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Benutzer86419
Verbringt hier viel Zeit
- #1
Hallo an alle,
zunächst: nein, ich bin vermutlich nicht der 21jährige aus dem anderen Burnout-Thema. Dennoch sieht es bei mir nicht viel besser aus, kurz habe ich sogar nachgedacht, wer zum Teufel mich denn aktuell so gut kennt und hier ein Thema über mich schreibt. Aber es kann sich nur um einen ähnlichen Fall handeln.
Zu mir. Ich bin 21, Abiturient und arbeite seit 2 Jahren als Leitender IT-Mensch 500km entfernt von der Heimat. Ich bin da reingeraten, weil ich mich seit meiner Jugend, die total verkorkst und sozial zurückgezogen stattfand, ausschließlich mit Pc beschäftigt habe. Auf Grund von Spezialwissen wurde ich dann trotz fehlender Abschlüsse (ich wollte nie wirklich studieren, sondern lieber sofort arbeiten) eingestellt, direkt als Teamleiter der ganzen IT-Bande.
Nun ist es so, dass ich zunehmend erkennen muss, dass mir die ganze Arbeit keinen Spaß mehr macht, der Sinn schwindet, das Geld egal wird und meine Kräfte und meine Energie im Nirgendwo verpuffen. Ursache davon ist, dass in der Firma ein extremes Wachstum herrscht und wir chronisch unterbesetzt sind. Anfangs habe ich der Philosophie (wir sind ein Achter-Boot, rudern aaber nur mit 4 Mann, irgendwann kommt schon die Besserung) viel Vertrauen geschenkt, vollsten Einsatz gezeigt und Spaß gehabt. Auch in meiner Rolle als Teamleiter bin ich aufgegangen. Mittlerweile ist es aber an verschiedensten Stellen extrem geworden, ich möchte hier nur mal einiges auflisten, was mir den Spaß am Arbeiten drückt und meinen Burnout fördert:
- Neue Unternehmensstruktur. Die Chefs machen weniger "harte" Arbeit, sondern verwalten mehr. Dabei ist zu sehen, dass immer mehr dumme Sprüche kommen, also Controlling und Wichtigtuerei, v.A. weil es zwei Chefs sind (einer älter, einer ganz jung, erst vor 4 Jahren als Praktikant direkt als Mitgesellschafter übernommen!)
- Krönung: Fehler werden sofort offen in den Raum auf die Mitarbeiter geschoben. Dabei verursachen die Chefs teilweise selbst Fehler, weil sie aktiv in Workflows eingreifen. Entschuldigungen gibt es nicht, Nachgedacht über die Art von Kritik wird auch nicht
- Es herrscht eine "Es gibt keine Ressourcen und wir wissen, dass es dadurch Probleme gibt, wir aber nicht besser sein können. Aber wir müssen besser sein!"...Also so nach dem Motto: Mehr geht nicht, aber macht mal noch mehr!
- Ich rede seit ich dabei bin gegen eine Wand, was langfristige Entlastung betrifft. V.A. was meinen Bereich angeht. Es wird über 3 Monate diskutiert, welches Projekt wie aussieht, ohne mich mal zur Technik zu befragen. Dann kommt 1 Woche vor Deadline, die im ersten Vertragsentwurf stand, der Auftrag an mich. Und die Technik ist nicht bereit, weil niemand gefragt hat. Dann sitze ich bis nachts 2 Uhr und prügel notdürftig das Projekt zusammen. Dann noch der Hinweis: Wenn wir nicht ausgiebig testen, fliegt uns alles später um die Ohren. Dann heißt es: Das Risiko gehen wir ein. Was passiert nach 1 Monat? ICH mache nochmal Überstunden deswegen. Bekomme folgende Aussage immer wieder zu hören: "Wir müssen das vorher testen...ja, es lag am Test, aber es darf nicht passieren."...Dann wird der Fehler wieder nur unter Zeitdruck erledigt und eine Mail an den Kunden geschickt, dass es NIE wieder irgendeinen Fehler gibt. Was passiert am nächsten Tag? Fehler! Fehlerbehebung konnte nicht getestet werden. Eine unendliche Spirale, der man nie Herr werden kann.
- Die Chefs sind Lernresistent. Egal, wie man beratend vorgeht, es kommt nix an. Und die Ergebnisse badet die Belegschaft aus.
- Die Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt: Ich soll Bewerbungen durchsuchen und einen Mitarbeiter finden, aber ich habe keine Zeit dafür und 99% sind unqualifiziert. Ich habe zwar schon einen neuen Mitarbeiter bekommen, der 3 Tage die Woche arbeitet, aber dafür sind auch neue Projekte gekommen - keine Entlastung
- Ewig Versprechen. Gehaltserhöhung. Besserung. Irgendwann. ... ich kanns nichtmehr hören. Es wird die Ansicht vertreten, dass wir uns jetzt den ***** aufreißen, damit später neue Mitarbeiter uns den Rücken freihalten und wir "kernteam" uns zurücklehnen. Doch wann soll das sein? In 5 Jahren?
- Personalbewertungen wurden eingeführt. Dabei gab es, trotz dass ich nahezu pausenlos und mit größter Sorgfalt unter den Umständen arbeite, immernoch viel zu meckern, obwohl ich ein sehr gutes Gefühl hatte. Man soll immer mehr bringen, obwohl man schon alles gibt.
- Andere sind auch betroffen. Ein anderer Kollege arbeitet noch mehr wie ich. Dieser ging letztens auch mit Kopfschmerzen nach hause, treibt keinen Sport, raucht, nennt sich Workaholik und ruht sich darauf aus, dass er schon 5 Jahre "durchhält" und es ja "gemacht werden muss". Er glaubt, dass er seine mehrere Wochen, nicht offiziell notierten Überstunden, irgendwann vergütet bekommt.
- Thema Überstunden: Ich habe schon alles versucht, um meine Situation zu bessern. Meine größte Errungenschaft war, eine Überstundenregelung mündlich zu vereinbaren. Ich darf nun immer freitags alle Überstunden der Woche absetzen. Soll ich euch mal zeigen, wie die grafische Darstellung der Überstunden aussieht? Steigende Kurve auf mehrere Tage. Nix mit Freitag. Und es gibt Freitage, an denen ich nichtmal absetzen darf, weil ja das Büro sonst unterbesetzt wäre (dabei ist es mir doch egal, ob die anderen Abteilungen keine Ressourcen haben. Reicht zu, dass meine zu wenig hat und quasi nur aus mir besteht).
- Urlaub: Musste schon mehrmals abgesagt oder verschoben werden, obwohl bestätigt und fest eingeplant. Warum ich es zugelassen habe? Aus Angst, dass ein Projekt flöten geht. Mein tadelloses Einsatz-Retter-Gutmensch-Image leidet. usw.
- Zusammenarbeit mit Nieten. Ich plane ein Team, was aus Studenten, Halbarbeitern und ebenfalls Burnoutbefallenen besteht. Es ist unmöglich, da Qualität zu gewährleisten. Geschweige denn, Planung durchzuführen und sich auf irgendetwas zu verlassen.
- Urlaub/Wochenende: Anrufe wegen Notfällen. Teilweise rufen die Chefs wegen sinnlosen Sachen mehrmals am Tag an, weil sie wie kleine Kindern nicht eigenständig auch nur ansatzweise nachdenken, bevor sie meine Nummer wählen. Im Urlaub ist jeder 2. Tag ein Tag, an dem ich den pc anmachen und Notfälle beheben muss. Trotz Urlaubsvertretung.
- Arbeit an sich: Zu Beginn war es so, dass ich eine Mischung aus der Pflege von alten Projekten, Kundenkontakt und spannenden Neuprojekten hatte. Es gab mehr Zeit für langfristige Planungen und Eigeninitiative. Mittlerweile ist es vollkommen anders geworden. 80% der Arbeitszeit arbeite ich wie eine Maschine, um alte Fehler zu beheben und in dem giftigen Haufen, der durch das wachstumsorientierte Projektmanagement entstanden ist, zu wühlen. Neue, spannende Projekte gibt es kaum noch und wenn, dann mit unrealistischen Timings. Teils gibt es auch absolute realitätsferne Projekte. Derzeit soll ich ein Projekt, was höchstens etwas Geld durch Werbung einbringt, umsetzen, damit dieses an einem Wettbewerb teilnehmen kann. Doch die Abstimmung für den Wettbewerb ist schon am Laufen, eine Teilnahme nichtmehr möglich. Da frage ich mich ernsthaft, ob denn alle den Verstand verloren haben. Irgendwann fliegt die ganze Technik mal um die Ohren. Einige Hardware ist 10 Jahre alt und müsste dringend ausgetauscht werden. Ich habe schon angefangen, da einige Bereiche zu optimieren, damit wir länger "überleben", aber durch den hohen Zeitdruck wuchert das Chaos weiter.
- Emotionalität. Ich reagiere zunehmend emotional. Reagiere direkt auf Kritik, wirke bei Notfalltelefonaten sehr ernst und lebe in einer Mischung aus gutem Kollegenverhältnis und aufgesetztem Humor, aber gleichzeitig häufiger Gereiztheit und Aggressivität, wenn es unaushaltbar wird.
- Ich leide. Körperlich. Seelisch. Bin unzufrieden, kann nichtmehr am Pc arbeiten. Gehe nichtmehr gern auf Arbeit. Werde als "viel lustiger als früher" wahrgenommen, da ich zynisch bin und mir den Spaß am Arbeiten "erzwinge" durch Humor. Hangel mich von WE zu WE. Bin zu nichts zu bewegen, vernachlässige alles, was ich im privaten Bereich begonnen hatte. Sport ist nicht. Arbeite regelmäßig 10-15h pro Tag. Fühle mich im falschen Job, möchte eher sozial und abwechslungsreich arbeiten.
Mein Arbeitsalltag sieht eigentlich so aus:
- 8:30 aufstehen
- 9:00 Arbeitsbeginn, Mails abrufen und Notfälle versorgen
- 11:00 Unendliche Liste abarbeiten
- 15:00 Mittag in 15 Minuten einwerfen
- 16:00 Notfall
- 18:00 Projekt muss fertig werden. Sitze mit dem Workaholikkollegen noch als einziger im Büro, Chefs sind 17 Uhr gegangen, nachdem sie ihre 2h-Mittagspause verdaut haben
- 20:00 Bierchen holen mit Kollegen, Schönreden der Situation. "Wird alles irgendwann besser"
- 22:00 Meckern, Augen reiben, Kopfschmerzen
- 00:00 Gemeinsames Leiden
- 02:00 Zuhause, Einwerfen einer Wurstpackung ohne irgendwas dazu, Schlafen
Aktuell bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich einfach an der aktuellen Situation zweifle und an eine Kündigung mit Neubeginn denke. Ich könnte mir vorstellen, um Rettungsdienst zu arbeiten, in meiner alten Heimat. zwar auch stressig, aber erfüllend, nicht eintönig, Kontakt zu Menschen, Teamwork, man schleppt keine Kopfgrübelein mit nach Hause, weil man einen Fehler nicht gefunden hat oder seit 1 Monat das selbe Projekt umsetzt.
Ich erhoffe mir hier von euch einen guten Rat, vllt auch Entscheidungshilfe. Es steht gegenüber: Aktuelle Lage, viel Geld oder Neubeginn, Umzug, Ausbildung
Mein Fahrplan könnte so aussehen, dass ich mir eine Ausbildung besorge, kündige, umziehe und dann die Ausbildung durchziehe, um dann in ganz anderem Feld zu arbeiten. Wohnen würde ich kostenfrei oder kostengünstig in der Heimat, ich besitze dort eine Immobilie. Gehalten werde ich hier aktuell nicht. Ich habe keine Freundin mehr und keine Freunde. Nichts. Morgen habe ich frei. Ich will diesen Tag nutzen, Ausbildungswege zu suchen. Erstens um zu wissen, was möglich ist, zweitens als mentale Stütze, das Wissen, dass es einen Ausweg gibt/gäbe. Zusätzlich ziehe ich eine Berufsberatung in Erwägung, vllt gibt es noch andere Bereiche, die mir unbekannt sind, aber meiner natur entsprechen. Der Pc war ja eig. nur ein Ergebnis meiner doofen Kindheit.
Hatte vllt. jemand ähnliche Situationen? Was kann man noch alles tun, wenn man sich nicht sicher ist, wie man ganz von vorn beginnt, die Branche wechselt, nicht genau weiß, was man eigentlich möchte, aber das aktuelle einen kaputt macht?
zunächst: nein, ich bin vermutlich nicht der 21jährige aus dem anderen Burnout-Thema. Dennoch sieht es bei mir nicht viel besser aus, kurz habe ich sogar nachgedacht, wer zum Teufel mich denn aktuell so gut kennt und hier ein Thema über mich schreibt. Aber es kann sich nur um einen ähnlichen Fall handeln.
Zu mir. Ich bin 21, Abiturient und arbeite seit 2 Jahren als Leitender IT-Mensch 500km entfernt von der Heimat. Ich bin da reingeraten, weil ich mich seit meiner Jugend, die total verkorkst und sozial zurückgezogen stattfand, ausschließlich mit Pc beschäftigt habe. Auf Grund von Spezialwissen wurde ich dann trotz fehlender Abschlüsse (ich wollte nie wirklich studieren, sondern lieber sofort arbeiten) eingestellt, direkt als Teamleiter der ganzen IT-Bande.
Nun ist es so, dass ich zunehmend erkennen muss, dass mir die ganze Arbeit keinen Spaß mehr macht, der Sinn schwindet, das Geld egal wird und meine Kräfte und meine Energie im Nirgendwo verpuffen. Ursache davon ist, dass in der Firma ein extremes Wachstum herrscht und wir chronisch unterbesetzt sind. Anfangs habe ich der Philosophie (wir sind ein Achter-Boot, rudern aaber nur mit 4 Mann, irgendwann kommt schon die Besserung) viel Vertrauen geschenkt, vollsten Einsatz gezeigt und Spaß gehabt. Auch in meiner Rolle als Teamleiter bin ich aufgegangen. Mittlerweile ist es aber an verschiedensten Stellen extrem geworden, ich möchte hier nur mal einiges auflisten, was mir den Spaß am Arbeiten drückt und meinen Burnout fördert:
- Neue Unternehmensstruktur. Die Chefs machen weniger "harte" Arbeit, sondern verwalten mehr. Dabei ist zu sehen, dass immer mehr dumme Sprüche kommen, also Controlling und Wichtigtuerei, v.A. weil es zwei Chefs sind (einer älter, einer ganz jung, erst vor 4 Jahren als Praktikant direkt als Mitgesellschafter übernommen!)
- Krönung: Fehler werden sofort offen in den Raum auf die Mitarbeiter geschoben. Dabei verursachen die Chefs teilweise selbst Fehler, weil sie aktiv in Workflows eingreifen. Entschuldigungen gibt es nicht, Nachgedacht über die Art von Kritik wird auch nicht
- Es herrscht eine "Es gibt keine Ressourcen und wir wissen, dass es dadurch Probleme gibt, wir aber nicht besser sein können. Aber wir müssen besser sein!"...Also so nach dem Motto: Mehr geht nicht, aber macht mal noch mehr!
- Ich rede seit ich dabei bin gegen eine Wand, was langfristige Entlastung betrifft. V.A. was meinen Bereich angeht. Es wird über 3 Monate diskutiert, welches Projekt wie aussieht, ohne mich mal zur Technik zu befragen. Dann kommt 1 Woche vor Deadline, die im ersten Vertragsentwurf stand, der Auftrag an mich. Und die Technik ist nicht bereit, weil niemand gefragt hat. Dann sitze ich bis nachts 2 Uhr und prügel notdürftig das Projekt zusammen. Dann noch der Hinweis: Wenn wir nicht ausgiebig testen, fliegt uns alles später um die Ohren. Dann heißt es: Das Risiko gehen wir ein. Was passiert nach 1 Monat? ICH mache nochmal Überstunden deswegen. Bekomme folgende Aussage immer wieder zu hören: "Wir müssen das vorher testen...ja, es lag am Test, aber es darf nicht passieren."...Dann wird der Fehler wieder nur unter Zeitdruck erledigt und eine Mail an den Kunden geschickt, dass es NIE wieder irgendeinen Fehler gibt. Was passiert am nächsten Tag? Fehler! Fehlerbehebung konnte nicht getestet werden. Eine unendliche Spirale, der man nie Herr werden kann.
- Die Chefs sind Lernresistent. Egal, wie man beratend vorgeht, es kommt nix an. Und die Ergebnisse badet die Belegschaft aus.
- Die Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt: Ich soll Bewerbungen durchsuchen und einen Mitarbeiter finden, aber ich habe keine Zeit dafür und 99% sind unqualifiziert. Ich habe zwar schon einen neuen Mitarbeiter bekommen, der 3 Tage die Woche arbeitet, aber dafür sind auch neue Projekte gekommen - keine Entlastung
- Ewig Versprechen. Gehaltserhöhung. Besserung. Irgendwann. ... ich kanns nichtmehr hören. Es wird die Ansicht vertreten, dass wir uns jetzt den ***** aufreißen, damit später neue Mitarbeiter uns den Rücken freihalten und wir "kernteam" uns zurücklehnen. Doch wann soll das sein? In 5 Jahren?
- Personalbewertungen wurden eingeführt. Dabei gab es, trotz dass ich nahezu pausenlos und mit größter Sorgfalt unter den Umständen arbeite, immernoch viel zu meckern, obwohl ich ein sehr gutes Gefühl hatte. Man soll immer mehr bringen, obwohl man schon alles gibt.
- Andere sind auch betroffen. Ein anderer Kollege arbeitet noch mehr wie ich. Dieser ging letztens auch mit Kopfschmerzen nach hause, treibt keinen Sport, raucht, nennt sich Workaholik und ruht sich darauf aus, dass er schon 5 Jahre "durchhält" und es ja "gemacht werden muss". Er glaubt, dass er seine mehrere Wochen, nicht offiziell notierten Überstunden, irgendwann vergütet bekommt.
- Thema Überstunden: Ich habe schon alles versucht, um meine Situation zu bessern. Meine größte Errungenschaft war, eine Überstundenregelung mündlich zu vereinbaren. Ich darf nun immer freitags alle Überstunden der Woche absetzen. Soll ich euch mal zeigen, wie die grafische Darstellung der Überstunden aussieht? Steigende Kurve auf mehrere Tage. Nix mit Freitag. Und es gibt Freitage, an denen ich nichtmal absetzen darf, weil ja das Büro sonst unterbesetzt wäre (dabei ist es mir doch egal, ob die anderen Abteilungen keine Ressourcen haben. Reicht zu, dass meine zu wenig hat und quasi nur aus mir besteht).
- Urlaub: Musste schon mehrmals abgesagt oder verschoben werden, obwohl bestätigt und fest eingeplant. Warum ich es zugelassen habe? Aus Angst, dass ein Projekt flöten geht. Mein tadelloses Einsatz-Retter-Gutmensch-Image leidet. usw.
- Zusammenarbeit mit Nieten. Ich plane ein Team, was aus Studenten, Halbarbeitern und ebenfalls Burnoutbefallenen besteht. Es ist unmöglich, da Qualität zu gewährleisten. Geschweige denn, Planung durchzuführen und sich auf irgendetwas zu verlassen.
- Urlaub/Wochenende: Anrufe wegen Notfällen. Teilweise rufen die Chefs wegen sinnlosen Sachen mehrmals am Tag an, weil sie wie kleine Kindern nicht eigenständig auch nur ansatzweise nachdenken, bevor sie meine Nummer wählen. Im Urlaub ist jeder 2. Tag ein Tag, an dem ich den pc anmachen und Notfälle beheben muss. Trotz Urlaubsvertretung.
- Arbeit an sich: Zu Beginn war es so, dass ich eine Mischung aus der Pflege von alten Projekten, Kundenkontakt und spannenden Neuprojekten hatte. Es gab mehr Zeit für langfristige Planungen und Eigeninitiative. Mittlerweile ist es vollkommen anders geworden. 80% der Arbeitszeit arbeite ich wie eine Maschine, um alte Fehler zu beheben und in dem giftigen Haufen, der durch das wachstumsorientierte Projektmanagement entstanden ist, zu wühlen. Neue, spannende Projekte gibt es kaum noch und wenn, dann mit unrealistischen Timings. Teils gibt es auch absolute realitätsferne Projekte. Derzeit soll ich ein Projekt, was höchstens etwas Geld durch Werbung einbringt, umsetzen, damit dieses an einem Wettbewerb teilnehmen kann. Doch die Abstimmung für den Wettbewerb ist schon am Laufen, eine Teilnahme nichtmehr möglich. Da frage ich mich ernsthaft, ob denn alle den Verstand verloren haben. Irgendwann fliegt die ganze Technik mal um die Ohren. Einige Hardware ist 10 Jahre alt und müsste dringend ausgetauscht werden. Ich habe schon angefangen, da einige Bereiche zu optimieren, damit wir länger "überleben", aber durch den hohen Zeitdruck wuchert das Chaos weiter.
- Emotionalität. Ich reagiere zunehmend emotional. Reagiere direkt auf Kritik, wirke bei Notfalltelefonaten sehr ernst und lebe in einer Mischung aus gutem Kollegenverhältnis und aufgesetztem Humor, aber gleichzeitig häufiger Gereiztheit und Aggressivität, wenn es unaushaltbar wird.
- Ich leide. Körperlich. Seelisch. Bin unzufrieden, kann nichtmehr am Pc arbeiten. Gehe nichtmehr gern auf Arbeit. Werde als "viel lustiger als früher" wahrgenommen, da ich zynisch bin und mir den Spaß am Arbeiten "erzwinge" durch Humor. Hangel mich von WE zu WE. Bin zu nichts zu bewegen, vernachlässige alles, was ich im privaten Bereich begonnen hatte. Sport ist nicht. Arbeite regelmäßig 10-15h pro Tag. Fühle mich im falschen Job, möchte eher sozial und abwechslungsreich arbeiten.
Mein Arbeitsalltag sieht eigentlich so aus:
- 8:30 aufstehen
- 9:00 Arbeitsbeginn, Mails abrufen und Notfälle versorgen
- 11:00 Unendliche Liste abarbeiten
- 15:00 Mittag in 15 Minuten einwerfen
- 16:00 Notfall
- 18:00 Projekt muss fertig werden. Sitze mit dem Workaholikkollegen noch als einziger im Büro, Chefs sind 17 Uhr gegangen, nachdem sie ihre 2h-Mittagspause verdaut haben
- 20:00 Bierchen holen mit Kollegen, Schönreden der Situation. "Wird alles irgendwann besser"
- 22:00 Meckern, Augen reiben, Kopfschmerzen
- 00:00 Gemeinsames Leiden
- 02:00 Zuhause, Einwerfen einer Wurstpackung ohne irgendwas dazu, Schlafen
Aktuell bin ich an einem Punkt angekommen, an dem ich einfach an der aktuellen Situation zweifle und an eine Kündigung mit Neubeginn denke. Ich könnte mir vorstellen, um Rettungsdienst zu arbeiten, in meiner alten Heimat. zwar auch stressig, aber erfüllend, nicht eintönig, Kontakt zu Menschen, Teamwork, man schleppt keine Kopfgrübelein mit nach Hause, weil man einen Fehler nicht gefunden hat oder seit 1 Monat das selbe Projekt umsetzt.
Ich erhoffe mir hier von euch einen guten Rat, vllt auch Entscheidungshilfe. Es steht gegenüber: Aktuelle Lage, viel Geld oder Neubeginn, Umzug, Ausbildung
Mein Fahrplan könnte so aussehen, dass ich mir eine Ausbildung besorge, kündige, umziehe und dann die Ausbildung durchziehe, um dann in ganz anderem Feld zu arbeiten. Wohnen würde ich kostenfrei oder kostengünstig in der Heimat, ich besitze dort eine Immobilie. Gehalten werde ich hier aktuell nicht. Ich habe keine Freundin mehr und keine Freunde. Nichts. Morgen habe ich frei. Ich will diesen Tag nutzen, Ausbildungswege zu suchen. Erstens um zu wissen, was möglich ist, zweitens als mentale Stütze, das Wissen, dass es einen Ausweg gibt/gäbe. Zusätzlich ziehe ich eine Berufsberatung in Erwägung, vllt gibt es noch andere Bereiche, die mir unbekannt sind, aber meiner natur entsprechen. Der Pc war ja eig. nur ein Ergebnis meiner doofen Kindheit.
Hatte vllt. jemand ähnliche Situationen? Was kann man noch alles tun, wenn man sich nicht sicher ist, wie man ganz von vorn beginnt, die Branche wechselt, nicht genau weiß, was man eigentlich möchte, aber das aktuelle einen kaputt macht?