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Ich bin so traurig über ihren Tod

Love96
Benutzer130936  Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Hallo,

ein paar von euch wissen es ja vielleicht noch, dass ich ehrenamtlich seit eineinhalb Jahren eine alte Dame im Altersheim besuchen war, die ich während meines ersten Praktikums kennengelernt habe. Diese ist nun heute in der Nacht im 96. Lebensjahr, gestorben und ich bin unfassbar traurig. Ich kann nicht einmal weinen, weil ich weiß, wenn ich weine, kann ich nicht mehr aufhören.

Sie war für mich wie eine Oma, da sie immer lieb zu mir war, mir immer gesagt hat, dass ich wie eine Enkelin für sie bin, was ich für ein gutes Herz habe etc... Vor zirka eineinhalb Monaten bin ich mit ihr zu ihrem damaligen Zuhause spaziert, weil das ihr Wunsch war. Es war für mich oft stressig neben der Arbeit trotzdem jede Woche zu ihr zu fahren und mit ihr zu quatschen oder spazieren zu gehen, jedoch nahm ich mir jede Woche die Zeit und habe mich auf sie gefreut, gleich wie sie auf mich. Sie war dement und erkannte mit der Zeit immer weniger auch von ihrer Familie. Mich erkannte sie jedoch immer. Sie sagte immer, dass sie 100 Jahre werden möchte, damit der Bürgermeister kommt und ihr Blumen bringt.

Vor 3 Wochen hat sie sich den Oberarm gebrochen und musste deswegen ins Krankenhaus und operiert werden. Es ging ihr gar nicht gut und ich besuchte sie jede Woche mindestens 2 Mal. Am Freitag habe ich sie zum letzten Mal im KH besucht und es ging ihr wieder gut. Sie hatte die OP gut überstanden, lachte viel, redete viel, aß und trank auch normal. Als ich mich von ihr verabschiedete drückte sie meine Hand und sagte, bis bald mein Schatzi - so hat sie mich auch oft genannt. Und zu diesem bald kam es ja nun leider nicht mehr.

Ich kann es nicht fassen, dass sie tot ist, da es ihr doch wieder besser ging und ich nicht damit gerechnet hätte. Ich mache mir auch selbst voll die Vorwürfe, weil ich sie die Woche vor ihrem Sturz nicht besucht habe, weil ich krank war und sie doch so gerne Kaffee trinken gegangen wäre. Ich hätte bei meinem letzten Besuch auch länger bleiben müssen, ihr nochmal sagen, was sie für eine tolle Frau ist, habe aber nur mit ihr gewitzelt und ihr gesagt wie glücklich ich bin, dass sie ihren Humor wieder gefunden hat und wie wichtig sie mir ist. Wenn ich wenigstens an etwas glauben würde, könnte ich nun wenigstens darauf hoffen, dass wir uns im Himmel wiedersehen. Nur glaube ich daran, dass nach dem Tod nichts mehr kommt und alles vorbei ist.

Eine Frage habe ich an dieser Stelle gar nicht, ich wollte mir das nur einmal von der Seele schreiben, weil sie einfach wirklich ein unfassbar toller Mensch war, mit so viel Lebensfreude, die wirklich bewundernswert war.

Danke an alle, die sich diesen Text durchgelesen haben.

Liebe Grüße
Love96
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #2
Mein aufrichtiges Beileid für deinen Verlust. Einen geliebten Menschen zu verlieren ist schwer, tut weh und macht unfassbar traurig. Aber auch dankbar. Weil man einen Menschen kennengelernt hat, um den man jetzt trauert, der das Menschen aber so viel reicher gemacht hat. Die Erinnerungen und die Liebe, die sie dir entgegengebracht hat, werden dich weiterhin prägen und das sind die Dinge, die bleiben. Sie wird gewusst haben, dass du fortgeblieben bist, weil es nicht anders ging. Mache dir das nicht zum Vorwurf.
Sie hat dich geliebt und du liebst sie noch immer, das ist wundervoll. Gib‘ dir selbst den Raum zu trauern und dann erinnere dich an sie und an den Trost, die Kraft und die Freude, die du von ihr bekommen und mit ihr geteilt hast.
 
Sklaen
Benutzer175418  (42) Verbringt hier viel Zeit
  • #3
Fühl dich feste von mir gedrückt.
Ich glaube dir, das dieser Verlust unendlich weh tut.
Ich habe vor einigen Jahren meinen Onkel verloren. Er war ein sehr wichtiger Mensch in meinem Leben.
Das hat mich damals auch ganz tief getroffen.

Aktuell arbeite ich in der Seniorenbetreuung.
Da ist dieses alte Ehepaar. Sie ist leider schwer dement und nicht mehr ansprechbar. Aber ihr Mann ist so ein lieber Kerl.
Mittlerweile auch schon 90. Seit 5 Jahren gehe ich dort schon hin.
Darf garnicht daran denken wie es mir geht wenn er mal stirbt.

Du wirst diese alte Dame sicher nie vergessen.
Ihr habt euch gegenseitig so viel gegeben. Davon kannst zu zehren und es kann dich stolz machen das du die letzten Jahre ihres Lebens mit ihr verbringen durftest
 
Fantasy.
Benutzer172046  Beiträge füllen Bücher
  • #4
Wie wäre es, wenn du eine Art "Altar" für sie baust? Damit sie quasi trotzdem noch bei dir ist?
In anderen Kulturkreisen ist sowas völlig normal, ich habe das als mein Opa starb auch gemacht und mir hat es geholfen.
Vielleicht hast du Fotos von ihr, Bustickets vom Weg zu ihr... Du kannst Erinnerungen sammeln, Dinge an die du dich später erinnern möchtest, davon hast du hier ja auch einiges geschrieben, und das in eine Box legen oder auf ein Poster kleben.

Ich finde es toll, dass du dir so viel Zeit für einen quasi fremden Menschen genommen hast. Du hast dadurch wahnsinnig viel gewonnen und die alte Dame hat sich sicherlich sehr gefreut, dich an ihrer Seite zu haben.
Es ist völlig egal, wie oft du dort warst oder nicht dort warst. Du warst bei ihr, und das regelmäßig, so regelmäßig, dass sie sich trotz Demenz erinnert hat.

"Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."

Du hast getan, was du konntest. Krank sein passiert. Ein eigenes Leben zu haben ist gut, richtig und wichtig, egal wie krank oder alt eine andere Person ist.
Man wird niemals jeden möglichen Moment voll nutzen können. Deine quasi-Oma hatte ein langes Leben und war dank dir auch nicht so einsam und hatte mit dir etwas bzw. jemanden, auf den sie sich freuen konnte.
Vielleicht magst du den Gedanken an ungenutzte Chancen beiseitelegen und dich stattdessen lieber erinnern, wie viele Chancen du nutzen konntest?

Informiere dich vielleicht auch nochmal über die fünf Phasen der Trauer. Das kann helfen, das Gefühl zu akzeptieren, und das wiederum verringert oft den Leidensdruck. Du darfst traurig sein. Und es ist okay, wenn du anfängst zu weinen und dann erstmal nicht aufhörst, das gehört vollkommen dazu.

Und falls du wirklich gar nicht glauben kannst oder magst: Wissenschaftlich gesehen leben Menschen definitiv in uns weiter. Du hast Erinnerungen an sie, die nur dir gehören, und sie hat sicherlich deine Art zu denken und zu handeln sehr beeinflusst, weil das nunmal das ist, was Menschen tun. Nur weil sie gestorben ist, ist sie nicht vollkommen weg. In deinem Kopf ist das alles noch da, und so schnell geht das auch nicht mehr verloren.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft die nächsten Wochen.
 
Love96
Benutzer130936  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #5
Vielen lieben Dank euch allen für die Anteilnahme. Es fällt mir wirklich schwer und auch heute war ich sehr froh um meine Familie, die mich getröstet hat.

Das mit dem "Altar" finde ich eine gute Idee. Ich denke, ich gehe morgen einen Bilderrahmen kaufen, wo ich das Bild von uns hineingebe und dazu noch das Gedicht, dass ich heute für sie geschrieben habe. Meine Tante meinte, sie findet das Gedicht so schön, dass sie es in die Beileidskarte dazugeben würde, die ich ihrer Familie schreiben könnte. Ich weiß aber noch nicht was ich tue, da ich selbst gerade so traurig bin.

Danke auf jeden Fall für eure Anteilnahme, eure Worte konnten mir ein wenig Trost geben :herz:
 
Starla
Benutzer164664  Verbringt hier viel Zeit
  • #6
Ich habe mir deine Geschichte gerne durchgelesen, sie hat mich sehr berührt :smile: Ich konnte eure enge Bindung richtig nachspüren und ich finde es schön, dass ihr euch gegenseitig gut getan und glücklicher gemacht habt. Darauf sollte es doch auch im Leben ankommen. Ich wünsche dir alles Gute. :smile:
 
G
Benutzer Gast
  • #7
Ich finde es total schön, dass du so viel Geduld und Gefühl in diese Freundschaft investiert hast. Du hast einem Menschen Wärme, Lebensqualität und Geborgenheit geschenkt und damit viel Positives in sein Leben gebracht. Einsamkeit und Eintönigkeit sind wahrscheinlich das Schlimmste im Alter, aber dank dir konnte die alte Dame am Leben teilhaben und sich auf eure Treffen freuen. Sowas ist ein großes Geschenk und man merkt richtig, wie gern du das gemacht hast, mit wie viel Herz und Gefühl du den Kontakt gepflegt hast. Du hast die Frau bis zum Schluss begleitet und sie war dir wichtig. Deine Trauer ist völlig nachvollziehbar. Lass dich von deiner Familie auffangen und nimm dir Zeit, dich zu verabschieden.
 
cassiopeia
Benutzer172623  Meistens hier zu finden
  • #8
Was für ein Segen für die alte Dame, dich getroffen zu haben:herz:.

Ein Lebenskreis hat sich vollendet und du hast soviel dazu beigetragen, dass sie ihn genießen konnte.
Sie wird auch dich begleiten...in Gedanken.. und du wirst wissen, was sie dir raten würde, wenn du ihren Rat brauchen wirst.

Der Tod macht deutlich,
dass wir einander niemals gehören,
dass es keinen Anspruch aufeinander gibt.
Was wir können, ist nur,
einander ein Stück weit begleiten,
einander nahe sein
und festhalten an der Liebe:rose:

Ingrid Koller

Mein herzliches Beileid :knuddel:
 
Love96
Benutzer130936  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #9
Oh vielen lieben Dank für eure lieben Kommentare. Ihr habt mich damit wirklich ein wenig getröstet. Am Freitag ist die Beerdigung, wo ich dann allein hingeh.

Das ist das Gedicht, dass ich geschrieben habe:

Tief traurig bin ich hier und jetzt,
habe gehofft bis zuletzt.
Voller Lebensfreude war dein Herz,
meines ist nun erfüllt von Schmerz.
Mit Blumen konnte man dir eine Freude machen,
gemeinsam mit dir die Zeit vergessen und lachen.
Du hast mir so viel Liebe gegeben,
dich gekannt zu haben erfüllte mein Leben.
Die Erinnerungen mit dir werde ich in meinem Herzen bewahren,
und so werde ich an dich denken, auch noch in vielen Jahren.
Leider musstest du nun von dieser Erde gehen, jedoch hoffe ich, dass wir uns irgendwo, irgendwann wiedersehen.
 
Hryna
Benutzer36171  Beiträge füllen Bücher
  • #10
Es tut mir sehr leid um deinen Verlust. :knuddel::rose:

Mich berührt deine Trauer sehr und so doof es klingt, mir tut es gerade richtig gut zu wissen, dass es Menschen wie dich da draußen gibt, die so warmherzig und engagiert sind. Wie gut du dieser Frau getan hast, wie du ihr die letzten Lebensjahre erhellt hast, das lässt sich gar nicht bemessen. Gib dir Zeit zu trauern und lass sie in deiner Erinnerung weiterleben. :smile: Bestimmt war und ist es für die Familie ein großer Trost, dass da jemand war, der sich so für ihre Mutter, Tante, Großmutter interessiert hat, für sie da war und von ihr so positiv beeinflusst wurde.

Viel Kraft für die Beerdigung. :knuddel:
 
Love96
Benutzer130936  Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #11
Es tut mir sehr leid um deinen Verlust. :knuddel::rose:

Mich berührt deine Trauer sehr und so doof es klingt, mir tut es gerade richtig gut zu wissen, dass es Menschen wie dich da draußen gibt, die so warmherzig und engagiert sind. Wie gut du dieser Frau getan hast, wie du ihr die letzten Lebensjahre erhellt hast, das lässt sich gar nicht bemessen. Gib dir Zeit zu trauern und lass sie in deiner Erinnerung weiterleben. :smile: Bestimmt war und ist es für die Familie ein großer Trost, dass da jemand war, der sich so für ihre Mutter, Tante, Großmutter interessiert hat, für sie da war und von ihr so positiv beeinflusst wurde.

Viel Kraft für die Beerdigung. :knuddel:

Vielen lieben Dank dir :herz:
Für mich war sie wirklich ein wichtiger Mensch und ein absolutes Vorbild. Sie war mit 96 Jahren noch so eine lebensfrohe Frau, körperlich fit und hat ihren Humor nie verloren - ihr Motto war: Lachen ist gesund und das gab sie auch an mich weiter. Ich würde wirklich darauf hoffen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und ich sie irgendwann wieder sehe, denn wie du sagst, in meiner Erinnerung wird sie sicher weiterleben.

Danke dir :herz:
 
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