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Neuanfang nach Trennung - Charakterliche Defizite überwinden

S
Benutzer6068  Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Hallo,

es ist viele Jahre her, seitdem ich in dieser Community aktiv war - und momentan wünsche ich mir, mich ein wenig mitzuteilen und Erfahrungen/Hinweise von anderen zu erhalten.

Ich habe vor etwa 4 Jahren eine Frau kennengelernt, mit der ich sehr gut auskam - auch auf längere Sicht; bisher ein Novum bei mir.
Nach 2 Jahren der Fernbeziehung habe ich, durch ihr Drängen, meinen Job aufgeben und bin zu ihr gezogen (natürlich hatte ich mir vorher eine Arbeitsstelle gesucht).
Ein halbes Jahr später sind wir in eine größere Wohnung umgezogen, ein halbes Jahr später haben wir geheiratet (ebenfalls auf ihr Drängen).
In diesem Monat werde ich mich scheiden lassen, was - oh wunder - auch durch Sie iniitiert wurde.

Ich möchte nicht auf alle Details eingehen; Fakt ist, dass Sie mich eines Tages Abends zu einem Gespräch gebeten hat. Hier hat sie mir alles vorgeworfen, was man eigentlich nicht hören möchte (und von dem man zum Teil auch garnichts wusste): Sie kann sich nicht vorstellen, so die nächsten 40 Jahre zu leben, wir sind nicht spontan genug, ihr gefällt meine Haltung zum Kleidungsstil nicht, etc. pp.
Nach diesem Gespräch dachte ich eigentlich, ich könnte meine Tasche packen und aufstehen - einige Dinge wusste ich, weil wir öfter drüber gesprochen haben, jedoch habe ich Sie als "so bin ich" abgetan - mit ihren Macken musste ich ja auch leben.
Ich habe darüber nachgedacht und mich mit anderen ausgetauscht, und habe die darauffolgende Woche eine 180°-Kehrtwende hingelegt. Ich wollte mit ihr ins Kino, zum Shoppen, feiern. Mir mehr Mühe beim Essen geben, und - nicht wie sonst - währenddessen TV schauen. Und noch ein paar andere Dinge, die ihre Kritikpunkte besänftigen sollten, um zu einer Lösung beizutragen. Sie wollte nicht. Sie wollte _nichts_ davon. Ich solle ihr Zeit geben, sie fühlt sich bedrängt. Ich habe ihr im Klartext gesagt, dass ich nicht weiß, was das soll: Sie beschwert sich in jeder Lebenslage, und sobald ich versuche, mit ihr daran zu arbeiten, blockt Sie.
Untypisch für mich, habe ich das einzig richtige getan: Mich eine Woche ins Elternhaus verzogen, ihr und mir Zeit gegeben. Mir war schon klar, dass Sie ein Problem hat, etwas an sich zu verändern, einzulenken und es nichts bringt, wenn ich jetzt einlenke und "für unsere Ehe" (die ja keine 6 Monate alt war) kämpfe, und sie nicht.
So kam es also, nach den 5 Tagen, dass "wir" das Aus für unsere Beziehung festgesetzt haben.

Ich war etwas unschlüssig, ob ich hier wieder alle Zelte abbrechen sollte, um wieder in meine "Heimat" und zu meinem ursprünglichen Arbeitgeber zu ziehen. Weil ich hier zumindest einen Freund gefunden habe, auf den ich etwas setze (und das ist einer mehr als ich in der "alten Heimat" gehabt hätte), habe ich mich entschlossen hier zu bleiben. Ich glaube immer noch daran, und sehe es auch bestätigt, dass er meinem Leben gut tut - weil er das genaue Gegenteil von mir ist. Später mehr.

Ich bin wenige Wochen später ausgezogen und habe seitdem auch nicht mehr mit ihr darüber gesprochen. In diesem Monat werde ich die Scheidung einreichen, habe einen Schlussstrich gezogen, alles einvernehmlich und ohne Gezicke/Gezanke.

Rückwirkend weiß ich nicht, was die Ursache war. Mir ist aber klar geworden, dass ich Sie nicht geliebt habe (schwieriges Thema, später mehr) und es mir primär um den Wunsch nach einer stabilen Beziehung, Kinder und das Eigenheim ging.

Mittlerweile geht es mir sehr gut - wobei ich sagen muss, dass es mir zuvor auch nicht schlecht ging. Meine neue Wohnung ist zwar klein, aber ein Traum. Ich habe mich neu eingerichtet, und erfreue mich vieler anderer, positiver Aspekte - auch des täglichen Lebens - die ich jetzt sehr schätze und nicht mehr missen möchte.

Ich möchte wieder Fuß fassen, und etwas an meinem Charakter und meiner Persönlichkeit schleifen; meinen Typ verändern, und natürlich die ein oder andere neue Frau kennen lernen.

Nun ein kurzer Exkurs zu mir: Ich bin 27 und leider einer der Sorte "guter Mensch", der sich - laut Aussagen anderer - zu oft ausnutzen lässt, zu oft einlenkt, sich selbst für andere aufgibt, mit wenig Selbstwertgefühl und -bewusstsein durch die Gegend rennt, und für die zwischenmenschliche Harmonie zu oft "ja" sagt um sich nicht über Nichtigkeiten den Kopf zerbrechen zu müssen.
Ich bin der Lieblingsschwiegersohn; anständig, moralisch, sattelfest, bodenständig; ich vertrete Werte, die es in der heutigen Zeit (und meinem Alterskreis) selten gibt oder wenig geschätzt werden (Respekt, Ehre, Familiensinn, Moral, Gleichberechtigung, ...).
Ich bin ein Ich-kann-alles, und Ich-mach-alles-alleine. Handwerklich begabt, ich koche gerne, bin mittlerweile sehr ordentlich, putze regelmäßig (auch die Ecken - mit der Zahnbürste). Gott, ich kann sogar häkeln, stricken und nähen.

Sprich, meine Mutter ist sehr stolz auf mich. Leider, und so erkenne ich immer mehr, sind das auch die Punkte, die es mir schwer machen eine Frau zu finden und zu halten.

Der Freund, von dem ich oben sprach, ist das genaue Gegenteil von mir. Rampensau, Ego ohne Ende, Aufreißer-Typ. Er hat Spaß, eine große Familie, eine Frau und ein Kind. Nicht so ordentlich, nicht so handwerklich, nicht so moralisch - aber irgendwie, und ich weiß bis heute nicht warum, sind wir sehr gute Freunde geworden.
Der Kommentar seiner Frau war einmal: Ich helfe ihm, ihm seinen Stecken weiter in den Arsch zu schieben - und er hilft mir im Gegenzug, meinen weiter rauszuziehen. Und so ist es tatsächlich...

Okay, zurück zum Thema. Ich bin ein analytischer Mensch, und habe meine Situation mehrere Wochen beleuchtet. Dabei bin ich zum Entschluss gekommen: Wenn das Leben dir Zitronen reicht, mach Limonade draus.

In der Zeit mit meiner baldigen Ex-Frau habe ich viel gelernt, auch über mich selbst, und ihre letzte Kritik habe ich auch nicht ignoriert. Ich hatte tatsächlich einen recht einheitlichen Kleidungsstil (C&A, Poloshirt, 20x in 3 Farben) und habe mir öfter zu wenig aus meinem Äußeren gemacht.

Da arbeite ich gerade dran - Ernäherung auf "gesund" umgestellt, 10 kg abgenommen - es folgen nochmal 10 - ein paar ausgewählte, neue Kleidungsstücke besorgt, ein paar neue Schuhe, einmal zum Friseur... naja, ihr wisst schon.

Worum es mir nun geht, ist der "Wiedereinstieg" ins Leben. Wenn ich nämlich ehrlich bin, hatte ich nie eines. Ich hatte immer wenig bis keine Freunde und auch keine Hobbies. Ich war arbeiten, einkaufen, Serien schauen, ab und an mal unterwegs... und dann von vorne.

Nennen wir's auch beim Namen: Ich bin nun fast 4 Jahre mit einer Frau, die mich eigentlich garnicht glücklich macht (schon garnicht was das sexuelle anbelangt), zusammen gewesen - und ich fühle mich ziemlich verkümmert. Ich war nie ein großer Liebhaber, hatte auch wenig Gelegenheit dazu (...), und meine kümmerlichen "Erfolge" kann ich an einer Hand abzählen.
Ich habe Nachholbedarf; zwischenmenschlich, in "Frauenkunde", und emotional.

Meistens ärgere ich mich ja über mich selbst... ich kenne meine Defizite, und - vermutlich ist das einzig Gute an meinem Charakter - ich zwinge mich manchmal selbst ins kalte Wasser, um aus diesem "Loch" zu kommen.
Über besagten Freund habe ich Kontakt zu einer äußerst attraktiven Dame aufgebaut, die er schon sehr lange kennt. Wir verstehen uns, wollen beide keine feste Bindung, haben bis jetzt 2x getroffen und verstehen uns prima.
Zu zwischenmenschlichem Kontakt oder Eingeständnissen ist es bisher nicht gekommen, jedoch - naja, ich finde Sie wirklich sehr... anziehend - versuche ich dran zu arbeiten.

Nein, das wird jetzt kein Thread, wie ... "wie bekomme ich diese eine nur rum?", mein Anliegen greift tiefer.

Wenn ich mich mit meinem Freund austausche, wie meine Treffen mit besagter Dame liefen, kriegt er sich meist nicht so richtig ein. Er, der Aufreißer-Typ hört sich an, wie ich, der "Anständige" versuche, mich an besagte Dame ranzumachen... (ich tue es im gleich, wenn er einen Ikea-Schrank aufzubauen versucht...), das scheint recht skuriel zu wirken. Egal.

Es zeigt mir aber, warum er Erfolg hat ("hat" im Sinne von: er flirtet, geht aber nicht fremd - für beide OK) und ich nicht; den ich habe immer noch einen Stock im Arsch, und klammere mich an "das wenige, was ich habe" - man weiß ja nicht, wann sich die nächste Chance oder nächste Frau ergibt.

Und ich glaube, dass ist mein größtes Problem: Ich mache mir zuviele Gedanken, damals wie heute. Ich nehme es "zu ernst", und wirke dann etwas verkrampft.
Und, und das ist vermutlich genauso schlimm: Ich habe einfach kein Fingerspitzengefühl für "Verführung", weil ich einfach keine bis kaum Erfahrung darin hab.

Ein Beispiel:
1. Date, sie ist bei mir. Sie sitzt auf der couch, ich auf einem Sessel.
Sie war 1-2 Stunden da, ich habe mich zurückgenommen und Sie erzählen lassen - bin aber auch auf Sie eingegangen, habe aber nicht zuviel von mir Preis gegeben.
Und über die gesamte Zeit wollte ich ihr näher kommen, war aber unfähig ihr Nahe zu kommen. Wie bekomme ich diese Frau auf meinen Sessel, oder mich auf die Couch, ohne dass es aufdringlich wirkt?

Bitte versteht mich nicht falsch; ich will hier keine Tipps, wie ich Frauen am laufenden Band flachlege - selbst mit den Tipps würde ich's nicht hinkriegen. Ich möchte euch nur ein Beispiel geben, was mich in diesem Moment bewegt hat. Ich finde Sie attraktiv und anziehend, und das wollte ich ihr eben auch irgendwie vermitteln.

Nach 2 Stunden musste sie aus anderen Gründen gehen, und ich habe mich wie ein totaler Versager gefühlt. 2h darüber nachgedacht, wie ich diese räumliche Distanz zwischen uns verkleinere, und auf keinen Nenner gekommen - ich wollte nicht direkt sein, weil ich dachte, es könnte "unpassend" sein und sie verschrecken.

An dieser Stelle lag mein Freund am Boden und hat gelacht; ich hätte einfach aufstehen sollen und mich neben Sie auf die Couch setzen. Klar, hätte ich ja drauf kommen können. Ich hatte aber Angst vor der: "Ehrm, was soll das jetzt?"-Frage, die er mit "Naja, hier gefällt's mir besser" beantwortet hätte.
Eigentlich dachte ich immer, ich wäre schon ein bisschen klug. In diesem Moment kam ich mir vor wie ein 5 jähriger, der zu doof ist, sein Eis zu essen. Klar, etwas überheblich, etwas lustig, und etwas direkt - was hätte Sie schon tun sollen? Aufstehen und gehen, weil ich mich zu ihr gesetzt hab? Man bin ich ein Troll...

Die Frage, die ich euch nun stellen will, braucht eigentlich nicht beantwortet zu werden - den die Antwort kenne ich, nachdem ich diese Story resümiert habe, eigentlich selbst:
Wie lerne ich - gerne in kleinen Schritten - mir den Stock aus dem Po zu ziehen?
Was kann ich tun, damit mir meine eigene Moral und meine Sittsamkeit mir nicht mehr so im Wege stehen?

Vermutlich sollte ich weniger Nachdenken (aber sind wir mal ehrlich; konnte ihr diesen Ratschlag jemals umsetzen?), und mehr spontan Handeln - das tun, was mir in den Sinn kommt, und hoffen - wenn ich mich dazu äußern müsste - das mir im richtigen Moment eine humorvolle Antwort einfällt.
Ich denke, ich muss mich auch weiter mit meinem Freund austauschen - vieles, was er sich da so denkt, ist natürlich Geprolle und total übertrieben; aber im Kern hat er meistens Recht.
Und zuletzt muss ich wohl an meinem eigenen Selbstbild und -bewusstsein arbeiten, dass quasi nicht existent ist.
Wie seht ihr das?

Es tut mir leid für alle, die gehofft haben, dass dieser Text einen "roten Faden", eine Quintessenz oder weitere, humorvolle Anmerkungen erhält - aber trotzdem danke für's lesen :smile:

Und: Für Tipps und direkte Kritik bin ich dankbar!
 
Eswareinmal
Benutzer123446  (41) Beiträge füllen Bücher
  • #2
Also, zunächst mal - du analysierst dich zumindest scheinbar sehr gut selbst und das ist ein wichtiger Schritt zur Veränderung.

Ich versuche mal, meine Gedanken etwas lose loszuwerden...

Mein Verdacht ist ein bisschen, dass du gerade genau das weitermachst, was du eigentlich nicht machen willst. Deine Ex hat dich auf deinen Kleidungsstil hingewiesen, du änderst ihn. Dein Freund,völlig anderer Typ als du, gibt dir Tipps, du befolgst sie.
DU fehlst mir so ein bisschen zwischen den Zeilen. Dein eigener Antrieb, dein eigener Wille. Du hast alles toll analysiert und reflektiert, aber entsprechen all diese Dinge DIR oder machst du dich nur weiterhin zu einer Marionette?

Und zuletzt muss ich wohl an meinem eigenen Selbstbild und -bewusstsein arbeiten, dass quasi nicht existent ist.
Wie seht ihr das?
Mein persönliches Gefühl beim Lesen deines Textes - und ja, das mag täuschen, wir kennen uns nicht, ich kenne nur DIESEN EINEN Text von dir - ist, dass dein eigenes Selbst quasi nicht existent ist. Vergraben. Unter dem "So sollte ich sein". Das mag jetzt provokativ klingen, aber das ist mein Eindruck. Mein Gefühl beim Lesen... wo bist du? Wo sind deine Wünsche, deine Leidenschaften, deine Meinungen, zu denen du stehst?
Willst du wirklich eine lockere Affäre mit der Frau oder willst du das deshalb, weil es dir das richtige zu sein scheint, weil dir dazu geraten wurde?
Hast du wirklich "einen Stock im Hintern" oder wirkt das nur so, weil du fremdgesteuert bist und gar nicht weißt, wo DEIN Platz eigentlich ist?

Wie man auf eine Frau zugehen sollte, hängt übrigens nicht zuletzt von der Frau ab. Was wäre denn, wenn eine dich will, WEIL du der Typ "Schwiegersohn" bist? Die wäre von pseudohumorigen Machosprüchen eher abgeschreckt...

Wenn du der Frau körperlich erstmal "locker" näher kommen willst, würde ich nicht gleich deine Couch wählen, sondern zufälligere Berührungen ermöglichen... ein Spaziergang, ein gemeinsames Essen, mal ihre Hand nehmen, ihr näher rücken... und DANN kann man sich nebeneinander auf die Couch setzen. Das fällt dir womöglich leichter.

Und noch was aus der Position einer Frau, die auf den Typ "Lieblingsschwiegersohn" steht und einen solchen sogar heiraten wird: es ist NICHT schlimm, liebenswürdig zu sein, keine Rampensau, keine Egoschiene zu fahren. Es ist NICHT schlimm, gut heimwerken zu können, Probleme lösen zu wollen... usw. Aber es würde mir furchtbar auf die Nerven gehen, wenn ich ein undefinierbares Wesen vor mir hätte, mit dem ich alles machen könnte, was ich wollte. Das ich mit Füßen treten und anschreien könnte, dem es egal ist ob wir "Herr der Ringe" oder "Hollywood-Putzi-Lovestory Teil 45" gucken, chinesisch essen gehen oder Grünkernbratlinge zubereiten. Wenn es darum geht, ob "Machos" besser bei Frauen ankommen als gute Kerle, wird das leider oft falsch verstanden. Ich will niemanden, der mich dominiert oder blöd behandelt, aber ich will ein ansprechbares,berührbares, womöglich Gegenwind produzierendes Gegenüber.
 
Triton
Benutzer146142  (45) Benutzer gesperrt
  • #3
Ok, mit deiner Ehe hast du fertig. Die dabei üblichen Irrungen und Wirrungen sind auch erledigt. Neue Wohnung, ein paar äußerliche Veränderungen, jede Menge Grübeleien und Selbstzweifel. Du kommst da schon irgendwie raus. So weit, so gut.

Das wird aber nicht reichen.

Eswareinmal Eswareinmal hat schon weitere Punkte genannt: du musst zuerst dich selbst finden, bevor du eine neue Beziehung angehst. Dein Freund mag dir imponieren durch seine lockere Art - aber das bist eben nicht du. Du bist anders. Die Kritikpunkte deiner Ex-Frau bzgl. Kleidung und Spontaneität mögen zutreffen - aber fühlst du dich wohl damit, nur dem zu folgen, was andere sagen? Tu nur das, womit du dich wirklich wohl fühlst!

Auch und gerade im Hinblick auf deine neue Bekanntschaft. Die Beschreibung eures Treffens liest sich recht nüchtern: sie tat dies, du machtest jenes ... das klingt nicht, als ob ihr beide euch gut dabei fühltet, sondern eher wie RL-Schach. Irgendwann setzt du sie Matt oder was? Nee, lass mal, nutze lieber deine Stärken. Du kannst werkeln? Fein, vielleicht teilt sie dieses Interesse, oder vielleicht hat sie ein Händchen für Deko-Kram? Du bist ein ordentlicher Mensch? Hm, nicht alle Frauen finden das abstoßend. Du kannst gut formulieren, auch über 'ernsthafte' Themen wie Moral, Politik, Kunst, Religion, Sport, Filme ... reden? Gut, das eignet sich durchaus für interessante Gespräche, die im übrigen sowieso nicht unter dem Vorbehalt der finalen Verführung stattfinden sollten. Dafür können sich daraus jede Menge weitere Treffen ergeben: Theater-, Konzert- und Museumsbesuche, Tanzen, Sportveranstaltungen, Public viewing .... Events eben, bei denen man sich weniger zwanghaft näher kommt als in heimischer Atmosphäre. Vielleicht auch mit anderen zusammen mal was unternehmen. Du hast ja nicht grade Freundesinflation, oder? Also häng dich irgendwo dran, wenn's geht. Lerne neue Leute kennen, auch wenn das zunächst nur flüchtig geschieht. Probiere dich aus, check deinen Schwiegersohn-Marktwert und finde deinen (neuen) Lebensweg. Und erst DANN kümmere dich um eine neue Beziehung.
 
Fuchs
Benutzer10855  Team-Alumni
  • #4
Hi und willkommen zurück! :smile:

Mir sind ein paar Gedanken gekommen, während ich deinen Text gelesen haben. Vielleicht hilft dir das beim reflektieren deiner selbst.

1. Warum stellt man seinen eigenen Mann so auf den Schafott und wirft ihm gleich alles an den Kopf was schief läuft? Ich sage ja auch, dass man den Mut haben soll, Probleme in Beziehungen anzusprechen, aber so wie du das geschrieben hast, hört sich das ganz schön uneinfühlsam von ihr an. Zumal es bemerkenswert ist, wie du dir ihre Kritik angenommen hast? Ich glaube ehrlich, dass sich viele Frauen das wünschen würden und sich vor Verzweifelung die Haare drüber ausreissen, dass sie den Kerl dennoch lieben. Aber wie du bereits schreibst, ist es wohl das beste so und ich hoffe, du kommst gut über die Scheidung hinweg.

2. Dein Schwiegersohnpotenzial scheint in der Tat exorbitant und das ist keine schlechte Sache. Jede Frau setzt ihre Prioritäten woanders, das sollte klar sein, aber wenn die jetzt in die Nähe deines Alters kommen, besinnen sich doch viele auf diese Form von Qualitäten. Und die jüngeren, die Weitsicht haben, finden dich ohnehin attraktiv. :zwinker:
Was ich damit sagen will: sehe den Fehler nicht in dem was du hast, sondern eher in dem, was die mangelt. Dein Aufreisserkumpel hat ja auch Familienqualitäten, wenngleich die sicher nicht zu seinen starken Seiten zählen. :grin:

3. Weniger Nachdenken ist immer so ein beliebter Ratschlag. Ich formuliere den für mich meistens um in "anders darüber nachdenken". Menschen wie du (und ich :grin:) neigen gerne dazu, Risiko zu minimieren und übervorsichtig zu reagieren. Mit der Strategie nimmt man keine Niederlagen entgegen und das reicht bereits aus, um "erfolgreich" im Leben zu sein. Aber das Leben sieht dann halt so monoton aus, wie du es eben auch schon angedeutet hast: alles ist geordnet und den eigenen Bedürfnissen angepasst. Damit ist die Komfortzone sehr komfortabel, aber eben auch sehr klein. Wenn dir Leute sagen, du denkst zu viel nach, meinen sie genau dieses Verhalten: man denkt zu viel über Risikominimierung nach. Was kann ich jetzt machen, was sicher funktioniert? Was kann ich tun? Wie bleibe ich im Spiel? Ich hoffe du erkennst die Denkweise etwas bei dir wieder?

Wer so denkt, der kommt nicht auf irgendwelche Ideen, die auch böse nach hinten losgehen könnten. Dem fallen aber zumindest 100 mögliche Handlungen ein, die es zumindest nicht schlimmer machen! Während man bei der Ausarbeitung seines Investmentplans und der Altersvorsorge mit dieser Strategie bahnbrechende Erfolge erzielt, ist sie leider weniger für die Anbahnung zwischenmenschlicher Beziehungen geeignet, da hier vieles auf immer stärker werdender Eskalation beruht. Und wer eskaliert hat vorher nicht darüber nachgedacht, ein Risiko zu minimieren. Der denkt nur dran was für eine Handlung den potenziell höchsten Gewinn darstellen kann. Er denkt deswegen aber nicht weniger nach. Vielleicht reagiert er spontaner, da er es stärker verinnerlicht hat, aber er denkt auch. Sein Ziel ist eben nur, die Kontrolle zu verlieren, anstatt sie zu wahren. Vielleicht kannst du versuchen, in diese Denkweise hineinzukommen? Das du so einen gegenpoligen Freund hast, ist sicherlich von großen Vorteil: analysiere mal, wie er in solchen Situationen handelt bzw. gehandelt hätte und du wirst sehen: der wird eher potenziellen Gewinn maximieren in seinen ganzen Handeln und keine Sekunde dran zu verschwenden, aus allen Alternativszenarien das sicherste herauszufiltern.

Und na klar hat dieses Denken auch seine Schwächen: wer das wirklich konsequent macht, denkt sich auch mal gerne, dass zwei Frauen mehr als eine bedeutet und verspielt dann beide, weil er das Risiko eben nicht vorher abgeschätzt hat. Aber in dieses Extrem muss man ja nicht schwenken... :zwinker:

Ich bin selbst viel zu vorsichtig und zurückhaltend in allem, was ich tue und versuche mich seit Jahren erfolglos aus meiner Komfortzone zu bewegen. Denke, so schlimm kann es mir noch nicht gehen, denn meiner Erfahrung nach kommen charakterliche Veränderungen zumeist aus Leidensdruck hinaus. Jeder Mensch wäre gern besser, schöner, zuverlässiger, attraktiver und weiß auch, wie das zu erreichen wäre. Nur gemacht wird es nicht, denn der Weg dahin ist unschön und kostspielig und wirft einem die Frau dann noch nicht mal mit Garantie in die Arme. Wenn man dann wieder mit der Risikominimierungsperspektive da herangeht, kommt man kein Stück vom Fleck und betreibt nur noch gedankliche Masturbation.

An deiner Stelle würde ich mich wirklich viel an deinen Kumpel hängen und mir so viel von ihm und seinen Verhalten abschauen wie möglich. Der scheint aktiv zu sein und das ist gut! Hoffe, du nimmst dir was davon mit und nutzt deine neuen Lebensumstände aus, dich weiter zu entwickeln. :smile:
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • #5
Ich schließe mich den Vorrednern an. Und hätte noch eine Frage zur konkreten Date-Situation:

Ist die Dame denn überhaupt interessiert an dir? Es ist ja mitnichten so, dass der Mann derjenige sein muss, der "eskaliert", wie es im "Fachjargon" heißt. Wenn ihre Körpersprache dir gegenüber so ist, dass sie verkrampft und verschlossen wirkt, dann verstehe ich, warum es dir so schwer gefallen ist, die Distanz zu schließen. Und dann finde ich es auch nicht schlimm, dass du es nicht getan hast, sondern ich finde es eher gut; aber ich bin auch eher die Frau, die es nicht mag, wenn sich einer aufdrängt. Ich fühl mich da schnell eingeengt und aktiviere den Fluchtmodus.
 
S
Benutzer6068  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #6
Hallo,

erstmal vielen Dank für die zahlreichen und wirklich qualitativen Antworten :smile:
Es ist schwierig, objektiv über das eigene Selbst zu reflektieren - wenn man sich die Bedeutung von "objektiv" ins Gedächtnis ruft, geht's ja eigentlich garnicht... aber ich hole einfach mal noch etwas weiter aus...


1) Selbstbild/Selbstwertgefühl/Selbstbewusstsein
Ich war, gerade in den jüngeren Jahren, meist recht gut beleibt - dementsprechend hatte ich auch in jungen Jahren nie ein wirkliches Selbstwertgefühl aufbauen können, weil ich den Misserfolg hier und den Korb dort natürlich auf mein Aussehen zurückgeführt habe.
Mit 18-19 habe ich dann, durch "Zufall", einen Weg gefunden, mal eben ordentlich abzuspecken. Von... keine Ahnung, XXL auf L? Glaube mir hatten sogar manche M-Shirts gepasst... kurz und knapp: Als diese "Belastung" (im wahrsten Sinne) von meinen Schultern fiel, hat sich auch mein Selbstbewusstsein geregt - man wollte sich gerne präsentieren, war stolz, etc. pp..
In den kommenden Monaten musste ich dann aber eine leider nur zu wahre Erfahrung machen: Ich habe mich nach zwischenmenschlichen Kontakten gesehnt; wollte Erfahrungen machen. Und die gereifte Erkenntnis: Es lag nicht an meinem Aussehen, und nicht an meinem Gewicht.
Mag sein, dass mir das einen Motivationsschub gegeben hat, letzten Endes hatte ich - ob durch den falschen Freundeskreis, Pech oder "weil ich noch nicht soweit war" - genausoviel Erfolg, wie mit den 40 kg mehr; sprich keinen.

Das hat sich eingebrannt, und das ist mir auch heute noch bewusst. Es kommt nicht auf die Kleidung, dass Aussehen oder die Haarfarbe an - sondern wie man sich damit präsentiert; nichts desto trotz spielen diese Faktoren eine Rolle.

Bezugnehmend zu meinem "Kleidungsproblem" daher folgende These: Ich kann vielleicht nicht mit einem Fingerschnippen meine "Präsentation" nach außen ändern - sehr wohl aber meinen Schatten überwinden und mir neue Schuhe kaufen (wenn man nur 1 Lieblingspaar besitzt, und diese seit 3 Jahren trägt - naja, ich muss nicht weiter sprechen) oder eben doch mal die T-Shirts aus dem Schrank holen, die bisher ihr dasein neben den "daily polo's" gefristet haben.

Mir war bewusst, als ich bei den Kritikpunkten meiner Frau sofort eingelenkt habe (oder zumindest 1-2 Tage später), dass das genau das Verhaltensmuster ist, dass vermutlich meine Situation herbeigeführt hat. Trotzdem habe ich - woher dieser Charakterzug kommt, weiß ich nicht - manchmal von ganz allein den Antrieb, genau das zu tun, was nötig ist, mir idR aber garnicht passt. Ob das richtig oder falsch war, zeigt sich danach.

Und ich kann nicht umhin zu sagen, bleiben wir bei dem Thema Kleidung, dass ich zwar immer noch genausoviel Spaß beim Kleidungskauf habe (= keinen, purer Stress, ich hasse es - ich hasse es, mir über Farbkombinationen den Kopf zu zerbrechen und ohne wirkliche Kenntnis darüber zu spekulieren, ob X mit Y passt) wie früher; sich aber schon allein durch ein paar neuer Schuhe, eines anderen T-Shirts und einer anderen Hose mein Selbstwertgefühl gebessert hat; das fängt schon damit an, dass die Kollegen einen fragen, "ob man den ein neues Paar Schuhe besitzt? Die gefallen, wo hast du die her? Sieht gut aus!".

In diesem Punkt glaube ich, stand ich mir aus Bequemlichkeit die letzten Jahre selbst im Weg. Es war einfach, die gleiche Hose 3x zu kaufen, das gleiche Poloshirt in 3 Farben im Schrank hängen zu haben, etc. - es erspart mir den - für mich - besagten Stress beim Kleidungskauf. Pragmatisch, halt...
Ich mach's immer noch nicht gerne, blocke aber nicht mehr sofort ab. Ich war zum Beispiel gestern ganz alleine im Lidl und habe mich getraut, einen Pullover für 6,99€ zu kaufen :-D Ob er passt, weiß ich noch nicht. Ob ich ihn zurückbringe (oder lieber im Schrank verstaue), wenn er nicht past... weiß ich auch (noch) nicht :-D

2) Die Sache mit "der Suche nach dem Glück" und dem eigenen Leben
Zuvor wurde angeführt, dass man "mein eigenes Ich in meinen Texten vermisst"; ich wäre fremdgesteuert. Ja.
Es ist ein schwieriges Thema; und diesbezüglich über sich selbst nachzudenken, ob man fremdgesteuert ist oder nicht, ist auch kompliziert: Wenn ich es bin, würde ich selbst nicht drauf kommen - andere könnten mich aber darauf hinweisen.
Grundsätzlich sage ich "ja": Ich helfe, wenn es mir möglich erscheint und stecke dafür auch persönlich zurück. Ich verbinde das mit der Moral des guten Menschen: Wenn es in deiner Macht steht, jemandem zu helfen, der deine Hilfe benötigt, dann tu es (und nach Möglichkeit uneigennützig, sonst geht das Konzept nicht auf...).
Das Problem daran ist meist, dass diese Hilfe wenig geschätzt wird - das ist okay, daran habe ich mich gewöhnt. Vermutlich hält mich dann der Glauben über Wasser, dass es mir irgendwann jemand dankt und zum Glück verhilft - keine Ahnung, was ich damit meine. Was ich weiß ist aber, und das ist vermutlich auch die Antwort darauf, weshalb ich überhaupt mit besagtem Freund befreundet wurde, wo wir doch total unterschiedliche Typen sind: Er ist genauso.
Er hilft, und er gibt uneigennützig - Bezahlung oder Ausgleich lehnt er ab. Es ist der erste Mensch, den ich in meinem Leben kennengelernt habe, der mit dieser Art der meinen gleichzieht. Allerdings, so glaube ich, erkennt er früher, wenn er ausgenutzt wird (...).

Bedingt durch diese soziale Ader komme ich manchmal zu kurz, und gebe zuviel. Das fällt mir meistens aber auch garnicht auf. Dazu kommt, wie ich schon einmal schrieb, versuche ich die "Harmonie" zu wahren: Ich gebe lieber etwas nach, als 1h Diskussion darüber zu führen, warum und wieso ich den Müll nicht mit runter genommen habe.
Das liegt an meiner Erziehung: Nüchtern, Konflikte vermeiden - ihnen manchmal auch aus dem Weg gehen, lieber einen Ton zu wenig sagen, als 5 zuviel.
Nach meiner Trennung habe ich mir viele Gedanken gemacht und mich ausgetauscht; und wohl nicht zum letzten mal in meinem Leben habe ich mich wohl geirrt: Diese Art, mit Problemen oder Konflikten umzugehen, bringt für den Moment Harmonie - und versaut die Sache auf lange Sicht.
Anscheinend - bei manchen Beziehungen - bringen auch gerade diese kleinen Konflikte "die Würze".
Wenn ich die letzten Jahre resümiere, und das wurde mir bereits auch von Dritten bestätigt - und ich finde es wirklich rückblickend grotesk - habe ich mit meiner Frau als Bruder und Schwester gelebt. Es gab wenig emotionales, das Bettgeflüster hat sich auf alle-6-8-Wochen eingependelt und war alles andere als erfüllend, und grundsätzlich war es nüchtern, fade und langweilig.
Und auch hier wurde mir im Nachhinein oft gesagt, ich habe zu oft eingelenkt, hätte mich überstimmen lassen, würde beherrscht werden: Und höchstwahrscheinlich ist das zu einem großen Teil wahr. Und den verbliebenen Rest... nunja; vermutlich war mir dieser egal. Bedingt durch unsere beiden Charaktere, war die Sache wohl auf längere Frist zum Scheitern verurteilt - ich bedauere nicht die Jahre, ich habe viel gelernt (auch über mich), und weil das ganze so emotionslos verlief, konnte ich keinen klaren Schlussstrich ziehen.

Ich hatte nie ein "eigenes Leben", weshalb ich - so denke ich mal - am Leben von anderen teilhaben wollte; es gibt wenig, das mir Freude bereitet, und ich habe wenig bis garkeine Interessen, weshalb auch mein Alltag ziemlich nüchtern und gewohnheitsgesteuert ist. An Party's und Discos habe ich kein Interesse (oft versucht, vielleicht mit den falschen Menschen, aber ich bin seit einigen Jahren an dem Punkt, dass ich sage: Ich hab's mehrfach versucht und habe daran keinen Spaß), der Freundeskreis beschränkt sich auf 1-2 Personen und vom Typ her bin ich eher der, der für sich alleine bleibt.

Das ist nicht ganz Gesellschaftstauglich und ich weiß, dass ich auf diese Weise nicht mein Glück finde, und ich wundere mich trotzdem, dass ich es manchmal schaffe, aus diesem "Teufelskreis" auszubrechen. Ich verbringe min. 1 Abend pro Woche mit besagtem Freund und auch mit seiner Familie, und ich bin es zufrieden und freue mich stets drüber - das ist für mich ein Novum, dass hatte ich in 20 Jahren nicht gehabt.
"Meinen Weg" habe ich noch nicht gefunden, zumindest auf der persönlichen Ebene, aber ich arbeite dran - und wenn sich eine Chance bietet, der ich zwar grundsätzlich kritisch gegenüber stehe, zwinge ich mich trotzdem bewusst ran, um eine Erfahrung zu machen und etwas über mich zu lernen. Das es nichts bringt, auf der Stelle zu treten, und in der eigenen Komfortzone zu bleiben, wo man doch offensichtlich nicht glücklich damit ist, weiß ich - und bin sehr froh drüber, dass aus quasi eigenem Antrieb zu können.

Dieses Kapitel zusammenfassend: Ich bin zum gewissen teil fremdgesteuert, und mit meinem Leben grundsätzlich unzufrieden. Gerade jetzt bin ich in Aufbruchstimmung, weil mir die Erkenntnis kam, dass ich die letzten 4 Jahre emotional und vom Charakter auf der Stelle getreten bin, und ich daran etwas ändern muss.

3) Charakter, Erfahrungen und die Sache mit der Liebe
Der Mensch ist ein Produkt seines Umfeldes - daran glaube ich. Und ich glaube auch daran, dass man mit seinem Umfeld wächst und wachsen kann, wenn man es zulässt. Ich bin bei weitem nicht perfekt, und ich weiß, dass jede Erfahrung und jedes Feedback von außen den Charakter festigen kann, wenn man es zulässt und darauf eingeht.
Ein Freund von früher hat es, auf das Beziehungsthema, mal so gemünzt: "Das prickelnde ist, wen man sich am anderen reibt"; er meinte damit keine sexuelle Praktik, sondern die Spannung und Reibung, die zwei unterschiedliche Charaktertypen erzeugen können, wenn Sie sich untereinander austauschen. Ich bin fähig, eigenständig von den Vorzügen und Nachteilen von anderen unterbewusst zu lernen; ich glaube, ich "veredle" dadurch meine Persönlichkeit und lerne mich dadurch selbst besser kennen - wer ich bin, was ich mir wünsche, wo meine Abneigungen und Vorlieben liegen, etc.

Ich sagte ja schon, dass ich keine wirklich erfüllende Jugend hatte. Mit den Jahren wurde es nur bedingt besser; wenn ich mal konkret darauf eingehe: Rückwirkend war ich zu keinem Zeitpunkt verliebt oder habe geliebt. Das ist ein hartes Brett, sich das selbst einzugestehen - und warf bei mir viele Fragen auf, die ich mir selbst nicht beantworten kann. Ich kam und komme mir gesellschaftsfremd vor; es müsse irgendetwas nicht stimmen - mal ehrlich, das ist komisch.
Was mir etwas Auftrieb gibt, den ich gehe mittlerweile davon aus, dass ich emotional verkorkst/verfremdet/entmannt bin - ist ein Satz, den mir meine Mutter gesagt hat.
Mein Vater starb vor einigen Jahren, mittlerweile ist meine Mutter wieder in einer Beziehung glücklich. Ihr Lebensgefährte (55+) sagte einmal zu ihr, dass er 20 Jahre in einer Beziehung war, aber erst jetzt erkennt (mit ihr), was Liebe ist.
Das hat mich schon etwas aufgerüttelt und mir gezeigt, dass andere Menschen auch aus ... Überlegtheit, Planung, nüchternen Zielen Beziehungen eingehen, und wenn diese beendet sind und sie resümieren, feststellen, dass etwas gefehlt hat, dass Sie jetzt gefunden haben.

Ich selbst würde von mir sagen, dass ich Zeit meines Lebens einsam bin. Das ist nichts schlechtes; ich funktioniere so gut - ich habe emotional den Tod nahestehender Verwandter überlebt (und das waren mehr, als andere vertragen haben), werde diese Trennung überleben und komme mit allem ohne Probleme alleine klar (Wohnungssuche, Umzug, Haushalt, ...).
Aber ich weiß, dass "nur funktionieren" kein "Leben" bedeutet; und auch wenn ich gerne für mich bin, würde ich gerne ein Leben haben, dass ich mit jemandem teilen kann.

Letzten Endes ist es also - wie bei jedem - die klassische Suche nach der Einen, die einen glücklich macht.
Ich weiß, dass - wenn man vorher nicht glücklich war - eine Frau einen auch nicht glücklich macht.
Ich konnte aber etwas anderes erkennen: Seitdem ich "frei" bin, und den Kontakt zu dieser einen Dame geschlossen habe, fahre ich zu Höchstleistungen auf. Ich kümmere mich um Dinge, die ich vorher ignoriert habe (seien es Klamotten, überdurchschnittliche Körperpflege [regelmäßiger rasieren, Hautpflege, Duft, etc.], etc.) und habe Spaß an diesem zwischenmenschlichen, neuen und unbekannten Kontakt.
So wie ich jetzt gerade bin - ausgelöst durch diese einen Kontakt - möchte ich auch in Zukunft sein. Es fühlt sich gut an, es bereitet mir Freude, es fällt auch meinem Umfeld auf. Es geschehen Änderungen, die ich vermutlich bitter nötig hatte.

Ich meine damit aber nicht, dass ich mich plötzlich verliebt hätte - ich kann nicht umhin zu sagen, dass wir von einer - für mich - äußerst bezaubernden und attraktiven Dame sprechen, die mich in mancherlei Weise beeindruckt - aber mir geht es in obigem Absatz um diese positiven Nebeneffekte, die dieser Kontakt mitsich bringt. "Ich reibe mich" und lerne daraus - das finde ich gut, und das macht mir Spaß. Wenn ich dabei in emotionaler oder sexueller Weise meine Persönlichkeit mit neuen Erfahrungen und Erkenntnissen versorgen kann.. ich wäre nicht schade drum...



@Lotusknopse
Ist die Dame denn überhaupt interessiert an dir? Es ist ja mitnichten so, dass der Mann derjenige sein muss, der "eskaliert", wie es im "Fachjargon" heißt. Wenn ihre Körpersprache dir gegenüber so ist, dass sie verkrampft und verschlossen wirkt, dann verstehe ich, warum es dir so schwer gefallen ist, die Distanz zu schließen. Und dann finde ich es auch nicht schlimm, dass du es nicht getan hast, sondern ich finde es eher gut; aber ich bin auch eher die Frau, die es nicht mag, wenn sich einer aufdrängt. Ich fühl mich da schnell eingeengt und aktiviere den Fluchtmodus.​

Ich weiß nicht, ob sie an mir interessiert ist :smile: Ich hoffe es - und wenn nicht, hätte Sie sich nicht mit mir getroffen, und wir würden vermutlich nicht mehr in so regem Kontakt miteinander chatten.
Was mich momentan etwas zur Unruhe anstiftet ist, dass ich nicht so recht weiß, ob ich "auf der Freundesschiene" gelandet bin, oder sie sich/uns mehr Zeit gibt, sich kennen zu lernen.
Ich habe ein Detail ausgelassen: Sie ist Mutter von zwei Kindern und hat sich ebenfalls kürzlich getrennt - ich verstehe daher auch, dass Sie mich beim ersten mal nicht besprungen hat und würde als alleinerziehende Mutter auch etwas zurückhaltender sein.
Was die Körpersprache betrifft,... fragst du da gerade jemand, der eigentlich keine Erfahrung damit hat, diese zu deuten. Beim ersten Treffen war sie meiner Meinung nach reserviert und zurückhaltend; hat nicht so oft den Blickkontakt gesucht und war vermutlich - wie ich - etwas nervös und aufgeregt.
Beim zweiten Treffen, ich bin mit ihr wg. meiner Wohnung zum Ikea shoppen gefahren, war Sie schon deutlich lockerer; auch mir ist es leichter gefallen, auf Sie einzugehen, mal einen Witz zu machen, etc.
Da es für sie immer schwierig ist, sich freie Zeit zu verschaffen (sie braucht ja stets einen Babysitter), wäre unser Ikea-Besuch fast ins Wasser gefallen. In letzter Instanz hat sie mich dann gefragt, ob es für mich OK wäre, wenn ihr ältester Sohn mitkommt (6j), da sie für diesen keinen Aufpasser gefunden hat.
An dieser Stelle war ich irritiert, auf der anderen Seite dachte ich mir: Sie würde sich nicht so einen Aufriss machen, wenn Sie kein Interesse daran hätte, mit mir Zeit zu verbringen. Und, auch wenn das sicher nicht geplant war, konnte Sie so meine "Kindertauglichkeit" unter die Probe stellen. Ich glaube, ich habe bestanden...

Ein Punkt, als Schlusswort, hierzu: Ich sagte zuvor, dass ich meine Frau vermutlich geheiratet habe, weil es mir wohl mehr um Stabilität und eine familiäre Zukunft ging, als um wahre Gefühle.
Ich hatte für den Ikea eine 2-Seiten-Liste mit Krams, den ich mitnehmen wollte. Deswegen habe ich 2h Fahrt auf mich genommen, um an einem Samstag (wie dumm kann man sein!) in den Ikea zu fahren. Ihr Sohn ist okay, aber eben ein Kind - ich habe da wenig Erfahrung mit, und natürlich verlief der Tag nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Damit findet man sich wohl ab, wenn man Kinder hat :smile:
Was mich unglaublich beeindruckt hat, was ich selbst an mir zuvor niemals wahrgenommen habe, und was mich getroffen hat wie ein Blitz:
Ich habe nichtmal 1/3 meiner Einkaufliste mitgenommen, weil der Kleine genörgelt hat - ich war etwas verärgert. Er ist ständig verschwunden und musste gesucht/getadelt werden. Sie war schon gestresst, ich später auch.
ABER: In diesem einen Moment, als ich mit dieser hübschen Blondine und ihrem Sohn, der nicht mein eigener ist, durch den Ikea geschlendert bin, da war ich zufrieden und glücklich.
Und allein der Gedanke daran, dass das "meine Frau" und "mein Sohn" sein könnten,... ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll; aber der Gedanke hat mir Frieden und Geborgenheit gespendet, im Herzen wie im Geist - ich bin immer noch total Platt, wenn ich mich daran erinner. Es war ein Moment der Ruhe, so als verblassen alle Dinge außen rum, und man gibt sich für einen kurzen Moment einem Tagtraum hin - um dann festzustellen, dass nicht alles geträumt ist - den die zwei stehen ja vor dir.

Ich bin anscheinend wirklich der Familientyp und Schwiegersohn; und auch wenn nicht alles so verlief oder verläuft, wie ich es mir für mich gewünscht hätte, glaube ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin :smile:

Vielen Dank für euer Feedback; ihr gebt mir viel Stoff, über den ich nachdenken kann, und der mir hilft, mich selbst und das außenrum besser zu verstehen :smile:
 
Stonic
Benutzer13901  (48) Grillkünstler
  • #7
Hi Sumsi,

schön mal wieder was von dir zu lesen wenn auch der Ursprungsgrund natürlich nciht so schön ist. Ich kann mich derzeit recht gut in deine Lage versetzen und kann dir daher nur sagen stürz dich nicht hals über Kopf in eine neue Beziehung nur weil du dich nach einer eigenen Familie sehnst....das kann nur schief gehen. Und sei froh, das die Scheidung ansteht bevor ihrein gemeinsames Kind habt denn das verkompliziert die Angelegenheiten nur unendlich.

Stürz dich erstmal wieder ins Leben genieß das Unverbindliche und die Freiheit :smile:
 
Triton
Benutzer146142  (45) Benutzer gesperrt
  • #8
Du liebst anscheinend die Systematik :smile:
Also:

A) Henne/Ei?
Ist es nicht vollkommen Wurst, wie du so geworden bist wie du bist? Ob du ein Produkt deiner Umwelt bist oder genetisch geprägt - Fakt ist doch, dass du mit deiner momentanen Lebenssituation unzufrieden bist. Ich denke nicht, dass es viel Sinn macht, endlos über die Vergangenheit zu grübeln. Sieh lieber nach vorn.

B) Planung!
Du bemerkst selbst, welch positiven Einfluss ein neuer Kontakt auf dein Leben hat: Körperpflege, Kleidung, wahrscheinlich auch mehr Interessen. Was liegt näher, als bewusst Situationen zu suchen, in denen du neue Kontakte knüpfen und vertiefen kannst? Seien es Freizeitaktivitäten oder Gruppenurlaube - sorge für 'Störungen' deiner Komfortzone.

C) Diversifikation!
Die hübsche Blondine ist ein Anfang. Wenn du mit ihren Kindern klar kommst, sorgen auch diese für neue Eindrücke. Du wirkst allerdings nicht Hals-über-Kopf verliebt, also versteife dich nicht auf diese eine Person. Schon gar nicht, indem du den Fehler machst, dich ihr durch permanente Gefälligkeit/Dienstleistung unersetzlich zu machen. Das geht selten gut. Wenn eine Romanze draus wird, gut so. Aber verteile deine Aufmerksamkeit besser auf einen größeren Personenkreis.
 
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