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Kein Kontakt zu meinem Vater - Schuldgefühle

S
Benutzer70345  (32) Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Liebes Forum,

ich weiß gar nicht so genau, was ich suche. Vielleicht eure Einschätzung, ob es verständlich ist, nachvollziehbar, oder so?

Hier die "Geschichte":

Mein Vater hat 4 Kinder.
Von einem wusste er nichts, er erfuhr erst von ihr als sie 5 war. Da hatte er schon 3 eigene Kinder (nur eines davon wohnte mit ihm - ich, meine Brüder bei seiner Mutter, unserer Oma). Für dieses Kind wollte er dann nicht sorgen, weil er der Meinung war, er könne sich das finanziell nicht leisten.

Um meine Brüder kümmerte er sich wenig, sie wurden ja von meiner Oma großgezogen. Er besuchte sie manchmal mit mir, aber verhielt sich nicht als Vater.
Er weigerte sich immer Unterhalt zu zahlen, bezog viele Jahre Hartz 4 und arbeitete nebenher Schwarz. Er hatte immer genug Geld um sich Dinge zu leisten, während meine Mutter oft nicht wusste, wie sie das Essen bezahlen soll (Meine Eltern trennten sich, als ich 7 war)

Niemand hat mehr Kontakt mit meinem Vater, ich war die letzte. Vor einem Jahr habe ich das letzte Mal mit ihm gesprochen.
Warum?
Er ist krank, glaube ich. Oder ein Psychopath.
Er schlug uns Kinder (mich und die beiden Kinder meiner Mutter, also meine Halbgeschwister), er verprügelte meine Mutter. Das ging bis ich 8 war, dann trennten sie sich und meine Halbgeschwister und meine Mutter waren frei.... und nur noch ich bekam alles ab.
Mein Vater hatte zuerst einen Nebenjob als Pizzafahrer. Er fuhr das Auto, ich musste die Pizzas ausliefern. Abends spät mit 8. Oft hatte ich Angst, weil ich ja gar nicht wusste, wer da die Tür öffnet und einmal musste ich sogar Sachen in einem Bordell ausliefern.
Als das aufflog das ich "arbeitete" und nicht er, wurde er entlassen und er hatte einen Nebenjob als Zeitungsfahrer morgens früh.
Also fuhr ich mit ihm vor der Schule von 4-7Uhr Zeitungen aus, dass war ziemlich hart.
Manchmal hatten wir keinen Strom oder das Auto fuhr nur, wenn es an einem Hang starten konnte und mein Vater lies mich schwören, ich würde es niemandem erzählen.

Irgendwann wurden die Dinge, die ich tun musste, größer. Immer kochen, der ganze Haushalt, die Arbeit bei seinem Nebenjob. Massagen. Und dann begann er mich anzufassen.
Meine Mutter war ja nicht mehr da und er wurde nie müde mir zu sagen das ich nun die Frau im Haushalt sei.

Es gab aber auch schöne Seiten. Manchmal unternahmen wir etwas, wenn ich dafür andere Dinge für ihn tat. Er sagte mir, dass er mich lieb hat, was meine Mutter nie tat. Er nahm mich in den Arm. Aber mich in den Arm nehmen reichte ihm oft nicht.

Ich ertrug all das viele Jahre, wohnte einige sogar bei ihm. Ich traute mich nie, etwas zu sagen.
Mit 18 begann ich eine Psychotherapie und jetzt, 6 Jahre später bin ich endlich in der Lage, zumindest diesen Text hier zu schreiben. Zumindest dieses hier mir einzugestehen. Das war ein langer Weg und ich habe mir lange Zeit eingeredet, dass die Erinnerungen nur Träume waren. Aber das sind sie nicht.

Meine Brüder wollen keinen Kontakt zu mir, weil ich den Vater hatte, den sie vermissten. Weil unser Vater mich aufzog und nicht sie. Dabei wissen sie gar nicht, wie gut sie es damit hatten.

Vor einem Jahr hab ich den Kontakt zu meinem Vater nun abgebrochen, und er fehlt mir, jeden Tag.
Ich denke unglaublich oft an ihm, stelle mir vor wie allein er sich fühlt.
Gleichzeitig geht es mir besser, seit ich den Kontakt abgebrochen habe. Ich dissoziiere seltener, habe weniger Flashbacks und manchmal sogar eine Nacht ohne Albträume.
Und dennoch plagen mich die Schuldgefühle - er ist doch mein Vater und ich hab ihn lieb, egal was er getan hat.

Das ist nur ein winziger Ausschnitt von dem, was mein Vater so getan hat. Und ehrlich gesagt sogar die Dinge, die eher harmlos waren, aber ich schaffe es noch immer nicht über alles zu sprechen.

Was ich also glaube ich wissen möchte ist: Hättet ihr den Kontakt auch abgebrochen?
 
haarefan
Benutzer38494  Sehr bekannt hier
  • #2
Was ich also glaube ich wissen möchte ist: Hättet ihr den Kontakt auch abgebrochen?
diese frage kann ich dir nicht beantworten, weil ich nicht dein leben gelebt habe, nicht das erleben musste was du erlebt hast, nicht deine gefühle habe, ich eben nicht du bin.
aber ich habe vollstes verständnis dafür, das du den kontakt eingestellt hast und offenbar war diese entscheidung für dich die richtige.

manche dinge kann und sollte man einem vater (oder wem auch immer) nicht vergessen oder verzeihen. ganz im gegenteil! manches MUSS man konkret für sich verarbeiten und letztlich ist es wichtig bei manchen entscheidungen im eigenen leben auch egoistisch zu sein, ohne schuldgefühle haben zu müssen, denn körperliche und seelische gewalt ist nicht zu verzeihen.

ein vater hat für sein kind da zu sein und alles dafür zu tun, das es ihm , also dem kind, gut geht.
ein kind ist niemals ein partnerersatz und darf erst recht nicht sexuell, körperlich oder seelisch mißbraucht werden!

du solltest dir die frage stellen, ob du wirklich einen vater hattest und weiter (d)eine therapie machen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Blauäugige21
Benutzer66223  (38) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #3
shatterproof
Benutzer158567  (27) Verbringt hier viel Zeit
  • #4
Dass Du den Kontakt abgebrochen hast ist vollkommen richtig. Dein Vater hat allen Anschein nach ein Problem. Weder schlägt, noch berührt man seine Kinder unsittlich. Schlimm genug, dass Du (nachdem er euch ja geschlagen hat) noch bek ihm gelebt hast, Dir wäre viel erspart geblieben.

Dass Du unsicher bist, was das Verhältnis zu Deinem Vater angeht, kann ich sogar bis zu einem gewissen Punkt verstehen. Aber Du solltest Dir klar machen, dass das was er getan hat vollkommen falsch war und er kein Recht mehr hat, Teil Deines Lebens zu sein.
Lässt Du ihn wieder rein, tust Du Dir damit nicht gut. Und Du solltest für Dich an erster Stelle stehen.

Dass Deine Brüder auch gern Kontakt zu ihm hätten, ist mir momentan ein kleines Rätsel. Haben sie nicht mitbekommen, dass er gewalttätig war?
Vielleicht kannst Du in ein paar Jahren mit ihnen darüber reden, ansonsten würde ich es so stehen lassen.

Deine Therapie würde ich Dir empfehlen weiter zu machen, vielleicht wird Dir dann klarer, dass der Kontakt zu ihm nicht gut wäre.
 
Zuletzt bearbeitet:
N
Benutzer Gast
  • #5
Was ich also glaube ich wissen möchte ist: Hättet ihr den Kontakt auch abgebrochen?

Ja. Ein ganz klares Ja.

Es tut vielleicht weh, den Kontakt zu Menschen abzubrechen, die einem (irgendwie, irgendwo) vielleicht doch etwas bedeuten. Mehr noch, vielleicht, wenn es sich um Familie handelt und da einfach so viele andere Dinge dranhängen.

Aber du schreibst es ja selbst: Der Kontakt zu ihm tut dir nicht gut. Durch den Kontaktabbruch hast du die Möglichkeit, die Dinge, die er dir angetan hat zu verarbeiten. Das passiert nicht von heute auf morgen, aber es passiert. Langsam.

Solltest du jemals mit dem Gedanken spielen, eine Traumatherapie zu machen, ist es auch ein guter Schritt, dass du keinen Kontakt mehr zu deinem Vater hast. Denn Traumabearbeitung bei gleichzeitigem Täterkontakt funktioniert in der Regel nicht und viele Therapeuten lehnen das aus gutem Grund ab.

Wenn du schreibst, dass du oft an ihn denkst und dir vorstellst, wie allein er sich fühlt, klingt das, als hättest du ein schlechtes Gewissen?
Das musst du nicht haben. Er war der Erwachsene, er war und ist für sich und sein Leben selbst verantwortlich.
Und du bist für dich und dein Leben verantwortlich - nicht für seins.

Du kannst ihn nicht glücklich machen, nur dich selbst. Und der Kontaktabbruch ist ein wichtiger Schritt dorthin.
 
Felicia80
Benutzer135804  (43) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #6
Gleichzeitig geht es mir besser, seit ich den Kontakt abgebrochen habe. Ich dissoziiere seltener, habe weniger Flashbacks und manchmal sogar eine Nacht ohne Albträume.
das ist der punkt-ohne ihn gehts dir besser.und deine gesundheit sollte immer an allererster stelle stehen!also solltest du dabei bleiben.
Und dennoch plagen mich die Schuldgefühle - er ist doch mein Vater
sein pech,hätte er sich halt nicht so scheiße verhalten sollen.du hast absolut keinen grund,dich schuldig zu fühlen!
Was ich also glaube ich wissen möchte ist: Hättet ihr den Kontakt auch abgebrochen?
selbstverständlich.bzw hab ich genau das damals auch getan.mein erzeuger war auch nie ein vater für mich,er hat uns nur fertig gemacht und terrorisiert-auch ich war darum in therapie.ich hab jetzt seit 18 jahren keinen kontakt mehr zu ihm und habs nie bereut oder meine entscheidung angezweifelt.und ich finde,dazu hast auch du keinerlei grund.
 
S
Benutzer70345  (32) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #7
Zuerst: Vielen Dank für eure Antworten!

Und es tut mir Leid, wenn ich gerade so wirr schreibe und deswegen manches nicht verständlich ist. Es ist so, dass ich gestern einer Freundin das WG-Zimmer gestrichen habe - etwas was mir mein Vater beigebracht hat. Daher ist da gerade viel hochgekommen.

manche dinge kann und sollte man einem vater (oder wem auch immer) nicht vergessen oder verzeihen. ganz im gegenteil! manches MUSS man konkret für sich verarbeiten und letztlich ist es wichtig bei manchen entscheidungen im eigenen leben auch egoistisch zu sein, ohne schuldgefühle haben zu müssen, denn körperliche und seelische gewalt ist nicht zu verzeihen.

Das schlimme ist, bei anderen Personen sehe ich das ganz genauso. Meine eigene Tante hat ebenfalls Missbrauch seitens ihres Vaters erlebt und sie brach den Kontakt ab. Als er sehr plötzlich noch relativ starb fühlte sie sich furchtbar und ich bestärkte sie in ihrer zuvor getroffenen Entscheidung. Ich wünschte, ich könnte das für mich auch so sehen.

du solltest dir die frage stellen, ob du wirklich einen vater hattest und weiter (d)eine therapie machen.

Naja, dazu müsste ich irgendwie wissen, wie ein Vater wirklich ist oder sein sollte. Aber es stimmt, ich spüre selber, dass er nie ein Vater zu mir war.
Die Therapie mache ich seit 6 Jahren, ich habe jetzt noch Stunden für 1 Jahr. Danach ist aber erstmal vorbei. Das ich überhaupt so viele Stunden bekommen habe ist selten und ich bin sehr dankbar dafür, da ich mir selber nie 2-3Stunden/Woche hätte leisten können.

Also so ganz komme ich nicht mit. Nochmal kurz für mich: Dein Vater hat insgesamt 5 Kinder: Dich, Deine zwei Brüder und ein Kind, dass er erst mit dessen fünftem Lebensjahr kennen lernte. Dann fehlt aber noch eins, sind ja bisher nur 4.
Und Deine Brüder lebten mit Dir zusammen und eurer Mutter bei eurer Oma.
Aber wann, wenn Du doch bei Deinem Vater großgeworden bist? Bin etwas verwirrt....
Deine Eltern trennten sich als du 7/8 warst, Du hast vorher Deinem Vater bei seinen Jobs "helfen" müssen.

Soweit richtig?

Nicht ganz.
Mein Papa hat vier Kinder.
Mein Vater hat 4 Kinder.

Ich bin mit 2 Halbgeschwistern aufgewachsen. Den Kindern meiner Mama. Die 2 Söhne meines Vaters sind bei unser Oma, der Mutter meines Vaters aufgewachsen.
Bis ich 7-8 war, lebte ich mit meiner Mutter, meinem Vater und den beiden weiteren Kindern meiner Mutter.
Danach wohnte ich bis zu meinem 17. Lebensjahr teilweise bei meiner Mutter 7/8Jahre-10 Jahre. Dann bei meinem Vater 10-13. Dann bei meiner Mutter bis ich 17 war und auszog.
Die Jobs meines Vaters begannen erst, als meine Eltern sich getrennt hatten. Also ab 7-8 Jahre.
Egal wo ich lebte, jedes zweite Wochenende und einen Tag in der Woche verbrachte ich eh beim anderen Elternteil.

Dass Deine Brüder auch gern Kontakt zu ihm hätten, ist mir momentan ein kleines Rätsel. Haben sie nicht mitbekommen, dass er gewalttätig war?

Da bin ich mir nicht so sicher. Ich war damals ja noch jünger und weiß nur von den Treffen, bei denen ich dabei war. Da war dann auch meine Oma dabei, weil meine Brüder ja bei ihr wohnten und mein Vater schrie zwar viel, aber meine Oma auch. Gewalt gab es da aber nicht, nur an Gegenständen. Und vom Rest hat nie jemand etwas erzählt, weder meine Mutter, noch meine zwei Geschwister (ihre Kinder).

Solltest du jemals mit dem Gedanken spielen, eine Traumatherapie zu machen, ist es auch ein guter Schritt, dass du keinen Kontakt mehr zu deinem Vater hast. Denn Traumabearbeitung bei gleichzeitigem Täterkontakt funktioniert in der Regel nicht und viele Therapeuten lehnen das aus gutem Grund ab.

Ich beginne sogar diesen Sommer eine, weil ich dort für ein paar Monate mich teilstationär behandeln lasse. Das mit dem Täterkontakt habe ich dort auch erfahren.
Da ich aber "das Glück" habe, dass ein Freund meines Bruders mich mehrfach sexuell missbraucht hat mit 13 und ich da keinen Kontakt mehr habe, wurde das zumindest bei meinem Aufnahmegespräch letztes Jahr als ausreichend angesehen. Aber jetzt habe ich ja eh keinen Kontakt mehr zu meinem Vater.

Wenn du schreibst, dass du oft an ihn denkst und dir vorstellst, wie allein er sich fühlt, klingt das, als hättest du ein schlechtes Gewissen?

Oh ja, ich habe ein unglaublich schlechtes Gewissen.
Ich habe Angst, dass ich dazu beigetragen habe. Mehr noch, dass ich der Grund bin, warum meine Mutter sich getrennt hat. Wir waren zusammen auf einer Blumenshow oder sowas und sie traf ihre Jugendliebe wieder mit seiner Tochter in meinem Alter. Sie hatte ne Diddlemaus, ich wollte sie unbedingt sehen, wir fuhren zu denen, den Rest könnt ihr euch denken.
Ich bin jetzt 25, ich weiß, meine Mutter wollte zu ihm fahren. Und selbst wenn sie es für mich getan hätte, so hätte sie ja nichts mit ihm anfangen müssen. Aber die kindlichen Schuld-Gefühle von damals sind trotzdem da.

selbstverständlich.bzw hab ich genau das damals auch getan.mein erzeuger war auch nie ein vater für mich,er hat uns nur fertig gemacht und terrorisiert-auch ich war darum in therapie.ich hab jetzt seit 18 jahren keinen kontakt mehr zu ihm und habs nie bereut oder meine entscheidung angezweifelt.und ich finde,dazu hast auch du keinerlei grund.

Ich hoffe, es ist okay das zu fragen:
Vermisst du ihn denn auch manchmal? Also die "guten" Seiten deines Erzeugers?
[doublepost=1491214672,1491214252][/doublepost]
Und vor allem dich fragen was einen Vater für dich ausmacht, wenn du ihn dir selber bauen könntest.

Das ist am allerschwersten für mich zu beantworten.
Mir fallen SO VIELE Dinge ein, von denen ich weiß, die sollte "mein perfekter Vater" nicht tun. Aber Dinge, die er tun sollte?
-mich in den Arm nehmen und mir sagen, dass er mich lieb hat
-akzeptieren, dass ich mit einer Frau zusammen bin und das seit fast 8 Jahren
als ich jünger war:
-regelmäßig essen da haben
-die Wohnung sauber halten (mit meiner Hilfe)
-dafür sorgen das wir abends zu Hause sind, damit ich nicht erst nachts ins Bett kann und vorher noch Hausaufgaben machen muss
-mich wie ein Kind behandeln und mich Kind sein lassen

Wie ist ein denn Vater so?
 
haarefan
Benutzer38494  Sehr bekannt hier
  • #8
Wie ist ein denn Vater so?

wie ein vater ist?
vater sein ist ganz einfach ... dazu benötigt man nur einen samenerguss und eine sexpartnerin.
aber wer will denn wirklich nur vater sein?
für mich ist es wichtig, das ein vater ein guter vater sein möchte und ...

ein guter vater ist so, das sich das kind geborgen, geliebt, geachtet, (im rückblick) gerecht behandelt und im großen und ganzen glücklich fühlt.
ein guter vater bemüht sich ein gutes vorbild zu sein.
ein guter vater sorgt sich um das wohl seiner kinder und tut alles menschenmögliche um ihnen ein gutes leben zu bieten.
ein guter vater sorgt für klare regeln, die ein kind einhalten kann. (zum beispiel pünktlich zu bett gehen, aufpassen das die schulaufgaben gemacht sind und notfalls zusammen lernen.)
ein guter vater sorgt dafür, das sein kind einen guten start bekommt und das das kind später einen guten start hat sein eigenes leben führen zu können.
ein guter vater hält seine eigenen sorgen bei sich und belastet damit nicht sein kind.
ein guter vater ist gern vater und damit glücklich.

eigentlich gibt es viele dinge, die einen wirklich guten vater ausmachen.

grundsätzlich kannst du dir die frage aber auch sicherlich selbst beantworten indem du hingehst und mal überlegst, wie DU dein eigenes kind großziehen würdest und was aus deiner sicht wohl für das kind wichtig wäre.
 
Sun am See
Benutzer138543  (28) Sehr bekannt hier
  • #9
Was ich also glaube ich wissen möchte ist: Hättet ihr den Kontakt auch abgebrochen?

Ja! Ich habe mit 18 den Kontakt zu meinem Vater abgebrochen. Er hat mich nicht sexuell, aber emotional mein Leben lang missbraucht.
So sehr ich ihn hasse, manchmal denke ich, er ist doch mein Vater und ich brauche ihn, aber letztendlich geht es mir besser ohne ihn. Ich habe es nicht mehr nötig mich von ihm kaputt machen zu lassen. So scheint es dir doch auch zu gehen. Dementsprechend finde ich deine Entscheidung richtig.
 
N
Benutzer Gast
  • #10
Mir fallen SO VIELE Dinge ein, von denen ich weiß, die sollte "mein perfekter Vater" nicht tun. Aber Dinge, die er tun sollte?

Dein Vater hätte dich bei deinem Aufwachsen begleiten sollen. Dir zeigen, dass er dich gern hat, dass du etwas wert bist. Dass deine Gefühle und Bedürfnisse es wert sind, geachtet und respektiert zu werden.

Vielleicht kannst du dich an die ein oder andere Situation in deiner Kindheit erinnern, in der er das gemacht hat. In der so wie er auf dich reagiert hat, es genau richtig war.
Oder du kannst dich an Momente (es müssen keine großen, furchtbar schlimmen Momente sein) erinnern, in denen er das nicht gemacht hat.
Und dann kannst du dich fragen: "Was hätte er in dieser Situation machen können? Was hätte ich gebraucht? Was hätte mir gut getan" - und das ist dann dein Bild, davon, wie ein Vater hätte sein sollen. In diesem Moment.

Natürlich sind nicht alle Eltern perfekt - das können sie nicht sein und das müssen sie auch gar nicht.
Aber was du von deinem Vater erzählst, das ist so weit entfernt von "perfekt", dass du dich für deine Empfindungen wirklich nicht schuldig fühlen musst.

Sie sind absolut berechtigt!

Du musst auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn nicht all deine Erinnerungen an deinen Vater schlecht sind. Wenn du vielleicht von ihm etwas gelernt hast, dass dir etwas bedeutet und für dich nützlich ist (wie ein Zimmer renovieren), bedeutet das nicht, dass du deswegen in seiner Schuld stehst und für sein Wohlergehen Verantwortung trägst.

Vielleicht kannst du eines Tages, mit etwas Abstand, die guten Dinge für dich mitnehmen ohne dich deswegen schlecht zu fühlen.

Mehr noch, dass ich der Grund bin, warum meine Mutter sich getrennt hat. Wir waren zusammen auf einer Blumenshow oder sowas und sie traf ihre Jugendliebe wieder mit seiner Tochter in meinem Alter. Sie hatte ne Diddlemaus, ich wollte sie unbedingt sehen, wir fuhren zu denen, den Rest könnt ihr euch denken.
Ich bin jetzt 25, ich weiß, meine Mutter wollte zu ihm fahren. Und selbst wenn sie es für mich getan hätte, so hätte sie ja nichts mit ihm anfangen müssen. Aber die kindlichen Schuld-Gefühle von damals sind trotzdem da.

Schuldgefühle? Du schriebst doch, dass deine Mutter sich dann endlich von ihm befreit hätte. Sich und deine Brüder. Mal abgesehen davon, dass du natürlich nicht die Verantwortung für deine Eltern (oder ihre Ehe) trägst, wäre das doch kein Grund für Schuldgefühle sondern eher für stolz? :zwinker:

Okay. Aber dein Vater blieb allein zurück? Wie gesagt: Er ist für sich und sein Leben selbst verantwortlich. Und dein Vater und deine Mutter waren für ihre Ehe verantwortlich.

Und für ihre Kinder.

Dein Vater hätte weder seine Frau noch seine Kinder schlagen müssen oder dürfen. Er hätte sich Hilfe suchen können - oder zum Wohle aller selbst entscheiden können, dass ein Zusammenleben so nicht möglich ist.
Deine Mutter hätte auf euch Kinder und auf sich selbst aufpassen sollen und müssen.

Und nie, nie, nie nie, hätte dein Vater dir einreden dürfen, dass du jetzt als Ersatz für deine Mutter herhalten musst. Niemals! Nie!


Ich wünschte, ich könnte das für mich auch so sehen.

Mach es dir immer wieder klar. Vielleicht kannst du dich ein bisschen von deiner Geschichte distanzieren, und dich fragen, was du dir selbst in dieser Situation sagen würdest, wenn du jemand anders wärst.

Und dir immer und immer wieder sagen, dass du ein Recht auf deine Gefühle hast und dass du ein Recht darauf hast, so gut für dich zu sorgen, wie es dir möglich ist.
 
K
Benutzer11466  Beiträge füllen Bücher
  • #11
Ich hab gerade das hier auf der SZ-Seite gefunden...

Ingrid Steeger: "Ich habe gelernt, zu gehorchen"

Zu dieser Zeit ist auch meine böse Mutter gestorben. Sie wurde 100 Jahre alt und hat doch nichts von ihrem Leben gehabt. Meine Schwester sagte immer: Böse Menschen können nicht sterben. Bei unserer Mutter traf das zumindest sehr lange zu. Ihr ganzes Leben hatte sie uns gezeigt, dass wir nicht gewollt waren. Versöhnt haben wir uns nie, aber zum Ende ihres Lebens hatte ich Mitleid mit ihr.

Hättet ihr den Kontakt auch abgebrochen?
Aber jederzeit!

Es gibt überall Kinder wie Eltern, die sich überwerfen - manchmal objektiv aus Quatsch, manchmal zu recht. Wenn die Kinder erwachsen werden, renkt sich das oft wieder ein.

Aber es gibt Grenzen - und Dein Vater hat die deutlich überschritten. Du hast jedes Recht, Dich ganz weit weg vom Acker zu machen und jeden Kontakt abzubrechen.

Schon aus Selbstachtung...
 
girl_next_door
Benutzer96776  Beiträge füllen Bücher
  • #12
Es würde dir wahrscheinlich ganz und gar nicht gut tun, weiter Kontakt mit ihm zu halten. Schon allein als Selbstschutz ist es sicher in deinem Interesse, dich von ihm fernzuhalten, damit du nicht immer wieder an all das erinnert wirst, was dir als Kind widerfahren ist. Du hast es bestimmt auch so schon schwer genug.
Könntest du ihm denn so "ohne Weiteres" gegenüber treten? Als sei nichts gewesen? Das wage ich zu bezweifeln.

Da ist das Letzte, was du in so einer Situation noch gebrauchen kannst, Schuldgefühle. Klar ist er dein Vater, was aber noch lange nicht heißt, dass du für ihn verantwortlich bist.
Er hat dich schließlich all die Jahre ausgenützt und sich dir gegenüber kaum als ein Vater verhalten, da kann er nun wirklich nicht erwarten, dass du dich um ihn "kümmerst".

Wichtig ist, dass du das tust, was DU für richtig erachtest, dabei musst du wirklich einzig darauf achten, was dir persönlich gut oder eben nicht gut tut und dich nicht aus - ich sag mal "falsch verstandener Solidarität" - deinem Vater gegenüber verpflichtet fühlen.
Jeder Mensch (und sei er auch noch so kaltherzig), hat natürlich auch seine guten Seiten. Es geschieht gar nicht mal so selten, dass man diese quasi auf ein Podest hebt, und die schlechten Dinge verdrängt. Dennoch sind sie da und man sollte diesem Trugschluss nicht unhinterfragt Glauben schenken.
 
casanis
Benutzer77547  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #13
Die Sache ist für Dich sicher vertrackt.

Aber schauen wir es uns doch mal nüchtern an: Wenn ich es richtig verstanden habe (korrigiere mich) hat Dein Vater Dich geschlagen, missbraucht und als Kind für sich arbeiten lassen.
Du hast ALLEN GRUND keinen Kontakt mehr zu ihm zu haben.

Dass Du ein schlechtes Gewissen hast, da spielt Dir einfach deine Psyche einen Streich. Obwohl er dich so schlecht behandelt hat (und da ändert es auch nichts, dass es bisweilen auch schöne Momente gab) war er in Deiner KINDHEIT nunmal eine wichtige primäre Bezugsperson für Dich. Da ist die "Ambivalenz" eigentlich nur logisch, weil es ja auch keine Alternative gab. Deshalb gab es trotzdem eine Bindung.

Aber jetzt bist Du doch eine erwachsene Frau! Du brauchst ihn nicht mehr! Nach allem, was Du beschreibst, bist Du ihm nichts, absolut NICHTS schuldig! Deine kindliche Ambivalenz scheint wohl noch relativ tief in Dir drin zu stecken. Das musst Du überwinden, evtl. auch mit professioneller Hilfe.
 
Felicia80
Benutzer135804  (43) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #14
Ich hoffe, es ist okay das zu fragen:
Vermisst du ihn denn auch manchmal? Also die "guten" Seiten deines Erzeugers?
du kannst mich alles dazu fragen,rede da recht offen drüber und hab meine kindheit bereits vor über 10 jahren in einer therapie aufgearbeitet.
ich vermisse ihn nie-und gute seiten hat er extrem wenige.da sein mieser charakter und all das,was er mir bzw uns (auch meiner mutter und meinem bruder) antat überwiegt,gibts da für mich nix zu vermissen.
du musst dir vorstellen,wenn ich ihn zufällig irgendwo sehen würde,würde ich im affekt flüchten.will mit diesem individum rein gar nix zu tun haben.
allerdings hatte ich das riesen glück,noch einen richtig tollen papa zu bekommen.der mann meiner mutter ist ein richtiger vorzeigepapa,wir lieben uns abgöttisch.er hat schon in den ersten 3 monaten unseres kennenlernens mehr für mich getan als mein erzeuger in 18 jahren...
aber selbst wenn es meinen papa nicht gäbe,hätte ich keinerlei grund,meinen erzeuger zu vermissen.was sollte ich denn da vermissen?täglichen psychoterror,traumatisierungen,beleidigungen und ihn im suff sehen?nee danke,sowas braucht niemand.
 
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