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Ich lerne seine Eltern kennen

C
Benutzer157234  (36) Meistens hier zu finden
  • #1
Ihr Lieben,
eine meiner Baustellen ist es nachwievor, mich anderen gegenüber wirklich zu öffnen bzw. Nähe zuzulassen. Nun gibts einen aktuellen Anlass, wo das wieder zum Problem wird und mich emotional ziemlich stresst. Nach nun fast 6 Monaten soll ich in 2 Wochen die Familie (Eltern, Schwester + kompletter Anhang, Eltern des Patenkindes etc) meines Freundes kennenlernen. Er hat das schon früh gepusht und ich habe mich früh und anhaltend dagegen gewehrt. Eigentlich wäre es Ostern schon zu einem Zusammentreffen mit seiner Schwester gekommen, wenn nicht für mich glückliche Umstände das verhindert hätten.

Mein Freund hat eine sehr enge Bindung zu seiner Familie und ihm ist das einfach sehr wichtig, dass man sich kennenlernt und Teil der Familie wird. Auch seine Schwester und Mutter pushen das wohl sehr. Die Familie meines Freundes wohnt gute 10 Stunden weg. Dass die Familie so weit weg wohnt ist der Grund, warum wir direkt 4 Tage hinfahren und eben auch im Elternhaus übernachten.

Ehrlich gesagt rollen sich mir beim bloßen Gedanken die Fußnägel hoch und ich habe eine richtige innere Abwehrhaltung. Ich bin generell kein wirklicher Familienmensch, kein Herdentier, weil ich das auch nie hatte und meine Kindheit dahingehend auch nicht gerade unkompliziert war. Zudem tue ich mich mit vielen fremden Menschen auf einem Haufen sehr schwer, werde schwer mit Fremden warm, was dazu führt, dass mich fremde Menschen meistens nicht mögen. Ich bin schlecht im Smalltalk und wenn ich nichts zu sagen habe, sage ich gar nichts. Das kommt nie gut an. Ich habe auch überhaupt nicht das Bedürfnis, Teil einer größeren familiären Verbindung zu sein, weil ich mir da nichts draus mache. Meinem Freund ist das aber sehr wichtig, also muss ich da nun durch. Diese innere Abwehrhaltung mich in die Familie des Partners einzufügen, ist ein alter Hut bei mir und war für mich bislang in jeder Beziehung problematisch. Zu meiner Verteidigung kann man sagen, dass aber auch die Familien nicht total unkompliziert waren. Von Schizophrenie, über sehr religiöse Muslime, bis hin zu rechter Gesinnung war bislang alles dabei. Lediglich die Zeugen Jehovas habe ich ausgelassen, weil mein damaliger Partner als Aussteiger keinen Kontakt zu der Familie hatte. Es gab zwischen mir und den Familien aber nie größere Schwierigkeiten, es war lediglich immer psychisch überaus anstrengend für mich, diese Besuche auszuhalten.

Das Kennenlernen mit den Freunden meines Partner verlief bislang einigermaßen problemlos, weil das meistens maximal zwei neue Menschen auf einmal waren. Mit etwas Anlaufschwierigkeiten komme ich damit meistens klar. Aber so im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, ausgefragt zu werden und zu merken, dass man gerade nicht die gewünschten Antworten liefern kann (ich bin nicht behütet und rosig aufgewachsen, ich komme aus keiner intakten Familie, ich bin nicht das liebe, brave Mädchen von nebenan, ich habe kontroverse Hobbies, ich bin Scheidungskind und meine Mutter ist alleinerziehend und war viel arbeiten, hier im Osten nicht so ungewöhnlich und ich bin auch stolz, dass sie das gepackt hat), nimmt mich ziemlich mit. Die Schwester meines Freundes redet andauernd davon, wie sehr sie sich freut mich ENDLICH kennenzulernen. Das ist sicher total lieb, löst in mir aber einfach nur immensen Druck aus. Ich bin nicht aufgeregt, ich freue mich nicht auf den Besuch, ich hoffe einfach, dass es schnell vorbei ist. Ich habe einfach Angst, dass ich mich in dieser Familie nicht einfinden kann, dass man mich nicht mag, dass ich den Ansprüchen nicht genüge, dass mir die Energie fehlt, um mich diese 4 Tage als tolle Schwiegertochter zu präsentieren. Ich bin erst die zweite Frau, die in die Familie eingeführt wird, weil mein Freund generell wenig Frauenkontakte hatte und sehr lange Single war. Noch mehr Druck. Ich bin quasi die "Gott sei Dank hat der Junge noch die Kurve gekriegt"-Freundin.

Mein Freund versucht sein Bestes, um mir beizustehen. Er sagt mir dauernd, dass ich mich jederzeit rausziehen könne, dass ich mir jederzeit vor Ort Zeit für mich nehmen kann, dass ich es einfach sagen soll, wenn es mir zu viel wird, dass das alles sicher ganz easy wird, seine Eltern so nett sind und sich sehr auf mich freuen. Das dringt leider nicht zu mir durch. Auch weil ich bislang immer die Erfahrung gemacht habe, dass es eben nicht okay ist, wenn man mal sagt: "Ich brauche mal 3 Stunden einfach Zeit für mich". Er kann da auch aktuell nicht mehr tun, ich muss das irgendwie selbst auf die Kette kriegen. Ich weiß nur eben nicht wie. Es gibt auch keinen rationalen Grund, Angst vor seiner Familie zu haben. Eine Bilderbuch-Akademiker-Familie mit zwei Kindern, die beide eine glückliche Kindheit mit Biomarkt hatten und Eigenheim.

Ich versuche das Ganze irgendwie einfach auf mich zukommen zu lassen. Aber ich bin innerlich enorm angespannt und es wirkt sich sehr auf meine Laune aus. So war das letzte Wochenende mit meinem Freund recht durchwachsen, weil ich mich einfach die ganze Zeit nicht gut gefühlt habe. Ich war einfach richtig mies drauf. Das ist eines meiner Muster. Wenn mich bevorstehende soziale Situationen sehr stressen oder überfordern, fang ich schon 2-3 Wochen vorher an, dass es mir psychisch mies geht, das kann auch mal in eine stärkere depressive Verstimmung abdriften, was gerade der Fall werden könnte. Es wirkt sich nun gerade auch auf meine Gefühle für meinen Freund aus, ich will ihn derzeit gar nicht richtig sehen, weil ich dann sofort an den Besuch denke. Übertrieben, natürlich. Ist aber das Muster, was ich erkannt habe. Ich weiß selbst, dass das bescheuert ist :smile:

Was mache ich jetzt? Besuch absagen kommt nicht in Frage und würde das Problem ja nur aufschieben. Mit meinem Freund zu reden, finde ich sinnlos, weil er ja bereits weiß, dass ich Schiss habe, sich sehr um mich bemüht und es nichts gibt, was er machen könnte. Ich muss das also irgendwie selbst regeln und will da mein Problem nicht zu seinem machen. Ich weiß nur gerade nicht wie. Hat jemand vielleicht paar Skills übrig? Gedankenanstöße? Bisschen Mitleid tuts vielleicht auch :grin: Nein, das war ein Spaß :smile:
 
Mark11
Benutzer106548  Team-Alumni
  • #2
Erst einmal ein :knuddel:! (ist natürlich nur Spaß!)

Es ist seine Familie. Also niemand, der Dich wirklich in Deinem Leben gefährdet. So wie z.B. Firma/Chef/Kollegen. Daher halten sich mögliche negativen Folgen in Grenzen, wenn Du mit komplett offenen Karten spielst. Und zwar der gesamten Familie gegenüber. Was natürlich bedeutet, dass Dein Freund das jetzt noch seiner Familie erzählen muss.
Aber auf der Basis kannst Du Deinen Aufenthalt auf z.B. nur einen Tag beschränken u/o Dir ein Hotelzimmer nehmen.
Der Familie ist dann nämlich bekannt, warum Du (erst einmal) Distanz suchst und dass es kein persönlicher Affront von Deiner Seite ist.
Es können nun 2 Sachen passieren:
- sie verstehen es und ordnen es richtig ein. Dann weißt Du, dass Du Dich wegen ihnen keinem so großen Druck mehr aussetzen musst und das weitere Kennenlernen in Deinem Tempo vonstatten gehen kann
- sie verstehen es nicht. Dann weißt Du, dass Du ohnehin dauerhaft ein Problem mit der Situation und ihnen haben wirst. Dann kannst Du aber anders mit Deinem Freund darüber reden und ihr könnt anders eine Lösung suchen, weil das Problem spezifischer als jetzt geworden ist
 
Stonic
Benutzer13901  (48) Grillkünstler
  • #3
Ich kann das etwas nachvollziehen. Ging mir bei meinem ersten kennen lernen der Eltern meiner Frau genauso war auch notgedrungen gleich mit Übernachtung. Die ganze Fahrt dahin war ich am grübeln wie sie mich aufnehmen, ob sie wohl denken was ich mit ihrer Tochter will (Altersunterschied, ich schon mit 1 Kind getrenntlebend) und war kurz davor umzudrehen.
Ich hatteGlück das ich einfach nur superlieb aufgenommen wurde und mir ein tolles Gefühl vermittelt wurde. Vieleicht geht es dir auch so. Oft denkt man einfach Zuviel.
Vieleicht hilft es auch den Besuch etwas zu strukturieren damit du nicht gleich die geballte Ladung abbekommst also erster Abend nur seine Eltern und am zweiten den Rest.
Ansonsten sprich darüber mit deinem Freund damit er seine Familie vorbereitet das du mal Pausen brauchst und das nichts mit Unhöflichkeit zu tun hat
 
C
Benutzer157234  (36) Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #4
Daher halten sich mögliche negativen Folgen in Grenzen, wenn Du mit komplett offenen Karten spielst. Und zwar der gesamten Familie gegenüber. Was natürlich bedeutet, dass Dein Freund das jetzt noch seiner Familie erzählen muss.

Wie meinst du das genau? Also was genau sollte ich erklären? Normalerweise verstehen es Menschen nicht, dass einem soziale Interaktionen zu viel sein können, obwohl man die Leute nicht kacke findet. Bislang ist es mir immer passiert, dass die Menschen das persönlich genommen haben, egal, wie sehr ich es erklärt habe. Ist mir erst kürzlich bei meiner Reisegruppe wieder passiert. Da hatte ich auch von Anfang an gesagt, dass ich kein Gruppenmensch bin, gerne für mich bin und auch Zeit für mich brauche. Reaktion: "Überleg dir mal, wie sich andere fühlen, wenn du dich so benimmst". Das ist ne recht typische Reaktion. Vielleicht erkläre ich es auch schlecht. Wahrscheinlich, schließlich bin ich ja hier die einzige Konstante :frown:

Vieleicht hilft es auch den Besuch etwas zu strukturieren damit du nicht gleich die geballte Ladung abbekommst also erster Abend nur seine Eltern und am zweiten den Rest.

Das versucht mein Freund bereits. Es wird so sein, dass wir die Nacht durchfahren und dann morgens beim Ankommen direkt von den Eltern abgeholt werden... Ich steige also also 10 Stunden Nachtfahrt aus dem Bus und muss direkt On sein und funktionieren. Das Ding ist natürlich, dass das recht viele (für mich viele) Menschen sind, die mein Freund aber natürlich alle sehen will. So kommen die vll nicht alle auf einmal (Nur Schwester + Mann + Kinder und Eltern), aber es ist schon ein volles Programm an Begegnungen, die man abarbeitet, weil die zeit auch einfach knapp ist. Ich wüsste auch nicht, wie man das anders machen könnte, ohne ein Treffen auszulassen oder irgendwo nicht mitzugehen.

Ich bin leider auch sehr schlecht im Lügen und darin, meine Gefühle zu verbergen. Man merkt es mir einfach immer an. Noch findet mein Freund das toll, dass ich im Grunde unfähig bin, zu lügen. Wird sich dann sicher ändern :grin: Was ich zum Beispiel mit am meisten an mir hasse ist, dass sich emotionaler Druck bei mir sehr oft durch Weinen entlädt. Ich bin dann nicht traurig, mir gehts nicht superschlecht, aber Weinen funktioniert bei mir, wie bei anderen Sportmachen. Nur dass ich das eben nicht kontrollieren kann, ist wie ein Reflex. Das wirkt dann immer als wolle ich Drama machen, was nicht der Fall ist. Ich kann es nicht kontrollieren, ist wie zittern.
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • #5
Ich glaub, viel anderes tun als Augen zu und durch kannst du nicht. Ich kenn das Gefühl und drücke mich auch vor solchen Begegnungen (auch aufgrund schlechter Erfahrungen), aber am Ende weiß man nie, wie's laufen wird. Die Familie deines Freundes ist Teil von ihm. Ich denke, wenn du die Perspektive bisschen änderst und mit Neugier an die Sache rangehst, nimmst du dir selbst Druck raus. Immerhin lernst du viel über deinen Freund, wenn du mal seine Familie kennenlernst. Und, seine Familie freut sich schon, dich zu treffen. Das sind eigentlich gute Voraussetzungen, dass sie sich kooperativ verhalten werden und deinen Charakter nicht missgünstig interpretieren werden, egal was passieren sollte.
 
Mark11
Benutzer106548  Team-Alumni
  • #6
Wie meinst du das genau? Also was genau sollte ich erklären?
Das, was Du uns hier erklärt hast.


Normalerweise verstehen es Menschen nicht, dass einem soziale Interaktionen zu viel sein können, obwohl man die Leute nicht kacke findet.
Klar. Aber mit diesen Menschen wirst Du immer ein Problem haben. Nur gibt es auch Menschen, die es richtig verstehen (können). Diese Menschen erreichst und erkennst Du aber nur, wenn Du offen ausspricht, warum Du Dich so verhältst. Dass das nicht leicht ist, ist mir auch klar. Ebenso, dass Du vorher nicht weißt, wie die Menschen reagieren werden.


Da hatte ich auch von Anfang an gesagt, dass ich kein Gruppenmensch bin, gerne für mich bin und auch Zeit für mich brauche
Hast Du auch gesagt, dass Du eine Sozialphobie oder etwas ähnliches hast? Menschen bewerten das Verhalten anderer Menschen nach ihrem eigenen Empfinden und Wissen. Wenn sie aber wissen, dass ein Mensch "krank" ist, bewerten sie sein Verhalten anders. Aber natürlich wirst Du auch dann blöde Reaktionen bekommen, ganz klar. Nur geht es hier um seine Familie, also Menschen, bei denen zumindest eine gewisse Chance besteht, dass sie zu einer Komfortzone für Dich werden können.
 
PitBull99
Benutzer173668  (30) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #7
Oh man ich kann dich total gut verstehen :frown:

Also ich weiß nicht ob es dir hilft aber. Ich komme auch nicht aus einer Muster Familie. Meine Eltern sind getrennt, wir hatten nie viel Geld. Ich bin in vielen Dingen sehr direkt und lehne dieses Oberflächliche Getue auch ab.
Aber: seine Familie liebt mich (zumindest größtenteils) seine Familie ist auch ne typische Muster Familie mit allem drum und dran. Seine Schwester ist model und schon sehr oberflächlich, meint irgendwie was besseres zu sein. So was ignoriere ich Grundsätzlich.
Seine Familie ist auch riesen groß. 8x so groß wie meine und es gibt ständig Familien feste wo ich mich schnell ausgegrenzt fühle.
Aber da muss man durchhalten. Lächeln und winken sag ich immer xD
An die Leute halten die du kennst und magst. Also zuerst mal an deinen Freund. Er ist in dem Fall dein Anker. Er weiß wie es dir geht und steht voll hinter dir. Keiner wird dich angreifen. Das musst du dir ganz bewusst machen.
Ich mein du weißt jetzt schon das sie dich lieben WOLLEN. Damit hast du die besten Karten! Mach dir das immer wieder bewusst.
Wenn du etwas gefragt wirst musst du ja nicht endlos viel erzählen. Sei einfach freundlich und Versuch dich gar nicht erst zu verstellen wenn du das eh nicht kannst und magst. Stell Gegenfragen, ich fand es auch immer angenehmer wenn andere reden.
Ich mein die Sachen die sie dich fragen werden kann man sich ja vorher schon denken und sich schon mal gedanklich drauf vorbereiten.

Such dir kleine Dinge auf die du dich vielleicht schon freuen kannst. (ganz ehrlich bei mir ist das immer der kuchen :ROFLMAO:smile:

Das wird nicht Ansatzweise so schlimm wie du es dir vorstellst. :knuddel:
 
A
Benutzer172677  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #8
Ich bin Dir da sehr ähnlich, mir hat die erste Begegnung schon eine Woche vorher Schlaf und Appetit geraubt und wohl fühle ich mich bei Familienfesten immer noch nicht.

Aber vermeiden mag ich auch nicht immer, weil es meinem Mann wichtig ist und es auch unfair seiner Familie gegenüber wäre, die sind nämlich fast alle sehr, sehr nett.

Akuttipp hab ich keinen, außer Augen zu und durch. Ich bin nicht super offensiv damit umgegangen, aber wenn die Situation es ergab, habe ich durchaus erklärt, dass ich halt kein Sozialtierchen bin und es nicht persönlich meine.
Schwiegermutter findet das nicht gerade toll, aber wir leben beide damit, meine Schwägerin hasst mich, aber der Rest der Familie mag mich trotzdem ganz gern.

Und das ist für mich der springende Punkt und das, was mir auf Dauer hilft.
Hey, ja, der Worst-Case könnte eintreten und die mögen mich nicht. Anders wäre schöner, aber ich kann es dann nicht ändern.
Weil ich nunmal so bin, mir Mühe gebe und wenn das nicht reicht, dann ist das eben so.

Was soll dann super schlimmes passieren? Dein Freund liebt Dich doch bestimmt so wie Du bist, man kann meistens einen Umgang miteinander finden, der funktioniert und meist entspannt sich das mit der Zeit von selbst.

Versuch bei Dir zu bleiben, Deine Grenzen zu wahren, aber geh nicht allzu sehr in die Defensive.

Ich drück Dir die Daumen!
 
C
Benutzer157234  (36) Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #9
Erstmal ein kollektives Danke für euren Input. Ich hatte mit deutlich weniger Verständnis und deutlich mehr "Stell dich nicht so an" gerechnet :smile:

. Diese Menschen erreichst und erkennst Du aber nur, wenn Du offen ausspricht, warum Du Dich so verhältst.

Tru dat :grin:

Hast Du auch gesagt, dass Du eine Sozialphobie oder etwas ähnliches hast? Menschen bewerten das Verhalten anderer Menschen nach ihrem eigenen Empfinden und Wissen. Wenn sie aber wissen, dass ein Mensch "krank" ist, bewerten sie sein Verhalten anders.

So sehe ich es eben nicht. Ich finde mich nicht krank und sehe es auch nicht als Sozialphobie. Für mich ist Introversion einfach eine Charakterstruktur, aber nicht etwas, das schlecht ist oder therapiert gehört. Inwieweit hier aber auch mein Aspergerspektrum eine Rolle spielt, kann ich schwer sagen. Das kann durchaus auch eine ungünstige Kombi sein, also dass mein Wissen darum, dass ich nochmal etwas mehr neben der Spur bin, die Introvertiertheit verstärkt. Kann ich selbst schwer reflektieren.

Keiner wird dich angreifen. Das musst du dir ganz bewusst machen.
Ich mein du weißt jetzt schon das sie dich lieben WOLLEN. Damit hast du die besten Karten! Mach dir das immer wieder bewusst.

Danke! Das ist so ein Zugang und Gedankengang, den ich selbst noch nicht hatte und der gerade funktioniert. Sie WOLLEN mich mögen. Habe ich so nicht nicht empfinden können. Danke dafür :smile:

Wenn du etwas gefragt wirst musst du ja nicht endlos viel erzählen. Sei einfach freundlich und Versuch dich gar nicht erst zu verstellen wenn du das eh nicht kannst und magst. Stell Gegenfragen, ich fand es auch immer angenehmer wenn andere reden.
Ich mein die Sachen die sie dich fragen werden kann man sich ja vorher schon denken und sich schon mal gedanklich drauf vorbereiten.

Das ist ein ziemlich guter Trick. Normalerweise habe ich einen enormen Drang mich zu rechtfertigen, wenn ich merke, dass Leute mich wieder komisch finden. Das macht es aber selten besser, eigentlich nie. Das Gespräch einfach von mir abzulenken, ist eine Strategie auf die ich selbst noch nicht gekommen bin, weil ich immer sehr schnell im Verteidigungsmodus bin. Da muss ich mir mal noch mehr Gedanken machen. Im Zweifel stoße ich vielleicht einfach Kindheitsanekdoten an. Darüber reden die meisten Mütter sicher gern.

Versuch bei Dir zu bleiben, Deine Grenzen zu wahren, aber geh nicht allzu sehr in die Defensive.

Da die richtige Balance zu finden, wird die größte Herausforderung. Das fällt mir leider noch immer sehr schwer und ich neige da leider zu blindem Aktionismus, in dem ich mich dann entweder total der Situation unterordne und irgendwann einen Heulkrampf kriege, weil mich dieses dauernde Lauern, Abwägen, Vorausahnen und Anpassen so anstrengt oder ich mich eben komplett rausnehme. Im Alltag geht das schon ganz gut, aber in solchen besonderen Situationen, ist das noch schwierig.
 
wild_rose
Benutzer164330  Beiträge füllen Bücher
  • #10
Hast Du auch gesagt, dass Du eine Sozialphobie oder etwas ähnliches hast?
Sozialphobie finde ich jetzt aber schon arg hoch gegriffen, das klingt für mich noch nach "ganz normal" introvertiert + ein sehr nachdenklicher Mensch.

Ansonsten muss ich aber Mark11 Mark11 zustimmen, du solltest damit offen umgehen.
Mir geht es genauso wie dir, und auch ich bin damit oft genug angeeckt bzw dachte die Fanilie von meinem Ex irgendwie grundsätzlich immer, dass ich sauer auf sie bin, weil ich so wenig gesprochen habe.
Was der Freundeskreis von mir dachte will ich lieber gar nicht wissen...
Seit ich mir die Zeit für mich einfach nehme wenn ich sie brauche und auch vorher ankündige, dass ich jetzt Ruhe brauche weil es mir zu viel wird, ggf auch mal mit einer Halbwahrheit wie "zu viele Eindrücke", habe ich 1) weniger Probleme weil Leute mein Verhalten falsch verstehen und 2) weniger Probleme weil die soziale Überlastung bei mir zu Ausfällen geführt hat.
 
C
Benutzer157234  (36) Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #11
Off-Topic:
weniger Probleme weil die soziale Überlastung bei mir zu Ausfällen geführt hat.

Mal rein aus Interesse die Frage, wie sich das bei dir äußert? Kannst du mir auch gern per PN schicken, wenn dir das lieber ist, musst aber natürlich auch gar nicht drauf antworten. Bei mir ist es eben sehr starkes Weinen. Während der letzten Tage meiner letzten Reise wars dann bei mir soweit und ich bin über Stunden immer wieder in Tränen ausgebrochen (habe mich dann halt sehr zurückgezogen, damit das keiner mitbekommt, so dachte man, ich sei einfach unzufrieden und finde alle Leute doof), obwohl es keinen konkreten Anlass gab. Manche kennen das vielleicht vom Sport, wenn man richtig richtig erledigt ist. Ist ein sehr ähnliches Gefühl. Es war die blanke Erschöpfung. Ich nenne das immer "People Overkill"

.
 
Mark11
Benutzer106548  Team-Alumni
  • #12
So sehe ich es eben nicht. Ich finde mich nicht krank und sehe es auch nicht als Sozialphobie. Für mich ist Introversion einfach eine Charakterstruktur, aber nicht etwas, das schlecht ist oder therapiert gehört. Inwieweit hier aber auch mein Aspergerspektrum eine Rolle spielt, kann ich schwer sagen. Das kann durchaus auch eine ungünstige Kombi sein, also dass mein Wissen darum, dass ich nochmal etwas mehr neben der Spur bin, die Introvertiertheit verstärkt. Kann ich selbst schwer reflektieren.
Verstehe mich bitte nicht falsch. Ich maße mir nicht an, besser als Du zu wissen, wie Du auf Menschen zugehst. Ich spreche nur als jemand, der so ein Mensch sein könnte.
Und mit dem Problem mit Deinen Schwiegereltern hat es auch nur am Rand zu tun.
Ich denke, dass es völlig egal ist, was Du den Leuten für eine Krankheit nennst. Oder was für eine Ursache. “Die Leute“ (damit meine ich nicht die, die Dir nahe stehen und Dich differenziert betrachten, aber z.B. die Reisegruppe) brauchen leicht verständliche Erklärungen. Sie wollen sich nicht lange mit Dir und den Ursachen für Dein Verhalten beschäftigen, sie brauchen nur eine andere, schnelle und griffige Erklärung für sich, um Dich nicht einfach in die Unfreundlich-Schublade zu stecken. Und da spielt der Inhalt des Labels gar keine so große Rolle.
 
cassiopeia
Benutzer172623  Meistens hier zu finden
  • #13
Tut mir leid, dass du dir deswegen solchen Stress machst:winkwink:

Als Grundvoraussetzung wäre es für dich vielleicht hilfreich, dass du dir bewusst machst, dass du dieses Treffen freiwillig begehst. Auch wenn es sich für dich momentan vielleicht nicht so anfühlt und du eher der Ansicht bist, das Ganze für deinen Freund durchzuziehen, so hast du dich dennoch dafür entschieden.

Mach dir bewusst, dass du eine erwachsene Frau bist und dich jederzeit umentscheiden kannst. Es liegt einzig und alleine bei dir. Und sobald dir das klar ist, dürfte sich der größte Druck vielleicht in Luft auflösen.

Die Grundvoraussetzungen sind gut. Die Familie ist intakt, sie wünschen sich, dass es deinem Partner, ihrem Sohn/Bruder, gut geht und das tut es offensichtlich an deiner Seite. Das ist ihnen bewusst und deshalb hast du von Hause aus schonmal einen Stein im Brett. Du kannst also recht "entspannt" an die Sache rangehen.

Was jetzt noch fehlt, ist ein wenig Offenheit und Interesse deinerseits.
Du hast durch das Kennenlernen seiner Familie die Möglichkeit, wertvolle Erfahrungen und Informationen über ihn zu erhalten. Mich persönlich hat sowas immer interessiert. Bestimmt erzählen sie gerne darüber, wie er als Kind gewesen ist, was er erlebt hat, wie seine Persönlichkeit damals war etc. Alles Dinge, über die die Eltern in der Regel sehr gerne reden und birgt für dich den Vorteil, selber nicht viel sagen zu müssen und andererseits dein Bild über deinen Partner ergänzen zu können und noch mehr Aspekte seiner Persönlichkeit kennenzulernen.

Zum Thema Offenheit kann ich wenig sagen, das ist individuell sehr verschieden.
Ich selbst habe kein Problem mit solchen Begegnungen. Ich lerne privat und beruflich sehr oft und sehr gerne neue Menschen kennen. Das ist nichts ,was mich persönlich stresst, ganz im Gegenteil.
Von daher kann ich nur sagen, dass ich gut damit fahre, erstmal ganz unvoreingenommen auf fremde Menschen zuzugehen und grundsätzlich davon auszugehen, dass sie mir nichts Schlechtes wollen. Davon gehe ich aus, solange mir nicht das Gegenteil bewiesen wurde. Und das ist in all den Jahren nicht wirklich oft vorgekommen.

Ich wünsche dir viel Erfolg und denk` dran....du hast mit Sicherheit schon Schlimmeres ertragen....wer bereits am Meeresgrund war, braucht sich vor Pfützen nicht fürchten...:winkwink:
 
C
Benutzer157234  (36) Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #14
Verstehe mich bitte nicht falsch.

Keine Sorge, rational ist es schwer, mich zu beleidigen :grin: Ich verstehe nun auch besser, was du gemeint hast und es ergibt für mich auch Sinn. Allerdings widerstrebt es mir, den Menschen irgendeine Krankheit als Entschuldigung zu nennen, die ich einfach nicht habe. Da sind wir wieder beim Lügen. Das ist für mich eine sehr hohe Hürde. Aber ich verstehe auch, dass mir das Stress ersparen würde. Vielleicht probiere ich es damit, dass ich einfach sage, dass ich extrem schüchtern sei. Das stimmt auch vorne und hinten nicht. Aber die meisten Menschen können Introversion und Schüchternheit eh nicht voneinander unterscheiden und meistens ist ihnen der Unterschied auch egal, womit sich der Kreis zu deinem Rat wieder schließt :smile:

Die Grundvoraussetzungen sind gut. Die Familie ist intakt, sie wünschen sich, dass es deinem Partner, ihrem Sohn/Bruder, gut geht und das tut es offensichtlich an deiner Seite. Das ist ihnen bewusst und deshalb hast du von Hause aus schonmal einen Stein im Brett. Du kannst also recht "entspannt" an die Sache rangehen.

Was jetzt noch fehlt, ist ein wenig Offenheit und Interesse deinerseits.
Du hast durch das Kennenlernen seiner Familie die Möglichkeit, wertvolle Erfahrungen und Informationen über ihn zu erhalten. Mich persönlich hat sowas immer interessiert. Bestimmt erzählen sie gerne darüber, wie er als Kind gewesen ist, was er erlebt hat, wie seine Persönlichkeit damals war etc. Alles Dinge, über die die Eltern in der Regel sehr gerne reden und birgt für dich den Vorteil, selber nicht viel sagen zu müssen und andererseits dein Bild über deinen Partner ergänzen zu können und noch mehr Aspekte seiner Persönlichkeit kennenzulernen.

Ja, das geht in eine ähnliche Richtung wie bei PitBull99 PitBull99 und erreicht mich auch gerade ganz gut. Danke dafür. Ich muss das irgendwie loswerden, dass ich da im Fokus und Zentrum der Aufmerksamkeit stehe und das eben irgendwie umleiten. Mein Freund mit seiner Kindheit ist da auf jeden Fall ein sehr guter Ansatz. Ich könnte mein Babyalbum mitnehmen und seine Mutter bitten mir Kinderbilder von ihm zu zeigen. Als Baby war mein Vater ja auch noch anwesend und vielleicht kann ich das Gespräch von mir weglenken, bevor es unschön wird. Ich lege mir einfach ein paar oberflächliche und unwichtige Kindheitsanekdoten zurecht. Wie ich vom Schuppen gesprungen bin, fast ertrunken wäre, zwei Wochen lang versucht habe, den Liter Orangensaft in meinem Kinderzimmerteppich geheimzuhalten oder Mama mich mal versehentlich im Kinderzimmer einsperrte und dann die Tür eintreten musste. Das sollte nicht weiter auffällig sein :smile:

Ich muss dazusagen, dass ich im 1:1 wirklich unfassbar gut bin. Ich gewinne jedes Bewerbungsgespräch und konnte mir selbst im Abi Noten herbeiargumentieren, die ich nie hatte. Es darf halt nur nicht mehr als eine Person sein :grin:
 
Irene Adler
Benutzer166207  (43) Verbringt hier viel Zeit
  • #15
Also erstmal : ich verstehe Dich total gut.
Auch für mich ist es der blanke Horror, wenn ich die Familie des Partners kennen lernen muss.

Auch aus ähnlichen Gründen...

Aber um Dir mal etwas Mut zu machen, erzähle ich kurz von meinem "letzten Mal", welches überraschend positiv verlaufen ist.
Die Familie meines Freundes wusste seit längerem, dass da wohl jemand ist... Ohne dass groß darüber gesprochen wurde geschweige denn ich offiziell vorgestellt wurde.
Aber natürlich waren die super- neugierig ( auch ich war erst die 2. Frau, von der sie wussten. Und glaub mir, das ist ein Vorteil, meistens sind die Eltern froh, dass der "Junge" jmd gefunden hat , so dass ich schließlich zum Geburtstag der Schwester eingeladen wurde. Zwar habe ich mehrfach erwähnt, dass ich schreckliche Angst habe, aber dennoch war mein Liebster mega-stoffelig und sagte nur so quasi im Vorbeigehen zu diversen Familienmitgliedern, die schon freudig erregt waren, mich kennen zu lernen: "Irene kennt ihr doch, die war schon bei uns! " (ja, auf diversen Geburtstagen von ihm, vor Jahren, mit 30 anderen Leuten!!! Als hätte sich das jemand gemerkt! !!)

Jedenfalls waren seine Mutter und seine Schwester aber total nett und meinten beide so zu mir : "Oh, das ist sicher total unangenehm für Dich. Die ganzen neuen Leute. Ich hasse das auch ...etc etc."

Was ich damit sagen will: viele Leute verstehen auch, dass das erste Kennenlernen der Familie alles andere als ein Super - Spaß ist und man sich eher wie beim Spiessrutenlauf fühlt. Die mussten da ja schließlich auch alle mal durch.

Und mach dir vielleicht nicht so viele Gedanken über deinen Hintergrund. Da wird doch oft am Anfang gar nicht so drüber gesprochen... Du trittst ja nicht vor die Inquisition. ( hoffe ich zumindest für Dich )

Vielleicht kannst Du auch Deinen Freund noch mal fragen, ob es nicht doch möglich ist , kleine Auszeit einzubauen wie einen Spaziergang o.ä.

Und zuletzt: es ist doch auch schön, dass es ihm wichtig ist, dass Du die Familie kennen lernst. Denn letztlich ist das doch ein Zeichen dafür, dass er Dich sehr mag und es ernst meint :jaa:
 
SchafForPeace
Benutzer12529  Echt Schaf
  • #16
Ich versteh dich total. Das wäre auch absolut nicht meine Wunsch Vorstellung von "seine Familie kennen lernen". Stückweise liegt mir eher.
Ich bin erst die zweite Frau, die in die Familie eingeführt wird, weil mein Freund generell wenig Frauenkontakte hatte und sehr lange Single war. Noch mehr Druck. Ich bin quasi die "Gott sei Dank hat der Junge noch die Kurve gekriegt"-Freundin.
Klingt jetzt doof, aber: sein Bier, nicht deins. Selbst wenn es mit euch nicht hält (was nach 6 Monaten noch nicht unbedingt absehbar ist, nicht böse gemeint).

Familie meines Freundes wohnt gute 10 Stunden weg. Dass die Familie so weit weg wohnt ist der Grund, warum wir direkt 4 Tage hinfahren und eben auch im Elternhaus übernachten.
Uff... Dazu schreibe ich noch was, das es erträglicher machen könnte :smile:

Zudem tue ich mich mit vielen fremden Menschen auf einem Haufen sehr schwer, werde schwer mit Fremden warm, was dazu führt, dass mich fremde Menschen meistens nicht mögen. Ich bin schlecht im Smalltalk und wenn ich nichts zu sagen habe, sage ich gar nichts. Das kommt nie gut an.
Klär sie ruhig auf, dass du introvertiert bist und solche Situationen daher für dich nicht energiegebend sind, wie für die meisten extrovertiert, sondern anstrengend, insbesondere, wenn man die Leute noch nicht kennt. Sag ruhig dazu, dass du immer ein bisschen "Warmwerdzeit" brauchst, und dich daher wahrscheinlich anfangs noch nicht so intensiv an Gesprächen beteiligen kannst, was aber immer so ist und nicht mit ihnen zu tun hat.
Oder besser gesagt: lass es deinen Freund vor dem Wochenende erklären :smile:


Es wird so sein, dass wir die Nacht durchfahren und dann morgens beim Ankommen direkt von den Eltern abgeholt werden... Ich steige also also 10 Stunden Nachtfahrt aus dem Bus und muss direkt On sein und funktionieren. Das Ding ist natürlich, dass das recht viele (für mich viele) Menschen sind, die mein Freund aber natürlich alle sehen will. So kommen die vll nicht alle auf einmal (Nur Schwester + Mann + Kinder und Eltern), aber es ist schon ein volles Programm an Begegnungen, die man abarbeitet, weil die zeit auch einfach knapp ist. Ich wüsste auch nicht, wie man das anders machen könnte, ohne ein Treffen auszulassen oder irgendwo nicht mitzugehen.
Ich habe da spontan einen "Plan" im Kopf.

Ankunft:
Beim abholen I'm Auto ruhig erzählen, dass du/ihr nicht gut schlafen konntet im Bus.
Bei Ihnen ankommen, frühstücken - dann legt ihr euch nochmal etwas schlafen. Das verstehen sie sicher, und einen ersten Eindruck von dir haben sie dann auch schon bekommen (zack, erstes "Ziel" erreicht) Könnt ja auch noch was leises im Zimmer machen.
Dann entweder mit ihnen Mittagessen (gehen) oder ihr geht auswärts essen, weil er dir sein Liebslingsrestaurant/Dönerladen/whatever zeigen will.
Anschließend könnt ihr euch ja schon mal seinen Heimatort anschauen (=langer Spaziergang). Das könntet ihr zusammen mit ihnen machen (wenn ihr allein esst) , oder allein (wenn ihr zusammen gegessen habt). Zusammen wäre vermutlich machbar, weil sie sicher viel erzählen werden, was an Stelle XYZ passiert ist etc, Anekdoten halt, wo du nicht viel reden "musst" (und kaum kannst,aber zustimmungen oder kleine Kommentare schaffst du sicher :smile:, vermutlich auch ein paar Rückfragen).
Nach dem Spaziergang nochmal Rückzug (allein/zu zweit, je nach dem - allein hat den Vorteil, dass seine Eltern ihn auch mal für sich haben können :smile: )
Abendessen überstehst du vermutlich auch so dann, weil ihr euch schon etwas kennenlernen konntet. Themen können deinerseits ja auch Sachen sein, die mit dem Spaziergang zu tun haben.

Am nächsten Tag könntet ihr es ähnlich halten.
Sie haben sicher Verständnis, dass das junge Paar Zeit allein möchte :smile:

Falls bisher angedacht ist, dass Eltern und Familie der Schwester jeden Tag dabei sind: sie wissen ja schon bis dahin von deinem Freund, dass es für dich schwer wäre, jeden Tag bzw "immer" bei Aktionen alle zusammen zu erleben.
Vielleicht könnt ihr Tag 1 "nur" seine Eltern machen, am Tag 2 Mittagessen/Abendessen mit Schwester und Co bei "euch", an Tag drei vielleicht ein Ausflug (Zoo? Da haben alle was zu reden und zu sehen, die Kinder auch) mit allen, und ihr zwei könntet seine Schwester sicher auch in ihrem Zuhause treffen, ohne seine Eltern (junge Leute sind ja gern mal unter sich :zwinker: ).
Am letzten Tag nochmal was zusammen essen mit allen, und dann ist ja schon Abfahrt.
Zwischendurch mal "Mittagsschlaf" ist sicherlich auch nachvollziehbar, genau wie eine Auszeit vor oder nach gemeinsamen Essen :smile: Zusammen seinen Ort/Umgebung erkunden, damit er dir seine Lieblings Orte und Co zeigen kann, ist auch ein sehr nachvollziehbarer Grund für Unternehmungen zu zweit.

Meine Familie wohnt auch weit weg, so daß wir mehrere Tage (meist ne Woche) da sind. Wir ziehen uns auch mal zusammen oder allein zurück, auch innerhalb des Hauses, machen Ausflüge zu zweit und kleben da nicht tagelang rund um die Uhr mit alle Mann aneinander. Tut allen Beteiligten gut. Wir würden sonst auch Amok laufen, auch die extrovertierten unter uns :jaa:
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #17
Ich bin kein Fan des Lügens, aber wie wäre es, wenn du etwas wie “ ich bekomme leider Kopfschmerzen und lege mich mal für ein Stündchen hin“ zurecht legst? Das ist etwas, was viel mehr Menschen nachvollziehen können, als zu viel input. Dann kannst du etwas auftanken und bist danach wieder Gesprächsbereiter.
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #18
hehe, den punkt kenne ich auch... und über das absichtlich-provokant wirken bin ich nen paar jahre (und nen paar nerven) drüber hinaus. lügen sind auch nicht mein ding.

für mich gibts da immer das "ja nu, das sieht man verschieden aufgrund der eigenen erfahrungen" - damit ist jede diskussion abgeschnitten.

auch ein "das ist jetzt nicht grade das thema, über das ich heute bevorzugt sprechen möchte" wirkt. sowas DARF man sagen, wenns einem zu privat wird. am besten hat man dann ein anderes thema in der hinterhand: "aber sag mal, [schwester x], mich würde interessieren wie es in deinem [beruf y] eigentlich so läuft [explizite frage z]?"

persönlich würde ich mir echt eher fragen an die anderen überlegen - obs mich auch nur ansatzweise interessiert oder nicht sei mal dahingestellt - als zu überlegen was ich über mich preisgebe. weil: letzteres wäre echt reine show, UND es macht das "ich bin nicht so super in sozialen dingen" massiv unglaubwürdiger.
 
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C
Benutzer157234  (36) Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #19
und über das absichtlich-provokant wirken bin ich nen paar jahre

Danke erstmal für deinen Beitrag. Hier kann ich dir nicht folgen. Was meinst du mit absichtlich provokant wirken? Liest du mich so, dass das meine Absicht ist? Eigentlich gehts mir eher darum, eben nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen und ich bin auch nicht mit Absicht eine introvertierte Person und ich tue mich auch nicht mit Absicht schwer mit Gruppensituationen. Es ist nun nicht so, dass ich damit irgendwas provozieren will. Im Gegenteil, am Liebsten würde ich mich der Situation gar nicht aussetzen. Im Mittelpunkt zu stehen ist eben genau das, was ich nicht will.

weil: letzteres wäre echt reine show, UND es macht das "ich bin nicht so super in sozialen dingen" massiv unglaubwürdiger.

Hier kann ich dir leider auch nicht ganz folgen. Magst du bitte nochmal anders erklären, wie du das meinst? Ist es nicht mehr Show, wenn ich so tue als würde es mich interessieren, gerade wenn man es mir mit Sicherheit anmerkt? Und wie meinst du, dass es das unglaubwürdig macht? Was meinst du genau? Sorry, wenn ich da gerade auf dem Schlauch stehe :smile:
 
K
Benutzer166918  (35) Meistens hier zu finden
  • #21
Es wird eine tolle Erfahrung für dich, wenn du es zulässt.
Nicht zwangsläufig. Ich kann die TS echt gut verstehen, bin vmtl. recht ähnlich gestrickt. Ich mag solche Situationen nach wie vor nicht, obwohl seine Familie mich wirklich gut aufgenommen hat und die Zusammenkünfte (mittlerweile) eigentlich recht entspannt sein könnten.

Ich würde meine Erwartungshaltung minimieren: Die Leute sollen mich okay finden, ich will ohne Peinlichkeiten o. ä. Zeit mit ihnen verbringen können. Sie müssen mich aber nicht lieben und als tollstes Geschöpf auf Erden sehen, ich sie übrigens auch nicht. Sie sollen merken, dass ich ihren Sohn tatsächlich sehr mag, und dass das umgekehrt genauso ist.

Müsst ihr zwangsläufig bei den Eltern übernachten?
Als mich der Kontakt noch arg gestresst hat, habe ich mir vorab immer Themen und Ausreden zurechtgelegt.
Also:
-Orte/Aktivitäten, die mein Kerl mir unbedingt zeigen/mit mir unternehmen "wollte" (nein, ich bin nicht wahnsinnig am blöden Schlossgarten bei ihm interessiert, aber an den drei Stunden Freiheit sehr wohl)
-Aktivitäten mit Freunden geplant (die hatten uns zuvor mehrmals besucht, ich mochte sie gern, das war für mich ebenfalls eine Pause zum Luftholen)
-Arbeitskram(bzw. damals Unikram) mitgenommen (leider, leider kann ich nicht den ganzen Tag mit der Familie verbringen, ich muss da noch was fertig machen...)
-nicht: "ihr seid mir auf Dauer zu anstrengend" - sondern: "ich fühle mich etwas krank/ habe Kopfweh" (Klar, wer Lügen kategorisch ausschließt, für den fällt das natürlich raus. Für mich war's aber so praktisch, dass ich's verwendet habe. Mit schlechtem Gewissen, aber trotzdem.)
-gemeinsame Aktivitäten mit der Sippschaft draußen: Fokus rückt weg von dir.
-Mitbringsel: Ich hatte immer das Gefühl, in deren Schuld zu stehen, weil ich bei ihnen zuhause war und Ressourcen verbrauchte. Wenn ich wenigstens auch was dabei hatte, fühlte ich mich weniger parasitär.

Ach, und noch was: Meine Kindheit bestand auch nicht aus puren Rosenblüten. Erstens kann ich da nix für, zweitens geht das keinen was an (sofern ich das nicht teilen möchte) und drittens: Wer damit ein Problem hat, disqualifiziert sich selbst. Ich finde mich nämlich (auch nach traditionellen Maßstäben) ganz okay, und wer mich wegen sowas ablehnt - naja, mit dem wäre ich eh nicht warm geworden. Ich habe, als Gespräche in die Richtung führte, direkt gesagt, dass das ich da nicht gern drüber spreche - und stattdessen Gegenfragen gestellt.
Fotos der Familie des Freundes haben wir auch viel angesehen. Schön unverfänglich, bietet div. Fragemöglichkeiten und vielleicht erfährt man ja noch was Neues. Ansonsten haben wir viel Musik gemacht und dabei gesoffen. Das hat die Barriere auch reduziert :bier:
 
_Guardian Angel_
Benutzer173645  (24) Benutzer gesperrt
  • #22
Huhu...

Ich verstehe deine Ängste. Hast du dich denn immer nur davor gedrückt, oder deinem Freund auch mal davon erzählt? Er würde es vielleicht verstehen... und dann könnte man vielleicht ein "Stück für Stück" kennen lernen machen und nicht alle auf einmal.
 
C
Benutzer157234  (36) Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #23
Du liebst deinen Partner und endlich lernst du die Menschen kennen, die ihm ebenfalls wichtig sind. Das ist doch ein toller Liebes- und Vertrauensbeweis, dass er dich seiner gesamten Familie vorstellt.

Es geht auch weniger darum, dass ich seine Eltern kennenlerne, sondern eben darum, dass es gleich derart viele Menschen über einen langen Zeitraum sind, der nicht so viel Möglichkeit für persönlichen Rückzug bietet.

Nur positive Erwartungen die auf dich zukommen und es liegt an dir, diese zu erfüllen oder ins Gegenteil zu kehren.

Das ist genau das Ding: Die Erwartungen von vollkommen fremden Menschen, die ich zu erfüllen habe, ob das nun meine eigenen Erwartungen sind oder nicht. Ich sehe da nur Zwang und Druck. Da sprichst du direkt eines der Probleme an. Ich habe keine Erwartungen an die Familie, andersherum ist das aber immer anders. Als Partner des Kindes ist man immer immensen Erwartungen ausgesetzt. Zumal mir dieser Wille des Gefallenwerdens, den wohl fast alle Menschen haben, von Natur aus nur sehr eingeschränkt bis gar nicht besitze. Ich muss mich dazu zwingen, mich bewusst so zu verhalten, dass Menschen mich mögen. Normalerweise habe ich kein Bedürfnis danach, dass fremde Menschen mich mögen. Mir ist es wichtiger, meinen Erwartungen gerechtzuwerden als das ich gemocht werde. Und da bin ich ziemlich linientreu. Mich muss niemand mögen. Von daher bin ich tatsächlich in aller Regel einfach ich. Das wird hier nicht funktionieren, denn hier muss man mich mögen und genau das ist das Problem - ich kann nicht einfach ich sein, sondern muss darauf achten, was ich sage, wie ich mich verhalte, wie ich gucke und das unter permantener Beobachtung und Beurteilung. Meistens ist so dein angepasstes, nur nach den Bedürfnissen und Befindlichkeiten anderer Menschen ausgerichtete Verhalten für mich sehr anstrengend, weil es einfach null meinem Naturell und eigenen Bedürfnissen entspricht. Wahrscheinlich bin ich nach einem Tag schon ziemlich erschöpft von dem ganzen sich verstellen und zurechtbiegen. Aber dein Beitrag zeigt mir eben genau das, wie es wohl die meisten Menschen, vielleicht auch dieser Altersklasse sehen. Von daher fühle dich nicht angegriffen, nur weil er meine negativen Erwartungen erfüllt :smile:

Du brauchst dich niemand anbiedern, aber es ist vorteilhaft, niemand abzulehnen, beachte und kontrolliere deine Körpersprache.

Das ist über diesen Zeitraum und bei permanenter Beurteilung von allen Seiten unfassbar anstrengend, jedenfalls für mich. Ein großer Faktor ist eben, dass ich dieses Gefallenwollen, was viele Menschen mehr oder weniger stark besitzen, fast nicht habe. Und das fängt eben schon da an, dass ich an Gesprächen nicht teilnehme, zu denen ich nichts beizutragen habe, dass ich nur sage, dass es mir schmeckt, wenn das auch stimmt, dass ich generell nur Dinge sage, die stimmen und das ich bei jeder Höflichkeitslüge so lange überlegen muss, dass eh klar ist, dass ich gerade lüge. Das ist keine bewusste Entscheidung, so bin ich eben einfach und genau das kommt nicht sonderlich gut an, weil Menschen eben immer bewusst oder unbewusst erwarten, dass man sich eben anbiedert und ihnen gefallen will. Das ist auch an sich ein nützliches Bedürfnis (Herdenschutz usw.), aber ich habe es eben von Natur aus fast nicht.

Müsst ihr zwangsläufig bei den Eltern übernachten?

Kur und knapp: Ja :smile:

Ach, und noch was: Meine Kindheit bestand auch nicht aus puren Rosenblüten. Erstens kann ich da nix für, zweitens geht das keinen was an (sofern ich das nicht teilen möchte)

Das geht wieder in die Richtung von ferdl ferdl , ich wüsste nicht, wie ich das Gespräch da abblocken sollte, ohne, dass es heißt, ich sei verschlossen, unfreundlich, maulfaul oder was auch immer Menschen eben sagen, wenn ihre Sensationsfreude nicht gestillt wird. In aller Regel ist es eben nicht genehm, wenn man ehrlich sagt: "Das möchte ich mit dir nicht teilen", Menschen nehmen Lügen einfach dankbarer an. Ich werde es also mit Kindheitsanekdoten versuchen, die in der Summe den Eindruck vermitteln, dass ich ein typisches Kind war, das auf Bäume geklettert ist und sich mit den Nachbarshunden angefreundet hat. Blöd wird es eben, sollte da genauer nachgefragt werden und bislang wurde - gerade bei Schwiegereltern aus dem Westen Deutschlands - immer genauer nachgefragt: "Oh du bist ein Scheidungskind, das tut mir schrecklich leid. Das muss schlimm sein". Das ist dann nicht der Moment, an dem ich sagen sollte, dass mein Vater ein solches Ausmaß menschlichen Abschaums ist, dass ich es mit seiner Abwesenheit deutlich besser getroffen habe, als meine Halbgeschwister mit seiner Anwesenheit. Ist die Wahrheit, aber die hat zu wenige Blümchen. Mir ist das an sich auch nicht peinlich. Mich nervt in aller Regen lediglich, das Mitleid und die sehr danebenliegende Beurteilung meines Gegenüber. Ich will mich auch nicht immer rechtfertigen und den Leuten erklären müssen, dass man auch mit meiner Vergangenheit durchaus vernünftig geradeauslaufen kann. Kennst du sicher: Diese Erwartungshaltung, dass du da nur nen Wrack sein kannst :grin:

Ich verstehe deine Ängste. Hast du dich denn immer nur davor gedrückt, oder deinem Freund auch mal davon erzählt? Er würde es vielleicht verstehen... und dann könnte man vielleicht ein "Stück für Stück" kennen lernen machen und nicht alle auf einmal.

Nicht in dem Ausmaß wie hier, weil es mir hier vorrangig um Gedankenansätze ging, die ich vielleicht noch nicht hatte und die gabs ja auch :smile: Aber er weiß grundsätzlich schon, was bei mir abgeht und tut da wie gesagt auch sein Bestes, um auf mich einzugehen :smile:
 
C
Benutzer157234  (36) Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #24
Update: Falls sich jemand fragt, wie es gelaufen ist... Schlecht... Irgendwas zwischen verdammt mies und dicht dran am worst case.
Das lag aber weder an den Eltern, noch der Schwester, dem Schwager, den Kindern, nicht mal an der dementen Oma. Auch nicht an Mrs Perfect aka seine einzige Ex - DIE Ex, die uns bei der Abendveranstaltung über den Weg lief und neben der ich den ganzen Abend saß.

Der letzte Abend, die Party bei seinen besten Freunden hat mich gekillt. Das Familienfrühstück habe ich dann wieder ganz gut hinbekommen heute morgen. Viel auf Kommando gelacht und gelächelt, das lief. Aber gestern... Da lief nix... Jedenfalls nix Gutes.

Eigentlich sollte es eine gemütliche Grillparty werden. Schon als wir ankamen, war klar, dass das ganze ziemlich weit weg von gemütlich werden würde. Es waren etwa 30 Leute + deren gut 15 Kinder im Alter von 9 Wochen bis 9 Jahren. Es war auch keine Party. Die besten Freunde waren gerade dabei ein Haus zu sanieren. Die Party bestand also daraus, dass jeder auf dem Bau anpackte. Somit war ich schon mal vollkommen falsch angezogen und hatte auch nix dabei. Mir hatte nämlich keiner was gesagt. Mein Freund hatte es eben nicht richtig gelesen, lieh sich Klamotten und werkelte die nächsten 4 Stunden an den Balkonplatten.

Ich fand mich in meinem persönlichen Albtraum wieder, zwischen 45 Leuten, von denen ich niemanden kannte, die alle fleißig in Arbeiterklamotten beim Haussanieren halfen und ich, die sich einfach nur entsetzlich überflüssig fühlte. Ich hätte gar nicht gewusst, was ich da helfen sollte, weil jeder seine Aufgaben hatte, ich vollkommen falsch angezogen, schrecklich überfordert mit der Situation, den Menschen. Fremde Menschen sind für mich eh unfassbar schwer, gerade so viele und so dauerte es nur kurze Zeit und ich befand mich emotional so ziemlich im Ausnahmezustand, fühlte mich fürchterlich unwohl und habe einfach nur versucht, nicht zu heulen. Ich habe also 4 Stunden auf einem alten Sofa, in einem leeren Raum gesessen und gelesen, weil ich sozial einfach keinen Fuß auf den Boden bekommen habe, gleichzeitig aus meiner Haut nicht rauskonnte, die ganzen fremden Menschen, die schreienden Kinder...

Wahrscheinlich vollkommen unverständlich für jeden, der halbwegs gut mit Menschen zurechtkommt. Ich kenne die üblichen Vorwürfe dazu: stell dich nicht an, sei doch einfach lustig, lach doch, mach kein Drama, du willst nur im Mittelpunkt stehen.

Der Rahmen meiner Möglichkeiten zu denen ich dann psychisch in meiner regelrechten Schockstarre von unzähligen Eindrücken noch fähig war, war ziemlich begrenzt.

Meinem Freund machte das Arbeiten auf dem Bau Spaß. Er bot zwar an, dass wir spazieren gehen könnten, aber das hätte mir nicht geholfen und ich wollte auch nicht die doofe Freundin sein, die die ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht und ihren Freund nicht bei seinen Freunden lassen kann, die er eh kaum sieht.

Leider werde ich extrem unsicher und unbeholfen, wenn ich mich in so einem - für mich - sozial-emotionalen Ausnahmezustand befinde. Ich kann dann gar keine richtigen Entscheidungen mehr treffen und versuche mich nur noch irgendwie unsichtbar zu machen, zu funktionieren, meinen Gegenüber so wenig wie möglich einzuschränken. Als mein Freund dann nach 4 Stunden mit dem Balkon fertig war, ging es ans Essen. Ich hatte keinen Hunger und konnte in dem Moment auch nicht überblicken, dass Essen aber immerhin normales Verhalten gewesen wäre. Daher habe ich mehrfach abgelehnt, als mein Freund mich bat was zu essen. Ich habe mich auch schlecht gefühlt, weil ich ja nicht geholfen hatte, niemanden kannte und es somit komisch fand, mich da durchzufressen.

Ich saß also wieder nur in der Ecke, habe versucht mechanisch zu lächeln, wenn mich jemand angelächelt hat. Mein Freund hat wieder mehrfach versucht auf mich zuzugehen... Aber wie gesagt... Ich war in dem Moment einfach unfähig, mich irgendwie normal zu verhalten. So konnte ich auch mit den Smalltalkversuchen mancher Gäste nichts anfangen. Alles perfekte Schwiegertöchter, die mit Ende 20 mit mehreren perfekten Kindern bereits verheiratet im perfekten Eigenheim leben, sich über Windeln und Stillen austauschen. Allesamt Akademiker, hauptsächlich im sozialen Bereich. Ich arbeite nicht in meinem Beruf, ich habe einen Job und keinen Plan von Kindern. Ich hatte also schlicht nichts beizutragen und trage dann eben auch nichts bei. Ich erwarte nicht, dass man sich dann ein Thema sucht, bei dem ich mitreden kann, sondern lasse die anderen eben reden und halte mich raus. Mich stört das dann auch nicht, aber den gesellschaftlichen Standard entspreche ich so natürlich nicht.

Nach weiteren 3 Stunden hatte ich meinem Freund dann entgültig den Abend versaut und er hatte keine Lust mehr, dass seine Freundin, zwischen seinen Freunden sitzt, nicht isst und trinkt, sich nicht unterhält und auf jede Frage seinerseits nur antwortet: “Du siehst deine Freunde so selten, entscheide du, wie lange du bleiben magst”. Das klingt für Außenstehende total schräg, war eben meinerseits der Versuch ihn nicht so einzuschränken. Ich hatte einfach gehofft, dass er meine soziale Einschränkungen ignorieren kann, mich ignorieren kann und eben einen schönen Abend mit seinen Freunden hat.

Die Rückfahrt verlief schweigend, den kurzen Smalltalk mit seinen Eltern habe ich dann wieder ganz gut über die Bühne gebracht. Als wir im Bett waren, habe ich mich auch direkt entschuldigt. Aber das hat natürlich wenig gebracht. Ein Außenstehender versteht diese totale Ohnmacht nicht, die ich in solchen sozialen Situationen empfinde, diese absolute Unfähigkeit irgendwie am sozialen Geschehen teilzunehmen, einfach normal zu sein. Ich habe auch versucht, ihm das zu erklären, aber wie gesagt, das versteht man als Außenstehender nicht, erst recht nicht, wenn man aus einer intakten Bilderbuchfamilie kommt. “Ich verstehe deine Absichten, aber es hat nicht funktioniert”.

Mein Freund meint, er mag mich trotzdem und das ich dann besser zu solchen Veranstaltungen nicht mehr mitgehe. Das ist dann wohl der Anfang vom Ende dieser Beziehung.

Jetzt werden sich etliche fragen, warum ich mich nicht einfach normal verhalten habe, mich normal mit den Leuten da unterhalten habe. Es lag nicht daran, dass ich Drama machen wollte, im Mittelpunkt stehen wollte, meinem Freund den Spaß nicht gegönnt habe. Ich kenne alle diese Vorwürfe und keiner davon trifft zu. Ich verfalle einfach in eine Schockstarre und wahrscheinlich ist dann niemand so unzufrieden mit mir wie ich selbst. Ich habe mich selten nicht mehr so selbst gehasst wie gestern abend. Das kann man mir glauben. Ich habe auch den ganzen Abend überlegt, was ich im Rahmen meiner Möglichkeiten hätte tun können. Das Einzige wäre eben gewesen, dass ich alleine gegangen wäre und draußen auf meinen Freund gewartet hätte, weil man aus diesem Dorf nicht einfach so wegkam, es gab ja nicht mal Netz. Aber auch dann hätte er sich für mich geschämt...

Was unsere Beziehung nun zusätzlich extrem belastet ist die Tatsache, dass ich in einem Moment vollkommener Dummheit von meiner Kindheit erzählt habe. Wohl mein Versuch, mein Verhalten zu erklären. Das Resultat ist, dass mein Freund mich nun nicht mehr so sehen kann wie vorher und dass ich nicht ertragen kann, dass er nun dieses Bild von mir hat. In gut 90% meiner Alltagssituationen bin ich stark, habe meine Sachen im Griff, bin eine reflektierte Frau. In solchen Momenten kommen dann die anderen 10% hervor, die Baustellen, die ich nicht bearbeitet bekomme und jetzt sind es die, die er eben nur noch sieht, wenn er mich anguckt. Er findet mich nicht mehr stark, er sieht nur noch Schwäche.

Deswegen reden wir auch jetzt auf der Rückfahrt und den ganzen Tag schon fast gar nicht. Ich kann diese Situation nicht ertragen und weiß nicht, wie ich sie auflösen soll. Er versucht wieder auf mich zuzugehen, fragt, was los sei. Ich sag, ich sei müde, weil ich finde, dass ich gestern genug Drama gemacht habe und das für die nächsten 3 Jahre reicht, die wir aber sicher eh nicht mehr zusammen sind. Die Tatsache, dass er mich so erlebt hat, diese Schwäche von mir gesehen hat, führt dazu, dass ich aus diesem Tief gerade nicht hinausfinde. Die Tatsache, dass er nun all das weiß + mein heftiger Aussetzer gestern sind einfach fest. Ich kann sie nicht auslöschen, nicht ungeschehen machen. Sie werden immer da sein. Ich kann gerade seine Annäherungsversuche nicht annehmen, weil ich mich immer mit seinen Augen sehe und das einfach schlimm finde, was ich da sehe.

Was tun? Wenn ich sage, dass ich besser nicht mit zu ihm fahre, wie es ausgemacht war, sondern direkt nach hause, wird das falsch sein. Dass ich seit Stunden nicht reden kann, ist falsch, dass ich mich nicht einfach lustig und normal verhalten kann, weil ich mich gerade nur elend fühle, ist falsch. Das Einzig Vernünftige wäre wohl, das Ganze direkt zu beenden. Ich kling gerade nach schrecklich viel Drama und gehe mir selbst auf den Sack. Ehrlich, ich kann mich gerade ja selbst nicht ertragen.
 
Mark11
Benutzer106548  Team-Alumni
  • #25
Scheiße!!! :knuddel:

Jetzt werden sich etliche fragen, warum ich mich nicht einfach normal verhalten habe,
Weil man Dich von der ersten Sekunde in den absoluten Super-GAU geworfen hat. In solch einer Situation werden auch reichlich viele "Normale" heftig Probleme bekommen und eigentlich hattest Du so gut wie keinen Handlungsspielraum. Ich bin der Meinung, in so einem Moment sind die anderen in der Pflicht, die, die sich in der Komfortzone befinden.

Es ist, denke ich, jetzt müßig, den Tag nochmal in “hätte, wäre, wenn" tot zu analysieren. Er ist vorbei und m.Mn. ist Dein Anteil an dem negativen Verlauf eher gering.

Also, nach vorne geguckt:
Das Einzig Vernünftige wäre wohl, das Ganze direkt zu beenden
Nein, natürlich nicht. Es wird mit großer Wahrscheinlichkeit nicht der letzte Moment sein, in dem es ein solches Problem gibt zwischen Euch. Lernt, damit umzugehen. Beide.
Aber nicht heute. Heute guckt Ihr Beide noch nach hinten, Ihr müsst aber nach vorne gucken. Ich würde Euch sogar ein bisschen Abstand empfehlen, einige Tage nur. Keine Pause oder so etwas, einfach nur mal Luft holen und dabei nicht die Angst, Zweifel, Sorgen des Anderen einatmen.
 
Honigblume
Benutzer86199  Meistens hier zu finden
  • #26
Ach Mensch, tut mir leid, dass du gerade so in der emotionalen Sackgasse steckst.
Ich kann deine Reaktionen und Gefühle sehr gut nachvollziehen. Du beschreibst sehr plastisch und mir stellt sich beim Lesen sofort ein Gefühl des Beklemmt seins ein.
Du gelangst allerdings zu den falschen Schlussfolgerungen. Deine Angst verursacht dir Tunnelblick. Bitte triff nun also keine elementaren Entscheidungen! Überleg: was funktioniert für dich gut bei großer Angst? Eine Nacht allein sein? Sportlich auspowern? Mit einem guten Freund quatschen? Tu erst das, was du brauchst, um von der hohen Anspannung herunterzukommen und wenn du dann klarer denken kannst, überprüft du deine ganzen Schlussfolgerungen - wenn möglich mit Unterstützung. Du wirst sehen, die Welt ist nicht schwarz-weiß und das Wochenende war es - nach dem, was du schreibst - auch nicht.
Du bist eine starke Frau - so ein Tiefpunkt gehört genauso dazu...
 
wild_rose
Benutzer164330  Beiträge füllen Bücher
  • #27
Ich kann gerade seine Annäherungsversuche nicht annehmen, weil ich mich immer mit seinen Augen sehe und das einfach schlimm finde, was ich da sehe.
Woher weißt du denn, wie er dich jetzt sieht?
Hat er dir gesagt, dass er dich von jetzt an immer schwach finden wird?
Möchtest du wirklich die Beziehung mit einem Menschen, dem du genug vertraut hast, um ihm von deiner Kindheit zu erzählen, wegen zwei blöden Tagen beenden?
Wenn nicht, rede mit ihm. Und wenn du nicht reden kannst, dann schreib. Lass das ganze "lohnt sich doch jetzt eh nicht mehr" hinter dir und erkläre ihm, wovor du Angst hast.
Das würde ich ein mal tun und nach diesem Gespräch abwarten.
Wenn du das jetzt nicht kannst, okay.
Sag ihm, dass du nach den Tagen erstmals runterkommen musst und geh in ein Hotel. Triff solche wichtigen Entscheidungen nicht während einer Tiefphase.
Been there, done that, ganz doofe Idee.
 
PitBull99
Benutzer173668  (30) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #28
Ich du arme, fühl dich erst mal fest gedrückt! :knuddel:
Also ich kann es sehr gut nachvollziehen wie du dich fühlst und ich finde es schrecklich das du das Gefühl hast dich so dermaßen rechtfertigen zu müssen. Ich finde jeder Mensch hat seine grenzen, die man einhalten sollte. Und jeder der das nicht versteht, der ist es nicht wert das du dich so anstrebgst und über deine Grenzen gehst.

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen das du deinen Freund "vergrault" hast. Du hast vorher gemeint er versteht dich und ist auch immer wieder auf dich eingegangen. Das er dich zu so einem Ort schleppt war dumm von ihm. Ich habe meinen Freund auch schon aufs äußerste schockiert und war schon mega hysterisch bei Dingen die für andere total verständlich sind. (in meinem Fall bekomme ich die Krise bei dem Gefühl von schnellen Aufzügen oder beim Fliegen) Da bin ich auch schon aufs übelste zusammengebrochen und das musste er auch erst mal verdauen.
Aber als es dann rum war konnte er viel besser auf mich eingehen.
Ich wünsche dir alles gute :herz:
 
SchafForPeace
Benutzer12529  Echt Schaf
  • #29
Mein Freund meint, er mag mich trotzdem und das ich dann besser zu solchen Veranstaltungen nicht mehr mitgehe. Das ist dann wohl der Anfang vom Ende dieser Beziehung.
Quatsch, sorry. Das ist einfach was, für das ihr einen Weg finden könnt, um mit dem Punkt umzugehen. Eine Paarbeziehung besteht doch nicht daraus, sich ständig mit zig anderen Leuten zu treffen.

Er findet mich nicht mehr stark, er sieht nur noch Schwäche
Hat er das gesagt, oder glaubst du das nur?

Ich kann gerade seine Annäherungsversuche nicht annehmen, weil ich mich immer mit seinen Augen sehe und das einfach schlimm finde, was ich da sehe.
Glaubst du, oder weißt du, dass er dich so sieht?

Das Einzig Vernünftige wäre wohl, das Ganze direkt zu beenden
Nein, das wäre das absolut Unvernünftigste, das du jetzt machen könntest.

Er kennt jetzt einen Teil deiner Vergangenheit, den er vorher nicht kannte. Aber das er davon weiß ändert nichts daran, wie du für ihn bist. Er gehört zu dir und hat zusammen mit vielen anderen Teilen deines Lebens dazu beigetragen, dass du bist, wie du bist. Und dein Freund findet dich toll.
Und das er dich jetzt einmal in so einer wirklich krassen Ausnahmesituation, wie bei der "Grill"-Party, bei der du stundenlang mit gleich 45 fremden Menschen konfrontiert hast, erlebt hat, lässt ihn sicher auch nicht denken, dass du schwach bist. Eher im Gegenteil - es ist stark, dass du es so lange ausgehalten hast. Und das so gar, obwohl du Tage vorher schon mit für dich vielen Menschen konfrontiert warst.
Er wusste ja schon vorher, dass es dich stresst, mehrere fremde Menschen kennenzulernen in kurzer Zeit. Jetzt hat er halt mal nicht die angespannte Variante erlebt, die er aus den letzten Tagen mit seiner Familie kennt, sondern auch seinen Ausnahmezustand. Und er scheint bereit, Kompromisse einzugehen, sonst hätte er nicht vorgeschlagen, dass du bei so großen Treffen vielleicht besser nicht mitkommst.
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #30
C calessa :knuddel:
Bitte fasse meinen folgenden Beitrag nicht als weitere Bestätigung deines Gefühls der Unzulänglichkeit auf und lasse dich davon nicht noch weiter runterziehen. Ich möchte dir wirklich helfen und denke echt nichts schlechtes über dich. Aber trotzdem muss ich bei meinem Versuch, dir zu helfen, meine Interpretation der ganzen Geschichte und meine Eindrücke beschreiben, die ich einfach nicht komplett positiv formulieren kann.

Die Stichworte, die mir beim Lesen deiner Beiträge immer wieder in den Kopf schießen, sind nämlich folgende: Pessimismus, selbsterfüllende Prophezeiung und ganz wenig Selbstbewusstsein und Selbstachtung. - Und die ganz große Frage: Warum?!?
Ich bin ja selbst bei zwischemenschlichen Dingen echt kein großer Optimist und fühle mich da bei diversen Dingen auch nicht sonderlich wohl. Aber bei dir ist das wohl nochmal ein ganz anderes Level.

Schon vor der ganzen Geschichte bist du vom Schlimmsten ausgegangen:
Du hast damit gerechnet, dass dich die Menschen in eine Prüfungssituation stecken, wie die Geier über dir kreisen und nur darauf warten, eine Schwachstelle bei dir zu entdecken, auf die sie dann draufschlagen können und die sie nutzen können, um in dir eine furchtbar schlechte Person zu sehen. Du hast erwartet, dass das alles total schlecht läuft, dass dich die Menschen nicht leiden können und dass sie Erwartungen an dich stellen, die du niemals erfüllen kannst.
Und da frage ich mich: Warum? Glaubst du selbst, dass du so eine schreckliche Person bist, die niemand leiden kann? Und warum glaubst du, die Leute hätten so hohe Erwartungen an dich?
Ich persönlich fände es ja jetzt auch nicht wahnsinnig toll, auf einen Schlag die ganze Sippschaft meiner (hoffentlich irgendwann mal vorhandenen) Freundin kennezulernen. Auf Etappen und in kleineren Gruppen wäre mir das deutlich lieber, weil ich es bei solchen zwischenmenschlichen Dingen gerne möglichst übersichtlich habe. Aber trotzdem würde ich nicht mit so schlechten Erwartungen an die Sache rangehen, sondern davon ausgehen, dass mir erstmal Niemand etwas böses will und dass man sich einfach kennenlernen und gegenseitig beschnuppern will.

Und zu meiner großen Überraschung wurden deine ganzen Befürchtungen dann nicht mal wirklich zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Das ganze Familien-Gedöns hast du doch ganz ordentlich über die Bühne gebracht.
Warum freust du dich nicht darüber, dass das alles verhältnissmäßig gut gelaufen ist?

Es gibt doch nur eine Sache, die wirklich in die Hose gegangen ist: Das vermeintliche Grillfest, das sich als helfen auf der Baustelle mit anschließendem Grillen entpuppt hat.
Ja, Shit Happens: Ihr seid mit falschen Erwartungen angekommen. Dein Freund konnte sich auch in die neue Situation gut einfügen, was vermutlich auch damit zusammenhängt, dass er die Leute schon lange kennt und bei dir hat das nicht geklappt. - Und dann hast du nach den ersten Problemen auch beim anschließenden Grillfest komplett dicht gemacht.
Ich bin mir sicher: Diese Geschichte wäre auch bei vielen anderen Menschen in die Hose gegangen.
Deshalb will ich darauf auch nicht näher eingehen...
Nur eine Sache ist mir da noch aufgefallen: Was meinst du mit "Einfach normal sein"? Was ist denn dieses ominöse "Normal"? Gibt es wirklich diese eine klar definierte Normalität? Und ist diese Normalität wirklich, mit Ende 20 verheiratet zu sein und im Eigenheim zu leben? Ist es nicht auch normal, dass nicht Jeder in diesem Alter so lebt? Letztendlich sind doch beides Teile der Normalität, die vor Allem daraus besteht, dass eben nicht alle Menschen gleich sind.

Und dann kommen wir zum letzten Punkt: Den Vorfällen nach dem ganzen Familien- und Freunde-Besuchsmarathon.
Mein Freund meint, er mag mich trotzdem und das ich dann besser zu solchen Veranstaltungen nicht mehr mitgehe. Das ist dann wohl der Anfang vom Ende dieser Beziehung.
Warum sollte das das Ende der Beziehung sein?
Dein Freund sieht und respektiert doch offensichtlich deine Schwierigkeiten mit fremden Menschen und möchte dir zukünftig derart unschöne Erlebnisse ersparen, indem er alleine zu solchen Familienzusammekünften, oder sonstigen Veranstaltungen geht, mit denen du nicht gut zurecht kommst.

Und nun versucht dein Freund, auf dich zuzugehen. Er fragt, um genauer zu verstehen, was los ist, usw. - Und du blockst ab, weil du dich vor dir selbst schämst, weil du glaubst, schon genug Drama gemacht zu haben und weil du gleich vom Ende der Beziehung ausgehst.
Aber genau damit wirst du die Sache doch nur noch schlimmer machen und dafür sorgen, dass deine Sorgen zutreffen.

Warum glaubst du, es wäre ein Zeichen von Schwäche gewesen, ihm von deiner unschönen Vergangenheit zu erzählen? Warum glaubst du, er würde jetzt nur noch deine Baustellen sehen, obwohl diese nur 10% von dir ausmachen?
Vielleicht sieht er es ja sogar als ganz große Strärke von dir, dass du trotz unschöner Dinge aus der Vergangenheit heute die wundervolle Frau ist, die er liebt... Vielleicht ist er beeindruckt davon, wie von all diesen Dingen nur ein paar kleine wunde Punkte übrig geblieben sind, die nur ganz selten zutage treten... Vielleicht hilft ihm das Wissen um deine Vergangenheit dabei, diese wunden Punkte zu erkennen, zu respektieren und darauf Rücksicht zu nehmen.
Warum glaubst du, absolut perfekt sein zu müssen?


Off-Topic:
Noch eine kleine persönliche Anekdote zum Schluss:
Ich habe eine Bekannte, die in ihrer Kindheit und Jugend ziemlich viele unschöne Dinge erlebt hat, da ihr Vater einfach ein Arschloch ist. Da ich sie schon seit ihrer Jugend kenne, habe ich einiges davon mitbekommen. Ich habe mitbekommen, wie sie sich Schritt für Schritt aus diesem schlechten familären Einfluss rausgekämpft hat, wie sie ganz früh auf eigenen Beinen stehen musste, wie sie nebenbei noch Verantwortung für ihren Bruder übernommen hat und wie sie zu einer wahnsinnig starken, erfolgreichen Frau mit dem Herz am rechten Fleck wurde, die aber trotzdem aufgrund ihrer Vergangenheit noch ein paar wunde Punkte hat, an denen sie nicht so stark, sondern ziemlich verletzlich ist. - Und gerade diese Kombination aus Stärke und Verletzlichkeit finde ich bei ihr total faszinierend und liebenswert.
Nicht dass ich jemals wirklich verliebt in sie war... Aufgrund der Gesamtsituation und unserer Altersdifferenz waren das manchmal schon eher so etwas, wie "väterliche" Gefühle, obwohl auch dieses Wort nicht wirklich passt, da ich sie gleichzeitig ziemlich heiß finde. Aber sie ist auf jeden Fall eine unglaublich tolle und beeindruckende Frau und ich finde es schön, dass ich ihr bei einigen Kleinigkeiten auf ihrem weiten und steinigen Weg helfen konnte. Und ich weiß, dass ihr Freund, bzw. inzwischen Eheman mit ihr einen ganz tollen Fang gemacht hat.
(Und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie überhaupt nicht weiß, was für einen bleibenden Eindruck sie bei mir hinterlassen hat, da wir eigentlich nur entfernte Bekannte sind und uns noch gegenseitig zum Geburtstag gratulieren und ein paar Nachrichten im Jahr hin und her schreiben... :ashamed:)
 
Zuletzt bearbeitet:
C
Benutzer157234  (36) Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #31
Danke ihr Lieben. Ich versuche mal auf das einzugehen, was sich mir als wiederkehrend oder eben sehr wesentlich herauskristallisierte.

Weil man Dich von der ersten Sekunde in den absoluten Super-GAU geworfen hat. In solch einer Situation werden auch reichlich viele "Normale" heftig Probleme bekommen und eigentlich hattest Du so gut wie keinen Handlungsspielraum. Ich bin der Meinung, in so einem Moment sind die anderen in der Pflicht, die, die sich in der Komfortzone befinden.

Das finde ich immer sehr schwer für mich zu beurteilen. Aber ich habe eben auch erlebt, wie das die "andere" Seite sieht. In einer vergleichbaren Situation wurde ich mal gefragt, warum ich so zurückhaltend sei und ich habe den Fehler gemacht, ganz transparent zu antworten, dass ich mich mit vielen fremden Menschen schwertue und eben still bin, wenn ich zum Thema nichts beizutragen habe. Die Antwort kam prompt: "Ist doch nicht unsere Aufgabe, dich zu integrieren, sondern dein Problem, wenn du keinen Anschluss findest". War kein schöner Moment, aber eben aufschlussreich. Ich habe schon vorher nicht erwartet, dass man mich integriert, ehrlich gesagt erwarte ich von Menschen ziemlich wenig. Von mir aus habe ich einfach eine Frage beantwortet...

Dass aber die Frage alleine schon ein indirekter Vorwurf war, war mir in dem Moment nicht klar. Da spielt mein Asperger rein. Das sind Zwischentöne, auf die ich nicht reagieren kann, weil ich sie in dem Moment nicht bemerke. Genau das ist auch ein Grund, warum ich mich mit vielen fremden Menschen so schwertue: Ich weiß einfach, dass Menschen anders kommunizieren als ich, andere Dinge meinen und die gestellten Fragen oftmals eigentlich eine andere Intention haben, die ich aber nicht erfassen kann, weil ich nur erfasse, was eben direkt gesprochen wird. Wenn ich heute so was gefragt werde, schiebe ich eine gesellschaftlich akzeptierte Form ein: "Ich bin schüchtern", "Ich bin müde", "Ich war gerade abgelenkt". Stimmt nie, wird aber deutlich besser angenommen als die Wahrheit, nämlich, dass ich zum Thema nix zu sagen habe und es mich auch nicht interessiert. Lernfaktor.

Mir persönlich und in meinem Wertesystem erscheint es auch logisch, dass man als Gruppe versucht einen einzelnen aufzunehmen, weil man in der deutlich stärkeren Position ist. Aber ich habe sehr früh gelernt, dass sich mein Werteempfinden doch erheblich von dem Außen unterscheidet und erwarte von anderen Menschen eben kaum etwas, sondern nehme da nur mich als Bezugspunkt.

Nein, natürlich nicht. Es wird mit großer Wahrscheinlichkeit nicht der letzte Moment sein, in dem es ein solches Problem gibt zwischen Euch. Lernt, damit umzugehen. Beide.

Nein, wahrscheinlich nicht. Er hat einen riesigen Freundes- und Bekanntenkreis. Aber ich finds ziemlich blöd, dass ich ihm da nicht gerechtwerden kann. Was für mich auch schwierig war, war, dass ich nicht einschätzen konnte, wie schlimm das nun für ihn war. Es war mir unmöglich, zu überblicken, wie gravierend er das wirklich fand. Das hat mich dann zusätzlich verunsichert, weil ich so eine Einordnung immer brauche.

Du gelangst allerdings zu den falschen Schlussfolgerungen. Deine Angst verursacht dir Tunnelblick. Bitte triff nun also keine elementaren Entscheidungen! Überleg: was funktioniert für dich gut bei großer Angst? Eine Nacht allein sein? Sportlich auspowern? Mit einem guten Freund quatschen?

Absolut richtige Einschätzung. Ich habe in Beziehungen einen sehr ausgeprägten Fluchtreflex. Normalerweise verschaffe ich mir Ruhe, in dem ich dann einfach einige Zeit alleine bin. Das ging hier nicht, was eben dieses Verharren in dem emotionalen Moment bei mir auslöste. Ich konnte mich physisch nicht aus der Situation lösen und somit dann auch psychisch nicht. War mir auch die ganze Zeit bewusst, ließ sich aber nicht ändern, ohne ihn eben wieder vor den Kopf zu stoßen.

Woher weißt du denn, wie er dich jetzt sieht?
Hat er dir gesagt, dass er dich von jetzt an immer schwach finden wird?
Möchtest du wirklich die Beziehung mit einem Menschen, dem du genug vertraut hast, um ihm von deiner Kindheit zu erzählen, wegen zwei blöden Tagen beenden?

Das ist meine irrationale Angst: Auf diese 10% reduziert zu werden. Das ist bei mir so ein "Dauerbrenner", einfach aber auch, weil mir das schon oft passiert ist. Ich fand es früher z.B. sinnvoll meinen Partner zu erzählen, dass ich eine sexuelle Missbrauchsvergangenheit habe, weil ich damals noch gewisse Probleme hatte. Das war aber ne ziemlich dumme Idee, weil ich den Opferstempel nie wieder losgeworden bin. Nervte mich einfach extrem, mache ich heute anders. Ich habe das für mich verarbeitet und aufgeräumt, daher thematisiere ich das heute gar nicht mehr. Manchmal fällt auf, dass ich mich bei dem Thema "sehr gut einfühlen könne", was ich dann salopp damit erkläre, dass ich viel darüber gelesen hätte. Keine Lüge und verhindert den Opferstempel.

Das er dich zu so einem Ort schleppt war dumm von ihm. Ich habe meinen Freund auch schon aufs äußerste schockiert und war schon mega hysterisch bei Dingen die für andere total verständlich sind. (in meinem Fall bekomme ich die Krise bei dem Gefühl von schnellen Aufzügen oder beim Fliegen) Da bin ich auch schon aufs übelste zusammengebrochen und das musste er auch erst mal verdauen.
Aber als es dann rum war konnte er viel besser auf mich eingehen.
Ich wünsche dir alles gute :herz:

Lieb von dir :smile: Ich finds toll, dass du das so annehmen kannst. Ich wünschte, ich könnte das auch.
Ich glaube, Flugangst ist für andere Menschen recht greifbar. Das ist wie mit Krebs. Es ist okay, krebs zu haben. Aber es ist z.B. nicht okay Depressionen zu haben. Und mit vielen Fremden nicht klarzukommen ist eben auch nicht okay. Zumindest nicht in dem Ausmaß wie bei mir. Ich persönlich hätte die Situation auch anders gehändelt, wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre. Vor einiger Zeit nahm ich ihn mal auf eine größere Geburtstagsparty mit, wo ich viele kannte. Die Situation war schwierig, weil wir situationsbedingt sehr abseits saßen, er keinen kannte und man durch die Sitzsituation auch nicht mit anderen ins Gespräch kam. Da blieb ich so lange an seiner Seite, bis sich die Situation entspannt hatte, ich ihn ein paar Leuten vorstellen konnte, von denen ich wusste, dass sie ihn gut aufnehmen würden und habe ihn erst dann paar Minuten allein gelassen, als ich merkte, dass er dort Anschluss gefunden hatte. Aber unterschiedliche Menschen lösen unterschiedliche Probleme eben unterschiedlich.

Quatsch, sorry. Das ist einfach was, für das ihr einen Weg finden könnt, um mit dem Punkt umzugehen. Eine Paarbeziehung besteht doch nicht daraus, sich ständig mit zig anderen Leuten zu treffen.

Das ist auch so eine Baustelle bei mir. Ich kann es unheimlich schlecht annehmen, wenn ich jemandem Umstände mache. Mir wurde einfach sehr früh und recht scharf eingetrichtert, dass man Dinge nur dann annehmen sollte, wenn man sich revanchieren kann und, dass man eben nichts annehmen sollte, wenn man es sich vorher nicht verdient hat. Da war man in meiner Erziehung sehr ... gründlich ... in dem Punkt. Auch Dinge von anderen einzufordern, fällt mir sehr schwer. Ich erwarte wenig von Menschen, wenns um Rücksichtnahme oder Zugeständnisse in meine Richtung geht. In aller Regel mache ich mich von anderen unabhängig und schau zu, wie ich eben am besten klarkomme, ohne auf andere angewiesen zu sein. Von daher habe ich eben das Gefühl, ihm da ein großes Opfer abzuverlangen und fühle mich entsprechend schlecht dabei. Dass ich ihm in diesen sozialen Situationen nicht gerechtwerden kann und er sich da so für mich verbiegt, finde ich sehr schwer anzunehmen.

Hat er das gesagt, oder glaubst du das nur?

Ganz klar Ausdruck meiner Angst. Ich habe immer ziemlich Schiss, als schwach zu gelten. Ich weiß einfach, was ich so überstanden habe, wie schwierig das war und bin da auch recht selbstzufrieden und stolz auf mich. Ich brauche keine anderen, die mich dafür beklatschen, aber ich will da auch nicht verkannt werden. Generell kann ich prima damit leben, für Dinge abgelehnt zu werden, die ich wirklich getan oder gesagt habe. Was mich aber nervt ist, für Dinge verurteilt zu werden, die ich eben nicht gesagt habe. Denke, das geht den meisten so :smile:

Glaubst du, oder weißt du, dass er dich so sieht?

Same here.

Nein, das wäre das absolut Unvernünftigste, das du jetzt machen könntest.

Ja, wahrscheinlich. Da fallen mein Unvermögen, Zugeständnisse von anderen in meine Richtung anzunehmen ungünstig mit meinem Fluchtreflex zusammen. Für mich ist es sehr schwierig, wenn sich jemand meinetwegen Umstände macht. Etwas, das bei mir anerzogen ist, was ich noch nicht ablegen konnte. Jenachdem wie angespannt ich bin, kann ich auch kleine Dinge kaum noch annehmen. Zum Beispiel wird mir im Auto sehr schnell schlecht, wenn ich hinten sitze. Dass er das seiner Mutter mitteilte, der Vater instant rechts ranfuhr, damit seine Mutter mit mir den Platz tauschte, war objektiv natürlich sehr lieb. Aber ich habe mich damit richtig unwohl gefühlt. Für mich ist es da das kleinere Übel, dass mir eben schlecht ist, als das seine Mama sich Umstände macht. Ich bin ganz gut im Aushalten und Ertragen, aber schlecht darin, wenn andere sich bemühen, es mir nettzumachen. Ich mache das lieber selbst, oder halte aus, wenn ich es nicht beeinflussen kann. Aber meine Bedürfniserfüllung von anderen abhängig zu machen, ist superschwierig für mich.

Und er scheint bereit, Kompromisse einzugehen, sonst hätte er nicht vorgeschlagen, dass du bei so großen Treffen vielleicht besser nicht mitkommst.

Ja, diese Zugeständnisse seinerseits verschlimmern in solchen Situationen mein Empfinden nur. Ich kann so was dann gar nicht annehmen und das was mir dann Erleichterung verschafft ist eben, dass ich das Gefühl habe, für niemanden Verantwortung zu haben (außer mich selbst) und niemandem etwas zu schulden. Wenn er aber Zugeständnisse macht, schulde ich ihm automatisch etwas (anerzogen). Dieses Empfinden von großer Schuld, wenn jemand Zugeständnisse macht, ist bei mir in solchen Ausnahmesituationen sehr stark ausgeprägt. Ich empfinde da dann keine Erleichterung, sondern das Gegenteil. Ich rechne immer damit, dass man mir eben diese Zugeständnisse irgendwann vorwirft oder benutzt, um mich meinerseits zu Zugeständnissen zu zwingen - anerzogen.

Die Stichworte, die mir beim Lesen deiner Beiträge immer wieder in den Kopf schießen, sind nämlich folgende: Pessimismus, selbsterfüllende Prophezeiung und ganz wenig Selbstbewusstsein und Selbstachtung. - Und die ganz große Frage: Warum?!?

Mir ist klar, warum du mich so liest. Ich gehe da weniger mit, weil ich mir meiner selbst eben sehr bewusst bin. Ich weiß ziemlich genau, worin ich gut bin und worin nicht und kann mich selbst eben auch gut einschätzen, was meine Empfindungen in bestimmten Situationen betreffen. So wusste ich, dass ich mit der sehr dementen Oma super klarkommen werde, weil mir alte Menschen liegen, egal wie schwierig die sind. War auch so. Oma mag mich.

Aber ich weiß eben auch, dass mir derartige soziale Situationen nicht liegen und wie sehr sich das zum Ausnahmezustand entwickeln kann. Das ist kein Pessimismus, das ist einfach eine klare Selbsteinschätzung. Ich finde es konstruktiver, sich mit den eigenen Schwächen zu befassen, um dann schon im Vorfeld Strategien entwickeln zu können. Gerade im Umgang mit den Eltern habe ich das hier im Thread ja gemacht und bin dann durch diese Situationen auch gut durchgekommen - eben weil ich mich vorher wirklich damit befasst habe und da sehr aufrichtig mit mir selbst war. Ich sehe einfach wenig Sinn darin, ohne Sonnenschutz zur Mittagszeit in die Sahara zu fahren und mir zu denken, dass ich garantiert keinen Sonnenbrand kriegen werde. Ebenso weiß ich aber, dass ein überraschend einsetzender Platzregen gar kein Problem für mich ist.

Bei mir liegt eine recht große Diskrepanz zwischen meiner Beziehung zu mir selbst und der Beziehung zwischen mir und anderen Menschen vor. Mich beeinflussen andere Menschen in meinem Selbstwert und generell kaum. Selbst, wenn ich mich unter ihnen schlecht fühle und wie auf der Party das Gefühl habe nach deren gesellschaftlichen Maßstäben versagt zu haben, mindert das aber meine Beziehung zu mir selbst nicht, da deren gesellschaftliche Regeln sich nicht mit meinen decken. Ich halte mich deswegen nicht für schlecht oder weniger wert, sondern nur für jemanden, der mit der Außenwelt nicht gut zurechtkommt, nicht weil ich schlecht bin oder die anderen, sondern weil wir unterschiedlich sind. Nach MEINEM Empfinden, hatte ich auf der Party wenig Chance das im Rahmen meiner Möglichkeiten besser zu machen. Und in MEINER Welt ist es vollkommen okay, dass ich mit Smalltalk nichts anfangen kann, dass ich andere Interessen habe, als die Menschen dort, dass ich mir ein Eigenheim nicht vorstellen kann und es macht mich in MEINER Welt auch nicht zu einem schlechten Menschen, dass mich die Windelsituation der Anwesenden null interessiert. Ich bin da mit mir also vollkommen okay. Aber ich kann nicht ignorieren, dass es den anderen damit anders geht. Und DAS ist der Knackpunkt. Die Wahrheit ist, dass mich andere Menschen in aller Regel nicht interessieren. Das ist für mich vollkommen okay, für anderen natürlich nicht :smile:

Glaubst du selbst, dass du so eine schreckliche Person bist, die niemand leiden kann? Und warum glaubst du, die Leute hätten so hohe Erwartungen an dich?

Nein, glaube ich nicht. Ich glaube, dass ich ziemlich toll bin, aber nicht gut zu anderen Menschen passe, weil wir zu unterschiedlich sind. Ich suche mir die Menschen, die mich umgeben sehr genau aus, habe keinen zusammenhängenden Freundeskreis, sondern umgeben mich ganz gezielt mit Menschen, die ich WIRKLICH mag und gehe da keine Kompromisse zugunsten einer harmonischen Gruppe ein. Wenn ich wen nicht mag, habe ich zu dem keinen Kontakt. Dieses "Der Andreas ist zwar homophob, aber eben der Mann von unserer Freundin Heidi, deshalb ist das schon okay, wenn wir den auch zur Feier einladen" existiert in meiner Welt nicht.

Warum freust du dich nicht darüber, dass das alles verhältnissmäßig gut gelaufen ist?

Weil die Party einfach SO DERMAßEN schlecht gelaufen ist, dass sich die Waage neigt. Wäre das einfach nur nicht optimal gelaufen, würde ich dir Recht geben. Aber es ist eben schon SEHR danebengegangen.

Was meinst du mit "Einfach normal sein"? Was ist denn dieses ominöse "Normal"? Gibt es wirklich diese eine klar definierte Normalität?

Normalität bedeutet für mich eben, dass die meisten Menschen in gängigen sozialen Situationen irgendwie zurechtkommen. Klar gibt es Menschen, denen es bisschen schwerer fällt. Im Großen und Ganzen kommen die allermeisten Menschen in diesen Situationen aber irgendwie zurecht. Ich nur eben nicht. Normal wäre hier halt gewesen, sich zu den Mädels zu setzen, die die Kinderbetreuung übernommen haben, Gespräche zu führen sich später Essen zu holen und Smalltalk zu halten. Damit wäre man nicht negativ aufgefallen.

Warum sollte das das Ende der Beziehung sein?

Weil es für die meisten Menschen, gerade, wenn sie einen riesigen Bekanntenkreis haben, sicherlich wichtig ist, sich nicht zwischen Zeit mit ihrer Freundin und Zeit mit Freunden entscheiden zu müssen. Irgendwie wissen die ja alle von mir und erwarten daher auch, dass wir künftig als Couple auftreten. Wenn ich da eben nicht mitgehe, bringe ich ihn permanent in eine Situation, in der er entweder für mich lügen muss oder sich rechtfertigen muss, warum er denn mit einer zusammen ist, die Menschen nicht leiden kann.

Warum glaubst du, es wäre ein Zeichen von Schwäche gewesen, ihm von deiner unschönen Vergangenheit zu erzählen?

Weil ich der Meinung bin, dass man seine Probleme nicht zu den Problemen des Partners machen sollte. Und genau das habe ich ja gemacht, weil ich das eben in dem Moment nicht mit mir selbst ausmachen konnte, was ich normalerweise tue.


Wir haben dann auch gestern noch einmal gesprochen und ich bin auch wieder beinahe in meiner Mitte angekommen. Er hat sich natürlich angegriffen gefühlt und es als mangelndes Vertrauen gewertet, dass es für mich so ein Problem war, dass er mich so erlebt hat. Ich verstehe rational auch, was er meint und weiß ja auch, dass wir auch eine Situation hatten, in der ihn seine Dämonen eingeholt hatten und in der ich einen sehr guten Job gemacht habe, als es darum ging, ihm Sicherheit zu geben und ihn aufzufangen.

Ich fühle mich noch nicht gut damit, dass ich bei solchen Anlässen besser nicht mehr mitgehe, weil ich eben diesen inneren Druck habe, dieser Erwartung gerechtwerden zu müssen. Ich muss es ja nicht ausbaden, wenn er dann von seinen Freunden kritisiert wird, sondern er und das ist eben mein Problem. Ich habe wenig Probleme damit, meinen eigenen Mist auszubaden und die Konsequenzen für meinen Kram zu tragen. Aber wenn andere das machen müssen, finde ich das superschwierig. Ist eben mein Ding. Ich sollte ihm vertrauen, wenn er sagt, dass das für ihn total okay ist. Aber da ist sie eben wieder, die Schuld.

Es spielt halt auch immer wieder rein, dass es für mich kompliziert ist, dass da nun jemand ist, der an meinen Dämonen teilhaben will, der beim Bekämpfen mitmachen will. Ich bin einfach jemand, der immer alles alleine regelt, der immer für sich Wege sucht, mit Dingen klarzukommen. Er ist da sehr partnerschaftlich. Ich auch, aber eben nur, wenn um den Partner geht, nicht, wenns um mich geht. Zentrale Dinge sind da bei mir einfach Schuld, Vertrauen, wenn die Erfüllung meiner Bedürfnisse von anderen abhängt.
 
PitBull99
Benutzer173668  (30) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #32
Du hast Recht, psychische Dinge sind für die meisten nicht greifbar und dadurch nicht existent. So entstehen diese unheimlich bescheuerten Aussagen wie "stell dich nicht so an" oder "ist doch dein Problem" das machen diese Aussagen aber nicht zur Tatsache.
Dieses Flugangst ding ist nicht einfach nur ne Flugangst. Es geht um das Gefühl dabei, dieses "Aufzug Gefühl" was mich in eine Angst starre versetzt bis hin zu zusammen Brüchen- und das schränkt mich weit mehr ein als man das auf den ersten Blick vermutet: ich kann keine Achterbahnen oder ähnliches fahren, bin deshalb immer der "Langweiler" und "Außenseiter" gewesen egal ob Freizeitparks, Kirmes oder ähnliches. Gondel fahren ist quasi nicht möglich- ein mal waren die Eltern meines Freundes mit uns wandern und haben darauf bestanden die Gondel zu benutzen. Ich hab es dann gemacht um nicht als Idiot darzustehen und hatte voll den Zusammenbruch. Ich erntete Verständnislosigkeit und fühlte mich ganz ähnlich wie du: ausgegrenzt und als Versager.
Anderes Beispiel: ich bin mit den Verwandten meines Freundes (gleichaltrig) in einen Exit room eingeladen worden (wo man quasi eingesperrt wird und dann Rätsel lösen muss um raus zu kommen) dann wurde gefragt ob jemand Probleme bei solchen Dingen hat oder zur Hysterie neigt. Alle haben mich angesehen und dieser Moment hat mich so tief verletzt, das werde ich nie vergessen.
Und genau wegen solchen Dingen kann ich mega verstehen wie du dich fühlst. ABER: das macht weder dich noch mich zu einem weniger liebenswerten Menschen! Wenn ich keine Goldeln oder andere Sachen Vertrage dann meide ich sie oder mache das in meinem Tempo mit Menschen denen ich vertraue. Heißt in deiner Situation: taste dich ran und mach nur das was auch wirklich in Ordnung ist! Die treffen mit seinen Eltern waren doch in Ordnung, also gehst du nächstes mal einfach nicht mit auf solche riesen Veranstaltungen sondern nur auf überschaubares. Setz ganz klar Grenzen und schäme dich nicht dafür. Du bist keinem Rechenschaft schuldig und wer das nicht akzeptieren kann der hat dich nicht verdient!
Dein Freund scheint doch genau das zu akzeptieren also sieh ihn nicht als Feind sondern als das was er ist: dein Freund, dein Verbündeter, dein Anker. Versuch diese Dinge die du fühlst nicht auf ihn zu übertragen sondern sprich über deine Ängste. Ich habe genau das auch gemacht und ich bin nicht schwach. Du bist nicht schwach! Wir haben genau so unsere Stärken in anderen Bereichen.
Hinfallen, aufstehen, Krone richten. :knuddel:
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #33
Das finde ich immer sehr schwer für mich zu beurteilen. Aber ich habe eben auch erlebt, wie das die "andere" Seite sieht. In einer vergleichbaren Situation wurde ich mal gefragt, warum ich so zurückhaltend sei und ich habe den Fehler gemacht, ganz transparent zu antworten, dass ich mich mit vielen fremden Menschen schwertue und eben still bin, wenn ich zum Thema nichts beizutragen habe. Die Antwort kam prompt: "Ist doch nicht unsere Aufgabe, dich zu integrieren, sondern dein Problem, wenn du keinen Anschluss findest". War kein schöner Moment, aber eben aufschlussreich. Ich habe schon vorher nicht erwartet, dass man mich integriert, ehrlich gesagt erwarte ich von Menschen ziemlich wenig. Von mir aus habe ich einfach eine Frage beantwortet...

Dass aber die Frage alleine schon ein indirekter Vorwurf war, war mir in dem Moment nicht klar.
Ich würde die ganze Geschichte längst nicht so negativ sehen, wie du.

In der Frage, warum du so zurückhaltend bist, sehe ich erstmal überhaupt keinen Vorwurf, sondern eher das Erkennen, dass du abseits stehst und die Bereitschaft, dich zu integrieren. Ansonsten hätte man dich ja auch einfach ignorieren können. Und auch deine Antwort finde ich völlig in Ordnung.
Die Reaktion darauf war dann ziemlich ehrlich, direkt und vielleicht auch ein wenig undiplomatisch. Aber sie ist prinzipiell natürlich nicht falsch: Meiner Meinung nach darf man als Außenstehender nicht erwarten, dass Leute aus einer Gruppe auf einen zukommen, um einen zu integrieren.
Aber trotzdem gibt es manchmal nette Leute, die genau das versuchen, oder zumindest die Bereitschaft zur Integration signalisieren. Aber auch dann liegt es wieder an einem selbst, ob man auf diese "Integrationsbereitschaft" eingeht, oder ob man weiter auf Distanz bleibt.
Und spätestens dann, wenn man auf diese ersten Bemühungen nicht konstruktiv eingeht, sehe ich echt überhaupt keinen Grund mehr, weshalb die Gruppe weiter versuchen sollte, dich zu integrieren. Warum sollte sich da jemand noch weiter um die mäßig integrationswillige Person bemühen, die da am Rand steht, wenn man doch auch ohne diese Person schon viel Spaß als Gruppe haben kann? - Da ist dann einfach auch ein wenig Initiative der außenstehenden Person nötig.

Nein, wahrscheinlich nicht. Er hat einen riesigen Freundes- und Bekanntenkreis. Aber ich finds ziemlich blöd, dass ich ihm da nicht gerechtwerden kann. Was für mich auch schwierig war, war, dass ich nicht einschätzen konnte, wie schlimm das nun für ihn war. Es war mir unmöglich, zu überblicken, wie gravierend er das wirklich fand. Das hat mich dann zusätzlich verunsichert, weil ich so eine Einordnung immer brauche.
Es ist doch eigentlich immer schwierig und fehleranfällig, anderen Leuten in den Kopf zu schauen und abzuschätzen, wie ihre aktuelle Stimmung ist. - Und gerade wenn dein Freund dich und deine Probleme in diesem Bereich kennt, liegt es eben auch an ihm, für Klarheit zu sorgen, anstatt darauf zu hoffen, dass du seine nonverbalen Signale irgendwie richtig interpretierst.

Das ist meine irrationale Angst: Auf diese 10% reduziert zu werden. Das ist bei mir so ein "Dauerbrenner", einfach aber auch, weil mir das schon oft passiert ist. Ich fand es früher z.B. sinnvoll meinen Partner zu erzählen, dass ich eine sexuelle Missbrauchsvergangenheit habe, weil ich damals noch gewisse Probleme hatte. Das war aber ne ziemlich dumme Idee, weil ich den Opferstempel nie wieder losgeworden bin. Nervte mich einfach extrem, mache ich heute anders. Ich habe das für mich verarbeitet und aufgeräumt, daher thematisiere ich das heute gar nicht mehr. Manchmal fällt auf, dass ich mich bei dem Thema "sehr gut einfühlen könne", was ich dann salopp damit erkläre, dass ich viel darüber gelesen hätte. Keine Lüge und verhindert den Opferstempel.
Hm... das finde ich aber schon auch irgendwie problematisch.
Wenn du niemandem (also auch nicht deinem Freund) zeigst, wo deine Probleme und wunden Punkte sind, darfst du natürlich nicht erwarten, dass darauf irgendwie Rücksicht genommen wird.

Lieb von dir :smile: Ich finds toll, dass du das so annehmen kannst. Ich wünschte, ich könnte das auch.
Ich glaube, Flugangst ist für andere Menschen recht greifbar. Das ist wie mit Krebs. Es ist okay, krebs zu haben. Aber es ist z.B. nicht okay Depressionen zu haben. Und mit vielen Fremden nicht klarzukommen ist eben auch nicht okay. Zumindest nicht in dem Ausmaß wie bei mir.
Das ist doch Quatsch!
Selbstverständich ist das alles okay. Aber du kannst eben auch nicht erwarten, dass jeder deiner Mitmenschen weiß, wie er mit solchen Besonderheiten am besten umgehen soll.

Das ist auch so eine Baustelle bei mir. Ich kann es unheimlich schlecht annehmen, wenn ich jemandem Umstände mache. Mir wurde einfach sehr früh und recht scharf eingetrichtert, dass man Dinge nur dann annehmen sollte, wenn man sich revanchieren kann und, dass man eben nichts annehmen sollte, wenn man es sich vorher nicht verdient hat. Da war man in meiner Erziehung sehr ... gründlich ... in dem Punkt.
Dann wurde dir wohl sehr gründlich Schwachsinn anerzogen. :zwinker:

Dazu mal zwei Anekdoten aus völlig anderen Bereichen:
Als ich noch ziemlich neu in meinem neuen Sportverein war, war ich mit meinen Vereinskameraden im Sportheim. Dann gesellte sich auch ein älterer Herr (ehemaliger Sportler und Vereinsfunktionär) zu uns. Wir kamen ins Gespräch und unterhelten uns gut. Als ich dann zahlen wollte, meinte der Wirt zu mir: ""Du musst heute nicht zahlen. Der Herr hat deine Rechnung schon übernommen."
Erstmal war mir das total peinlich, weil ich das doch überhaupt nicht verdient habe und weil ich es auch überhaupt nicht nötig hatte. Aber später haben ich erfahren, dass dieser Herr sehr wohlhabend ist und dass es ihm großen Spaß macht, großzügig zu sein und anderen Menschen etwas gutes zu tun. - Und so vergeht kaum ein Abend mit ihm im Sportheim, an dem er nicht jemaden einlädt, oder eine Runde ausgibt. - Und ich frage mich: Warum sollte ich mich dagegen wehren und ihm damit diesen Spaß nehmen?

Oder auch die andere Seite:
Eine Freundin von mir war knapp bei Kasse, hatte kein Auto und brauchte dringend eine neue Waschmaschine. Sie entdeckte ein tolles Sonderangebot, aber hatte keine Ahnung, wie sie das sperrige Teil in ihre Wohnun transportieren sollte. Also bot ich ihr an, die Waschmaschine für sie zu transportieren, da ich ein großes Auto hatte.
Für mich war die Aktion eine Kleinigkeit: Eine Stunde Zeitaufwand und ein paar Liter Sprit. Aber für sie war es die Rettung in der Not.
Natürlich konnte sie sich in dieser Situation nicht wirklich revanchieren... und verdient hat sie sich das auch nicht wirklich. Aber warum hätte ich es nicht tun sollen? Und warum hätte sie es nicht annehmen sollen? Ist es nicht auch einfach schön, anderen Leuten helfen zu können?
Warum sollte ich für so eine Kleinigkeit eine Gegenleistung erwarten? Ihre Erleichterung und ihr aufrichtiges "Dankeschön!" waren für mich in diesem Fall mehr, als ausreichend.

Natürlich kann man diese Hilfsbereitschaft von anderen Menschen nicht erwarten oder aktiv einfordern. Aber warum sollte man es nicht annehen, wenn es einem angeboten wird? Und warum sollte man so eine Hilfe nicht einfach so anbieten, wenn man sieht, dass man einer anderen Person so mit sehr wenig Aufwand etwas gutes tun kann?

Ganz klar Ausdruck meiner Angst. Ich habe immer ziemlich Schiss, als schwach zu gelten.
Was ist so schlimm daran, schwach zu sein? Jeder Mensch hat doch seine Stärken und Schwächen.

Ja, wahrscheinlich. Da fallen mein Unvermögen, Zugeständnisse von anderen in meine Richtung anzunehmen ungünstig mit meinem Fluchtreflex zusammen. Für mich ist es sehr schwierig, wenn sich jemand meinetwegen Umstände macht.
Aber zu einer Beziehung gehört es doch einfach dazu, sich gegenseitig etwas gutes zu tun, füreinander da zu sein, aufeinander Rücksicht zu nehmen, sich umeinander zu kümmern, usw. - Und das nicht aus Eigennuntz, sondern aus gegenseitiger Liebe.
(Zumindest ist das mein theoretisches Verständnis von einer Beziehung und das, was ich so in den Beziehungen in meinem Umfeld beobachte.)

Zum Beispiel wird mir im Auto sehr schnell schlecht, wenn ich hinten sitze. Dass er das seiner Mutter mitteilte, der Vater instant rechts ranfuhr, damit seine Mutter mit mir den Platz tauschte, war objektiv natürlich sehr lieb. Aber ich habe mich damit richtig unwohl gefühlt. Für mich ist es da das kleinere Übel, dass mir eben schlecht ist, als das seine Mama sich Umstände macht. Ich bin ganz gut im Aushalten und Ertragen, aber schlecht darin, wenn andere sich bemühen, es mir nettzumachen. Ich mache das lieber selbst, oder halte aus, wenn ich es nicht beeinflussen kann. Aber meine Bedürfniserfüllung von anderen abhängig zu machen, ist superschwierig für mich.
Diese Situation könntest du aber auch ganz pragmatisch betrachten:
Seiner Mutter macht es vermutlich überhaupt nichts aus, hinten zu sitzen. Und rechts ranfahren und Plätze tauschen ist auch nur ein lächerlich kleiner Aufwand. Aber dafür wäre es ein deutlich größerer Aufwand, dein Erbrochenes rückstandsfrei aus dem Sitzpolster zu entfernen, wenn dir richtig schlecht werden sollte und es keine Möglichkeit gibt, schnell genug anzuhalten.
Also: Ein minimaler Aufwand, um sich vor einem deutlich größeren Schaden zu schützen. Warum sollte man das also nicht tun?

Ja, diese Zugeständnisse seinerseits verschlimmern in solchen Situationen mein Empfinden nur. Ich kann so was dann gar nicht annehmen und das was mir dann Erleichterung verschafft ist eben, dass ich das Gefühl habe, für niemanden Verantwortung zu haben (außer mich selbst) und niemandem etwas zu schulden. Wenn er aber Zugeständnisse macht, schulde ich ihm automatisch etwas (anerzogen). Dieses Empfinden von großer Schuld, wenn jemand Zugeständnisse macht, ist bei mir in solchen Ausnahmesituationen sehr stark ausgeprägt. Ich empfinde da dann keine Erleichterung, sondern das Gegenteil. Ich rechne immer damit, dass man mir eben diese Zugeständnisse irgendwann vorwirft oder benutzt, um mich meinerseits zu Zugeständnissen zu zwingen - anerzogen.



Mir ist klar, warum du mich so liest. Ich gehe da weniger mit, weil ich mir meiner selbst eben sehr bewusst bin. Ich weiß ziemlich genau, worin ich gut bin und worin nicht und kann mich selbst eben auch gut einschätzen, was meine Empfindungen in bestimmten Situationen betreffen. So wusste ich, dass ich mit der sehr dementen Oma super klarkommen werde, weil mir alte Menschen liegen, egal wie schwierig die sind. War auch so. Oma mag mich.

Aber ich weiß eben auch, dass mir derartige soziale Situationen nicht liegen und wie sehr sich das zum Ausnahmezustand entwickeln kann. Das ist kein Pessimismus, das ist einfach eine klare Selbsteinschätzung. Ich finde es konstruktiver, sich mit den eigenen Schwächen zu befassen, um dann schon im Vorfeld Strategien entwickeln zu können. Gerade im Umgang mit den Eltern habe ich das hier im Thread ja gemacht und bin dann durch diese Situationen auch gut durchgekommen - eben weil ich mich vorher wirklich damit befasst habe und da sehr aufrichtig mit mir selbst war. Ich sehe einfach wenig Sinn darin, ohne Sonnenschutz zur Mittagszeit in die Sahara zu fahren und mir zu denken, dass ich garantiert keinen Sonnenbrand kriegen werde. Ebenso weiß ich aber, dass ein überraschend einsetzender Platzregen gar kein Problem für mich ist.
Natürlich ist es gut, sich zu kennen und mögliche Folgen und Risiken einschätzen zu können. Aber trotzdem muss man ja nicht immer vom Schlimmsten ausgehen und kann auch hoffen, dass es vielleicht doch wider Erwarten besser laufen könnte.

Als ich zur Hochzeit einer guten Freundin eingeladen wurde, war ich auch äußerst skeptisch, wie der Abend wird, da ich außer ihr niemanden kannte. (Naja... ihren zukünftigen Mann und ihren Bruder habe ich mal kurz zwischen Tür und Angel gesehen... aber das war es dann auch schon.) Und ich wusste auch, dass meine Versuche, alleine auf eine Party zu gehen und dabei Spaß zu haben, bisher ziemlich erfolglos und frustrierend waren, weil ich dann immer nur einsam am Rand gestanden bin und mich nirgends integrieren konnte. Also bin ich nur ihr zuliebe gekommen und habe gehofft, dass die Feier halbwegs erträglich wird. Der Anfang war dann auch ziemlich zäh. Aber später saß ich dann mit den Freunden des Bräutigams am Tisch, habe mit ihnen Wein getrunken und mich super mit ihnen unterhalten. Obwohl ich nicht damit gerechnet habe, wurde das für mich letztendlich zu einer richtig schönen Feier.

[....]Die Wahrheit ist, dass mich andere Menschen in aller Regel nicht interessieren. Das ist für mich vollkommen okay, für anderen natürlich nicht :smile:
Ist das wirklich so? Sind dir die Leute wirklich so egal, wie du behauptest? Und ist das den anderen Leuten wirklich so wichtig, wie du denkst?
Gerade letzteres glaube ich nicht wirklich. Natürlich ist es irgendwie ein wenig komisch, auf einer Party zu sein, bei der eine Person unbeteiligt und vermeitntlich missmutig am Rand steht, während man selbst mit den anderen Leuten Spaß hat. - Aber nicht, weil einen das selbst wirklich stört und man deshalb weniger Spaß bei der Party hat, sondern doch viel eher, weil man empathisch ist und zumindest glaubt, dass sich diese Rolle als Außenseiter für die betroffene Person nicht schön anfühlt. Und weil man diese Person gerne am Spaß der restlichen Leute beteiligen will, um sie aus dieser vermeintlich unschönen Situation rauszuholen.

Weil die Party einfach SO DERMAßEN schlecht gelaufen ist, dass sich die Waage neigt. Wäre das einfach nur nicht optimal gelaufen, würde ich dir Recht geben. Aber es ist eben schon SEHR danebengegangen.
Du solltest aber vielleicht auch dran denken, dass das ganze einfach eine beschissene Situation war, die auch bei ganz vielen Menschen, die generell weniger Probleme im zwischenmenschlichen Bereich haben, nicht gut gelaufen wäre.

Weil ich der Meinung bin, dass man seine Probleme nicht zu den Problemen des Partners machen sollte. Und genau das habe ich ja gemacht, weil ich das eben in dem Moment nicht mit mir selbst ausmachen konnte, was ich normalerweise tue.
Zumindest nach meinem theoretischen Verständnis gehört es doch aber auch zu einer Beziehung dazu, sich gegenseitig zu öffnen, sich gut zu kennen, sich bei Problemen gegenseitig beizustehen, aufeinander Rücksicht zu nehmen, usw.
Was bleibt denn von einer Beziehung übrig, wenn das alles wegfällt?
 
C
Benutzer157234  (36) Meistens hier zu finden
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Und spätestens dann, wenn man auf diese ersten Bemühungen nicht konstruktiv eingeht, sehe ich echt überhaupt keinen Grund mehr, weshalb die Gruppe weiter versuchen sollte, dich zu integrieren. Warum sollte sich da jemand noch weiter um die mäßig integrationswillige Person bemühen, die da am Rand steht, wenn man doch auch ohne diese Person schon viel Spaß als Gruppe haben kann? - Da ist dann einfach auch ein wenig Initiative der außenstehenden Person nötig.

Wo habe ich denn was erwartet? Ich erwarte nicht, dass man mich integriert. Ich erwarte nicht, dass Menschen auf mich zugehen oder sich um mich bemühen. Warum sollte ich das erwarten? Ich habe auch von der angesprochenen Person nicht erwartet, dass sie ein Thema findet, dass mich interessiert oder sie mich integriert. Ich antworte tatsächlich einfach konkret auf konkrete Fragen. Und wenn ich erwartet hätte, dass sie mich integriert, hätte ich das gesagt. Da ich diese Erwartungshaltung aber nicht hatte, nicht geäußert habe, fand ich diesen Vorwurf einfach nur hochgradig schwachsinnig. Ich verstehe auch nicht, wo du da eine Erwartungshaltung von mir herausliest. Ich habe gar kein Problem, an einem Gespräch nicht teilzunehmen, erst recht nicht, wenn es mich eh nicht interessiert.

Wenn du niemandem (also auch nicht deinem Freund) zeigst, wo deine Probleme und wunden Punkte sind, darfst du natürlich nicht erwarten, dass darauf irgendwie Rücksicht genommen wird.

Wo habe ich hier wieder irgendwas erwartet? Ich erwarte keine Rücksicht. Wo habe ich das denn gesagt? Eigentlich sage ich die ganze Zeit, dass ich eben das nicht erwarte und erkläre sogar recht genau, warum nicht. Meiner Meinung nach jedenfalls...

Selbstverständich ist das alles okay. Aber du kannst eben auch nicht erwarten, dass jeder deiner Mitmenschen weiß, wie er mit solchen Besonderheiten am besten umgehen soll.

Wieder... Wo habe ich denn was erwartet?

Was ist so schlimm daran, schwach zu sein? Jeder Mensch hat doch seine Stärken und Schwächen

Kann jeder Mensch auch haben und ich habe auch kein Problem über gewisse Schwächen bei anderen hinwegzusehen.

Aber zu einer Beziehung gehört es doch einfach dazu, sich gegenseitig etwas gutes zu tun, füreinander da zu sein, aufeinander Rücksicht zu nehmen, sich umeinander zu kümmern, usw. - Und das nicht aus Eigennutz

Ich leiste meinen Part da auch, aber ich habe einfach meine Grenzen, inwieweit sich mein Partner für mich zu verbiegen hat. Die sind vll bei mir etwas enger als bei anderen. Aber ich will nicht, dass man sich für mich verbiegt. Dann passt es eben vll einfach nicht. Ich will bei jedem Zugeständnis ziemlich genau wissen, wie sehr das meinen Partner einschränkt, um die Sache im Zweifel rechtzeitig zu beenden.

Ist das wirklich so? Sind dir die Leute wirklich so egal, wie du behauptest? Und ist das den anderen Leuten wirklich so wichtig, wie du denkst?

Ja, ist so. Ich finde die meisten Menschen nicht sehr spannend und die meisten Unterhaltungen im Smalltalkbereich eben auch nicht. Den Leuten mag es nicht wichtig sein, was ich konkret denke, aber erfahrungsgemäß fühlen sie sich unwohl, wenn man merklich nichts mit ihnen anfangen kann. Ich kann mein Desinteresse - wie alle meine Gefühle - sehr schlecht verbergen und bin ein sehr mieser Schauspieler. Das hat auch keine moralischen Gründe, ich kanns einfach nicht.

Du solltest aber vielleicht auch dran denken, dass das ganze einfach eine beschissene Situation war, die auch bei ganz vielen Menschen, die generell weniger Probleme im zwischenmenschlichen Bereich haben, nicht gut gelaufen wäre.

Kann ich wie gesagt nicht beurteilen, weil mir da ein Vergleich fehlt. Dort war ich jedenfalls die Einzige, die so massive Probleme zu haben schien. Gut, die kannten sich alle untereinander auch 10-15 Jahre...

Zumindest nach meinem theoretischen Verständnis gehört es doch aber auch zu einer Beziehung dazu, sich gegenseitig zu öffnen, sich gut zu kennen, sich bei Problemen gegenseitig beizustehen, aufeinander Rücksicht zu nehmen, usw.
Was bleibt denn von einer Beziehung übrig, wenn das alles wegfällt?

Leiste ich selbst auch alles, soweit ich das beurteilen kann. Aber ich habe auch gern eine gewisse Distanz, einfach Raum, der nur mir gehört. Ich habe diese total symbiotische Auffassung einer Beziehung nicht, sondern bin da eher liberaler. Ich will mit meinem Partner nicht alles teilen, weil mir das oftmals eh nichts bringt und er hat von Problemgesprächen über meinen Kram ja auch nichts. Mir ist es ehrlich fremd, dass die meisten Menschen eben den Anspruch zu haben scheinen, dass man alles vom Partner wissen müsse, dass man einander in- und auswendig kennen soll. Ich meine: was hat meinem Freund das Theater nun gebracht, außer das er zwei Tage Stress hatte? Wozu war das gut? Ich habe ihm zwei Tage lang die Möglichkeit genommen, einfach glücklich zu sein, weil ich meinen Kram nicht gehändelt bekam. Das ärgert mich sehr, aber inwieweit das Vorteile für ihn haben soll, sehe ich nicht und nehme mir eben auch vor, künftig wieder mehr mit mir selbst auszumachen.
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #35
Wo habe ich denn was erwartet? Ich erwarte nicht, dass man mich integriert. Ich erwarte nicht, dass Menschen auf mich zugehen oder sich um mich bemühen. Warum sollte ich das erwarten? Ich habe auch von der angesprochenen Person nicht erwartet, dass sie ein Thema findet, dass mich interessiert oder sie mich integriert. Ich antworte tatsächlich einfach konkret auf konkrete Fragen. Und wenn ich erwartet hätte, dass sie mich integriert, hätte ich das gesagt. Da ich diese Erwartungshaltung aber nicht hatte, nicht geäußert habe, fand ich diesen Vorwurf einfach nur hochgradig schwachsinnig. Ich verstehe auch nicht, wo du da eine Erwartungshaltung von mir herausliest. Ich habe gar kein Problem, an einem Gespräch nicht teilzunehmen, erst recht nicht, wenn es mich eh nicht interessiert.
Natürlich erwartest du das nicht Da habe ich mich wohl etwas undeutlich ausgedrückt. Ich wollte nur illustrieren, dass die "Ist doch nicht unsere Aufgabe"-Aussage einfach stimmt und nur ziemlich hart formuliert ist.
Die Frage ist nur: Was willst du? Willst du dich integrieren und nimmst di die entsprechenden Angebote dann an (wenn sie denn kommen), oder macht es dir überhaupt nichts aus, unbeteiligt am Rand zu stehen?
Und wenn zweiteres der Fall ist: Warum ist es dir so wichtig, was die Leute aus der Gruppe über dich denken? Und warum glaubst du, dass das unbedingt negative Gedanken sind? Könnte es nicht auch passieren, dass die anderen Leute dann einfach akzeptieren, dass du lieber nicht mittendrin bist, sondern am Rand stehst?

Wo habe ich hier wieder irgendwas erwartet? Ich erwarte keine Rücksicht. Wo habe ich das denn gesagt? Eigentlich sage ich die ganze Zeit, dass ich eben das nicht erwarte und erkläre sogar recht genau, warum nicht. Meiner Meinung nach jedenfalls...
Ich verwende die Formulierung "kannst du nicht erwarten, dass" nicht, weil ich annehme, dass du das tatsächlich erwartest, sondern einfach nur, um eine Kausalität darzustellen: Wenn die Leute nicht wissen, dass XYZ, können sie das auch nicht berücksichtigen.

Allerdings glaube ich durchaus, dass es die Situation entspannen und entschärfen könnte, wenn die Leute dein Verhalten besser nachvollziehen und darauf Rücksicht nehmen könnten.

Ich leiste meinen Part da auch, aber ich habe einfach meine Grenzen, inwieweit sich mein Partner für mich zu verbiegen hat. Die sind vll bei mir etwas enger als bei anderen. Aber ich will nicht, dass man sich für mich verbiegt. Dann passt es eben vll einfach nicht. Ich will bei jedem Zugeständnis ziemlich genau wissen, wie sehr das meinen Partner einschränkt, um die Sache im Zweifel rechtzeitig zu beenden.
Sollte nicht eher dein Freund für sich die Frage beantworten, welche Kompromisse er gerne für dich eingeht und was ihm dann doch zu weit geht?
Warum willst du ihm diese Frage abnehmen? Vielleicht beendest du die Beziehung ja damit vorschnell, obwohl ihm die Rücksichtnahme dir gegenüber total leicht fällt und er sie überhaupt nicht als Problem sieht.

Kann ich wie gesagt nicht beurteilen, weil mir da ein Vergleich fehlt. Dort war ich jedenfalls die Einzige, die so massive Probleme zu haben schien. Gut, die kannten sich alle untereinander auch 10-15 Jahre...
Genau. Du kommst hier als Außenstehende in eine Gruppe von Menschen rein, die sich schon ewig kennen. - Und dann entpuppt sich die Situation auch noch als völlig anders, als vorher angekündigt. Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas dann nicht reibungslos abläuft, halte ich ganz allgemein für sehr hoch. Und auch andere User haben ja bereits geschrieben, dass dazu prädestiniert war, schiefzugehen. - Nicht nur bei dir, sondern auch bei anderen Menschen an deiner Stelle.

Leiste ich selbst auch alles, soweit ich das beurteilen kann. Aber ich habe auch gern eine gewisse Distanz, einfach Raum, der nur mir gehört. Ich habe diese total symbiotische Auffassung einer Beziehung nicht, sondern bin da eher liberaler. Ich will mit meinem Partner nicht alles teilen, weil mir das oftmals eh nichts bringt und er hat von Problemgesprächen über meinen Kram ja auch nichts. Mir ist es ehrlich fremd, dass die meisten Menschen eben den Anspruch zu haben scheinen, dass man alles vom Partner wissen müsse, dass man einander in- und auswendig kennen soll. Ich meine: was hat meinem Freund das Theater nun gebracht, außer das er zwei Tage Stress hatte? Wozu war das gut? Ich habe ihm zwei Tage lang die Möglichkeit genommen, einfach glücklich zu sein, weil ich meinen Kram nicht gehändelt bekam. Das ärgert mich sehr, aber inwieweit das Vorteile für ihn haben soll, sehe ich nicht und nehme mir eben auch vor, künftig wieder mehr mit mir selbst auszumachen.
Da hat natürlich Jeder seine eigene Vorstellung davon, wie viel Nähe und Distanz er in einer Beziehung haben möchte.

Aber letztendlich war die ganze wohl einfach ein Versuch:
Vermutlich wollte seine Familie dich kennenlernen und er wollte, dass du seine Familie kennenlernst. Das halte ich nämlich erstmal für einen ziemlich normalen Wunsch - sowohl von ihm, als auch von seinen Familienangehörigen und insbesondere, wenn man wohl einen guten Familienzusammenhalt hat.
Und wegen der Entfernung ergab sich dann eben leider das Hardcore-Programm mit der kompletten Sippschaft und den alten Freunden. Dabei hat er dann auch live und in Frabe miterlebt, dass so ein Programm einfach nicht das richtige für dich ist: Zu viele neue Leute in zu kurzer Zeit, zu wenige Rückzugsmöglichkeiten, usw. - Und genau deshalb möchte er dir ja zukünftig auch genau die die Freiheit gewähren, die du dir ebenfalls wünschst: Mehr Zeit für dich und nicht mehr zu solchen großen Zusammenkünften mitgehen.
Das ist doch ein guter Ansatz, um solche unangenehme Situationen zukünftig zu vermeiden.
 
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