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Kontaktabbruch Primärfamilie: Pro/Contra - Entscheidungshilfe und Erfahrungen?

R
Benutzer192305  Öfter im Forum
  • #1
Hallo ihr Lieben,

der/die Ein oder Andere weiß es schon, da ich es an anderer Stelle in diesem Forum mal am Rande angesprochen habe - das Thema ist für mich gerade aber so groß, dass ich es gesondert haben möchte, was hoffentlich in Ordnung ist. Aktuell habe ich minimalsten Kontakt zu meiner Mutter, der sich auf eine Hand voller Briefe pro Jahr (Grußkarten/gute Wünsche zu besonderen Anlässen) beschränkt.
Dies ist auf meinen Wunsch hin so geworden, weil ich vor vielen Jahren eine Therapie begonnen hatte, die nach und nach offen legte, in was für einer kranken Primärfamilie ich aufgewachsen bin und welchen enormen Schaden die Frau, die mich geboren hat, an mir und meiner Entwicklung angerichtet hat, noch bis ins Erwachsenenalter hinein.
Besuche, Telefonate oder persönliche Treffen gibt es nicht, werden aber von ihr gewünscht und sie versucht immer wieder auf jede erdenkliche Art, mehr Kontakt (persönlich/am Telefon) durchzudrücken (übergriffiges und grenzverletzendes Verhalten, da derlei Dinge nicht gewünscht sind von mir).
Nun habe ich bereits in diesem Forum (herzlichen Dank nochmal auch an dieser Stelle!) und von anderer Seite (früher: Selbsthilfegruppe und Therapie, Ärzte, Freunde, damalige Lebenspartner,...) hilfreiche Tipps und Ideen dazu bekommen, wie ich mit ihren teils massiven Versuchen der Kontaktaufnahme umgehen kann - wie ich diese emotional nicht so sehr an mich heranlasse oder wie ich sie unterbinden kann (z.B. ihre Telefonnummer blocken).
Die Gründe für mein zurückgezogenes Verhalten hatte ich ihr seinerzeit erklärt, da dürften wenig Fragen bestehen und sie ist da uneinig mit mir (was die Ursachen und ihr Anteil an dem Ganzen angeht), das nur am Rande. Sie akzeptiert auch den Wunsch nach diesem sehr eingeschränkten Kontakt nicht und ihr stetiges Drängen/Jammern (kann ich leider nicht anders beschreiben) macht natürlich etwas mit mir. Ich schwanke zwischen Wut und Ärger, welche mich in meinem Vorhaben, sie auf Abstand zu halten, bestärken einerseits und Verständnis, Mit- und Schuldgefühlen, aber auch dem ganz leisen Wunsch und der Hoffnung, ein Zusammenfinden mit ihr könnte - wie auch immer - doch noch mal möglich sein auf der anderen Seite.
Ich lande immer wieder an derselben Stelle, an der ich gerade nicht weiter komme: Was will ich eigentlich? Will ich Kontakt oder nicht? Soll es so wenig bleiben oder irgendwann sogar aufhören - oder darf es mehr sein? Mir ist klar, dass ich, egal, was ich will, Hilfe bekommen kann und Unterstützung auf meinem Weg. Dass es Argumente und Glaubenssätze gibt, an die ich mich halten kann, egal, wohin die Reise geht. Tatsächlich bin ich mir aber darüber gerade nicht im Klaren und das nervt mich, verunsichert mich teilweise auch.
Nun könnte man sagen "Sie hat ihr Ziel erreicht, ich beginne zu zweifeln, ob mein Weg richtig ist!". Ja, so ist es. Aber es geht hierbei nicht um sie, sondern um mich, es ist mein Weg und mein Leben und ich neige dazu, mich zu hinterfragen. Normal.
Es macht etwas mit mir, sie weiterhin (zurecht, würden viele sagen) aus meinem Leben auszusperren... aber was eigentlich? Mir wurde immer wieder gesagt, ich schade/torpediere/unterdrücke damit etwas in meinem Leben, was mir mal um die Ohren fliegen kann. Glückliche Beziehungen/Kinderwunsch-Entscheidung z.B. würden damit erschwert.
Und wenn ich sie versuche, wieder mehr teilhaben zu lassen in meinem Leben, hat auch das Auswirkungen auf mich. Schwer vorstellbar aktuell, welche genau.

Mich würde jetzt interessieren: Seid auch ihr an ähnlichen Weggabelungen gelandet wie ich? Standet oder steht ihr auch vor so einer Entscheidung bzw. habt ihr so eine getroffene Entscheidung wie ich auch gefällt, dass ihr den Kontakt runtergefahren habt und euch später gefragt habt: War/ist das richtig so?
Wenn ja - was hat euch geholfen, Klarheit und Klärung für euch zu finden? Wie konntet ihr euren Kurs finden oder bestätigen und wie habt ihr damit weitergelebt?
Mir geht es also eher sekundär um meine Entscheidung, was nun richtig ist für mich (das am Rande natürlich auch, klar)... aber primär um die Frage, wie ihr euren Weg gefunden habt und was euch dabei geholfen hat, dorthin zu kommen.

Lieben Dank euch allen schon mal!
 
U
Benutzer177622  Meistens hier zu finden
  • #2
Ich habe gelernt, dass die Dinge aus meiner Kindheit in meine Kindheit gehören, heute keine Relevanz mehr haben und auch die beteiligten Personen heute ganz andere Menschen sind.

Es gab zwischendurch mal etwas Rückzug meinerseits. Das beschränkte sich aber auf Wochen bis Monate.

Dementsprechend habe ich meinen Frieden gemacht und ein relativ normales Verhältnis zu den Beteiligten.
 
krava
Benutzer59943  (42) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #3
Hey
vieles in deinem Text könnte von mir sein :smile:

Bei mir reicht es zwar nicht ganz so weit zurück wie bei dir, aber im Ergebnis ist es gleich: Auch ich hab den kontakt zu meiner Mutter abgebrochen, vor ungefähr 2,5 Jahren. Davor hatten wir auch schon mal eine knapp 1jährige Kontaktsperre bzw. einen Cut, dem ich dann mit meinem auf-sie-zugehen beendet hab.

Ich lande immer wieder an derselben Stelle, an der ich gerade nicht weiter komme: Was will ich eigentlich? Will ich Kontakt oder nicht? Soll es so wenig bleiben oder irgendwann sogar aufhören - oder darf es mehr sein?
ich stell mir genau diese Fragen auch oft, aktuell sogar wieder mehr, weil wir über Weihnachten mehrere Whatsapp Nachrichten ausgetauscht haben als mein Hund krank war und ich fand die Anteilnahme meiner Mutter auch ehrlich.
Da stell ich mir natürlich auch die Frage: könnten wir uns nicht doch wieder annähern?
Will ich das?

Meine Mutter würde es wohl definitiv wollen, das weiß ich von meinem Vater. Allerdings weiß ich auch (ich kenn sie gut genug), dass von ihrer Seite aus keine Zugeständnisse kämen. Sie würde nie Fehler einräumen und wir würden auch nichts aufarbeiten. Wobei ich mir meistens auch sehr sicher bin, dass ich gar nichts aufarbeiten will. Weil das nur alte Wunde aufreißt und ich will eigentlich keine Rückschritte machen.

Es macht etwas mit mir, sie weiterhin (zurecht, würden viele sagen) aus meinem Leben auszusperren...
ich versteh das so gut.
Es geht um unsere Mütter, nicht um irgendjemand. Und natürlich haben sie auch nicht alles falsch gemacht.
In meinem Fall haben die massiven Probleme angefangen, da war ich so ungefähr 16. Als ich dann ausgezogen bin mit 19 hat sich vieles verbessert. Je mehr Distanz wir hatten desto besser war es.
Ein wirklich enges Mutter-Tochter-Verhältnis hatten wir aber nie. Deswegen ist mir ein kompletter Kontaktabbruch letztlich auch nie schwer gefallen. Faktisch vermisse ich nichts, ich bin erwachsen, unabhängig, stehe mit beiden Beinen im Leben, ich komme prima alleine zurecht (ohne Mutter).

Glückliche Beziehungen/Kinderwunsch-Entscheidung z.B. würden damit erschwert.
also das sehe ich überhaupt nicht so.
Meine Entscheidung zum Beispiel, dass ich kein Kind möchte hat nichts mit dem Konflikt mit meiner Mutter zu tun. Mein Bruder hat ein sehr enges Verhältnis zu meiner Mutter und wohnt mit seiner Ehefrau auch im Haus meiner Eltern und trotzdem haben auch die beiden sich gegen Kinder entschieden. Also die Gründe können da ganz verschieden sein.

Wenn ja - was hat euch geholfen, Klarheit und Klärung für euch zu finden? Wie konntet ihr euren Kurs finden oder bestätigen und wie habt ihr damit weitergelebt?
ich such den Kurs noch :grin:

aktuell hab ich entschieden den Kontakt weiterhin unten zu halten. Allein schon deshalb, weil ich gar nicht weiß was ich meiner Mutter sagen will. Ich hab null Bedürfnis danach sie zum Beispiel zu fragen wie es ihr geht oder irgendwas in der Art. Ich empfinde mich auch manchmal als schrecklich, wenn ich mir denke "sie ist mir egal". Sie ist ja meine Mutter :ashamed: man kann mich für ein gefühlskaltes Monster halten, aber das hat ja alles Gründe.

Jetzt schreib ich hier wirr, sorry dafür. Aber meine Gedanken sind in der Hinsicht auch wirr und das auch schon lange.
Mein Vater würde sich auch wünschen, dass meine Mutter und ich uns wieder annähern, aber er versteht meinen Standpunkt auch. Es wäre schlimm für mich ihn auch noch zu verlieren :ashamed: Nur gute Mine mache ich definitiv nicht, das weiß er auch. Ich denke mir oft auch, dass es einfach zu lange ist und wer weit geht muss auch weit zurück laufen. Und das ist mir inzwischen einfach zu weit :frown:
 
R
Benutzer192305  Öfter im Forum
  • Themenstarter
  • #4
Ich danke euch Beiden für eure Rückmeldungen! :smile:
Ich habe gelernt, dass die Dinge aus meiner Kindheit in meine Kindheit gehören, heute keine Relevanz mehr haben und auch die beteiligten Personen heute ganz andere Menschen sind.
Das finde ich spannend. Wie bist du an diesen Punkt gekommen?
Hast du mit ihr die Erfahrung gemacht als Erwachsene, dass es eben so ist, fühlt sich das für dich so an? Konntest du (oder ihr) einen Haken an Kindheitserlebnisse setzen und du hast dann festgestellt, es ist jetzt okay und ihr habt dann ein neues Kapitel aufgeschlagen?
Oder war es ungeachtet der aktuellen Umstände so, dass du entschieden hast, dass es so sein soll, du die Personen anders betrachten w i l l s t, also eine bewusste Entscheidung?
Bei Variante 1 käme es mir so vor, als wäre jetzt eine gute Basis zum Miteinander-Auskommen schon vorhanden, bei Variante 2 eher nicht und ich würde hier Zuversicht vermuten, dass durch eine bewusste Entscheidung sich hinterher etwas verbessert zwischen euch. Sich quasi irgendwie setzt.
Jedenfalls freut es mich, dass du deinen Frieden gemacht hast! :smile:

krava krava , so wirr finde ich es nicht und ich kann dir folgen! :jaa:
Bei dir gäbe es also auch kein gemeinsames Aufarbeiten und du erwartest auch keine Zugeständnisse von ihr. Sehr schade, aber du bist realistisch, das finde ich gut. Auch lese ich heraus, dass sie noch näher dran ist an deinem Leben und Kontakt zum Vater besteht. Hilft dir die Nähe zum Vater und das WhatsAppen mit der Mutter, tut es dir gut? Gibt sie dir damit unterm Strich etwas oder hebt sich z.B. die emotionale Unterstützung wieder auf durch den Ärger, den du vielleicht im Laufe der Unterhaltung mit ihr verspürst? Man kann sagen, hat es sich unterm Strich hinterher für dich "gelohnt"? Hört sich böse an, ich hoffe, du verstehst mich richtig.
Bei mir besteht derlei Kontakt ja nicht und auch Infos zu meinem Gesundheitszustand gebe ich nicht raus, weil dadurch zu viel "Greifbares" entsteht, wo sie ansetzen und sich (emotional) gebraucht und beteiligt fühlen kann. Dies passt ja nicht zu dem Kurs, den ich aktuell fahre.
Meine Mutter würde es wohl definitiv wollen, das weiß ich von meinem Vater.
Solche Situationen hatte ich auch.... jemand Drittes aus ihrem und bis dahin auch meinem Umfeld versuchte zu vermitteln, ergriff dann aber Partei für sie und das Unverständnis, wie ich denn die eigene Familie nur so wegstoßen könnte, traf mich gleich doppelt. Ich geriet massiv unter Druck und meine Bitte, damit aufzuhören, wurde nicht gehört. So dass ich dann am Ende dort einen weiteren Kontakt einstellte und noch weitere :sorry:. Ich wünsche dir, dass es bei dir und deinem Vater anders ausgehen mag. Man muss ja inhaltlich nicht einsteigen, sondern einfach bitte Akzeptanz zeigen, mehr wollte ich auch nie. Klappt das aktuell mit deinem Vater, kann er deinen Standpunkt hinnehmen?

Wobei ich mir meistens auch sehr sicher bin, dass ich gar nichts aufarbeiten will. Weil das nur alte Wunde aufreißt und ich will eigentlich keine Rückschritte machen.
Auch hier bin ich ganz bei dir. Verarbeitet und aufgearbeitet habe ich das, was früher geschehen ist schon, denke ich. Ihr aktuelles Verhalten ist das Problem, welches leider einen Cut zu dem Mist von früher so schwer macht. Sie manipuliert und drängt ja wie eh und je, der Mensch ändert sich ja nicht plötzlich von so alleine, das will sie ja gar nicht. Die Verhaltensmuster sind unverändert da bei ihr. Ich persönlich frage mich, ob ich damit umgehen kann und will. Und wie. Ohne mich selbst zu verraten.
Meine Probleme fingen schon in frühester Kindheit an, ich weiß nicht, inwieweit das eine Rolle spielen sollte.

Sehr hilfreich fand ich deine Schilderung der Kinderwünsche innerhalb der Famile, vielen Dank auch dafür. Dein Bruder hat(te) demnach nie ein sonderlich konfliktbelastetes Verhältnis zu eurer Mutter?
Ich halte dich nicht für gefühlskalt :knuddel:. Es erfordert sehr viel Kraft, Stärke und Mut, diesen Kontakt runterzufahren und dort zu halten. Es ist nicht schön, auch nicht solche Fragen zu beantworten, wenn man erklärt, warum man z.B. an Weihnachten nicht bei den Eltern war. Niemand macht das "einfach nur so", weil er da eben Bock drauf hat oder "weil er es kann". Da gibt es Gründe für, dass sich ein Kind zu diesem Schritt entscheidet. Ich freue mich, und das meine ich ganz ehrlich, dass es Familien gibt, in denen so etwas undenkbar und unnötig wäre.... wo Kinder sich geliebt, sicher und gesehen fühlen. Wenn ich solchen Menschen gegenüber sitze, fühle ich mich manchmal sehr mies, wenn ich mich erklären will ("Leider ist es nicht in allen Familien so"). Fast, als würde man eine Illusion zerstören wollen.
Es heißt ja nicht, dass man nicht an Familie an sich glaubt oder so etwas gerne hätte, keinesfalls.
An der Stelle trudele ich dann immer mal wieder um den eigenen Kinderwunsch.... Mache ich es besser und baue mir was eigenes auf, nach meinen Wünschen und Werten? Oder fehlt mir dazu die letzte Kompetenz, da ich "schon" mit meiner Erstfamilie nicht zurecht kam.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #5
An der Stelle trudele ich dann immer mal wieder um den eigenen Kinderwunsch.... Mache ich es besser und baue mir was eigenes auf, nach meinen Wünschen und Werten? Oder fehlt mir dazu die letzte Kompetenz, da ich "schon" mit meiner Erstfamilie nicht zurecht kam.
Diesen Absatz würde ich gerne aus deinem Kopf streichen! Du bist reflektiert, arbeitest auf und vor allem: Du sorgst dich um ein Kind, das nicht da ist. Obwohl du dafür keinen Zuspruch bekommst. Kurz: Du hast deine Mutter überwunden.
Oder anders: Stell‘ dir vor, eine Freundin wäre unter Menschen großgeworden, die sie manipuliert, schikaniert und kleingehalten hätten. Würdest du ihr das vorwerfen oder wärst du stolz auf sie, weil sie es geschafft hat, trotz dieser Hindernisse ein wundervoller Mensch zu werden, der sein eigenes Wohl sieht, aber auch die Bedürfnisse und das Empfinden von anderen achtet?

Bitte nicht zitieren:
Bei mir in der Familie sind wir gerade an einer Art Scheideweg. Ich war seit drei Monaten nicht mehr da, habe zum ersten Mal Weihnachten ohne meine Eltern und mein Geschwisterkind verbracht und… es tat mir gut.
Ich habe den Deal, dass wir „Kinder“ getrennt aufschlagen seit einiger Zeit. Seitdem war ich etwa zweimal da, beide Male waren deutlich friedlicher. Mich schmerzt die Perspektive, dass mein Papa wahrscheinlich nur noch 20/30 Jahre in meinem Leben sein wird und ich ihn so selten sehe und ich hätte auch gerne ein freundschaftliches Verhältnis zu meiner Mutter. Im letzten Jahr habe ich viel dafür gekämpft, dass wir eine Familientherapie machen. Jetzt haben alle zugesagt und wir können es irgendwann angehen, nur… mittlerweile geht es mir mit der Distanz gut. Ja, es ist eine Wunde. Ja, sie fehlen mir, aber eigentlich geht es mir gut.
Ich weiß nicht, ob die Therapie nicht mehr aufwühlen würde. Meiner Mutter würde eine eigene gut tun und bei meiner Schwester hoffe ich, dass sie irgendwann glücklich wird, denn im Moment ist sie es leider nicht. Naja… mal schauen.


Ab hier geht’s wieder :smile:
Also ich verstehe dein Zögern. Letztlich musst du damit leben. Genauso wie ich mit meiner Herangehensweise leben muss. Es gibt kein richtig und kein falsch, aber eben auch keine Verpflichtung, dich zu Kontakten oder Treffen zu drängen, die dich kaputtmachen.
 
T
Benutzer54465  Meistens hier zu finden
  • #6
Wie bist du an diesen Punkt gekommen?
Hast du mit ihr die Erfahrung gemacht als Erwachsene, dass es eben so ist, fühlt sich das für dich so an? Konntest du (oder ihr) einen Haken an Kindheitserlebnisse setzen und du hast dann festgestellt, es ist jetzt okay und ihr habt dann ein neues Kapitel aufgeschlagen?
Oder war es ungeachtet der aktuellen Umstände so, dass du entschieden hast, dass es so sein soll, du die Personen anders betrachten w i l l s t, also eine bewusste Entscheidung?
Ich antworte mal aus meiner Sicht, denn ich sehe es genau wie U unitylejean .
Ich hatte immer ein sehr schwieriges Verhältnis im speziellen zu meinem Vater. Er war zu meiner Geburt schon 58 und das war natürlich eine ganz andere Generation. Er hat mich schon geliebt, aber ich denke, dass es ihm sehr schwer fiel mir das zu zeigen. Er war sehr streng und teilweise auch grob. Meine Mutter war immer sehr weich und hat sich da nicht groß eingemischt. Sie kam aber auch einfach nicht gegen ihn an.
Ich bin dann ausgezogen sobald ich es mir leisten konnte (mit 20), aber das Verhältnis blieb schwierig. Der Wendepunkt kam so ein bisschen durch Freunde, die ihr eigenes Verhalten immer wieder durch "Erfahrungen aus der Kindheit" entschuldigten, teilweise auch Dinge, wo ich dachte: "So schlimm ist das nun wirklich nicht" (nicht dass ich das werten will) Ich habe für mich erkannt, dass auch ich mich zu oft an Dingen aus der Vergangenheit aufreibe, dass ich schon oft mit einer negativen Erwartungen an Dinge herangehe und ich nur nach der Bestätigung suche. Aber dann dachte ich mir, dass ich nun Erwachsen bin. Ich bin für mein Handeln und "wie ich bin" selbst verantwortlich. Ich muss nicht sein, wie mein Vater, es ist meine Entscheidung, ob ich mich ändere oder sage: "Ja aber mein Kindheit..." Das Gute ist, dass mein Vater mir dennoch beigebracht hat mich abzugrenzen, zu sagen: So redest du nicht mit mir. Du gehst zu weit. Stop. Das denke ich hier wirklich oft, was sich die Leute so von ihren Eltern gefallen lassen.
Es war ein Weg, aber zuletzt hatten wir unseren Frieden geschlossen. Wir sind zu zweit essen gegangen und wir haben uns Dinge erzählt, über die wir früher nie gesprochen hätten. Ich denke aber, dass auch er sich ein Stück weit verändert hatte. Zumindest manchmal. Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, haben wir uns gestritten wegen einer so sinnlosen Sache, 2 Wochen später war er tot, vollkommen unerwartet und ohne dass wir uns richtig versöhnt hatten. An diesem letzten Streit habe ich lange genagt. Aber ich konnte dann auch sagen: Hey, so waren wir eben. Wir haben unser bestes gegeben und waren eigentlich im Frieden. Ich bin froh, dass ich niemals den Kontakt abgebrochen habe, denn das hätte ich so bitter bereut.
 
R
Benutzer192305  Öfter im Forum
  • Themenstarter
  • #7
axis mundi axis mundi , zum Verständnis:
"Das Kind, welches ich umsorge, obwohl es nicht da ist und wofür ich keinen Zuspruch bekomme,...." = das (innere) Kind, welches ich bin/in mir trage oder jenes, das bisher nicht geboren wurde? Bin nicht ganz sicher, was du meintest, aber Beides ergibt Sinn für mich und fühlt sich stimmig an. Dankeschön!
Ich wäre so unglaublich stolz auf diese Freundin und würde ihr beistehen, wo ich kann! Du hast meine Situation schon richtig erkannt, denke ich. Warum fällt mir das bloß so verdammt schwer, dabei zu bleiben, grrr....
Dass eine Lücke bleibt, eine klaffende, das empfinde ich dir nach. Manchmal ist es nur die Vorstellung danach, wie es sein sollte, und nicht die Realität, die man vermisst, ich jedenfalls.
Es ist schön, dass deine Familie einer Therapie zugestimmt hat! Das soll ja aber nicht dich zu etwas zwingen, was sich hier und jetzt nicht mehr stimmig anfühlt für dich. Da muss jeder Teil selbst für sich Verantwortung übernehmen, finde ich. Andersrum hätte sicher niemand zugestimmt, der es nicht selbst wollte.

T Tessy , dein Verlust tut mir leid. Es ist schön, dass ihr miteinander arbeiten und streiten konntet und die Verbundenheit ist auch spürbar!
Ich bin kein Fan davon, sein Leid oder das Unvermögen, das eigene Leben auf die Kette zu kriegen, vollends den Eltern in die Schuhe zu schieben und selbst nichts zu tun, damit es einem heute besser geht.
Aber es gibt, aus meiner Sicht, "Vergehen" der Eltern, über die man leichter hinwegkommt als über andere..... Ich persönlich stufe das nochmal ab. Es gibt Menschen, die aus Gründen den Kontakt mit den Eltern abbrachen, die ich für mich nicht sooo schlimm einschätzen würde. Wo ich denke "Wow, was hätten die dann wohl erst an meiner Stelle gemacht!?" Meine Toleranz ist schon recht hoch, finde ich. Aber das bleibt jedem unbenommen, selbst zu beurteilen, das steht mir gar nicht zu.
Und am Ende gibt es auch keine Regel, die besagt "Vergehen X bedeutet diese Konsequenz".
Natürlich rechtfertige ich mich niemandem gegenüber, indem ich die konkreten Fehler meiner Eltern benenne (engste Freunde wissen die natürlich). Aber manchmal wäre es leichter, um Verständnis zu bekommen für den Abbruch, was auch wiederum mich stärken würde. Es ist bitter.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #8
Für mich klang es so, als hättest du Angst, das an ein eigenes Kind weiterzugeben/keine gute Mutter zu sein — eben mit der Begründung, dass du mit deiner Ursprungsfamilie nicht ausgekommen bist. Wobei das eben nicht deine Schuld ist. Du bist das Kind deiner Eltern und damit hast du wahrscheinlich alles mögliche getan, um geliebt zu werden, um angenommen zu werden.
Von daher: ich bin mir sicher, dass du eine gute Mutter sein wirst, falls du dich dazu entscheiden solltest, ein Kind zu bekommen. ☺️

Eben! Von daher: ich bin stolz auf dich. Und du solltest auch stolz auf dich sein ☺️ Manchmal hilft es, sich selbst mit dem Blick anzusehen, den man auch für Freunde wählen würde.
 
krava
Benutzer59943  (42) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #9
krava krava , so wirr finde ich es nicht und ich kann dir folgen! :jaa:
Bei dir gäbe es also auch kein gemeinsames Aufarbeiten und du erwartest auch keine Zugeständnisse von ihr. Sehr schade, aber du bist realistisch, das finde ich gut.
ich erwarte eigentlich schon Zugeständnisse, aber ich weiß, dass es keine geben wird. Klar hab ich auch Fehler gemacht und meine beste Freundin sagt immer, meine Mutter und ich sind uns zu ähnlich, deswegen können wir nicht aufeinander zugehen :hmm:
Früher war ich noch von ihr und ihrem Wohlwollen abhängig (als ich noch unter 18 war), heute bin ich das nicht mehr. Sie muss nicht mehr mit meinem Leben und meinen Entscheidungen einverstanden sein und ich muss ehrlich sagen, dass ich diese Freiheit genieße :ashamed:

Auch lese ich heraus, dass sie noch näher dran ist an deinem Leben und Kontakt zum Vater besteht. Hilft dir die Nähe zum Vater und das WhatsAppen mit der Mutter, tut es dir gut?
Die Nähe zum Vater hilft mir auf jeden Fall, aber nicht im Hinblick auf meine Mutter. Sondern ich bin einfach froh, ihn wenigstens nicht verloren zu haben.
Über meine Mutter sprechen wir allerdings kaum. Einmal hatten wir ein längeres Gespräch vor knapp 2 Jahren, aber die Quintessenz war damals noch, dass es keine Annäherungsmöglichkeit gibt. Das hat auch mein Vater so gesehen. Er ist auch oft nicht glücklich mit der Art meiner Mutter, aber er liebt sie abgöttisch und würde da nie Konsequenzen ziehen, obwohl er in der Position wäre, denn meine Mutter ist von ihm komplett abhängig. Und das war immer schon so.

Der kleine Kontakt jetzt zu meiner Mutter war ok, aber ich würde nicht behaupten, dass es mir damit jetzt irgendwie besser geht. Es ist eigentlich relativ nichtig. Es hat mir auch nicht geschadet.

Gibt sie dir damit unterm Strich etwas oder hebt sich z.B. die emotionale Unterstützung wieder auf durch den Ärger, den du vielleicht im Laufe der Unterhaltung mit ihr verspürst?
die Unterstützung war angenehm, aber trotzdem natürlich weit entfernt. Einfach weil SIE so weit entfernt ist. Emotional. Also Unterstützung von meiner besten Freundin oder von Kolleginnen wiegt da mehr, einfach weil sie in meinem Leben sehr viel präsenter sind.

Man kann sagen, hat es sich unterm Strich hinterher für dich "gelohnt"? Hört sich böse an, ich hoffe, du verstehst mich richtig.
Ich versteh dich 100%. aber ich kann es leider nicht beantworten :geknickt:
Ich weiß sie ist noch da und ich bin ihr auch nicht egal. aber mehr auch nicht :hmm:
Trotzdem weiß ich auch, dass sie zum Beispiel ihre Corona Einstellung (Querdenker) und ihre Verschwörungstheorien über ihre eigene Tochter gestellt hat! Und auch wenn das Thema Corona jetzt kaum noch präsent ist, hab ich das nicht vergessen.
Zumal ich mir sicher bin, dass sie das nach wie vor gar nicht versteht und ihr Denken nach wie vor für richtig hält.
Und ich will wirklich nicht behaupten, dass alle Nichtquerdenker alles richtig gesehen haben, aber wer mich als dumm hinstellt, weil ich mich für eine Impfung entscheide (und das ist nur ein Beispiel von ganz vielen), der darf nicht erwarten, dass ich das 2 Jahre später vergesse. Erst recht nicht, wenn es von meiner eigenen Mutter kommt :cry:

Bei mir besteht derlei Kontakt ja nicht und auch Infos zu meinem Gesundheitszustand gebe ich nicht raus, weil dadurch zu viel "Greifbares" entsteht, wo sie ansetzen und sich (emotional) gebraucht und beteiligt fühlen kann. Dies passt ja nicht zu dem Kurs, den ich aktuell fahre.
ich versteh das. Ich hab das auch lange so gehandhabt, wobei meine Mutter natürlich durch meinen Vater immer mal was erfahren hat. Ich wusste aber nie genau wie viel Konversation die beiden über mich halten.

. Ich persönlich frage mich, ob ich damit umgehen kann und will. Und wie. Ohne mich selbst zu verraten.
ich sehe für mich da nur einen sehr gefühlskalten Weg. Also ich könnte wohl ab und an mal Konversation betreiben, aber eher aus Pflichtbewusstsein. Und das ist für mich dann auch keine Basis.
Auch vor dem Cut haben meiner Mutter und mir immer die Gemeinsamkeiten gefehlt, die Basisverbindung... uns hat außer die Mutter-Tochter-Tatsache nie viel verbunden :hmm:
Sie hat sich früher oft darüber beschwert, dass ich mich nicht bei ihr melde. Anstatt sich selbst zu melden :rolleyes:
Da kamen einfach viel zu oft Vorwürfe und vor allem Respektlosigkeiten und ich will das nicht einfach alles vergessen. Da müsste ich mich komplett verstellen und das möchte ich nicht.

Sehr hilfreich fand ich deine Schilderung der Kinderwünsche innerhalb der Famile, vielen Dank auch dafür. Dein Bruder hat(te) demnach nie ein sonderlich konfliktbelastetes Verhältnis zu eurer Mutter?
nein die waren immer ein Herz und eine Seele. Vielleicht auch normal, dass es bei Töchtern eher ein gutes Verhältnis zum Vater gibt :zwinker:
Meine Schwägerin ist in gewisser Weise jetzt an meiner Stelle, wobei mich das nie gestört hat. Ich hab den Platz ja gerne frei gemacht und vermisse da auch nichts.
Gerade an Weihnachten war ich natürlich einerseits traurig, alleine zu Hause zu sein. Andererseits ein weiteres Jahr froh darüber, dass ich mir diesen Zirkus nicht antun muss, den wir früher immer hatten und wo ich einfach nur froh war, wenn ich aufstehen und gehen konnte.
Seit meine Großeltern tot sind (über 20 Jahre) gab es bei uns nie mehr wirklich angenehme Familienfeiern und es kamen immer viel zu viele Konflikte auf den Tisch über so lächerliche Dinge wie das Essen oder die Getränke. Da bin ich auch schon 2018 zum Beispiel über Weihnachten nach London geflüchtet, weil ich einen Grund brauchte, um nicht zu meinen Eltern zu müssen.

Ich halte dich nicht für gefühlskalt :knuddel:. Es erfordert sehr viel Kraft, Stärke und Mut, diesen Kontakt runterzufahren und dort zu halten. Es ist nicht schön, auch nicht solche Fragen zu beantworten, wenn man erklärt, warum man z.B. an Weihnachten nicht bei den Eltern war. Niemand macht das "einfach nur so", weil er da eben Bock drauf hat oder "weil er es kann".
ups jetzt hab ich das Thema besprochen bevor ich dich zitiert hab :grin:
Es kommt in meinem Kollegenkreis zum Beispiel auch oft die Frage auf, ob meine Eltern denn noch zusammen sind und wo sie leben etc. Weil bei mir auf der Arbeit eben immer nur mein Vater mal vorbei schaut und da fragt man dann nach und mir fällt es nicht leicht zu erklären, warum und seit wann ich keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter habe. Irgendwie schäme ich mich :ashamed:
Ich arbeite mit Kolleginnen um die 60, deren Kinder sind in meinem Alter und sie sind geschieden, mussten sich durchkämpfen mit Geld und Job und Kind. Meine Mutter hatte es dahingehend immer leicht, musste nie arbeiten gehen, mein Vater hat ihr Leben finanziert (und macht es noch) und sie hat es trotzdem nicht hinbekommen. Wobei ich nicht behaupten will, dass meine Kindheit schlecht war. Nein wir hatten den Himmel auf Erden mein Bruder und ich, aber als ich so 15-16 war ging es irgendwie nur noch um Macht und darum mir ihre Macht zu beweisen. Klar Teenager rebellieren, das ist normal. Aber meine Mutter hat massiv Grenzen überschritten.


Da gibt es Gründe für, dass sich ein Kind zu diesem Schritt entscheidet. Ich freue mich, und das meine ich ganz ehrlich, dass es Familien gibt, in denen so etwas undenkbar und unnötig wäre.... wo Kinder sich geliebt, sicher und gesehen fühlen. Wenn ich solchen Menschen gegenüber sitze, fühle ich mich manchmal sehr mies, wenn ich mich erklären will ("Leider ist es nicht in allen Familien so"). Fast, als würde man eine Illusion zerstören wollen.
ich versteh was du meinst. Ich kenn so viele, da fliegen die Kinder oder die Eltern tausende Kilometer, nur um an Weihnachten zusammen zu sein oder einen gemeinsamen Urlaub zu machen und ich muss nur eine Viertelstunde fahren - will es aber gar nicht :ashamed:

Es heißt ja nicht, dass man nicht an Familie an sich glaubt oder so etwas gerne hätte, keinesfalls.
also mir hat Familie nie was bedeutet. Nicht im Sinne von Blutsverwandtschaft.
Ich nenne heute meine Kollegen Familie, ja. Aber das ist einfach meine eigene Definition :smile: Einfach Menschen, die mir sehr nahe stehen. Und das komische ist: Ich hab da noch nie Respektsprobleme gehabt. Jeder respektiert mich, dafür muss ich gar nichts tun.
Nur meine eigene Mutter nicht :frown:
Früher war ihr mein Freund nicht gut genug, dann mein Hund, mein Job, meine Freizeitgestaltung etc. Irgendwas war immer. Aber hallo, ich bin erwachsen!!
Wobei ich umgekehrt auch sagen muss, dass ich natürlich auch bei ihr mit sehr vielem nicht einverstanden bin. Was aber sicherlich auch normal ist.

Ich nehme mich aus unserer Problematik auch nicht aus. Sicher hab ich auch meinen Teil dazu beigetragen.

An der Stelle trudele ich dann immer mal wieder um den eigenen Kinderwunsch.... Mache ich es besser und baue mir was eigenes auf, nach meinen Wünschen und Werten? Oder fehlt mir dazu die letzte Kompetenz, da ich "schon" mit meiner Erstfamilie nicht zurecht kam.
also dass du diese Kompetenz hast, das würde ich nicht anzweifeln :zwinker:
Eigene Kinder sind was anderes als ein Mutter-Tochter-Verhältnis.
Meine beste Freundin zum Beispiel ist nur 4 Jahre jünger als meine Mutter und wir sind ein Herz und eine Seele, trotz Altersunterschied etc. Da gabs nie Probleme, sondern nur gegenseitige Wertschätzung und Respekt.
Aber wir SIND eben nicht Mutter und Tochter, das macht den Unterschied aus.

Was T Tessy geschrieben hat macht mich auch oft nachdenklich.
Was wenn meine Mutter mal unerwartet stirbt? das kann ja theoretisch jederzeit passieren :hmm:
sollte ich nicht vorher Frieden schließen?
Aber nur aus diesem Grund? :hmm:
Mir ist das dann irgendwie zu wenig.
 
krava
Benutzer59943  (42) Verhütungsberaterin mit Herz & Hund
  • #10
passend zum Thema:

 
R
Benutzer192305  Öfter im Forum
  • Themenstarter
  • #11
Danke für die lieben Worte, axis mundi axis mundi ! :knuddel:Das tut gut und baut mich auf.

krava krava , ich kann es gut nachvollziehen, dass du gefühlt keinen Mehrwert aus der (Pflicht-)Konversation mit deiner Mutter genommen hast. Es ist schade, aber nicht anders zu erwarten, da die Basis aktuell nicht passt und ihr euch voneinander entfremdet habt. Ich finde es total legitim, "nur" ein Mutter-Tochter-Verhätnis zu haben, welches bei euch durch die Zeit runtergekühlt zu sein scheint und dann nicht aufgearbeitete Sachen bei ihr. Schade :unsure: Es ist genau das, was ich mir immer gewünscht hätte, aber nie hatte: Einfach "nur" die Tochter meiner Mutter zu sein, nicht mehr und nicht weniger. Es war vieles Andere, aber das am Wenigsten bis gar nicht.

Danke für das geteilte Video! :smile:
Beim Anschauen sind mir die Tränen gelaufen, weil ich mich in so vielen Dingen wiedergefunden habe.
In dem Fall der jungen Braut, deren Eltern nicht zur Hochzeit gekommen waren, rührte es mich zutiefst, dass ihr Mann dann auch auf seine Eltern verzichtet hatte an ihrem großen Tag. Einfach aus Verständnis, Empathie und Liebe heraus, damit sie sich nicht "mangelhaft" fühlt, schätze ich 🥲....
Interessant ist ja, dass im Prinzip ihre Eltern den Kontakt nicht wollten, sie wäre ja dazu bereit und wünscht es sich sogar ein bisschen.
Der jungen Frau, deren Mutter verstarb und die Halt in einer "Ersatzfamilie" fand, fühle ich mich in diesem Punkt sehr nah: Auch ich brauche Familie.
Eine Frau, die sich jahrelang selbst als mütterliche Freundin von mir bezeichnete, war so jemand und der Verlust bzw. das Ende ihrer Freundschaft tat mir sehr weh, weil eben dieser Wunsch nach Familie da ist. Es bleibt eine Lücke, die ich durch neue Kontakte/einen Platz in einer neuen Gemeinschaft zu schließen hoffe.
Was ich interessant finde, ist, dass auch in diesem Video sich wieder eine Psychologin derart geäußert hat, dass die Kinder Konflikte in künftige Generationen mit hineintragen werden, wenn sie die Eltern nicht mehr sehen möchten. Dass sie diesen einen Konflikt nicht lösen könnten, wirke womöglich auf ihre späteren eigenen Kinder nach. Toll :annoyed: Wieder so eine Aussage wie von meinem Psychiater, der fast dieselben Worte benutzte. Soll das irgendwie hilfreich sein, nachdem man schon sein Päckchen getragen hat, auch noch befürchten zu müssen, künftige Beziehungen zu vergiften? :grin:
Wirklich hilfreich hingegen fand ich allerdings die Aussage der Psychologin im Video, dass ein Kontakt oder eine Kontaktaufnahme da sinnvoll und möglich sein kann, wo Eltern zumindest bereit sind, Verantwortung zu zeigen und ihr eigenes Verhalten hinterfragen. Im Umkehrschluss deute ich es dann so, dass bei mangelnder Einsicht oder fehlender Reflexion der Eltern die Aussichten auf Annäherung nicht so toll sind (womit - zumindest theoretisch - sich dann dieser Thread für mich erledigt hätte :rolleyes:). Wie soll sonst so eine Beziehung aussehen? Wo die Eltern das Kind gar nicht verstehen (wollen)?
 
G
Benutzer Gast
  • #12
Ich hab vor etwa 6 bis 8 Jahren den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen und seit dem keinen mehr gehabt. Ich hätte nicht mal eine Telefonnummer oder eine Adresse, sollte die je notwendig werden. Meine Mutter wird dieses Jahr 82. Das war, nach dem sie sich mit Anfang/Mitte 70 zuerst von meinem Vater getrennt und sich dann hat scheiden lassen. Sie dürfte ihn dabei ziemlich ordentlich über den Tisch gezogen haben. Ihr Versuch danach, mit mir wieder in vollstem Normalton Kontakt zu halten, hat bei mir spontan das Fass zum Überlaufen gebracht und ich hab ihr am Telefon in einem kurzen Satz klargemacht, sie solle sich bei mir bitte nicht mehr melden. Sie hat sich dran gehalten. Das Ganze hat natürlich eine längere Vorgeschichte, ich bin heute 61, die spielt aber hier keine wesentliche Rolle.

Mir geht es um andere Aspekte. Zum einen die Aussage der Psychologen, wie hier mehrfach angeklungen, man würde als „Kind“ einen ungelösten Konflikt mit in die eigene Nachfolgegeneration tradieren. Diese These mag unter bestimmten Umständen berechtig sein oder stimmen. Sie beinhaltet allerdings einige Implikationen, die ich heute, mit der Erfahrung, die ich gemacht habe, absolut nicht mehr akzeptieren kann.
Die These geht davon aus, dass es ein Eltern/Kind-Gefälle gibt, dass wir, als die Kontaktabbrecher, immer noch eine Kinderrolle hätten, mit allem was diese Rollen, sowohl die Eltern(Vormacht)Rolle, als auch die Kinder(Bevormundeten)Rolle, so landläufig und den Konventionen (da spielen sicher die Kirchen eine entscheidende Rolle dabei von wegen man solle Vater und Mutter ehren …) entsprechend so mit sich bringen. Wir sind biologisch im Sinne der Abstammung Kinder unserer Eltern, das ist sicher Fakt. Aber niemand in diesem Faden ist 15. Wir sind keine unmündigen Kinder mehr, wir sind Erwachsene mit der vollen und unteilbaren Verantwortung für unser eigenes Leben, die uns keine gesunden Eltern streitig machen und/oder abnehmen/abringen wollen/dürfen. Und so wie ich in dieser Verantwortung und in meiner Selbstverantwortung Entscheidungen treffen muss, so wie ich mir den Umgang mit anderen Menschen wähle und gestalte, so hab ich für mich den Anspruch, das auch in meiner Verwandtschaft zu tun, und sei es in der Konsequenz eines Kontaktabbruchs. ICH BIN KEIN KIND MEHR, dem man sagen muss, was richtig und was falsch ist. Brauche ich dabei tatsächlich Hilfe, dann haben meine Eltern womöglich etwas falsch gemacht, denn sie hatten den Auftrag, mich zu einem eigenständigen Erwachsen werden zu lassen (nicht nach ihren eigenen Vorstellungen zu machen!), und nicht zum ewigen Kind zu beschränken.
Zu einem Konflikt gehören zwei Parteien, auch wenn eine reicht, um ihn zu erzeugen. Diesen Konflikt aufzulösen, dazu braucht es drei Bedingungen, die allseitige Bereitschaft dazu, die tatsächliche Möglichkeit dazu, und Augenhöhe, denn ein Konflikt in diesem Kontext löst man auf, den gewinnt man nicht. Die Schwierigkeit dürfte in der zweiten und dritten Bedingung liegen., die womöglich auch noch direkt zusammengehören. Die dritte Bedingung der Augenhöhe wird alleine schon schwierig, weil sie von der im Abschnitt oben beschriebenen Rollenimplikation dominiert bzw. verhindert wird. Es dürfte viele Eltern, selbst in kerngesunden Familien, geben, die ein deutliches Problem mit der Augenhöhe zu ihren „Kindern“ haben. Wie sollte es dann bei Problemfamilien besser, einfacher sein. Das anzunehmen ist einfach naiv.
Die Möglichkeit, den Konflikt aufzulösen dürfte das schwierigste Kapitel sein. Möglichkeit wäre, einen gemeinsamen Wertekanon zu haben, gegenseitiger Respekt, Akzeptanz, gleiches Verständnis davon, was den Konflikt eigentlich ausmacht, die Möglichkeit einer tatsächlichen Kommunikation, also „verstehen“ und nicht nur „reden“. Viele Eltern und „Kinder“ in Konflikten werden vermutlich, einfach ausgedrückt, auf unterschiedlichen Planeten leben. Wie soll da eine Konfliktauflösung möglich sein? Da ist vielleicht ein Waffenstillstand denkbar, aber Auflösung auf Augenhöhe halte ich für sehr optimistisch.
Darauf zu dringen, einen Vorgenerationen-Konflikt aufzulösen, um ihn nicht an die Nachfolgegeneration zu tradieren, wenigstens als Muster, das impliziert, dass das realistisch, sinnvoll und möglich ist. Das zum Grundsatz zu erheben, das wiederum birgt für mich die Gefahr, dass man damit genau diese Grundsatzgläubigkiet weitergibt. Als Gegenthese sage ich heute, dass die Nachfolgegeneration auch aus einem Kontaktabbruch lernen kann, dass es manchmal sinnvoller, realistischer und auch möglich sein kann, einen Konflikt dadurch zu beenden, in dem man dem Kontrahenten aus dem Weg geht bis hin zum völligen Ignorieren und vor allem durch eine gesunde, selbstverantwortliche Abgrenzung. Dass es einen eigenen persönlich individuellen Persönlichkeitskern gibt, auf den auch die Eltern keinen Zugriff haben. Die Würde des Menschen sei unantastbar! Außer durch die eigenen Eltern? GANZ SICHER NICHT! Man kann durch den Kontaktabbruch dem eigenen Leiden ein Ende setzen, es wenigstens reduzieren auf ein selbstgesteuerte Mass, auch diese Fähigkeit kann etwas sein, das es wert ist weitergegeben zu werden.

Ein weiter, mir wichtiger Aspekt ist das Thema, Frieden zu machen. Hier wurde mehrfach angesprochen, Frieden mit den/dem Eltern/Teil zu machen. Im Grunde nicht falsch. Aber ist stelle die vielleicht provokante Frage, warum nicht zuerst (!) mit sich selbst den Frieden machen? Zu glauben, es gäbe eine moralische Verpflichtung, mit den Eltern Frieden zu machen, auch das impliziert die Konvention und das Eltern/Kind-Gefälle. Es ist ein ganz tief verwurzelter Teil unserer Kultur. In manchen Ausprägungen nimmt das in meinen Augen schon groteske Formen an, wie das in meinem Fall war, als meine Mutter davon ausging, ich würde, nachdem sie meinen Vater beschissen hatte, weiter brav gute Miene zu ihrem bösen Spiel machen, ganz der sich inszenieren lassende Sohn (der ich nie war, jedenfalls nicht über alle Grenzen, ich hätte den Kontakt schon viel früher abbrechen müssen). Mit meiner Mutter zu brechen, das brachte mich an die frische Luft, mit mir in diesem Kontext im Reinen zu sein, das gab mir die Befähigung, diese Luft tief einzuatmen. Ich hab mit mir den Frieden gemacht, ich habe mir nichts vorzuwerfen, ich bereue diesen Schritt nicht einen einzigen Tag. Es tut mir leid, dass dieser Schritt notwendig war, aber aus meiner Perspektive war er unumgänglich, und aus dem Wesen meiner Mutter heraus auch unausweichlich, aus Gründen, wie ich sie oben angeführt habe. Ich hab mir ganz sicher Eltern gewünscht, die mit mir alt werden, die meine Tochter aufwachsen hätten sehen können. Nicht den Kontakt abzubrechen hat das nicht möglich werden lassen, das Wesen meiner Mutter hat dazu geführt. Die Eltern, die ich mir gewünscht habe, die gab es nicht und die würde es auch ohne Kontaktabbruch nicht geben. Den Kontakt zu halten wäre ein Luftschloss bauen, den Kontakt zu beenden war der Realität Rechnung tragen.

Ich übernehme die volle Verantwortung für den Kontaktabbruch, weil ich Verantwortung für mich und meine Familie habe und der auch nachkomme. Den Kontaktabbruch habe ich gewollt und ich habe ihn durchgesetzt. Ich trage keine Verantwortung für die Ursachen. Es mag in der Geschichte meiner Mutter Gründe geben, die dazu geführt haben, dass sie wurde wie sie ist, das sind die Erklärungen für ihr Wesen. Aber das rechtfertigt nicht ihr Verhalten mir und meiner Familie gegenüber, schon gar nicht erhebt das den berechtigten Anspruch, dass ich das aushalten müsste. Es mag den Psychologen Recht geben, die unaufgelöste Konflikte als Familientraditionen prognostizieren. Ich sage heute, ich hab genau diese Tradition gebrochen, ganz bewusst, und es ist nicht die einzige. Ich hege keinen Groll gegen meine Mutter, eigentlich gegen meine Eltern, sie tat/en das, was sie in ihren Grenzen konnten. Das war mir aber irgendwann nicht mehr zuträglich. Und nur weil es in unserer Kultur (überkommene) Tradition und Rollenverständnis ist, werde ich diese Grenzen, die sicher nicht meine sind, einfach demütig übernehmen, mich darin selbst beschränken und womöglich auch noch an meine Tochter weitergeben.

Wenn Du mehr wissen willst, R Rissa , dann gerne per PN.

Stark bleiben, sei Du es dir wert!
 
R
Benutzer192305  Öfter im Forum
  • Themenstarter
  • #13
Ich bin ziemlich geflasht gerade. Danke, mickflow , mehr kann ich dazu gerade nicht sagen, ggf. komme ich später auf dein Angebot zurück. Es spricht mich jedenfalls total an, was du geschrieben hast, ich fühle mich bestärkt und total verstanden bzw. verstehe dich absolut. Vieles davon sind meine Gedanken und Gefühle, ich kann mich darin wiederfinden.
 
U
Benutzer177622  Meistens hier zu finden
  • #14
Konntest du (oder ihr) einen Haken an Kindheitserlebnisse setzen und du hast dann festgestellt, es ist jetzt okay und ihr habt dann ein neues Kapitel aufgeschlagen?
Oder war es ungeachtet der aktuellen Umstände so, dass du entschieden hast, dass es so sein soll, du die Personen anders betrachten w i l l s t, also eine bewusste Entscheidung?
Irgendwie war das eine Mischung aus beidem.
Ich habe halt für mich festgestellt, dass sich alle Menschen weiterentwickeln. Und ich wollte mich auch nicht selbst dauerhaft über diese Erlebnisse identifizieren. Ich wollte nicht, dass mich das alles dauerhaft einschränkt und ich habe für mich erkannt, dass ich das nun auch gut in der Vergangenheit lassen kann, wo es hingehört.
Ja, in meinem Kopf ist das noch da und wird es immer sein. Aber der Einfluss ist gering und wenn doch mal eine "Dreckblase" aus meinem Unterbewusstsein hochblubbert, weiß ich jetzt genau, wo ich hinschauen muss, woher es kommt und wohin ich das sortieren muss.
 
G
Benutzer Gast
  • #15
Ich lande immer wieder an derselben Stelle, an der ich gerade nicht weiter komme: Was will ich eigentlich? Will ich Kontakt oder nicht? Soll es so wenig bleiben oder irgendwann sogar aufhören - oder darf es mehr sein? Mir ist klar, dass ich, egal, was ich will, Hilfe bekommen kann und Unterstützung auf meinem Weg. Dass es Argumente und Glaubenssätze gibt, an die ich mich halten kann, egal, wohin die Reise geht. Tatsächlich bin ich mir aber darüber gerade nicht im Klaren und das nervt mich, verunsichert mich teilweise auch.
Nun könnte man sagen "Sie hat ihr Ziel erreicht, ich beginne zu zweifeln, ob mein Weg richtig ist!". Ja, so ist es. Aber es geht hierbei nicht um sie, sondern um mich, es ist mein Weg und mein Leben und ich neige dazu, mich zu hinterfragen. Normal.
Es macht etwas mit mir, sie weiterhin (zurecht, würden viele sagen) aus meinem Leben auszusperren... aber was eigentlich? Mir wurde immer wieder gesagt, ich schade/torpediere/unterdrücke damit etwas in meinem Leben, was mir mal um die Ohren fliegen kann. Glückliche Beziehungen/Kinderwunsch-Entscheidung z.B. würden damit erschwert.
Ich hab mir den Startbeitrag nochmal durchgelesen und bin an dem Teil hängen geblieben. Da fallen mir zwei Aspekte auf. Das hier gehört noch inhaltlich mit dazu.
Besuche, Telefonate oder persönliche Treffen gibt es nicht, werden aber von ihr gewünscht und sie versucht immer wieder auf jede erdenkliche Art, mehr Kontakt (persönlich/am Telefon) durchzudrücken (übergriffiges und grenzverletzendes Verhalten, da derlei Dinge nicht gewünscht sind von mir).
Der fett-kursive Teil. Der objektive Sachverhalt ist im Grunde Stalking, rein von dem her, was geschieht. Ein Mensch will Kontakt, Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, vielleicht emotionale Zuwendung erzwingen, der Mensch, der dabei als „Dienstleister“ dienen soll, will das nicht. Dieser Sachverhalt bleibt übrig, wenn man den Verwandtschaftsaspekt herauslässt. Warum soll dieser Verwandtschaftsaspekt nun einen so relevanten Unterschied ausmachen, dass man anstatt zu sagen Stalking geht aber gar nicht auf die Idee kommt, dass dieses übergriffige Verhalten plötzlich berechtigt und zu akzeptieren sei?

Ich sehe da zwei Gründe. Zum einen haben wir natürlich (im wörtlichen Sinne) eine Lebensphase, wo „Übergriffigkeit“ überlebensnotwendig ist. In der Kindheit haben wir eben nicht die Kompetenzen, für uns richtig und konstruktiv entscheiden zu können, in den ersten paar Jahren würden wir ohne den lenkenden Eingriff der Eltern nicht mal ein paar Tage überleben. Diese „Brutpflege“ ist nun mal biologisch in unserer Art angelegt, damit leben wir, ob es uns passt oder nicht.

Einen weiteren Grund gibt es quasi auf der Metaebene in diesem Gesamtkonzept der Arterhaltung. Die Brutpflege ist nicht nur Thema der Herkunftsfamilie, wird betreiben das im Kollektiv, die Menschen sind Gruppen- oder Horden“tiere“ und leben in der Gemeinschaft mit anderen. Diese Gemeinschaften funktionieren nur dann, wenn es von allen Mitgliedern kommittete Verhaltensmuster gibt, im Grunde definiert sich die Gemeinschaft genau darüber. Diese Konventionen machen unser Sozialleben zum einen berechenbar und zum anderen, wegen dieser Berechenbarkeit, auch mental ökonomisch. Einfaches Beispiel ist der Straßenverkehr. Wir verlassen uns darauf, dass sich alle an die Regeln halten, Ampeln beachten, Verkehrszeichen akzeptieren, etc. Wir müssen nicht mit jedem, der uns entgegenkommt, aushandeln, wie wir nun auf der Strasse aneinander vorbei fahren. Das macht das Leben deutlich weniger anstrengend.
Dieses ganze Konstrukt der Arterhaltung ist also darauf ausgelegt, dass es konstruktiv zielgerichtet ist und uns als Nachfolgegeneration in die Lage versetzt, die nächste Generation ebenso fit zu machen, und das Ganze möglichst kräfteschonend. Unsere soziale Gesellschaftsstruktur bis hin zur Gesetzgebeung bauen auf dieser Grundidee auf. Was Familien von unverwandten Gemeinschaften unterscheidet ist, dass Regeln implizit greifen. Aber ein weiterer Grundgedanke dabei ist auch, dass das alles konstruktiven Zielen folgt und für die direkt Involvierten und auch für die Sozialgemeinschaft kräfteschonend ist

Blöd wird es dann, wenn jemand aus den Konventionen ausschert, sich nicht an Regeln hält, oder wenn er sie missbraucht zu seinen eigenen, egoistischen und/oder destruktiven Zielen. Wenn jemand mit 30 km/h im Überholverbot vor dir fährt, dann missbraucht er die Regeln, will provozieren, was auch immer er an Motiven hat. Das funktioniert aber nur deshalb, weil sich alle anderen an die Regeln halten. Das heisst, sein Ziel erreicht er nur deshalb, weil es allgemeingültige Regeln gibt, die er verletzt und sich gleichzeitig die anderen daran halten. Nur so funktioniert diese Mechanik und nur in diesem Konstrukt hat er eine manipulative Machtposition.

Das ist im Zusammenhang des eigentlichen Familienproblems eine ganz wichtige Sache, gerade weil es um Grenzverletzungen und Übergriffigkeit geht. Diese Macht- und Wehrlosigkeit, die wich oft in solchen Situationen empfingen, die entsteht genau aus dieser Mechanik heraus. Wir halten uns an die Regeln (sind die braven „Kinder“), der übergriffige Elternteil tut das nicht und nutzt unsere vermeintliche moralische Verpflichtung zur Regelachtung ohne hemmungslos aus. Erst mit diesen Rollen, Regelbefolger und Regelverletzer, ergibt sich dieses Ohnmachtsgefühl. Da es, anders als im Strassenverkehr, keine Instanz gibt, an die wir uns wenden könnten, gibt es nur zwei Möglichkeiten, aus dieser Ohnmachts- und Abhängigkeitsrolle herauszukommen, der Regelverletzer sieht ein was er macht und unterlässt es, oder wir kündigen unsere Regelfolge auf.

Der fett-unterstrichene Teil. Es ist mir nicht klar, woher diese Aussagen kommen. Ich kann nicht nachvollziehen, warum das so sein soll, quasi als wenigstens mögliche, wenn nicht unabwendbare, Konsequenz. Selbstverständlich ist eine der Lebenskompetenzen auch die Konfliktfähigkeit. Mein Vater hat meine Mutter viel zu lange ausgehalten, Konfliktfähigkeit hab ich in meiner Herkunftsfamilie nicht gelernt, sondern aushalten bis zum nicht mehr Ertragbaren. Das hat mir geschadet, eine frühere, um Jahrzehnte frühere Trennung meiner Eltern dagegen hätte mir selbst geholfen, mich anders zu entwickeln (ich hadere nicht mit mir).

Aber vielleicht wird anders betrachtet ein Schuh aus der Sache. Im Kern geht es eigentlich um zwei Konflikte, um den äusseren, den wir mit den/dem Eltern/Teil haben und einem inneren, den wir mit uns selbst haben. Alleine das schneidet den Elefanten in verarbeitbarere Scheiben.

Im äusseren Konflikt, wenn eine Chance auf Auflösung unrealistisch und/oder unwahrscheinlich ist, haben wir, und da rede ich ausdrücklich nur von der Regelfolgerseite, die Möglichkeit, diesen Konflikt als nichtauflösbar zu akzeptieren. Das hat natürlich die Konsequenz, dass wir uns an den Gedanken gewöhnen müssen, dass dieser Konflikt bis ans Lebensende bestehen bleibt, quasi über den Tod hinaus. Ich hab das schon mal gesagt, einen solchen Konflikt gewinnt man nicht, es gibt keine Bedingungen dabei, ausser dass die Auflösung auf Augenhöhe geschieht oder eben nicht. Ist das wegen des Regelverletzers nicht möglich, so ist das nicht unsere Verantwortung, und die haben wir auch nicht, wenn und dass der Konflikt bis zum Lebensende bestehen bleibt. Wir machen ein Angebot im Rahmen der Regeln (Respekt, Akzeptanz, Augenhöhe, Wohlwollen), das wird abgelehnt, und das akzeptieren wir. Ich versuche mir eine Haltung anzugewöhnen, die es mit ermöglicht, Strassenidioten zu akzeptieren. Ich sage mir, dass diese Menschen einfach nicht anders können, jeder verhält sich im Rahmen seiner (manchmal sehr überschaubaren) Möglichkeiten und Kompetenzen. Das nimmt mich komplett aus der „Schusslinie“. Diese Sichtweise ermöglicht es aber auch, jemandem sein Verhalten zu verzeihen. Drauf komme ich später noch mal. Aus dieser Perspektive heraus kann man seinen Frieden machen, mit dem Konflikt und dessen Fortbestand, und mit den/dem destruktiven Eltern/Teil. Dieser Frieden wird einseitig sein, aber da die andere Seite am Konflikt festhält, ist es dessen Wahl, dass diese Einseitigkeit besteht. Das ist aber auch nicht wirklich für uns relevant, da wir für die Entscheidungen auf der anderen Seite nicht verantwortlich sind. Auch wenn ganz sicher versucht wird, uns diese Verantwortung rüberzuschieben, es ist nicht unsere Verantwortung!

Im inneren Konflikt geht es darum, dass wir vor die Wahl gestellt sind, uns an die Regeln zu halten, obwohl wir uns damit selbst schaden, oder die Regeln aufzukündigen und uns dadurch schaden. Ich behaupte mal, bei vielen nagt das noch mehr als der äussere, denn es geht nur um uns, nur um unsere Entscheidungen. Wir sitzen damit im Dilemma, entweder an die Regeln halten und uns schaden, Schaden abwenden und regeln verletzen. Wir wollen die regeln achten und gleichzeitig „gute Kinder“ sein, beides gleichzeitig geht in unserem Kontext hier aber nicht. Wir sitzen tief drin im eigenen hausgemachten Problem.
Wie kommt man nun raus aus der Missere? Ursache dafür sind die Regeln, und gleichzeitig auch der Schlüssel. Ein gutes Eltern/Kinder-Verhältnis bedingt zwei Faktoren, “gute Eltern“ und „gute Kinder“ (ich denke, was „gut“ ist, darüber brauche ich hier nicht zu reden) und als Bindeglied das Verhältnis zwischen diesen Faktoren. Das Dilemma entsteht, weil das Verhältnis in seiner Priorität über die Faktoren gestellt wird, das Verhältnis impliziert ein Gefälle zwischen bevormundenden Eltern und bevormundeten Kindern. Reden wir von erwachsenen Kindern, dann geben bevormundende Eltern Ratschläge, Tipps und Hinweise, wenn sie darum gebeten werden, gute Kinder werden sich das anhören, in ihren eigenen Überlegungen berücksichtigen und ihre Schlüsse daraus ziehen. Das wäre ein gesundes Eltern/Kinder-Verhältnis, das auf Augenhöhe stattfindet. Alles andere geht nicht, weder ungebetenes Einmischen noch das Aufzwingen von Meinungen, Ansichten, was auch immer. Damit verliert aber für mich dieses Eltern/Kinder-Verhältnis an Priorität, ich knüpfe diese Priorität an die Frage, wie „gut“ die Eltern sind, „schlechte“ Eltern nehmen dem Verhältnis die Priorität. Es gibt für mich keine grundsätzliche Priorität, unabhängig davon wie die Eltern und die Kinder sind, auf was sollte sich diese begründen. Erwachsene Kinder haben keine untergeordnete Rolle, warum sollte das so sein. Etwas anderes zu erwarten, einzufordern, darauf zu beharren, das ist Regelmissbrauch. Was wir aufkündigen, das ist dieser Missbrauch, was wir tun ist, uns gegen diesen Missbrauch und dessen Wirkung auf uns zu schützen. Das Dilemma und der innere Konflikt entsteht aufgrund dieser eingeforderten Grundsatzpriorität, und die gibt es nicht. Es mag so sein, dass wir diese Grundsatzpriorität reflexartig akzeptieren, als „richtig und gut“ empfinden und uns schlecht fühlen, wenn wir das infrage stellen, aber dann haben unsere Eltern etwas falsch gemacht, „gute“ Eltern sorgen dafür, dass es diesen Reflex nicht gibt. Wenn wir diese Mechanik verstanden haben, verstanden haben, dass es diese Grundsatzpriorität nicht gibt, dann können wir tatsächlich diesen inneren Konflikt auflösen, unseren Frieden mit uns selbst machen, dann ist die Entscheidung zum Kontaktabbruch oder der Reduzierung die richtige, weil es gut so ist.
 
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caotica
Benutzer68775  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #16
Ich habe aktiv entschieden, welchen Umgang ich mit Dingen haben möchte, die ich an der Familie nicht ändern kann.
Bei mir ist mein Vater... schwierig. Auf seine Art, die mich sicherlich schon lange prägt, und einiges das meine Mutter immer gut gemeint hat, ist durch meine Charakterpunkte nicht so gut herausgekommen, wie es bei jemand anderem wäre.

Was mir immer geholfen hat war, dass nirgendwo böse Absicht dahinter lag.
Menschen sind Menschen und manche Charakterpunkte treffen sich schwieriger als andere. Wäre ICH ein anderer Typ, gäbe es auch einige Konfliktpunkte nicht.
Zudem glaube ich fest an Eigenverantwortung - das würde ich mir nie nehmen lassen, dann ist man ja völlig hilflos. Ich trage meinen Teil durchaus bei, zu Dingen, die im Raum stehen - oder besser, wie ein scharfkantiges Zahnrad immer schneidend weiter drehen.

Und auch mit MEINEN Fehlern muss ich meinen Frieden machen.
Ich musste mich entscheiden, was mir wichtiger ist, die Tatsache, dass es Menschen gibt, die MICH mit allem annehmen, was ich mitbringe, und die eben auch Schwächen haben, wie jeder sie hat - oder mein Empfinden von richtig und falsch.

Ich habe mich fürs Verzeihen und Annehmen entschieden, weil ich nicht an die absolute Wahrheit glaube - für ihn sind andere Dinge richtig als für mich. Und vielleicht ist für ihn manches nicht richtig an seinem Verhalten, aber er kann nicht anders. Obwohl ich keine Geduld mit menschlicher Schwäche habe, ist sie allgegenwärtig und ich sollte vielleicht an meiner Geduld arbeiten, anstatt daran, ihn zu verurteilen.

Das Prinzip Eigenverantwortung - MEINE Haltung und MEIN Verhalten ist das einzige, das ich je beeinflussen kann und darum kann ich nur meinen eigenen Umgang mit Konflikten und deren Auswirkungen, egal wie alt sie sind, modellieren, niemals das Verhalten der anderen.
Und mit jedem Vorkommnis fange ich aufs Neue an, das zu verinnerlichen, weil ich finde, als Erwachsene kann ich allein entscheiden, wovon ich mich real beeinflussen lasse. Die Macht, ihm durch sein Verhalten eine Entscheidung zu überlassen, die alleine meine ist, gebe ich ich nicht. Ich nehme den schwereren Weg der Annahme dessen, was ist, anstatt dass ich krampfhaft versuche, zu bekommen, was ich richtiger fände. klar ist es immer wieder schmerzhaft - aber ihn aus meinem Leben zu streichen wäre schmerzhafter, und ich halte nichts von Bestrafung und Erziehungsmethoden anderer.
In jedem Umgang geht es um Zusammenwirken von Charakteren und Prioritäten, und das einzige das ich entscheiden kann bin ICH. Wie andere sind, darüber habe ich keine Macht, was es mit mir macht, darüber schon. Und ich kann entscheiden, wer ich bin und wie ich bin. Und zwar heute, nicht früher. Diese - immer wieder aufs Neue getroffene - Entscheidung hat mir meinen Frieden damit gebracht, weil ich nicht hilflos ausgeliefert bin, sondern meinen Prioritäten folgen kann, die ich selbst heute setze.

Das schlimmste war, herauszufinden wie schwach der Held meiner Kindheit eigentlich ist. Diese Menschlichkeit den eigenen Eltern zuzugestehen finde ich enorm schwer, aber ich ziehe es vor, das zu lernen, anstatt den einzigen bedingungslosen Hafen zu verlieren, den ich je hatte und haben werde.
 
housedrache
Benutzer192233  (49) Öfter im Forum
  • #17
Das Verhältnis zu meiner Mutter war / ist bei mir auch immer schon schwierig. Meine Eltern waren, bzw sind Alkoholiker. Dazu hat meine Mutter eindeutige narzisstische Züge, womit sie meiner jüngeren Schwester und auch mir unsere Jugend wirklich ganz schön versaut hat. Unser Vater starb vor über 20 Jahren. Ich bin dann direkt nach dem Abi ausgezogen, meine Schwester zog dann später zu mir in eine andere Stadt, 3 Stunden sichere Entfernung zu ihr. Ich hatte den Kontakt zu meiner Mutter mit Mitte 20 fast auf Null runtergefahren, kurz nach dem Ende meines Studiums bin ich erstmal ein paar Jahre in den USA gewesen, sodass es sich einfach ergeben hat, dass man kaum Kontakt hatte - WhatsApp gab es da ja noch nicht!

Dieser Abstand war sehr heilsam für mich, weil ich irgendwann mit Dingen aus meiner Kindheit und Jugend abschließen konnte und mich ihr Verhalten nicht mehr „runterziehen“ konnte. Ich habe gelernt, Vergangenes gut sein zu lassen und zu erkennen, dass SIE diejenige ist, die psychisch gestört ist, und dass nicht mein Tun oder Lassen „Schuld“ war. Natürlich ist es unheimlich hilfreich, dass ich darüber so viel mit meiner Schwester sprechen konnte und kann, ich war nie ganz allein mit der Situation.

Als ich dann unseren ersten Sohn bekommen habe, hat sich unser Kontakt auch wieder vermehrt. Aufarbeiten ging und geht mit ihr einfach gar nicht - sie ist Alkoholikerin, würde es aber ums Verrecken nie zugeben, oder gar Fehler in ihrem Verhalten einräumen. Schuld sind immer alle anderen. Sie hat auch Probleme im Umgang mit anderen Menschen, ist mit sämtlichen Nachbarn zerstritten etc. Echt schwierig! Deshalb belasse ich den Kontakt zu ihr auf eine ziemlich distanzierte Art, sie merkt das natürlich und „beschwert“ sich auch ab und zu, dass ich ein viel engeres Verhältnis zu meiner Schwiegermutter habe. Als die Kinder noch klein waren, “durfte“ sie nie bei uns babysitten, da ich immer wegen ihres Alkoholkonsums Angst hatte, dass sie ihrer Aufsichtspflicht nicht nachkommen kann, nach solchen Diskussionen hat sie dann immer mal den Kontakt für ein paar Monate abgebrochen, hat sich dann aber doch jedes Mal wieder gemeldet - sie liebt ihre Enkel wirklich sehr, und durch die Kinder haben wir auch wieder einen Draht zueinander gefunden. Und auch ihren Alkoholkonsum hat sie halbwegs unter Kontrolle, soweit man das bei so jemandem halt kann. Als die Kinder dann in einem Alter waren, in welchem sie gut auf sich selbst aufpassen konnten, durften sie sie auch alleine besuchen, sodass meine Kinder inzwischen eine schöne und gesunde Beziehung zu ihr haben, den Job als Oma kriegt sie wesentlich besser hin als den als Mutter! Und ich bin so weit, dass ich ihr das auch von Herzen gönne. Naja, ich bin fast 50, sie wird 82 - ich werde jetzt nicht mehr auf Dingen aus der Vergangenheit rumreiten, wir haben das ein für allemal hinter uns gelassen.
 
R
Benutzer192305  Öfter im Forum
  • Themenstarter
  • #18
Ihr Lieben, hallo, :winkwink:

ich habe mir ein paar Tage Zeit gelassen, all das sacken zu lassen, was hier geschrieben wurde und mich z.T. darüber hinaus noch beschäftigt hat. Austausch hilft mir, mich zu positionieren. Ich danke euch allen sehr! :rose:
Im Kern stehe ich momentan an einem Punkt, an dem folgende Dinge sehr deutlich erscheinen:

1. Ich fühle mich teilweise gestalked.
Der objektive Sachverhalt ist im Grunde Stalking, rein von dem her, was geschieht. Ein Mensch will Kontakt, Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, vielleicht emotionale Zuwendung erzwingen, der Mensch, der dabei als „Dienstleister“ dienen soll, will das nicht. Dieser Sachverhalt bleibt übrig, wenn man den Verwandtschaftsaspekt herauslässt.
Jepp. Ich habe Post von ihr im Briefkasten, mir geht der Puls hoch, weil ich mich frage, ob ne abgestempelte Briefmarke drauf ist oder nicht. Das Telefon klingelt, die Tür schellt und dieselbe Körperreaktion. It sucks. Leider werde ich so bald nicht umziehen. Hat jemand von euch Erfahrungen damit, wie leicht man als Privatperson an ein Postfach kommt? :grin: (für die nächste Wohnung, da gebe ich dann vielleicht nur ein Postfach an auf Weihnachtskarten :whistle:).

2. Verwandtschaftliches Gefüge/Gefälle
(Danke für die Begrifflichkeit, mickflow , ich borge sie mir, wenn du nichts dagegen hast).
Ziehe ich das ab, bleibt eine Gegebenheit, die ich als sehr unschön wahrnehme. Und immer wieder dieselbe Frage:

3. Warum sollte es mir schaden, mich aus einer Beziehung zurückzuziehen oder zurückgezogen zu bleiben, die mir nicht gut?
Ich empfinde es mittlerweile als hochgradig verantwortungslos und grob fahrlässig aus ärztlicher Sicht, Menschen, die in einem Arzt-/Therapeutenverhältnis zu mir stehen, einerseits dazu zu ermuntern, ihren Selbstwert zu erkennen, Grenzen zu schaffen und gut für sich zu sorgen, andererseits aber den warnenden Zeigefinger zu heben, sobald diese Grenzen das eigen Fleisch und Blut treffen!?!
Auch unter dem Aspekt, dass die Gründe für eben diese Notwendigkeit auf Umständen beruhen, die eben dieses Fleisch und Blut selbst zu vertreten hat. Weil dieses Elternteil nun mal E l t e r nteil ist, mehr Lebenserfahrung besitzen sollte (heute) und die totale Verantwortung für alles hatte (damals). Aber da sind wir dann wieder beim Gefälle (wobei .... selbst wenn ich es so herum argumentiere, steht es mir genauso zu, weil sie es dann auch verbockt hat).
Was in diesem Zusammenhang wirklich wichtig ist, das wurde mir hier auch noch mal bestätigt ist, Frieden mit sich selbst zu schaffen (oder in meinem Fall wiederherzustellen, ich war schon mal weiter und will da wieder hin). Ich darf mir selbst die Freiheit nehmen, diesen g e l e b t e n Kontakt zu den Eltern zu unterbinden. Die g e n e t i s c h e Verbindung ist unstrittig und bleibt ewig bestehen. Damit meinen Frieden zu schaffen, war für mich persönlich der wohl härteste Teil. Doch was ich draus mache, aus meinem Leben und meinen Beziehungen, ist m e i n Recht, nicht i h r e s. Ich gestalte und leben mein Leben und habe es selbst in der Hand. Das klappt mal besser, mal schlechter. Aber die Talsohle ist erreicht und überwunden.

Ihr merkt es vielleicht... ich bin etwas ärgerlich. Und das war und ist in diesem Kontext immer gut gewesen.

Ich verstehe all jene hier, die an Kindheitsgegebenheiten einen Haken machen möchten. Da bin ich bei euch und glaube, das für mich auch so sehen zu können. Was ich mir ohne psychologische/therapeutische Hilfe allerdings nie hätte vorstellen können. Daher an diejenigen unter euch, die sich unsicher fühlen: Sucht euch Hilfe!!!
Ich fühle auch mit denen, die Elternteile beim Altern und vielleicht auch Sterben zusehen und sich wünschen, sie hätten noch mehr Zeit mit ihnen verbringen können. :knuddel: Wenn dieser Wunsch ein echter Wunsch ist - dann los, ran an die Telefone oder gleich hingefahren, keine Zeit verschwenden.

Aaaaaber - und das ist mein persönlicher Punkt 4. ... ich erlaube mir selbst, die Frage zu stellen, welchen persönlichen Nutzen ich aus dieser Beziehung ziehe, heute und hier. An diesem Punkt bin ich noch nicht weiter, das braucht noch. Oder anders gesagt, da sehe ich aktuell bei mir nichts. Ich sehe in ihr eine psychisch labile, nach Einschätzung verschiedener Fachleute kranke und verunsicherte (womöglich narzisstische) Frau, die versucht, ihre Scheinwelt aufrecht zu erhalten und die Abtrünnige, die dort nicht mehr leben mochte, zurück zu holen. Mit Zuckerbrot oder Peitsche, je nachdem. Und der Ankündigung/Androhung (wie man es nimmt), sie würde nicht aufgeben ( #Stalking#). Etwas Gutes in ihre sehe ich durchaus. Etwas Gutes für mich aktuell leider nicht.
Es erhebt sich innerlich der moralische Zeigefinger, ob mir diese wirklich sehr egoistische Einschätzung zusteht.... andererseits, das las ich auch schon etliche Male hier im Forum: Kinder, besonders kleine, sind exzentrisch. Sie fragen nicht, ob es Mama oder Papa eben recht ist, sie machen halt und fordern ein, wenn sie noch sehr klein sind, ohne Rücksicht. Und noch ein Punkt, der mir sehr half: Welche Wertevorstellung vermittele ich meinem Umfeld, welchen Eindruck hat es von mir? Mögliche spätere Kinder? "Mama ist eigentlich ne coole Socke, nur von Oma lässt sie sich fertig machen." :hmm: Geile Ideologie.

Hilfreich war und ist für mich also, mir selbst die richtigen Fragen zu stellen (s. oben). Im Hier und Jetzt zu leben. Mich zu schützen, ist nach wie vor sehr wichtig. Leider auch bezeichnend, denn der elterliche Kontakt dürfte meiner Meinung nach n i e im Kontext mit Selbstschutz vor Übergriffigkeit und Gewalt stehen. Auch eine Frage, ob beim Erleben von verschiedenster mehrfacher Gewalt man nicht einfach aus dem Thema aussteigt und deutlich die "Rote Karte" zeigt. Zu weit gegangen - alles verspielt, leider Pech gehabt. Auch eine gedankliche Überlegung wert. Ich mag es, einfache Lösungen zu finden.
A propos Eltern.... ich denke mittlerweile, ich wäre eine gute Mutter, woran mich nicht zuletzt axis mundi axis mundi erinnert hat! :knuddel:Vielleicht steigt ja noch Mr. Right ganz plötzlich irgendwo aus dem Hut und überzeugt mich davon, dass es einen Menschen gibt, deren Gene ich gern weitergeben möchte :drool::thumbsup: ... Ansonsten gibt es viele andere Wege, um Kinder ein Stück weit begleiten zu können, wenn es mit eigenen nicht kappt.
 
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