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Einsamkeit und das Gefühl des Versagens

B
Benutzer184846  Sorgt für Gesprächsstoff
  • #1
Hallo, ich bin mir nicht ganz sicher weshalb, aber ich habe derzeit das dringende Bedürfnis mich und meine Situation zu schildern und hoffe auf ein paar offene Ohren/Augen. Ich finde es schwierig, dem Ganzen Kohärenz zu verleihen, gebe mir aber Mühe.

Ich bin 31, seit drei Jahren berufstätig und in meinem zweiten Job. Ich bin in den letzten zehn Jahren neun Mal umgezogen, habe in einem halben Dutzend Städten gelebt, von der Millionenmetropole bis zur kleinbürgerlich geprägten Stadt und habe es, mit Ausnahme von 1-2 Kommilitonen, nie geschafft, neue Freundschaften zu schließen oder eine Beziehung einzugehen. Während mein Freundeskreis, den ich seit dem Kindergarten kenne und der fast immer am gleichen Ort geblieben ist, in der Zwischenzeit Familien gegründet hat, bin ich bis zum heutigen Tag partnerlos und hangele mich von Zeitvertrag zu Zeitvertrag. Einer meiner Kumpels wird demnächst zum vierten Mal Vater, ein anderer fängt an, ein Haus zu bauen, andere ziehen mit ihren Freundinnen zusammen, kriegen Gehaltserhöhungen, steigen im Beruf auf etc. Je mehr ich davon mitbekomme, desto weiter ziehe ich mich in meine Einsamkeit zurück, da ich das Glück der anderen kaum ertrage, ohne Wut zu verspüren. Ja, der Ausdruck „Comparison is the thief of joy“ ist mir bekannt. Aber ich schaue auf mein eigenen Leben und sehe nichts, auf das ich in irgendeiner Art stolz sein könnte oder von dem ich behaupten könnte, es würde mich irgendwie „antreiben“.

Ich sehe auch nicht, wofür ich noch weitere 40 Jahre ins Hamsterrad steigen soll, da ich kein Interesse an einem Singleurlaub habe oder materiell veranlagt bin und mir immer neueste Technik anschaffen müsste. In der Regel verbringe ich meine Tage arbeitend, lesend, Musik hörend/machend, (mittlerweile wieder) im Fitnessstudio oder immer häufiger schlafend und steige eigentlich fast jeden Tag mit dem Gedanken auf: „Mist, immer noch am Leben.“ Die Tage sind grau und ereignislos und jedes Mal, wenn ich meinen Kopf aus meinem Schneckenhaus stecke, werde ich an mein eigenes Versagen erinnert und ziehe mich noch weiter zurück. Bei mir ist vor einigen Jahren eine soziale Phobie diagnostiziert worden, die ich auch in einer Therapie habe behandeln lassen, die aber noch immer nicht völlig verschwunden ist. Insbesondere im Bereich der Partnerschaft kommt das zum Tragen, da ich an heftiger Übelkeit (bis hin zum Erbrechen) leide, sobald ich in die Situation geraten könnte, dass es intim wird. Insofern vermeide ich solche Situationen wissentlich, um mich selbst zu schützen. Dadurch verbringe ich immer mehr Zeit zu Hause mit meinen eigenen Gedanken, die mich auf Grund ihrer Negativität weiter in einen Abwärtsstrudel hineinziehen. Auf der Suche nach willkürlicher Bedürfnisbefriedigung habe ich in den letzten Monaten mehrere hundert Euro für Pornos ausgegeben, war (vor der Pandemie) öfters bei Prostituierten und versuche auf andere Arten, meiner Sehnsucht nach arbiträrer Intimität nachzukommen. Ausflüge alleine (ins Kino, den Park, die Kneipe, den Zoo etc.) habe ich jahrelang gemacht, aber solche Sachen haben stets nur die Oberfläche des Lebens gekratzt und fühlten sich immer „unvollständig“ an.

Das Gefühl des Versagens und des „nicht genug seins“ verfolgt mich dabei schon mein Leben lang und war insbesondere in der Schulzeit der Grund für Verstimmungen und Gefühlsausbrüche. Meine Lehrer sagten von mir dauernd ich sei „zu dumm zum Rechnen“, ich sei „einfach schlecht“, das „Sorgenkind“, ich würde mein Abitur nicht schaffen etc. Meine Eltern haben mich von Nachhilfelehrer zu Nachhilfelehrer geschickt und so mein Gefühl der Unzulänglichkeit verstärkt. Die wenigen Versuche, die ich damals hinsichtlich einer Partnerschaft unternommen habe, wurden allesamt zurückgewiesen; ich wurde versetzt, vertröstet, ausgelacht und hatte mein Leben lang nie wirklich das Gefühl, auf irgendeine Art sexuell begehrenswert zu sein, sondern hatte immer das Image des „netten Jungen“, für den sich Frauen aber nie interessierten (oder wenn, dann nur als Kumpel). Flirten habe ich nie gelernt, geküsst habe ich in meinem Leben zwei Personen, das letzte Mal im Jahr 2013, bei einem Ausflug abends allein in die Disco (die Umstände, wie dieses und das erste Mal herbeigeführt wurden, würden hier den Rahmen sprengen). Je älter ich werde, desto schwieriger wird es, Erfahrungen zu sammeln und den anderen nicht zu verschrecken. Ich bin eigentlich der Meinung, dass der Zug schon abgefahren ist mit 31.

Ich bin mir aber nicht einmal sicher, ob eine Partnerschaft tatsächlich etwas an meinem Zustand ändern würde, der glaube ich viel tiefer verwurzelt ist, als dass eine Beziehung dafür die Lösung sein könnte. Ich besitze kein Selbstvertrauen und -bewusstsein, bin gefangen in negativen Gedanken, die ich stets aufbausche, wenn etwas schiefläuft, bin unsicher und schüchtern, fühle mich unmännlich und unzulänglich, werde von meinen bisherigen Erfahrungen daran gehindert, positive Gefühle zu entwickeln und sehe nicht ganz, wohin das alles (sprich: das Leben) läuft. Mit meinen Freunden habe ich darüber bislang noch nicht gesprochen, ich wüsste auch gar nicht, wie die mir helfen könnten. Die psychotherapeutischen Anlaufstellen sind derzeit überlaufen von Leuten mit „Corona-Depression“ und in meiner Stadt gibt es nur eine handvoll Ärzte, die ich in meinem Fall kontaktieren könnte und die lange, lange Wartelisten haben.
Danke für’s Lesen, vielleicht hat es ja jemand bis hier geschafft.
 
Fantasy.
Benutzer172046  Beiträge füllen Bücher
  • #2
Ich weiß nicht, ob dir der Satz so weiterhilft wie mir, aber meine Therapeutin hat mir mal gesagt, dass man eigentlich nie mit dem Rücken zur Wand steht und es immer irgendwie einen Ausweg gibt (in den meisten Fällen).
Du solltest dich auf jeden Fall auf Wartelisten setzen lassen und vielleicht auch mal mit deinem Hausarzt sprechen, ob du zur Überbrückung Medikamente verschrieben bekommen kannst und möchtest.
Ansonsten gibt es eben andere Anlaufstellen, wie zum Beispiel die Caritas oder die Telefonseelsorge, die auch Online - Angebote haben und die nur teilweise lokal laufen.
Ich kann dir auch die App MindDoc empfehlen. In der Gratis Version sind ein paar Kurse enthalten und du beantwortest drei Mal täglich Fragen darüber, wie es dir geht. Nach 14 Tagen bekommst du eine Auswertung, die helfen kann, leichter an Psychotherapie zu kommen. Online, sodass du nicht ortsgebunden bist. Die App arbeitet auch mit einigen Krankenkassen zusammen, sodass die Gespräche erstattet werden können, und man kann auch bei anderen Krankenkassen versuchen, das erstattet zu bekommen. Es gibt recht viele Online - Angebote, jetzt mit Corona sowieso, das ist nur eines davon, das ich halt kenne und zum Tracking nutze.

Abgesehen davon finde ich es schwierig, nur aus dem einen Post abzuschätzen, was bei dir gerade möglich ist und was nicht. Über Apps oder in Foren kann man allgemein gut Kontakte knüpfen, dann auch teilweise im echten Leben, man kann sein Interessensgebiet eigentlich immer irgendwie erweitern (wenn der Kopf es denn zulässt), Sport machen und einem Verein beitreten (jetzt im Sommer vielleicht noch, ansonsten kommt da dann vielleicht die Pandemie dazwischen), Fortbildungen und arbeitsrelevante Kurse besuchen..."einfach" Leute kennenlernen. Und üben.
Ich weiß selbst, dass es echt ätzend sein kann und nicht immer von Erfolg gekrönt ist, aber mit Leuten umgehen kann man lernen, auch wenn man noch so rostig darin geworden ist. Auch mit 31 noch. Eine "mir doch scheißegal was die von mir denken, ich hab eh nichts mehr zu verlieren" Einstellung ist an der Stelle dann vielleicht tatsächlich angebracht, wenn du sie irgendwie mitbringen kannst, dann stehen einem die eigenen Zweifel weniger im Weg.

An dem Punkt solltest du dir auch zugestehen, dass viele Umzüge bedeuten, nicht viel Zeit zu haben, sich irgendwo einzufinden und Kontakte aufzubauen...ich habe bei allen Ortswechseln bisher gut 2-3 Monate gebraucht, um mich einzufinden, und dann nochmal ein paar Monate, um mir da etwas aufbauen zu können...da ist es dann für mich auch irgendwie verständlich, wenn du mit deinem Rucksack an "Vorbehalten" nicht schnell genug hinterherkommst.

Was ich an deiner Stelle also jetzt tun würde:

1. Möglichkeiten zur Therapie suchen. Einfach beim Hausarzt und der Krankenkasse und Online - Angeboten nachfragen, dich auf Wartelisten setzen lassen etc.
2. Alles aufdröseln. Es hängt zwar immer irgendwie alles zusammen, aber je konkreter du Punkte benennen kannst, die dich stören, desto mehr kannst du auch jetzt dafür tun, dass sich etwas zumindest oberflächlich erstmal bessert, auch ohne professionelle
Unterstützung. Zum Beispiel möchtest du an deinem Selbstvertrauen arbeiten, oder an deinem Selbstwertgefühl, oder an deiner Einstellung zu anderen Menschen, oder an deinen Fähigkeiten beim Dating. Vielleicht möchtest du Menschen besser einschätzen lernen oder lernen, wie du besser auf andere Menschen eingehen kannst. Oder dich fachlich in irgendeinem Bereich so weiterbilden, dass du sagen kannst "da hab ich echt was drauf, damit kann ich punkten".
3. Dir einen Punkt vornehmen und dann mal ein wenig dazu lesen oder recherchieren, was man dagegen so denken oder tun kann, und das dann umsetzen. So viel du kannst in so kleinen Schritten, wie du es brauchst, und wenn du bei eigentlich belanglosen Dingen anfängst.
Wissen diesbezüglich kannst du dir oft auf YouTube aneignen, Logical Lemon hatte dazu ganz interessante Videos, Psych2go kann ich auch empfehlen.

Dein Text hat jedenfalls viele verschiedene Punkte, und es ist klar, dass du vor Wände läufst, wenn du versuchst, das alles irgendwie gleichzeitig zu jonglieren.
Vielleicht hat das Leben nur den Sinn, dem wir ihm geben, und vielleicht bedeutet das, dass man sich erstmal von Tag zu Tag hangeln können muss, bevor man es mit längeren Zeiträumen versucht. Also solltest du auch bei den Dingen anfangen, die du täglich tust, und da mal ansetzen, anstatt gleich das große Ganze ändern zu wollen.

Ich hoffe, da war jetzt irgendetwas Nützliches dabei.
 
B
Benutzer184846  Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #3
Vielen Dank Fantasy. Fantasy. für deine ausführliche Antwort, da sind auf jeden Fall viele nützliche Dinge dabei. Die App klingt interessant, vielleicht telefoniere ich auch einfach mal die Ärzte in der Umgebung ab. Leider habe ich schon mehrmals zu hören bekommen, dass derzeit keine neuen Patienten aufgenommen werden. Einen Hausarzt habe ich hier bislang noch nicht, vielleicht fange ich dort erst einmal an.

Ich glaube, dass bei mir alles bei der eigenen Selbstwahrnehmung anfängt, die auch in meiner Therapie eine große Rolle gespielt hat. Da waren es allerdings spezifische Situationen (Smalltalk führen, mit Leuten über gewöhnliche Dinge reden, eine Präsentation halten, telefonieren), die wir angegangen sind und die sich auch gebessert haben. Aber ich hatte nie das Gefühl, dass sich das Selbstbewusstsein, das ich dort entwickelt habe, auch auf andere Situationen transponieren lässt. Seltsamerweise gibt es Tage, an denen ich eine recht große Lebensfreude und einen Lebenswillen verspüre, was dann aber kurze Zeit später umso heftiger wieder in Lethargie und Pessimismus umschlägt.

Insofern sind, wie du sagst, kleine, inkrementelle Schritte sicherlich erfolgsversprechender als der große Umbruch von heute auf morgen. In der Zwischenzeit mache ich mich selbst auf die Suche nach Ansätzen, du hast ja schon einige Anlaufstellen genannt. Ich werde auch mal wieder in Frankls "Man's Search for Meaning" reinlesen, das mir seinen Satz geschenkt hat, den ich seitdem mit mir rumtrage, aber immer noch nicht auszufüllen vermag:

"Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie"
 
mozillafox
Benutzer69465  Verbringt hier viel Zeit
  • #4
Ich kann dich gut verstehen. Gerade die Situation, in der man selbst ewiger Single ist, sich „von Job zu Job hangelt“, oft umzieht, während andere heiraten und Häuser kaufen/bauen, Karriere in derselben Firma machen, Kinder kriegen und scheinbar einfach die ständig guten Seiten des Lebens abbekommen. Wie man heutzutage in Jugendsprech sagt: Ich fühle das und kenne das aus meinem Umfeld! Und kann gut verstehen, wie du dich fühlst.

Allerdings muss ich sagen, dass du gerade mal deinen zweiten Job hast und seit drei Jahre berufstätig bist. Von einem „von Zeitvertrag zu Zeitvertrag hangeln“ würde ich da noch nicht sprechen. Ich habe erst bei meinem 5. (!!) Vollzeitjob, 4 Jahre nach Studienabschluss wirklich mal etwas von Dauer gehabt, wo es gepasst hat, ich nicht nur mit komischen Affen zusammenarbeite und tatsächlich die verdammte Probezeit überstanden habe. Dort arbeite ich seit mittlerweile sage und schreibe 5 Jahren. Vorher waren es auch nur Not-Jobs (direkt nach dem Studium als planloser Mensch erstmal in Papas Firma untergekommen), interessante, aber befristete und mies bezahlte Volontariate und stupideste Sachbearbeiterjobs im „goldenen Käfig“ einer renommierten Bundesbehörde ohne jegliche Herausforderung und Perspektive.

Zum Thema, sich mit anderen zu vergleichen. Ich mache das auch zu oft, aber es bringt einfach nix. Die Dinge, die andere haben, haben sie auch einfach sehr oft ohne besonderes Zutun bekommen (Freunde bekommen ein Haus in Top-Lage von Papa überschrieben, während ich von meinem Vater in erster Linie Schulden hätte erben können, sie kommen mit normaler Berufsausbildung in einer traumhaft nach IG-Metall-Tarif bezahlenden Firma direkt um die Ecke unter, während ich mir für meinen Job den Arsch aufreißen musste und jeden Tag ewig zur Firma pendle. Sie sind mit einer heißen Frau verheiratet, die sie mit 18 in der Disse kennen gelernt haben und haben mittlerweile das erste Kind, während ich mit 33 noch auf meinen ersten Kuss hoffe…)

Warum gibst du so viel Geld für Pornos aus? Die gibt’s online doch nun wirklich zu genüge kostenlos :grin:

Ich kann mir vorstellen, dass du ein paar kleine, realistische Ziele im Leben brauchen könntest, die dir etwas Antrieb geben (und Auftrieb, sobald du sie erreichst). Ich habe mir jetzt auch „professionelle“, geschulte Hilfe geholt, da ich bestimmte Dinge in meinem Leben endlich besser angehen möchte und selbst nicht mehr so richtig weiter wusste. Mein Ziel ist es z.B. auch, endlich mal flirten zu lernen und es zu genießen :zwinker: Ich denke, eine außenstehende Person (Therapeut, Coach, was auch immer) könnte dir helfen, die positiven Dinge an dir selbst besser zu erkennen, den Änderungsbedarf oder besser gesagt deine Änderungswünsche herauszuarbeiten und dich zum Umsetzen der Änderungen zu motivieren. Das mache ich auch gerade, und wenn man dann zu den umgesetzten Änderungen vielleicht sogar noch von verschiedenen Leuten positives Feedback bekommt, trägt das sehr zum Wohlbefinden in der eigenen Haut bei :smile: Ein gutes Gefühl!
 
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B
Benutzer184846  Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #5
Hallo mozillafox mozillafox , danke für deine Antwort.
Allerdings muss ich sagen, dass du gerade mal deinen zweiten Job hast und seit drei Jahre berufstätig bist. Von einem „von Zeitvertrag zu Zeitvertrag hangeln“ würde ich da noch nicht sprechen.
Das war auch mehr perspektivisch gemeint, denn die Aussichten auf eine unbefristete Anstellung sind eher gering, sodass das "Hangeln" zwangsläufig in den nächsten Jahren auf mich zukommen wird, inklusive erneutem Wohnortswechsel. Zudem muss ich sagen, dass ich mir absolut nichts aus meiner Arbeit mache. Ich arbeite in einem Bereich, den ich tendenziell ganz interessant finde, allerdings sehe ich die Arbeit eher als Mittel zum Zweck und in keiner Weise als etwas sinnstiftendes und das wird voraussichtlich auch so bleiben. Arbeit hat und wird keine erfüllende Funktion in meinem Leben einnehmen und dient lediglich dem Erhalt meiner eigenen Arbeitskraft.
Zum Thema, sich mit anderen zu vergleichen. Ich mache das auch zu oft, aber es bringt einfach nix. Die Dinge, die andere haben, haben sie auch einfach sehr oft ohne besonderes Zutun bekommen (Freunde bekommen ein Haus in Top-Lage von Papa überschrieben, während ich von meinem Vater in erster Linie Schulden hätte erben können, sie kommen mit normaler Berufsausbildung in einer traumhaft nach IG-Metall-Tarif bezahlenden Firma direkt um die Ecke unter, während ich mir für meinen Job den Arsch aufreißen musste und jeden Tag ewig zur Firma pendle. Sie sind mit einer heißen Frau verheiratet, die sie mit 18 in der Disse kennen gelernt haben und haben mittlerweile das erste Kind, während ich mit 33 noch auf meinen ersten Kuss hoffe…)
Dieses ständige Vergleichen geht mir extrem auf die Nerven, aber ich kann es nicht abstellen, egal was ich versuche. Vielleicht kapsel ich mich deswegen so sehr von anderen Menschen ab, weil ich jedes Mal von Neid zerfressen bin wenn ich von den nächsten Urlaubsplänen, dem zweiten Kind, dem ersten Haus, der großen Beförderung, der fertiggestellten Dissertation etc. höre und ich nichts habe, auf das ich blicken kann, das mich erfüllt. Mein einziges Highlight der letzten Jahre ist eine Veröffentlichung einer meiner Kurzgeschichten in einer Literaturzeitschrift. Aber anstatt dass ich darauf stolz bin, schaue ich auf andere Leute in meiner Umgebung (Arbeit, privates Umfeld) und sehe, dass diese Personen in meinem Alter bereits Bücher geschrieben und publiziert haben und schon fange ich an mich wieder klein zu machen.
Ich kann mir vorstellen, dass du ein paar kleine, realistische Ziele im Leben brauchen könntest, die dir etwas Antrieb geben (und Auftrieb, sobald du sie erreichst). Ich habe mir jetzt auch „professionelle“, geschulte Hilfe geholt, da ich bestimmte Dinge in meinem Leben endlich besser angehen möchte und selbst nicht mehr so richtig weiter wusste. Mein Ziel ist es z.B. auch, endlich mal flirten zu lernen und es zu genießen :zwinker: Ich denke, eine außenstehende Person (Therapeut, Coach, was auch immer) könnte dir helfen, die positiven Dinge an dir selbst besser zu erkennen, den Änderungsbedarf oder besser gesagt deine Änderungswünsche herauszuarbeiten und dich zum Umsetzen der Änderungen zu motivieren. Das mache ich auch gerade, und wenn man dann zu den umgesetzten Änderungen vielleicht sogar noch von verschiedenen Leuten positives Feedback bekommt, trägt das sehr zum Wohlbefinden in der eigenen Haut bei :smile: Ein gutes Gefühl!
Heutzutage schimpft sich ja so gut wie jeder "Lifecoach" oder ähnliches, deshalb finde ich es schwierig, da die Spreu vom Weizen zu trennen, ein Therapeut wäre vielleicht noch am sinnvollsten.
Es ist ja nicht mal so, dass ich wirklich negatives Feedback von meiner Umgebung erhalte (eigentlich eher im Gegenteil), die meine Selbstzweifel bestätigen, sondern es spielt sich alles in meinem Kopf ab. Da vermischen sich dann Perfektionszwang, eigener (hoher) Anspruch, Selbstmitleid, soziale Phobie, Versagensängste, Unsicherheit, Relativierungen (die Person, die mir ein Kompliment ausspricht, möchte nur nett sein) und so weiter zu einer negativen Spirale.
Danke auf jeden Fall für deine Ideen und Anmerkungen, ich denke das geht schon in die richtige Richtung.
 
Q
Benutzer77893  Meistens hier zu finden
  • #6
... und steige eigentlich fast jeden Tag mit dem Gedanken auf: „Mist, immer noch am Leben.“ ... Je älter ich werde, desto schwieriger wird es, Erfahrungen zu sammeln und den anderen nicht zu verschrecken. Ich bin eigentlich der Meinung, dass der Zug schon abgefahren ist mit 31.
Ist das dein Ernst? Was soll ich denn dann sagen?

Ich muss sagen mozillafox mozillafox hat es ganz gut auf den Punkt gebracht! Wieso suchst du dir nicht kleine Ziele. Und wenn du sie erfüllt hast, solltest du darauf stolz sein dich dafür loben.
Aber andere haben ... andere machen ... andere...
Du bist nicht andere Menschen und für dich sollten die Lebenswege andere Menschen scheiß egal sein! Denn du hast dein eigenes Leben und du hast nur dieses eine Leben!
 
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Fantasy.
Benutzer172046  Beiträge füllen Bücher
  • #7
Arbeit hat und wird keine erfüllende Funktion in meinem Leben einnehmen und dient lediglich dem Erhalt meiner eigenen Arbeitskraft.
Aber jetzt im Moment ist Arbeit doch mit ein Faktor dafür, dass du auch in anderen Bereichen Schwierigkeiten hast. Eben weil du ständig woanders wohnst und ja offenbar aber jede Menge Zeit in derselben Umgebung bräuchtest, um da mal einen Weg für dich zu finden und dir da mit Geduld etwas aufzubauen. Arbeit muss keinen positiven Nutzen für dich haben, aber wenn sie so in dein Privatleben eingreift, dann muss man das auch managen können und entsprechend mobil, flexibel und vernetzt sein. Dir fehlt es ja ganz offensichtlich, dir etwas aufgebaut zu haben, und das kann man natürlich auch ortsunabhängig, aber es ist definitiv leichter, wenn man dabei am selben Ort bleibt. Gerade mit dem Hintergedanken "ich bin ja eh bald wieder weg" versaut man sich meiner Erfahrung nach doch auch unbewusst so einige Chancen, unabhängig von allen anderen Dingen mit denen man gerade vielleicht noch so kämpft. Ich will dir damit deine Arbeit jetzt nicht schlechtreden, aber im Hinterkopf behalten solltest du den Punkt schon.

Dieses ständige Vergleichen geht mir extrem auf die Nerven, aber ich kann es nicht abstellen, egal was ich versuche.
Es wäre allgemein vielleicht ganz sinnvoll, dir mal ein paar Zettel mit dem kleinen Wörtchen "noch" aufzuhängen. Du kannst es noch nicht abstellen. Denn eigentlich lässt sich sowas lernen und dann geht das sehr wohl.

Ich kann dir an der Stelle auch Headspace empfehlen. Das ist eine Meditationsapp, bei der man auch ganz gute Strategien vermittelt bekommt. Wie beruhige ich mich bei Angst? Wie bin ich mir selbst wertschätzender gegenüber? Wie komme ich runter, wenn ich Stress habe? und sowas. Gibt sicher auch andere Apps oder Websites, die solche Strategien anbieten, das soll jetzt keine Werbung sein, ist nur das, was ich momentan nutze. Und mit entsprechenden Strategien kriegt man auch so Kopfsachen in den Griff.

Edit: Leidenschaft ist übrigens auch etwas, das einen aus Tiefs rausholen kann...hast du was in die Richtung? Irgendwas, wofür du brennst?
 
B
Benutzer184846  Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #8
Ist das dein Ernst? Was soll ich denn dann sagen?
Wieso sollte das nicht mein Ernst sein? Es ist ja nicht so, als wäre das völlig aus der Luft gegriffen.
Dir fehlt es ja ganz offensichtlich, dir etwas aufgebaut zu haben, und das kann man natürlich auch ortsunabhängig, aber es ist definitiv leichter, wenn man dabei am selben Ort bleibt. Gerade mit dem Hintergedanken "ich bin ja eh bald wieder weg" versaut man sich meiner Erfahrung nach doch auch unbewusst so einige Chancen, unabhängig von allen anderen Dingen mit denen man gerade vielleicht noch so kämpft. Ich will dir damit deine Arbeit jetzt nicht schlechtreden, aber im Hinterkopf behalten solltest du den Punkt schon.
Was zum großen Teil einfach daran liegt, dass ich mein Leben nicht für zwei Jahre oder mehr planen kann, wenn meine Arbeitsverträge jedes Mal für diese Dauer befristet sind. Ich wohne seit vier Jahren ununterbrochen in jeder Stadt zur Untermiete, ohne eigene Möbel, damit ich bei Bedarf schnell meine sieben Sachen packen und abziehen kann. Aber das ist nicht meine alleinige Entscheidung, sondern meinen befristeten Arbeitsverhältnissen geschuldet.
Ich kann dir an der Stelle auch Headspace empfehlen. Das ist eine Meditationsapp, bei der man auch ganz gute Strategien vermittelt bekommt. Wie beruhige ich mich bei Angst? Wie bin ich mir selbst wertschätzender gegenüber? Wie komme ich runter, wenn ich Stress habe? und sowas. Gibt sicher auch andere Apps oder Websites, die solche Strategien anbieten, das soll jetzt keine Werbung sein, ist nur das, was ich momentan nutze. Und mit entsprechenden Strategien kriegt man auch so Kopfsachen in den Griff.
Ich kenne die App, hatte sie auch lange Zeit bei mir installiert, aber aus welchen Gründen auch immer nie genutzt. Vielleicht schau ich mal rein, danke für die Erinnerung.
Edit: Leidenschaft ist übrigens auch etwas, das einen aus Tiefs rausholen kann...hast du was in die Richtung? Irgendwas, wofür du brennst?
Ich habe Hobbies, aber keine Leidenschaften. Literatur (lesen/schreiben) und Musik (hören/machen) sind zwei Anker in meinem Leben. Klar würde ich gerne wieder in einer Band spielen und irgendwo auftreten, der letzte Auftritt war 2015. Ich suche seit beinahe fünf Jahre ununterbrochen nach Leuten zum Musik machen, war auf Open Stages, habe mich mit Leuten auf Facebook verabredet und danach in Bars getroffen, war zum Vorspielen bei vielen vielen Bands, habe Angebote abgesagt weil es menschlich/musikalisch nicht passte, habe selber Absagen erhalten etc. etc. Durch Corona ist das Ganze seit einem Jahr sowieso auf Eis gelegt, aber allein die Suche hat mich so frustriert, dass ich jetzt nur noch für mich allein musiziere. Wenn ich zufällig was finden sollte, okay, wenn nicht dann halt nicht.
 
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