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Die Kunst loszulassen - oder zu kämpfen?

S
Benutzer112216  (36) Verbringt hier viel Zeit
  • #1
Hallo zusammen,
da ich hier bisher eigentlich nur gelesen habe und das hier mehr oder weniger mein "erstes Mal" wird - ein wenig zu mir vorab. Ich heiße Patrick, bin 24 Jahre alt und wohne zur Zeit in der Schwabenmetropole. Arbeite momentan noch bei einer ortsansässigen Werbeagentur, werde mich nächstes Jahr mit einem Kollegen selbstständig machen.

Meine (Ex-)Freundin (23) habe ich vor 3 Jahren in der Berufsschule kennengelernt - sie machte die gleiche Ausbildung wie ich. Dauerte nicht lange, und ich war Stammgast bei ihr. (Habe zu der Zeit noch nicht hier gewohnt, 50km weg) Parties mit ihren Bekannten/unseren Klassenkameraden und bereits nach wenigen Wochen schon mehrere Abende in der Woche alleine. Jeder um uns herum wusste, dass da was geht - nur wir nicht. Naja, nach insgesamt 3 Monaten wars dann soweit, bis vor 2 Wochen waren wir dann nen bissel mehr als 2 Jahre zusammen.

Habe in der letzten Zeit sehr intensive Gespräche mit meinen Eltern und einigen Freunden und Bekannten geführt, Dinge niedergeschrieben, gelesen - einfach um das, was in mir vorging/vorgeht irgendwie loszuwerden. Habe viel mit Bekannten und Freunden unternommen, mich meiner kleinen Firma gewidmet und kann zum heutigen Zeitpunkt sagen, dass ich schon etwas weiter bin, was die Sichtweise anbelangt.

Nun, worum gehts eigentlich? Sie und ich waren teilweise wie Feuer und Wasser, teilweise das krasse Gegenteil. Weder sie noch ich hatten davor jemanden getroffen, dem man in so kurzer Zeit soviel vertraut und intimes erzählt hat. Wir hatten/oder haben unsere verschiedenen Interessen (Musik, Beruf - sie macht mittlerweile was anderes -, Freundeskreise) und unsere engen Schnittstellen (Vorstellung vom Leben, Zukunft, soziale/polit. Sichtweisen, Filme etc.).

Bei ihr war in der Vergangenheit einiges los, u.a. wurde sie mit 15 vergewaltigt, kommt aus nem total zerrütteten Elternhaus und war bisher eigentlich immer permanent von Leuten (Internatskind) umgeben, was sich vor 3 Jahren, als sie alleine nach Stuttgart zog, veränderte. Sie hatte bisher enorme Komplexe (Körper), konnte aufgrund ihres Elternhauses Streitereien nicht einordnen und hat bis heute sehr schlimme Verlustängste.

Ich bin eigentlich in einem geordneten Elternhaus aufgewachsen, habe meine gesamte Verwandschaft in unmittelbarer Nähe, wusste mit 16 schon, was ich beruflich machen will und auch so kann ich von mir sagen, dass ich relativ fest im Leben stehe.

Eigentlich ne Kombination, die sich ergänzt hat - bis heute. Ich habe durch sie eine andere Sichtweise auf gewisse Dinge erhalten, gelernt, Dinge zu schätzen und war inspiriert. Sie hat in mir den Halt, die Sicherheit und die starke Schulter gefunden. Zumindest schätze ich das so ein.

Sie war vor ca. einem halben Jahr schonmal in einer Phase, in der sie "sich nicht mehr sicher sei, was sie gerade will" - was zu einer 2wöchigen Pause führte, die sie selbst wieder beendete, da sie "eigentlich sofort merkte, dass sie das nicht will, dass sie mich will, dass sie mal raus musste". Nicht weiter schlimm, habe das damals sogar gut verstanden und konnte mich in der Zeit neu orientieren, mir Gedanken machen, liegengebliebene Dinge erledigen.

Nun, die Phase haben wir jetzt wieder - nur etwas intensiviert. Sie hat aufgrund ihrer neuen Ausbildung neue Leute kennengelernt, die sehr gut (menschlich) zu ihr passen. Seit Anfang September erzählt sie mir immer voller Stolz, wie toll die Schule und die Leute sind - und ich habe mich immer für sie gefreut. Nicht nur äußerlich, auch innerlich. Es kam vor ein paar Wochen eine Zeit, in der ich das erste mal, seit wir uns kennen, "ins Wanken" geraten bin - kurz vor nem Kollaps, wegen zuviel Arbeit. Dies hat sich, im Nachhinein betrachtet, sehr mit ihrem Bestreben, sich den neuen Bekanntenkreis aufzubauen, gebissen.

Vor 10 Tagen war sie abends bei mir, schöner Abend, am nächsten Nachmittag wollten wir eigentlich noch wo anders hin, doch sie wollte lieber wieder (wie so oft) mit ihren Leuten machen. Eigentlich kein Problem, auch wenn ichs schade fand, da man sich 2-3 Wochen relativ selten gesehen hat. Sie selbst wollte es wieder intensivieren, weil sie selbst merkte, dass wir wieder etwas mehr Zeit bräuchten. An dem Abend war es dann auch, nach ner Diskussion, dass sie mit ner Panikattacke und Tränen wieder formulierte, dass sie nicht wüsse, was gerade los ist. Dass sie nichtmal sagen kann, was los ist und was sie will. Da ich in dem Moment logischerweise nen DejaVue geschoben habe, bin ich zwar drauf eingegangen und wollte wissen, was los ist - habe aber festgestellt, dass ich in der Zwischenzeit gereift bin. Sofort sagte mir eine Stimme "Alter pass auf, das Ding geht schon wieder los". In der Folgenacht rief sie mich nachts an, ich solle sofort kommen, sie hat ne Attacke und lala. Habe ich dann auch getan, jedoch bin ich am nächsten Morgen direkt wieder abgehauen. Musste klarkommen, Gedanken fassen. Sie hat sich sehr ausführlich bedankt. Seitdem waren 10 Tage Ruhe.

Nach ner Woche voller Unternehmungen und Gedankenkreisen habe ich mich entschlossen, nen langen Brief zu schreiben - kein typischer "Will dich wieder"-Brief, sondern eher bis aufs letzte ausformuliert, was in mir vorgeht. Keine Reaktion darauf. Gestern dann habe ich sie angeschrieben, dass ich das Verhalten wohl als "Hol deine Sachen" zu deuten habe. Von ihr kam nur ein sehr verhaltenes, verstörendes, "erm ja... vllt die nächsten Tage".

So here we are - heute oder morgen geh ich mal vorbei und versuche, klar Schiff zu machen. Für mich vor allem. Denn so ne Situation frisst einen eher auf, als das sie was gutes bewirkt. Zumindest empfinde ich gerade so.

Das Einzige, was mich gerade noch aufwühlt, ist ihr Verhalten. Vor 2 Wochen krieg ich Kuscheleinheiten, Sex und die Liebe geschworen und bin der Einzige, an den sie denkt, wenns ihr schlecht Geht. Auf der anderen Seite wieder dieses Ding mit dem Nichtwissen, was sie will. Bin mittlerweile durch die Gespräche und dem Reflektieren des Gewesenen irgendwie auf nem Standpunkt, wo ich mir sage - wenn da noch was geht, dann von ihr.

Und dann die Frage, die ich mir selbst stelle. Lernen loszulassen, auch wenn man noch etwas sagen will, etwas hören will, die Geschichte eigentlich so ihr Ende nicht nehmen sollte? Oder lernen damit umzugehen, die Chance zu suchen und kämpfen?

Ich bin einfach gespannt auf die Sichtweise und Erfahrungen/Kommentare von Außenstehenden :smile:

Gruß,
Patrick
 
C
Benutzer100759  Beiträge füllen Bücher
  • #2
Hi Pat,

erstmal Glückwunsch zu deiner Reife und Gefaßtheit, du kommst ja ziemlich abgeklärt und stabil rüber.

Paar Gedanken von mir dazu:

Nach ner Woche voller Unternehmungen und Gedankenkreisen habe ich mich entschlossen, nen langen Brief zu schreiben - kein typischer "Will dich wieder"-Brief, sondern eher bis aufs letzte ausformuliert, was in mir vorgeht. Keine Reaktion darauf.

Das war falsch.
Was will man schon auf einen bis ins letzte ausformulierten Brief antworten, wenn man selber total aufgewühlt ist?
Emotional geladene Briefe sind in vielen Situationen total falsch, denn sie lassen dem Gegenüber einen Berg an unwidersprochenen und auch nicht beeinspruchbaren Dingen auf den Schädel krachen.
Daß da keine Reaktion drauf erfolgt, ist für Dich unschön, aber logisch.
Ich denke, das solltest du als Lektion mitnehmen: Tiefschürfende Dinge klärt man nicht am Telefon, nicht per Brief, nicht per Chat, nicht per SMS. Sondern im Gespräch. Die anderen Kommunikationsformen filtern einfach zu viel Signal raus.


Lernen loszulassen, auch wenn man noch etwas sagen will, etwas hören will, die Geschichte eigentlich so ihr Ende nicht nehmen sollte?

Ach, man will immer "noch etwas sagen" und "noch etwas hören", ein scharfer, klarer Schnitt ist meist das Beste, wenn die Entscheidung mal gefallen ist.

Sofort sagte mir eine Stimme "Alter pass auf, das Ding geht schon wieder los"

Das war so für mich beim Durchlesen der zentrale Satz.
Laß Dir den nochmal durch den Kopf gehen, was der für Dich so emotional bedeutet.

Bei ihr war in der Vergangenheit einiges los, u.a. wurde sie mit 15 vergewaltigt, kommt aus nem total zerrütteten Elternhaus und war bisher eigentlich immer permanent von Leuten (Internatskind) umgeben, was sich vor 3 Jahren, als sie alleine nach Stuttgart zog, veränderte. Sie hatte bisher enorme Komplexe (Körper), konnte aufgrund ihres Elternhauses Streitereien nicht einordnen und hat bis heute sehr schlimme Verlustängste.

Wurde sie therapiert?

Nun, worum gehts eigentlich? Sie und ich waren teilweise wie Feuer und Wasser, teilweise das krasse Gegenteil

Auch wenn der Volksmund behauptet, daß sich Gegensätze anziehen, ist die Wahrheit aber doch, daß die Schnittmengen überwiegen müssen.
Also würde ich mir mal überlegen, wie viele Gemeinsamkeiten da wie vielen krassen Unterschieden gegenüberstehen, wie viel ihr überhaupt gemeinsam tun, und fühlen könnt.

Bin mittlerweile durch die Gespräche und dem Reflektieren des Gewesenen irgendwie auf nem Standpunkt, wo ich mir sage - wenn da noch was geht, dann von ihr.

Ich persönlich würde dieses Wechselbad irgendwann nicht mehr mitmachen. Wäre mir mit der Zeit zu anstrengend - da müßten schon gewisse Vorbedingungen gegeben sein, um mich zum Bleiben und Kämpfen zu animieren.
Ob dieses "irgendwann" bei Dir schon erreicht ist, mußt Du innerlich spüren.
 
D
Benutzer98836  (41) Verbringt hier viel Zeit
  • #3
Hallo,

deine Geschichte kommt mir aus vielem, was auch ich persönlich bisher beobachtet und gelesen habe, bekannt vor. Vor allem deine Beschreibung ihrer Kindheit und das dadurch verursachte emotionale Chaos in ihr lassen fast keine andere Entwicklung Eurer Beziehung zu als sie sich nun tatsächlich ereignet.

Es ist in solchen Situation leider auch fast ausgeschlossen, an diesem Auf und Ab, dieser teilweisen Ambivalenz ihrer Gefühle dir gegenüber, ihrer wankelmütigen und instabilen Emotionslage etwas zu verändern, so dass sich deine Frage nach "Loslassen oder Kampf" allein dadurch beantwortet. WÜRDE es weitergehen - wonach es von ihrer Seite aktuell jedoch nicht aussieht - , würden solche Situationen defintiv erneut auftreten - du siehst ja, dass es bereits 1-2 Mal geschehen ist und sich nun noch vielfach intensiviert wiederholt.

Viele solcher Konstellationen kollabieren am Ende dann tatsächlich unwiderruflich, weil der wankelmütige Part sich trotz vorheriger Liebesbekundungen ("die letzte Verschmelzungsphase") innerlich doch schon sehr weit gelöst hat. Für dich als Partner natürlich schwer nachvollziehbar, da ihr äußerlich sichtbares Verhalten der letzten Zeit diesem abrupten Sinneswandel und dieser plötzlichen Gleichgültigkeit absolut widerspricht. Grund hierfür findest du wahrscheinlich in ihrer Lebensgeschichte, die ein kohärentes und stabiles Selbst - und damit auch die Fähigkeit, lange stabile und vorhersagbare Beziehungen zu führen - sehr erschweren und dich damit unvorhergesehenerweise vom Himmel in die "Hölle" werfen können.

Da dies so tief in ihr verankert ist, wirst du es - wie du selbst ahnst und feststellst - durch allen Kampf dieser Welt nicht verändern oder beheben können. Sie weiß, was du für sie warst und bist (ein Fels, die Sicherheit, die sie so sehr braucht, weil sie ihr selbst fehlt) - so wirst du ihr im "Kampf" auch nicht wirklich etwas Neues von dir zeigen können. Wenn sie sich von dir nun derart weit distanziert hat, dass sie auf deine Kontaktversuche nicht mehr reagiert und damit einverstanden ist, dass du deine Sachen abholst, sind ihr deine zuvor so geschätzen Attribute derzeit offenbar wenig wert - vom Gegenteil wirst du sie nicht argumentativ überzeugen können, da sie dich von innen heraus vermissen muss, um ihren eventuellen "Fehler" einzusehen. Daher wird dir nichts anderes bleiben als den Abschied nun definitiv durchzuziehen.

Dass die Sache bei Euch im Nachhinein dann vollkommen abgeschlossen sein wird, glaube ich persönlich zwar weniger, da die von dir beschriebenen starken Verlustängste deiner Freundin in diesem Moment heftig aktiviert werden, um dich zu ihr zurückzureißen. Dennoch gilt für DICH ausschließlich, DAS zu tun, was DIR auf lange Sich gut tut und nicht wieder nur eine weitere Runde in der emotionalen Achterbahn bedeutet. In einer Beziehung, in der sich der eine wiederholt derart zurückzieht, wird vermutlich niemals eine Kontinuität gewährleisten, die Sicherheit und Zukunftsperspektiven mit sich bringt. Wer den "Ritt auf dem Orkan" bevorzugt, ist in einer solchen Konstellation sicher gut aufgehoben - wer eine stabile, verlässliche Bindung sucht, wohl eher weniger.

Natürlich gibt es all die Vorzüge wie "interessante Sichtweisen", "Inspiration" oder "die Fähigkeit emotional zu fesseln und dir all das zu geben, was du dir schon immer gewünscht hast" - doch wie du selbst feststellst, eben nur zeitlich begrenzt und im Wechsel mit Unsicherheit, Distanzierung, Beziehungsabbruch. Auf Dauer wird es dich zermürben und ich bin mir sicher, dass du es schon längst begonnen hat. Ich persönlich kann aus Erfahrung nur sagen, dass sich solche Muster niemals ändern werden und man sich einzig und allein die Grundfrage stellen soll: "Will ich das auf Dauer?" Denn genauso wird es sein.

Ich hoffe, dass du die für dich richtige Entscheidung triffst, weiß aber auch, wie schwierig es ist sich aus einer solchen - doch sehr festen/seelenverwandten - Verbindung zu lösen. Am Ende wird es aber der einzig für dich GESUNDE Weg sein.

Viele Grüße
DreamOfTruth
 
S
Benutzer112216  (36) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #4
Erst einmal danke euch beiden für die langen, konstruktiven Beiträge.

Kurz die Frage vorab: Nein, diesbezüglich war sie nie in Therapie, aber beim heutigen Gespräch (komme gleich dazu) kam raus, dass sie sich nun wenigstens der Panikattacken halber in profesionelle Hände begeben hat.

Heute Abend wollte ichs dann wissen, Klar Schiff. Bin nach nem kurzen Anruf zu ihr, das Zeug abzuholen. Nun, wie erwartet war die Stimmung kalt, zurückhaltend, seltsam. Logisch.

Mit jeder Minute mehr dort liefs dann raus, dass doch noch ein paar Sachen gesagt wurden. Für mich war aufschlussreich mitzuerleben, wie sie sich in der Unterhaltung verhält. Am Anfang sehr teilnahmslos, ja fast schon krampfhaft kalt, später dann komplett anders. Sie betonte mehrmals, dass sie gerne viel mehr sagen würde, es aber gerade nicht kann - auch weil sie nicht weiß, wie ich drauf reagiere. Ich habe ihr dann klargemacht, dass jetzt der allerletzte Augenblick für sowas ist und dass es scheißegal ist, wie ich drauf reagieren werde, weil jetzt für mich nur noch Ehrlichkeit zählt. Naja, nachdem ich dann mir das angestaute Zeug vom Herzen geredet habe (Nein, kein pures "Will Dich"-Gerede, sondern im Nachhinein betrachtet so ne Mischung aus "Ich stehe noch, ich kann noch" und "Entscheidungen trifft jeder mit allen Konsequenzen" und "Ich werde es akzeptieren, auch wenns schwer fällt"), kam dann bei ihr auch ein wenig raus.

Sie ist mit der Situation die letzten Wochen überfordert. Dann schossen bei ihr die Tränen. Sie sei kein Eisblock, ganz im Gegenteil. Sie will auch nicht einfach so alles wegwerfen. Sie habe nur das Gefühl, dass der "Bogen" überspannt sei. Sie kann sich nicht vorstellen, ohne mich zu sein. Ich habe in der Situation dann komplett vermieden, in Phrasen zu verfallen, in der ich ihr beipflichte und sofort Lösungswege aufzeige, wie es gehen kann.

War dann doch noch recht emotional am Ende, aber war abzusehen.

Au dem Weg nach Hause kam dann ne Mischung aus großer Erleichterung und tiefem Schmerz.

Als sie mich dann vor ner Stunde nochmal anschrieb, hab ich, weil sie auch etwas mehr rauslies als zuvor, nochmals alles formuliert, was in mir war. Reinigungsprozess für mich selbst, Bedürfnis zu wissen, dass sie alles weiss, was ich denke - kanns nicht wirklich beschreiben, aber raus musste es.

Letztendlich sitze ich nun hier, wieder mal mit offenen Fragen und vor allem mit nem sehr unguten Gefühl im Bauch, dass mir sagt - irgendwie scheints nicht angekommen zu sein, was du sagen wolltest, zudem zeigt sie gerade nicht soviel Gefühl, wie du es gerne sehen würdest (obwohl objektiv Quatsch - ist ne gewisse Erwartungshaltung, die so eher nie bestätigt wird) und schau jetzt nach dir, ohne an sie zu denken.

Es ist allem in allem ne Mischung aus vielem. Erleichterung, Sehnsucht, Eigenbedürfnis, Verständnislosigkeit, Hoffnung, Selbstschutz etc.

Ich bin mit mir soweit, dass ich einschätzen kann, was aktuell kontraproduktiv wäre. Ich kann soweit beurteilen, dass sie trotz all ihrer Impulsivität und Emotionalität momentan definitiv nicht in der Lage ist, sich mit einem Neuanfang auseinanderzusetzen. Ich bin nur mit mir noch nicht so weit - aber ich glaube, das wird sich mit der Zeit von selbst ergeben.
 
C
Benutzer100759  Beiträge füllen Bücher
  • #5
Kurz die Frage vorab: Nein, diesbezüglich war sie nie in Therapie, aber beim heutigen Gespräch (komme gleich dazu) kam raus, dass sie sich nun wenigstens der Panikattacken halber in profesionelle Hände begeben hat.

Nun, vermutlich wird in den professionellen Händen eh alles hochkochen, wenn sie diese ernstnimmt, aber ohne daß diese Dinge therapeutisch aufgearbeitet werden ist keine langfristige Beziehung möglich. WZBW.

Ich bin mit mir soweit, dass ich einschätzen kann, was aktuell kontraproduktiv wäre. Ich kann soweit beurteilen, dass sie trotz all ihrer Impulsivität und Emotionalität momentan definitiv nicht in der Lage ist, sich mit einem Neuanfang auseinanderzusetzen. Ich bin nur mit mir noch nicht so weit - aber ich glaube, das wird sich mit der Zeit von selbst ergeben.

Darf ich fragen, was nun die weitere von Dir geplante Vorgehensweise deinerseits ist?

Ich meine, das war jetzt doch eine aufwühlende Situation, und wie du selbst schriebst, läßt das viele Fragen offen.
Ist das Selbstschutzbedürfnis nun größer, oder die Zuneigung?
 
S
Benutzer112216  (36) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #6
Momentan der Selbstschutz. Bzw. eigentlich ne abgewandelte Form dessen.

Vor 2 Tagen hatte ich eine Nachricht auf dem AB. Nicht von ihr. Aber von ihren Eltern. Mutter irgendwie aufgelöst, ging um ihren Vater. Krankenhaus. Ich solle ihr was ausrichten, da sie nicht ans Telefon geht.

Naja, dass mal wieder so nen kleines, feines, dreckiges Messer war, was in der Wunde gebohrt hat, ist klar. Mir gingen wieder tausend Dinge durch den Kopf. Wer nun für sie da ist, wer sie nun in den Arm nimmt, ob sie solche Dinge alleine durchsteht - zwangsweise auch Gedanken, die Richtung "Vermisst sie mich, denkt sie an mich" gingen. Nur seltsam, dass mich die Antworten nur wenig interessiert haben. Wenig in der Form, dass es mir schonmal bedeutend schlechter ging wie gerade. Hatte vor kurzem ein langes Gespräch mit meinem Dad - der sich vor 2 Jahren nach 23 Jahren Ehe von meiner Mum getrennt hat - und habe wieder einmal feststellen müssen, dass auch Aussenstehende die Situation genauso beurteilen, wie ich selbst. Und genau das ist der Punkt: Dieses paradoxe, in mir umtriebige, nervige, verletzende, aggressiv machende, mich resignieren lassende Gefühl von Verständnis. Von "Ja, ich weiß, wie es dir gerade geht, was du durchmachst, was deine Zweifel sind".

Dieses Gefühl die Sachen zu packen, sie einzuladen, Vollgas auf der Autobahn und einfach nur Weg - an einen schönen Ort, ohne Arbeit, Familie, Alltag. Nur: Vor nem halben Jahr hätte ich es noch getan. Heute nicht mehr. Ich frage mich selbst, warum. Und ich glaube, ich kann es mir beantworten.

Klar habe ich gerade das Gefühl, dass ich in ihr (aktuell) mehr sehe, als sie in mir. Für mich war/ist sie eigentlich nicht nur die "Lebensgefährtin", mit der ich schlafe, lache, Party mache, kuschele, rede und Filme schaue. Es war schon mit vielen Blicken in die Zukunft gekennzeichnet, was ich für sie fühlte/fühle. Nur so langsam aber sicher macht sich das Gefühl in mir breit, dass ich hier raus muss, dass ich weg muss, dass die klaren Gedanken, die ich gerade habe, genau die richtigen sind. Dass es richtig ist, sich abzukapseln, frei zu sein, Abstand zu gewinnen.

chelle, die Frage von dir kam gestern Abend auch von meiner Mum :smile:
Sie hat gefragt: "Würde sie nächste Woche vor dir stehen und um Verzeihung bitten - gehen wir davon aus du spürst, dass sie es ernst meint - würdest du dann den Neuanfang wollen?".

Ich hatte ne gewisse Zeit keine Antwort.

Bevor in der Richtung nochmal irgendwas laufen sollte, muss da der Grundsatz stimmen. Ich glaube einfach, dass ich mit meinen Sichtweisen schon eine Stufe "weiter" oder "höher" bin und dementsprechend auch jemanden brauche, der auf der Stufe steht. Dabei gehts nicht um Überlegenheit und Reife meinerseits, sondern eher um den starken Gegenpol, den ich brauche. In Gespräche, im Leben, jeden Tag. Weil ich ein vielschichtiger, tiefgründiger und komplexer Bengel bin wars noch nie wirklich was ernstes mit ner flachen, einfach gestrickten und "langweiligen" Frau. Denke du verstehst hier, was ich meine.

Und ich denke auch, dass hier gerade das Grundproblem herrscht. Sie befindet sich gerade in einer Phase, in der sie, warum auch immer (neue Leute, Schule, Probleme mit sich selbst/Familie), eher in die Richtung des geringsten Widerstands driftet. Keine Arbeit in die Beziehung stecken, keinen Aufwand betreiben, bloß keinen Stress verursachen. Und da ich schon immer jemand war, der sowas einordnen kann, eine gute Auseinandersetzung auch mal braucht und generell der Meinung ist, dass sowas mit dazu gehört, schrammt das derbst aneinander.

Offene Fragen habe ich nach wie vor viele. Und der Prozess der Verarbeitung, des an sich selbst zu arbeiten und dem Akzeptieren ist auch noch lange nicht durch - aber dazugelernt habe ich auf alle Fälle.

Wenn ich dich fragen würde, chelle. (Und das tue ich :smile: )
Denke, du würdest eher in die Richtung tendieren - loslassen, neu orientieren, Erinnerungen mitnehmen. Oder nicht?
 
C
Benutzer100759  Beiträge füllen Bücher
  • #7
Denke, du würdest eher in die Richtung tendieren - loslassen, neu orientieren, Erinnerungen mitnehmen. Oder nicht?

Ich finde sowas hammerschwer zu sagen, zu versuchen das zu beantworten, ohne das auf die eigene Beziehung zu projizieren, und ohne verurteilend zu klingen.

Ich persönlich würde meinen Freund, hätte er diese Vorgeschichte, und würde er nun dieses (für Leute mit dieser Vorgeschichte typische) Verhalten zeigen, an der Hand nehmen und ihm zu verstehen geben: Daß er jetzt die Chance habe, sich für diese Beziehung zu entscheiden. Ohne Ausflüchte. Das bedeutete dann auch, die Vorgeschichte professionell aufzuarbeiten - mit Blut, Schweiß, und Tränen. Und nicht wegzurennen, auch wenn es uns beiden weh täte. Würde er diese Chance wahrnehmen, würde ich unverbrüchlich zu ihm stehen. Auch wenn es 10 Jahre brauchte.

Je nun, da kommt allerdings dieses schreckliche aber:
Fühlst Du noch so?
Fühlst Du noch die Stärke, die Bereitschaft, zu ihr zu stehen? 2, 3 Jahre Ups and Downs durchzumachen an ihrer Seite, ihr eine Stütze zu sein, auch wenn es dir wehtut?
Fühlst Du noch die erschreckende Zuneigung, die für so etwas nötig ist?

. Und da ich schon immer jemand war, der sowas einordnen kann, eine gute Auseinandersetzung auch mal braucht und generell der Meinung ist, dass sowas mit dazu gehört, schrammt das derbst aneinander.

Solche Dinge lassen sich überbrücken, aber es braucht Energie und Motivation. Es ist möglich, auszuhalten, daß sie Dir eine Zeitlang nicht die Partnerin sein kann, die Dir Contra gibt, mit Dir Stirn an Stirn streitet, daß sie nun einmal schwach ist, selbst Hilfe braucht.
Es ist an der Zeit, für Dich zu entscheiden, ob Du diese Motivation, diese Energie noch hast.
 
S
Benutzer112216  (36) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #8
Ich persönlich würde meinen Freund, hätte er diese Vorgeschichte, und würde er nun dieses (für Leute mit dieser Vorgeschichte typische) Verhalten zeigen, an der Hand nehmen und ihm zu verstehen geben: Daß er jetzt die Chance habe, sich für diese Beziehung zu entscheiden. Ohne Ausflüchte. Das bedeutete dann auch, die Vorgeschichte professionell aufzuarbeiten - mit Blut, Schweiß, und Tränen. Und nicht wegzurennen, auch wenn es uns beiden weh täte. Würde er diese Chance wahrnehmen, würde ich unverbrüchlich zu ihm stehen. Auch wenn es 10 Jahre brauchte.

Genau das ist ein großer Teil, der noch in mir schlummert. Nur die Frage ist für mich ja hier: Wenn sie sich momentan von sich aus dagegen entscheidet, ist es dann der richtige Weg, ihr hier "auf die Sprünge" zu helfen? Oder ist es nachhaltig gesehen nicht besser, sie selbst die Entscheidung treffen zu lassen - ohne "Hilfe"?

Je nun, da kommt allerdings dieses schreckliche aber:
Fühlst Du noch so?
Fühlst Du noch die Stärke, die Bereitschaft, zu ihr zu stehen? 2, 3 Jahre Ups and Downs durchzumachen an ihrer Seite, ihr eine Stütze zu sein, auch wenn es dir wehtut?
Fühlst Du noch die erschreckende Zuneigung, die für so etwas nötig ist?

Ich fühle diese Bereitschaft, ja. Vor allem weil ich wie gesagt diese Gefühle in mir trage, sie zu verstehen. Habe momentan nur das Empfinden, dass sie es momentan irgendwie nicht annehmen kann oder will. Ein guter Freund, der sie auch kennt, brachte mich auf einen anderen Gedankenansatz: Was, wenn sie erkannt hat, dass sie es jetzt auch alleine packt? Dass sie sich 2 Jahre lang "aufbauen" lies, die starke Stütze genoss und nun gefestigt wieder alleine unterwegs ist?

Starkes Stück, ich weiß. Aber interessant. Da ich sie besser kenne, als jeder andere, schätze ich sie so absolut nicht ein. Vor allem auch, weil vor meiner Zeit, während meiner Zeit und auch aktuell die Probleme hier und da einfach nicht abreißen.

Solche Dinge lassen sich überbrücken, aber es braucht Energie und Motivation. Es ist möglich, auszuhalten, daß sie Dir eine Zeitlang nicht die Partnerin sein kann, die Dir Contra gibt, mit Dir Stirn an Stirn streitet, daß sie nun einmal schwach ist, selbst Hilfe braucht.
Es ist an der Zeit, für Dich zu entscheiden, ob Du diese Motivation, diese Energie noch hast.

Narf, der Kandidat hat 100 Punkte. Dass ist genau die Frage, mit der sich mein Herz permanent beschäftigt. Teilfrage ist hiervon, wie weit ich noch "in Vorleistung" gehen wollen würde, um ihr zu zeigen, wie es funktionieren kann. Und ob das zu einem gewissen Zeitpunkt von ihr wieder zurückkommt. Sicher, mann kann dieses Geben/Nehmen-Prinzip nicht ständig in die Goldwaage werfen. Aber wenns stark auf einer Seite runterbaumelt, kommt man ins Grübeln.
 
C
Benutzer100759  Beiträge füllen Bücher
  • #9
Ein guter Freund, der sie auch kennt, brachte mich auf einen anderen Gedankenansatz: Was, wenn sie erkannt hat, dass sie es jetzt auch alleine packt? Dass sie sich 2 Jahre lang "aufbauen" lies, die starke Stütze genoss und nun gefestigt wieder alleine unterwegs ist?

Ich hasse Laiendiadgnostik wie die Pest, wie die Pest!, aber ich wage zu mutmaßen, daß dem nicht so ist.
Drum auch meine sofortige Frage ob das bei ihr therapiert wurde.
Sie verhält sich wie ein Lehrbuchbeispiel. Sowie es zu "behaglich", zu "vertraut" wird, sowie sie sich zu sehr fallenzulassen droht, flüchtet sie. Das ist der traumainduzierte Masochismus, keine Festigung.

Das macht es ja so grauslich.

Vor allem auch, weil vor meiner Zeit, während meiner Zeit und auch aktuell die Probleme hier und da einfach nicht abreißen.

Korrekt.

Wenn sie sich momentan von sich aus dagegen entscheidet, ist es dann der richtige Weg, ihr hier "auf die Sprünge" zu helfen? Oder ist es nachhaltig gesehen nicht besser, sie selbst die Entscheidung treffen zu lassen - ohne "Hilfe"?

Nun, das Gespräch müßte natürlich entsprechend aufgezogen werden.
Also wie eine emotionale Dampframme.

Abstrahier mal:
Was würdest Du tun, wenn sie drogensüchtig wäre?
Na also ich würde meinen Freund in den Entzug zerren, und, um den Hohler zu zitieren, sigiz gfesslat und chettat. Aber würde ich dann nach der körperlichen Entgiftung kein Commitment verspüren für den psychotherapeutischen Teil des Entzuges - also das, wo von seiner Seite aus Arbeit zu leiten wäre - dann würde wohl der Selbstschutz greifen müssen.
Nicht früher, aber auch nicht viel später.

Teilfrage ist hiervon, wie weit ich noch "in Vorleistung" gehen wollen würde, um ihr zu zeigen, wie es funktionieren kann. Und ob das zu einem gewissen Zeitpunkt von ihr wieder zurückkommt. Sicher, mann kann dieses Geben/Nehmen-Prinzip nicht ständig in die Goldwaage werfen. Aber wenns stark auf einer Seite runterbaumelt, kommt man ins Grübeln.

Nein, bei sowas ist nicht mit quid pro quo zu kommen. Diese Schuld würde sie nie abtragen können. Das wäre grausam.
Hier muß das Nehmen aus dir selbst kommen, die Belohnung muß die Tat selbst sein.
 
S
Benutzer112216  (36) Verbringt hier viel Zeit
  • Themenstarter
  • #10
Ich hasse Laiendiadgnostik wie die Pest, wie die Pest!, aber ich wage zu mutmaßen, daß dem nicht so ist.
Drum auch meine sofortige Frage ob das bei ihr therapiert wurde.
Sie verhält sich wie ein Lehrbuchbeispiel. Sowie es zu "behaglich", zu "vertraut" wird, sowie sie sich zu sehr fallenzulassen droht, flüchtet sie. Das ist der traumainduzierte Masochismus, keine Festigung.

Das macht es ja so grauslich.

Ich sags mal so: Sie war wegen der Vergewaltigung nicht in Therapie, wegen den familiären Problemen nicht. Ich kann mich leise erinnern, dass sie sowas in der Art mal gemacht hat - wegen ihren Panikattacken früher. Sie war über 2-3 Jahre bei einer Jugendhilfe. Das war aber eher Bürokram-/Beamtenzeugs-/Einstieg-ins-Leben-Hilfe, auch wenn die Dame dort sehr nett, einfühlsam und eine gute Zuhörerin war.

Es ist einfach zum Kotzen. Wenn ich gerade drüber schreibe, kommts wieder hoch. chelle, es ist so. Sie liebt meine Familie. Einer der letzten Sätze von ihr, bevor wir uns jetzt die Tage nicht sahen, war "Grüße eine bezaubernde Familie von mir". Ich mein, what the fuck!? Sie hat tausendemale betont, wie geil sie alle findet, wie süß sie meine Großeltern findet, dass sie sowas nie hatte. Ich muss dazu sagen: Meine ehemaligen Freundinnen hatten nie nen Draht zu meiner Familie. Sie wurde nach 1-2mal vorbeischauen aufgenommen - und zwar mit allem was dazugehört. Es ist irgendwie, naja, ich weiß nicht wie mans sagen soll. Auf der einen Seite findet sie bei mir all das, was ihr jahrelang gefehlt hat. Sicherheit, Geborgenheit, Family, nen Typen, der neben Partymachen auch noch anderes kann etc. Auf der anderen Seite nimmt sie gerade reiss aus.

Daher kann ich dir da schon zusprechen. Vor allem, weil ihre Ex-Freunde alle, ausnahmslos alle, komplett anders waren als ich. Nicht alle gleich, aber anders als ich. Mit keinem war sie so lange zusammen. Wobei da der Gedanke wieder hochkommt - jetzt hat sie mal die "reifere" Variante getestet und will womöglich wieder die Sparvariante. Aber okay, das isn bissel weit :smile:

Nun, das Gespräch müßte natürlich entsprechend aufgezogen werden. Also wie eine emotionale Dampframme.

Abstrahier mal:
Was würdest Du tun, wenn sie drogensüchtig wäre?
Na also ich würde meinen Freund in den Entzug zerren, und, um den Hohler zu zitieren, sigiz gfesslat und chettat. Aber würde ich dann nach der körperlichen Entgiftung kein Commitment verspüren für den psychotherapeutischen Teil des Entzuges - also das, wo von seiner Seite aus Arbeit zu leiten wäre - dann würde wohl der Selbstschutz greifen müssen.
Nicht früher, aber auch nicht viel später.

Ich verstehe die Abstraktion, habe aber so meine Probleme, das richtig einzuprojezieren. Weil ich der Meinung bin, dass ich ihr in all den Jahren durch meine Art, mein Umfeld, die Zuneigung, den Gesprächen etc. permanent einfach nur vermittelt habe: Honey, hier bist du sicher, hier ist deine Basis. Ich kann mich gerade irgendwie nicht dazu durchrinnen, in einer solchen Phase nochmals die absolute Initiative zu ergreifen. Ich denke ich hemme mich gerade selbst, vor allem, um nicht nachher wieder im Dreck zu liegen. Wenn du ihr in die Augen schaust, die Tränen siehst und weißt, dass das Mädel vor dir gerade Dinge sagt, die sie bereuen wird oder die sie zumindest vorher nicht wirklich überdacht hat. Ich denke, davor bewahre ich mich gerade selbst.

Nichtsdestotrotz habe ich Angst. Angst davor, dass sich ihr Dickschädel durchsetzt und sie versucht, mit Hilfe neuer, oberflächlicher Bekannter irgendwas zu schaukeln. Und dass sie, selbst wenn sie es wirklich will, den Kontakt nicht mehr suchen wird. Denn ja, sie ist jemand, der das dann mit sich selbst macht und sich quält. Frei nach dem Motto: "Fuck, ich habe ihn verletzt aber ich will ihn wieder. Aber nein, ich hemme mich, kontaktiere ihn nicht, weil ich habe ihn ja verletzt." Ich kann sowas nicht nachvollziehen, beim besten Willen nicht.

Nein, bei sowas ist nicht mit quid pro quo zu kommen. Diese Schuld würde sie nie abtragen können. Das wäre grausam.
Hier muß das Nehmen aus dir selbst kommen, die Belohnung muß die Tat selbst sein.

Interessant. Das lasse ich mal durch meine Gedankenmühle :smile:
 
C
Benutzer100759  Beiträge füllen Bücher
  • #11
Auf der einen Seite findet sie bei mir all das, was ihr jahrelang gefehlt hat. Sicherheit, Geborgenheit, Family, nen Typen, der neben Partymachen auch noch anderes kann etc. Auf der anderen Seite nimmt sie gerade reiss aus.

Nicht auf der anderen Seite. Deswegen. Deswegen!
Sie kann das nicht ertragen, die Geborgenheit, Sicherheit, usw., weil sie das "nicht verdient hat".
Sie muß sich selbst quälen.


Denn ja, sie ist jemand, der das dann mit sich selbst macht und sich quält. Frei nach dem Motto: "Fuck, ich habe ihn verletzt aber ich will ihn wieder. Aber nein, ich hemme mich, kontaktiere ihn nicht, weil ich habe ihn ja verletzt." Ich kann sowas nicht nachvollziehen, beim besten Willen nicht.

Diese Selbstquälerei ist gewissermaßen nicht sie selbst, sondern ihre "Krankheit". Aber sie kann sich dem nicht entziehen.

Ich sags mal so: Sie war wegen der Vergewaltigung nicht in Therapie, wegen den familiären Problemen nicht. Ich kann mich leise erinnern, dass sie sowas in der Art mal gemacht hat - wegen ihren Panikattacken früher. Sie war über 2-3 Jahre bei einer Jugendhilfe. Das war aber eher Bürokram-/Beamtenzeugs-/Einstieg-ins-Leben-Hilfe, auch wenn die Dame dort sehr nett, einfühlsam und eine gute Zuhörerin war.

Das ist ehrenwert, aber leider auch nicht mehr. Sie braucht mehr als eine nette Zuhörerin.

Ich denke ich hemme mich gerade selbst, vor allem, um nicht nachher wieder im Dreck zu liegen. Wenn du ihr in die Augen schaust, die Tränen siehst und weißt, dass das Mädel vor dir gerade Dinge sagt, die sie bereuen wird oder die sie zumindest vorher nicht wirklich überdacht hat. Ich denke, davor bewahre ich mich gerade selbst.

Nichtsdestotrotz habe ich Angst. Angst davor, dass sich ihr Dickschädel durchsetzt und sie versucht, mit Hilfe neuer, oberflächlicher Bekannter irgendwas zu schaukeln. Und dass sie, selbst wenn sie es wirklich will, den Kontakt nicht mehr suchen wird.

Und da beginnt eben dein Selbstschutz zu greifen, und das ist vielleicht auch nicht ganz falsch.

Versteh mich richtig: Ich möchte weder in die eine noch in die andere Richtung überzeugen.
Ich glaube nur, du solltest abwägen - was Du noch für sie fühlst, wieweit Du durch ihre Krankheit durchsehen kannst und möchtest, wieviel Du noch zu geben hast, wann Dein Limit erreicht ist.
Keine der möglichen Entscheidungen ist "falsch" oder "eine Schande", aber es ist auch keine von beiden leicht.
 
S
Benutzer112216  (36) Verbringt hier viel Zeit
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  • #12
Nicht auf der anderen Seite. Deswegen. Deswegen!
Sie kann das nicht ertragen, die Geborgenheit, Sicherheit, usw., weil sie das "nicht verdient hat".
Sie muß sich selbst quälen.

Diese Selbstquälerei ist gewissermaßen nicht sie selbst, sondern ihre "Krankheit". Aber sie kann sich dem nicht entziehen.

Hmkay soweit. Was macht dich da so "sicher"? Ich meine, sie hat ihr Leben bisher mehr oder weniger geschaukelt. Ich glaube, dass sie durch mich erfahren durfte wie es ist, wenn man wirklich ne Säule hat. Und jetzt probiert sies wieder alleine.

Das heißt also, salopp formuliert - sie zieht sich selbst unbewusst von mir weg, weil sie der Meinung ist, dass sie jetzt wieder alles alleine machen muss, weil das mit mir "zu gut, zu sicher" ist? Ich kann hier irgendwie noch nicht den Zusammenhang erkennen. Finde den Grundgedanken aber hochinteressant.

Und da beginnt eben dein Selbstschutz zu greifen, und das ist vielleicht auch nicht ganz falsch.

Versteh mich richtig: Ich möchte weder in die eine noch in die andere Richtung überzeugen. Ich glaube nur, du solltest abwägen - was Du noch für sie fühlst, wieweit Du durch ihre Krankheit durchsehen kannst und möchtest, wieviel Du noch zu geben hast, wann Dein Limit erreicht ist. Keine der möglichen Entscheidungen ist "falsch" oder "eine Schande", aber es ist auch keine von beiden leicht.

Jop, genau das kreist in mir rum. Wobei da noch ne Schranke ne kleine Stufe vorher verbaut ist. Die Frage an mich selbst, ob ich, egal in welche Richtung ich gefühlsmäßig überhaupt tendiere, den Kontakt überhaupt herstellen will oder sollte. Ich meine - sicher gibts Möglichkeiten ihr nochmals zu zeigen, was ich will, was ich mir vorstelle, dass ich verstehe und verstanden habe.

Nur, bezogen auf deine Ansätze weiter oben - Thema Selbstquälerei - wie krass muss, sollte es so sein, das innerlich verankert sein, um dann mein Bestreben abzublocken? Wenn man doch vom Gegenüber alles, wirklich alles vermittelt bekommt, dass einem nicht sagt, wie minderwertig man ist.

p.s. Geiler Tag heute. Bis morgens um 07.00 hart am Feiern gewesen, bis Mittags um 16.00 gepennt und im Komazustand bei meiner Mum daheim aufgewacht. Noch kurz nen Abstecher zu meiner Oma, um sich mal wieder zu melden. Fuck it. Gibt mir ein liebevoll eingepacktes Tütchen mit selbst gebackenen Plätzchen in die Hand. "Das ist für die liebe Chrissi, sag ihr nen Gruß".

-> -__-
 
C
Benutzer100759  Beiträge füllen Bücher
  • #13
Hmkay soweit. Was macht dich da so "sicher"? Ich meine, sie hat ihr Leben bisher mehr oder weniger geschaukelt. Ich glaube, dass sie durch mich erfahren durfte wie es ist, wenn man wirklich ne Säule hat. Und jetzt probiert sies wieder alleine.

Das heißt also, salopp formuliert - sie zieht sich selbst unbewusst von mir weg, weil sie der Meinung ist, dass sie jetzt wieder alles alleine machen muss, weil das mit mir "zu gut, zu sicher" ist? Ich kann hier irgendwie noch nicht den Zusammenhang erkennen. Finde den Grundgedanken aber hochinteressant.

Also ich will ja hier keine Vorlesung halten, und wie gesagt, Laiendiagnosen sind des Teufels :zwinker:, aber es gibt halt so einfache Grundprinzipien aus der psychologischen Traumatheorie, die hier zutreffen:

Erstmal ist jede schwere Gewalttat (also auch sexuelle Gewalt) ein tiefer Einbruch in die Persönlichkeitsstruktur des Opfers. Da werden gewisse "Dinge", z.B. das fundamentale Grundvertrauen, schlagartig zertrümmert.

Und nun muß die Psyche des Opfers einen Weg finden, diesen Einbruch in die Persönlichkeit, diese Gewalt irgendwie mit sich selbst zu vereinbaren. Das ist ja ein ganz tiefschürfender Konflikt, der da gelöst werden muß.

Und da gibt es eben verschiedene "Lösungsstrategien", die die menschliche Psyche da parat hat, und die sind alle leider etwas ungustiös; und eine ganz populäre dieser un(ter)bewußten Strategien ist Autoaggression. Im Klartext: Das Opfer gibt sich selbst die Schuld an dem was es erlitten hat, redet sich ein es habe es "verdient", usw usf.,-

Dazu kommt dann dieser (aus der Innenperspektive des Opfers) logische Schluß, daß Verletzung eine logische Folge von zu viel Vertrauen ist.

Und da ist es eben dann typisch für Traumakandidaten, wenn es zu behaglich wird abzuhauen, weil sie das "nicht verdient" haben, sondern glauben, leiden zu müssen - und ebenso typisch, daß sie fliehen, wenn sie einem Menschen "zu sehr" zu vertrauen beginnen, weil ihnen ihr Unterbewußtes sagt: Achtung, Vertrauen hat Dir schon einmal Leid bereitet. Nichts wie weg!


Nur, bezogen auf deine Ansätze weiter oben - Thema Selbstquälerei - wie krass muss, sollte es so sein, das innerlich verankert sein, um dann mein Bestreben abzublocken? Wenn man doch vom Gegenüber alles, wirklich alles vermittelt bekommt, dass einem nicht sagt, wie minderwertig man ist

Es ist so krass verankert, wie das ihr angetane Leid krass ist.
 
S
Benutzer112216  (36) Verbringt hier viel Zeit
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  • #14
So wies momentan aussieht, scheint sie sich entweder komplett zu distanzieren oder die Sache ist bereits jetzt durch. Habe wie erwähnt von meiner Oma ein paar Plätzchen bekommen, die ich ihr geben sollte. Gutmütige, alte Frau eben.

Habs mir dann mal überlegt und gestern Abend ihr direkt vor die Türe gestellt, mit nem kleinen Zettel dran.

Nunja. Heute morgen dann eine sehr kühle Dankes-SMS.

Ich glaube, dass mir mittlerweile die Hände mehr als nur gebunden sind. Denn so wie sie sich verhält, hab ich nichtmal mehr die Möglichkeit, nen Draht herzustellen. Und wenn sie für sich selbst so festgefahren ist - wie soll ich da nochmals aktiv werden? Entweder mit der weichen Brechstange oder wirklich gar nichts mehr tun, bis sie irgendwann zur Erkenntnis kommt, dass das, was sie gerade macht, für sie im Endeffekt die falsche oder auch richtige Entscheidung war.

Mir scheint es momentan irgendwie so zu sein, dass sie gar nicht abschätzen kann, was hier passiert. Was die Konsequenzen von all dem sind - dass es nebst der Beziehung dann wohl auch komplett den Kontakt zwischen uns absägen wird. Bisher konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie das wirklich will. Aber ihr Verhalten zeigt mir irgendwie, dass sie es entweder ausblendet und nicht wahrhaben will oder bereits jetzt schon soweit ist, dass sie getrost auch auf mich scheissen kann. Wohlgemerkt - vor 3,5 Wochen noch die Liebe gestanden.

Ich blicks irgendwie gar nicht mehr, das entzieht sich meinem Verstand.
 
C
Benutzer100759  Beiträge füllen Bücher
  • #15
Sehr richtig:
Ich glaube, dass mir mittlerweile die Hände mehr als nur gebunden sind

Ich würde jetzt erstmal keine weiteren Schritte in ihre Richtung setzen. Schau jetzt mal auf Dich. Wenn da von ihrer Seite was kommt, kannst Du immer noch die Nerven wegschmeißen, jetzt würde ich erstmal das auf das Restleben fokussieren.


Mir scheint es momentan irgendwie so zu sein, dass sie gar nicht abschätzen kann, was hier passiert.

Vollkommen korrekt.
 
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S
Benutzer112216  (36) Verbringt hier viel Zeit
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  • #16
Heute Nacht hab ich von dem Horrorszenario geträumt. Sie kam irgendwann wieder auf mich zu. Wir plauderten. Es kam sehr schnell raus, dass sie "damals" so unsicher war, dass sie nicht wusste, was sie tun soll. Und quasi nur darauf wartete, dass ich das Heft in die Hand nehme. Mittlerweile sei es zu spät.

Aber du hast Recht. Das kann ja nicht immer so weitergehen. Dass ich der bin, der sie in unsicheren Situationen, die vor allem auch noch mich betreffen, führen muss.
 
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