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Job Job gekündigt. War es ein Fehler?

T
Benutzer54465  Meistens hier zu finden
  • #1
Hallo zusammen,

da ihr mir schon mal bei meiner Job-Entscheidung so gut geholfen habt, dachte ich, ich frage euch auch dieses mal... Es ist allerdings ein vielschichtiges Problem.

Ich arbeite in einer großen Firma in einer sehr kleinen Abteilung (an unserem Standort). Als ich dort angefangen habe, waren wir zu sechst, durch Kündigungen dann für 8 Monate nur zu zweit und seit März wieder zu dritt. Ich bin sozusagen die Chefin von uns 3. Leite alle Projekte, verteile die Aufgaben, plane die Kapazitäten, versuche neue Aufträge zu besorgen etc. Ich habe keinen direkten Vorgesetzten wie in den anderen Abteilungen und kläre das meiste mit meinem Niederlassungsleiter bzw. mit der Abteilungsleiterin von einem anderen Standort.
Den Kollegen, den wir seit März haben, finde ich aber ganz furchtbar. Er hat so eine aufgesetzte widerliche Art, alles muss sich nur um ihn drehen, er hat natürlich Probleme meine Position zu akzeptieren und wir streiten uns schon auch mal richtig. Außerdem ist er extrem genau, wird nie fertig und schiebt uns auch noch immer Arbeit rüber (weil er z.B. bestimmte Programme nicht bedienen kann, die unumgänglich sind). Menschlich kommen wir mittlerweile etwas besser klar, aber fachlich sind wir einfach komplett gegensätzlich. Seit er da ist bin ich viel gestresster als davor. Leider finden wir keinen anderen, also haben mein Chef und ich entschieden ihn zu behalten. Ich hätte auch dagegen stimmen können und er wäre sofort weg gewesen.

Im Juni habe ich eine Mail bekommen von meinem früheren Chef von der Uni. Sein Kumpel würde eine eigene Professur bekommen und ich könne dort einsteigen. Perfekt, dachte ich mir, raus aus der Wirtschaft, promovieren, nochmal schön an die Uni. Das war auch im Juni, deswegen stimmte ich auch dafür den nervigen Kollegen zu behalten.
Es zog sich aber alles und plötzlich wurde es doch nichts mit der neuen Professur, mein Chef meinte aber, er hätte eine andere Stelle an der Uni, die ab 1.10. losgehen würde. Ich habe aber 3 Monate Kündigungsfrist und selbst mit sofortiger Kündigung hätte ich erst ab 1.11. gekonnt.
Anfang August kam dann ein Treffen mit dem Projektpartner zu Stande. Plötzlich handelte es sich nicht mehr um eine Unistelle, sondern um eine externe Promotion. Ich war etwas überrumpelt, es klang aber alles ganz gut und ich hatte Lust auf das Projekt (parallel hatte ich ziemlich viel Stress im Büro, weil der nervige Kollege mir vor seinem Urlaub einen riesigen Berg Urlaub zurückgelassen hatte, den er nicht mehr geschafft hatte). Mein früherer Unichef sagte mir, dass sie mich gern nehmen würden. Mein Freund riet mir zur Kündigung ("du solltest da auf jeden Fall aufhören sonst bekommst du noch einen Burn Out"), also kündigte ich beim stellvertretenden Niederlassungsleiter, weil der richtige NL gerade im Urlaub war und wir datierten die Kündigung zurück, so dass ich ab 1.11 raus bin.

NL kam aus dem Urlaub zurück, wusste es schon und war erstmal beleidigt. Die Kündigung ist eine große Katastrophe, da er befürchtet, dass die Abteilung aufgelöst wird. Er rief mich noch einmal zu sich und versuchte mich umzustimmen. Er sagte, dass sie mich alle perfekt für diese Stelle halten, weil ich immer alles im Blick habe, alle Kosten und Termine, und weil ich jeden Streit ausfechte, das wäre selten, dass das jemand so gut macht. Dass sie denken, dass es eine Kurzschlussreaktion ist und dass sie lange ihre Fehler besprochen haben. Plötzlich war ich mir unsicher.

Die Firma meldete sich erst 5 Tage nach meiner Mail, dass ich Interesse habe. Sie würden mir bis nächste Woche Bescheid geben, ob es klappt mit dem Projekt (der Unichef sagt, es klappt auf jeden Fall). Ich habe ihnen nicht gesagt, dass ich gekündigt habe um micht nicht in eine schlechte Verhandlungsposititon zu bringen. Gerade kommt es mir alles etwas unzuverlässig vor. Sie wissen zwar von meiner Kündigungsfrist, aber dann könnten sie doch parallel schon mal einen Vertragsentwurf zuarbeiten oder? Wir haben zwar über Geld gesprochen, aber eben noch nicht abschließend.

Am Dienstag kam mein Chef zu uns und fragte, ob wir jemand kennen würden, der einige Zeit nach Vietnam in unsere Niederlassung gehen will. Er merkte, dass ich ein bisschen interessiert war und meint seit dem immer mal wieder "Na, oder doch Vietnam"
Tja und jetzt denke ich ernsthaft darüber nach, ob ich nicht lieber nach Vietnam gehen will. Das würde ich einen legitimen Grund finden, die Kündigung zurückzuziehen. Ich könnte ihm anbieten mein doofes Projekt zu Ende zu machen und danach zu gehen.
Aber will ich das? Will ich meinen Freund wieder so lange alleine lassen, wo wir uns gesagt haben, dass wir nie wieder so lange getrennt sein wollen?
Bringt mich das weiter? Ich würde gerne im Ausland arbeiten und das wäre ein guter Schritt in die Richtung. Aber bringt mich die Promotion vielleicht weiter?

Was halt wieder ein riesen Problem ist, ist die Zeit. Ich hab in 5 Tagen 3 Wochen Urlaub. Davor sollte eine Richtung klar sein. Die Firma sagt mir Anfang der Woche, ob es klappt, dann denken sie, kündige ich. Somit müsste ich mich bis zum Ende der Woche entschieden haben, ob ich dort anfangen will oder nicht. Falls nicht, würde ich einfach sagen, dass mir mein Chef das mit Vietnam angeboten hat.

Am Freitag habe ich mich auch noch mit meinem Chef gestritten. Es ging um den Kollegen. Er glaubt, dass er im Kern ein guter ist, der sich nur ein total unnatürliches und zwanghaftes Verhalten antrainiert hat um allem gerecht zu werden. Ich glaube, dass er berechnend ist. Ich würde mir von meinem Chef wünschen, dass er ihm Grenzen aufzeigt und nicht immer alles durchgehen lässt (z.B. wenn er zum 2.mal in Folge zu spät zur Bereichsbesprechung kommt, weil er privat telefoniert hat; überhaupt telefoniert er ständig privat). Durch die Diskussion will ich eigentlich nicht auf meinen Chef zugehen wegen der Kündigung. Vielleicht war ich in letzter Zeit aber auch wirklich zu dünnhäutig. Vielleicht bekommt mein Kollege jetzt genau das was er will. Meinen Platz.

Sorry, es ist lang geworden. Ein paar Details habe ich schon weggelassen. Fragt einfach nach. Danke für eure Meinungen
 
blackinmind
Benutzer27300  (47) Meistens hier zu finden
  • #2
Du solltest dir erstmal selbst klar darüber werden, was du eigentlich möchtest. Die 3 Jobs klingen ja alle nicht ganz uninteressant für dich. Aber solange du selbst nicht weißt, ob du lieber in Richtung Promotion/Uni oder eines Auslansaufenthaltes steuern möchtest oder du vielleicht doch lieber in deinem jetzigen Job weitermachen willst, kann dir von Außen eigentlich niemand einen wirklich sinnvollen Tipp geben.

Außer: Ich persönlich würde ohne einen unterschriebenen Arbeitsvertrag, nur aufgrund einer mündlichen Absprache bzw. Zusage niemals ein bestehndes Arbeitsverhältnis kündigen.
 
T
Benutzer54465  Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #3
Außer: Ich persönlich würde ohne einen unterschriebenen Arbeitsvertrag, nur aufgrund einer mündlichen Absprache bzw. Zusage niemals ein bestehndes Arbeitsverhältnis kündigen.
Ich weiß, dass das viele so sehen. Mit 3 Monaten Kündigungszeit ist es aber eben schwer in einen Job zu wechseln, der ein festes Startdatum hat.

Nur nochmals zur Erklärung. Vietnam und mein jetziger Job sind quasi eins. Also ja, ich könnte meinen Job jetzt genau so behalten, aber dann würde sich nichts ändern. Also wenn möchte ich mein Projekt fertig machen, dann nach Vietnam und dann wieder zurück in meine alte Position. Das würde auch funktionieren.
 
U
Benutzer177622  Meistens hier zu finden
  • #4
Mit 3 Monaten Kündigungszeit ist es aber eben schwer in einen Job zu wechseln, der ein festes Startdatum hat.
Wie behauptet meine Chefin immer: ein Aufhebungsvertrag lässt sich immer aushandeln.

Und du kannst ja auch erst nach Vietnam, Erfahrung sammeln und dann ergibt sich bestimmt auch nochmal was Feines.
 
N
Benutzer113006  Team-Alumni
  • #5
T Tessy : bei deiner aktuellen Arbeit kannst du nicht promovieren, oder in Vietnam promovieren?

Solltest du die Kündigung zurücknehmen, dann unter der Voraussetzung, dass der Kollege verschwindet und ein andere Kollege kommt. Die Kollegen machen in meinen Augen sehr viel aus und wenn es nicht passt, reibst du dich mehr am Kollegen auf, als dass du deine Energie in die Arbeit steckst.
 
T
Benutzer54465  Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #6
bei deiner aktuellen Arbeit kannst du nicht promovieren, oder in Vietnam promovieren?
Nein das geht nicht. So scharf bin ich eigentlich auch gar nicht aufs promovieren, habe ich festgestellt. Einerseits öffnet es einem die Tür zu einer höheren Position, aber wenn es nur darum ginge, könnte ich auch einfach noch 2 Jahre auf meiner Position bleiben, dann würde ich ziemlich wahrscheinlich Bereichsleiterin werden.

Solltest du die Kündigung zurücknehmen, dann unter der Voraussetzung, dass der Kollege verschwindet und ein andere Kollege kommt.
Wir finden einfach keinen anderen Kollegen. Es klingt absurd, ist aber wirklich so.

Heute hat mir die neue Firma fest zugesagt und sobald ich alles geklärt habe, senden sie mir den Arbeitsvertrag. Ich war, glaube ich, noch nie so unentschlossen. Heute früh und gestern Abend, war ich fest überzeugt dort zu unterschreiben, dann hat mich der Geschäftsführer angerufen (jünger als ich) und er wirkte irgendwie unsicher. Das hat mich gleich wieder Zweifeln lassen. Ich brauche jemanden, der mir etwas entgegensetzt.

Am Nachmittag habe ich eine Ausarbeitung zu meinen Projekten vorgestellt, weil ich ab Freitag in den Urlaub gehe. Mein Chef war dabei und meinte: Da fehlt noch was! Die Liste, was ich tun muss, damit du bleibst.
Wir haben dann echt lange gesprochen und ich habe wirklich erstmalig das Gefühl gehabt, dass er das Problem mit dem Kollegen komplett verstanden hat. Wir habe teilweise minutenlang geschwiegen. Am Ende hat er gesagt: Ich entnehme, dass der Kollege das Problem ist. Wenn du bleibst, ist er nächste Woche weg.
Mein Chef würde alles tun, damit ich bleibe. Das ist ein richtig komisches Gefühl, so wichtig zu sein. Er hat mir wieder gesagt, warum ich "die perfekte Führungskraft bin", dass ich anders bin als die anderen und dass es das nicht immer leicht für mich macht, aber dass er alles tun wird, damit ich bleibe. Morgen lege ich ihm meine Liste mit den Bedingungen vor und dann sehen wir mal weiter.:kopfwand:
Aber ich nähere mich meiner Entscheidung :smile:
 
...oleander...
Benutzer43093  Verbringt hier viel Zeit
  • #7
Aber will ich das? Will ich meinen Freund wieder so lange alleine lassen, wo wir uns gesagt haben, dass wir nie wieder so lange getrennt sein wollen? Bringt mich das weiter? Ich würde gerne im Ausland arbeiten und das wäre ein guter Schritt in die Richtung. Aber bringt mich die Promotion vielleicht weiter?

Die Fragen kannst Du Dir nur selbst bzw. zusammen mit Deinem Freund beantworten. Aber wir können helfen, indem wir Überlegungen in die eine oder andere Richtung anstellen. Und je mehr Du drüber nachdenkst, desto klarer werden die Gedanken.

Meine Meinung zum Thema:

Einen wichtigen Satz hast Du geschrieben: "(...) dass sie mich alle perfekt für diese Stelle halten, weil ich immer alles im Blick habe, alle Kosten und Termine, und weil ich jeden Streit ausfechte, das wäre selten, dass das jemand so gut macht."

Du bist also richtig gut in Deinem Job - nicht nur Mittelmaß. Ergo findest Du in Deinem Bereich (evtl. sogar in der gleichen Firma) immer wieder einen Job bzw. bekommst eine Chance. Insbesondere auch dann, wenn das mit der Promotion nicht klappen sollte, oder sich das ganze nicht so wntwickelt wie Du es Dir wünschst.

Nimm' die Chance der Promotion wahr. Arbeiten (egal ob hier oder in Vietnam oder sonstwo) wirst Du danach noch lange genug. Aber je älter man wird, desto geringer wird üblicherweise die Wahrscheinlichkeit zu promovieren (ohne jetzt genau zu wissen, um welche Branche es eigentlich geht).

Versuche, "im guten" aus der alten Firma auszuscheiden, um Dir insbesondere ein Hintertürchen offen zu lassen. Du kannst ja auch ein wenig übertreiben, z.B. "ich arbeite sehr gerne hier, und auch Vietnam klingt wahnsinnig spannend - aber die Chance der Promotion möchte ich einfach wahrnehmen. Vielleicht komme ich ja als Frau Dr. Tessy wieder zu Euch!"

Viel Erfolg!
 
celavie
Benutzer58054  (42) Sehr bekannt hier
  • #8
Als ehemalige Doktorandelin und ehemalige Administratorin eines Graduiertenkollegs kann ich dir sagen, das wird ganz bitter mit der Promotion, wenn du das nicht unbedingt möchtest.

Zum Rest? Wäre ich ohne Familie, würde ich wohl nach Vietnam gehen. Auslandsaufenthalt im Rahmen eines Konzerns bieten evtl ähnliche Aufstiegschancen wie die Promotion.
 
T
Benutzer54465  Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #9
Ich wollte euch noch schreiben, wie die Sache ausgegangen ist.
Es war ein ewiges hin und her, darum kommt die Nachricht auch erst so spät...

Ich hatte meinem Chef die Liste mit meinen Bedingungen gegeben und er war sehr froh und meinte, dass er sich um alles kümmern würde.
Am nächsten Tag schrieb dann die andere Firma, dass sie mir jetzt einen schriftlichen Vertrag geben könne. Ich sagte also, dass ich alles kläre mit meinem Büro und mich am Montag melde. Schon am Donnerstag, also einen Tag nach der Zusage, fragten sie aber nach. Ich sagte, dass ich gerade unentschlossen sei. Sie boten nochmal mehr Geld und versuchten mich zu einer Antwort zu bewegen. Ich fühlte mich aber total unter Druck gesetzt. Sie wollten dann schon Freitag eine Antwort. Ich war komplett verzweifelt und wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Also sagte ich ab.
Erst einmal fühlte ich mich erleichtert. Ich schrieb meinem Chef, dass ich den Vertrag nicht unterschrieben habe und er sagte, er würde alles mit dem Geschäftsführer klären. Im Urlaub hatte ich dann einen wirren Traum und zweifelte kurz wieder.
Dann war das Gespräch mit dem Geschäftsführer und ich telefonierte am Abend mit meinem Chef. Mein Chef war gar nicht mehr so euphorisch, es würde schon "alles irgendwie" gehen. Nichts war mehr konkret. Der Höhepunkt war aber, dass der Geschäftsführer nun "beleidigt" war und meinen verhassten Kollegen zum Fachbereichsleiter machen wollte, obwohl das keiner der anderen Fachbereichsleiter oder der NL wollte. Da ist echt eine Welt zusammengebrochen und ich hab erstmal geheult (nach dem Gespräch).
Die Trauer ist dann ziemlich schnell umgeschlagen und ich habe geschrieben, dass ich unter diesen Umständen an der Kündigung festhalten werde. Dann nahm ich all meinen Mut zusammen und rief noch einmal bei der Firma an, der ich abgesagt hatte. Die hatte die Stelle nun aber schon anderweitig besetzt.

Ich berappelte mich aber relativ schnell wieder von dieser Niederlage. Mit meinem Kollegen hatte ich mich ausgesprochen (es war ihm tatsächlich von Anfang an versprochen wurden, dass er Fachbereichsleiter wird) und mir wurde auch klar, dass ich mit ihm niemals zusammenarbeiten könnte. Die Leute auf meinen Baustellen waren alle ganz traurig und lästerten über meinen Kollegen, weil sie ihn genau so unmöglich fanden wie ich.
Mit meinem Chef habe ich mich auch ausgesprochen, wir haben die letzten Monate kaum miteinander gesprochen, wollen aber in Kontakt bleiben.

Am Freitag war mein letzter Arbeitstag. Ich hatte inzwischen 3 Vorstellungsgespräche und 3 Zusagen. Ich habe aber alles abgesagt und schreibe gerade mit meinem ehemaligen Unichef einen Forschungsantrag, den ich ab 01.02 bearbeiten werden. Das Thema ist super, ich kann die ganze Zeit von zu Hause arbeiten (die Uni ist in einer anderen Stadt) und ich bin total glücklich wie alles gekommen ist :smile: Ob ich promoviere, werde ich mal sehen. Auf jeden Fall mache ich in 3 Jahren wieder eine Weltreise, denn so lange wird mein Vertrag gehen.
 
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