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Nightdreamers Nachtlied

nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Und was geschieht mit einem Traum
der auseinanderbricht?
Worin sieht sich der Träumende,
erwacht,
gefangen?

Du stehst im Dunkeln
und erwartest voller Angst das Licht
Denn klarer Blick zeigt Dir,
Du wirst das Eiland nie erlangen.

Mir träumte, Deine Hand sei
irgendwo mir nah und voller Güte
Im Traum, da konnte ich
im Takte Deines Atems wehen

Doch auch im Traume schon
erahnte ich den leisen Tod,
und sah doch Deine Füße,
lachend noch,
schon gehen.

Und eiseskalt ist Wissen, und
der Hoffnung Ende
Ich bin umschlungen,
atme noch,
doch voller Not

Ich reiche leeren Schatten
meine Hände
und totenglockengleich bestreicht mich
hartes Morgenrot

Und was geschieht mit Träumenden,
wenn sie erwachen?
Und sehen sich
im Spiegeldiamant

von ferne, immer leiser
klingen ihre Lieder
Sie ziehen fort, für stets
aus ihrem Traum verbannt.

* * * * *
 
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nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
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  • #2
Im kleinsten Garten

Wogt die schönste Blütenpracht

So blüht auch mein Herz

* * * * *
 
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nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
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  • #3
Du stolze Königin der Nacht

Dein Blick geht einmal noch zum Horizont

Du weißt, das Tageslicht erwacht

Du weißt, was dann von Osten kommt



Und dennoch wagst Du nicht,

den Blick von jener Linie abzuwenden

die erst entsteht, ersteht das Licht

und wenn es aufsteigt, wirst Du enden



Ich ahne wohl, warum Dein Herz so bebt

Und höre auch Dein ungesagtes Flehn

Und sehe, wie sich erstes Leben regt

Und werde schließlich mit Dir gehen

* * * * *
 
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nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
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  • #4
Ich stehe vor und rede mit

Dem alten Weidenbaum

Die langen Zweige weben sich

Zu einem Teppich wunderlich

Den Stamm, den sieht man kaum



Ich frage ihn auf feine Art

Nach seinem Wohlbefinden

Und ob das Wetter ihm gefällt

Und was er auch ansonsten hält

Vom Wahlkampf unter Linden



Dann klag ich ihm mein Altersweh

Und ob ich’s wohl noch bringe

Da hält er mir sein Astwerk hin

Damit ich endlich leise bin

Und zeigt mir seine Ringe.

* * * * *
 
nightdreamer
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  • #5
Ich lausche leise

Ob wohl der Sommer noch schläft

Doch da, es raschelt.

* * * * *
 
nightdreamer
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  • #6
Es ist nun Herbst, und jeden Abend

Geht mir die Sonne früher unter

Ich winke noch das letzte Stück,

doch sie schaut nicht zu mir zurück



Sie nimmt ihr rotes Gold von mir

Es ist, als zög sie Luft und Leben

Und alle Hoffnung zu sich her

Und mir, mir fällt das Atmen schwer.



Der Horizont ist nun durchschritten

Mir frieren alle Tränen ein

Zwar gibt’s im Weltall viele Sonnen

Doch sie wird niemals wiederkommen



Und neben mir, da liegen Steine,

sind noch lebendiger als ich

und nun, bei Nacht, im Mondenschein

werd‘ einer ich von ihnen sein.

* * * * *
 
nightdreamer
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  • #7
9.jpg

Kein echtes Ikebana - aber es atmet den Geist.
 
nightdreamer
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  • #8
BuTaWa

Ein Plakat hängt am Wegesrand

Drängt sich in den Blick

Und abgebildet: Nichts!



Es ist wohl ein Mensch darauf

Er guckt irgendwohin

Sieht aber: Nichts!



Steht da ein Satz? Jedenfalls

Sind Buchstaben zu sehen

Sie bedeuten mir: Nichts!



Ich gähne im Hinterkopf

Denn genau das soll

man hier denken: Nichts!

* * * * *
 
nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
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  • #9
Wie ein Ritter alter Zeiten

Sich aufs Roß trug, um zu streiten

Sitze ich an meinem Tisch

Und ich will der Minna winken

Doch es will mir nicht gelinken

Denn mein Arm schmerzt fürchterlisch




Und es ist der Sternenhimmel

Schwarz, kein nächtliches Gewimmel

Und ich kann nicht, wie ich will

Weil im Dunkel, ach und weh

Ich ja niemanden mehr seh‘

All mein Winken bleibt ganz still




Deine Schritte beben leise

Auf der allerletzten Reise

Winken darf ich Dir nicht mehr

Meinen sehnsuchtsvollen Blicken

Wendest Du den kalten Rücken

Und siehst nimmer zu mir her

* * * * *
 
nightdreamer
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  • #10
11.jpg

Blumen mit Philosophie
 
nightdreamer
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  • #11
Wie sich Äste biegen können

Wie die Zweige wütend tanzen

Wie die Blätter in den Himmel

Und mir in den Kragen springen



Welch ein Sturm in meinen Haaren

Will er mich denn wohl skalpieren?

Will die Häuser er rasieren, will er

Reißen aus die Türen?



Fliegt ein Mensch an mir vorbei,

fliegen ganze Straßenbahnen

breit ich meine Schwingen aus

kannst Du mich am Elbstrand finden.

* * * * *
 
nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
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  • #12
Ja, faß mich an,

so sag ich Deinem Blicke

laß Deine Finger

gleiten über meine Haut

mach, daß ich meinem

Hier und Jetzt entrücke

Und daß sich alles mir

an Deiner Nagelspitze staut



Dein Atem schlägt so

wunderbare Wellen

ich schwebe sacht

und zwischen Deinen Händen

auf und nieder

und spüre meine Sinne

wachsen, quellen

und süßer Tod umbrandet

meine Glieder



und so gestorben liege ich

in Deinen zarten Armen

und nach dem Sturm

setzt sanfter Regen ein.

Und eins mit Dir, in

Deinen warmen

Herzschlag fließt auch

mein Atem ein

* * * * *
 
nightdreamer
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  • #13
IMG_4830D.JPG

Liebhaberkunst - dieser Mund, diese Lippen. Wen haben sie vor 2000 Jahren geküßt?
 
nightdreamer
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  • #14
Wer spann das Gold,

welch märchenhafte

Müllerstochter

Flocht es in alle Bäume drein?



Es ist ein Abschiedsgold,

denn morgen ziehn

die Kraniche schon

in den Süden ein.



Doch leuchtet herbstengold

Der stille Gang der Dinge

Wer legte Silber dann

Auf beide Schläfen mir?



Ich seh im dunklen Fenster

Eine krumme Silhouette,

sie löscht das Licht so leise

und geht und schließt die Stubentür.



* * * * *
 
nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
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  • #15
Wenn so eine Spinne selbst sich

ansieht in dem Spiegelglas

denkt sie sich wohl ‚Was

bin ich denn für ein tolles Tier

Beine hab ich,

zwei mal vier

und diese vielen schönen Augen

könnten glatt den Atem rauben

Komm' her, Du sexy Schmetterling

damit ich Dir mein Schlaflied sing'


Wenn ich die Spinne anseh', wie

sie vor dem Glase kniet, dann

denk ich: ihh,

nur hinfort, Du greulich Vieh!

Was weiß ich denn,

was sie denkt,

wenn sie so vor

dem Spiegel hängt



Sieht die Spinne mich dann stehen

achtmal Schatten auf den Augen

wird sie es wohl selbst kaum glauben

daß dieser Berg ein Ich auch ist

allerhöchstens denkt sie ‚Mist,

warum steht der mir im Licht?

Kann er nicht zur Seite gehen

Eingeschränkt ist mir die Sicht.



Und so sehen wir uns dann

einander unverstanden an

nimmer noch wird es uns glücken

durch fremdes Aug' auf uns zu blicken.


Spinne rennt auf Beinen acht

Mein Pantoffel hinterher

Dunkel kommt herbei die Nacht

Und die Augen werden schwer

Träume kommen angeflogen

Zwei mal vier, verwebt, verwoben

Sind ihre Augen,

sind mein Blick


Unsre Fessel heißt Gewohnheit

Ist dem Ich ein Strick

Im Betrachten liegt die Schönheit

* * * * *
 
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nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
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  • #19
Wenn ein unglücklicher mensch

Einem glücklichen Menschen

Beim Glücklichsein zusieht


Kann er dann das Glücklichsein

Lernen oder wird er dadurch

Noch mehr an sein Unglück gekettet


Wenn ein Schatten stärker wird

Je mehr Licht ihn umgibt

Warum schwindet er dann völlig

Wenn das Licht auf ihn fällt


Wenn ein einsamer mensch

Durch die Straßen geht

Und wird von niemanden gesehen



Ist er dann frei von allen Sorgen

Die das Miteinander inneträgt

Oder ewig gefangen im größten Nichts

* * * * *
 
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nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
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  • #21
Ein Jüngling sieht ein Mädchen

Und ist alsogleich verliebt

Und fortan gilt sein Sorgen

Daß sie ihn ja auch sieht


Er kann nur eines denken

Denkt sie denn auch ihn?

Will alle ihre Blicke

Zu sich hinüberziehn


Ist ganz von ihr erfüllet

Ihr Lächeln wird sein Ziel

Das Herz droht ihm zu reißen

Bei dem so ungleichen Spiel


Da senkt sie ihre Blicke tief

In sein nachtschwarzes Haar

Sein Spiegel wird zum Fenster

Wird ihrer nun gewahr


Die Liebe wird sich offenbar

Und gibt ihm zu verstehen

Wo vorher er sich selbst nur sah

Beginnt er sie zu sehen

* * * * *
 
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nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
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  • #23
Wowser, ist das schön !!!
Klingt fatal nach erster GROSSER Liebe :herz:
Ach, ich glaube, das kann auch in jeder anderen Lebensphase sein. Der Schritt vom „Ich bin verliebt“, bei dem man sich selbst in den Mittelpunkt stellt, zu dem „Ich liebe Dich“, bei dem der Fokus dann auf den anderen übergeht. Aber ich kann meine eigenen ärmlichen Reime schlecht selbst interpretieren.

Danke 😌
 
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nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
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  • #24
Ein Schritt nach vorn
ein paar zur Seite

darüber und davor nur Luft


ein ehern Rahmen

grüne Gräser

und rauschend-süßer Lindenduft


Mein kleiner Käfig

namens Freiheit

mein Ausblick auf die ferne Welt


dort ferne, wo die

Menschen lachen

wo Herz und Herz zusammenfällt


Ich darf nicht, kann nicht

mag nicht wollen

hab nicht am Spiel des Lebens teil


Dort, wo geliebt wird,

bin ich fremd

und dennoch nicht von Sehnsucht frei


Ein Schritt nach vorn

und weiter nicht

dann suchen meine Hände Halt


Und alles Glück

bescheint die Sonne

doch mir ist nur unendlich kalt.

* * * * *
 
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nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
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  • #25
Ich seh von ferne nur Dein Atmen

Das kühn die schweren Berge hebt

Und unter meinen Fingern Seide

Die zittert, weil Dein Herzschlag lebt


So sanfte Felder, feingeschwungen

Aus Schnee, aus Alabastersamt

Und meine Finger klopfen, springen

Und wellenfern kämpft Deine Hand


Du spürst noch brennend meine Bisse

Und matt glänzt meiner Küsse Weg

Und alles an Dir ist mein Kissen

Auf das ich mein Begehren leg



Und in die süßeste der Früchte

Tauch ich mit allem, was ich habe, ein

Und Wellenschlag, und wieder einer

Und Du schließt alle meine Worte ein.


* * * * *
 
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nightdreamer
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  • #43
Das Jahr beginnt,
langsam zu werden:
ist es zunächst mit
immer neuem Schwung
bergab gerollt
ist es gerast in seiner Mitte
im Rausch der Farben und Gerüche
so sieht es nun
im Weiten seine Grenze nahen
Mild ist nun alles
Orange und Pastell
Die Luft ist weich, der Regen
geht ans Reinigen
und all die Bäume räumen auf.
Die Menschen können
wieder seh'n
und ihre aufgedehnte Haut
sie badet nun in frischem
Frösteln und zittert
an morgendlichem Kitzel.
Ein Stuhl, an blätterfeuchter Straße
ich lehne mich zurück
und atme aus
nach langem Lauf
und Malermeister Herbst
schenkt Wein
schenkt langsam ein.

* * * * *
 
nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
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  • #56
DSC07106.JPG

Der Himmel - so nebenher wie allumfassend, so gewohnt selbstverständlich wie auch immer besonders. Wie oft nimmt man ihn wahr, wie oft lebt man unter ihm dahin? Für Jahrtausende war er Kulminationspunkt von Sehnsüchten, war er Grenze der Wahrnehmung und Startrampe für die Träume ins Weite. Wer wußte, daß er nachts an Tiefe gewann, daß man nachts und tags das Gleiche sah, nur anders beleuchtet?
Heute nur noch eine Hülle, die es zu durchstoßen gilt, seitdem die Welt ihre kosmische Jungfräulichkeit verlor. Doch einst eine gewaltige Bühne, die üppigen Wolkenhaufen barocker Kirchendecken ebenso wie die träumerischen Farben eines Caspar David Friedrich.
Und nie wird eine Wolke der anderen gleichen, stets so individuell wie ein Fingerabdruck, das Muster, welches auf die blaue Leinwand geworfen wurde.
Menschlein, stehe und staune, werde gewahr, was Dich umhüllt und schützt und am Leben hält.
 
nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
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  • #62
Dort, wo er herkommt, gibt's noch Schnee
und knirscht der Boden unter seinen Füßen
dort tut die Kälte richtig weh
wenn nachts die Sterne sich begrüßen

Und Gott der Herr schickt ihn auf Reisen
um Lichter durch die Nacht zu tragen
sein Schlitten gleitet durch den leisen
Schneehimmel, wie die Wichtel sagen

Die Menschen sehnen Licht und Frieden
von Hoffnung sagen alle Lieder
daß nichts die Liebe kann besiegen
ist uns versprochen, alle Jahre wieder

Ein kleines Kind, es zu bezeugen
ein Zeichen für den reinen Neubeginn
wenn sich die Tage nordwärts neigen
wenn Ochs' und Esel müde sind

Dann kommt aus Waldesdunkel er und Wind
wir bitten ihn in unser Licht hinein
so reiche Gaben bringt er für das Kind
und darum soll die Nacht uns heilig sein.

* * * * *​
 
nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
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  • #67
Er sieht nur noch die Füße,
die an ihm vorübergehen,
den Blick in ihre Augen hat er
längst schon aufgegeben
und fällt von oben
ein Stück Kupfer ab
fehlt ihm die Kraft
es aufzuheben

Und ständig Hunger,
immer kalt,
und keine Rast, die ihn
erquicken kann,
wenn er versucht, mit andren
Menschen mitzuleben,
trifft ihn ein unsichtbarer
aber starker Bann.

Man sagt, zum Licht
gehört auch immer Schatten,
Habt ihr vergessen, was
das ist: ein Mensch zu sein!
Und weder reich noch arm
sind je Naturgesetze
Kein Mensch soll unter Menschen
so verloren sein.

* * * * *
 
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nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
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  • #79
Grau ist er wohl geworden, unser Fluss,
Und liebevoll umspielt er meine Zehen
er spürt wohl, dass er heute leise fließen muß
Und ich, ich musste einfach zu ihm gehen

Zu andern Tagen, da wir nicht viel kannten
Da schwamm darin ein Lindenblatt, von dir zu mir
Sein Wasser einte uns, die wir ihm nahe standen
Du dort, so unbekannt, und ich unwissend hier

Ein kurzer Lichtblick war die Zeit, als wir uns fanden
Doch nun liegt Deine Hand für ewiglich mir auf
Uns reichte nur ein Wort, daß wir erkannten
Getrennte Wege führten auf denselben Berg hinauf

Ich sende Dir, mein Bruder, einen letzten Gruß
Hier scheint die Sonne, doch Dein Auge ruht
Sag unserm Vater, daß er nun nicht mehr allein sein muß
Bis ich Euch schließlich find' - Mach's gut!

* * * * *
 
NichtLustig
Benutzer183126  Öfter im Forum
  • #80
Ich bin neidisch. Wenn ich nur so dichten könnte.
Und ich muss wohl leider sagen, mein aufrichtiges Beileid.
Ich hoffe, er fließt leise.
 
nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
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  • #81
Ich bin neidisch. Wenn ich nur so dichten könnte.
Und ich muss wohl leider sagen, mein aufrichtiges Beileid.
Ich hoffe, er fließt leise.
Danke sehr, ich bin beschämt, und danke. Am Montag haben wir ihn zur Ruhe gebettet. Mit roten Gummibärchen.
 
nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
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  • #82
Laute, laue Sommernächte

Menschen, die auf Bänken sitzen
Und vor den Lokalen schwitzen

Kommt Musik aus Autotüren
Wohin willst Du mich entführen?

In die Nacht hineingesprungen


Leise, samte Sommernächte

Du und ich am Wasserrand
Hier ist Wiese, dort ist Strand

Deine Lippen, die mich finden
Und von süßen Sünden künden

Wer hat unser Lied gesungen


Dunkle, heiße Sommernächte

Eine Parkbank, gut versteckt
Wurde uns zum Hochzeitsbett

Ein Igel hat Dich schrein gehört
Fühlt sich aber nicht gestört

Du hast mich, ich Dich durchdrungen


Helle, kühle Sommernächte

Wir spazieren durch die Gassen
Wobei sich uns're Finger fassen

Da, wo wir erst den Himmel sehen
Bleiben wir versunken stehen

Dieser Morgen ist gelungen

* * * * *
 
nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
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  • #83
Mein Sohn ist weg, die Zeit
hat ihn mir weggenommen

Mein Kind, das lachend ich
in meinen Händen hielt

Sein Lebensfluß ist nun
an mir vorbeigeschwommen

ein Schwimmer, der
aufs nächste Ufer sieht

Mit Wohlgefallen sah ich
seine ersten Schritte

Gab Rat und Tat und
half ihm, aufzustehen

Und es war klar, sein Ziel
liegt weit entfernt von meiner Mitte

Ich wußte es, und wollte es
und konnte es nicht sehen

Flieg hoch, mein Vogel, schwing
Dich auf, mein kleiner Jaguar

Es ist Dein Weg nun, den ich
weiter nicht begleiten kann

Doch hälst Du inne, bin ich
immer auch ein wenig da

ein knorrig Baum am Weg
ein alter Wolkenmann

* * * * *
 
nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
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  • #84
Hallo, Du Straße voller Dinge,
die man will und gar nicht braucht
mit denen sich das Selbstbild schmückt
die man mit weher Wollust kauft

Du bunte Gasse voller Lichter
nachts enger als am hellen Tag
Läden rücken immer dichter
an mich, wissen, was ich mag

Du Weg von einer Stadt zur selben
Du eig'ne Welt im Kartenfeld
auch wenn ich einfach Dich durchmesse
am Ende hast Du stets mein Geld

Und bin ich heute Dir entkommen
schon morgen bin ich wieder Dein
da stehen Deine Fallen wieder
und bieten Äpfel, Kuchen, Wein

* * * * *
 
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nightdreamer
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  • #85
hundert Schritte durch die Welt
einer links, einer rechts,
wandern, bis der Regen fällt,
ein Wunder sich zu uns gesellt,

zweimal vor und eins zurück
schleier silbern unser'n Blick
seitwärts träumen heißt der Trick
und nur der Himmel mißt das Feld

*
 
nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
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  • #86
Die Dunkelheit hat meine Fenster
sanft verhüllt
und meine Augen auf den stillen Schimmer
einen Kerzenlichts gelegt

mein Herz, das einen Tag lang
wilde Ängste schürt
ist nun kein Einhorn mehr,
das um sich schlägt.

Doch meine Hände greifen nur
in leere Schatten ein
ein Lächeln hat mein Spiegel
mir verwehrt

ich werde diese Nacht - wie immer -
Einsam sein
So daß mein Friede sich
In Grabesstille kehrt.

* * *​
 
nightdreamer
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  • #87
Neulich im Mercedes

hjw


Der alte Mann (AM) fährt, der junge Mann (JM) sitzt anbei.

JM: Wir fahren ganz schön schnell ...

AM: Wir wollen ja auch vorankommen ...

JM: Vielleicht sollten wir nicht so rasen ...

AM: Ach was. Wer bremst, verliert ...

JM: Da ist eine Mauer, und wir fahren direkt drauf zu. Fahr langsamer!

AM: Ich sehe keine Mauer.

JM: Da vorn, direkt auf unserer Route.

AM: Du weißt doch, daß ich nur noch 20 Jahre weit gucken kann ...

JM: Ich kann aber 60 Jahre weit gucken ...

AM: Vielleicht geht der Weg ja dran vorbei ...

JM: Fahr doch langsamer ...

AM: Du magst doch den Fahrtwind in den Haaren genauso. Stell Dich also nicht so an.

JM: Ja, aber darum geht es hier doch gar nicht ...

AM: Mitgegangen, mitgehangen ...

JM: Ich wurde einfach ins Auto gesetzt. Mich hat niemand gefragt ...

AM: Steig doch aus ...

JM: Bei voller Fahrt? Ich soll mir wohl das Genick brechen?

AM: Siehst Du. Wir sitzen alle im selben Boot.

JM: Ja, aber Du steuerst es.

AM: Weil ich es kann!

JM: Siehst Du die Mauer nun endlich? Wir werden dagegen krachen.

AM: Das wissen wir noch gar nicht. Abwarten.

JM: Jetzt brems doch endlich!

AM: Geht's noch? Die Bremsbeläge müssen geschont werden.

JM: Geschont? Wofür?

AM: Nächstes Jahr ist Inspektion.

JM: Es gibt kein nächstes Jahr. In 5 Minuten knallen wir gegen die Mauer!

AM: Das werden wir dann ja sehen.

JM: Wann? Wenn wir zerschellt sind?

AM: Kannst Du jetzt mal mit dem ewigen Genörgel aufhören? Das nervt! Immer diese Untergangsszenarien.

JM: Was für Szenarien? Die Mauer ist unübersehbar mittlerweile.

AM: Paß mal auf! Werd erst mal so alt wie ich ...

JM: ... das würde ich ja gern ...

AM: ... und mach erst einmal alles das, was ich gemacht habe ...

JM: ... genau das will ich eigentlich nicht ...

AM: ... dann können wir weiterreden!

JM: Ich kann jetzt schon reden!

AM: Aber ich will Dir nicht mehr zuhören! Ich geb jetzt nochmal Gas!

JM: Du bringst uns um ...


Mauer: KRRAAACH

* * *
 
nightdreamer
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  • #88
Goldtöne schälen sich

Strich für Strich

einer müder als der andere

hinaus in die Dunkelheit

nehmen Tisch und Fenster mit

Der hinterste Schatten

bin ich

***
 
nightdreamer
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  • #89
Der gute, alte Nikolaus
packt vor dem Haus den Schlitten aus

er mußte ihn nicht selber ziehn
und hat ein Rentier ausgelieh'n.

Erst schaut er noch auf seine Liste
wo drauf steht, ob er was vermißte

noch vor dem Auf-die-Straße gehen
hat er nach links und rechts gesehen

und guckt schließlich aufs Klingelschild
Man will ja nicht, daß er sich irrt.

Die grüne Zauberrute hier
sie öffnet heimlich ihm die Tür.

Schleicht leise in das Haus am Hafen
in welchem friedlich alle schlafen

fällt über Stiefel, ist empört:
Nur stille, daß Dich niemand hört!

Endlich versteckt er all die Sachen
die in der Früh' wohl Freude machen.

Kopfhörer bringt er für die Kinder
den Papa freut ein Bier nicht minder

auch Mama kriegt, was ihr gefällt,
denn sie hat's selber sich bestellt.

Und dann verschwindet er verstohlen
mit Klopapier unter den Sohlen

fährt eilig weiter, und von fern
sein Rücklicht wird zu einem Stern.


***
 
nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #90
Ein Stück Theatertuch
zwei hölzern Stäbe
etwas Farbe

und fertig ist
die kühnste Illusion

Auch deine Liebe
ist nur spiegelnde Fassade

ich spiele mit,
als hätt' ich was davon.

Ich weiß, daß es
ein Traum nur ist
und möchte dennoch
ihn behalten

Der Wahrheit kaltes Licht
bringt mir kein
Wohlbefinden ein

beraubst Du mich
so bleibt nur noch
ein leeres Blatt zu falten

was soll ich denn
mit Wirklichkeit?
Ich lebe für den Schein.

***
 
nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #91
Wieder hält die Hand
die leere Wäscheleine
Steinerne Füße

***​
 
nightdreamer
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  • #92
8.jpg
 
nightdreamer
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  • #93
DSC09952.JPG
 
nightdreamer
Benutzer121902  (49) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #94
die nacht hat sich gesetzt
auf leere fensterscheiben
und schluckt, was immer
in den beiden
räumen, davor, dahinter kommen mag
gegangen sind die lieder, ist
der tag

das schwarz hat sich genommen
was es gerade eben braucht
an farben, glanz und seltsam
dabei auch
den schmerz, den meine augen nun
vermissen, da auch deine
blicke ruh'n

***
 
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