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Benutzer138536 (35)
Verbringt hier viel Zeit
- #1
Liebe Leute,
hier ein Disclaimer voraus: vorsicht, lang! Kurzfassen war noch nie meine Stärke - und darüber hinaus ist es ein heikles Thema. ;-)
Ich (24) und mein Freund (27) sind seit etwas mehr als 3 Jahren zusammen. Die Beziehung ist aus einem wahren Wirrwarr an Gefühlen und Missverständnissen entstanden, auf das ich hier nicht ellenlang eingehen möchte. Vielleicht ein kurzer Abriss: er vergeben, ich gerade getrennt - getroffen, nett gefunden, viel mehr getroffen - er findet heraus, dass er betrogen wurde, ich schon in ihn verliebt - langes Hin- und Her, mit Hinhalten seinerseits, vielen Enttäuschungen und Aufgeben meinerseits. Dann, als die Chance, dass es doch nochmal was wird, bei mir subjektiv bei 0 stand, hat er sich doch für eine Beziehung entschieden, mir das ganz romantisch erklärt und seitdem sind wir ein Paar.
Die Beziehung hatte ihre Höhen und Tiefen. Wir kommen aus zwei doch recht unterschiedlichen Kulturen (er aus Russland). Ich bin aber ein sehr weltoffener Mensch, und durch mein Elternhaus auch schon mit der russischen Kultur in Kontakt gekommen, habe dann schließlich auch die Sprache für meinen Freund gelernt und dieses Jahr seine Heimat mit ihm besucht (und auch alle Verwandten kennen gelernt). Er ist bei meiner Familie ebenfalls herzlich aufgenommen wurden.
Grundsätzlich sind wir ein Paar, was gut miteinander reden kann (wir haben beide auch noch einen entsprechenden sozialwissenschaftlichen Background, dass das "gut funktionieren müsste"), lachen, und auch zusammenarbeiten. Verschieden waren wir immer im Hinblick auf Temperament (er kontrolliert, ich impulsiv und emotional, manchmal überdreht) und Nähebedürfnis (er eher distanziert, ich nähebedürftig). In unseren Streitigkeiten geht es oft darum, und besonders in Zeiten von Stress zieht sich mein Freund gern zurück, was ich manchmal ertragen kann, manchmal aber auch nicht (v.a., wenn ich selbst einen Rat bräuchte).
Wichtig ist letztlich noch zu wissen, dass ich im Verlauf der Beziehung zweimal wegen Burn-out-artigen Zuständen behandelt werden musste. Ich habe das mithilfe Psychotherapie im Griff, aber in den schwersten Zeiten hat sich mein Freund aufopferungsartig um mich gekümmert, eine Hilfe, für die ich bis heute nicht weiß, wie ich das irgendwie jemals zurückgeben könnte. Andererseits habe ich aber auch den Eindruck, das ihn das Ganze, zusammen mit Familienstreitigkeiten, an seine Grenzen gebracht hat und er sich viele Dinge, die bei mir passierten, auch nicht erklären konnte.
Nun zum eigentlichen Thema:
mein Freund ist seit etwa 2 Jahren in einer christlichen Gemeinde, die an der Uni missionieren geht. Mittlerweile besucht er deren Treffen 4mal pro Woche und leitet selbst eins. Er ist stark involviert, mental wie auch "physisch", indem er zu Treffen von ihnen fährt, die auch teils international stattfinden. So hat er letztes Jahr ein Treffen in Asien mitgemacht und in Europa, dieses Jahr war es wieder so. Seit er in dieser Freikirche ist, spricht er vermehrt von Gott und seinen Wegen. Ich selbst, das muss ich dazu sagen, komme aus keinem religiösen Elternhaus, aber aus einem toleranten. So habe ich die Einstellung, dass mein Freund natürlich seiner Religion nachgehen sollte, wenn ihn das zufriedener macht. Ich sehe aber seit 2 Jahren Wesensveränderungen von höchster Güte. Er war mal ziemlich aufgeschlossen, philosophisch - jetzt ist er oft gedankenversunken, ist eigentlich nie ausgelassen, und das Thema Religion ist immer zentral. Ich weiß, das ist eine Sichtweise, aber diese dominierende Art "nervt" irgendwie nach einiger Zeit - denn dadurch reden wir eigentlich, z.B. in Sachen Beziehung, nie über Inhalte, sondern nur darüber, wie "Gott alles richten wird". Damit kann ich mich nicht anfreunden. Zweitens ist mein Freund nun seit Längerem ständig abwesend. Jedes Wochenende ist er samstags und sonntags halb- bis ganztägig weg, plus Abende in der Woche und Freitag, da leitet er einen Bibelkreis. Man kann - nicht übertrieben - am Wochenende wirklich nichts planen. Er kommt zu keinen Familienfeiern aus meiner Familie, und auch wahrscheinlich nicht zu meiner Geburtstagsfeier. Für die eigene Familie lässt er noch ab und zu etwas ausfallen, aber wie lange noch? Drittens gab es in der letzten Zeit viele Aktionen seinerseits, die mich verletzt haben. Das haben wir teilweise besprechen können, aber er ist eigentlich nicht einsichtsfähig, da zumindest Kompromisse zu treffen. Zu Silvester letzten Jahres hat er mir kurz vor einer geplanten Reise gesagt, sie müsse kürzer ausfallen, denn er habe noch eine Konferenz über Silvester. Resultat: 1 1/2 Tage zusammen in London, ich wurde stehen gelassen und habe 5 Tage NICHTS mehr von ihm gehört, auch nicht zu Silvester oder Neujahr, und ohne zu wissen, wo er sich gerade aufhält. Gleiches geschah mit einer teuren Reise nach Asien, die er allein für die Glaubensgemeinschaft unternahm, und nicht mal ein paar Tage für sich die Umgebung anschauen konnte. Mitte des Jahres hat er sich dann auf einmal sexuell distanziert, mich monatelang im Unklaren gelassen, mich abgewiesen, bis ich sozusagen "laut werden musste", dass er mir erklärte, er könne aufgrund seines Glaubens keinen Sex mehr haben. Ich habe dafür ja Verständnis, aber fand es unfair, mich nicht von vornherein davon wissen zu lassen. Zumal: 3-4 Monate danach entschied er, "wieder damit loszulegen" - ohne, dass ich irgendwie in den Entschluss eingebunden war. Nun hat er auch so Sachen fallen lassen wie: "Urlaub brauchen wir nicht, wenn du reisen willst - da komme ich nicht mit." oder "Wir müssen von materiellen Dingen komplett entsagen." Ich bin selbst kein Materialist und nur auf Geld aus, aber ich glaube, dass Reisen auch wichtig sein kann, um seinen Horizont zu erweitern und Erfahrungen zu sammeln. Deswegen hat mich diese definitive Absage schon stark überrascht, zumal wir auch viele schöne Reisen gemeinsam verbracht haben.
Viertens und letztens: wir sind beide am Ende unseres Studiums und wollten zusammen in eine andere Stadt gehen. Diesen Plan hat er jetzt aufgegeben - er möchte in Berlin bei der Gemeinde bleiben und evtl. für sie missionieren gehen.
Das sind die Fakten. Ein anderer Fakt ist: im Internet kursieren in Foren Gerüchte, dass es sich bei der Gemeinde um eine Sekte handelt. Dazu gibt's auch einen Artikel von der Studierendenzeitung bei uns aus 2008. Eigentlich ist es ja auch egal, ob es eine Sekte ist oder nicht - jedenfalls hat es meinen Freund extrem verändert und seit Anbeginn hat ihn diese Gemeinde kontinuierlich in ihren Bann gezogen, sodass er sich extrem distanziert, Entscheidungen alleine fällt, die uns beide betreffen, und ich mich mittlerweile in der Beziehung unwohl fühle und Angst habe, dass sie daran zerbricht.
Ich finde recht wenig zu dem Thema im Internet, deswegen frage ich hier an der Stelle: was würdet ihr machen? Wie kann ich ihm z.B. sagen, dass ich mir Sorgen mache, ohne, dass er sich verletzt fühlt? Hat jemand Erfahrungen damit?
Ihr würdet mir wirklich weiterhelfen! Vielen Dank im Voraus!
hier ein Disclaimer voraus: vorsicht, lang! Kurzfassen war noch nie meine Stärke - und darüber hinaus ist es ein heikles Thema. ;-)
Ich (24) und mein Freund (27) sind seit etwas mehr als 3 Jahren zusammen. Die Beziehung ist aus einem wahren Wirrwarr an Gefühlen und Missverständnissen entstanden, auf das ich hier nicht ellenlang eingehen möchte. Vielleicht ein kurzer Abriss: er vergeben, ich gerade getrennt - getroffen, nett gefunden, viel mehr getroffen - er findet heraus, dass er betrogen wurde, ich schon in ihn verliebt - langes Hin- und Her, mit Hinhalten seinerseits, vielen Enttäuschungen und Aufgeben meinerseits. Dann, als die Chance, dass es doch nochmal was wird, bei mir subjektiv bei 0 stand, hat er sich doch für eine Beziehung entschieden, mir das ganz romantisch erklärt und seitdem sind wir ein Paar.
Die Beziehung hatte ihre Höhen und Tiefen. Wir kommen aus zwei doch recht unterschiedlichen Kulturen (er aus Russland). Ich bin aber ein sehr weltoffener Mensch, und durch mein Elternhaus auch schon mit der russischen Kultur in Kontakt gekommen, habe dann schließlich auch die Sprache für meinen Freund gelernt und dieses Jahr seine Heimat mit ihm besucht (und auch alle Verwandten kennen gelernt). Er ist bei meiner Familie ebenfalls herzlich aufgenommen wurden.
Grundsätzlich sind wir ein Paar, was gut miteinander reden kann (wir haben beide auch noch einen entsprechenden sozialwissenschaftlichen Background, dass das "gut funktionieren müsste"), lachen, und auch zusammenarbeiten. Verschieden waren wir immer im Hinblick auf Temperament (er kontrolliert, ich impulsiv und emotional, manchmal überdreht) und Nähebedürfnis (er eher distanziert, ich nähebedürftig). In unseren Streitigkeiten geht es oft darum, und besonders in Zeiten von Stress zieht sich mein Freund gern zurück, was ich manchmal ertragen kann, manchmal aber auch nicht (v.a., wenn ich selbst einen Rat bräuchte).
Wichtig ist letztlich noch zu wissen, dass ich im Verlauf der Beziehung zweimal wegen Burn-out-artigen Zuständen behandelt werden musste. Ich habe das mithilfe Psychotherapie im Griff, aber in den schwersten Zeiten hat sich mein Freund aufopferungsartig um mich gekümmert, eine Hilfe, für die ich bis heute nicht weiß, wie ich das irgendwie jemals zurückgeben könnte. Andererseits habe ich aber auch den Eindruck, das ihn das Ganze, zusammen mit Familienstreitigkeiten, an seine Grenzen gebracht hat und er sich viele Dinge, die bei mir passierten, auch nicht erklären konnte.
Nun zum eigentlichen Thema:
mein Freund ist seit etwa 2 Jahren in einer christlichen Gemeinde, die an der Uni missionieren geht. Mittlerweile besucht er deren Treffen 4mal pro Woche und leitet selbst eins. Er ist stark involviert, mental wie auch "physisch", indem er zu Treffen von ihnen fährt, die auch teils international stattfinden. So hat er letztes Jahr ein Treffen in Asien mitgemacht und in Europa, dieses Jahr war es wieder so. Seit er in dieser Freikirche ist, spricht er vermehrt von Gott und seinen Wegen. Ich selbst, das muss ich dazu sagen, komme aus keinem religiösen Elternhaus, aber aus einem toleranten. So habe ich die Einstellung, dass mein Freund natürlich seiner Religion nachgehen sollte, wenn ihn das zufriedener macht. Ich sehe aber seit 2 Jahren Wesensveränderungen von höchster Güte. Er war mal ziemlich aufgeschlossen, philosophisch - jetzt ist er oft gedankenversunken, ist eigentlich nie ausgelassen, und das Thema Religion ist immer zentral. Ich weiß, das ist eine Sichtweise, aber diese dominierende Art "nervt" irgendwie nach einiger Zeit - denn dadurch reden wir eigentlich, z.B. in Sachen Beziehung, nie über Inhalte, sondern nur darüber, wie "Gott alles richten wird". Damit kann ich mich nicht anfreunden. Zweitens ist mein Freund nun seit Längerem ständig abwesend. Jedes Wochenende ist er samstags und sonntags halb- bis ganztägig weg, plus Abende in der Woche und Freitag, da leitet er einen Bibelkreis. Man kann - nicht übertrieben - am Wochenende wirklich nichts planen. Er kommt zu keinen Familienfeiern aus meiner Familie, und auch wahrscheinlich nicht zu meiner Geburtstagsfeier. Für die eigene Familie lässt er noch ab und zu etwas ausfallen, aber wie lange noch? Drittens gab es in der letzten Zeit viele Aktionen seinerseits, die mich verletzt haben. Das haben wir teilweise besprechen können, aber er ist eigentlich nicht einsichtsfähig, da zumindest Kompromisse zu treffen. Zu Silvester letzten Jahres hat er mir kurz vor einer geplanten Reise gesagt, sie müsse kürzer ausfallen, denn er habe noch eine Konferenz über Silvester. Resultat: 1 1/2 Tage zusammen in London, ich wurde stehen gelassen und habe 5 Tage NICHTS mehr von ihm gehört, auch nicht zu Silvester oder Neujahr, und ohne zu wissen, wo er sich gerade aufhält. Gleiches geschah mit einer teuren Reise nach Asien, die er allein für die Glaubensgemeinschaft unternahm, und nicht mal ein paar Tage für sich die Umgebung anschauen konnte. Mitte des Jahres hat er sich dann auf einmal sexuell distanziert, mich monatelang im Unklaren gelassen, mich abgewiesen, bis ich sozusagen "laut werden musste", dass er mir erklärte, er könne aufgrund seines Glaubens keinen Sex mehr haben. Ich habe dafür ja Verständnis, aber fand es unfair, mich nicht von vornherein davon wissen zu lassen. Zumal: 3-4 Monate danach entschied er, "wieder damit loszulegen" - ohne, dass ich irgendwie in den Entschluss eingebunden war. Nun hat er auch so Sachen fallen lassen wie: "Urlaub brauchen wir nicht, wenn du reisen willst - da komme ich nicht mit." oder "Wir müssen von materiellen Dingen komplett entsagen." Ich bin selbst kein Materialist und nur auf Geld aus, aber ich glaube, dass Reisen auch wichtig sein kann, um seinen Horizont zu erweitern und Erfahrungen zu sammeln. Deswegen hat mich diese definitive Absage schon stark überrascht, zumal wir auch viele schöne Reisen gemeinsam verbracht haben.
Viertens und letztens: wir sind beide am Ende unseres Studiums und wollten zusammen in eine andere Stadt gehen. Diesen Plan hat er jetzt aufgegeben - er möchte in Berlin bei der Gemeinde bleiben und evtl. für sie missionieren gehen.
Das sind die Fakten. Ein anderer Fakt ist: im Internet kursieren in Foren Gerüchte, dass es sich bei der Gemeinde um eine Sekte handelt. Dazu gibt's auch einen Artikel von der Studierendenzeitung bei uns aus 2008. Eigentlich ist es ja auch egal, ob es eine Sekte ist oder nicht - jedenfalls hat es meinen Freund extrem verändert und seit Anbeginn hat ihn diese Gemeinde kontinuierlich in ihren Bann gezogen, sodass er sich extrem distanziert, Entscheidungen alleine fällt, die uns beide betreffen, und ich mich mittlerweile in der Beziehung unwohl fühle und Angst habe, dass sie daran zerbricht.
Ich finde recht wenig zu dem Thema im Internet, deswegen frage ich hier an der Stelle: was würdet ihr machen? Wie kann ich ihm z.B. sagen, dass ich mir Sorgen mache, ohne, dass er sich verletzt fühlt? Hat jemand Erfahrungen damit?
Ihr würdet mir wirklich weiterhelfen! Vielen Dank im Voraus!