B
Benutzer184846
Sorgt für Gesprächsstoff
- #1
Hallo, ich bin mir nicht ganz sicher weshalb, aber ich habe derzeit das dringende Bedürfnis mich und meine Situation zu schildern und hoffe auf ein paar offene Ohren/Augen. Ich finde es schwierig, dem Ganzen Kohärenz zu verleihen, gebe mir aber Mühe.
Ich bin 31, seit drei Jahren berufstätig und in meinem zweiten Job. Ich bin in den letzten zehn Jahren neun Mal umgezogen, habe in einem halben Dutzend Städten gelebt, von der Millionenmetropole bis zur kleinbürgerlich geprägten Stadt und habe es, mit Ausnahme von 1-2 Kommilitonen, nie geschafft, neue Freundschaften zu schließen oder eine Beziehung einzugehen. Während mein Freundeskreis, den ich seit dem Kindergarten kenne und der fast immer am gleichen Ort geblieben ist, in der Zwischenzeit Familien gegründet hat, bin ich bis zum heutigen Tag partnerlos und hangele mich von Zeitvertrag zu Zeitvertrag. Einer meiner Kumpels wird demnächst zum vierten Mal Vater, ein anderer fängt an, ein Haus zu bauen, andere ziehen mit ihren Freundinnen zusammen, kriegen Gehaltserhöhungen, steigen im Beruf auf etc. Je mehr ich davon mitbekomme, desto weiter ziehe ich mich in meine Einsamkeit zurück, da ich das Glück der anderen kaum ertrage, ohne Wut zu verspüren. Ja, der Ausdruck „Comparison is the thief of joy“ ist mir bekannt. Aber ich schaue auf mein eigenen Leben und sehe nichts, auf das ich in irgendeiner Art stolz sein könnte oder von dem ich behaupten könnte, es würde mich irgendwie „antreiben“.
Ich sehe auch nicht, wofür ich noch weitere 40 Jahre ins Hamsterrad steigen soll, da ich kein Interesse an einem Singleurlaub habe oder materiell veranlagt bin und mir immer neueste Technik anschaffen müsste. In der Regel verbringe ich meine Tage arbeitend, lesend, Musik hörend/machend, (mittlerweile wieder) im Fitnessstudio oder immer häufiger schlafend und steige eigentlich fast jeden Tag mit dem Gedanken auf: „Mist, immer noch am Leben.“ Die Tage sind grau und ereignislos und jedes Mal, wenn ich meinen Kopf aus meinem Schneckenhaus stecke, werde ich an mein eigenes Versagen erinnert und ziehe mich noch weiter zurück. Bei mir ist vor einigen Jahren eine soziale Phobie diagnostiziert worden, die ich auch in einer Therapie habe behandeln lassen, die aber noch immer nicht völlig verschwunden ist. Insbesondere im Bereich der Partnerschaft kommt das zum Tragen, da ich an heftiger Übelkeit (bis hin zum Erbrechen) leide, sobald ich in die Situation geraten könnte, dass es intim wird. Insofern vermeide ich solche Situationen wissentlich, um mich selbst zu schützen. Dadurch verbringe ich immer mehr Zeit zu Hause mit meinen eigenen Gedanken, die mich auf Grund ihrer Negativität weiter in einen Abwärtsstrudel hineinziehen. Auf der Suche nach willkürlicher Bedürfnisbefriedigung habe ich in den letzten Monaten mehrere hundert Euro für Pornos ausgegeben, war (vor der Pandemie) öfters bei Prostituierten und versuche auf andere Arten, meiner Sehnsucht nach arbiträrer Intimität nachzukommen. Ausflüge alleine (ins Kino, den Park, die Kneipe, den Zoo etc.) habe ich jahrelang gemacht, aber solche Sachen haben stets nur die Oberfläche des Lebens gekratzt und fühlten sich immer „unvollständig“ an.
Das Gefühl des Versagens und des „nicht genug seins“ verfolgt mich dabei schon mein Leben lang und war insbesondere in der Schulzeit der Grund für Verstimmungen und Gefühlsausbrüche. Meine Lehrer sagten von mir dauernd ich sei „zu dumm zum Rechnen“, ich sei „einfach schlecht“, das „Sorgenkind“, ich würde mein Abitur nicht schaffen etc. Meine Eltern haben mich von Nachhilfelehrer zu Nachhilfelehrer geschickt und so mein Gefühl der Unzulänglichkeit verstärkt. Die wenigen Versuche, die ich damals hinsichtlich einer Partnerschaft unternommen habe, wurden allesamt zurückgewiesen; ich wurde versetzt, vertröstet, ausgelacht und hatte mein Leben lang nie wirklich das Gefühl, auf irgendeine Art sexuell begehrenswert zu sein, sondern hatte immer das Image des „netten Jungen“, für den sich Frauen aber nie interessierten (oder wenn, dann nur als Kumpel). Flirten habe ich nie gelernt, geküsst habe ich in meinem Leben zwei Personen, das letzte Mal im Jahr 2013, bei einem Ausflug abends allein in die Disco (die Umstände, wie dieses und das erste Mal herbeigeführt wurden, würden hier den Rahmen sprengen). Je älter ich werde, desto schwieriger wird es, Erfahrungen zu sammeln und den anderen nicht zu verschrecken. Ich bin eigentlich der Meinung, dass der Zug schon abgefahren ist mit 31.
Ich bin mir aber nicht einmal sicher, ob eine Partnerschaft tatsächlich etwas an meinem Zustand ändern würde, der glaube ich viel tiefer verwurzelt ist, als dass eine Beziehung dafür die Lösung sein könnte. Ich besitze kein Selbstvertrauen und -bewusstsein, bin gefangen in negativen Gedanken, die ich stets aufbausche, wenn etwas schiefläuft, bin unsicher und schüchtern, fühle mich unmännlich und unzulänglich, werde von meinen bisherigen Erfahrungen daran gehindert, positive Gefühle zu entwickeln und sehe nicht ganz, wohin das alles (sprich: das Leben) läuft. Mit meinen Freunden habe ich darüber bislang noch nicht gesprochen, ich wüsste auch gar nicht, wie die mir helfen könnten. Die psychotherapeutischen Anlaufstellen sind derzeit überlaufen von Leuten mit „Corona-Depression“ und in meiner Stadt gibt es nur eine handvoll Ärzte, die ich in meinem Fall kontaktieren könnte und die lange, lange Wartelisten haben.
Danke für’s Lesen, vielleicht hat es ja jemand bis hier geschafft.
Ich bin 31, seit drei Jahren berufstätig und in meinem zweiten Job. Ich bin in den letzten zehn Jahren neun Mal umgezogen, habe in einem halben Dutzend Städten gelebt, von der Millionenmetropole bis zur kleinbürgerlich geprägten Stadt und habe es, mit Ausnahme von 1-2 Kommilitonen, nie geschafft, neue Freundschaften zu schließen oder eine Beziehung einzugehen. Während mein Freundeskreis, den ich seit dem Kindergarten kenne und der fast immer am gleichen Ort geblieben ist, in der Zwischenzeit Familien gegründet hat, bin ich bis zum heutigen Tag partnerlos und hangele mich von Zeitvertrag zu Zeitvertrag. Einer meiner Kumpels wird demnächst zum vierten Mal Vater, ein anderer fängt an, ein Haus zu bauen, andere ziehen mit ihren Freundinnen zusammen, kriegen Gehaltserhöhungen, steigen im Beruf auf etc. Je mehr ich davon mitbekomme, desto weiter ziehe ich mich in meine Einsamkeit zurück, da ich das Glück der anderen kaum ertrage, ohne Wut zu verspüren. Ja, der Ausdruck „Comparison is the thief of joy“ ist mir bekannt. Aber ich schaue auf mein eigenen Leben und sehe nichts, auf das ich in irgendeiner Art stolz sein könnte oder von dem ich behaupten könnte, es würde mich irgendwie „antreiben“.
Ich sehe auch nicht, wofür ich noch weitere 40 Jahre ins Hamsterrad steigen soll, da ich kein Interesse an einem Singleurlaub habe oder materiell veranlagt bin und mir immer neueste Technik anschaffen müsste. In der Regel verbringe ich meine Tage arbeitend, lesend, Musik hörend/machend, (mittlerweile wieder) im Fitnessstudio oder immer häufiger schlafend und steige eigentlich fast jeden Tag mit dem Gedanken auf: „Mist, immer noch am Leben.“ Die Tage sind grau und ereignislos und jedes Mal, wenn ich meinen Kopf aus meinem Schneckenhaus stecke, werde ich an mein eigenes Versagen erinnert und ziehe mich noch weiter zurück. Bei mir ist vor einigen Jahren eine soziale Phobie diagnostiziert worden, die ich auch in einer Therapie habe behandeln lassen, die aber noch immer nicht völlig verschwunden ist. Insbesondere im Bereich der Partnerschaft kommt das zum Tragen, da ich an heftiger Übelkeit (bis hin zum Erbrechen) leide, sobald ich in die Situation geraten könnte, dass es intim wird. Insofern vermeide ich solche Situationen wissentlich, um mich selbst zu schützen. Dadurch verbringe ich immer mehr Zeit zu Hause mit meinen eigenen Gedanken, die mich auf Grund ihrer Negativität weiter in einen Abwärtsstrudel hineinziehen. Auf der Suche nach willkürlicher Bedürfnisbefriedigung habe ich in den letzten Monaten mehrere hundert Euro für Pornos ausgegeben, war (vor der Pandemie) öfters bei Prostituierten und versuche auf andere Arten, meiner Sehnsucht nach arbiträrer Intimität nachzukommen. Ausflüge alleine (ins Kino, den Park, die Kneipe, den Zoo etc.) habe ich jahrelang gemacht, aber solche Sachen haben stets nur die Oberfläche des Lebens gekratzt und fühlten sich immer „unvollständig“ an.
Das Gefühl des Versagens und des „nicht genug seins“ verfolgt mich dabei schon mein Leben lang und war insbesondere in der Schulzeit der Grund für Verstimmungen und Gefühlsausbrüche. Meine Lehrer sagten von mir dauernd ich sei „zu dumm zum Rechnen“, ich sei „einfach schlecht“, das „Sorgenkind“, ich würde mein Abitur nicht schaffen etc. Meine Eltern haben mich von Nachhilfelehrer zu Nachhilfelehrer geschickt und so mein Gefühl der Unzulänglichkeit verstärkt. Die wenigen Versuche, die ich damals hinsichtlich einer Partnerschaft unternommen habe, wurden allesamt zurückgewiesen; ich wurde versetzt, vertröstet, ausgelacht und hatte mein Leben lang nie wirklich das Gefühl, auf irgendeine Art sexuell begehrenswert zu sein, sondern hatte immer das Image des „netten Jungen“, für den sich Frauen aber nie interessierten (oder wenn, dann nur als Kumpel). Flirten habe ich nie gelernt, geküsst habe ich in meinem Leben zwei Personen, das letzte Mal im Jahr 2013, bei einem Ausflug abends allein in die Disco (die Umstände, wie dieses und das erste Mal herbeigeführt wurden, würden hier den Rahmen sprengen). Je älter ich werde, desto schwieriger wird es, Erfahrungen zu sammeln und den anderen nicht zu verschrecken. Ich bin eigentlich der Meinung, dass der Zug schon abgefahren ist mit 31.
Ich bin mir aber nicht einmal sicher, ob eine Partnerschaft tatsächlich etwas an meinem Zustand ändern würde, der glaube ich viel tiefer verwurzelt ist, als dass eine Beziehung dafür die Lösung sein könnte. Ich besitze kein Selbstvertrauen und -bewusstsein, bin gefangen in negativen Gedanken, die ich stets aufbausche, wenn etwas schiefläuft, bin unsicher und schüchtern, fühle mich unmännlich und unzulänglich, werde von meinen bisherigen Erfahrungen daran gehindert, positive Gefühle zu entwickeln und sehe nicht ganz, wohin das alles (sprich: das Leben) läuft. Mit meinen Freunden habe ich darüber bislang noch nicht gesprochen, ich wüsste auch gar nicht, wie die mir helfen könnten. Die psychotherapeutischen Anlaufstellen sind derzeit überlaufen von Leuten mit „Corona-Depression“ und in meiner Stadt gibt es nur eine handvoll Ärzte, die ich in meinem Fall kontaktieren könnte und die lange, lange Wartelisten haben.
Danke für’s Lesen, vielleicht hat es ja jemand bis hier geschafft.