"Es ist der Blick der anderen. Für den bin ich nicht verantwortlich."

[Benutzer186405 (52)]

Diese beiden Sätze habe ich heute in einer privaten Unterhaltung geschrieben und dachte mir später, dass ich eine Frage an euch weitergeben möchte.


Werdet ihr gut und realistisch von anderen Menschen gesehen und eingeschätzt?

Ganz egal ob Arbeitgeber, Kollegen, Freunde, Fremde, Bekannte, Verwandte oder wer auch immer.

Seid ihr zufrieden damit wie ihr eingeschätzt oder auch wertgeschätzt werdet? Unabhängig davon ob richtig oder falsch.

 

[Benutzer89539]

Hmm. Ich würde sagen ich habe meinen Frieden damit. Inzwischen fühle ich mich "gesehen". Früher hatte ich eher den Eindruck dass die Leute einen Menschen sehen den ich selbst kaum kenne, aber das hat sich geändert.

Natürlich werde ich mal falsch eingeschätzt, Klischees unterworfen, oder sowas halt. Aber so geht es wohl jeder mal. Ich glaube so super hohe Erwartungen habe ich nicht daran, und halte es auch nicht für sooo wichtig. Jedenfalls ist es nicht so furchtbar dass ich enttäuscht wäre.

 

[Benutzer]

Diese beiden Sätze habe ich heute in einer privaten Unterhaltung geschrieben und dachte mir später, dass ich eine Frage an euch weitergeben möchte.


Werdet ihr gut und realistisch von anderen Menschen gesehen und eingeschätzt?

Ganz egal ob Arbeitgeber, Kollegen, Freunde, Fremde, Bekannte, Verwandte oder wer auch immer.

Seid ihr zufrieden damit wie ihr eingeschätzt oder auch wertgeschätzt werdet? Unabhängig davon ob richtig oder falsch.

hmmm ...
stichwort "johari-fenster" ...
(siehe auch PN ...)

 

[Benutzer187176 (57)]

Danke SAMSARA für das Schaubild, ich hatte das noch so in etwa im Kopf, mir war aber der Name dazu entfallen. Das fand ich damals sehr interessant, weil es ziemlch gut beschreibt, welche Einflüsse und Kombinationen das Innen- und Außenbild von einem haben kann.

Diania spricht quasi nur über den blinden Fleck, da trifft das schon zu, daß ich das nicht beeinflussen kann, weil dort die Aussenbilder primär von den Sichtweisen der anderen beeinflusst sind. Ich hatte aber auch noch im Kopf, daß man schon in einem gewissen Mass diese Wahrnehmung beeinflussen kann, aber eben nur im öffentlichen Bereich. Mir hat das damals sehr geholfen, zu verstehen, warum mich manche Menschen so sehen, wie sie mich sehen und daß ich eben manches garnicht beeinflussen kann, so sehr ich mich auch anstrenge. War ein schönes DejaVu, danke dafür.

 

[Benutzer186405 (52)]

Diania spricht quasi nur über den blinden Fleck

Richtig. Ich sinnierte über das Schaubild und kam nicht so richtig darauf, warum es nicht den Nagel auf den Kopf trifft. Genau, es geht mir nur um den blinden Fleck.

 

[Benutzer187176 (57)]

Richtig. Ich sinnierte über das Schaubild und kam nicht so richtig darauf, warum es nicht den Nagel auf den Kopf trifft. Genau, es geht mir nur um den blinden Fleck.

Doch, es trifft den Nagel schon, weil es alle Facetten abdeckt und deine Frage(n) dann ja doch wieder alle Aspekte des Aussen- und Innenbildes einschliessen. Die zwei Threadtitelzeilen nehmen nur den Blinden Fleck auf, aber das Gesamtbild wird eben mit den 4 Bereichen schön deutlich und ich wollte dir auf deine Frage auch so ähnlich antworten, daß man das eben immer in 2 Dimensionen sehen muss, von/zu den anderen und von/zu sich, also eben genau die 4 Felder. Ich kann eben nicht immer meine eigene Wahrnehmung alleine als Maßstab nehmen, sondern es spiegelt sich immer auch die Wahrnehmung der anderen darin.

 

[Benutzer123832 (28)]

Ich werde von Leuten sehr unterschiedlich eingeschätzt, würde das aber nicht so sehen, dass ich da einen blinden Fleck habe. Ich vertrete immer dieselben Ansichten, nur je nach Kontext wird das anders eingeordnet.

Bei mir ist es beispielsweise so:
In meiner links-grünen Christen-Bubble werde ich als rechts- liberaler Antichrist gesehen.
In meinem konservativen Arbeitsumfeld (Männerdomäne) im Osten bin ich der links-grün versiffte Gender-Christ. Dabei vertrete ich immer die gleichen politischen Meinungen (anscheinend mittig) und ändere mein Verhältnis zu Religion auch nicht zwischendrin.

Es ist einfach eine Frage des Kontextes.

 

[Benutzer]

Werdet ihr gut und realistisch von anderen Menschen gesehen und eingeschätzt?

Das ist für mich selbst eine relativ tiefgreifende, fast schon philosophische Frage, zu der ich jetzt hier ewig viel sagen könnte.

Kurzfassung:

Ich denke, dass die Einschätzung eines Menschen niemals "gut" oder "realistisch" sein kann, weil wie schon in dem Beitrag von WomanInTheMirror ersichtlich, hängt das vom Beobachter ab.
Und wie könnte ich einem Beibachter jemals sagen, ob seine Einschätzung von mir "besser" oder "realistischer" ist, als meine eigene?

Ich werde z.B. mein Leben lang schon von allen Seiten für alles mögliche gelobt. Erwartungen von Eltern, Vorgesetzten und Lehrern waren immer sehr groß, alle halten mich immer für total freundlich, kompetent und intelligent.
Ich selbst sehe mich aber eher als "halt normal" an.
Das erzeugt ein Ungleichgewicht, in dem ich mich manchmal nicht wohl fühle und andern aktiv mitteilen, dass sie den Ball mal flach halten sollen, weil das Druck auf mich ausübt.
Ich könnte jetzt aber niemals jemandem sagen, dass er mit seiner Sicht über mich "falsch" liegt. Wenn er mich so sieht, wie er mich sieht, dann hat das wohl seine Gründe und die sind legitim.

Wenn ich meine Selbsteinschätzung als Maßstab nehmen würde, lägen wohl alle mit ihrer Einschätzung von mir daneben, aber ich fände es vermessen, mich und meine Ansicht als Maßstab zu sehen, von daher wäre meine Antwort:
Ja, jeder sieht mich so, wie er es tut und das ist ok, egal wie das ausfällt.

 

[Benutzer178050 (23)]

Ich werde sehr unterschiedlich wahrgenommen weil ich mich gerade im privaten und beruflichen sehr unterschiedlich verhalte.

 

[Benutzer174233 (36)]

Ich werde von den meisten Menschen prinzipiell eher unterschätzt, aber ja, das liegt eben daran, dass eine Einschätzung nur auf dem basieren kann, was andere Menschen von mir sehen können bzw. was ich sie sehen lasse.

Als junger Mensch war das oft schwer für mich mit diesen Einschätzungen umzugehen, weil es mir meist so vorkam dass ich dadurch eher negativ Bewertet werde (sie ist zu schüchtern, sie ist zu sensibel, sie kann das nicht...) Inzwischen macht es mir weniger aus, wenn andere Menschen nur dieses Bild von mir haben, weil ich zum einen selbst genau weiß wer ich wirklich bin und was ich wirklich kann und zum anderen ist es ja meine eigene Entscheidung, wenn ich nur so viel von mir preisgebe, dass eben die daraus resultierenden Einschätzungen folgen.

Von einer Person wurde ich aber mal so richtig falsch eingeschätzt, was mich lange beschäftigt hat. Mein Ex hatte mich als wenig fürsorglich und als nicht ehrgeizig eingestuft. Lange konnte ich mir nicht erklären, wie dieser Eindruck zustande kam und hab dadurch auch echt an meiner Selbstwahrnehmung gezweifelt.

Inzwischen finde ich es aber sogar ganz gut, wenn ich eher unterschätzt oder "falsch" eingeschätzt werde, weil die Erwartungen an mich dann nicht zu hoch werden können und weil das dann immer so einen überraschten "Wow-Effekt" bei anderen auslöst, wenn ich dann doch mal mehr von mir zeige.

 

[Benutzer71335 (56)]

Ich fühle mich in der Regel sehr passend wahrgenommen, allerdings erst seit 10-15 Jahren.

Früher habe ich zuviel von mir verborgen und habe vermutlich selbst ein falsches Bild von mir gehabt und weitergetragen.

 

[Benutzer183300 (54)]

Mir geht es wie Lollypoppy
Liegt vielleicht auch am Alter. Ich habe mich früher öfter mal angepasst, zumindest in der Arbeits- und Vereinswelt.
Wobei ich das jetzt nicht als "kleines Mäuschen" verstanden wissen möchte, das allen gefallen will und deshalb duckt.

Heute lebe ich viel mehr nach dem Motto: Entweder man kommt mit mir klar oder eben nicht.
Das führt dazu, dass ich meist auch passend wahrgenommen werden. Je nachdem, wie man sich mir gegenüber benimmt, fällt das "Och, mit der kann man aber Spaß haben" oder andersherum "Ui, mit der ist aber nicht gut Kirschen essen" aus.
Gibt aber auch etwas dazwischen.

 

[Benutzer164451 (37)]

Ich hab ja PTBS und deswegen starke Probleme Persönliches von mir preiszugeben. Ich habs in einem Jahr zum Beispiel noch nicht geschafft einen persönlichen Gegenstand auf meinen Tisch zu stellen.

Ich werde immer sehr falsch eingeschätzt, als sehr ruhig, naiv und langweilig. Aber das ist auch irgendwie beabsichtigt. Mir fällt es sehr schwer ich selber zu sein, ich kann das eigentlich kaum.

 

[Benutzer189054 (27)]

Ich werde oft oder auch größtenteils falsch wahrgenommen, bis ich mit Menschen ins Gespräch komme, Stichwort: Oberflächlichkeit.
Da ich gerne mal Jogginghose oder andere bequeme Kleidung in meiner Freizeit trage.
Des öfteren haben gerade Ü40 Personen folgenden Spruch gebracht:“Ich hätte Sie niemals so nett eingeschätzt!“
Kleider machen halt Leute
Leute die mit mir ins Gespräch kommen schätzen mich zwar etwas „richtiger“ ein, aber auch nicht komplett richtig. Ich bin ein facettenreicher Mensch und überrasche selbst bekannte und gute Freunde immer mal wieder.
Man lernt sich selbst halt ständig neu kennen und so tun es auch die Mitmenschen 😋
Fazit: Ich bin zufrieden wie ich wahrgenommen werde, weil es mir relativ egal ist. Solange ich selbst zufrieden mit mir bin passt das schon.

 

[Benutzer189136 (43)]

Sehr interessantes Thema!

Werdet ihr gut und realistisch von anderen Menschen gesehen und eingeschätzt?

Nein. Es ist mir aber auch nicht bei jedem Menschen gleichermaßen wichtig, realistisch gesehen oder eingeschätzt zu werden.

 

[Benutzer186405 (52)]

Sehr interessantes Thema!


Nein. Es ist mir aber auch nicht bei jedem Menschen gleichermaßen wichtig, realistisch gesehen oder eingeschätzt zu werden.

Bei den Menschen, bei denen es dir wichtig ist, wirst du da richtig eingeschätzt?

 

[Benutzer186405 (52)]

Inzwischen finde ich es aber sogar ganz gut, wenn ich eher unterschätzt oder "falsch" eingeschätzt werde, weil die Erwartungen an mich dann nicht zu hoch werden können und weil das dann immer so einen überraschten "Wow-Effekt" bei anderen auslöst, wenn ich dann doch mal mehr von mir zeige.

Eine Weisheit meines Vaters aus meiner Kindheit ist, dass es nie ein Fehler ist unterschätzt zu werden.

 

[Benutzer183300 (54)]

Eine Weisheit meines Vaters aus meiner Kindheit ist, dass es nie ein Fehler ist unterschätzt zu werden.

Bei mir löst das eher folgenden Gedanken aus:

"Jaaaa, unterschätz mich ruhig, das wird lustig!"

 

[Benutzer68775 (39)]

Im Beruflichen steuere ich großteils, wie ich eingeschätzt werden soll, aber da ist mein Hauptumgang auch Kunden und damit sehr leicht zu steuern, weil sehr oberflächlich.
Mit Kollegen ist es eine freundschaftlich aber mit den meisten distanziere Ebene, die ich zwar restriktiv handhabe, was man wie mitbekommt, aber die doch ein wenig privater ist - stimmt eigentlich meist auch mit meinem Selbstbild überein, das ich im Professionellen von mir habe und vermitteln möchte.

Im Familienkreis bleibt man immer zu einem Teil 15 Jahre alt, daher sind da manche Bilder ein wenig "überholt" aber auch nicht direkt falsch. Im Freundeskreis kommt es sehr darauf an aus welcher Lebensphase man sich kennt, aber die meisten Meinungen zu meiner Person sind schon auch in meiner Sichtweise realistisch.

Ganz generell kann ich mich bemühen etwas zu vermitteln, das ich möchte, das andere in mir sehen, oder ich nehme einfach an, was sich von selbst formt. Ich habe so viele verschiedene, sich auch gerne mal widersprechende Anteile in mir und ich habe für mich schon lange Abstand davon genommen, strukturell kongruent zu sein und zu wirken. Wer mag, was er sieht, schön, wer nicht, nicht mein Problem.

 

[Benutzer189136 (43)]

Bei den Menschen, bei denen es dir wichtig ist, wirst du da richtig eingeschätzt?

Nicht immer zwingend.
Aber da kann es sehr wertvoll sein, in den Austausch zu gehen und sich selbst nochmal zu reflektieren oder gar zu hinterfragen - ein neutraler Prüfstand, ohne verunsichert zu sein.
Man kann dann entweder etwas über sich lernen was einem selbst vielleicht nicht so bewusst war oder aber man findet sich in der Einschätzung nicht wieder - da kann man viel aus den Gründen, warum es dazu kam, mitnehmen.

 

[Benutzer187907 (34)]

Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Unterschätzt auf jeden Fall, find ich aber gut so, ich mag tiefstapeln und dann mit Tatsachen überraschen und überzeugen. Bei mir trifft es für Fremde eigentlich "Stille Wasser sind tief". Mich kennenlernen muss man schon wollen, so ohne weiteres guckt da keiner hinter die Fassade, der Schutzwall ist recht hoch. Wer es wissen will ist dann oft überrascht, und wer nicht leckt fett 😅

 

[Benutzer186405 (52)]

ich mag tiefstapeln

Mein Freund sagte im Gespräch beim ersten Date (zu seinem Profil und der Realität dann), ja macht er immer. Tiefstapeln um die Erwartungen niedrig zu halten. Ist (s)ein Konzept