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Gefühlschaos Handfeste Ehekrise (Achtung lang)

Sommergewitter
Benutzer81102  (33) Meistens hier zu finden
  • #1
Hallo zusammen,

ich habe wirklich lange hin und her überlegt, ob ich dieses Thema eröffnen soll. Aber da ich immer wieder an den Punkt komme, mich in der Situation gefangen und verzweifelt zu fühlen, möchte ich es nun einfach mal versuchen. Anregungen von komplett Außenstehenden können ja ggf. doch nochmal neue Perspektiven eröffnen. Ich weiß nämlich wirklich nicht weiter.

Mein Mann und ich sind seit 7 Jahren ein Paar und seit fast 4 Jahren verheiratet. Wir haben zwei gemeinsame Kinder, das Jüngste ist erst ein paar Wochen alt. Unsere Beziehung war immer eher „leidenschaftlich" und bunt. Wir sind ziemlich verschieden, das sorgt ab und an für Sand im Getriebe bzw. ist manches Mal recht anstrengend. Er ist eher so der kreative Chaot, kontaktstark und flexibel, ich eher ruhig, strukturiert, besonnen und habe meine Pläne. Bislang habe ich unsere Unterschiede als Bereicherung empfunden. Wir schauen beide über den Tellerrand, profitieren vom anderen, ergänzen uns im Normalfall gut. Unsere Werte sind dieselben, unsere generellen Lebensziele ebenfalls. Unsere Kommunikation mussten wir erst erproben, aber haben unsere Wege gefunden. Oder hatten?

In den letzten zwei Jahren hakt es leider zunehmend und ich bin unter dem Strich unglücklich und unsicher. Es war keine leichte Zeit, es gab einige Ereignisse, die insbesondere meinen Mann sehr auf die Probe gestellt haben. Er leidet von Kindheit an an Selbstzweifeln und einem schlechten Selbstwertgefühl, dafür gibt es verschiedene Ursachen (Legasthenie/ADHS und zusätzlich eine völlig verkorkste Beziehung zu seinem Vater, der ihn bis vor wenigen Monaten immer wieder sehr abwertete). In unserer Beziehung hat man das aber in den ersten Jahren kaum gemerkt, es hat sich eher auf ihn selbst ausgewirkt (Prüfungsängste, sich selbst nicht viel zutrauen, etc.). Er ist inzwischen erfolgreich selbstständig tätig im Handwerk, hat also seinen Weg gefunden (einen sehr guten, wie ich finde); ich selbst habe zwei Studiengänge absolviert und arbeite ebenfalls recht erfolgreich, allerdings in einer völlig anderen Branche. Mir fiel das Lernen immer so zu, ihm durch die beschriebenen Umstände eher nicht. Ich umschreibe auch das explizit, weil auch dieser „Bildungsunterschied" (bewusst in Anführungsstrichen, da es für mich nie eine Rolle spielte!) inzwischen leider Einfluss nimmt.

Bedingt durch die Herausforderungen der letzten zwei Jahre hat das (vorher bereits etwas angeknackste) Selbstvertrauen meines Mannes ziemliche Kratzer erhalten. Neben einer Depression, die sich mit viel Müdigkeit, Antriebslosigkeit, noch mehr Chaos als ohnehin schon und Gereiztheit äußerte, verhält er sich seit einigen Monaten immer mal wieder bei Konflikten ziemlich grob mir gegenüber. Er projiziert seine Versagensängste auf mich, fühlt sich also häufig abgelehnt oder unterschätzt und bekämpft das dann sozusagen an meiner Person. Er geht also in den Gegenangriff, obwohl es meinerseits meist absolut keinen Angriff gab. Im Gegenteil, ich kämpfe seit Monaten wie eine Bescheuerte um unsere Ehe, versuche Nähe und Liebe hochzuhalten, gemeinsam Zeit mit ihm zu verbringen, unser Paarkonto positiv aufzuladen. Wenn es ihm schlecht geht oder er unsicher ist, sieht er das aber nicht wirklich. Inzwischen bin ich selbst so traurig und wütend über alles, dass ich mich kaum noch in der Lage fühle, positiv auf ihn zuzugehen.

Konkret äußert sich das wie beschrieben in Konflikten, es fallen irgendwann respektlose Äußerungen, die mich sehr verletzen. Er steckt mich wiederholt in die Schublade „überheblich"/„arrogant", nennt mich „Heilige Maria" (weil ich ja angeblich meine, immer alles richtig zu machen) oder „Besserwisserin". Das sind Kleinigkeiten im Vergleich, aber da sie alle in dieselbe Kerbe hauen, tut es inzwischen einfach weh. Betrunken sagte er auch schon, dass bei mir im „Oberstübchen" nicht mehr alles richtig laufe. Oder dass ich immer unnahbar täte, dabei müsste ich selbst in Therapie. Wahlweise bin ich auch egozentrisch, denke nur an mich, bin unreflektiert usw. Im Konflikt provoziert er mich zum Teil richtiggehend und triggert meine wunden Punkte. Ich bin ein ziemlich emotionaler Mensch, ich wahre im Streit verbal fast immer meine Grenzen und bin an sich sehr kontrolliert, aber wenn man mich reizt, bin ich irgendwann laut/weine vor Wut/aufgebracht. Das spielt er dann aus und sagt, ich könne mich nicht regulieren. Quasi wie eine Beweisführung, denn wenn ich vorher mehrfach versuche, den Konflikt zu unterbrechen (den Raum wechsle bspw. oder sage, dass ich gerade nicht weiter darüber sprechen will, weil beide zu hitzig sind), setzt er solange nach, bis er genau diese unkontrollierte Reaktion meinerseits hat, um sie mir dann unter die Nase zu halten. Er fühlt sich einfach unterlegen und inzwischen habe ich den Eindruck, dass er mich im Konflikt anfängt abzuwerten, um sich selbst besser zu fühlen. Eigentlich ist er der (traurigen) Ansicht, dass ich ihn eh bald verlasse, weil er nicht gut genug für mich wäre. Da kann ich gegenreden so viel ich will, es sitzt fest. Und äußert sich dann in Distanz und Kälte seinerseits, es ist wie eine selbsterfüllende Prophezeiung. Es fallen dann noch diverse weitere Charakterumschreibungen, denen eins gemeinsam ist: so bin ich nicht.
Ich muss dazu sagen, dass ich anders diskutiere als er, ihn da manchmal zu dominant an die Wand spiele, unterbreche, meine Meinung sehr stark vertrete (meinerseits eine negative elterliche Prägung). Das hilft natürlich nicht, er fühlt sich dadurch natürlich erst recht unrespektiert. Ich bin aber nunmal auch ich, mit meinen Stärken und meinen Macken, und ich habe das Gefühl, wir krachen inzwischen nur noch aneinander und finden gerade keine gemeinsame Basis mehr. Zumal diese Abwertungen für mich ein rotes Tuch sind. Natürlich sagt man im Streit mal blöde Sachen (ich auch), aber innerhalb von gewissen Grenzen. Die verlässt er in den letzten Monaten aber leider regelmäßig. Manchmal frage ich mich, ob er überhaupt noch sieht, wer ich bin oder ob er ein verzerrtes Bild wahrnimmt.

Hoffnung habe (hatte?) ich, weil er nach dem Streit, wenn die Gemüter sich beruhigt haben, sehr reflektiert ist. Er entschuldigt sich fast ausnahmslos aufrichtig und komplett von allein, nimmt seine Sätze zurück, steht ausführlich dafür ein und reflektiert, was ihn da so anpiekst, dass er sich manchmal im Streit sehr fies verhält. Außerhalb, im Alltag, ist er im Normalfall sehr liebevoll und fürsorglich, sehr aufmerksam und eigentlich ein sehr positiver enthusiastischer Mensch. Bedingt durch seine Probleme bzw. die Lebensumstände ist seine Positivität aber natürlich ebenfalls sehr überschattet in den letzten Monaten.

Aufgrund unserer Konflikte, aber vor allem aufgrund seiner depressiven Symptomatik, ist er seit ein paar Monaten in Therapie, was ich gut und wichtig finde. Das hat auch schon wirklich viel positiv verändert. Unsere Konflikte wurden deutlich seltener, er fühlt sich sehr viel weniger angegriffen, sucht nach Strategien, im Streit respektvoll zu bleiben und arbeitet mit seinem Therapeuten natürlich wahnsinnig viel an seinen grundlegenden Themen. Die Therapie ist er selbstständig angegangen. Wenn er „er selbst" ist (so bezeichne ich es für mich, es sind manchmal quasi zwei Gesichter), spüre ich meine tiefe Liebe zu ihm und sehe, wieso wir verheiratet und zusammen sind. Wir lachen zusammen, haben Freude im Alltag, teilen unsere Ansichten der Kindererziehung etc. Er ist ein verdammt liebevoller Vater. Wenn er innerlich ins Wanken gerät, stellt er irgendwie um und verhält sich distanziert, kühl und angriffslustig; den Kindern gegenüber absolut nie, er ist der beste Papa, den sie sich wünschen könnten. Aber mir und auch anderen Personen in seinem nahen Umfeld gegenüber wird er dann schwierig. Man merkt das auch daran, dass er dann plötzlich mit allen Streit hat, seiner Mutter, seinem Opa, mir. Aber wie gesagt - die Therapie hatte da bisher schon viel Ruhe reingebracht.

Aktuell steht er nun wieder mehr unter Strom, weil er eine berufliche Herausforderung zu bewältigen hat. Und leider merkt man das nun wieder. Die Therapie läuft natürlich auch noch nicht ausreichend lange, um jahrzehntelange Wunden zu verschließen, aber dennoch geht mir langsam die Kraft und das Verständnis aus. Der letzte Konflikt wurde (erstmalig, sonst haben wir unsere Spannungen so gut es geht von unseren Kindern ferngehalten) von ihm vor den Kindern beim Abendessen angezettelt. Er spulte noch dazu sein Schema des Provozierens ab. Man merkte, er muss irgendwie Dampf ablassen. Ich hab mehrfach versucht, die Situation zu blocken (recht harsch, weil ich selbst inzwischen angekratzt bin, aber dennoch respektvoll). Er hat aber immer wieder nachgesetzt, bis ich emotionaler wurde, woraufhin er dann vor den Kindern sagte, ich sei aggressiv und könne mich nicht regulieren, das würde man ja gerade feststellen. Auf die erneute Aufforderung, das eigentliche Streitthema in die Schlafenszeit der Kinder zu vertagen, kam immer nur wieder „wieso, regulier dich doch, aber das kannst du natürlich nicht!". Zuguterletzt sagte er, unsere Tochter könne mich ruhig so erleben, denn sie solle später „anders" werden. Da war für mich komplett der Ofen aus. Konflikte vor den Kindern gehen gar nicht, zumindest, wenn sie destruktiv ablaufen. Da sie das bei uns in den letzten Monaten zu oft tun, hatten wir eigentlich die Vereinbarung, Themen vor den Kindern zu unterbrechen, wenn sie zu emotional werden. Es war das erste und letzte Mal eines destruktiven Streits vor den Kindern und weil er mich in diesem noch dazu erneut charakterlich abwertete, war das für mich wirklich verdammt schlimm. Das hat richtiggehend etwas zerbrochen in mir, es war für mich der Horror, dass er Dinge über mich sagte, die beleidigend sind und natürlich nicht zutreffen (das können die Kinder ja nicht differenzieren), dass er mich wiederholt in die Enge drängte, so dass ich viel emotionaler wurde als ich wollte (was ich mir heftig selber vorwarf in der Zeit danach) und dass die zwei überhaupt unsere Spannungen mitbekommen haben.

Seit dem stehe ich irgendwie neben mir. Auch diesen Konflikt haben wir am Tag darauf besprochen, konstruktiv, offen. Er hat absolute Schuldgefühle, es tut ihm Leid, das glaube ich ihm auch. Seit dem hütet er sich auch extrem, irgendwas vor den Kindern aufkommen zu lassen. Genau genommen gab es seit dem (ein paar Wochen) keinen Streit mehr. Aber ich bin irgendwie aus dem Takt geraten. Diese letzte Situation hat mich so nachhaltig verletzt, dass ich Zweifel spüre, ob wir überhaupt eine Zukunft haben. Bislang bezogen sich die Zweifel auf die schwierigen Monate und die Streitkultur, ich war aber immer sicher, eine hoffnungsvolle Perspektive zu sehen. Ich habe immer an ihn und uns geglaubt und war mir vor allem unserer Liebe zueinander immer sicher. Felsenfest. Natürlich hat er zu oft in letzter Zeit meine persönliche Grenze überschritten, aber ich konnte es einordnen aufgrund der Umstände. Dieses Fundament hat nun Risse bekommen. Ich hinterfrage nun all unsere Unterschiede und ihn als Person ganz generell und frage mich inzwischen (und diese Frage macht mich wirklich wahnsinnig), ob ich ihn überhaupt je richtig „gekannt" bzw. eingeschätzt habe. Habe ich mir unsere Beziehung schön geredet? Jahrelang? War es eigentlich schon immer klar, dass wir im Grunde genommen nicht zueinander passen? Eine leise Stimme in mir sagt, dass das Quatsch ist. 5 von 7 Jahren war ich weitestgehend glücklich, habe mir nie diese grundlegenden Gedanken gemacht. Es war definitiv nicht immer einfach, ich könnte sicherlich eine harmonischere/ruhigere Beziehung mit einem mir ähnlicheren Partner führen. Aber die Liebe war immer da. Aber in den letzten 1-2 Jahren hebeln uns unsere Unterschiede irgendwie aus. Sie sind aktuell eher eine Belastung und keine Bereicherung. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass viel von dem, was mein Mann positiv in die Beziehung einbrachte, durch seine Depressionen temporär (?) weggefallen ist.
Abgesehen von der grundsätzlichen Passung nagen aber auch diese Konflikte vermehrt an mir und ich frage mich in sehr schwarzen Momenten, wen ich eigentlich geheiratet habe…in Bezug auf diese Abwertungen, denn die finde ich furchtbar. Eigentlich wusste ich immer, wer er ist. Ein fürchterlich gutherziger, aber leider manchmal unsicherer Kerl. Er war auch immer offen und ehrlich stolz auf mich und meine Laufbahn. Vielleicht mal unsicher in Bezug auf kleinere Verlustängste, aber er hat mich immer positiv unterstützt und ich hatte nie das Gefühl, er will mich irgendwie klein machen. Dadurch, dass sein Selbstwert in den letzten 1-2 Jahren aber ziemlich gelitten hat, ist das irgendwie umgeschlagen. Im Alltag nicht, aber eben im Streit, wenn es emotionaler wird. In den Konflikten sehe ich diese Angriffslust und Härte und fühle mich meilenweit weg von ihm. So liebe ich ihn nicht, diese Art und Weise will ich nicht auf Dauer in unserer Beziehung bzw. an meinem Mann sehen. Hinzu kommt natürlich, dass diese Krise parallel zur Schwangerschaft und Geburt unseres zweiten Kindes lief, was diese eigentlich schöne und besondere Zeit doch öfter als mir lieb ist überschattet hat.

Tja. Das ist so ungefähr die Ausgangslage. Für mich steht fest, dass wir in guten und in schlechten Zeiten zueinander stehen. Und natürlich haben wir unsere Kinder und der Gedanke an eine Trennung macht mir auch (nicht nur!) deswegen absolute Übelkeit. Es zerreißt mir das Herz. Ich meine auch, meinen Mann eigentlich besser zu kennen, frage mich aber inzwischen, wie die Differenzen und der Graben zwischen uns (oder eher in mir) wieder zu schließen sind. Ich bin total sensibel inzwischen. Und ständig genervt, von irgendwie allem an ihm. Seine Unordnung, sein Chaos, ich bin ungeduldig in Gesprächen, und und und. Eigentlich hat sich im Umfeld so viel stabilisiert, es geht aufwärts, vieles hat sich sortiert, er ist in Therapie usw. Aber ich frage mich, ob ich mich nun doch zu sehr entfremdet habe..:ich frage mich andererseits, ob ich mich selbst da vielleicht auch zu negativ in meine Gedankenspiralen reindrehe. Generell frage ich mich gerade sehr viel, was in Anbetracht eines erst ein paar Wochen alten Babys wirklich sehr belastend ist. Da hämmert nämlich eigentlich das Bindungssystem und man möchte das neue Familienglück genießen. Aber ich möchte das Ganze auch nicht einfach ignorieren, was in mir los ist. Das geht momentan auch gar nicht.

Ich belasse es nun erstmal hierbei, wenn ihr Fragen habt, bitte immer gerne her damit. Danke fürs „zuhören" (lesen). Ich habe es leider nicht geschafft, mich kürzer zu fassen…
 
Spongella
Benutzer187907  (34) Verbringt hier viel Zeit
  • #2
Puuh, da liegt eine anstrengende Zeit hinter euch. Ich plädiere für Durchhalten, tapfer sein, denn du sagst eigentlich selbst, dass alles auf einem guten Weg ist. Im Moment bist du aufgrund der besonderen Situation mit dem Nachwuchs vermutlich nicht die Souveränität in Person, die es gerade bräuchte um seine Krise besser zu bewältigen als Paar. Damit du Durchhalten kannst, musst du aber was für dich tun, dich stärken damit du das schaffst und ihr tatsächlich eine Zukunft habt. Er tut aus meiner Sicht ja schon was er gerade kann und es klingt nach ernstem Bemühen. Du musst dir aber jemanden suchen der für dich kämpft, Familie, Freunde, Hobby, Therapie...
 
G
Benutzer Gast
  • #3
Ich lese ziemlich oft "er, er, er
, er... ". Wenns knirscht sind meist beide daran beteiligt.
Schon mal an ne gemeinsame Paartherapie gedacht? Gerade nach Kindern verändert sich oft auch die Rolle der Frau innerhalb der Beziehung, und Männer fühlen sich dann nur noch als Ernährer und gehen eben nicht so sehr in der Vaterrolle auf, verglichen wie die Frau in ihrer Rolle, die dann oft die Rolle der Geliebten verdrängt.
 
Spiralnudel
Benutzer83901  (39) Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #4
Ob ihr euch entfremdet habt, kannst nur du beantworten – aber vielleicht mit Hilfe von außen? Im Rahmen einer Paartherapie vielleicht?

Ich glaube, dass die letzten beiden Jahre für viele Paare sehr anstrengend gewesen sind und dass das Fundament bei nicht wenigen kräftig gewackelt hat.

Natürlich frage ich mich, inwiefern das neue Baby dich und euch akut mit beeinflusst und belastet. Vielleicht wäre es gut, noch ein bisschen Zeit zu investieren, um in den neuen Rollen zu landen, ehe ihr konkret versucht, eure Basis wieder zu stabilisieren?

Auf jeden Fall halte ich es für sinnvoll, parallel zur Therapie deines Mannes professionellen Rat zur Lösung eurer Konflikte einzuholen.

Und dann wird der Faktor Zeit vermutlich eine wichtige Rolle spielen.
 
Sommergewitter
Benutzer81102  (33) Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #5
Danke für eure Antworten. Ich hatte ein wenig Sorge, dass mir zügig zur Trennung geraten wird und bin positiv überrascht, dass es nicht so ist.

Meine engsten Freundinnen raten mir inzwischen nämlich dazu, weil sie der Ansicht sind, dass ich inzwischen schon lange kämpfe und unglücklich bin und die Äußerungen meines Mannes im Streit in Richtung emotionale Gewalt gehen. Sie haben die ganze Situation natürlich nah mitbekommen, auch lange Verständnis für ihn aufgebracht und respektiert, dass er eine Therapie gestartet hat. Aber aus ihrer Sicht geht es nicht, dass er immer wieder den Respekt verlässt und mich so angeht. Ich habe hier natürlich nur Ausschnitte geschildert, die es aber meiner Meinung nach ganz gut wiedergeben. Ich verstehe, wieso sie zu dieser Einschätzung kommen. Sie kennen nur meine Schilderungen (nicht die meines Mannes, auch wenn ich mich um eine möglichst umfassende Erzählung bemühe) und möchten mich „schützen“. Auf der anderen Seite ist die Situation in meinen Augen komplexer und eine Trennung in einer Ehe mit Kindern definitiv etwas, dass ich lieber zu lange als zu kurz abwäge. Und die Umstände spielen ja auch eine gravierende Rolle. Mich setzt es aber natürlich schon unter Druck, dass meine Freundinnen inzwischen so denken.

Puuh, da liegt eine anstrengende Zeit hinter euch. Ich plädiere für Durchhalten, tapfer sein, denn du sagst eigentlich selbst, dass alles auf einem guten Weg ist. Im Moment bist du aufgrund der besonderen Situation mit dem Nachwuchs vermutlich nicht die Souveränität in Person, die es gerade bräuchte um seine Krise besser zu bewältigen als Paar. Damit du Durchhalten kannst, musst du aber was für dich tun, dich stärken damit du das schaffst und ihr tatsächlich eine Zukunft habt. Er tut aus meiner Sicht ja schon was er gerade kann und es klingt nach ernstem Bemühen. Du musst dir aber jemanden suchen der für dich kämpft, Familie, Freunde, Hobby, Therapie...

Danke. Ja, Durchhalten war bisher auch meine Devise, auch guten Gewissens. Nur scheint mir jetzt doch der Atem auszugehen, zumindest fühlt es sich so an. Wie du auch schreibst, mir fehlt es mittlerweile oder momentan selbst an Stabilität. Ich bin an sich ein krisenfester und selbstsicherer Mensch. Aber die monate-, eigentlich jahrelangen Konflikte zehren an mir und insbesondere der letzte hatte für mich wegen der Kinder einen anderen Charakter.

Hinzu kommt natürlich mein akuter Schlafmangel mit Säugling, die sensible Situation, dass sich unsere Familie erweitert hat und meine Kräfte, die aktuell zu fast 100% in unsere Kinder fließen. Ich merke einfach, wie Leid ich es bin, stark für alle sein zu müssen. Ich hab in den letzten beiden Jahren so oft zurückgesteckt, es geht so oft um ihn und seine Themen, es erfordert viel Kraft, fast immer selbst diejenige zu sein, die sich um positive Impulse für unsere Beziehung bemüht, sich selbst hinten anstellt, jedes Wort filtert…die Entscheidungen trifft, unser Leben organisiert…natürlich gab es auch bei ihm bessere Phasen und stabilere Wochen, aber unter dem Strich begleite ich ihn schon recht lange durch seine Krise. Sobald es mir mal nicht so gut ging oder ich selbst Rückhalt gebraucht hätte, gab es mehr Konflikte, weil wir dann beide nicht mehr so stabil waren und mein Mann absolut keine Reserven hatte, um auch mal bei mir was mit auszuhalten bzw. mit zu tragen. Er hat es gleich auf sich bezogen.

Er tut definitiv, was er kann und bemüht sich. Aber alle paar Wochen kommt es dann doch wieder zu einer unschönen Konfliktsituation. Ich merke da zwar Unterschiede und Verbesserungen, aber ich ertrage es nicht mehr gut.

Dass ich etwas für mich tun muss, stimmt definitiv. Corona hat es nicht einfacher gemacht, aber ich merke, dass ich weitaus stabiler bin, wenn ich meine Auszeiten habe. Dennoch vermisse ich es so sehr, wie es „früher“ zwischen uns war. Diese kurzen ruhigeren Phasen zwischen uns reichen einfach nicht mehr, um meinen Beziehungstank zu füllen…zumal mein Mann trotzdem ja viel mit sich selbst beschäftigt ist. Es gab eine Zeit, in der er sich jeden Abend direkt nach dem Essen ins Gästezimmer zurückgezogen hat; wo ich um jeden gemeinsamen Abend vor dem Fernseher (geschweige denn andere Aktivitäten) kämpfen musste. Er war mürrisch und in sich gekehrt. Aktivitäten am Wochenende kamen immer von mir aus. Wir schlafen in getrennten Zimmern wegen der Kinder (er schnarcht und solange die Kinder so klein sind, kann ich keine Ohropax nutzen). Es fehlt da einfach die ausgleichende Nähe. Er hat seine Freundschaften runtergefahren, treibt keinen Sport mehr, geht keinen Hobbies nach…wie gesagt, das wird ja alles schrittweise besser. Er zeigt für sich selbst und uns als Paar nach und nach wieder mehr Initiative und Energie. Und natürlich weiß ich, dass seine Depressionen da eine wesentliche Rolle spielen bzw. gespielt haben. Dennoch habe ich ja auch Bedürfnisse, die lange schon hinten anstehen. Und paradoxerweise wird es langsam besser und ich aber irgendwie verzweifelter. Verstehe ich selbst nicht so ganz…

Ich lese ziemlich oft "er, er, er
, er... ". Wenns knirscht sind meist beide daran beteiligt.
Schon mal an ne gemeinsame Paartherapie gedacht? Gerade nach Kindern verändert sich oft auch die Rolle der Frau innerhalb der Beziehung, und Männer fühlen sich dann nur noch als Ernährer und gehen eben nicht so sehr in der Vaterrolle auf, verglichen wie die Frau in ihrer Rolle, die dann oft die Rolle der Geliebten verdrängt.

Danke auch für deinen Input. Natürlich hast du Recht, es haben immer beide Seiten einen Anteil. Ich will es auch nicht einseitig betrachten und freue mich daher über deine Sichtweise. Es ist sicherlich so, dass ich auch schwieriges Verhalten zeige, dass ihn beeinflusst.

Wie kurz angerissen (ein Beispiel), neige ich zu Ungeduld in Diskussionen, überrenne mein Gegenüber dabei manchmal, bin manchmal verbohrt. Ich bilde mir immer recht umfassend meine Meinung und manchmal fällt es mir dann schwer, andere Sichtweisen zuzulassen (könnte man als stur bezeichnen). Ich nehme meinem Mann manchmal also den Raum. Das ist ein Problem, an dem ich arbeite. Die Krux ist, dass mein Mann tatsächlich nicht so diskussionsstark ist, ich hab da einfach eine höhere Schlagzahl und strukturiertere Argumentation. Ich bin durchaus auch willensstark, ja, und versuche mich da auch immer zurück zu nehmen. Und merke dann auch oft, wie bereichernd das ist, wie gut seine Ansätze sind und dass ich da flexibler sein sollte. Er hat Gedankengänge, auf die ich mit meinen „geordneten Denkbahnen“ nicht mal komme und bringt da oft spannende Perspektiven. Andererseits nervt es mich gerade momentan ziemlich, dass er oft so fahrig ist, nicht auf den Punkt kommt, impulsiv diskutiert, oft nicht richtig zuhört bzw. bedingt durch sein ADHS die Details nicht so wahrnimmt…es fällt mir dann schwer, den Gang rauszunehmen. Und er sagt selbst von sich, dass er oft zu bequem ist, sich in Themen einzulesen (wenn es um Entscheidungen geht, die zu treffen sind) und davon gerne profitiert, dass ich das meist gründlich mache und wir dann anschließend drüber reden. Das sorgt aber irgendwie halt dann auch nicht für ein Gleichgewicht, wenn ich schlussendlich informierter bin als er und die meisten Entscheidungen dadurch sozusagen vorgebe. Versteht man, was ich meine?

Wir haben beide unsere Macken und die sind zum Teil wunderbar ergänzend, manchmal aber auch gegenläufig. Wie angedeutet bin ich auch recht emotional und nachdenklich. Seine Leichtigkeit und sein Pragmatismus haben mir da meist geholfen.

Wieso ich meinen Anteil nicht so sehr in den Vordergrund stelle, liegt aber eher daran, dass das aus meiner Sicht nicht kriegsentscheidend ist. Wir haben beide so unsere Probleme, an denen wir arbeiten; aus meiner Sicht sind die aber aktuell nicht der Kern unserer Krise. Für mich sind die Abwertungen im Streit tatsächlich zentral, denn das sind für mich wunde Punkte. Der Rest (seine Macken, meine Macken) läuft für mich unter normaler Beziehungsarbeit. Bedrohlich wird es mit Respektlosigkeiten. Für mich zumindest. Und da sehe ich die Verantwortung nicht bei mir in der Form, dass ich dazu irgendwie beitragen würde…Respekt habe ich grundsätzlich verdient.

Zum Thema Rollenveränderungen: die gibt es sicherlich. Mein Mann sagte z.B., dass er hohe Erwartungen an sich stellt, da er nun eine Familie zu ernähren hat. Er ist vor einem Jahr arbeitslos geworden (inzwischen hat er sich wie gesagt selbstständig gemacht), das hat für ihn natürlich absolut nicht dazu gepasst, dass das zweite Kind unterwegs war und ihn ziemlich unter Druck gesetzt und seine Minderwertigkeitsgefühle natürlich enorm getriggert. Dabei verdiene ich recht gut, was gut für unsere Familie war, aber natürlich nicht seinem Rollenverständnis von sich als Ernährer entsprochen hat.

Und ich selbst bin natürlich seit der Geburt unserer ersten Tochter auch viel auf die Kinder fokussiert, seit der Geburt unseres Sohnes noch viel mehr. Zeit für mich und uns als Paar war und ist mir dennoch immer sehr wichtig, aber klar bleibt für eine gewisse Zeit auch die Sexualität auf der Strecke bedingt durch die Schwangerschaft und die Geburt. Das hat uns auch nochmal etwas Distanz reingehauen, die wir aktuell noch nicht überbrückt bekommen…

Ob ihr euch entfremdet habt, kannst nur du beantworten – aber vielleicht mit Hilfe von außen? Im Rahmen einer Paartherapie vielleicht?

Ich glaube, dass die letzten beiden Jahre für viele Paare sehr anstrengend gewesen sind und dass das Fundament bei nicht wenigen kräftig gewackelt hat.

Natürlich frage ich mich, inwiefern das neue Baby dich und euch akut mit beeinflusst und belastet. Vielleicht wäre es gut, noch ein bisschen Zeit zu investieren, um in den neuen Rollen zu landen, ehe ihr konkret versucht, eure Basis wieder zu stabilisieren?

Auf jeden Fall halte ich es für sinnvoll, parallel zur Therapie deines Mannes professionellen Rat zur Lösung eurer Konflikte einzuholen.

Und dann wird der Faktor Zeit vermutlich eine wichtige Rolle spielen.

Danke für deine Antwort. Über eine Paartherapie haben wir bereits nachgedacht, können sie uns momentan aber schlicht finanziell nicht leisten, weil wir noch die Rückstände aus der Arbeitslosigkeit meines Mannes abbauen. Leider wird eine Paartherapie ja nicht kassenfinanziert…wir haben aber darüber nachgedacht, dass ich eventuell mal mit zu seinem Therapeuten gehe für ein Paargespräch. Allerdings tue ich mich damit noch etwas schwer, weil ich das Gefühl habe, Raum einzunehmen, der ja dort ihm gehört. Und der Therapeut ist natürlich auch nicht unvoreingenommen, er kennt ihn ja bereits und unsere Streitkultur war sicher auch schon Thema. Ganz praktisch betrachtet ist es mit Säugling grad auch nicht so gut machbar. Ich denke aber, dass wir das gemeinsame Gespräch bei seinem Therapeuten, sobald es geht, angehen werden.

Auf den Faktor Zeit setze ich ebenfalls. Ich hab momentan nur Angst, dass es irgendwie zu spät ist, weil ich innerlich so abgebaut habe (Distanz). Das ist etwas, das ich an mir beobachte und das mich echt erschreckt.

Dass die letzten zwei Jahre für alle Paare schwierig waren, ist sicherlich so. Und bei uns kamen ja noch einige Themen oben drauf (Arbeitslosigkeit, eine Fehlgeburt, heftige Konflikte zwischen meinem Mann und seinem Erzeuger, Hauskauf, Kinder, Klageverfahren gegen unseren Exvermieter, Alkoholismus seiner Mutter, usw.). Trotzdem habe ich momentan irgendwie das Gefühl, dass es bei anderen Paaren aus dem Freundes-/Bekanntenkreis einfach harmonischer läuft. Während ich inzwischen oft auch so eine Genervtheit ihm gegenüber empfinde (auch wenn ich das wirklich nicht will!) bzw. wir eben diese Eskalationen haben. Ich sehne mich nach dieser Stabilität und gegenseitigen Wertschätzung, die die anderen augenscheinlich haben und die wir auch mal hatten. Und tatsächlich sind die Paare aus meinem unmittelbaren Umfeld deutlich homogener, sich einfach ähnlicher. Früher fand ich das wie gesagt unproblematisch bzw. eher inspirierend, dass wir da eher manchmal gefühlt aus zwei Welten kommen. Aber wie gesagt, momentan habe ich da meine Zweifel.

Ich weiß es nicht. Ich nehme bei mir einen Negativfokus wahr, der vorher so nicht da war…und ich hoffe, da auch für mich wieder rauszukommen.
 
L
Benutzer186526  (34) Öfter im Forum
  • #6
Deine Freundin sind auch nicht unbedingt objektiv aber das ist dir ja klar. Ist natürlich blöd wenn ihr euch keine Paartherapie leisten könnt denn ohne wird es schwerer. Mit zu seiner Therapie könnte was bringen wenn so was möglich ist. Hab irgendwie eine verrückte Idee gehabt beim lesen. Was wäre wenn du den Text den du hier geschrieben hast ihm gibst. Beim lesen könnte ihm vielleicht mehr klar werden wo ihr zur Zeit steht und wie es dir innerlich geht als mit einem gespräch. Es so schriftlich in Ruhe vor sich zu haben könnte ihn zum aufwachen bringen.
Er könnte es mit deinem Therapeuten besprechen und danach vielleicht zusammen hin gehen.
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • #7
Was ist denn seine Erklärung dafür, dass er im Streit so respektlos wird?
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • #8
Vielleicht könnt ihr in ruhiger Minute eine Streitroutine erarbeiten, anstatt dann den Emotionen freien Lauf zu lassen. Wenn es dann soweit ist, orientiert ihr euch daran anstatt die übliche Abwärtsspirale einzuschlagen. Vielleicht kann sein Therapeut da auch unterstützen?
 
G
Benutzer Gast
  • #9
liebe Sommergewitter Sommergewitter ...
wow, wie komplex und schwierig - und wie reflektiert und gut deinerseits das alles ist ...

ich kann dir nur zwei dinge an die hand geben, von denen ich liebesbeziehungsunterstützend sehr überzeugt bin - vielleicht kannst du sie gebrauchen:

1.
buchempfehlung:
(ich hatte das mit meinem partner damals doppelt, jeder eins für sich, ausserdem anzumerken: wir waren buddhistische menschen - aber der grosse thich nhat hanh schreibt gut für alle)


https://www.thalia.at/shop/home/artikeldetails/ID40996376.html

darin gehts darum, wie man gut mit sich und dem anderen umgeht ... (auch und vor allem "wenns eng wird" ...)

2.

wenn ihr zu gehaltvollem einander verstehen und einander in der tiefe annehmen kommen wollt - oder einfach "wahrhaftig reden und zuhören", dann empfehle ich dies als königsweg dahin:

ZWIEGESPRÄCH
DYALOG - Die Wahrheit beginnt zu zweit - ZWIEGESPRÄCHE FÜHREN

3.
und, naja, vielleicht auch das noch - es ist sehr hilfreich zum verstehen der nähe-distanz-dynamik (im konflikt) ...
weil es sehr schwierig (aber auch ein guter umgang damit gefunden) werden kann, wenn darin zwei gegensätzlich sind ...
und weil das in dem fall dann wirklich eìn beziehungsdynamischer knackpunkt ist ...


möge die übung der aufrechterhaltung und neuausrichtung deiner liebesgeschichte gelingen ...
 
Sommergewitter
Benutzer81102  (33) Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #10
Deine Freundin sind auch nicht unbedingt objektiv aber das ist dir ja klar. Ist natürlich blöd wenn ihr euch keine Paartherapie leisten könnt denn ohne wird es schwerer. Mit zu seiner Therapie könnte was bringen wenn so was möglich ist. Hab irgendwie eine verrückte Idee gehabt beim lesen. Was wäre wenn du den Text den du hier geschrieben hast ihm gibst. Beim lesen könnte ihm vielleicht mehr klar werden wo ihr zur Zeit steht und wie es dir innerlich geht als mit einem gespräch. Es so schriftlich in Ruhe vor sich zu haben könnte ihn zum aufwachen bringen.
Er könnte es mit deinem Therapeuten besprechen und danach vielleicht zusammen hin gehen.

Die Idee ist nicht schlecht, habe ich so ähnlich tatsächlich schon umgesetzt. Ich habe ihm vor Kurzem einen langen Brief geschrieben…

„Aufgewacht“ ist er denke ich, ihm ist die Ernsthaftigkeit schon länger sehr bewusst. Wir haben gestern auch genau darüber nochmal gesprochen. Er will mich nicht verlieren, aber findet auch, dass es so nicht weitergehen kann. Er sagte, dass er ja schon länger weiß, dass ich mit seinem Streitverhalten nicht zurechtkomme, er mich ziemlich verletzt und ich daher auch das ein oder andere Mal in Richtung Trennung nachdenke. Das mache ihm Angst und er tue, was er könne, um sich da zu ändern. Letztendlich „befürwortet“ er aber eine Trennung, wenn er sich da nicht in absehbarer Zeit in den Griff kriegt (seine Worte). Weil er mir und auch den Kindern nicht schaden möchte.


Was ist denn seine Erklärung dafür, dass er im Streit so respektlos wird?

Meist fühlt er sich angegriffen und feuert dann gegen. Aus seiner Sicht ist es also quasi ein Gegenangriff. Gestern sagte er dazu nochmal, ich sei die Person, die ihm am nächsten stünde und ihn deshalb am meisten verletzen könne. Er glaubt, nicht gut genug für mich zu sein, dass ich das insgeheim selbst so empfinde und unglücklich wäre in unserer Beziehung und dann beißt er mich lieber weg, als sozusagen selbst verletzt zu werden.

Vielleicht könnt ihr in ruhiger Minute eine Streitroutine erarbeiten, anstatt dann den Emotionen freien Lauf zu lassen. Wenn es dann soweit ist, orientiert ihr euch daran anstatt die übliche Abwärtsspirale einzuschlagen. Vielleicht kann sein Therapeut da auch unterstützen?

Ja, das ist sicher sehr sinnvoll. In Ansätzen haben wir das schon probiert, gewisse Regeln aufzustellen, auch eine Art Codewort zur Unterbrechung haben wir versucht. Aber die Umsetzung klappt nicht oft leider, wenn die Dynamik einmal aufflackert, lodert sie hoch, meistens. Da könnte uns sein Therapeut vielleicht wirklich unterstützen, das würde es auch „verbindlicher“ machen.

liebe Sommergewitter Sommergewitter ...
wow, wie komplex und schwierig - und wie reflektiert und gut deinerseits das alles ist ...

ich kann dir nur zwei dinge an die hand geben, von denen ich liebesbeziehungsunterstützend sehr überzeugt bin - vielleicht kannst du sie gebrauchen:

1.
buchempfehlung:
(ich hatte das mit meinem partner damals doppelt, jeder eins für sich, ausserdem anzumerken: wir waren buddhistische menschen - aber der grosse thich nhat hanh schreibt gut für alle)


https://www.thalia.at/shop/home/artikeldetails/ID40996376.html

darin gehts darum, wie man gut mit sich und dem anderen umgeht ... (auch und vor allem "wenns eng wird" ...)

2.

wenn ihr zu gehaltvollem einander verstehen und einander in der tiefe annehmen kommen wollt - oder einfach "wahrhaftig reden und zuhören", dann empfehle ich dies als königsweg dahin:

ZWIEGESPRÄCH
DYALOG - Die Wahrheit beginnt zu zweit - ZWIEGESPRÄCHE FÜHREN

3.
und, naja, vielleicht auch das noch - es ist sehr hilfreich zum verstehen der nähe-distanz-dynamik (im konflikt) ...
weil es sehr schwierig (aber auch ein guter umgang damit gefunden) werden kann, wenn darin zwei gegensätzlich sind ...
und weil das in dem fall dann wirklich eìn beziehungsdynamischer knackpunkt ist ...


möge die übung der aufrechterhaltung und neuausrichtung deiner liebesgeschichte gelingen ...
Vielen lieben Dank für die Empfehlungen, die schaue ich definitiv mal durch.

———

Eben gab es wieder so eine Situation…keine Eskalation, aber eine plötzliche Feindseligkeit seinerseits, ich verstehe es einfach nicht. Ich schildere es mal ausführlicher, damit ihr ein Gefühl dafür bekommt, was ich meine…

Nach unserem sehr offenen Gespräch war die Stimmung gelöster. Und vor allem hatte es mir gut getan, hier zu schreiben, das hat den Ballast irgendwie sortiert. Ich hatte heute das erste Mal seit den letzten 2-3 Wochen das Gefühl, dass sich die Distanz in mir wieder auflösen lässt und habe irgendwie neue Kraft geschöpft, weiterzumachen und an uns zu glauben. Habe Nähe empfunden. Wir haben harmonisch miteinander den Tag verbracht heute, zwar noch etwas vorsichtig auf beiden Seiten, aber liebevoll und humorvoll. Es war wirklich entspannt. Auch beim Abendessen - alles absolut in Ordnung. Ich habe es echt genossen. Er auch sichtlich! Wir haben viel gelacht, auch die Kinder waren gut drauf.

Tja und dann…kippte seine Stimmung irgendwie schrittweise. Wir werden gerade beide krank (die Kinder sind es schon) und sind dementsprechend beide auch etwas müde gewesen. Aber gut gelaunt! Als ich nach einem gemeinsamen Abend fragte (Serie gucken), zögerte er erst, weil er noch Berufliches erledigen müsse, verschob das dann aber von sich aus auf morgen und stimmte zu. Ich merkte aber, dass er von sich aus jetzt keinen gemeinsamen Abend angestrebt hätte. Als wir nach oben gingen, fragte er nochmal, ob ich sicher sei, nicht ins Bett zu wollen und er sei ja auch müde (aha, vorher hieß es, ee müsse noch was für den Job machen?). Es sei dazu gesagt, dass wir ja aktuell getrennt schlafen wegen seines Schnarchens; er allein und ich mit den Kindern zusammen. Ich sagte, dass wir ja auch nur eine Folge gemeinsam schauen könnten, aber dass das doch schön wäre. Er sagte dazu nichts weiter, aber ich merkte irgendwie Widerwillen. Als wir die Kinder bettfertig machten, wurde er irgendwie zunehmend ungeduldiger, müder und patziger (es fielen harsche Sätze mir gegenüber wie „diskutier nicht mit mir“ - obwohl ich das absolut nicht getan habe und noch in meiner „ich fühle mich wohl“-Blase war). Auch unsere Kinder gaben keinen Anlass, irgendwie angekratzte Nerven zu haben, sie machten völlig problemlos mit (ist abends keine Selbstverständlichkeit beim Bettfertigmachen). Ich merkte, die Nähe von ihm zu mir nimmt gerade wieder ab…und zwar nicht auf eine „man ist einfach müde und dadurch etwas mürrischer“-Art, sondern bei ihm baute sich irgendwie wieder eine komische Distanz auf. Der liebevolle Umgang war irgendwie verflogen, ich verstehe nicht, weshalb der plötzliche Stimmungsumschwung. Dann sagte er etwas recht Belangloses zu mir, was er wohl lustig meinte, was ich aber nicht ganz so charmant fand. Das sagte ich ihm auch (aber nach wie vor locker, es war eine Kleinigkeit!), da wurde er dann schon spürbar grantig und meinte, das würde er gerade von mir „richtig läpsch“ finden und startete eine Diskussion, weshalb ich mich daran „aufhängen“ würde (was ich überhaupt absolut gar nicht habe!)…ich habe ihn gefragt, was gerade los wäre und wieso er nun so schlecht gelaunt sei; da meinte er barsch „lass es einfach“ und im Austausch dann noch „diskutier nicht mit mir, sei einfach ruhig“ und „du bist grad die mit den Aggressionen“ (nochmal: ich war absolut NICHT aggressiv, sondern ausgeglichen! Für mich gabs da gar kein Drama, ich war zu dem Zeitpunkt einfach nur irritiert, woher seine miese Laune nun so plötzlich kam - schrieb ich es schon mit den „zwei Gesichtern“?). Er war einfach super ungenießbar innerhalb von vielleicht 10 Minuten. Am Tisch gut drauf und „nahbar“ und quasi auf der Treppe nach oben grantig und giftig. Es folgten Sätze wie „du weißt ja eh immer alles besser“ und „bin gespannt, wann du mir erklärst, wie ich auf Toilette zu gehen habe“ (ich bat ihn kurz vorher schlicht darum, unserer Tochter beim Vorlesen das Buch auch hinzuhalten, damit sie mit reinschauen konnte). Ich sagte ihm dann zu dem Zeitpunkt, dass ich sein Verhalten gerade nicht schön finde, nicht verstehe, wieso er so feindselig ist und die Kinder ein ruhiges Zubettgehen verdient haben, ohne Spannungen. Da kam dann sowas wie „Oooh, du bist ja IMMER freundlich, nicht wahr?“ (sehr sarkastisch) und „dann geh doch raus, wenn dir das gerade nicht passt.“ Ich erinnerte ihn daran, dass wir doch eigentlich gleich einen schönen Abend verbringen wollen, dass ich mir Frieden wünschen würde und er darauf „Ja, dann reiß dich mal zusammen!“ (ich?!)….er hätte da eh wegen meiner „dummen Sprüche“ keine Lust mehr drauf. Und erneut, ich solle einfach still sein.

Ich habe mehrmals tief durchgeatmet, meiner Tochter gute Nacht gesagt (und dass der Papa sie heute ins Bett bringt) und bin dann runter gegangen. Er kam kurze Zeit später nach. Ich habe ihn ganz bewusst ruhig und neutral gefragt, was denn gerade sein Problem gewesen wäre. Da fing er an, mich nach zu äffen und meinte „Du kannst nicht einfach mal ruhig sein!“ auf meine Frage, wieso ich ruhig zu sein habe und was er überhaupt damit meint, sagte er, ich hätte mich ja total aufgeregt. Ich bat ihn um ein Beispiel (was ich konkret gesagt haben soll, woran er das festmacht), da gab er völlig falsche Sätze wieder, die ich so absolut nicht gesagt habe! Das erklärte ich ihm, dass er da wohl offenbar was missverstanden habe, aber er hörte gar nicht zu.
Er würde sich so langsam fragen, mit wem er da zusammenleben würde…(wow)…auf mein Nachfragen kam barsch: ich hätte mich „befremdlich“ verhalten (äh…ok?). Dazu machte er die Geste mit dem Scheibenwischer vor dem Kopf. Ich erneut betont ruhig gefragt, was er mir da gerade mitteilen will und worauf konkret er das bezieht. Ja, ich hätte mich ja so aufgehangen an seinem lustig gemeinten Satz (nein…) und würde mich „merkwürdig“ verhalten, er würde sich echt „so langsam“ fragen, was mit mir nicht stimmen würde und ob bei mir alles okay wäre. :what: Ich hätte ja vor den Kindern betont, keine Diskussion zu wollen und wäre dann aber einfach nicht still gewesen, das wäre total skurril, wie widersprüchlich ich mich verhalten würde und dann erneut diese Handbewegung, als wäre ich nicht ganz dicht. Ich habe dann in dem Moment entschieden, nichts weiter darauf zu sagen, nicht in einen Konflikt einzusteigen (ich war auch echt geplättet) und bin ohne ein weiteres Wort wieder nach oben gegangen und ins Bett. Er reagierte irritiert und rief mir dann hinterher „war ja mal wieder klar, du brauchst das Drama“.

Joah. Wisst ihr, was ich mit „selbsterfüllender Prophezeiung“ meine? Es war von meiner Seite aus alles ok! Ich fand lediglich einen einzigen Satz von ihm nicht so lustig wie er, habe das aber entspannt angemerkt, keine große Sache. Und er reagiert so und strickt sich irgendwie seine eigene Welt. Pampt mich an, ist angriffslustig. Er wirkte plötzlich wieder so dermaßen distanziert und enorm abgenervt von mir. Ich verstehe es einfach nicht. Das war nun zwar keine Eskalation, aber sein Verhalten doch wieder irgendwie respektlos und seine Aussagen so negativ…und dann am Schluss diese Hinweise auf meinen Geisteszustand, sorry, aber was will er damit andeuten?
Normalerweise hätte ich verletzt reagiert und es wäre eskaliert. Aber das wollte ich ganz einfach nicht, ich habe da keine Kraft mehr für. Jetzt liege ich oben und weiß nicht, was ich fühlen soll.

So ähnlich läuft es eben häufiger ab. Wir fühlen uns nah (ich sehne mich so danach, genieße das total) und dann kommt irgendwas und er „switcht“ um. Wenige Stunden vorher sagte er mir noch, dass er mich liebt und nicht verlieren wolle und ihm seine Respektlosigkeiten so Leid tun etc…wir nähern uns an, bauen eine gewisse Wärme auf, lachen zusammen…und dann passiert irgendwas und er verhält sich, als wäre ich der unerträglichste Mensch überhaupt und lässt mich komplett abblitzen irgendwie.

Ich hab einfach so keine Lust mehr auf sowas. Wir alle haben dringend Frieden und Harmonie verdient. Wieso muss er eine gute Stimmung kaputt machen und dann so einen Keil zwischen uns treiben?
Mich macht es auch wütend, dass er sich da auch vor den Kindern eben nicht zusammen genommen hat.
Ich verstehe diese Dynamik nicht.
 
Sommergewitter
Benutzer81102  (33) Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #11
SAMSARA Die beiden Bücher habe ich mir gleich mal bestellt. Und das Konzept der Zwiegespräche finde ich auch sehr gut; das kann man sicher gut für sich anpassen. Das werde ich meinem Mann mal vorschlagen, wenn ich mich wieder bereit fühle, mit ihm zu reden…
 
Seestern1
Benutzer148761  Beiträge füllen Bücher
  • #12
Wir waren mal bei ner Paartherapie von nem sozialen Träger - weiß leider nicht mehr welcher, ist lange her - da hat man selber entschieden was man zahlen kann. Schaut euch doch mal nach solchen Optionen um. Es klingt schon hart, was da gerade bei euch abgeht und wenn ihr euch trennt entstehen ja mehr Kosten als für ne Paartherapie. Ich glaube nicht, dass ihr die Konflikte zwischen euch allein lösen könnt nur mit der Hilfe seiner Therapie .
 
G
Benutzer Gast
  • #13
Wir waren mal bei ner Paartherapie von nem sozialen Träger - weiß leider nicht mehr welcher,
Wir auch.
Caritas und Diakonie bieten das zb an.
Das ist kostenlos, man erbittet einen Spende, dessen Höhe man selber entscheidet.
 
Lotusknospe
Benutzer91095  Team-Alumni
  • #14
Achtung Ferndiagnose: Für mich klingt es stark nach emotionaler Disregulation seinerseits, und du bist der Trigger. Ich kenne das nur im Zusammenhang mit (C)PTSD, aber laut Internet kann es auch mit Depressionen auftreten (bzw hängt das ja auch manchmal zusammen). Es gibt Methoden, wie man das besser unter Kontrolle bringen kann. Es gibt viel Literatur dazu, um es zu verstehen und sicher auch welche darüber, wie man als Partner damit umgehen soll. Lies dich mal bisschen rein, ob das in die Richtung gehen könnte.
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #15
Hallo Sommergewitter Sommergewitter ,
ich lese seit Mittwoch immer wieder diesen Thread und habe mich nicht zu Wort gemeldet, da ich nichts Neues erwähnen hätte können. Nichts Neues vorschlagen können, was du nicht schon versucht hast.
Das mit den Sätzen, die er völlig falsch wiedergibt, hat mich aber stutzig werden lassen. Das ist hängengeblieben. Natürlich kann es sein, dass seine eigene Problematik dort mit reinspielt, aber es scheint nicht nur eine innerer Stimme zu sein, die ihn fertigmacht, sondern die Realität scheint sich für ihn komplett zu verändern.
Einen möglichen Trigger für dieses Mal hätte ich etwas weiter vorne angesetzt — nicht beim Zähne putzen und nicht bei dem Satz, sondern bereits als du vorgeschlagen hast, den Abend gemeinsam zu verbringen. Da kam das berufliche Thema auf, du bist in die Führung gegangen (was nicht falsch ist, du hast ihn nur gefragt!) und ab da „bröckelte“ es. DAS sollte definitiv nochmal in der Therapie angesprochen werden, genauso wie die falsch wiedergegeben Sätze — er scheint ab diesem Punkt einen komplett anderen Film gesehen zu haben.
Es gibt aus meiner Sicht nur zwei Varianten: Die erste ist, er nutze dich wirklich als Blitzableiter — hier müsste er lernen, dass das nicht geht, er scheint das außerhalb dieser Situation zu sehen.
Das zweite ist, dass noch etwas anderes in ihm wütet derzeit. Den Einfall von Lotusknospe Lotusknospe halte ich für sinnvoll, es würde auch erklären, warum er dann komplett raus aus der Realität wäre — und warum er selbst nicht zu verstehen scheint, was vor sich geht.
 
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G
Benutzer Gast
  • #17
SAMSARA Die beiden Bücher habe ich mir gleich mal bestellt. Und das Konzept der Zwiegespräche finde ich auch sehr gut; das kann man sicher gut für sich anpassen. Das werde ich meinem Mann mal vorschlagen, wenn ich mich wieder bereit fühle, mit ihm zu reden…

: - )
gut so ...

hab so ein paar gedanken zu dem letzten "bericht" von dir ...

erkenne mich etwas in dir wieder ...
auch in deinem eingangsposting - sichtweisen, umgangsweisen, haltungen ...
(und wenn ich mich recht erinnere, hab ich auch in anderen postings hier von dir auf PL ähnlichkeiten gesehen ...)

zu deinem letzten bericht ist mir noch etwas praktisches eingefallen, dass ich als sehr hilfreich erlebe:

es gibt da so einen zaubertrick, den ich sehr fein und hilfreich finde - das "stop, zurückspulen!":

wenn man merkt, dass man im alltag etwas sehr entbehrliches gesagt hat, folgt dem ein "stop, zurückspulen!", damit ist das dann gelöscht, und man darf einfach neu und anders weitermachen ...

funktioniert gut, wenn man sich das auf gegenseitigkeit so ausgemacht hat (auch mit kindern!), und normalerweise eine feine umgangsweise miteinander pflegt ...

NS:
auf dieser zwiegespräche-seite gibt es auch ein "infoblatt" zum download - für sich, und zum weitergeben ...
 
axis mundi
Benutzer172636  Planet-Liebe-Team
Moderator
  • #24
Wäre es möglich, dass du ihm vorerst in einem solchen Moment sagst, wie sehr du ihn liebst und ihm anbietest, ihn zu umarmen?
Du machst dich dadurch allerdings auch angreifbarer.
Alternativ: Gibt es etwas, das ihm in einem solchen Moment ein starkes physisches Feedback gibt, das ihn wieder in die Realität zurückholt? Ein Beispiel wäre z.B. Eiswasser
 
G
Benutzer Gast
  • #37
oh, wow, das ist heftig!
ja, er ist offensichtlich suchtkrank.
und ja, mit berauscht sein, suchtdruck und schlechtes gewissen haben hatten eure konfliktsituationen sicher auch etwas zu tun.

was jetzt aus meiner sicht ganz wichtig ist:

bleib fest bei der räumlichen trennung!

stehe nicht für diskussionen zur verfügung. du hast genug zu tun mit euren beiden kücken! hol dir hilfe! und verschweige die situation nicht nach aussen.

sag ihm, dass du erst dann ins gespräch über eine vielleicht mögliche gemeinsame zukunft gehst, wenn er nachweislich seine sucht mit dafür spezialisierten fachleuten bekämpft (hat)!
(= information, nicht diskussion)

und schick ihm dazu eine liste von treffen der anonymen alkoholiker bei euch vor ort - die sind sehr gut und niederschwellig:

mehr kannst du nicht tun für ihn und eure (familien)sache!

91NX9TV3qBL._AC_SY679_.jpg

NS:
vielleicht für irgendwann:


 
Sommergewitter
Benutzer81102  (33) Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #39
Danke, SAMSARA .. momentan fehlt mir die Kraft für ein ausführliches drauf Eingehen, aber danke für die Hinweise…wie gesagt…bin da ja leider nicht ungeprägt wegen meiner Mutter 😔

crawlerX Es ist schon im Bereich des Möglichen, dass sie sein Problem mit ihm gemeinsam herunter spielt. Eben weil sie es selbst hat. Allerdings ist es gleichzeitig etwas paradox, weil er so viele Auseinandersetzungen deshalb mit ihr hatte in den letzten Wochen/Monaten, dass es irgendwie auch etwas skurril wäre, ihr gegenüber sich nun genauso zu verhalten, wie er es an ihr kritisiert hat (leugnen, herunterspielen…)

ich denke tatsächlich nicht, dass er mit ihr gemeinsam was trinkt, eben weil ihm das Problem bei IHR (wenn auch nicht bei sich selbst) sehr präsent ist. Da hatte er auch einige Therapiesitzungen zu.

Ich vermute fast, sie reden nicht großartig drüber..letztendlich kann ich da auch keinen Einfluss nehmen…

Gestern schrieb sie mir eine beinahe hasserfüllte Nachricht, wieso ich ihn „rausschmeißen“ würde (mit zwei kleinen Kindern, Haus, Hund, etc). Das hat mich für den Moment sehr mitgenommen, weil wir trotz ihrer Probleme ein stabiles Verhältnis zueinander hatten.
Daraufhin habe ich ihr kurz und knapp die Fakten geschildert und werde darüber hinaus nicht weiter mit ihr kommunizieren. Sie wird meinen Mann hundertpro konfrontiert haben, aber ja, er wirds wohl runterspielen und das Thema dann denk ich eher vermeiden.
 
Sommergewitter
Benutzer81102  (33) Meistens hier zu finden
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  • #41
Wie soll man das schaffen? Sich mit zwei so kleinen Kindern zu trennen? Es ist mein absoluter Horror…
Wie kann ich die Familie zerstören? 💔 Rational ist mir natürlich klar, dass ich das nicht tue bzw. nichts dafür kann. Sollte ich mich trennen. Aber emotional ist es genau dieses Gefühl…ich würde unsere Familie zerstören, die Hoffnung in ihn aufgeben und mich in ein Leben alleine mit zwei Kindern begeben, dass mich ganz sicher erstmal ziemlich lange sehr unglücklich machen wird. All unsere Pläne und Träume begraben. Den Kindern die Möglichkeit nehmen, mit Mama und Papa aufzuwachsen. Und ich würde meinen Mann allein wegen der Kinder immer wieder sehen, wie soll man das aushalten, wenn die Liebe nach wie vor da ist? 😥

Gibts hier irgendwen, der sich mit Kindern und trotz Liebe getrennt hat? Woher soll ich die Kraft nehmen?

Meine Gedanken springen hin und her 😢

Bei ihm bleiben (natürlich nur unter der Voraussetzung, dass er sich offen bekennt und sich Hilfe sucht)? Mit dem Risiko, dass das Thema doch irgendwann wieder aufflackert? Ich habe das alles durch mit meiner Mutter…die absolut und ganz extrem schlimm über einen Zeitraum von 10 Jahren abgerutscht ist, wir Kinder haben sie schlussendlich aufgegeben…jetzt kämpft sie sich gerade zurück ins Leben. Mir ist klar, mein Mann ist nicht meine Mutter, aber ich habe so eine Panik mit diesem Thema 💔 Ich wollte das einfach nicht mehr in meinem Leben haben und schon gar nicht für meine Kinder.

Ich fühle mich wirklich ohnmächtig, beide Wege erscheinen mir schlimm.
Ich würde uns so gerne 2 Jahre zurück beamen, wo alles noch im Lot war 😢😢😢
 
Sommergewitter
Benutzer81102  (33) Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #43
Ich möchte mich auf diese Diskussion nicht einlassen.

Glaube mir, ich weiß um die Fallstricke und Umstände bei Alkoholismus. Privat und beruflich. Mehr als die meisten anderen Menschen.

Von gelallt habe ich nichts geschrieben, er hat leicht verwaschen gesprochen. Einfach mit etwas schwererer Zunge.
Aber es ist auch müßig und im Grunde wirklich komplett egal.

Ich wollte damit nur aufzeigen, dass alles bereits schlimm genug ist, man muss es nicht noch mehr dramatisieren als es sowieso schon dramatisch ist. Das hilft mir nicht. Mir helfen keine Katastrophenszenarien a la „er fährt betrunken mit den Kindern Auto.“ Nein, tut er nicht, würde er niemals tun und nein, da sind nicht alle „gleich“, die eine Alkoholabhängigkeit oder ein Suchtverhalten zeigen.

Es IST schlimm, er HAT ein Alkoholproblem (da mache ich kein Geheimnis draus, wieso auch, habe ja selbst entschieden, hier offen Farbe zu bekennen…); aber ich empfinde es als übergriffig, es NOCH schlimmer zu skizzieren, das bringt mich wirklich in meine Abwehr.

Tut mir Leid, das muss ich so ehrlich formulieren…
 
Sommergewitter
Benutzer81102  (33) Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #46
Entschuldige, ich möchte dich bitten, dich mit deinen Äußerungen zurück zu halten.
Das ist mir ganz eindeutig zu undifferenziert und schwarz/weiß.

Garantiert tue ich meinen Kindern nicht das an, was ich selbst erlebt habe. Du hast absolut keine Ahnung von mir, meinem Mann, meinen Kindern oder meinem Leben. Es ist extrem übergriffig, so etwas in den Raum zu stellen.

Zu meiner Mutter besteht seit Jahren kein Kontakt, nur mal so. Ich habe sie fallen lassen mit allen Konsequenzen. Mit allen. Ich weiß mich durchaus abzugrenzen. Und genau das habe ich jetzt auch meinem Mann gegenüber getan.
Aber jetzt gebe ich mir Zeit, die Situation für mich zu sortieren und erlaube mir dabei auch Gedanken in verschiedene Richtungen und das macht mich nicht zu einer Co-Abhängigen oder schlechten Mutter.

Ich werde mich jetzt hier nicht weiter rechtfertigen, ist schon mehr als genug.

Bitte respektiere an dieser Stelle meine Grenze und erkläre mir nicht das Thema Alkoholismus.
 
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ferdl
Benutzer171790  Meistens hier zu finden
  • #63
Die Entwicklung freut mich für ihn und noch mehr für dich und die Kinder. Hoffnungsvoll bin ich, weil er bereits aus eigenem seinen Therapeuten informiert hat und auch dir gegenüber endlich ehrlich ist.
Gerade jetzt könnte euer Zusammenhalt, deine Unterstützung wichtig sein, dass er tatsächlich auf jeden Alkoholkonsum verzichtet und es auch langfristig durchhält. Dass Ende der Beziehung würde ihn noch mehr Grund für Selbstmitleid und vermutlich auch den totalen Absturz in den Alkohol für sich selbst rechtfertigen.
Wir hatten im Jänner einen Nachzügler bekommen, der GsD gesund zur Welt kam. Als kleines Danke an die möglicherweise doch existierenden Geistwesen nahm ich mir vor und setzte es dann auch konsequent um, in der Fastenzeit vollkommen auf Alkohol zu verzichten. Am Ostersonntag, stand beim Essen ein Flasche Bier als Belohnung bereit, da hielt ich mir vor Augen, 40 Tage bin ich ohne Alkohol ausgekommen, also brauche ich ihn auch weiterhin nicht. Diese Flasche steht noch ungeöffnet neben dem Osteressen - symbolisch gesprochen, ist 31 Jahre her. Das habe ich mit mir alleine ausgemacht und ausgefochten und hat funktioniert.
Vorteilhaft für unsere Beziehung war aber, dass mich das Negativvorbild meiner Eltern gehindert hat, generell und auch nicht im Streit, besonders ausfällig, verletzend oder beleidigend zu werden.
Du bist anscheinend noch immer der wichtigste Mensch in seinem Leben und auch du hast noch tiefe Gefühle für ihn, also doch die besten Voraussetzungen, um auch dieses Problem zu lösen.
Was dir ja sowieso bekannt ist, er braucht deine emotionale Hilfe, dein Verständnis, aber keine massive Vorwürfe und großen Druck.
Ihr schafft das gemeinsam. Die Reißleine kannst du immer noch ziehen und ist auch zu ziehen, wenn es zu den erstren Handgreiflichkeiten seinerseits kommt.
 
Sommergewitter
Benutzer81102  (33) Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #66
Hallo zusammen,

vielleicht ein kleines Update. Ich bin sehr froh, mich gegen eine Trennung entschieden zu haben und bin damit absolut im Reinen.

Seit diesem „Knall“ in Bezug auf den Alkohol ist es zwischen meinem Mann und mir so gelöst wie ewig nicht. Als hätte das irgendwie zwischen uns gestanden (was es vermutlich auch hat, ohne dass ich davon wusste). Mein Mann verhält sich viel positiver, zugewandter, offener und auch befreit. Vor ein paar Tagen sagte er mir, er sei froh, dass das Thema auf den Tisch gekommen sei und fühle sich sehr erleichtert. Er spricht es auch immer mal wieder von selbst an und geht mir gegenüber damit inzwischen sehr offen um. Er meinte außerdem, dass er seitdem absolut kein Verlangen mehr habe zu trinken, als hätte das Geständnis und diese Zuspitzung der Situation etwas in ihm verändert. Da er sehr ehrlich reflektiert, glaube ich ihm das auch und halte es nicht für Schönrederei. Natürlich wird es künftig Situationen geben, die ihn belasten und den alten Mechanismus antriggern, aber ich bin da zuversichtlich, dass er das bewusst wahrnimmt und für sich entsprechend gegensteuern kann.

Er hatte auch zwischendurch wieder eine Therapiesitzung. Sein Therapeut ist der Auffassung, dass es sich bei meinem Mann nicht um eine Alkoholabhängigkeit handelt, sondern bislang um (stressbedingten) missbräuchlichen Konsum, der klar auf seinen Selbstzweifeln basiert. Ihm fehlt sozusagen der adäquate und gesunde Umgang mit besonderen Belastungssituationen, wo die Therapie ja bereits ansetzt. Natürlich besprechen sie das Thema Alkohol in den kommenden Sitzungen trotzdem und erarbeiten Strategien, der Therapeut ist hier aber zuversichtlich, weil sie generell auch gute Fortschritte machen. Und weil mein Mann so offen damit umgeht und vollstes Problembewusstsein zeigt. Er macht sich riesige Vorwürfe und ist sehr motiviert, sich anders zu verhalten.

Die Einschätzung des Experten hat mich beruhigt, der Therapeut ist wirklich gut, sehr ehrlich und hat viel Erfahrung im Bereich Alkoholismus. Daher vertraue ich seiner Einschätzung, die sich auch mit meinem Gefühl zur Situation deckt.
Da es sich nicht um eine Abhängigkeit handelt, geht es tatsächlich auch nicht um künftige Abstinenz. Für die nächste Zeit natürlich schon, wichtig ist nun weiterhin, dass mein Mann sich stabilisiert, in seine Balance zurückfindet und mithilfe der Therapie Techniken und Strategien für die Zukunft erlernt - und natürlich seine Selbstzweifel bekämpft, die ja allem zugrunde liegen. Aber nach einer gewissen Übergangszeit kann er laut Therapeut wieder zu einem geregelten und gesunden Umgang mit Alkohol zurückfinden. Die Regeln für den Konsum, die sie auch in der Therapie erarbeiten, werden natürlich immer gelten. Und natürlich wird es entscheidend sein, dass mein Mann da achtsam und sensibel mit sich bleibt.

Also: momentan bin ich vorsichtig-optimistisch.
 
LULU1234
Benutzer107106  Planet-Liebe ist Startseite
Redakteur
  • #84
Ich möchte nur ganz klar sagen liebe TS: du hast deinen Mann nicht fälschlicherweise im wahrsten Sinne des Wortes hinterhergeschnüffelt und du hast ihn nicht kontrolliert, sondern du hast etwas sehr wichtiges getan: du hast im Sinne deiner psychischen (als Sucht-Kind) und auch physischen Sicherheit gehandelt und auch zum Schutze deiner Kinder! Das war ja kein einmaliger Verdacht sondern ein wahrscheinlich jahrelanger (!!!) Prozess mit Alkohol hier und da, der dir über viele Monate ja ständig begegnet ist (Geruch, Kronkorken, Falschen im Müll ...). wir reden ja von mehreren Flaschen Jägermeister und selbstgemachten Mischen im Auto (!!). (Was ganz sicher nur die Spitze des Eisbergs war). Dazu das Lügen.

Schütze dich und deine Kinder auch jetzt. Behalte die räumliche Trennung erstmal bei und dann könnt ihr in einigen Monaten schauen, wohin der Weg euch führt.
 
Dr.Gonzo
Benutzer191739  (43) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #88
Weißt du, ich finde deine Postings schwierig.
Denn zum einen triffst du einen Kern, nämlich den Punkt der Eloquenz und der Bildungsunterschiede (siehe mein vorheriges Posting). Zum anderen schätzt du mich dabei aber trotzdem falsch ein. Ich kontrolliere ihn nicht, ich gehe achtsam mit ihm um, ich reflektiere mich sehr stark und gebe wirklich mein Bestes, meine Anteile in die Gleichung einzubeziehen. Aber die Lösung kann nicht sein, Abwertungen und Respektlosigkeiten zu ertragen oder sich selbst klein zu machen, nur damit er sich "größer" fühlen kann.
Und glaube mir, ich achte inzwischen sehr sehr extrem auf meine Worte und Handlungen, damit es bloß keinen neuen Konflikt gibt. Ich kann dir nach jedem Konflikt genau sagen, wer was wie gesagt hat. Und ja, es ist definitiv so, dass er heftig überreagiert und vor allem projiziert. Ich dränge ihn definitiv nicht derart in die Ecke, dass ihm außer aggressivem Zurückschlagen nichts bleibt, das ist wirklich Schwachsinn. Er geht in den Angriff, nicht ich.
Vielen Dank für diese Antwort und auch die längere Antwort zu meinem vorherigen Beitrag.

Vielleicht habe ich diese Beiträge tatsächlich etwas zu scharf formuliert.

Was ich mit diesen Beiträgen adressieren wollte ist eigentlich, dass es mir so scheint, als ob zwischen Euch ein asymmetrisches Machtverhältnis zu seinen Ungunsten besteht.

Du hast ja selbst die Metapher vom Gitarristen und dem Schlagzeuger gebraucht. In der von Dir selbst gewählten Metapher ist er der, der sich hin und wieder ein ausgeflipptes Solo gönnen darf, Du hingegen bist die Person, die den Takt vorgibt.

Dies empfinde ich persönlich nicht als Beschreibung eines Beziehungsverhältnisses auf Augenhöhe. Letztlich beschreibst Du ja genau das auch selbst.
Ich übernehme vielleicht manchmal vorschnell die Führung bzw. die "Kontrolle", wenn ich nicht das Gefühl habe, der andere ist genauso gut informiert wie ich. Und das ist sicher ein Punkt, wo ich meinem Mann manchmal den "Raum" nehme oder ihn vielleicht nicht so höre, wie es gut wäre, weil er argumentativ meist den Kürzeren zieht und auch gar nicht so sozialisiert ist wie ich. Ich komme aus einer gesprächsfreudigen Familie und auch im Job bin ich sehr darauf gepolt, differenzierte Gespräche zu führen und mein Gegenüber dabei genauestens zu erfassen und zu prüfen. Manchmal überrenne ich meinen Mann also bestimmt oder reagiere vielleicht auch mal ungeduldig. Ich habe da auch schon sehr an mir gearbeitet, mich zurückzunehmen, ihm Raum zu lassen, das Tempo rauszunehmen und auch flexibler zu werden etc. Auch wenn es mir oft schwer fällt, muss ich ehrlich zugeben. Ich klinge jetzt vielleicht dominant und anstrengend, so bin ich aber nicht. Ich bin ein sehr empathischer Mensch, dem sehr viel auch an Selbstreflektion und an den Gedanken/Gefühlen des Gegenübers liegt und ich sehne mich geradezu danach, häufiger die Verantwortung abgeben zu können. Denn, das muss ich auch sagen - mein Mann überlässt mir auch sehr gern die Führung. Informiert sich zu vielem nicht richtig, hat kein Händchen für Bürokratie, ist eben einfach nicht so der strukturierte Detailtyp. Das führt dazu, dass ich unsere Finanzen manage, unser Leben mehr oder minder organisiere, beispielsweise auch das Thema Hauskauf von vorne bis hinten fast allein gestemmt habe, die meisten Entscheidungen treffe, weil er die auch immer wieder an mich übergibt, ob ich das will oder nicht...das führt eben auch zu einer Art Ungleichgewicht. Ich glaube, wir haben beide zunehmend weniger das Gefühl, dass wir uns auf Augenhöhe bewegen und ich glaube, das gefällt weder ihm noch mir.

Ich würde es also so interpretieren, dass er diese fehlende Augenhöhe versucht durch sein aggressives Auftreten Dir gegenüber zu kompensieren.

Um da noch einmal auf die Sache mit dem Riechen an der Colaflasche zurückzukommen:
Diese hat zwei Seiten. Die eine Seite ist die Seite der utilitaristischen Rechnung, nach der es natürlich für alle (selbst für ihn) das beste ist, wenn die Alkoholsucht bekämpft wird. Die andere Seite aber ist die, dass es sich bei dem Riechen an der Flasche und beim anschließenden zur Rede stellen zweifellos auch um eine paternalistische Handlung handelt. Und Paternalismus ist etwas, das nie auf Augenhöhe stattfindet.

Diese fehlende Augenhöhe halte ich für Euer Kernproblem.

Nehmen wir noch einmal das Beispiel, dass er wegen Kommentaren zu Wäsche, Haushalt etc. Dir gegenüber in den Angriffsmodus geht. Du bezeichnest diese Kommentare als "belanglos" womit Du auch eine gewisse Definitionshoheit darüber ausdrückst, welche Dinge in Eurer Beziehung als belanglos zu gelten haben. Vielleicht sind diese Dinge für ihn eben doch nicht so belanglos, sondern kleine schmerzende Nadelstiche, die ihn immer wieder daran erinnern, dass Du es bist, die "die Hosen anhat" und sagt wo es lang geht.
Dass dies an seinem Selbstbewusstsein kratzt, wundert mich tatsächlich nicht. Und ebenso wundert es micht nicht, dass er irgendwann unangemessen darauf reagiert, dass sein Selbstwert durch dieses Beziehungsverhältnis letztlich permanent untergraben wird. Das ändert natürlich nichts an der Unangemessenheit seines Verhaltens in der jeweiligen Situation, aber es erklärt aus meiner Sicht, wie es zu diesen Verhaltensweisen bei ihm kommt.

Ich selbst kenne aus dem Bekanntenkreis auch so einige Beziehungen wo der Mann seiner Frau "sehr gerne die Führung überlässt" dies aber auch darauf begründet ist, dass alles was er tut von ihr in Grund und Boden kritisiert wird. Am Ende sagt der Mann dann mit leicht gereiztem Ton "ja Schatzi", überlässt ihr die Führung und wird dabei zusehends unselbständig. Und mit dieser zunehmenden Unselbständigkeit kann sie ihm dann natürlich immer mehr sagen "sieh her, Du brauchst meine Führung, weil du es ja nicht alleine schaffst Dich zu organisieren, Deine Wäsche zu waschen etc.". Ein Teufelskreis, in dem die Frau zunehmend gereizter und dominanter wird, während der Mann sich immer mehr in passiv-aggressives Trotzverhalten oder kalte Gleichgültigkeit zurückzieht.

Ich glaube Dir übrigens, dass Du ihn nicht aus Bosheit dominierst, dass Du empathisch mit ihm umgehen willst etc.

Letztlich ändert dies aber nichts daran, dass eine fehlende Augenhöhe auch dann den Selbstwert untergräbt, wenn sie von Seiten des dominanten Parts nicht böse gemeint ist. Mein Eindruck ist, dass er mit diesem Vorwurf an Dich, Du könntest Dich "nicht regulieren" versucht das auf Dich zurück zu spiegeln. Er will unbewusst gewissermaßen "den Spieß umzudrehen" und geht deshalb genau auf Deine wunden Punkte los. Ich lese dieses Verhalten als den Versuch einen "Rollentausch" zu erzwingen. Er möchte (natürlich auch unbewusst), dass Du, die Du sonst immer die rationale und eloquente Seite der Beziehung bist, die Fassung verlierst. Natürlich ist diese Art des Vorgehens Dir gegenüber nicht fair und ich verstehe, dass Dich das verletzt.

In diesem Sinne möchte ich Dir hier tatsächlich mein absolut ernstgemeintes Mitgefühl dafür aussprechen (auch wenn ich Dich hier in diesen Beiträgen kritisiert habe).

Du hast geschrieben, dass Dir dieses Verhältnis durchaus bewusst ist und Du auch daran arbeitest, ihm mehr Raum zu geben. Ich denke, das ist der richtige Ansatz.

Ich hoffe, dass Ihr es schafft, die fehlende Augenhöhe (wieder) herzustellen, denn anderenfalls würde keine Therapie der Welt Eure Beziehung retten.

Dafür wünsche ich Euch alles Gute. ♥️
 
Zuletzt bearbeitet:
jailbird
Benutzer204989  (63) Ist noch neu hier
  • #89
Hallo zusammen,

ich habe wirklich lange hin und her überlegt, ob ich dieses Thema eröffnen soll. Aber da ich immer wieder an den Punkt komme, mich in der Situation gefangen und verzweifelt zu fühlen, möchte ich es nun einfach mal versuchen. Anregungen von komplett Außenstehenden können ja ggf. doch nochmal neue Perspektiven eröffnen. Ich weiß nämlich wirklich nicht weiter.

Mein Mann und ich sind seit 7 Jahren ein Paar und seit fast 4 Jahren verheiratet. Wir haben zwei gemeinsame Kinder, das Jüngste ist erst ein paar Wochen alt. Unsere Beziehung war immer eher „leidenschaftlich" und bunt. Wir sind ziemlich verschieden, das sorgt ab und an für Sand im Getriebe bzw. ist manches Mal recht anstrengend. Er ist eher so der kreative Chaot, kontaktstark und flexibel, ich eher ruhig, strukturiert, besonnen und habe meine Pläne. Bislang habe ich unsere Unterschiede als Bereicherung empfunden. Wir schauen beide über den Tellerrand, profitieren vom anderen, ergänzen uns im Normalfall gut. Unsere Werte sind dieselben, unsere generellen Lebensziele ebenfalls. Unsere Kommunikation mussten wir erst erproben, aber haben unsere Wege gefunden. Oder hatten?

In den letzten zwei Jahren hakt es leider zunehmend und ich bin unter dem Strich unglücklich und unsicher. Es war keine leichte Zeit, es gab einige Ereignisse, die insbesondere meinen Mann sehr auf die Probe gestellt haben. Er leidet von Kindheit an an Selbstzweifeln und einem schlechten Selbstwertgefühl, dafür gibt es verschiedene Ursachen (Legasthenie/ADHS und zusätzlich eine völlig verkorkste Beziehung zu seinem Vater, der ihn bis vor wenigen Monaten immer wieder sehr abwertete). In unserer Beziehung hat man das aber in den ersten Jahren kaum gemerkt, es hat sich eher auf ihn selbst ausgewirkt (Prüfungsängste, sich selbst nicht viel zutrauen, etc.). Er ist inzwischen erfolgreich selbstständig tätig im Handwerk, hat also seinen Weg gefunden (einen sehr guten, wie ich finde); ich selbst habe zwei Studiengänge absolviert und arbeite ebenfalls recht erfolgreich, allerdings in einer völlig anderen Branche. Mir fiel das Lernen immer so zu, ihm durch die beschriebenen Umstände eher nicht. Ich umschreibe auch das explizit, weil auch dieser „Bildungsunterschied" (bewusst in Anführungsstrichen, da es für mich nie eine Rolle spielte!) inzwischen leider Einfluss nimmt.

Bedingt durch die Herausforderungen der letzten zwei Jahre hat das (vorher bereits etwas angeknackste) Selbstvertrauen meines Mannes ziemliche Kratzer erhalten. Neben einer Depression, die sich mit viel Müdigkeit, Antriebslosigkeit, noch mehr Chaos als ohnehin schon und Gereiztheit äußerte, verhält er sich seit einigen Monaten immer mal wieder bei Konflikten ziemlich grob mir gegenüber. Er projiziert seine Versagensängste auf mich, fühlt sich also häufig abgelehnt oder unterschätzt und bekämpft das dann sozusagen an meiner Person. Er geht also in den Gegenangriff, obwohl es meinerseits meist absolut keinen Angriff gab. Im Gegenteil, ich kämpfe seit Monaten wie eine Bescheuerte um unsere Ehe, versuche Nähe und Liebe hochzuhalten, gemeinsam Zeit mit ihm zu verbringen, unser Paarkonto positiv aufzuladen. Wenn es ihm schlecht geht oder er unsicher ist, sieht er das aber nicht wirklich. Inzwischen bin ich selbst so traurig und wütend über alles, dass ich mich kaum noch in der Lage fühle, positiv auf ihn zuzugehen.

Konkret äußert sich das wie beschrieben in Konflikten, es fallen irgendwann respektlose Äußerungen, die mich sehr verletzen. Er steckt mich wiederholt in die Schublade „überheblich"/„arrogant", nennt mich „Heilige Maria" (weil ich ja angeblich meine, immer alles richtig zu machen) oder „Besserwisserin". Das sind Kleinigkeiten im Vergleich, aber da sie alle in dieselbe Kerbe hauen, tut es inzwischen einfach weh. Betrunken sagte er auch schon, dass bei mir im „Oberstübchen" nicht mehr alles richtig laufe. Oder dass ich immer unnahbar täte, dabei müsste ich selbst in Therapie. Wahlweise bin ich auch egozentrisch, denke nur an mich, bin unreflektiert usw. Im Konflikt provoziert er mich zum Teil richtiggehend und triggert meine wunden Punkte. Ich bin ein ziemlich emotionaler Mensch, ich wahre im Streit verbal fast immer meine Grenzen und bin an sich sehr kontrolliert, aber wenn man mich reizt, bin ich irgendwann laut/weine vor Wut/aufgebracht. Das spielt er dann aus und sagt, ich könne mich nicht regulieren. Quasi wie eine Beweisführung, denn wenn ich vorher mehrfach versuche, den Konflikt zu unterbrechen (den Raum wechsle bspw. oder sage, dass ich gerade nicht weiter darüber sprechen will, weil beide zu hitzig sind), setzt er solange nach, bis er genau diese unkontrollierte Reaktion meinerseits hat, um sie mir dann unter die Nase zu halten. Er fühlt sich einfach unterlegen und inzwischen habe ich den Eindruck, dass er mich im Konflikt anfängt abzuwerten, um sich selbst besser zu fühlen. Eigentlich ist er der (traurigen) Ansicht, dass ich ihn eh bald verlasse, weil er nicht gut genug für mich wäre. Da kann ich gegenreden so viel ich will, es sitzt fest. Und äußert sich dann in Distanz und Kälte seinerseits, es ist wie eine selbsterfüllende Prophezeiung. Es fallen dann noch diverse weitere Charakterumschreibungen, denen eins gemeinsam ist: so bin ich nicht.
Ich muss dazu sagen, dass ich anders diskutiere als er, ihn da manchmal zu dominant an die Wand spiele, unterbreche, meine Meinung sehr stark vertrete (meinerseits eine negative elterliche Prägung). Das hilft natürlich nicht, er fühlt sich dadurch natürlich erst recht unrespektiert. Ich bin aber nunmal auch ich, mit meinen Stärken und meinen Macken, und ich habe das Gefühl, wir krachen inzwischen nur noch aneinander und finden gerade keine gemeinsame Basis mehr. Zumal diese Abwertungen für mich ein rotes Tuch sind. Natürlich sagt man im Streit mal blöde Sachen (ich auch), aber innerhalb von gewissen Grenzen. Die verlässt er in den letzten Monaten aber leider regelmäßig. Manchmal frage ich mich, ob er überhaupt noch sieht, wer ich bin oder ob er ein verzerrtes Bild wahrnimmt.

Hoffnung habe (hatte?) ich, weil er nach dem Streit, wenn die Gemüter sich beruhigt haben, sehr reflektiert ist. Er entschuldigt sich fast ausnahmslos aufrichtig und komplett von allein, nimmt seine Sätze zurück, steht ausführlich dafür ein und reflektiert, was ihn da so anpiekst, dass er sich manchmal im Streit sehr fies verhält. Außerhalb, im Alltag, ist er im Normalfall sehr liebevoll und fürsorglich, sehr aufmerksam und eigentlich ein sehr positiver enthusiastischer Mensch. Bedingt durch seine Probleme bzw. die Lebensumstände ist seine Positivität aber natürlich ebenfalls sehr überschattet in den letzten Monaten.

Aufgrund unserer Konflikte, aber vor allem aufgrund seiner depressiven Symptomatik, ist er seit ein paar Monaten in Therapie, was ich gut und wichtig finde. Das hat auch schon wirklich viel positiv verändert. Unsere Konflikte wurden deutlich seltener, er fühlt sich sehr viel weniger angegriffen, sucht nach Strategien, im Streit respektvoll zu bleiben und arbeitet mit seinem Therapeuten natürlich wahnsinnig viel an seinen grundlegenden Themen. Die Therapie ist er selbstständig angegangen. Wenn er „er selbst" ist (so bezeichne ich es für mich, es sind manchmal quasi zwei Gesichter), spüre ich meine tiefe Liebe zu ihm und sehe, wieso wir verheiratet und zusammen sind. Wir lachen zusammen, haben Freude im Alltag, teilen unsere Ansichten der Kindererziehung etc. Er ist ein verdammt liebevoller Vater. Wenn er innerlich ins Wanken gerät, stellt er irgendwie um und verhält sich distanziert, kühl und angriffslustig; den Kindern gegenüber absolut nie, er ist der beste Papa, den sie sich wünschen könnten. Aber mir und auch anderen Personen in seinem nahen Umfeld gegenüber wird er dann schwierig. Man merkt das auch daran, dass er dann plötzlich mit allen Streit hat, seiner Mutter, seinem Opa, mir. Aber wie gesagt - die Therapie hatte da bisher schon viel Ruhe reingebracht.

Aktuell steht er nun wieder mehr unter Strom, weil er eine berufliche Herausforderung zu bewältigen hat. Und leider merkt man das nun wieder. Die Therapie läuft natürlich auch noch nicht ausreichend lange, um jahrzehntelange Wunden zu verschließen, aber dennoch geht mir langsam die Kraft und das Verständnis aus. Der letzte Konflikt wurde (erstmalig, sonst haben wir unsere Spannungen so gut es geht von unseren Kindern ferngehalten) von ihm vor den Kindern beim Abendessen angezettelt. Er spulte noch dazu sein Schema des Provozierens ab. Man merkte, er muss irgendwie Dampf ablassen. Ich hab mehrfach versucht, die Situation zu blocken (recht harsch, weil ich selbst inzwischen angekratzt bin, aber dennoch respektvoll). Er hat aber immer wieder nachgesetzt, bis ich emotionaler wurde, woraufhin er dann vor den Kindern sagte, ich sei aggressiv und könne mich nicht regulieren, das würde man ja gerade feststellen. Auf die erneute Aufforderung, das eigentliche Streitthema in die Schlafenszeit der Kinder zu vertagen, kam immer nur wieder „wieso, regulier dich doch, aber das kannst du natürlich nicht!". Zuguterletzt sagte er, unsere Tochter könne mich ruhig so erleben, denn sie solle später „anders" werden. Da war für mich komplett der Ofen aus. Konflikte vor den Kindern gehen gar nicht, zumindest, wenn sie destruktiv ablaufen. Da sie das bei uns in den letzten Monaten zu oft tun, hatten wir eigentlich die Vereinbarung, Themen vor den Kindern zu unterbrechen, wenn sie zu emotional werden. Es war das erste und letzte Mal eines destruktiven Streits vor den Kindern und weil er mich in diesem noch dazu erneut charakterlich abwertete, war das für mich wirklich verdammt schlimm. Das hat richtiggehend etwas zerbrochen in mir, es war für mich der Horror, dass er Dinge über mich sagte, die beleidigend sind und natürlich nicht zutreffen (das können die Kinder ja nicht differenzieren), dass er mich wiederholt in die Enge drängte, so dass ich viel emotionaler wurde als ich wollte (was ich mir heftig selber vorwarf in der Zeit danach) und dass die zwei überhaupt unsere Spannungen mitbekommen haben.

Seit dem stehe ich irgendwie neben mir. Auch diesen Konflikt haben wir am Tag darauf besprochen, konstruktiv, offen. Er hat absolute Schuldgefühle, es tut ihm Leid, das glaube ich ihm auch. Seit dem hütet er sich auch extrem, irgendwas vor den Kindern aufkommen zu lassen. Genau genommen gab es seit dem (ein paar Wochen) keinen Streit mehr. Aber ich bin irgendwie aus dem Takt geraten. Diese letzte Situation hat mich so nachhaltig verletzt, dass ich Zweifel spüre, ob wir überhaupt eine Zukunft haben. Bislang bezogen sich die Zweifel auf die schwierigen Monate und die Streitkultur, ich war aber immer sicher, eine hoffnungsvolle Perspektive zu sehen. Ich habe immer an ihn und uns geglaubt und war mir vor allem unserer Liebe zueinander immer sicher. Felsenfest. Natürlich hat er zu oft in letzter Zeit meine persönliche Grenze überschritten, aber ich konnte es einordnen aufgrund der Umstände. Dieses Fundament hat nun Risse bekommen. Ich hinterfrage nun all unsere Unterschiede und ihn als Person ganz generell und frage mich inzwischen (und diese Frage macht mich wirklich wahnsinnig), ob ich ihn überhaupt je richtig „gekannt" bzw. eingeschätzt habe. Habe ich mir unsere Beziehung schön geredet? Jahrelang? War es eigentlich schon immer klar, dass wir im Grunde genommen nicht zueinander passen? Eine leise Stimme in mir sagt, dass das Quatsch ist. 5 von 7 Jahren war ich weitestgehend glücklich, habe mir nie diese grundlegenden Gedanken gemacht. Es war definitiv nicht immer einfach, ich könnte sicherlich eine harmonischere/ruhigere Beziehung mit einem mir ähnlicheren Partner führen. Aber die Liebe war immer da. Aber in den letzten 1-2 Jahren hebeln uns unsere Unterschiede irgendwie aus. Sie sind aktuell eher eine Belastung und keine Bereicherung. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass viel von dem, was mein Mann positiv in die Beziehung einbrachte, durch seine Depressionen temporär (?) weggefallen ist.
Abgesehen von der grundsätzlichen Passung nagen aber auch diese Konflikte vermehrt an mir und ich frage mich in sehr schwarzen Momenten, wen ich eigentlich geheiratet habe…in Bezug auf diese Abwertungen, denn die finde ich furchtbar. Eigentlich wusste ich immer, wer er ist. Ein fürchterlich gutherziger, aber leider manchmal unsicherer Kerl. Er war auch immer offen und ehrlich stolz auf mich und meine Laufbahn. Vielleicht mal unsicher in Bezug auf kleinere Verlustängste, aber er hat mich immer positiv unterstützt und ich hatte nie das Gefühl, er will mich irgendwie klein machen. Dadurch, dass sein Selbstwert in den letzten 1-2 Jahren aber ziemlich gelitten hat, ist das irgendwie umgeschlagen. Im Alltag nicht, aber eben im Streit, wenn es emotionaler wird. In den Konflikten sehe ich diese Angriffslust und Härte und fühle mich meilenweit weg von ihm. So liebe ich ihn nicht, diese Art und Weise will ich nicht auf Dauer in unserer Beziehung bzw. an meinem Mann sehen. Hinzu kommt natürlich, dass diese Krise parallel zur Schwangerschaft und Geburt unseres zweiten Kindes lief, was diese eigentlich schöne und besondere Zeit doch öfter als mir lieb ist überschattet hat.

Tja. Das ist so ungefähr die Ausgangslage. Für mich steht fest, dass wir in guten und in schlechten Zeiten zueinander stehen. Und natürlich haben wir unsere Kinder und der Gedanke an eine Trennung macht mir auch (nicht nur!) deswegen absolute Übelkeit. Es zerreißt mir das Herz. Ich meine auch, meinen Mann eigentlich besser zu kennen, frage mich aber inzwischen, wie die Differenzen und der Graben zwischen uns (oder eher in mir) wieder zu schließen sind. Ich bin total sensibel inzwischen. Und ständig genervt, von irgendwie allem an ihm. Seine Unordnung, sein Chaos, ich bin ungeduldig in Gesprächen, und und und. Eigentlich hat sich im Umfeld so viel stabilisiert, es geht aufwärts, vieles hat sich sortiert, er ist in Therapie usw. Aber ich frage mich, ob ich mich nun doch zu sehr entfremdet habe..:ich frage mich andererseits, ob ich mich selbst da vielleicht auch zu negativ in meine Gedankenspiralen reindrehe. Generell frage ich mich gerade sehr viel, was in Anbetracht eines erst ein paar Wochen alten Babys wirklich sehr belastend ist. Da hämmert nämlich eigentlich das Bindungssystem und man möchte das neue Familienglück genießen. Aber ich möchte das Ganze auch nicht einfach ignorieren, was in mir los ist. Das geht momentan auch gar nicht.

Ich belasse es nun erstmal hierbei, wenn ihr Fragen habt, bitte immer gerne her damit. Danke fürs „zuhören" (lesen). Ich habe es leider nicht geschafft, mich kürzer zu fassen…
Ich kann Dir nur empfehlen, eventuell eine Paartherapie in Betracht zu ziehen. Hat bei mir und meiner Frau geholfen. Ich hab mich auch unterlegen gefühlt, weil meine Frau 2 Dr.Titel hat und ich nur First Lieutenant war. Deshalb war ich oft ungerecht. Die Paartherapie hat mir die Augen geöffnet und wir sind mittlerweile verliebt, wie am ersten Tag! Versucht es vielleicht mal. Alles hinschmeissen könnt ihr immer noch. Ich hab mich damit abgefunden dass meine Frau mir zwar intellektuell überlegen ist, aber weiss auch mittlerweile dass sie nur mich liebt! Ist vielleicht für viele Männer ein Problem, wenn die Frau schlauer ist. Ich wünsch Euch von ganzem Herzen dass ihr es hinkriegt !
 
Sommergewitter
Benutzer81102  (33) Meistens hier zu finden
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  • #90
Danke euch!
Ich habe gerade nicht so viel Zeit zu antworten, habe eure Beiträge aber mit Interesse gelesen und denke, auch in diesen Hinweisen und Anregungen steckt einiges, das ich für mich reflektieren kann.

Dr.Gonzo Dr.Gonzo Vielleicht noch als Ergänzung: tatsächlich hasse ich es, die "Führung", Entscheidungsstärke oder was auch immer inne zu haben und versuche sehr oft und viel, mich da zurück zu ziehen. Ich sehe diese Dynamik als beiderseitig. Ich muss Kontrolle abgeben / Raum zulassen, er muss diesen dann aber auch tatsächlich füllen wollen. Das ist manchmal schwierig. Ich ertappe mich öfter dabei, wie ich mich wirklich danach sehne, mich anlehnen zu können.

Über eine Paartherapie, jailbird jailbird , haben wir auch schon mal nachgedacht.

Gestern hatten wir ein sehr langes und sehr gutes Gespräch und ich weiß nun zumindest, dass ich unsere Ehe zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht aufgeben mag. Mal schauen, wie es weitergeht.

Danke euch für's Beschäftigen mit meinem Thema und für die vielen verschiedenen Anregungen :rose:
 
K
Benutzer205262  (36) Ist noch neu hier
  • #91
Liebe TS,

Ich habe nun alle Seiten des Treads gelesen und möchte nun das ein oder andere nochmal aufgreifen.

Ich sehe mich sehr in deinen Charakterlichen Zügen und erkenne eine Beziehungsdymamik die die meinige Ehe 1:1 widerspiegelt.

Du bist analytisch und reflektiert, du hast schon viele erreicht, aber auch eine Päckchen aus der Vergangenheit zu tragen was mir hier zu wenig Raum findet. Du hast deine Strategien entwickelt. Du stellst dir im Streit die Frage was du wert bist, erwartest Respekt und Wertschätzung - alles legitim und angebracht. Keiner kann beurteilen ob jedoch nicht auch du respektlos und selbstverständlich mit deinem Mann umgehst.


Ich gehe fest davon aus, weder du noch deinem Mann mangelt es an Liebe und keiner tut hier etwas aus böswilligkeit! Bestimmt nicht. Jedoch sind eure Baustellen, eure Glaubenssätze,ein Problem, welches euch immer wieder im Streit dazu bringt wie trotzige Kinder zu agieren und in Verhaltensmuster rutscht, welche euch anschließend leid tun.


Ich sagte ja ich finde mich in den Schilderungen wieder...Beziehungen einzugehen wo der Partner einen liebt und man über gewisse Dinge hinweg sieht, immer im Bestreben, dass man die Liebe die man gibt zurückzubekommen. Aber genau da ist der Fehler....man liebt und darf nichts erwarten. Das ist den meisten klar und man wird sofort auf Abwehr gehen und sagen...tu ich doch nicht! Die meisten aber tun dies, unabsichtlich und im Bestreben danach die fehlende Liebe aus der Kindheit zu kompensieren...

Ich lebte über 15 Jahre in einer solchen Ehe mit der selben Paardynamik, mit Kindern und Haus...ich wurde auch gefühlt(!) kleingehalten und habe dennoch den dominanten Part und die Verantwortung für alles getragen...bis ich es nicht mehr konnte. Es folgten Paartheraphie und der Entschluss der Trennung.


Mittlerweile bin ich geschieden, den Kindern geht es besser denn je...wir (Ex-Mann und ich) leben fußläufig zueinander...50/50 Modell. Wir gehen gemeinsam zu Elternabenden und Klassenfesten..besuchen gemeinsam mit den neuen Partnern Sportveranstaltungen der Kindern. Es geht...ABER ich glaube fest daran nur deshalb weil ich selbst eine Theraphie gemacht habe nach der Trennung. Denn trotz all meiner Stärken und meiner reflektierten Sicht, habe ich einen grossen Teil dazu beigetragen das es eskalierte...einfach weil wir uns gegenseitig triggerten.


Ich weiss heute, Jahre danach, dass ich an den Streits Mitschuld trug. Aber auch dass diese Ehe einfach zum scheitern verurteilt war. Zu gross die Differenzen (die die einst mal das waren weswegen wir uns verliebten) trotz aller Liebe....zu gross die Baustellen ( darauf bin ich nicht eingegangen aber auch hier im meiner Ehe ADS und Depressionen /Panikattacken) als dass ich sie ertragen -mittragen und verarbeiten konnte. Und ich fühlte mich immer verantwortlich. Man kann aber keinen retten..Liebe bedeutet nicht jemand anderen zu heilen. Das kann man nur selbst!
Vielleicht ist es an der Zeit, dass du dich selbst heilen musst. Und deine Ehe wird entweder nachziehen oder es bedeutet das Ende.
Nur so wie es jetzt ist hast du wohl richtig erkannt, gehst du an allem kaputt und es ist deine Aufgabe dich zu retten. Nicht die deines Mannes.

Du bist eine starke Frau, du wirst deinen Weg gehen! Glaub an dich! Geh einfach soweit wie du schauen kannst, und ab dort wirst du sehen wie es weitergeht!
 
Anna1309
Benutzer166007  (39) Verbringt hier viel Zeit
  • #92
Du bist zu nachgiebig,setzt keine Grenzen, entschuldigst sein Verhalten.

Seine Entschuldigungen sind nichts wert, wenn er den selben Fehler immer wieder macht.

Das ist wie mit Kindern: rigrose Grenzen wertet sie ab, weil sie dann in ihrem Sein nicht gesehen werden - gar keine Grenzen zu setzen aber genauso.

Und Grenzen geben Halt und Sicherheit.

So hart das klingt, aber du kannst keinen Respekt erwarten, wenn du nicht für dich selbst einstehen kannst.

Gerade nicht von schwierigen Menschen, die aufgrund ihrer destruktiven Vergangenheit kein Vertrauen in sich und andere entwickeln konnten. Solche Menschen neigen auch unbewusst dazu, die Grenzen anderer (die Stabilität einer Beziehung) stark auszutesten.

Und so paradox das auch sein mag auf die ersten Blick: eine Beziehung in der Respektlosigkeiten geduldet und ausgehalten werden, ist nicht stabil, weil es nur eine Frage der Zeit ist, bis du völlig durch mit ihm sein wirst.

Ich würde ihm deutlich machen, dass du mittlerweile an einem Punkt angekommen bist, wo du über eine Trennung anfängst nachzudenken und wenn er sich nicht langsam konstruktivere Strategien aneignet, du ihn vor die Tür setzen wirst.
 
Laurilu
Benutzer185939  (32) Öfter im Forum
  • #93
Liebe Sommergewitter Sommergewitter , ich lese hier tatsächlich schon seit Anfang an mit und muss dir einfach mal meinen ehrlichen Respekt aussprechen. Es ist bewundernswert, wie viel Verständnis und Energie du für deine Ehe aufbringen kannst. Aber: verlier dich selbst dabei nicht. Immer nur auf den anderen zu achten und fast gar nicht auf sich selbst, das kann auch ordentlich psychisch belasten. Zumal du meintest, deine Mutter hätte auch Probleme gehabt. Falls du dich als Kind oft verantwortlich gefühlt haben solltest, oder als die "Erwachsene, die den Ball flach hält und so gut wie möglich kontrolliert ", dann wirst du hier auch ordentlich getriggert, nicht nur er. Wir alle fallen ganz schnell in unsere kindlichen Muster zurück. Manche hatten einfach das Glück, "gesündere" zu erlernen und eben auf diese zurück zu greifen.
Zum Thema Therapie: ich hab selbst diverse Trauma-Therapien hinter mir und muss sagen, ambulant muss es da nicht zuerst unbedingt steil bergab gehen. Ein fähiger und sicherer Therapeut würde einen ambulanten Patienten möglichst nicht so destabilisieren, dass keine Auffangmöglichkeiten da sind (und der Partner sollte das nur bis zu einem gewissen Punkt sein!).
Aber da sind wir wieder bei ihm und nicht bei dir, und darum sollte es jetzt auch mal gehen!
Distanz würde auch, besonders dir, vermutlich erstmal sehr gut tun. Denn wie wäre es für dich, wenn es bei ihm wieder bergauf geht, aber bei dir nichts mehr da ist? Dann wäre eure Ehe und Partnerschaft genauso vor dem Aus, nur eben dass deine Kapazitäten aufgebraucht wären. Ihr müsst beide "fit" sein, um diese Ehe führen zu können. Und da ist es wirklich zu allererst die Verantwortung von jedem von euch, sich um sich SELBST zu kümmern. Denn nur das ist im Endeffekt der Mensch, dem man immer helfen kann. Das andere liegt oft außerhalb der eigenen Kräfte und Einflussnahme. Zumal bei euch noch kleine Kinder zu Hause sind, die Kraft fordern. Hier geht es auch darum, seine Ressourcen klug und umsichtig einzuteilen.. Und wen du jetzt brauchst (und deine Kinder), das bist du. Dein Mann muss für sich selbst lernen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Das ist ein unfassbar schwerer Weg, aber den kannst nicht du für ihn gehen, vor allem, wenn dir selbst langsam die Kraft ausgeht.
 
Sommergewitter
Benutzer81102  (33) Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #94
Liebe alle,

und hier bin ich nun wieder. Mit einem gebrochenen Herzen und am Ende meiner Kraft, körperlich wie psychisch.
Danke noch für die letzten Beiträge, auch in ihnen steckte so viel Wahres.

Die Abwärtsspirale hat sich leider weitergedreht...mein Mann hatte seine zweite tiefenpsychologische Therapiesitzung (da ging es um die Anamnese / seine Biographie) und ab diesem Tag war irgendwie das Ende eingeläutet. 💔 Die Konflikte potenzierten sich, es war irgendwie gar keine Verbindung mehr möglich, ich hatte auch zunehmend stark das Gefühl, dass er in einer sehr verschobenen Wahrnehmung lebt...meine Argumente/Aussagen wurden nicht mehr gehört oder ignoriert oder eben völlig anders gedeutet, als sie von mir gemeint waren. Er hat auf mich reagiert, als hätte ich ihm das schlimmste angetan. Vor etwa 3 Wochen dann ist mein Mann in eine derart feindselige und destruktive Haltung gekippt, dass ihn JEDER meiner Sätze, egal worum es ging (selbst wenn es um die Kinder oder komplett andere Themen ging), gekränkt hat. Ein Gespräch war nicht mehr möglich, er blockte alles, wertete mich ab, ignorierte meine Gefühle (auch wortwörtlich: "Deine Gefühle interessieren mich nicht" / "Ich habe keinen Bock (mehr), mich mit deiner Perspektive auseinander zu setzen" / "Das ist alles deine Fantasie und sobald du so rumspinnst, werde ich dich ignorieren"...). Kurz gesagt: er hat mich attackiert, besteht aus purer Verbitterung und Wut. Ich kann es nicht anders formulieren. 💔 Ganz sicher habe auch ich nicht alles zu 100% korrekt gemacht in den letzten Wochen, aber ich habe immer und immer wieder versucht, einen Zugang zu finden und um unsere Ehe zu kämpfen :cry: Konstruktiv zu sein, meine eigene Verletztheit herunter zu schlucken, an unserer Familie festzuhalten. Ihm meine Gefühle im positiven Sinne mitgeteilt. Ich habe ignoriert, wie sehr er mich angegriffen hat, immer in dem verzweifelten Bemühen, hinter seine Wut zu schauen. Ich habe MICH ignoriert und was es mit MIR macht, um für IHN da zu sein. Um am Ende festzustellen: er will das gar nicht mehr.

Er ist so in seinen Gefühlen untergegangen (und ich weiß, die haben nur zum Teil mit mir zu tun, denn immer wieder haut er zusammenhangslos Sätze zu seinem Vater raus - z.B. so: "er hat mich mein Leben lang gedemütigt, ich habe immer bei mir die Schuld für sein Versagen gesucht, deshalb beende ich das mit dir, denn die 9 Jahre mit dir waren ein einziger Kampf. Ich habe alles gegeben, du hast nur genommen..."), dass er mich nicht mehr sehen KANN.
Und: ich kann daran nichts mehr ändern. Ich will es nicht mehr. Zu hören, wie schlecht unsere 9 Jahre aus seiner Sicht waren...dass man ihm von Anfang an (!) von einer Beziehung mit mir abgeraten hätte (auch hier wieder: ich frage ihn, was die Argumente waren, wer abgeraten hat - da ist er dann immer ausgewichen)...dass nur ER sehen würde, welche großen Probleme ich hätte, weil ER mich am besten kennt und mich sonst niemand so erlebt wie er...auch darauf die Frage, was er meint, welche Probleme, welche Ängste, die ich angeblich so stark mit mir herumtrage...keine Antwort.

Ich schlug letzte Woche noch eine Paartherapie vor. 2x bin ich auf ihn zugegangen und habe gesagt, dass es mir weh tut, dass wir unsere Ehe auf diese Weise beenden und dass ich es so so wichtig finden würde, etwas "aufzuräumen", den Versuch zu unternehmen, in Verbindung zu kommen. Dass ich ihn ja hören WILL. Dass ich bereit bin, dass wir BEIDE an unseren Themen arbeiten, mit jemandem Dritten, der uns da unterstützen kann. Ich habe mir den Kopf über meine Fehler zermartert und mich damit echt selbst gegeißelt :cry: Und ja, keiner ist perfekt, jeder macht Fehler und es gehören immer zwei dazu. Und ja, ich habe viel reflektiert, ich sehe meine Anteile deutlicher. Aber zugleich weiß ich: nichts davon rechtfertigt, wie er mit mir seit 2-3 Jahren in Streits immer und immer wieder umgegangen ist. Und nichts rechtfertigt, wie er mich in den letzten 3 Wochen behandelt hat. Nichts.

Auf meinen Vorschlag mit der Paartherapie hat er erst einmal abweisend reagiert und mir schließlich per WhatsApp vor den Kopf gehauen, dass er will, dass ich eine Einzeltherapie mache. Denn meine Probleme und ich seien es, die diese Beziehung in den Ruin getrieben hätten. Ich hätte so massive Probleme, die alles kaputt gemacht hätten. Nur ich sei verantwortlich. Und was habe ich getan? :cry:Ihn ruhig und konstruktiv gefragt (und sorry Leute, aber ich war/bin inzwischen so in meinenGrundfesten verunsichert, dass ich mich ständig bei meinen nahen Bezugspersonen rückversichert habe, wie ich was schreiben kann, damit es WIRKLICH "richtig" ist), wo er Symptome sieht. Wo ich Leidensdruck habe, aus seiner Sicht. In welchen Lebensbereichen ich leide. Denn: ich sehe bei mir keinen Bedarf für eine Einzeltherapie. Mir geht es gut, außer in meiner Ehe. Und auch niemand aus meinem Umfeld sieht das anders, weder Familie noch meine besten und langjährigsten Freunde. Sie sind völlig schockiert über die Dynamik, die das ganze angenommen hat. Versteht mich nicht falsch: ich finde, JEDER kann von Therapien profitieren. Aber dann, wenn es einen Bedarf gibt. Den Bedarf habe ich in unserer Ehe gesehen, auch vielleicht in meinen Beziehungsmustern, daher der Ansatz der Paartherapie. Aber es hat sich einfach so verkehrt angefühlt, über eine Therapie für mich nachzudenken, weil man Mann mir unterstellt, ich hätte Probleme, die sonst keiner sieht. Das ist ja kein wertschätzender Vorschlag in dem Wunsch, mich positiv zu unterstützen. Es hatte was von Macht und Kontrolle und vielleicht auch etwas von "ich mache Therapien, jetzt schiebe ich die Probleme in sie, damit ich mich besser fühle". Und trotzdem wollte ich wissen, was er meint. Habe die Flanke geöffnet. Und was hat er geantwortet? Er würde mir den Grund nicht nennen. Weil er mir nicht weh tun wollen würde. :cry: Ich habe nachgehakt. Gefragt, was er meint. Dass er mir bitte konkret sagen soll, weshalb er einen Bedarf sieht. Es kam entweder nur "das werde ich dir nicht sagen, da musst du selbst mal nachdenken" oder eben "ich will dir nicht weh tun". Auf die Frage, weshalb das sonst keiner so sieht und dass ich extra gefragt habe in meinem nahen Umfeld kam "die kennen dich alle nicht so, wie ich dich kenne" oder auch "die sind nicht ehrlich zu dir, weil du Ehrlichkeit nicht zulässt" :cry::cry::cry: Zum Schluss kam noch "der Paartherapeut würde dich demütigen. Deshalb will ich das nicht, um dich zu schützen." Ich wieder gefragt - wieso sollte der Paartherapeut mich demütigen? "Weil du keine Einsicht zeigst." Es sind verworrene und schmerzhafte Gespräche und ich habe für mich jetzt einen Punkt gesetzt. Es fühlt sich sehr falsch an, was da passiert. Ich schreibe "bist du nicht auch traurig, dass wir so in Wut auseinander gehen?" und er antwortet "komm klar"...es geht nicht mehr weiter und Ende. Für mich wäre es nur noch mit einer Paartherapie weitergegangen (inzwischen aber auch nicht mehr damit), für ihn war das aber keine Option, weil er ja angeblich mich davor schützen will, dass ich gedemütigt werde aufgrund der Fehler, die ich habe und die nur er sieht.

Ich erkenne ihn nicht mehr wieder. Oder vielleicht doch....dieses toxische (sorry, ich hasse den Begriff eigentlich, aber ich glaube, ich kann es nicht mehr anders bezeichnen) Verhalten hat er immer wieder gezeigt, wenn er instabil war. Nicht so heftig wie jetzt zuletzt, aber immer wieder mal. Und ich habe versucht, immer wieder, das mit Liebe zu kitten. Habe immer extrem viel analysiert, mir sein Verhalten erklärt, mich selbst zurückgenommen, den Schmerz durch seine Worte irgendwann nicht einmal mehr wahrgenommen, immer mit dem Argument "Das ist gerade nicht er, eigentlich denkt er anders über mich, er hat diese oder jene Themen" etc. Und ja, das glaube ich auch immer noch. Er ist ein guter Mensch.

Aber eines ist noch wichtiger und das hat mir die Augen geöffnet: ich muss mich selbst mehr lieben als ihn. Und ich darf mir nun erlauben, mein eigenes Wohlbefinden höher zu priorisieren als seines. Ich habe mich so an dieses Auf und Ab der letzten 3 Jahre gewöhnt (Streit, Friede, Streit, Friede, ...), dass ich in einem Automatismus war. Nach jedem Streit Frieden wieder herstellen. Und vor allem habe ich gar nicht mehr hingeFÜHLT. Ja, ich kann mir sein Verhalten psychologisch etc. erklären. Und ja, er macht ja auch eine Therapie. Aber trotzdem bleibt die Frage, was macht es mit MIR? Und ja, auch ich habe Fehler gemacht, mehr als ich dachte, trage Verantwortung. Ja. Und ja, das schmerzt so sehr. Aber dennoch habe ich Grenzen gewahrt und nie verletzt, um den anderen klein zu machen. Ich habe mir IMMER Mühe gegeben, seine Gefühle und seine Situation zu sehen. Er aber zeigt Verhaltensweisen, die schon lange über meine Grenzen drüber gehen. Und die jetzt ein Maß erreicht haben, wo ich echt sagen muss: es geht nicht mehr. So sehr ich das wollte. So sehr ich das verdammt nochmal wollte.

Entschuldigt meinen Roman. Das ist gerade die schlimmste Zeit meines Lebens und die letzten Tage waren der Horror. Es hängt nicht nur unsere Beziehung dran, sondern natürlich auch unsere beiden Kinder und unser gemeinsames Leben. Ich versuche Schritt für Schritt zu denken. Mich nicht zu überfordern. Aber mich nun jeden Tag daran zu erinnern, dass das, was passiert ist, einfach nicht mehr in Ordnung ist und dass es okay ist, dass ich da für mich einstehe. Und ich bin auch ein Stück weit erschreckt, wie sehr ich in diese Spirale reingerutscht bin, dass ich mich selbst und mein Wohlergehen aus den Augen verloren habe. Mein Körper hat so gestreikt, eine einfache Erkältung zog sich über Wochen und mit jedem Streit war sie wieder um ein Vielfaches stärker, obwohl sie kurz zuvor fast auskuriert war. Ich habe meine Stimme verloren im wahrsten Sinne des Wortes und dann war ich nicht mehr in der Lage, arbeiten zu gehen und war vollkommen in Panik und Lähmung. Seine Antwort darauf? "Jetzt siehst du, wie es mir seit 9 Jahren geht"....ohne Worte. Es ist einfach an der Zeit.

Und ja, natürlich denke ich für mich darüber nach, diese Trennung in einer Therapie für mich aufzuarbeiten. Aber für MICH. Weil ich mich liebe und weil ich mich unterstützen will. Und nicht, damit es dem verzerrten Denken meines Mannes dient, der sich leider in seinem Trauma verloren hat.

Ich würde mich sehr über wohlmeinende Worte freuen :cry::cry::cry:
 
Ishtar
Benutzer158340  Planet-Liebe Berühmtheit
  • #95
Uff.

Erstmal vorneweg: Es tut mir wirklich sehr leid für dich. Du klingst echt wie eine liebe und sehr empathische frau, die wirklich um ihre Familie gekämpft hat, und da ist es sehr traurig, dass es kein Happy End gibt.

Ich denke wirklich, eine Therapie für dich, um das alles, was in den letzten Jahren aufzuarbeiten und was es mit dir gemacht hat, könnte da hilfreich sein, um für dich selber da einen Abschluss zu finden und wirklich zu verstehen, dass du da keine Schuld hast oder irgendwas hättest nur besser machen müssen, damit das geklappt hätte. Ich denke, im Kopf weißt du das auch schon, aber ich glaube, bis das wirklich bei Herz und Seele ankommt, dauert das noch ein wenig.

Es hatten ja schon einige gewarnt, dass es durch eine Therapie bei ihm erstmal sehr viel schlimmer werden könnte, eben weil das viel aufwühlt. Und dein Mann tendierte vorher schon dazu, alles schlechte in der Welt auf dich zu projizieren. Ich denke, die Therapie hat da einfach nochmal einen großen Berg aufgewühlt, mit dem er so nicht fertig wird, und den er deshalb einfach mal kurzerhand dir vor die Füße gekotzt hat.
Aber so geht das nicht. Und ob er jemals zu der Einsicht gelangen wird, dass diese Vermeidungsstrategie falsch ist, oder ob die sich nur weiter verfestigt und er auch nach der Therapie noch glaubt, du wärest an allem Schuld, weil isso, das kann dir echt niemand sagen. ich fürchte fast, letzteres. Für die meisten Menschen ist "ein Schuldiger", den man für das Leid verantwortlich machen kann, sehr viel einfacher zu ertragen als "die Welt ist grausam, das war Pech".

Fühl dich auf jeden Fall ganz feste gedrückt. Schau, dass du die räumliche, finanzielle und rechtliche Seite gut geklärt kriegst. Nimm dir ggf. auch einen Anwalt für Familienrecht, dass der als Vermittler auftritt und du deinem Mann so nicht weiter als Boxsack zur Verfügung stehst. Und dann wird das schon.
 
Sommergewitter
Benutzer81102  (33) Meistens hier zu finden
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  • #96
Danke :cry: :cry: :cry:
 
Laurilu
Benutzer185939  (32) Öfter im Forum
  • #97
Ach, das tut mir so unfassbar leid!
Fühl dich gedrückt, das hast du nicht verdient.

Er klingt wie ein Ertrinkender, der verzweifelt versucht, über Wasser zu bleiben, indem er dich nach unten drückt. Aber das ist keine Dynamik, die in eine gesunde Partnerschaft gehört und der du dich aussetzen musst. Und deine Kinder sollen sowas auch nicht mitbekommen!
Insofern ist es tragisch und schmerzhaft, aber absolut gesund und konsequent, dass du da den Schlussstrich ziehst. Alles andere wäre absolut vernichtend dir selbst gegenüber. Gib dir Zeit zu heilen und hole dir wirklich Unterstützung, damit du nicht verlierst, wer du bist und was du kannst - und es nicht mit dem verwechselst, was er projeziert.
Und zum Thema "guter Mensch- schlechter Mensch". Wir sind ja alle die Summe unserer Taten, Gedanken und Gefühle. Das schöne wie das weniger schöne. Diese Seiten gehören ebenso zu ihm, das ist auch er. Aber der Mensch ist plastisch, wir können alle an uns arbeiten und wachsen. Das ist aber sein Job und nicht deiner. Dein Job bist du selbst und deine Kinder. Und für diesen kannst du dir jetzt hoffentlich wieder mehr Zeit und (selbst)Liebe nehmen.
 
froschteich
Benutzer164451  (37) Beiträge füllen Bücher
  • #98
Ich war ja eine derjenigen, die das quasi prophezeit hat - und ich will dir das jetzt nicht reindrücken, sondern vielleicht hilft es dir ja dir nochmal zu sagen, dass es nur absolut logisch ist, dass das gerade so passiert.
Du musst dir vorstellen, dass so eine Traumatherapie eine wahnsinnig heftige Büchse der Pandora öffnet und dein Leben so gut wie komplett zusammenbricht. Es kommen sehr viele negative Gefühle hervor, die man jahre/jahrzehntelang unterdrückt hat und man fühlt sich wie in einem Strudel des Entsetzens. Er muss das alles erstmal auf die Reihe kriegen und es ist extrem schwer in so einer Situation irgendwie beziehungsfähig zu sein.

Mein Mann und ich haben ja nach unserer Fast-Trennung unsere Beziehung so gut wie gestoppt und sind gerade nur Eltern. Und das geht jetzt nach zwei Jahren Therapie langsam ganz gut. Trotzdem hab ich noch sehr viele negative Gefühle meinem Mann gegenüber, auch nach so langer Zeit.

Ich würde an deiner Stelle gerade gar nicht versuchen da irgendeine Beziehung zu kitten. Ob du mit ihm wohnen willst ist deine Entscheidung, ich könnts verstehen wenn es zu viel für dich (oder ihn) ist.
Ich würde jetzt erstmal schauen, dass er seine Vaterrolle weiterhin einnehmen kann ohne daran zu zerbrechen.
 
W
Benutzer180521  Verbringt hier viel Zeit
  • #99
Ich finde dich so stark.
Ich habe mich hier im Thread glaube ich nie zu Wort gemeldet, weil andere Menschen mit mehr Lebenserfahrung bereits mehr Hilfreiches beizutragen hatten, als ich könnte. Aber ich habe still mitgelesen und finde es wirklich wirklich beeindruckend, wie reflektiert und ausdauernd du an dir, deiner Ehe und allem gearbeitet hast, dich verletzlich gemacht hast und nicht aufgeben wolltest, immer für deinen Mann da sein wolltest.
Es gibt, denke ich, nicht viele Menschen, die so reif mit einem Partner mit so vielen schwierigen Päckchen umgehen könnten.
Du hast außerdem selbst gemerkt, wann es reicht, wann nichts mehr zu retten ist.
Vor allem aber hast du Stärke bewiesen, indem du auch jetzt, nach diesen Torturen und Angriffen auf dich, noch sagen kannst: "Ich liebe mich". Dafür habe ich den allergrößten Respekt.
Und genau diese Kraft wird dir auch in der nächsten Zeit helfen, die kommenden Herausforderungen zu überstehen. Ich hoffe, du kannst dich in deinem Umfeld auffangen lassen und bekommst Unterstützung und Liebe von denen, die dir nahestehen. ❤
 
Sommergewitter
Benutzer81102  (33) Meistens hier zu finden
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  • #100
Danke euch :cry:

Ach, das tut mir so unfassbar leid!
Fühl dich gedrückt, das hast du nicht verdient.

Er klingt wie ein Ertrinkender, der verzweifelt versucht, über Wasser zu bleiben, indem er dich nach unten drückt. Aber das ist keine Dynamik, die in eine gesunde Partnerschaft gehört und der du dich aussetzen musst. Und deine Kinder sollen sowas auch nicht mitbekommen!
Insofern ist es tragisch und schmerzhaft, aber absolut gesund und konsequent, dass du da den Schlussstrich ziehst. Alles andere wäre absolut vernichtend dir selbst gegenüber. Gib dir Zeit zu heilen und hole dir wirklich Unterstützung, damit du nicht verlierst, wer du bist und was du kannst - und es nicht mit dem verwechselst, was er projeziert.
Und zum Thema "guter Mensch- schlechter Mensch". Wir sind ja alle die Summe unserer Taten, Gedanken und Gefühle. Das schöne wie das weniger schöne. Diese Seiten gehören ebenso zu ihm, das ist auch er. Aber der Mensch ist plastisch, wir können alle an uns arbeiten und wachsen. Das ist aber sein Job und nicht deiner. Dein Job bist du selbst und deine Kinder. Und für diesen kannst du dir jetzt hoffentlich wieder mehr Zeit und (selbst)Liebe nehmen.

Das stimmt absolut, danke. Gerade der Punkt des Verwechselns mit dem, was er projiziert, ist tatsächlich schwerer und tückischer, als ich es lange Zeit gemerkt habe. Man nimmt so viel zu sich und in die eigene Verantwortung, wird so unsicher. Hinterfragt seine eigenen intuitiven emotionalen Reaktionen...:cry: Ich habe ihn wirklich SEHR geliebt, aber ich muss MICH selbst mehr lieben und Ende. Und es stimmt, dass zu jedem von uns schöne und weniger schöne Seiten gehören und die Verantwortung nur jeder für sich selbst tragen kann.

Ich war ja eine derjenigen, die das quasi prophezeit hat - und ich will dir das jetzt nicht reindrücken, sondern vielleicht hilft es dir ja dir nochmal zu sagen, dass es nur absolut logisch ist, dass das gerade so passiert.
Du musst dir vorstellen, dass so eine Traumatherapie eine wahnsinnig heftige Büchse der Pandora öffnet und dein Leben so gut wie komplett zusammenbricht. Es kommen sehr viele negative Gefühle hervor, die man jahre/jahrzehntelang unterdrückt hat und man fühlt sich wie in einem Strudel des Entsetzens. Er muss das alles erstmal auf die Reihe kriegen und es ist extrem schwer in so einer Situation irgendwie beziehungsfähig zu sein.

Mein Mann und ich haben ja nach unserer Fast-Trennung unsere Beziehung so gut wie gestoppt und sind gerade nur Eltern. Und das geht jetzt nach zwei Jahren Therapie langsam ganz gut. Trotzdem hab ich noch sehr viele negative Gefühle meinem Mann gegenüber, auch nach so langer Zeit.

Ich würde an deiner Stelle gerade gar nicht versuchen da irgendeine Beziehung zu kitten. Ob du mit ihm wohnen willst ist deine Entscheidung, ich könnts verstehen wenn es zu viel für dich (oder ihn) ist.
Ich würde jetzt erstmal schauen, dass er seine Vaterrolle weiterhin einnehmen kann ohne daran zu zerbrechen.

Ja, ich hatte deinen Beitrag damals sehr ernst genommen und schon auch damit gerechnet, dass es so kommen könnte. Dass ich derart weggeboxt und feindselig behandelt werde, das habe ich nicht erwartet, aber vielleicht kann man sich da emotional auch einfach nicht drauf vorbereiten.

Die Trennung ist für mich (und ihn) endgültig, wir gehen uns momentan aus dem Weg und versuchen, das mit den Kindern und dem Alltag vernünftig zu regeln. Wir wollen den Dezember über noch so weitermachen und ab Januar werden wir dann die ersten offiziellen Schritte gehen...

Danke dir übrigens für deine Offenheit und dass du deine wertvolle Perspektive hier so mit mir teilst.

Ich finde dich so stark.
Ich habe mich hier im Thread glaube ich nie zu Wort gemeldet, weil andere Menschen mit mehr Lebenserfahrung bereits mehr Hilfreiches beizutragen hatten, als ich könnte. Aber ich habe still mitgelesen und finde es wirklich wirklich beeindruckend, wie reflektiert und ausdauernd du an dir, deiner Ehe und allem gearbeitet hast, dich verletzlich gemacht hast und nicht aufgeben wolltest, immer für deinen Mann da sein wolltest.
Es gibt, denke ich, nicht viele Menschen, die so reif mit einem Partner mit so vielen schwierigen Päckchen umgehen könnten.
Du hast außerdem selbst gemerkt, wann es reicht, wann nichts mehr zu retten ist.
Vor allem aber hast du Stärke bewiesen, indem du auch jetzt, nach diesen Torturen und Angriffen auf dich, noch sagen kannst: "Ich liebe mich". Dafür habe ich den allergrößten Respekt.
Und genau diese Kraft wird dir auch in der nächsten Zeit helfen, die kommenden Herausforderungen zu überstehen. Ich hoffe, du kannst dich in deinem Umfeld auffangen lassen und bekommst Unterstützung und Liebe von denen, die dir nahestehen. ❤
Danke, wie lieb :cry: Das tut so gut zu lesen, das glaubst du gar nicht. Denn bei allem durchhalten bin ich doch gerade ein ganz schönes Häufchen Elend.

Die neueste Entwicklung ist, dass ich jetzt von seiner Mutter in genau der gleichen Art und Weise angegangen werde, wie von ihm in den vergangenen 2-3 Wochen. Das ist wirklich total übel. Er ist verstummt und nun setzt sie ein. Per WhatsApp, in derselben Art und Weise, völlig unreflektiert und giftig. Sie kennt nur seine Perspektive und das ist für mich in Ordnung, denn sie ist seine Mutter und das ist sein safe space und er kann mit ihr besprechen, was er möchte. Aber es tut trotzdem weh, wie verzerrt die Wahrnehmung ist, zumal ich mehrfach gesagt habe, ich möchte das Thema nicht mit ihr besprechen, auf meine Argumente ist sie sowieso überhaupt nicht eingegangen. Vollkommen empathielos. Als sie mir dann eben ein Foto geschickt hat von meinem Mann mit unserer Tochter im Arm, ist einfach für den Moment alles in mir zerbrochen. Sie schrieb drunter, dass ihr das (also das Foto) in der Seele weh tun würde....sorry, aber wie kann man so grausam sein? Das Foto ist ohne Vorwarnung so tief in mich reingerauscht...Panikattacke inklusive. Genau das habe ich ihr auch geschrieben, was sie damit bezweckt, Salz in die Wunde zu streuen, dass es für alle traurig genug ist, ohne, dass man noch extra drauf haut. Ihre Antwort war, "ich haue nicht drauf, das ist die Realität (die du verursacht hast)". Okay. Ich bin also auch in ihren Augen die Schuldige und der Feind. Sie schrieb dann noch weitere recht aggressive Nachrichten, bis ich gesagt habe, sie soll mich bitte in Ruhe lassen. Das trifft einfach so tief angesichts der Historie und der gemeinsamen 9 Jahre, was sie mir schreibt und das Foto...:cry::flennen::flennen::flennen: Und es ist SO verdreht, weil ICH ja sogar noch weitermachen wollte, ihr Sohn aber nicht. Na egal. Es hat mich so getroffen, ich musste mich erstmal sammeln und es ist ein weiterer Stein meines neuen Weges...das allererste Mal habe ich heute gesehen, dass diese Art und Weise der Kommunikation scheinbar auch von seiner Mutter kommt. Erklärt mich für verrückt, aber 9 Jahre lang ist mir das nicht aufgefallen. Ich wünsche mir nur, dass wir einen friedlichen würdevollen Umgang innerhalb der Familie beibehalten, den Kindern zu liebe und genauso habe ich das auch geschrieben. Ich kann mir nichts vorwerfen, ich versuche die ganze Zeit nur, mit Anstand und Würde den Kopf über Wasser zu halten, aber gerade werden mir alle meine Worte in seiner Familie im Mund herum gedreht.
 
cassiopeia
Benutzer172623  Meistens hier zu finden
  • #101
Es ist dein gutes Recht, deine Schwiegermutter zu blockieren um dich selbst zu schützen.
Du befindest dich in einer emotionalen Ausnahmesituation und musst mit deinen Ressourcen gut haushalten, dir und deinen Kindern zuliebe.
Der Weg, der möglicherweise vor dir liegt kann sehr kräftezehrend und in jeder Hinsicht anstrengend sein.
Du kannst ihn einen Schritt nach dem anderen gehen, ohne zu weit in die Zukunft zu sehen, damit der vor dir liegende Berg nicht zu demoralisierend wirkt.
Auch ich habe eine sehr schwere Trennung hinter mir, jetzt nach 5 Jahren geht es mir so viel besser als zuvor und das kannst du ganz genauso schaffen.
Du bist eine sehr reflektierte Frau und ich wünsche dir von Herzen unbekannterweise alles erdenklich Gute auf deinem neuen Weg 😘
 
Sommergewitter
Benutzer81102  (33) Meistens hier zu finden
  • Themenstarter
  • #102
Trennung Tag 17...

Wir wechseln uns Zuhause mit den Kindern ab und sehen uns selbst so gut wie gar nicht, mein Noch-Mann schläft überwiegend außerhalb und die Wochenenden teilen wir komplett auf. Kommende Woche habe ich einen Beratungstermin bei einer Anwältin, im Januar wird es dann offiziell, was das Haus angeht, da müssen wir uns beraten lassen und erste Schritte gehen. Das ist so der Punkt (Hausverkauf und Umzug), wo ich die meiste Angst vor habe, aber ich versuche nur von Tag zu Tag zu denken und mich irgendwie daran festzuklammern, dass alles irgendwie irgendwann besser werden wird :cry:

Es ist brutal, da bin ich ehrlich. Mein Kopf ist schon sehr weit, was die Reflektion unserer Beziehung, unserer Anteile und unserer Trennung angeht. Aber mein Herz blutet und das wird es wohl auch noch eine ganze Zeit lang :flennen: Diese krasse Panik und heftige Ohnmacht der ersten Tage habe ich erstmal hinter mir, ich komme ganz gut durch den Alltag, ich "funktioniere" und an manchen Tagen blitzt auch ein kleines bisschen Hoffnung für eine schöne Zukunft auf. Die Kinder geben mir ganz viel Kraft. Andere Tage sind einfach nur unerträglich und ich fange einfach überall an zu weinen, bei der Arbeit, im Supermarkt, im Kindergarten und der Verlust schmerzt einfach so sehr.

Mein Mann hat sich ja erstmal einige Wochen lang richtig unterirdisch mir gegenüber verhalten. Bis vor ca. einer Woche habe ich ständig hasserfüllte Nachrichten bekommen, auf banalste Auslöser. Beispielsweise hatte ich einen privaten Termin (ca. zwei Stunden, tagsüber) und meine Mutter hat in der Zeit auf die Kinder aufgepasst. Eine völlig belanglose Situation also. Mein Noch-Mann schrieb mir dann aber, dass ich mich schämen solle, meine Mutter extra herkommen zu lassen, nur damit ich meinem "Vergnügen" nachgehen könne; ich würde mit zweierlei Maß messen und hätte 3 Leute deshalb belogen. :unsure: Total verworren, ich hatte niemanden angelogen, abgesehen von der Irrsinnigkeit des Vorwurfs an sich. Eine andere Situation sah so aus, dass er mir aus dem Nichts schrieb, er hätte etwas über Dritte erfahren, das ihn maßlos enttäuschen würde, das wäre so krass, das würde er mir nie verzeihen. Auch hier wieder: KEINE Ahnung, was er meint. Auf meine Rückfragen kamen nur so Aussagen wie "musst du selber wissen, was du getan hast" oder "hab selbst die Eier, es zuzugeben" :ratlos::cry: Aus allen seinen Nachrichten der letzten Wochen sprach irgendwie ein anderer Mensch zu mir, verbittert, hasserfüllt, gemein. Der Oberknaller war, als ein Buch auf dem Esszimmertisch lag, das er sich gekauft hat - Titel in etwa: Wie du deine Kinder vor deinem narzisstischen Expartner schützen kannst (womit er dann wohl mich meinte) :flennen: Ich kann nicht in Worte fassen, wie ich mich gefühlt habe. Ich glaube, er hing verdammt tief in seinem Sumpf, mit Realität hatte das alles überhaupt nichts mehr zu tun.

Vor ein paar Tagen kam dann die totale Kehrtwende. Ich hatte einen Autounfall, der zum Glück glimpflich ausging. Damit war bei meinem Noch-Mann irgendwie ein Schalter umgelegt. Ich habe schon davor gemerkt, dass die Wut langsam weicht, seine Nachrichten waren weniger angriffslustig, er zog sich mehr zurück, schrieb zwischendurch, dass es ihm nicht gut gehe. Mit dem Unfall ist er dann mehr oder minder zusammengebrochen. Wir sehen uns ja kaum, aber er weint furchtbar viel und ist ein Schatten seiner Selbst. Es folgten lange Nachrichten, in denen er sich für sein Verhalten entschuldigte, das klar reflektierte (so wie in den letzten Jahren auch immer, wenn er aus seinem "Film" ausgestiegen ist) und mich letztendlich um eine letzte Chance bat. Das war der Moment, vor dem ich am meisten Angst hatte - ihn wieder vor mir zu sehen, wie ich ihn kenne und liebe und trotzdem "nein" sagen zu müssen, was ich dann auch mit aller Liebe, die ich für ihn habe, getan habe. Es hat mir echt das Herz zerrissen :flennen: Er geht damit sehr reif um, es ist, als wäre die Wut verraucht. Statt Wut ist da bei ihm nun aber krasser Selbsthass und ganz viel Kummer und es tut mir weh, dass es ihm so geht. Er hat sich jetzt mehrfach entschuldigt, bis ich ihm gesagt habe, dass er das nicht tun muss. Er schrieb auch, dass er die tiefenpsychologische Therapie abgebrochen hat, er hätte das einfach nicht ausgehalten, aber er würde nun wieder zu seinem Verhaltenstherapeuten gehen. Und dass er nie er selbst war, dass er immer nur damit beschäftigt war, mir gefallen zu wollen, mir und anderen etwas vorzuspielen, aus Angst, sonst nicht geliebt zu werden und dass er erkennt, wie viel das kaputt gemacht hat. Dass es ihm leid tut, welches Leid er mir zugefügt hätte. Gestern schrieb er noch, dass die Trennung richtig war, es würde ihm gewissermaßen helfen, auf die Füße zu kommen und in sich aufzuräumen.

Einerseits bin ich erleichtert, dass wir nun "normal" (in Bezug auf die Kinder, alles andere vermeide ich eher, weil es so weh tut) kommunizieren können und diese Angriffe aufgehört haben. Andererseits tut es mir sehr weh, dass wir es einfach nicht geschafft haben. Und wieder andererseits fallen mir immer stärker Muster auf, in mir. Wie sehr mich dieses Hilflose und Traurige in ihm "packt", wie schwer es mir fällt, dann bei meinem Nein zu bleiben (zumindest innerlich), wie sehr ich in diesen Momenten meinen Fokus auf ihn verlagere und quasi nahezu vergesse, wie es die letzten Wochen war. Es ist, als wäre mein Schmerz ausgelöscht, in mir schreit dann alles nur noch, dass ER es so sehr verdient gehabt hätte, dass das mit uns funktioniert, dass es mir auch für ihn so weh tut, dass er durch seine Bindungstraumata so blockiert wird. Da schwingt furchtbar viel Mitgefühl mit und ich glaube, dass genau dieses Mitgefühl auch in den letzten Jahren immer stärker den Blick auf mich selbst und MEINE Bedürfnisse und Gefühle verwässert hat. Ich verteufel ihn nicht und das werde ich auch niemals tun, aber ich glaube, ich muss/darf lernen, mich selbst im Fokus zu behalten. Ich habe dieses Buch zum Thema Narzissmus gesehen, es hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen (an dem Abend habe ich den Anwaltstermin vereinbart...) und kurz darauf bricht mein Noch-Mann zusammen und ich möchte ihn trösten, uns trösten, ihm sagen, wie viel er wert ist und wie leid mir tut, dass es nicht weitergeht und und und...irgendwie fällt mir das auf, dass das so ein Mechanismus zwischen uns ist. Einer von mehreren, die unsere ungesunde Dynamik gekennzeichnet haben...
 
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