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- #1
Muss mir grad einfach mal ein bisschen was von der Seele schreiben und hoffe auf Zuspruch oder Tipps
.
Mein Freund und ich haben kürzlich die etwas anstrengende letzte Phase bis zum Abgeben meiner Examensarbeit überstanden, er hat mich toll unterstützt, ich mich so lieb und manierlich wie möglich benommen und nicht gejammert, sondern immer noch ein Lächeln auf den Lippen gehabt, weil ich wusste, dass es für ihn schwer genug ist, weil er auf Arbeit halt viel Ärger hat und teilweise echt böse SChichtmodelle fährt.
Wir haben uns beide schon tierisch darauf gefreut, dass wir morgen gemeinsam für ein langes Wochenende (LARP) wegfahren. Dafür wollten wir heut noch ein paar letzte Sachen kaufen, gemeinsam ein bisschen Kostüme basteln, noch mal kochen und die Wohnung putzen und morgen halt zu einem gemeinsamen Freund (Raffael) losfahren, mit dem wir die Strecke zusammen zurücklegen. Heut morgen bei der Bank stellen wir fest, dass mein Geld noch nicht da war. Und als er es versuchen wollte, war auf einmal der Automat "wegen innerer Wartungsarbeiten am System" nicht mehr funktionierend, und der Schalter hatte noch nicht auf.
Da wurde er plötzlich extrem wütend, ich merke das immer so an seiner Art zu gucken, und meinte, wir fahren jetzt nach Hause. Meinen Plan, dann einfach im Supermarkt mit seiner Karte zu zahlen, lehnte er ab.
***
Um das, was jetzt kommt, besser zu verstehen, muss ich ein bisschen ausholen und auf die Art zu sprechen kommen, wie er wohnt bzw. wir wohnen. Ich habe noch eine eigene Wohnung, und die muss ich aus bestimmten Gründen auch noch eine Weile behalten. Er wohnt in einem Haus, in dem im Erdgeschoss die Eltern wohnen und er im ersten Stock. Es gibt keinen getrennten Eingangsbereich, man kann von oben wunderbar runter kommen und umgekehrt.
Nun ist es so, dass mein Freund dieses Haus abbezahlt. Alleine. Ursprünglich war wohl mal die Abmachung, dass er es mit seinem Vater zusammen macht, aber der ist jetzt an einer Depression erkrankt... Ich musste lange warten, bis mein Freund mir davon so ein bisschen erzählt hat. In seiner Familie ist es, anders als in meiner, überhaupt nicht üblich, über Problem zu reden. Überhaupt nicht.
Mein Freund ist übrigens gerade mal 24, und seine Eltern hatten die schöne Idee mit dem Haus, als er gerade mal zwanzig oder so war, die Ausbildung mit Bestnote abgeschlossen hatte und ein Stipendium für die Technikerschule hätte kriegen können. Aber stattdessen hat er sich von seinem Betrieb übernehmen lassen, das mörderischste Schichtmodell wegen der Zuschläge gewählt und ist jetzt auch noch in einer Schicht mit Kollegen, von denen zwei ihn mobben, weil er lange Haare hat und körperlich nicht der größte ist.
Wenn mein Freund so explosiv wirkt, wie er es bei der Bank tat, dann darf man ihn nicht anrühren, das weiß ich. Wenn man ihn dann in Ruhe lässt, kommt er nach zwei Stunden wieder aus seinem Zimmer raus und alles ist vergessen. Ich weiß nicht, warum seine Mutter das nicht weiß. Ich weiß nicht, warum sie ihn schon so lange kennt und nicht die Zeichen sieht, dass er gerade Distanz und In-Ruhe-gelassen-werden braucht. Jedenfalls stellte sie sich ihm in den Weg und fasste ihn an, als er reinkam. Wollte was mit ihm besprechen. Er sagte schon in ziemlich lautem Ton: "Lass mich in Ruhe." Ich weiß inzwischen, dass das heißt, dass er Angst davor hat, laut zu werden und zu schreien. Das passiert ihm leider manchmal, und weil das für ihn immer noch viel schlimmer ist als für mich, haben wir die Abmachung gemacht, dass er dann halt in sein Zimmer geht und der Konflikt vertagt wird.
Ich weiß nicht, warum seine Mutter ihn dann angepault hat. Das ist das beste Mittel, um ihn zur Weißglut zu bringen, und es ist ziemlich gemein, weil er wirklich immer darauf achtet, es nicht so weit kommen zu lassen, indem er sich halt zurück zieht. Aber sie ließ ihm diesen Weg nicht. Jedenfalls hat er sie dann geschubst und ist die Treppe hoch in unseren Bereich gelaufen. Und dort hat er sich dann umgedreht und seine Mutter mit aller Kraft, die er hatte, angebrüllt.
Er wäre es leid, zu arbeiten und sich kaputt zu machen und zusätzlcihe Wochenendschichten zu fahren, und trotzdem nie Geld zu haben. Er würde das Haus verkaufen. Es reichte. Er sähe nicht mehr ein, dass er sich nie etwas leisten könne und sich selbst für eine Pizza von seiner Mutter das Geld holen muss, nur damit die beiden da unten schön in einem Haus wohnen könnten statt in einer Wohnung. Und noch ein paar andere Dinge sagte er, die er wohl vorher noch nie gesagt hat. In einer ziemlichen Lautstärke. Und dann ging er in sein Zimmer und war nicht mehr ansprechbar.
***
Mittelfristig werden wir hier wohl eh fortziehen müssen. Ich bekomme keine Arbeit, die in erreichbarer Nähe vom Haus liegt. Und er... Er möchte jetzt langsam doch gerne die Technikerschule besuchen, weil er als Mechaniker einfach hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt und mehr leisten könnte.
Wenn ich mehr Geld verdienen würde, könnte ich ihn besser unterstützen, aber ich bin eh ständig schon pleite.
***
Irgendwie ist das grad alles ziemlich verworren in mir, es hilft schon ein bisschen, das hier grad alles aufzuschreiben.
Ich war heute dann so lieb wie ich konnte. Hab ihm Obstcocktail in sein Zimmer gebracht. Ihm über icq geschrieben, dass ich das zusammen mit ihm durchstehe. Dass ich zu ihm halte, wenn es ihm schlecht geht, und auf jeden Fall respektiere, wenn er sich grad zurückziehen will. Da hat er zwar noch ein bisschen gemotzt, aber nachdem ich halt mehrfach klargestellt hab, dass ich sein "Zurückziehen" akzeptiere, aber trotzdem für ihn da bin, hat ihm das schon gut getan, glaube ich. Irgendwann hat er mir via icq auch erlaubt, ihm ne Pizza zu bringen, ich hab sie da vor die Tür gestellt, geklopft und wieder gegangen.
Irgendwann hab ich Siesta gemacht, da war er plötzlich neben mir, hat einmal kurz meine Hand gehalten und an seine Stirn gelegt, und als ich wachwurde, ist er sofort wieder in sein Zimmer geflüchtet. Er sah furchtbar aus. So, als ob er ne Woche krank gewesen wäre.
***
Ich mach mir solche Sorgen um ihn, grad, und es ist so schwer, dass ich scheinbar nichts tun kann als seine Zurückgezogenheit akzeptieren und ihm zwischendurch was Essbares oder zu trinken bringen.
Aber, und auch das sollte nicht unterschlagen werden, ich weiß auch nicht, wie es weitergehen wird. Irgendwann wird er rauskommen, denke ich, und wir werden morgen wohl trotzdem zum LARP fahren. Aber ich kenne es aus meiner Familie nicht, das Dinge totgeschwiegen werden. Vermutlich wird hier aber wieder genau das passieren...
Und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen kann.
Mein Freund und ich haben kürzlich die etwas anstrengende letzte Phase bis zum Abgeben meiner Examensarbeit überstanden, er hat mich toll unterstützt, ich mich so lieb und manierlich wie möglich benommen und nicht gejammert, sondern immer noch ein Lächeln auf den Lippen gehabt, weil ich wusste, dass es für ihn schwer genug ist, weil er auf Arbeit halt viel Ärger hat und teilweise echt böse SChichtmodelle fährt.
Wir haben uns beide schon tierisch darauf gefreut, dass wir morgen gemeinsam für ein langes Wochenende (LARP) wegfahren. Dafür wollten wir heut noch ein paar letzte Sachen kaufen, gemeinsam ein bisschen Kostüme basteln, noch mal kochen und die Wohnung putzen und morgen halt zu einem gemeinsamen Freund (Raffael) losfahren, mit dem wir die Strecke zusammen zurücklegen. Heut morgen bei der Bank stellen wir fest, dass mein Geld noch nicht da war. Und als er es versuchen wollte, war auf einmal der Automat "wegen innerer Wartungsarbeiten am System" nicht mehr funktionierend, und der Schalter hatte noch nicht auf.
Da wurde er plötzlich extrem wütend, ich merke das immer so an seiner Art zu gucken, und meinte, wir fahren jetzt nach Hause. Meinen Plan, dann einfach im Supermarkt mit seiner Karte zu zahlen, lehnte er ab.
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Um das, was jetzt kommt, besser zu verstehen, muss ich ein bisschen ausholen und auf die Art zu sprechen kommen, wie er wohnt bzw. wir wohnen. Ich habe noch eine eigene Wohnung, und die muss ich aus bestimmten Gründen auch noch eine Weile behalten. Er wohnt in einem Haus, in dem im Erdgeschoss die Eltern wohnen und er im ersten Stock. Es gibt keinen getrennten Eingangsbereich, man kann von oben wunderbar runter kommen und umgekehrt.
Nun ist es so, dass mein Freund dieses Haus abbezahlt. Alleine. Ursprünglich war wohl mal die Abmachung, dass er es mit seinem Vater zusammen macht, aber der ist jetzt an einer Depression erkrankt... Ich musste lange warten, bis mein Freund mir davon so ein bisschen erzählt hat. In seiner Familie ist es, anders als in meiner, überhaupt nicht üblich, über Problem zu reden. Überhaupt nicht.
Mein Freund ist übrigens gerade mal 24, und seine Eltern hatten die schöne Idee mit dem Haus, als er gerade mal zwanzig oder so war, die Ausbildung mit Bestnote abgeschlossen hatte und ein Stipendium für die Technikerschule hätte kriegen können. Aber stattdessen hat er sich von seinem Betrieb übernehmen lassen, das mörderischste Schichtmodell wegen der Zuschläge gewählt und ist jetzt auch noch in einer Schicht mit Kollegen, von denen zwei ihn mobben, weil er lange Haare hat und körperlich nicht der größte ist.
Wenn mein Freund so explosiv wirkt, wie er es bei der Bank tat, dann darf man ihn nicht anrühren, das weiß ich. Wenn man ihn dann in Ruhe lässt, kommt er nach zwei Stunden wieder aus seinem Zimmer raus und alles ist vergessen. Ich weiß nicht, warum seine Mutter das nicht weiß. Ich weiß nicht, warum sie ihn schon so lange kennt und nicht die Zeichen sieht, dass er gerade Distanz und In-Ruhe-gelassen-werden braucht. Jedenfalls stellte sie sich ihm in den Weg und fasste ihn an, als er reinkam. Wollte was mit ihm besprechen. Er sagte schon in ziemlich lautem Ton: "Lass mich in Ruhe." Ich weiß inzwischen, dass das heißt, dass er Angst davor hat, laut zu werden und zu schreien. Das passiert ihm leider manchmal, und weil das für ihn immer noch viel schlimmer ist als für mich, haben wir die Abmachung gemacht, dass er dann halt in sein Zimmer geht und der Konflikt vertagt wird.
Ich weiß nicht, warum seine Mutter ihn dann angepault hat. Das ist das beste Mittel, um ihn zur Weißglut zu bringen, und es ist ziemlich gemein, weil er wirklich immer darauf achtet, es nicht so weit kommen zu lassen, indem er sich halt zurück zieht. Aber sie ließ ihm diesen Weg nicht. Jedenfalls hat er sie dann geschubst und ist die Treppe hoch in unseren Bereich gelaufen. Und dort hat er sich dann umgedreht und seine Mutter mit aller Kraft, die er hatte, angebrüllt.
Er wäre es leid, zu arbeiten und sich kaputt zu machen und zusätzlcihe Wochenendschichten zu fahren, und trotzdem nie Geld zu haben. Er würde das Haus verkaufen. Es reichte. Er sähe nicht mehr ein, dass er sich nie etwas leisten könne und sich selbst für eine Pizza von seiner Mutter das Geld holen muss, nur damit die beiden da unten schön in einem Haus wohnen könnten statt in einer Wohnung. Und noch ein paar andere Dinge sagte er, die er wohl vorher noch nie gesagt hat. In einer ziemlichen Lautstärke. Und dann ging er in sein Zimmer und war nicht mehr ansprechbar.
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Mittelfristig werden wir hier wohl eh fortziehen müssen. Ich bekomme keine Arbeit, die in erreichbarer Nähe vom Haus liegt. Und er... Er möchte jetzt langsam doch gerne die Technikerschule besuchen, weil er als Mechaniker einfach hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt und mehr leisten könnte.
Wenn ich mehr Geld verdienen würde, könnte ich ihn besser unterstützen, aber ich bin eh ständig schon pleite.
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Irgendwie ist das grad alles ziemlich verworren in mir, es hilft schon ein bisschen, das hier grad alles aufzuschreiben.
Ich war heute dann so lieb wie ich konnte. Hab ihm Obstcocktail in sein Zimmer gebracht. Ihm über icq geschrieben, dass ich das zusammen mit ihm durchstehe. Dass ich zu ihm halte, wenn es ihm schlecht geht, und auf jeden Fall respektiere, wenn er sich grad zurückziehen will. Da hat er zwar noch ein bisschen gemotzt, aber nachdem ich halt mehrfach klargestellt hab, dass ich sein "Zurückziehen" akzeptiere, aber trotzdem für ihn da bin, hat ihm das schon gut getan, glaube ich. Irgendwann hat er mir via icq auch erlaubt, ihm ne Pizza zu bringen, ich hab sie da vor die Tür gestellt, geklopft und wieder gegangen.
Irgendwann hab ich Siesta gemacht, da war er plötzlich neben mir, hat einmal kurz meine Hand gehalten und an seine Stirn gelegt, und als ich wachwurde, ist er sofort wieder in sein Zimmer geflüchtet. Er sah furchtbar aus. So, als ob er ne Woche krank gewesen wäre.
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Ich mach mir solche Sorgen um ihn, grad, und es ist so schwer, dass ich scheinbar nichts tun kann als seine Zurückgezogenheit akzeptieren und ihm zwischendurch was Essbares oder zu trinken bringen.
Aber, und auch das sollte nicht unterschlagen werden, ich weiß auch nicht, wie es weitergehen wird. Irgendwann wird er rauskommen, denke ich, und wir werden morgen wohl trotzdem zum LARP fahren. Aber ich kenne es aus meiner Familie nicht, das Dinge totgeschwiegen werden. Vermutlich wird hier aber wieder genau das passieren...
Und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen kann.