• Es sind wieder ein paar schöne Fotobeiträge eingetrudelt. Schau sie dir doch einmal hier an und stimme für deinen Favoriten.

Irre Raumfahrt mit dem Astronauten

Spiralnudel
Benutzer83901  (39) Planet-Liebe-Team
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  • #1
Irre ist sie wirklich, diese Raumfahrt mit unserem Astronauten E R. Und ich muss doch tatsächlich erst an der 27. SSW kratzen, bis ich es (vor allem mental) schaffe, hier noch ein Tagebuch zu eröffnen. In den kommenden Tagen werde ich versuchen, die Mission „Geschwister für die Leichtmatrosin“ vom Abschuss von der Startrampe (haha 😜🧐) bis jetzt zumindest als komprimiertes Logbuch zusammenzufassen, bevor die letzten Wochen (nein, Monate) aus meinem Kurzzeitgedächtnis verschwinden und im Langzeitgedächtnis verstauben.

Zwei Drittel der Reise mit dem Astronauten im Bauchraumschiff sind bereits um und wir nähern uns allmählich dem Landeanflug. Aber noch haben wir Zeit, noch genießt der Astronaut die Schwerelosigkeit, All-Inclusive-Flüssignahrung und eine interessante Geräuschkulisse aus dem All, die es bald zu erforschen gilt.

Den Anfang mache ich mit diesem wunderbaren Perspektivbild dieser Woche, das eine eindeutig zweitdeutige Antwort auf die Frage „Entschuldigung, wie schwanger sind Sie eigentlich?“ gibt:

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Es bleibt zu hoffen, dass ich nicht eines Tages vornüberkippe, das dürfte die Landung erschweren. 🤨

Mit diesem Bild verabschiede ich mich für heute und genieße einen ruhigen Abend mit (natürlich alkoholfreiem) Bier und Buch im Bett, eine Hand auf dem Bauch, in dem mein kleiner Astronaut herumfliegt. 💚
 
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Spiralnudel
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August 2020. Kleine Corona-Pause. Mein Mann und ich sind müde., eigentlich immer. Das Kind schläft schlecht, eigentlich immer. Ich habe Augenringe, die dem Saturn passen könnten, nachts hängt das Kind stundenlang dauernuckelnd an meiner Brust. Am 14. September beginnt die Eingewöhnung in der Kita, im November habe ich ein wichtiges Gespräch in Bezug auf eine mögliche Beförderung. Die Leichtmatrosin ist 13 Monate alt. Wir wollen zügig ein Geschwister in die Umlaufbahn schicken, trotz Schlafmangel. Und da fällt er wieder, dieser Satz, den mein Mann so ähnlich schon vor rund zwei Jahren geäußert hat:

„Wir sollten direkt anfangen. Wer weiß, wie lange es diesmal dauert?“

Bei der Leichtmatrosin bin ich beim ersten Versuch schwanger geworden. Aber jetzt bin ich älter, müder und der Gedanke, jeden Tag Sex zu haben, ist vor allem eins: anstrengend. Aber: jeden zweiten Tag tut es ja auch. Oder so. Ich markiere die relevanten Tage im Kalender, nein, romantisch ist das nicht – aber der Sex selbst macht natürlich trotz Müdigkeit Spaß, und so warten wir auf den Geburtstag meines Mannes im September – an dem meine Periode fällig ist.

Vier Tage vor dem Geburtstag bilde ich mir beim Radfahren ein, irgendwo parfümiertes Waschmittel zu erschnuppern. Mein Nemesis! 🤢 Schon in der ersten Schwangerschaft verabscheute ich diesen Geruch. An NMT-3 mache ich also morgens einen 10er Frühtest: positiv!

Drei Tage später kommt auch die Periode nicht und mein Mann erhält zu seinen anderen Geburtstagsgeschenken dieses:
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Dann heißt es warten. Ich rufe in der 6. SSW inder Frauenklinik an und sage, dass ich schwanger bin. Eine Hebamme ruft mich nachmittags zurück und führt das Erstgespräch durch. Wegen Corona ist alles etwas anders: keine Kurse, keine Vorlesungen, mein Mann darf zu keiner Kontrolle mitkommen. Schade, aber nicht zu ändern. Die Termine werden mir per Post zugeschickt.

Wir weihen unsere Familien ein, aber bis zur 12. SSW passiert weiter nichts und wir schweigen uns aus. Mir ist manchmal flau im Magen und ich bin noch müder als sonst. Nach zwei, drei Wochen werden meine Brustwarzen so empfindlich, dass ich mich weigere nachts zu stillen. Zum Glück akzeptiert die Leichtmatrosin diese Änderung. Morgens und abends darf sie aber noch an die Brust, das ist mir wichtig, auch wenn es wehtut. 😌

Astronauten-TV 1 & 2

Es ist Oktober geworden. Gegen Ende der 12. SSW habe ich den ersten Termin bei der Hebamme A. Es werden die üblichen Proben entnommen (Rhesusfaktor!) sowie eine extra Ampulle fürs ETS, alles sieht gut aus. Wir sprechen kurz über die erste Schwangerschaft und Geburt, viel gibt es nicht zu erzählen.

Wenige Tage später erreiche ich die 13. SSW: Ultraschall mit ETS. Ich radle die 6 Kilometer zur Klinik, allein. Zuerst wird das Präeklampsie-Risiko untersucht, dann darf ich zum Ultraschall. Und da sehe ich ihn zum ersten Mal, unseren Astronauten. 🥰 Entspannt und kooperativ, längst nicht so zappelig wie die Schwester, aber genauso verspielt und aktiv schwimmt er schwerelos in mir herum:
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Weil mein Mann nicht mitkommen darf, nimmt die Hebamme eine Sequenz auf, die ich dann abfilmen darf. Das Video schicke ich direkt meinem Mann. ❤️

Das Screening ist unauffällig, die Nackenfalte sieht normal aus. Nun heißt es wieder: warten. Bis Dezember müssen wir bis zum zweiten Ultraschall, dem Organscreening ausharren. Immerhin spüre ich den Astronauten regelmäßig ein bisschen anklopfen, ein schönes Gefühl. ☺️

Mitte Dezember, in der 20. SSW, ist es endlich so weit: Der Astronaut wird vermessen. Und weil der Astronaut genauso zeigefreudig ist wie seine Schwester, macht er nach allen notwendigen Messungen auch um sein Geschlecht kein Geheimnis. 🙈

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Unschwer zu erkennen, was da zwischen den Oberschenkeln sitzt. 😁 Ein Junge also! Ein kleiner Bruder! Ich jubele kurz, aber dank der FFP2-Maske sieht man nicht viel von meiner Freude. 😏

Dafür bekommt mein Mann diese umso mehr zu spüren. Er hat mich dieses Mal gefahren und im Auto gewartet. Ich falle ihm um den Hals, dann hole ich das Bild aus dem Umschlag und zeige ihm den Sohn – den dritten nun, wow. Und mein Mann? Freut sich, endlich wieder ein Kerl! 😅

Ein Video durfte ich auch wieder machen, das zeigen wir unseren Familien.

Ein kleines Fragezeichen bleibt: Wird die Plazenta mit nach oben wandern? Beim Ultraschall sitzt sie tief an der Hinterwand. Zwar reicht sie nicht bis an den Rand zum Muttermund und laut Hebamme wird die Plazenta bei einem Befund wie diesem in 95 Prozent der Fälle durch das Wachstum der Gebärmutter mit hochgezogen, trotzdem wird ein weiterer Ultraschall für März angeordnet, um die Lage zu kontrollieren. Ich übe mich in Optimismus: Da ich keine Beschwerden habe (von üblen Beckenschmerzen und Ischiasproblemen abgesehen) und auch beim Sex nicht blute oder etwas merke, gehe ich davon aus, dass alles gut wird. Alles andere würde auch nicht zu mir passen.

Das wird schon!
 
Spiralnudel
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  • #3
27. SSW – ab auf die Knie!

Zuerst das Erinnerungsfoto von heute Morgen, die Kugel wächst:
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Die letzten Wochen waren anstrengend. Erst zwei Wochen Weihnachtsferien mit Dauerregen und Dauermotzen vom schlecht schlafenden Kleinkind, dann noch Feier- und Brückentag und als Sahnehäubchen 14 Tage Magen-Darm der Kleinen. Zum Abgewöhnen. 🤢🙈 Nachts rutsche ich stundenlang auf den Knien rum, um Kotze aufzuwischen und Betten neu zu beziehen, tagsüber macht der Schlafmangel mich so fertig, dass ich mich manchmal frage, warum ich mir das alles überhaupt antue. Die Antwort: keine Ahnung! 🤷🏻‍♀️😅

Inmitten des Chaos liegt meine 25-Wochen-Kontrolle, die allerdings bereits in der 24. SSW (23+4) stattfindet. Bei der Kontrolle ist alles gut. 🙂 Blutzucker top, Blutdruck niedrig. Die Gebärmutter ist eher kleiner, aber absolut im Rahmen. Hebamme A ist super, es gelingt ihr, den Astronauten mit dem Doppler einzufangen, und wir können das Herz mit 150 Schlägen fleißig klopfen hören. 💓

Der Astronaut hat wie auch die Schwester die Blutgruppe vom Papa geerbt und ist Rhesus-positiv und damit werde ich also wieder eine Anti-D-Spritze bei der nächsten Kontrolle in der 29. SSW bekommen. Seufz. Aber muss sein!

So der aktuelle Stand. Mein Becken tut weh, mein Magen hat weniger Platz und zwischendurch tritt mir der Kleine mit Wucht in die Rippen, Leber oder Seite. Wenn er seiner Schwester nacheifert, wird meine arme Leber noch einiges an Prügel beziehen. 😭🙈

Am Wochenende haben wir den 8. Geburtstag meines jüngsten Stiefsohns gefeiert, es war allgemein viel zu tun und wenig Raum für Pause. Das hat sich mit häufigem harten Bauch gerächt, was mich zum abendlichen Liegen gezwungen hat. 😕 Geholfen hat die Ruhe aber, heute war ich fit und beim morgendlichen Yoga ausdauernder und entspannter als erwartet. 😮

Noch etwas Gutes hatte die Geburtstagsfeier: Die Ex meines Mannes ist ja ohnehin so verknallt in unsere Leichtmatrosin, dass sie die Kleine total betüddelt. Wir haben daher erste lose Pläne für die Geburt gemacht, da sie sich um unsere Tochter kümmern will, wenn der Astronaut landet. Das freut mich natürlich total, zumal wir keine Familie in der Nähe haben (von meiner Schwägerin abgesehen, aber zu der haben wir nur wenig Kontakt und die Leichtmatrosin ist ihr gegenüber eher skeptisch) und unsere Kleine dann nicht nur bei „Mamma M“ ist, sondern auch bei ihren geliebten Brüdern. Eine Sorge weniger!

Und wie man auf dem Bild sieht, steht auch das Beistellbett schon, das habe ich während einer Mittagspause montiert. 😃
 
Spiralnudel
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  • #4
28. SSW – Schneckentempo & Arschkumpel 2.0 🙄

Hallo 3. Trimester, was habe ich mich nach dir gesehnt. Nicht. 🤐 Ich mache grundsätzlich keinen Hehl aus meinen Beschwerden, also darf auch das übliche Gezeter über meine Arschkumpel (d.h. Hämorrhoiden) nicht fehlen. 🤷🏻‍♀️ Sie tauchten irgendwann in der ersten Schwangerschaft auf, vermutlich im 2. Trimester, erst eine, dann noch eine, nahmen unter der Geburt geradezu absurde Ausmaße an und zogen sich dann im Laufe der Zeit wieder zurück zusammen. Nun sind sie wieder aufgetaucht und gehen mir tierisch auf die Nerven, war ja klar. Ich kann gar nicht so viel die Augen verdrehen, wie ich möchte, aber stellvertretend drei Emojis: 🙄🙄🙄

Lustig ist allerdings, wie wir zu Hause mit dem Thema umgehen. Da habe ich die Dinger gerade mit Salbe beschmiert und stehe noch leicht vorgebeugt mit heruntergelassener Hose im Badezimmer, als mein Mann hereingekommt, um Zähne zu putzen, und freudig-verwundert feststellt: „Also wenn das ein Angebot sein soll, bin ich dabei.“ 😅 Als ich lediglich seufzend auf die Salbentube deute, wird mitleidig mein Hintern getätschelt und versprochen: „Du weißt ja, dass deine Arschkumpel nicht ewig bleiben. Bald bist du sie wieder los.“

Ich nicke fleißig und wasche meine Hände. Lass mich kurz rechnen, Liebling, ich schätze, das wird so nach dem Wochenbett der Fall sein, also in etwa 6 Monaten. SECHS MONATE. 😭 Oder doch eher so: 🙄🙄🙄

Naja, immerhin leidet unser Sex nicht darunter, ich mache mir da auch keinen Kopf. Hatten wir alles schon. Ebenso die verfluchten Beckenschmerzen. Es zieht, brennt und schmerzt jetzt in allen Fugen, ich sehne mich nachts langsam nach der Couch, weil halbsitzend alles besser erträglich ist. Auf der linken Seite kann ich kaum noch liegen, ohne stündlich aufzuwachen. Dazwischen wird die Leichtmatrosin wach, weinend, unfähig allein zur Ruhe zu kommen. Erholung? Nada, nix. 😐 Mein Mann und ich starren einander morgens müde an, während das Kind um uns herumspringt und ohne Unterlass redet. Im Schneckentempo geht es dann zur Kita, oder eher: Im Schneckentempo geht es nach dem Bringen zurück. 1,3 Kilometer pro Strecke, ein Klacks im Normalfall, Folter im 3. Trimester. 🥴 Anschließend mache ich Yoga, das nimmt mir den schlimmsten Schmerz. Dann sitze ich mit Wärmegurt am Schreibtisch und sehe zu, dass ich mich regelmäßig bewege, um Steifheit zu vermeiden.

Immerhin: weiterhin meistens kein Sodbrennen, egal, was ich esse oder trinke. 😃 Das freut mich wirklich, wirklich, wirklich! 🙌🎉 In der ersten Schwangerschaft gab es kaum einen Tag ohne UND zusätzlich tat mir das Becken weh. Also: Es ist nicht alles schlecht, natürlich nicht. 🙂

Auch wenn ich langsam echt rund werde, aber so soll es sein. 😊
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Mein Bauchnabel wird zusehends flacher, bald ist er dann ganz platt. Und der kleine Astronaut wirbelt herum, strampelt, fühlt, dreht sich und drückt gern sein kleines Köpfchen in meine Blase – herrlich! 🙃 Dazwischen hat er fürchterlich Schluckauf, dass die Bauchdecke zittert, das kenne ich ja noch von der Leichtmatrosin, die auch heute noch ganz schön hicksig ist. 😉

Und nun? Passiert erst einmal nichts. Heute in zwei Wochen habe ich die nächste Kontrolle, das ist dann die 30. SSW. Da werde ich meine Hebamme fragen, ob ich den Doppler kurz aufnehmen darf, damit auch mein Mann das Herz einmal schlagen hört. 💚
 
30. SSW
Spiralnudel
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  • #5
30. SSW – Hallo Blutdruck! Oder...?

Morgen geht es zur nächsten Kontrolle, aber ich wollte mit dem Schreiben nicht länger warten. Außerdem liege ich gerade sowieso mit hartem Bauch und unangenehmem Ziehen unfähig auf der Couch herum, da kann ich die Zeit fürs Tagebuch nutzen. Zunächst die gute Nachricht: Der Astronaut wächst und ist munter und hat den Kopf aktuell unten, yes! 🙌

Ich werde immer runder und manchmal nervt es mich nun, aus praktischen Gründen. 🙄🙃
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Dabei weiß ich sehr wohl: Diese Kugel ist noch längst nicht groß! 😅

Mittlerweile in der 30. SSW angekommen, überkamen mich heute Nachmittag die Selbstzweifel: Ich tauge derzeit weder als Mutter noch als Frau, nichts funktioniert so richtig. Mein Becken ist die reinste Katastrophe (aber immerhin kann ich weiter munter Peperoni futtern 🤓), mein Mann muss mich immer häufiger entlasten. Trotz Massage, Übungen, Yoga, Radfahren. Alles das, was in der letzten Schwangerschaft halbwegs half, versagt jetzt kläglich. Werde die Hebamme morgen zu TENS befragen und dann wohl ein Gerät bestellen. Wenn das nicht hilft, muss ich eben noch knapp drei Monate leiden. 😭😂

Stichwort leiden: Ich leide wohl zum ersten Mal seit meiner frühen Pubertät an Hypotonie, also zu niedrigem Blutdruck. 🥴 Ich habe keine Ahnung, warum. Heute Nachmittag tanzten plötzlich Sternchen vor meinen Augen, als ich gerade eine Mail schrieb. Ich musste direkt vom Schreibtisch zur Couch hechten und die Füße hochlagern. Dass mein Mann gleich alarmiert das Gespräch mit seinem Kollegen unterbrach und nach mir schaute, fand ich sehr lieb. Weniger lieb war mein Blutdruck: 95/60 und dazu ein 100er Puls. 😵 Für gewöhnlich liegt mein Blutdruck bei 125/75 und alle systolischen Werte unter 100 führen dazu, dass es mir schlecht geht. Werde also auch das morgen bei meiner Hebamme ansprechen. Ich kriege den Blutdruck mit den üblichen Tricks zwar meist relativ zügig wieder hochgedrückt, aber dieser unberechenbare Schwindel macht mir zu schaffen. Nervt!

Orgasmus, wo bist du?

Ja, vieles nervt gerade. Sexuell ist es auch schwierig, weil ich dank geschwollener Schleimhäute kaum noch zum Orgasmus komme – und wenn, dann oft in Verbindung mit Überreizung und Squirting, was ich beides doof finde. Ich weiß, ich hatte in der letzten Schwangerschaft auch so eine Phase, nur wann war die? Keine Ahnung. Mein Mann findet es schwierig, mich zu befriedigen, weil er sich nicht mehr richtig „zurechtfindet“ – und mir geht’s genauso. Reiterstellung geht auch nicht mehr, weil schmerzhaft am Muttermund (muss ich auch die Hebamme befragen, DAS Problem hatte ich in der letzten Schwangerschaft definitiv nicht!) und das alles ist irre frustrierend. Wir haben natürlich Sex, aber tatsächlich liegt der Fokus aktuell vor allem auf der Befriedigung meines Mannes, der zum Glück wie immer funktioniert. 😃 Man muss ja das Positive sehen!

Während ich also ächze und stöhne und mich auf das Ende der Schwangerschaft freue, ist aber trotzdem nicht alles schlecht. 😊 Die Leichtmatrosin schläft wieder etwas besser (was leider nicht für mich gilt 😏), was für eine allgemein bessere Stimmung zu Hause sorgt. Außerdem ist die Leichtmatrosin jetzt manchmal sehr schmusig, was mir natürlich besonders gefällt. 🥰

Ach ja, und gestern konnten wir die erste Fikapause auf der Terrasse genießen. 🤩🌞
 
32. SSW
Spiralnudel
Benutzer83901  (39) Planet-Liebe-Team
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  • #6
32. SSW – Houston, wir haben ein Problem*

Unser Problem? Der verfluchte Gebärmutterhals. :annoyed: Nach erneuten zwei Tagen mit mehr oder weniger unangenehmen Übungs- oder Vorwehen habe ich dann gestern doch im Krankenhaus angerufen und sollte nachmittags zur Kontrolle kommen. Nach 45 Minuten CTG (laaaangweilig!) und anschließender gynäkologischer Untersuchung wurde noch ein vaginaler Ultraschall durchgeführt, zu dem die Ärztin dann nach minutenlangem Rumstochern und Stirnrunzeln eine Kollegin hinzuzog. Gemeinsam sahen sie aufmerksam auf den Monitor, während sie meinen Gebärmutterhals schallten. Die ernsten Gesichter machten mich nervös. Am Ende stand der Befund: 25 Millimeter, grenzwertig, aber kein Trichter. Die hinzugezogene Kollegin empfahl etwas Schonung und erneute Kontrolle in einer Woche, die untersuchende Ärztin fand, ich sollte den Befund beim Termin mit meiner Hebamme am Freitag besprechen und beim Plazenta-Kontroll-US in einer Woche direkt auch noch einmal den Gebärmutterhals beurteilen lassen.

Sonderlich beunruhigend fand die Ärztin das jedenfalls nicht, da zweites Kind und keine Probleme bisher, aber aufmerksam solle ich natürlich sein und mich bei weiteren unangenehmen Übungswehen umgehend wieder melden.

Und so fuhr ich nach 90 Minuten wieder nach Hause, wo ich meinem Mann alles erzählte. Er hat mir jetzt Ausruhen verordnet, damit wir etwas Druck vom Muttermund nehmen können. Den spüre ich nämlich auch, meine Hebamme hatte aber bei der letzten Kontrolle in der 30. SSW nur abgewunken und das auf den Beckenboden geschoben. Jaja... 🤨

Jetzt warte ich jedenfalls ab bis Freitag, so lange bin ich auch krankgemeldet, und dann schauen wir weiter.

Die Kugel wächst jedenfalls. 🥰
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Schräger Wildfang – vertikal kann doch jeder 😉

Weniger lustig war das Herumdrücken auf dem Bauch, um die Größe der Gebärmutter und die Kindslage zu beurteilen. Der Astronaut ist ein kleiner Wildfang wie die Schwester und hat es sich ebenso schräg gemütlich gemacht. Der Kopf liegt irgendwo in der rechten Leiste, der Rücken zieht sich schräg nach links oben über meinen Bauch und die Füße werden wahlweise nach oben in die Rippen oder nach rechts in die Seite weggedrückt. 😬 Schön ist anders, aber ich hätte mir das ja denken können. 😅

Die kommenden Tage werde ich mit Lesen und Zocken verbringen, ganz einfach Sachen, die auf der Couch gehen. Es hilft ja nichts, sich den Kopf zu zerbrechen, auch wenn ich zugeben muss, dass es mir schwerfällt, nicht über den weiteren Verlauf der Schwangerschaft zu grübeln.


(*Als alter NASA-Fan ist mir übrigens bekannt, dass die Besatzung von Apollo 13 sich viel ungewisser ausdrückte: „Houston, there seems to be a problem...“)
 
35. SSW
Spiralnudel
Benutzer83901  (39) Planet-Liebe-Team
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  • #7
35. SSW – Probier‘s mal mit Gemütlichkeit

Also wenn ich etwas hasse, dann ist das, untätig auf der Couch oder im Bett rumzuliegen. Was genau das ist, was ich derzeit locker jeden Tag zu 70 Prozent tue. ✌️

Nach dem Theater mit dem Gebärmutterhals und einer anschließenden normalen Arbeitswoche ging es dann letzte Woche (34. SSW) mit teilweisem Verlust des Schleimpfropfes, mehr Druckgefühl und Übungswehen (oder sind das gar Senkwehen gewesen? 🤔) weiter und die Hebamme am Telefon des Krankenhauses verbannte mich direkt wieder in die Waagerechte. 🙄

Am WE wehte es fröhlich weiter (im Rücken!), mein Mann durfte also alle Kinder bespaßen und den Haushalt schmeißen, während ich wahlweise im Bett oder auf der Couch vor mich hin schimmelte, die Nase meistens in einem Buch. Schlafen konnte ich kaum. 😐

War irgendwie ungeil. Ungeil ist gerade alles. Ich darf ja nichts, schaffe nichts. Der Bauch wird ständig hart, ich bin müde, schlafe aber furchtbar schlecht. Alle zwei, drei Tage raffe ich mich zu etwas Yoga auf, damit mein Becken mich nicht in den Wahnsinn treibt. 🥴💀

Eigentlich habe ich noch 4 Wochen Arbeit vor mir und auch Bock drauf (!), aber ich habe viel zu viel Angst vor einer Frühgeburt, als dass ich da was riskiere. Vor Ostern habe ich aber Mitarbeitergespräch mit meinem Chef, das will ich trotzdem gern wahrnehmen – geht ja auch auf der Couch. 🙂

Sonst passiert gerade nichts. Ich beobachte meinen Körper. Der Astronaut strampelt fleißig und tritt mich zwischendurch ordentlich. Beim Kontroll-US in der 32. SSW sah alles super aus: Plazenta oben hinten, wo sie hingehört, Nabelschnur und Versorgung super (musste Luft anhalten 🤐😵), Astronaut offenbar ganz durchschnittlich schwer und groß (bis auf den Kopf, aber das kennen wir ja schon, ich quetsch auch 39 oder 40 cm raus, kein Ding! 😆😅😭). Hier der Astronautenschädel:

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Er hat da gerade geboxt und war wenig interessiert an einem netten Erinnerungsfoto. :nope:

Eis statt Sex und eine Nudel, die kugelt

Ich werde schauen, ob der Gebärmutterhals diese Woche noch einmal kontrolliert wird, am Donnerstag ist aber jedenfalls wieder Kontrolle bei meiner Hebamme, da werden wir neben der Kindslage auch schon einmal den Geburtsplan durchsprechen.

Bis zum Termin kugelt die Nudel so vor sich hin:

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Ob der Bauch tiefer sitzt? 🧐 Ich finde schon, bin aber unsicher. So, wie es manchmal in der Vagina pikst und sticht, muss der Astronaut schon abgetaucht sein. Da ich auch nur noch den kleinen Popo ertasten kann, schätze ich, dass wir die Startposition eingenommen haben.

Starten wollen wir aber noch lange nicht! Deshalb habe ich den Sex jetzt nach einem letzten Ausritt in der Vorwoche auch komplett durch Eis (Ben & Jerry‘s! 🤤🧡) ersetzt – zumindest bis zum Erreichen der 38. SSW. Danach darf der Mann mich gern wieder beglücken.

Und danach essen wir einfach noch mehr Eis. 😁
 
37. SSW
Spiralnudel
Benutzer83901  (39) Planet-Liebe-Team
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  • #8
37. SSW – Back to business oder so

Wochenlanges Schonen und Ausruhen fanden gestern ein Ende, als ich endlich mal wieder ins Home-Office zurückkehrte. Erst einmal wurde ich von rund 150 Mails in Outlook erschlagen. 🙈 Immerhin: Meine reguläre Vertretung hat meine Elternzeitvertretung bereits eingearbeitet und rapportierte, dass alles gut lief. Perfekt! 👌

Anschließend wurde ich vom Kalender erschlagen: 5 Meetings in 3 Tagen, muss das denn sein? 😭 Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, habe ich dann selbst noch ein Meeting mit meinen Vertretern angesetzt. Muss einfach sein, zwecks Übergabe. 🙄

Und dann kommt noch die nächste Woche, ehe mein Urlaub beginnt – der dann in die Elternzeit übergeht. Das Ziel ist nahe, aber alles ist jetzt so anstrengend, dass ich gefühlt im Schneckentempo arbeite. 😅

Ob ich aber nächste Woche noch arbeite, wird davon abhängen, wie es mir geht. Aktuell könnte ich kotzen. Nicht nur metaphorisch. 🙄

Alles nur Training, oder wie?

Hier ein Bild von heute Früh:

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Der Bauch „hängt“ jetzt sichtbar, aber der Kopf war bei der letzten Kontrolle bei der Hebamme noch abschiebbar. Nächste Woche (38. SSW) ist meine voraussichtlich letzte Kontrolle vor dem ET, falls nicht noch ein Termin in die 40. SSW gelegt wird. We‘ll see! 🧐

Seit ein paar Tagen plagt mich Durchfall, ich habe immer wieder Vorwehen, teils leicht schmerzhaft. So zum Beispiel am Sonntag, wo das Rumgewehe beim Kaffeetrinken bei der Ex meines Mannes begann und sich bis zum Abend zog. Oder heute! 😳 Satanskrämpfe seit der Mittagspause, die zum Glück etwas schwächer geworden sind, seit ich vorhin Feierabend gemacht und mich auf der Couch ausgestreckt habe. Weg sind die Wehen aber nicht, dafür unregelmäßig.

Ich weiß noch, dass das mit der Leichtmatrosin wochenlang so ging. 🙄 Damals war ich ständig auf dem Sprung, glaubte, jetzt wäre es endlich so weit.

Jetzt zucke ich lediglich mit den Schultern. In wenigen Tagen bin ich auf 37+0 und da ist der Astronaut dann so oder so fertig. Ich tippe aktuell übrigens darauf, dass er in der 40. SSW kommt. Ist nur so eine Vermutung. 🤷🏻‍♀️

Wir lassen uns einfach überraschen. Wir haben mit der Ex meines Mannes eine liebe und kompetente Babysitterin, alles Wichtige ist fertig (nur die Wickelkommode im Schlafzimmer muss ich noch fertig herrichten; Mini-Windeln 🤩 für den kleinen Astronauten-Popo liegen schon bereit) und ich fühle mich definitiv rund genug zum Kalben. 😉
 
Zuletzt bearbeitet:
39. SSW
Spiralnudel
Benutzer83901  (39) Planet-Liebe-Team
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  • #9
39. SSW – Alles bereit für den Landeanflug?!

Da ist sie, die 39. SSW, und mein kleiner Astronaut fliegt weiter herum. Heute bricht meine letzte Arbeitswoche an, ab Freitag habe ich Urlaub. Erkältungsbedingt lasse ich es ruhig angehen.

Mittlerweile bin ich WIRKLICH rund. 😃

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Bei der Kontrolle letzte Woche war alles gut, der Kopf liegt fest im Becken und ist nicht mehr abschiebbar. Der Astronaut ist munter und aktiv wie die Schwester und tritt mich bisweilen richtig „schön“ schmerzhaft. 😨😜 Nächste Kontrolle ist in der 41. SSW an 40+1, da bekomme ich dann auch eine Eipollösung (habe extra gefragt). Die hat zwar bei der Leichtmatrosin damals nicht geholfen, aber haben möchte ich sie trotzdem! 🙂

Sonst ist alles so weit bereit für die Landung, sowohl zu Hause als auch (fast) in meinem Körper. Viele Vorwehen und Krämpfe, ein kleiner Kopf, der immer wieder auf meinen Muttermund drückt und damit herrliches Piksen, Ziehen oder Brennen auslöst. Hach, Spätschwangerschaft, ich liebe dich! 😂

Becken, Beckenboden und Bier

Wie das so ist am Ende der Schwangerschaft, macht Relaxin (nicht nur) den Beckenboden weich.
Husten und Spätschwangerschaft sind daher KEINE gute Kombination! 🙄 Zum Glück huste ich nur noch gelegentlich und kann oft das Schlimmste verhindern, dennoch landen immer häufiger Tröpfchen in der Slipeinlage – noch schlimmer ist es nur beim Niesen, wenn es mich ganz unvorbereitet trifft. 🤦🏻‍♀️ Kenne ich noch vom letzten Mal, wird auch wieder besser.

Leider verstärkt die Auflockerung der Muskulatur auch wieder die Beckenschmerzen. Ich kämpfe dagegen weiter mit Yoga an, muss aber einräumen, dass mir Yoga zunehmend schwerer fällt und auch nicht mehr sonderlich elegant aussieht 🙊😂:

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Aber: Aufgeben ist nicht! 👊
Training ist gut und wichtig, ich passe es einfach meiner jeweiligen Leistungsfähigkeit an. Und dazwischen genieße ich nun noch regelmäßig meinen Mann 😋😴, auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich vor allem auf den Sex NACH der Geburt freue, wenn ich nicht mehr so eingeschränkt bin. 😁

Aber wo ich gerade beim Thema Genießen bin: Mein Mann hat mir die Tage vom Einkaufen eine kleine Auswahl alkoholfreier Biere mitgebracht, um mit ihm am 30. April die Valpurgisnacht feiern zu können. 😍 Sagte ich schon, dass mein Mann der Beste ist?
 
40. SSW
Spiralnudel
Benutzer83901  (39) Planet-Liebe-Team
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  • #10
40. SSW – Am Ende der Raumfahrt

Für morgen ist die Landung des Astronauten berechnet, zumindest das korrigierte Datum. Die Rundreise im Gebärmutterraumschiff geht langsam auf ihr Ende zu und wir warten (mehr oder weniger) geduldig. 😊 Eins stett fest: Ja, beim zweiten Mal ist man entspannter. Da ich bereits am Mittwoch einen Termin zur Kontrolle mit gewünschter Eipollösung habe, bin ich tatsächlich sehr entspannt.

Dazu bin ich jetzt ECHT rund und ECHT reif für die Geburt 😅:

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Yoga mache ich trotzdem noch jeden zweiten oder dritten Tag und etwa ebenso häufig haben mein Mann und ich Sex, es ist also wie am Ende der letzten Schwangerschaft: anstrengend, aber keineswegs unmotiviert oder lustlos. 😌

Trubel und Traubenzucker

So ganz ohne Trubel verging die Woche dann doch nicht: Am Montag war mein Blutdruck zu Hause mit 150/110 😨 katastrophal hoch und weil ich mich nach dem Messen zunächst nicht adäquat beruhigen konnte, rief ich im Krankenhaus an. Am Dienstag sollte ich nachmittags zur Kontrolle in die Frauenklinik, aber es sollte anders kommen.

Kurzfassung: Kaum Bewegung im Bauch seit Montagabend, also Dienstagmorgen in die Frauenklinik zur Kontrolle von Blutdruck, Blut, Urin und Astronaut. Alle Werte waren zum Glück in Ordnung.

Beim CTG hat der Astronaut allerdings geschlafen. Daraufhin musste ich Traubenzucker essen 🤢, der kurz darauf ordentlich Leben in die Raumkapsel gebracht hat. 😄

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Nachmittags musste ich dann noch zum Ultraschall antreten, bei dem sich zeigte, dass die Plazenta gut arbeitet und der Astronaut sehr gut versorgt ist – und vermutlich ein kleiner Riese mit Dickschädel. Not. Again! 🙈😂 Gut, kenne ich ja schon von der Leichtmatrosin, wird schon schiefgehen.

Ebenfalls gut: Der Kopf lag schon so tief im Becken (ich weiß, Lightning...), dass er schwierig zu schallen war. Perfekt! 🙌

Letzter Rapport vor der Landung

Ich habe beschlossen, den Rapport mit diesem Beitrag abzuschließen und später den Geburtsbericht als Anhang einzufügen. Es wird jetzt nicht mehr viel passieren.

Ich habe mittlerweile zum Teil schmerzhafte Vorwehen, die mich zum Innehalten und Atmen zwingen. Ich entdecke – wie auch bei der Leichtmatrosin in den Tagen vor der Geburt – regelmäßig Schleimklumpen, der Schleimpfropf löst sich langsam auf. Wann es so weit ist, wissen wir nicht, aber ich freue mich schon sehr auf den kleinen Mann, auf meinen kleinen Astronauten! 💚
 
3 Monate Postpartum
Spiralnudel
Benutzer83901  (39) Planet-Liebe-Team
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  • #11
3 Monate nach der Landung

Ja, ganze drei Monate (minus drei Tage) ist mein kleiner Astronaut mittlerweile alt, unglaublich, wie die Zeit vergeht. Zum Abschluss noch der (überarbeitete und korrigierte) Geburtsbericht, eine echt rasante Landung, die nur 2 Stunden und 50 Minuten dauerte. 😮

Ein Astronaut kommt blitzschnell auf die Welt

Dieses Bild knipse ich am 16. Mai um 1:11 Uhr. Es ist das letzte Bild mit Kugel.
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39 Minuten später ist der Astronaut geboren.


Es ist der 15. Mai, fünf Tage nach meinem Entbindungstermin, ein Samstagabend. Wir wollen einen langen Tag mit zweistündigem Familienausflug in den Wald (so viele Schnecken!), gemeinsamem Musizieren, Haarefärben und ausgiebiger Dusche entspannt auf der Couch ausklingen lassen. Der kleine R hingegen macht Randale, schraubt seinen Kopf in meine Blase und erzeugt einen schmerzhaften Druck nach unten. Ich komme nur schwer zur Ruhe und schlafe schließlich gegen 21 Uhr an meinen Mann gekuschelt ein, während im Hintergrund Family Guy läuft.

Um 22:30 Uhr schrecke ich hoch, mein Mann schläft neben mir. Ich habe undefinierbare Bauchschmerzen, muss dringend auf die Toilette. Mein Mann schleppt sich müde nach oben, um dort weiterzuschlafen. Ich quäle mich von der Couch und gehe auf die Toilette, wo ich gefühlt eine Stunde pinkle. Als ich mich schwerfällig erheben will, erfasst mich eine Welle von Schmerz tief in meinem Bauch, deren Intensität rasch zunimmt, ehe sie verebbt. Ich bleibe erst einmal sitzen. Schließlich stehe ich auf leicht wackeligen Beinen im Badezimmer und stütze mich aufs Waschbecken. Es ist 22:58 Uhr. Ich starte meinen Wehentracker und erfasse die nächste Wehe.

Eine halbe Stunde später sitze ich schwitzend auf dem Gymnastikball. Mein Versuch, die Wehen mit einer Wärmekompresse auf dem Bauch auf der Couch zu veratmen, ist kläglich gescheitert, ich muss mich einfach bewegen. Leise und ruhig atmen, tief in die Wehe eintauchen. Klappt nur unter größter mentaler Anstrengung, wenn ich ehrlich bin. Um 23:30 Uhr wecke ich meinen Mann, der seine Ex – unser Babysitter – anruft. Ich rufe nach der nächsten Wehe im Krankenhaus an und erkläre, dass ich starke Wehen im 5-Minuten-Abstand habe. Ob sie auszuhalten seien, werde ich gefragt. Ich muss fast lachen. Oder soll ich weinen? Ja, ich kann die schon aushalten, aber es ist das zweite Kind und bei der letzten Kontrolle drei Tage zuvor stand der Muttermund schon auf 3-4 cm. Ich solle kommen, heißt es daraufhin, aber gern noch einmal durchrufen, bevor wir losfahren.

Um 23:40 Uhr kommt die Ex meines Mannes, M. Sie veratmet mit mir die nächsten zwei, drei Wehen, während mein Mann die letzten Sachen packt und ein Bett für M bezieht. Ich weiß nicht, wer von uns am aufgeregtesten ist, tippe aber auf M, die mir während der Wehen mit großem Mitgefühl Hilfe angeboten hat („Soll ich dich massieren? Den Rücken streicheln? Oder willst du lieber nicht angefasst werden?“). Echt süß, das muss ich schon sagen. Schließlich gehen wir noch ein paar letzte Fragen durch, dann holt mein Mann das Auto. Zu diesem Zeitpunkt kommen die Wehen in 3-Minuten-Intervallen und mein Mann wird ungeduldig. Wir laufen zum Auto.

Mein Mann fährt schnell, zu schnell. Er ist vom schnellen Verlauf gestresst. Ich rede noch ganz normal, so ganz habe ich das wohl noch nicht verstanden, dass ich mit Wehen auf dem Weg ins Krankenhaus bin. Die Straßen sind leer, es regnet. Ich veratme zwei Wehen im Auto, die dritte draußen im Regen vor dem Krankenhaus, die Hände auf die Oberschenkel gestemmt. Eine Krankenschwester steckt den Kopf aus einer geöffneten Seitentür und fragt, ob ich einen Rollstuhl benötige. Ich schüttele den Kopf, dann klingeln wir bei der Entbindungsstation – keine Antwort. Mein Mann klingelt bei der Neo, wo sich endlich jemand meldet und uns bittet, stattdessen bei der Entbindungsstation zu klingeln. Haha. Mein Mann sieht leicht verzweifelt aus. Zum Glück kommt kurz darauf eine Ärztin zur Tür, sodass wir endlich ins Trockene kommen. Kurz darauf steigen wir in den Fahrstuhl. Es ist fast wie beim letzten Mal. Im Fahrstuhl kommt eine Wehe, anschließend werden wir auf Station geschleust, wo wir dank Pandemie unsere Hände desinfizieren und eine Maske aufsetzen müssen. Noch eine Wehe.

Schwester Katharina begleitet uns zu Zimmer 9, neben der Tür hängt ein Schild mit einem Apfel. Mein Mann drückt ihr meinen Ausweis und unseren Geburtsplan in die Hand, während ich Schuhe und Jacke ausziehe und mich mit Hebamme Sofia bekannt mache, die uns gefolgt ist. Sowohl Katharina als auch Sofia tragen Schutzausrüstung. Ich werde ans mobile CTG angeschlossen und setze mich aufs Bett, um mich untersuchen zu lassen. Das Ergebnis: Gebärmutterhals verstrichen, Muttermund bei 7 cm, Fruchtblase vorgewölbt. Katharina holt Saft und Wasser und einen Bluetooth-Lautsprecher. Es ist mittlerweile 0:30 Uhr. Ich ziehe auf den Gymnastikball um. Dort bekomme ich einen Zugang gelegt und es wird zwischen zwei Wehen ein Coronatest gemacht. Auch mein Mann wird getestet.

Ich werde gefragt, ob ich Wünsche zur Schmerzlinderung hätte. Vielleicht ein bisschen Lachgas, aber erst später, sage ich. Vorerst würde es so gehen. Zumindest rede ich mir das tapfer ein. Mein Mann parkt das Auto um, während ich Sofia kurz über den Verlauf des Abends informiere. Als mein Mann zurückkommt, lassen die Frauen uns allein. Ich darf die Maske abnehmen, mein Mann nicht. Er startet die Playlist, die ich vorbereitet habe, und wir arbeiten uns durch die Wehen. Die Schmerzen sind stark, ich lehne mich fast schon IN meinen Mann oder lasse mich mit starkem Druck von ihm massieren, während ich auf dem Gymnastikball das Becken rolle und anfange mit tiefer Stimme zu tönen. Mein Mann muss mich immer wieder daran erinnern, zu entspannen und ruhig zu atmen, und drückt bestimmt meine Schultern nach unten, die mir in die Ohren zu rutschen drohen.

Die Musik höre ich nur phasenweise, zu sehr beschäftigen mich die Wehen, die mich mit intensivem Schmerz überrollen. Mit jeder Wehe scheint der Schmerz im Bauch tiefer zu wandern, dem Becken entgegen, und die Abstände werden immer kürzer. Ich werde nervös, fürchte, dass die vielen Wehen ein Zeichen für Probleme sind. Zwischendurch fummele ich am CTG herum und versuche die Lage zu justieren, weil das dumme Ding meinen Puls misst und nicht den Herzschlag des Kleinen. Es ist schon interessant, was Menschen so einfällt, wenn sie extremen Empfindungen ausgesetzt sind.

Nach 45 schweißtreibenden Minuten auf dem Gymnastikball muss ich dringend auf die Toilette. Erst drückt die Blase, dann überfährt mich eine gewaltige Wehe, die mir fast den Atem raubt und mir Tränen in die Augen treibt. Mehr Gefummel am CTG, das meinen Puls misst, doofes Ding. Mein Mann unterstützt mich durch die Tür, erinnert mich an unser Mantra. Die Wehe reizt scheinbar meinen Darm, ich bekomme Durchfall. Dieser wiederum löst eine weitere Wehe aus – oder zumindest glaube ich das. Irgendwie will ich weiter drücken, aber ich traue mich nicht. Was ist das denn jetzt? Mir wird vor lauter Schmerz fast übel, mein Mann fragt, ob er mir helfen soll, aber ich lehne die Hilfe ab. Ich habe es eilig, zurück auf den Ball zu kommen, weil die nächste Wehe schon im Anmarsch ist. Kaum sitze ich, geht es los, ein immenser Schmerz und Druck überrollt mich. Ich habe Schwierigkeiten, die Wehe zu veratmen oder zu vertönen, am liebsten will ich schreien. Es fühlt sich an, als wolle der kleine Kopf sich herausdrücken. Mein Mann versucht mir zu helfen, ich brülle ihn fast schon an: „Ich weiß nicht, was ich machen soll!“ Es ist 1:30 Uhr.

Mit der nächsten Wehe kommt ein irrer Pressdrang. Ich unterdrücke ihn tapfer, aber es ist schwer. Ich sage das meinem Mann, der mich fragend ansieht. „Sollen wir klingeln?“, frage ich etwas dümmlich. Mein Mann wirft sich förmlich auf den Klingelknopf, der vor mir auf dem Bett liegt. Kurz darauf kommen Sofia und Katharina ins Zimmer und mein Mann informiert die beiden über den Pressdrang. Mir ist übel, mein Mann holt einen Beutel und ich bekomme einen kalten Lappen, den ich mir auf die Stirn klatsche. Brechen muss ich allerdings dann doch nicht.
Stattdessen soll ich schnell aufs Bett für eine Untersuchung. Ich knie mich hin und veratme eine weitere Wehe mit Pressdrang. So anstrengend! Sofia weiß, dass ich auf den Knien gebären will, möchte aber erst den Muttermund begutachten. Ich sitzliege halb auf der linken Seite, halb auf dem Rücken, und veratme zitternd eine weitere Wehe, deren Gewalt mich fast zerreißt. Die nächste Wehe kommt so schnell, dass ich aufschreie. Sofia bittet mich zu veratmen, das sei sicherlich nur die Fruchtblase, die diesen extremen Druck erzeuge. Ich brülle kopfschüttelnd: „Kann nicht, ich MUSS pressen!“ Sofia gibt nach, drückt meine Beine weiter auseinander, sagt: „Dann mach! Hör auf deinen Körper!“ Ich gebe mich dem Pressdrang hin und pfeife auf unser Mantra. Ich röhre wie ein wütender Elch (sagt mein Mann später). Dann atme ich, atme, atme, und Sofia kontrolliert den Muttermund: vollständig geöffnet.

Ich will mich umdrehen und wieder auf die Knie stellen, aber ich schaffe es nicht mehr. Die nächste Wehe donnert herein und der wütende Elch ist zurück. Ich kralle meine rechte Hand in das aufgestellte Kopfteil des Bettes und ziehe mich daran hoch, während ich meinen Körper einfach machen lasse. Ich höre ein POFF und sehe aus dem Augenwinkel, wie das Bettlaken unter meinem linken Bein nass wird. Mein Mann, der an der rechten Bettseite steht, sagt später, dass das Fruchtwasser wie eine Sektfontäne herausspritzt, was er cool findet. Mir wird mitgeteilt, dass die Fruchtblase geplatzt ist. Ich bin zwar gedanklich völlig hinüber, aber DAS war nicht zu überhören. Es ist 1:45 Uhr.

Die Lage eskaliert. Die nächste Presswehe rollt heran und ich brülle, aber immerhin mit tiefer Stimme. Es wird hektisch. Sofia presst ihre Finger in mich und ruft Katharina zu, dass sie warme Handtücher braucht, und zwar SOFORT. Mein Mann packt auf Sofias Kommando mein rechtes Knie und zieht es an seine Brust. Dann höre ich Sofia wieder: „Hier ist der Kopf! Atme ihn heraus, wenn du kannst, folge deinem Körper!“ Und mein Mann sagt wie aus weiter Ferne: „Mund zu, durch die Nase!“ Ich schließe den Mund und atme aus. Der Druck ist enorm, aber das berühmte Brennen, der Ring of Fire bleibt aus. Katharinas Gesicht taucht auf, etwas Warmes wird gegen meinen Damm gedrückt. Ich wiederhole die Prozedur. Ausatmen, mit Druck. Schmerz. So viel Schmerz. Pause. Sofias Stimme, an meinen Mann gerichtet: „Schau, da ist der Kopf!“ Was für ein Kopf? Ich höre einen Schrei, kann ihn nicht zuordnen. Meine Gedanken kreisen, finden keinen Halt. „Jetzt nochmal!“ ruft Sofia und ich lasse meinen Körper übernehmen und verliere mich im Pressdrang. Existiere ich noch?

„Hier, nimm dein Baby!“ Sofia. Ich öffne die Augen, verstehe nichts. Welches Baby? Mein Mann: „Los, komm, nimm ihn!“ Mir wird ein blutiger glitschiger kleiner Körper angereicht – unser Sohn! Er schreit kurz, ich drehe mich auf den Rücken, dann liegt er auf meinem Bauch – viel weiter reicht die Nabelschnur nicht. Ich betrachte ihn fassungslos, fasziniert. Wo ist der denn jetzt so plötzlich hergekommen? Es ist 1:50 Uhr. Ich starre Sofia und Katharina an, meinen Mann. Mein Kopf ist leer. Ich küsse mein Baby, ich lache. Mein Mann lacht und weint, er küsst mich und sagt: „Du bist irre, du bist einfach großartig!“ Sofia stimmt mit ein: „Das hast du richtig gut gemacht!“ Ich nicke, staunend, verwirrt, weiß nicht, was ich denken soll. Oder sagen. Also bedanke ich mich einfach bei allen Beteiligten für die gute Arbeit. Mein Mann lacht. Dann kuscheln wir, bis die Nabelschnur aufhört zu pulsieren und mein Mann sie durchschneiden kann. Das filmt er. Im Video sage ich: „Ich fasse das noch gar nicht!“

Wir erfahren, dass wir Covid-negativ sind, mein Mann nimmt seine Maske ab, die Frauen entledigen sich ihrer Schutzkleidung. Um 2:06 Uhr kommt die Plazenta. Wir schauen sie uns an und Sofia zeigt uns ein paar Details. Auch das filmt mein Mann. Wo wir es schon nicht geschafft haben, unter der Geburt zu filmen. Von zwei, drei Selfies und Instagram-Storys abgesehen gibt es dieses Mal kein Bildmaterial. Dafür habe ich meinen Mann zu sehr gebraucht.

Während ich den kleinen R anlege, begutachtet Sofia meine Verletzungen. Einmal alles, bitte! Nein, so schlimm ist es nicht, aber die alten Verletzungen sind wieder aufgerissen und zusätzlich gibt es noch einen Dammriss zweiten Grades. Wie sagt man so schön? I couldn’t care less. Sofia näht sorgfältig, das gefällt mir. Nähen ist trotzdem ätzend. Es folgt der Lakenwechsel mit Riesenbinde und Netzschlüpfer, dann werden wir allein gelassen.

Etwas später bringt Katharina uns die Willkommensfika mit belegten Broten, kaltem Kakao und Cider. Essen, yes! Als ich meine zweite Brotscheibe in Angriff nehme, passiert etwas. Ich fange an zu zittern, immer stärker, am ganzen Körper, mir fällt das Atmen und Sprechen schwer und meine Finger piksen und kribbeln. Mein Mann versucht mich zu beruhigen und klingelt dann. Sofia kommt schnell. Mein Mann erklärt die Lage, er hält unseren Kleinen mit fest. Sofia verschwindet kurz und kommt mit einer großen warmen grauen Decke zurück, die sie über mir ausbreitet. Dann streichelt sie meine Schulter und versichert mir, dass alles in Ordnung ist, und dass bei so schnellen Geburten die hormonelle Umstellung zu solchen Schockzuständen führen kann.

Der Spuk ist nach etwa zehn Minuten vorbei. Ich esse mein Brot auf und streichle unseren Sohn. Es ist 3 Uhr. Erstmal duschen. Was für eine Nacht...

Nachwort zum Thema überstürzte Geburt

Eine Geburt, die weniger als drei Stunden dauert, wird auch als überstürzte Geburt bezeichnet. Eine sehr schnelle Geburt kann als traumatisch erlebt werden oder zumindest Spuren hinterlassen. Ich habe nach der Geburt mit zwei Hebammen gesprochen, was mir sehr geholfen hat. Durch den schnellen Verlauf konnte ich nur schwer unsere bereits erprobte Geburtsmethode anwenden. Ich hatte vor allem hinterher länger das Gefühl, als ob mein Körper meinen Kopf überfahren hätte – mein Gehirn kam einfach nicht hinterher. Das ist nicht ungewöhnlich und ich bin auch immer noch etwas verblüfft darüber, wie schnell alles ging. Mittlerweile geht es mir aber gut und ich habe den Verlauf als positiv in Erinnerung – wofür ich vor allem meinem Mann und der tollen Hebamme dankbar bin. ❤️

Das Merkwürdigste war der Schock, den ich erlitten habe – der erste meines Lebens. Darüber sprechen mein Mann und ich immer wieder mal, da das für uns beide ein krasser Moment war.

Und nun erfreuen wir uns an unserem kleinen Astronauten, meinem Zweitgeborenen und dem vierten Kind meines Mannes. 🥰
 
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