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Ich habe auf der Arbeit nichts zu tun

Demetra
Benutzer155480  (41) Sehr bekannt hier
  • #1
Ja und, werden die Meisten sagen. Die hat doch ein Luxusproblem, werden die Meisten sagen. Tatsächlich ist mir das auch voll bewusst, aber die Tatsache, dass ich auf der Arbeit verkümmere, lässt sich nicht ändern.

Aber ganz von vorne: seit 7 Jahren arbeite ich als Assistentin für einen erfolgreichen Manager. Wir verstehen uns sehr gut, die Arbeit war bis vor 2 Jahren interessant und herausfordernd. Bis seine Frau sehr krank wurde. Seither geht mein Arbeitspensum immer weiter zurück, weil mein Chef viel selbst und von Zuhause erledigt, das Reisen eingestellt hat und viel Verantwortung auf seine Manager delegiert.

Es gibt Tage, da telefoniere ich einmal und schreibe 2 Mails. Ansonsten sitze ich hier und drehe Däumchen. Natürlich habe ich meinen Chef um mehr Arbeit gebeten, aber da wir ein hochspezialisierter Bereich sind, kann ich die Kollegen so gut wie nicht unterstützen. Alles Organisatorische, was es hier zu tun gibt, habe ich mir schon an Land gezogen und es ist nicht genug.

Ergo schaue ich Serien, lese Bücher, lerne zwei Fremdsprachen und schlage die Zeit tot. Was ganz schön ätzend ist, wenn man, wie ich, an Depressionen erkrankt ist, sich ständig die Sinnfrage stellt und doch nichts Sinnvolles und Ausfüllendes tut.

Meine Therapeutin rät mir zu kündigen bzw. mich nach einem neuen Job umzusehen. Allerdings habe ich gestern erfahren, dass die Frau meines Chefs wohl nur noch wenige Monate zu leben hat. Ich käme mir wie ein Verräter vor, wenn ich jetzt gehe. Andererseits ist die aktuelle Situation natürlich einer der Auslöser meiner Depressionserkrankung und belastet mich sehr.

Daher würde ich von Euch gerne wissen: was würdet Ihr tun? Zähne zusammenbeißen für die kommenden Monate? Kennt Ihr dieses Gefühl geistiger und sozialer Unterforderung und was tut Ihr dagegen?
 
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Benutzer151796  (29) Verbringt hier viel Zeit
  • #2
Hey Demetra du hast mir geholfen und jetzt kann ich dir auch meinen Rat geben, denn mir geht es in meiner Ausbildung ganz genauso wie dir. Ich hatte anfangs etwas mehr zu tun, aber seit 4 Monaten ungefähr sitze ich die Zeit tot sozusagen. Ich verbringe meine 9h Arbeit damit Schulhefter abzuschreiben... mittlerweile habe ich jeden um die 2-3 Mal KOMPLETT abgeschrieben...ich gehe vollkommen ein dort und deren Ausreden sind auch immer dieselben "Wir dürfen dir keine schwereren Aufgaben geben" "Lässt sich nicht ändern" Dabei WILL ich ja was tun... na ja.

Angesprochen hast du das ja schon, wenn sich daran nichts ändert dann wechsle den Job. Sowas macht einen kaputt. 9h totale Unterforderung kann extrem erschlagend sein... man kommt sich vollkommen unnütz, dumm und gelangweilt vor. Die private Lage deines Chefs ist natürlich wirklich sehr traurig, aber trotzdem solltest du dich nicht deshalb weiter in diesem Job zu Tode langweilen. Er wird sicher eine neue Kraft finden. Hattest nicht sogar du gesagt : Denk an deine Gesundheit. ? Dann tu du das auch und versuch etwas neues zu finden. Vielleicht nebenher sodass sofort nach der Kündigung in den neuen Job einsteigen kannst.

LG
 
Solloki
Benutzer43798  (43) Sehr bekannt hier
  • #3
Autsch, eine sehr komplizierte Situation.
Grundsätzlich wäre ich erstmal genau das vorgeschlagene durchgegangen. Erst mit dem Chef reden und ihm mitteilen, dass du nicht nur wenig zu tun hast, sondern auch unterfordert. Vielleicht kann er dich ja an einigen Tagen die Woche freistellen und du gehst auf Fortbildungen. Auch wäre möglich wirklich mal zu analysieren, was er für Arbeit macht, die er nicht machen müsste und ihn dahingehend entlasten, damit er sich um seine Frau kümmern kann. Wenn das ausgeschöpft ist, wirklich nach einer anderen Stelle umsehen. Vielleicht wäre ja sogar Teilzeit möglich an beiden Stellen.

Es ist sehr traurig, dass seine Frau so krank ist. Und gerade die Ansage, sie hätte nicht mehr lange zu leben, bedrückt noch mehr. Rein praktisch würde ich mich aber doch ernsthaft mal mit dem Chef unterhalten. Sollte sie wirklich bald sterben, wird sich das Arbeitsverhältnis vermutlich schnell wieder ändern. Das solltest du herausfinden, wie. Kommt er dann wieder mehr in die Firma und du hast wieder Arbeit wie früher. Oder braucht er erstmal ein Jahr Pause und steigt ne weile aus? So kaltherzig das nun klingen mag, aber er als Manager sollte hierfür bereits Pläne haben. Da sollte er dich involvieren.
 
DaMax
Benutzer130414  Meistens hier zu finden
  • #4
red mit ihm. Auch wenn es für ihn scheiße ist, aber besser als wenn du einfach gehst.

So bleiben Darf es nicht!
sag ihm, das du eingehst und für deine eigene Gesundheit gehen musst, wenns er keine andere Idee hat dich in Arbeit zu bringen.
Das hab ich meiner Chefin auch sagen müssen.
Jetzt bin ich in anderen Abteilungen mit eingebunen um wenigstens einigermaßen beschäftigt zu sein.
 
Tahini
Benutzer133456  (52) Beiträge füllen Bücher
  • #5
Ich befinde mich in einer aehnlichen Situation, weswegen ich es auch zustande bringe, tagsueber hier mitzuschreiben, haha. Im Gegensatz zu Dir geniesse ich das, weil ich die vergangenen 15 Jahre geknechtet habe wie ein Tier, und mir diese gemuetliche, englische Tee- und Quatschbuerokultur gerade hervorragend reinlaeuft.

Allerdings birgt so eine Situation eine sehr reale Gefahr: Der Lebenslauf verkuemmert, wenn man ihn nicht regelmaessig mit Erwaehnenswertem fuettert. Dass Du Fremdsprachen lernst, ist ein guter Ansatz, um dem zuvorzukommen, aber es waere besser, Du machst eine Fortbildung, die die Position staerkt, in der Du gerade taetig bist, so dass zukuenftige Bewerbungen, die Du taetigst, davon profitieren koennen.

So mache ich das momentan. Da mich mein Arbeitsleben nicht ausfuellt (ich komme vielleicht auf sechs Stunde pro Woche, wo ich was anderes tue als Tee zu trinken, zweistuendige Lunchbreaks mit den Kollegen durchzuziehen, und im Internet zu surfen), mache ich nebenher eine Doktorarbeit und eine paedagogische Zusatzqualifikation. Mein Plan ist, damit ggf. so in fuenf Jahren ein bisschen aufzusteigen, moeglicherweise woanders.

Und sowas wuerde ich mal identifizieren gehen: Irgendwelche weiterfuehrenden Qualifikationen, die der Chef moeglicherweise sogar finanzieren wuerde.
 
Demetra
Benutzer155480  (41) Sehr bekannt hier
  • Themenstarter
  • #6
Danke für den Zuspruch und Eure Ideen! :smile:

Ich habe vor 2 Jahren zu studieren begonnen, aber nach 2 erfolgreichen und sehr gut bestandenen Semestern kam die Depression und meine Motivation ist seither gleich Null. Das Wissen, etwas intellektuell zu beherrschen und sich doch selbst im Weg zu stehen macht mich echt rasend.

Leider macht mein Chef keine klare Ansage zum "Was kommt danach", der ist gerade selbst total durch den Wind, was ich verstehen und nachvollziehen kann. Lösen tut es meine Probleme gerade nicht.

Ich habe darüber nachgedacht, Stunden zu reduzieren oder ihn zu bitten, ob ich Freitags Homeoffice machen kann. Eine Reduzierung geht aber finanziell leider nicht, weil mein Mann zur Zeit krank und arbeitslos ist und die laufenden Kosten dräuen.
 
DaMax
Benutzer130414  Meistens hier zu finden
  • #7
Danke für den Zuspruch und Eure Ideen! :smile:

Ich habe vor 2 Jahren zu studieren begonnen, aber nach 2 erfolgreichen und sehr gut bestandenen Semestern kam die Depression und meine Motivation ist seither gleich Null. Das Wissen, etwas intellektuell zu beherrschen und sich doch selbst im Weg zu stehen macht mich echt rasend.

Leider macht mein Chef keine klare Ansage zum "Was kommt danach", der ist gerade selbst total durch den Wind, was ich verstehen und nachvollziehen kann. Lösen tut es meine Probleme gerade nicht.

Ich habe darüber nachgedacht, Stunden zu reduzieren oder ihn zu bitten, ob ich Freitags Homeoffice machen kann. Eine Reduzierung geht aber finanziell leider nicht, weil mein Mann zur Zeit krank und arbeitslos ist und die laufenden Kosten dräuen.
ohh man, das ist echt mist.

ich denke, du hast nur die Möglichkeit, so kagge das auch ist, ihm die Pistole auf die Brust zu setzen. Ihm ein Ultimatuum zu geben, bis wann du eine Entscheidung von ihm brauchst.
Du musst ihn quasi herausfordern. Anders wird er wohl kaum den nerv finden sich was zu überlegen. Aber das muss er. egal wie scheiße es bei ihm läuft, hat er eine Verantwortung als Chef für dich als Mitarbeiterin
 
F
Benutzer157424  (38) Verbringt hier viel Zeit
  • #8
Das mit der Unterforderung kenne ich, das habe ich momentan ebenfalls, und das eigentlich seit über ein Jahr. Manchmal wache ich morgens auf und Frage mich, warum ich eigentlich arbeiten gehen soll. Da hilft es mir, dass ich eine tägliche Routine habe. Neben dem Burn-Out-Syndrom gibt es übrigens auch das Bore-Out-Syndrom, das nicht zu unterschätzen ist. Es ist wahnsinnig ermüdend, täglich körperlich anwesend sein zu müssen ohne etwas zu tun zu haben. Vor allem wenn die Zukunft so schwebend ist. Dir würde da vielleicht Home office schon helfen, etwas Druck zu nehmen. Langfristig Aufgaben in Teilzeit in einer anderen Abteilung zu i übernehmen ist nicht möglich? Wenn du gut und fleißig bist werden sie dich ja auch halten wollen.

Sich woanders zu bewerben kann auch einfach therapeutisch gut sein, du hast dann eine Beschäftigung und eine Perspektive, oft kann es auch einige Monate dauern, bis Bewegung in diesen Prozess rein kommt, du verpflichtest dich auch nicht zum gehen. Und bis man alle Bewerbungsunterlagen aktualisiert hat, dauert es auch echt eine Weile.

Warum investierst du deine freie Zeit eigentlich nicht in dein Studium? Das wäre doch ein idealer Zeitpunkt sich da rein zu klotzen.
 
K
Benutzer Gast
  • #9
Ich habe darüber nachgedacht, Stunden zu reduzieren oder ihn zu bitten, ob ich Freitags Homeoffice machen kann.
Wenn du überwiegend nur Mails und Anrufe tätigst, könntest du ja fast komplett auf Home-Office umsteigen? Wenn dein Chef sowieso nicht im Büro ist und meistens selbst im Home-Office sitzt, dürfte ihm ja eigentlich auch egal sein wo du deine Arbeit erledigst. Da würde ich wirklich nachhaken.
Wie sieht es mit dem Studium aus, hast du da ein Urlaubssemester genommen, oder abgebrochen? Könntest du nebenbei noch einen anderen Job (z.B. Minijob, 6 bis 12 Std. pro Woche) anfangen?
 
Demetra
Benutzer155480  (41) Sehr bekannt hier
  • Themenstarter
  • #10
Im Studium schiebe ich gerade die Prüfung von einem Semester ins nächste, bezahle aber die Kosten für das Semester, um mich weiter bei Stange zu halten. Die freie Zeit würde ich gerne ins Studium investieren, aber allein die Unterlagen aus dem Regal zu nehmen erfordert mehr Kraft als vieles Andere. Wenn ich dann anfange zu lesen habe ich noch nicht mal mehr den Willen, mich durchzukämpfen. Was vor 2 Jahren kein Problem war endet jetzt in Schweißausbrüchen und Alpträumen.

Interessanterweise ist das Sprachenlernen einfacher für mich, weil ich da keine Widerstände spüre.

Das mit dem zweiten Job ist übrigens gar keine so schlechte Idee...*grübel* Danke dafür! Mal ein Tag pro Woche in meiner Stadt zu bleiben und dort zu arbeiten statt 70 Minuten pro Strecke zu pendeln klingt verführerisch.
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #11
Kannst du die Uni-Sachen offiziell mit ins Büro nehmen?
Ich hatte auch mal so eine maue Phase im Job, als ich früher nur als menschlicher Anrufbeantworter fungierte. Da kam es schon mal vor, dass ich 4 Std absolut gar nichts tat. Dann habe ich Uni-Sachen mit ins Büro genommen und hatte nach Feierabend auch wirklich Feierabend. Das war eigentlich ganz cool.
 
Demetra
Benutzer155480  (41) Sehr bekannt hier
  • Themenstarter
  • #12
Ja, natürlich habe ich die im Büro liegen. Mein Chef hat mich sogar dazu ermuntert mit dem Studium zu beginnen, damit ich die Zeit füllen kann. Aber ich bin so unmotiviert, es fühlt sich an als stände der Everest zwischen mir und den Unterlagen.
 
Mirella
Benutzer136760  Beiträge füllen Bücher
  • #13
Besteht denn die Möglichkeit, dass sich was ändert, wenn die Frau deines Chefs nicht mehr da ist (so böse das auch klingen mag)?
 
Demetra
Benutzer155480  (41) Sehr bekannt hier
  • Themenstarter
  • #14
Da er Anfang 60 ist und seinen Job liebt, hoffe ich gerade, dass er mir nach dem Tod seiner Frau noch ein paar Jahre als Chef erhalten bleibt.

Wir haben übrigens gerade miteinander gesprochen. Seine Frau bekommt keine Behandlung mehr und ist inzwischen zu schwach zum Aufstehen. Er sagt er braucht mich jetzt sehr als seine Augen und Ohren im Betrieb, da er sich für dir letzten Wochen um sie kümmern wird.

Ach Mann....*geht einen Schnaps trinken*
 
M
Benutzer39497  Sehr bekannt hier
  • #15
So ganz nachvollziehen kann ich das Problem zwar nicht, aber meine persönliche Einstellung zum Thema Erwerbsarbeit ist auch nicht gerade massentauglich.

Scheinbar hast du das Studium zwar nicht aufgegeben, aber aufgrund deiner Depressionen vorübergehend auf Eis gelegt, ansonsten wäre es wohl auch schwer möglich noch Vollzeit zu arbeiten. Wie bereits angedeutet wurde, würde es sich in deiner Situation doch geradezu anbieten, wenn möglich nach Absprache mit dem Chef, in deiner freien Zeit, wo nichts mehr zu tun ist, wieder für das Studium zu lernen, im Rahmen dessen eben auch Bücher zu lesen oder wahlweise Sprachen zu lernen, wie du es bereits tust.

Sofern dir das Spass bereitet und du darin Erfüllung siehst, besteht doch auch kein Grund sich die Sinnfrage zu stellen und es ist mir auch nicht so recht verständlich warum sich dann das Gefühl des nicht Ausgefülltseins oder noch viel weniger der geistigen Unterforderung einstellen sollte, weil ja genau das Gegenteil dann der Fall sein sollte.

Und wenn, zumindest im Moment, nun mal nicht mehr Arbeit anfällt, dann brauchst du gegenüber dem Chef auch kein schlechtes Gewissen zu haben.

Falls du allerdings eine hohe Moral hinsichtlich des Themas Erwerbsarbeit hast, dich nur dann glücklich und ausgefüllt fühlst, wenn du in ein betrieblich und soziales Gefüge stark integriert bist, man dir Befehle und Aufträge erteilt, die dich betriebsökonomisch einspannen und dir somit das Gefühl vermitteln wirklich "gebraucht" zu werden, dann sieht die Sache schon wieder anders aus. Immerhin geht es in dieser Beziehung ja offenbar nicht wenigen Leuten ganz ähnlich.

In diesem Fall wäre es schon sinnvoll über kurz oder lang den Job zu wechseln, bzw. sich nach einer ähnlichen Stelle in der gleichen Branche umzusehen, in der Hoffnung mit dieser Arbeitsstelle dann stärker ausgelastet zu sein.

Im Übrigen finde ich gerade auch im Hinblick auf Depressionen diese Einstellung interessant. Zumindest schwer Betroffenen fällt es oft auch schwer noch einen Sinn in einer so profanen Sache wie Erwerbsarbeit zu sehen. D.h. Arbeit an sich kann zwar durchaus als sinnstiftend und bereichernd empfunden werden, aber viele haben dann Mühe mit dem hohen Arbeitspensum, das in der vorgegebenen Zeit im Interesse der Firma zu bewältigen ist. Sehr oft ist dann die Belastbarkeit und Flexibilität, die ja von gesunden Arbeitskräften verlangt wird, deutlich eingeschränkt.
 
ProximaCentauri
Benutzer32843  (36) Sehr bekannt hier
  • #16
Bist du denn auf irgend eine Art und Weise in Behandlung was deine Motivationsprobleme für das Studium angeht? Eigentlich wäre das ja im Moment nämlich eine ideale Gelegenheit um so etwas aufzuarbeiten...
 
suppengruen
Benutzer96961  Meistens hier zu finden
  • #17
Vielleicht ist auch dein Studium nicht das richtige für dich? Hast du schon daran gedacht, dein Fach zu wechseln?
 
banane0815
Benutzer44981  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #18
Klare Antwort: Suche dir einen anderen Job!
Ich war in meinem alten Job auch massiv unterfordert, weil wir zu wenige Aufträge hatten. Diese Unterforderung hat mir mit der Zeit auch deutlich aufs Gemüt geschlagen.
Seit ein paar Monaten habe ich einen neuen Job, bin endlich wieder gefordert und fühle mich dadurch wieder deutlich besser.

Zeitweise hatte ich auch gewisse Hemmungen, zu gehen, weil ich eine für das Unternehmen nicht gerade unwichtige Position hatte und die Firma in sowieso schon schwierigen Zeiten nicht noch durch meine Kündigung weiter belasten wollte. Aber im Endeffekt war zumindest mein letztes Jahr in der Firmal einfach nur verlorene Zeit und ich bin froh, endlich dort weg zu sein, obwohl ich mich mit meinem ehemaligen Chef nach wie vor gut verstehe und der Firma nach wie vor wünsche, dass sie es schafft, wieder auf die wirtschaftliche Erfolgsspur zurückzufinden.
 
Demetra
Benutzer155480  (41) Sehr bekannt hier
  • Themenstarter
  • #19
Ich bin in psychotherapeutischer Behandlung seit März und der Fokus liegt erstmal auf der Reduzierung der Panikattacken und auf allgemeiner Entspannung. Zudem habe ich eine psychosomatische Rehabilitation beantragt, um wieder fit zu werden.

Ob mein Studienfach das Richtige ist, ist auch eine sehr gute Frage. Ich studiere Bildungswissenschaften, was seit Kindheitsbeinen mein Traum war, weil ich gerne mit Menschen arbeite und gerne im Bereich der Erwachsenenbildung arbeiten würde. In meinem Unternehmen gibt es Bereiche, die mir das auch ermöglichen würden.

Daher ärgere ich mich ja auch so über mich selbst, dass ich mir da im Weg stehe. Das "Nutz die freie Zeit" funktioniert einfach bei den Studienunterlagen nicht. Es ist als stände eine Wand davor.
 
F
Benutzer157424  (38) Verbringt hier viel Zeit
  • #20
Und was ist, wenn du dir für das Studium erstmal nur kleine Etappen vornimmst? Vielleicht ein Kapitel in einem Buch in einer Woche zu lesen? Damit würdest du dir ein konkretes, schaffbares Ziel setzen, und die Mauer zu einem Hügel machen.
 
N
Benutzer113006  Team-Alumni
  • #21
Am besten wäre es wahrscheinlich in der Tat, wenn du mit ihm sprichst. In so einer ähnlichen Situation war ich auch schon einmal und habe ohne Absprache dann einfach oft 2-3h in der Woche weniger gearbeitet, weil ich wusste, dass wieder andere Zeiten kommen und jetzt hole ich die Stunden gerade nach. Das geht in deinem Fall nur, wenn das auch für beide Seiten okay ist und wenn du weißt, dass es wieder besser wird.

Gibt es denn so gar nichts zu tun? Gibt es nicht ein paar Dokumentenvorlagen, die mal wieder erneuert werden müssten? Oder eben andere alltägliche Arbeitsmittel oder Arbeitsabläufe, die effektiver gestaltet werden könnten? Etwas, das nicht mit dem Tagesgeschäft und der (Vor-)Arbeit deines Chefs zusammenhängt? Damit könntest du ja trotzdem sinnvoll Zeit füllen, auch wenn es nur mal ne Woche ist, aber besser als gar nichts.

Ansonsten würde ich auch sagen, dass du gerade viel Zeit hast, um dort Bewerbungen zu schreiben. Dein Chef sollte dich schon allein deshalb über den Stand der Dinge informieren, weil du ja an seinem Job mit dranhängst. Als Manager könnte er es sich vermutlich durchaus leisten, länger zu pausieren etc oder es kann sein, dass er dann länger im Krankenstand ist und das zieht deine 'Arbeitslosigkeit' nur noch mehr in die Länge.
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #22
ehrlich gesagt habe ich den eindruck, dass die "wenige arbeit" nur das problem aufzeigt, aber nicht das eigentliche problem ist. ich meine: du hättest genug, um die öden stunden zu füllen. du könntest dein studium vorantreiben, anstatt es vor dir her zu schieben. du könntest, du dürftest... wenn nicht dein motivationsproblem wäre.

wie kommt es, dass du davon ausgehst (oder es so ist), dass du bei "mehr arbeit" nicht das problem hättest, was du bei deinem studium hast? hast du, seit du so depressiv bist und dich bei deinem studium nicht mehr motivieren kannst nochmal "viel arbeit" gehabt, oder überträgst du nur deine erinnerung von vor der depression?
 
Demetra
Benutzer155480  (41) Sehr bekannt hier
  • Themenstarter
  • #23
Ich bin unglaublich davon abhängig das Gefühl zu haben, dass man mich braucht. Das fehlt mir gerade massiv.

Und ja, N Noir Désir , ich übertrage das. Wirklich Arbeit habe ich seit 2 Jahren nicht, die tiefe Depression ist seit einem Vierteljahr da.
[doublepost=1461779045,1461778834][/doublepost]
Ansonsten würde ich auch sagen, dass du gerade viel Zeit hast, um dort Bewerbungen zu schreiben.

Ich habe vor 2 Wochen zum ersten Mal seit 10 Jahren wieder einen Lebenslauf geschrieben.

Und leider, leider ist nichts zu tun. Die Adressdateien sind aktuell, die Ablage gemacht, alle Ordner einheitlich beschriftet, der Büromittelschrank durchsortiert, die Dokumentvorlagen aktuell, ich wische Staub und Pflege die Pflanzen, putze die Monitore.....
 
K
Benutzer Gast
  • #24
Gibts eventuell Lerngruppen an der Uni oder kennst du Leute die das gleiche Fach studieren? Vielleicht kannst du dir da einen Lernpartner organisieren, besonders für Prüfungen. Das finde ich ja bei einem Motivationsloch recht hilfreich, weil man eben nicht allein in der Situation ist und feste Verabredungen einen ja zwingen was zu tun.
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #25
Ich bin unglaublich davon abhängig das Gefühl zu haben, dass man mich braucht. Das fehlt mir gerade massiv.
das kann ich sehr gut verstehen, denn ich bin auch gradezu abhängig davon dass meine kunden mir lob aussprechen und meine arbeit wirklich zu schätzen wissen. ich... also meine stimmung. an einem großen lob eines kunden kann ich mich tagelang erfreuen, aber wenn sowas lange ausbleibt werde ich auch immer mutloser und kann mich kaum mehr motivieren.

ich habe aber auch festgestellt, dass dieses eigenartige lob-bedürfnis nicht nur über meine arbeit befriedigt werden kann. es hat - nur als beispiele - auch funktioniert, wenn ich babysitter spielte und die eltern ausgesprochen froh über meine arbeit waren, dass der bengel zufrieden und ohne zu heulen eingeschlafen ist. oder als ich einen hund ausgeführt habe, der nachher immer höchstzufrieden und völlig ausgepowert war. oder wenn ich komplizierte schriftliche ausführungen für jemanden gemacht habe.
ich habe nie ganz verstanden, warum ich so blöde abhängig davon bin... aber es scheint so zu sein. ich habe kein problem mit kritik in massen, aber ich brauche zwischendurch lob und anerkennung, sonst geht meine psyche vor die hunde. wird mir das versagt reagiere ich mit einem "leck mich doch du arschloch, geh sterben, such dir wen anderen dummen".

wenn dein job nun grade so ist, dass du dich nicht gebraucht fühlst (was ja irgendwie auch schräg ist: er sagt dir ja ausdrücklich, dass er dich grade sehr braucht! aber ich vermute, du hast das gefühl, zu wenig dafür tun zu können) dann klingt das für mich danach, dass du dich vielleicht einen oder zwei tage in der woche anderweitig betätigen solltest.
dingens... der ausm was denkste... *schnell nachm nick such* Paulebaer1979 Paulebaer1979 - der kann dir bestimmt romane davon schreiben wie schön es ist gebraucht und geschätzt zu werden, alleine, wenn man hunde aus dem tierheim ausführt. vielleicht wäre das eine erste möglichkeit, dass du dir ein tierheim in der nähe suchst? ein freudig strahlender hund kann die stimmung schon enorm aufheitern... und laufen tut auch gut :smile:

bekommst du eigentlich für studiumsabschnitte lob und anerkennung? von deinem kerl, deiner familie oder freunden?

ich habe den eindruck, dass es wirklich garnicht so sehr darum geht, dass du aktuell wenig zu tun hast und dich zu tode langweilst - denn du könntest ja etwas tun! - sondern vielmehr darum, dass du in der zeit nichts tun kannst, was dir zeitnahe lob, anerkennung oder wertschätzung einbringt. deswegen würde ich persönlich nicht zur kündigung raten, sondern eher zu einer ergänzung, solange das so läuft (die änderung ist ja sozusagen absehbar). vielleicht sogar am wochenende oder abends nach der arbeit, denn erholungszeit hast du theoretisch ja genug... nur nicht genug von positivem input. kommt das ungefähr hin?
 
Zuletzt bearbeitet:
caotica
Benutzer68775  (39) Planet-Liebe Berühmtheit
  • #26
Ich denke, das mit Lob und Anerkennung, und das ohen die Motivation baden geht, ist völlig normal. Ich hab zig Freundinnen als Beispiele dazu im engeren Kreis, und da is nirgendwo die Rede von Depressionen...
Das braucht doch jeder, dass er anerkannt fühlt, was er tut - aber da können, wenn der eine Bereich gerade übel schleift, auch andere Bereiche vielleicht einspringen?

Ich habe zum Glück eine Arbeit, in der ich Ergebnisse schnell sehe, und gute Ergebnisse, die ICH gut finde, sind mir schon Lob genug für den Anfang. Vielleicht gibt es sowas auch für dich? Putzen hilft mir. Immer an schlechten Tagen. Das ist etwas, da strengt man sich an, strukturiert eine lösbare Aufgabe und sieht sofort ein Ergebnis :smile: Vielleicht kannst du dir gezielt solche Aufgaben suchen, um deinen Tag damit etwas heller zu machen?

Das generelle Motivationsproblem kenn ich, das ist mein Alltag - ich trickse mich eben selbst aus, mit agepassten To Do Listen, gezielten Deadlines, Einreden von schlechtem Gewissen... und dadurch, was die Folgen sind, wenn ich etwas nicht tue, weil ich mich nicht aufraffen kann. Rationalität ist mein Rettungsboot, sozusagen. Gibt es da bei dir eventuell Äquivalente?
 
Nevery
Benutzer72433  Planet-Liebe ist Startseite
  • #27
Ich denke, das mit Lob und Anerkennung, und das ohen die Motivation baden geht, ist völlig normal. Ich hab zig Freundinnen als Beispiele dazu im engeren Kreis, und da is nirgendwo die Rede von Depressionen...
ich glaube, die reaktionen auf versagtes (bzw. durch nicht-existente arbeit nicht-erreichbares) lob sind sehr unterschiedlich.
dass man sich über lob freut, dass es einen motiviert: das dürfte so ziemlich jedem menschen so gehen. dass man, wenn das ausbleibt - und nichtmal ausbleibt, weil die arbeit schlecht war, sondern weil man keine arbeit hatte - wirklich so richtig absinkt und an allem zweifelt, das scheint nicht jedem menschen so zu gehen.

mein partner zum beispiel kann damit gut umgehen: er sagt dann einfach "leck mich, dann halt nicht" nachdem er sich kurz drüber aufgeregt hat. das kann ich nicht... ich weiß, dass es blödsinn ist, aber ich nehme das persönlich. nicht-existentes lob wirkt nach einer weile schon quasi wie eine beschimpfung... und das kann ja nur an mir liegen, schliesslich passierts mir.

da habe ich eigentlich genau das gleiche problem wie Demetra wie mir scheint. mein gleichermaßen vor- wie nachteil: ich bin selber dafür verantwortlich, mir arbeit zu verschaffen, mir kunden anzulachen. ich kann es selber ändern, aber es ist verflucht schwer wenn man völlig demotiviert ist und eigentlich keine chance mehr sieht.
an der stelle habe ich mir angewöhnt in meinem umfeld nach problemen zu suchen, die ich lösen kann. das können verwandte oder bekannte sein, denen ich bei etwas helfe oder ein kunde, dem ich ne geniale idee ausformuliere die mir vor nem jahr kam, das kann sogar PL sein wo ich nen hilfreich von einer geschätzten person bekomme. wäre nicht das tierheim so blöde weit weg und in so ner beschissenen gegend, dann würde ich wohl jeden abend mit hunden ausgehen.

für mich läufts letztlich einfach darauf hinaus, dass man sich, wenns an der einen ecke grade nicht so luppt und das nicht selbstverschuldet ist, man sich andere ecken suchen muss, wo man kriegt was man braucht. wenn es nur um sowas vergleichsweise simples wie lob und anerkennung geht, dann ist das theoretisch sehr simpel... praktisch kanns schwer sein, wenn man sich nichtmal dazu motivieren kann.


---
eigentlich versuche ich auch nur grade herauszufinden, wo das eigentliche problem liegt - denn ein jobwechsel wird Demetra nichts bringen, wenns dann ein job ist, in dem jede leistung als selbstverständlich angesehen wird... was ja leider so üblich ist. in dem sinne würde ich sogar eher dazu tendieren, diesen job, der ihre bedürfnisse zumindest mal ausfüllen konnte und vielleicht auch wieder wird, definitiv zu behalten.
man muss eben schauen was man selber braucht.. und nen guter lohn für viel arbeit scheint mir hier nicht das mittel zum zweck zu sein, wenn die bestätigung dazu fehlt. ist nur leider nichts, was man als anforderung in bewerbungen schreiben kann.
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #28
Das Gebraucht-werden kann man auch über ein Ehrenamt reinbekommen: Hilft mir sehr, da mein Job zurzeit vor allem --1 ARbeit ist, die jeder deressierte Affe kann und ich dafür massiv überqualifiziert bin. AUßer es brennt der Baum, dann mache ich alles doppelt und dreifach.
Im Ehrenamt werde ich gebraucht, meine Ideen werden umgesetzt, mir wird Dank und Wertschätzung entgegen gebracht. Das tut sehr, sehr gut! Da kann ich gut zur Arbeit gehen, nur um mit am Monatsende mein Geld abzuhohlen.
 
Demetra
Benutzer155480  (41) Sehr bekannt hier
  • Themenstarter
  • #29
Ich komme gerade ins Grübeln. Zuhause kümmere ich mich ja sehr stark um meinen ebenfalls depressiven Mann und habe manchmal das Gefühl, dass es ks erfolgreich ist (also uns als Paar kaum voran bringt). Das in Kombination mit den mangelnden Erfolgserlebnissen auf der Arbeit....hm.

Ich habe gute Kontakt ins örtliche Jugendzentrum und habe früher immer gerne in dem Bereich gearbeitet. Es ist eine Überlegung wert. :smile: Danke für den Input.

@Job behalten: Meine Therapeutin sagt über meinen Job "Sie haben da ein Nestchen" und es stimmt. Gutes Geld, nette Kollegen und ein menschlich fantastischer Chef. Ich glaube die Krise dort wäre nicht so groß, wenn es in anderen Bereichen meines Lebens besser laufen würde.
 
Paulebaer1979
Benutzer152594  (44) Verbringt hier viel Zeit
  • #30
Off-Topic:
dingens... der ausm was denkste... *schnell nachm nick such* Paulebaer1979 Paulebaer1979 - der kann dir bestimmt romane davon schreiben wie schön es ist gebraucht und geschätzt zu werden, alleine, wenn man hunde aus dem tierheim ausführt. vielleicht wäre das eine erste möglichkeit, dass du dir ein tierheim in der nähe suchst? ein freudig strahlender hund kann die stimmung schon enorm aufheitern... und laufen tut auch gut :smile:
Stimmt könnte ich. Aber so wie ich die Beiträge hier sehe, ist das nicht nötig.
 
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