Mittags herunterzitiert und ihm gesagt, dass er seine Aufgabe zu erledigen hat. Nachdem ich mit Verständnis, Erklärungen und appellieren ans Erwachsen sein seit 3 Wochen keinen Stich für auch nur ein einziges Frühstück um 09:15 Uhr landen konnte.
Das Ende vom Lied ist, dass er seither kein Wort mehr mit mir wechselt (außer beim Abendessen mit Papa), der ihn heute wieder zur Arbeit geweckt und ihm seine "Müllaufgabe" abgenommen hat...
Der Junge ist an und für sich ein lieber Kerl, füe das, was ihm fehlt, kann er selbst nichts und ich habe ihn auch ins Herz geschlossen. Ich möchte ihm gern eine Perspektive bieten. Aber ich scheitere gerade daran und weiß nicht mehr, wo ansetzen. Klar, ist es schwieriger, ein fremdes Kind zu handeln. Aber hier weiß ich tatsächlich einfach nicht, wo der Knackpunkt ist. Es geht wie gesagt oft viel vor, aber eben noch mehr zurück.
Für jegliche Tipps oder Ratschläge wäre ich sehr dankbar
Es wird wohl etwas länger, aber ich bin aktuell mit meinem Latein am Ende
Ich habe ja vor fast 8 Monaten Zuwachs in Form eines 18-jährigen erhalten. Das das kein Spaziergang wird, war mir so weit klar. War auch eher eine "Nacht-und-Nebel-Aktion".
Dass er noch eine ziemlich lange Weile bei uns sein wird war mir auch schnell klar und das auch akzeptiert.
Das Problem ist: Er hat wirklich Null Struktur. Auch nicht vorgelebt bekommen, auch heute mütterlicherseits kein Stück. Sie schreibt ihm, sie hole ihn um 12 Uhr ab und kommt dann ohne weitere Meldung um 19:30 Uhr. Da rollen sich mir persönlich siebeneinhalb Stunden lang alle Fußnägel hoch
Dass das an mir hängen bleibt war mir auch klar und ebenfalls akzeptiert (die aktuelle Arbeitssituation erschwert das ganze natürlich). Wir machen also winzige Fortschritte und seit geraumer Zeit einen Schritt vor und zwei wieder zurück...
Von der Junge schleicht sich unsichtbar durchs Haus und kann ein guten Morgen nicht erwidern, waren wir schonmal bei er wohnt jedem Abendessen bei, meldet sich wenn er was braucht per whats app und erscheint an 4 von sieben Tagen zum Frühstück. Wir konnten das ausbauen auf einen Gruß, wenn man sich begegnet, eine persönliche Ansprache statt whats app und Stundenlange Gespräche (bei denen ich hauptsächlich zuhöre und Schwanke aus meiner Jugend erzähle und erkläre, was ich daraus mitgenommen habe). Er hat hier, vom Papa (zum ersten Mal im Leben) eine Aufgabe im Haushalt bekommen. Plastik- und Biomüll rausbringen und die Tonne am entsprechenden Tag an die Straße stellen. Auch hat er ihm einen Minijob verschafft.
Das Ding dabei ist: Trotz aller Fortschritte die wir - unerwarteter Weise verzeichnen konnten (da er auch unter der Voraussetzung "der Mann hat im Haus das Sagen! Die Frau kocht halt und ist ansonsten bitte unauffällig" aufgewachsen ist), findet nach 8 Monaten kein "Lernprozess" statt.
Ein "Behinderungsfaktor" ist definitiv der Mann. Der ihm immer wieder und ohne ein Wort dazu, Teile seiner wirklich wirklich wenigen Aufgaben abnimmt. Ihn also nicht erfahren lässt, dass er etwas nicht erledigt hat. Von 10 Mal Minijob schafft er auch nur 3 Mal selbständig aufzustehen. Die anderen 7 Mal weckt Papa ihn nur und das ohne jedes Feuerwerk. Teilweise fährt er ihn auch. Danach regt er sich dann bei mir auf

Ich habe auch so manche Schwierigkeiten damit, dass sein Bildungsgrad einfach sehr gering ist. Das habe ich gewusst (nicht in dem Maße, wie ich es dann über das Zwiegespräch mitbekommen habe), aber der Glaube an "böse Geister" oder "Bill Gates will alle chippen, auf instagram findet man alles" überfordert mich durchaus. Ich versuche, ihn ernst zu nehmen und zu fragen, was er glaubt, wem das nützen solle, aus welchem Grund und wie das seiner Meinung nach umzusetzen wäre. Aber er kennt dieses Konzept schlichtweg nicht. Es steht im Internet und damit ist es Fakt
Nach meiner wochenweisen Abwesenheit und der erhöhten Aufmerksamkeit meinem Kleinen gegenüber stehen wir nun praktisch wieder auf Anfang. Er lässt sich nicht blicken, obwohl der Kleine (die beiden verstehen sich sehr gut) ihn seit Corona morgens um 09:00 (!) Uhr weckt. Der 10-jährige hat auch keine Lust mehr, den Großen zu wecken weil "Mama, er sagt zwar "ja", aber er kommt ja eh nicht zum Frühstück. Ich verstehe das nicht. Das ist doch kein Verschlafen mehr."
Meinem Eindruck nach hat der Große null Selbstvertrauen, will sich nicht lächerlich machen (und versucht daher auch nichts) und hat dazu eine "mir-doch-egal-Einstellung". Nun bin ich der Meinung, dass zwei jahre "mir-egal-fröhnen" ausreichen müsste, um ein "erfolgreiches Teenieleben" haben zu dürfen und wir langsam bei Null anfangen müssen, aber nicht dort stehen bleiben dürfen.
Nach den Gesprächen habe ich es jeweils auf unterschiedliche Weise versucht. Ihn bei der "Ehre" zu packen, ihn am "Erwachsensein" zu packen und auch am "du-würdest-doch-auch-nicht-wollen-dass-oder?". Fakt ist: Mit meinem 10-jährigen geht all das wesentlich einfacher.
Zuletzt habe ich den großen um 11:30 Mittags herunterzitiert und ihm gesagt, dass er seine Aufgabe zu erledigen hat. Nachdem ich mit Verständnis, Erklärungen und appellieren ans Erwachsen sein seit 3 Wochen keinen Stich für auch nur ein einziges Frühstück um 09:15 Uhr landen konnte.
Das Ende vom Lied ist, dass er seither kein Wort mehr mit mir wechselt (außer beim Abendessen mit Papa), der ihn heute wieder zur Arbeit geweckt und ihm seine "Müllaufgabe" abgenommen hat...
Der Junge ist an und für sich ein lieber Kerl, füe das, was ihm fehlt, kann er selbst nichts und ich habe ihn auch ins Herz geschlossen. Ich möchte ihm gern eine Perspektive bieten. Aber ich scheitere gerade daran und weiß nicht mehr, wo ansetzen. Klar, ist es schwieriger, ein fremdes Kind zu handeln. Aber hier weiß ich tatsächlich einfach nicht, wo der Knackpunkt ist. Es geht wie gesagt oft viel vor, aber eben noch mehr zurück.
Für jegliche Tipps oder Ratschläge wäre ich sehr dankbar
