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Beziehungsunfähig durch psychische/seelische Erkrankung?

A
Benutzer172256  (40) Sorgt für Gesprächsstoff
  • #1
Hallo,

ich wollte mal fragen, ob es hier Menschen mit ähnlichen gesundheitlichen Problem wie meinen gibt und wie sie es mit der Beziehungsfähigkeit sehen bzw erfahren oder erfahren haben.
Ich selber habe momentan die "Diagnose" "komplexe seelische Störung" (bedeutet, die Ärzte wollen sich noch nicht auf eine Sache festlegen).
Es besteht allerdings seit frühester Kindheit ein Verdacht auf Autismus (nein, ich bin nicht Rainmen).
Außerdem habe ich dadurch, dass ich durch die gesundheitlichen Probleme im Leben nicht so zurecht komme, wie man es in meinem Alter (34) eigentlich sollte, immer wieder mal depressive Phasen.
Auf der einen Seite habe ich ein großes Bedürfnis nach einer Beziehung (das wichtigste daran wäre für mich das füreinander da zu sein, wenn es einem von beiden oder sogar beiden schlecht geht), aber auf der anderen Seite sehe ich mich als absolut beziehungsunfähig, weil ich einer Frau, durch meine gesundheitlichen Einschränkungen, niemals die Beziehung werde bieten können, die sie verdient.
 
Guinan
Benutzer34612  Planet-Liebe Berühmtheit
Redakteur
  • #2
(das wichtigste daran wäre für mich das füreinander da zu sein, wenn es einem von beiden oder sogar beiden schlecht geht)
Das sehe ich ziemlich problematisch. Damit drängst du einem Partner eine Aufgabe auf und gibst der Beziehung eine Tendenz zu gegenseitiger Abhängigkeit.
Von diesem Wunsch würde ich mich dringend lösen. So kann eine gesunde Beziehung nicht funktionieren.

Aber du kannst selbst alles für deine Gesundheit tun. Wenn du die Einstellung zu deiner Situation änderst, kommt auch die Fähigkeit, eine Beziehung aufzubauen.
 
Demetra
Benutzer155480  (41) Sehr bekannt hier
  • #3
Ich bin Borderlinerin, depressiv und mit einer Angststörung gesegnet. Als ideale und einfache Partnerin würde ich mich nicht bezeichnen, aber ich bin seit vielen Jahren in einer glücklichen Beziehung, habe hin und wieder längere Affären nebenbei und fühle mich sehr wohl.

Mir ist bewusst, dass mein Partner nicht dafür verantwortlich ist, dass es mir gut geht. Das ist mein Job und nicht seiner. Wenn es mir mies geht, dann spreche ich mit Ärzten und Therapeuten und habe mich sogar in eine Klinik eingewiesen, um meinem Mann nicht die Bürde aufzudrücken, mich zu ertragen.
 
A
Benutzer172256  (40) Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #4
Also seid ihr der Meinung, man sollte nicht für seinen Partner da sein, wenn es der Person schlecht geht, sondern nur die positiven Sachen teilen?
 
Demetra
Benutzer155480  (41) Sehr bekannt hier
  • #5
Man kann für seinen Partner nur in dem Maß da sein, mit dem man sich nicht selbst schadet. Ist ein Tanz auf der Rasierklinge. Aber es geht.
 
Mark11
Benutzer106548  Team-Alumni
  • #6
Also seid ihr der Meinung, man sollte nicht für seinen Partner da sein, wenn es der Person schlecht geht, sondern nur die positiven Sachen teilen?
Für den anderen da sein heißt nicht, ihn zu therapieren.
Es sollte eher heißen: ihn unterstützen bei Allem, was er macht u/o versucht, um besser mit seiner Krankheit klarzukommen. Auch schonmal Geduld und Verständnis haben. Da sein und Halt geben. Natürlich auch mal trösten, gut zureden. Aber Alles eben in einem Maße, der immer noch die Augenhöhe beibehält.
 
Guinan
Benutzer34612  Planet-Liebe Berühmtheit
Redakteur
  • #7
Man sollte eine Beziehung nicht eingehen zum Zwecke, dass der Partner die Aufgabe bekommt, den anderen glücklich zu machen, zu retten oder auf andere Weise zu heilen oder zu therapieren.

Dabei helfen Therapeuten und Ärzte. Nicht Partner.
 
A
Benutzer172256  (40) Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #8
Für den anderen da sein heißt nicht, ihn zu therapieren.
Es sollte eher heißen: ihn unterstützen bei Allem, was er macht u/o versucht, um besser mit seiner Krankheit klarzukommen. Auch schonmal Geduld und Verständnis haben. Da sein und Halt geben. Natürlich auch mal trösten, gut zureden. Aber Alles eben in einem Maße, der immer noch die Augenhöhe beibehält.

Fürs therapieren sind ja auch die Profis da. Die sind ja schließlich darin ausgebildet und werden dafür bezahlt.
Ansonsten beschreibst du genau das, was ich damit meinte.
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Man sollte eine Beziehung nicht eingehen zum Zwecke, dass der Partner die Aufgabe bekommt, den anderen glücklich zu machen, zu retten oder auf andere Weise zu heilen oder zu therapieren.

Dabei helfen Therapeuten und Ärzte. Nicht Partner.

Da hast du mich scheinbar falsch verstanden. Es geht mir nicht darum, eine Partnerin zu haben, die für mich mein Leben regelt, sondern darum, dass man sich gegenseitig unterstützt und füreinander da ist. Sollte meiner Meinung nach zu jeder festen Beziehung dazugehören, schließlich will man ja, dass es dem anderen gutgeht.
 
Guinan
Benutzer34612  Planet-Liebe Berühmtheit
Redakteur
  • #9
dass man sich gegenseitig unterstützt und füreinander da ist
Das sollte ja in jeder Beziehung selbstverständlich sein.
Nur wenn es einem oder beiden Teilen so schlecht geht, dass alles nur darum kreist, ist das eine große Belastung für die Beziehung und der Tanz auf dem Drahtseil ist vorprogrammiert.
 
A
Benutzer172256  (40) Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #10
Das sollte ja in jeder Beziehung selbstverständlich sein.
Nur wenn es einem oder beiden Teilen so schlecht geht, dass alles nur darum kreist, ist das eine große Belastung für die Beziehung und der Tanz auf dem Drahtseil ist vorprogrammiert.

Sollte, ist es aber nicht.

Irgendwie schreiben wir aneinander vorbei.
Es ist bei mir nicht so, dass sich alles nur um meine Probleme kreist, sondern, dass es Einfluss auf verschiedene Sachen im Leben hat und immer haben wird. Es ist zum Beispiel so, dass ich im 13. Jahr ehrenamtlich eine Abteilung eines Sportvereins leite, aber im Berufsleben nicht weiterkomme, weil bestimmte Voraussetzungen vorhanden sein müssen, damit ich keine gesundheitlichen Probleme bekomme, und es schwierig ist, die auf dem ersten Arbeitsmarkt zu finden. Im Verein komme ich deswegen besser zurecht, weil ich meine Stärken da gut einsetzen kann und in den Sachen, in denen ich Probleme habe, von unserem Trainer unterstützt werde.
 
Guinan
Benutzer34612  Planet-Liebe Berühmtheit
Redakteur
  • #11
Naja, wenn du einen Threads eröffnet, in dem es darum geht, ob du durch psychische Beeinträchtigungen auch in Beziehungen beeinträchtigt bist, dreht sich in deinem Kopf schon Recht viel darum, sonst würdest du nicht fragen, oder? :zwinker:
 
A
Benutzer172256  (40) Sorgt für Gesprächsstoff
  • Themenstarter
  • #12
Naja, wenn du einen Threads eröffnet, in dem es darum geht, ob du durch psychische Beeinträchtigungen auch in Beziehungen beeinträchtigt bist, dreht sich in deinem Kopf schon Recht viel darum, sonst würdest du nicht fragen, oder? :zwinker:

Das heißt aber nicht, dass es das ganze Leben bestimmt, sondern nur, dass man sich darüber Gedanken macht.
Wenn ich in einem Thread fragen würde, wie heute die Bundesligaspiele ausgegangen sind, heißt das ja auch nicht automatisch, dass sich mein ganzes Leben um Fußball dreht.
Mir ging es halt darum, zu hören, wie das bei anderen so ist.
Vielleicht versteht man das ja auch nur wirklich, wenn man selber in so einer Situation ist.
 
Guinan
Benutzer34612  Planet-Liebe Berühmtheit
Redakteur
  • #13
Ich versteh das durchaus :zwinker:
 
Mr. Poldi
Benutzer2610  Meistens hier zu finden
  • #14
.
Nur wenn es einem oder beiden Teilen so schlecht geht, dass alles nur darum kreist, ist das eine große Belastung für die Beziehung und der Tanz auf dem Drahtseil ist vorprogrammiert.
Da bin ich mir gar nicht soo sicher dass das zwangsläufig der Fall ist, ich denke es hängt sehr davon ab wie die Persönlichkeitsstrukturen der Partner sind.
Wenn die Störungen diametral entgegengesetzt sind, ist es theoretisch denkbar dass diese sich gegenseitig ausgleichen.
 
Tahini
Benutzer133456  (52) Beiträge füllen Bücher
  • #15
Ich bin ein bisschen ueberrascht, wie vehement hier die Einstellung vertreten wird, man habe als Partner bitteschoen seine Psyche selbst klarschiff zu halten und fertig.

Meiner Erfahrung nach ist es unausweichlich, dass einer von zwei Partnern derjenige ist, der vom anderen mehr Unterstuetzung bekommt als andersrum; weil wir unterschiedlich sind. Und dann macht das keinen Unterschied, ob das an mentalen Problemen liegt, oder sonstwas.

Eigentlich kenne ich es auch gar nicht anders, weder aus eigenen, noch aus mir einsehbaren Beziehungen, erwarte nichts anderes, als beim Partner irgendwann mal zu entdecken, was das ist, wo ich dann eben kompensieren muss (oder der Partner bei mir), und dann macht man das eben.

Und manche wuenschen sich das sogar - jemanden betueddeln zu koennen. Manche kommen womoeglich von einem familiaeren Hintergrund mit genau einschlaegiger Erfahrung bzgl. des Krankheitsbildes des Fragestellers und fuehlen sich aufgrund der Vertrautheit damit zu ihm hingezogen. Genau das konnte ich an meinen eigenen Partnern jahrelang beobachten: Man wird gepraegt nicht nur durchs Angenehme, sondern auch durch alle anderen Aspekte der erwachsenen Bezugspersonen als Kind, und es kann dann in einem Graubereich dazu fuehren, dass man auch die nicht so angenehmen Aspekte aus Kindertagen als Profilanforderung auf seinen Partner uebertraegt.

Z.B. war Madame Tahinis Vater waehrend ihrer Kindheit ein recht launiger und aufbrausender Mensch. Das ist Teil ihres Vaterbildes, und ich merke, dass dieses Kopfkino in ihr angeht, wenn ich mal grantig und bruddelig drauf bin. Es komplettiert in gewisser Weise ihre Welt.

Natuerlich hat sowas seine Grenzen, aber im totalen Aus steht der Fragesteller gewiss nicht.
 
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froschteich
Benutzer164451  (36) Beiträge füllen Bücher
  • #16
Tahini Tahini aber du redest da ja eher von Charaktereigenschaften. Das, was die meisten hier (nehme ich an) meinen, ist das, was ich in einer ehemaligen Beziehung erlebt habe.

Es gab wochenlange Phasen, in denen es ihm nicht gut ging und es jeden (jeden!!!) Abend nur um seine Probleme ging. Es wurde immer das Gleiche besprochen, ich sollte ihm helfen seine Gedanken zu ordnen, es wurde gejammert, gemeckert, gegrübelt und ich sollte ihm unterstützen, weil ich seine Partnerin bin. Im Gegensatz zu ihm (er hat noch studiert) ging ich arbeiten und das war meine gesamte Freizeit.
Das war irrsinnig belastend für unsere Beziehung und ich habe mehr und mehr hinausgezögert nach Hause zu kommen um einmal auch mal ein bisschen was für mich zu machen.

Solche Szenarien kann man ja nicht irgendwie durch Charaktereigenschaften ausgleichen, da gibt es einfach jemanden der nimmt nimmt nimmt und einen der geben soll.

Es wäre sicherlich sehr, sehr hilfreich für die Beziehung gewesen, wenn er das auch mal mit sich selbst ausmachen hätte können. Eine Therapie wollte er nicht machen.

(Nur fürs Protokoll - wir reden hier nicht von schrecklichen Schicksalsschlägen, die natürlich längerer Aufarbeitung bedürfen und wo der Partner definitiv mal zurückstecken sollte um den anderen zu unterstützen)
 
Guinan
Benutzer34612  Planet-Liebe Berühmtheit
Redakteur
  • #17
Tahini Tahini @MrPoldi ja, das heißt "Kollusion".
Funktioniert aber nur sehr eingeschrànkt und bedingt dass sich beide Partner nur so weit oder nur in die Richung weiterentwickeln, dass diese nicht aus dem Gleichgewicht gerät.
Das ist für das Individuum sehr einschränkend, läuft aber normalerweise unbewusst. Deswegen finde ich so wichtig, sich das bewusst zu machen. Dann kann man sich zumindest immer noch aktiv dafür entscheiden.
 
Demetra
Benutzer155480  (41) Sehr bekannt hier
  • #18
Mein Mann und ich sind beide psychisch krank. Und es gibt Tage, da tun wir uns absolut nicht gut. Genauso gut gibt es dann aber auch Tage, wo der eine den Anderen aus der Scheiße zieht.

So ist das mit jedweder Belastung in einer Beziehung, natürlich. Aber eine psychische Erkrankung ist nunmal eine ganz normale Krankheit.

Wenn mein Partner sich das Bein bricht, erwartet niemand von mir, dass ich den Bruch einrenke und gipse. Sondern ich fahre ihn ins Krankenhaus.

Das Selbe gilt in meinen Augen auch für psychische Erkrankungen. Man kann helfen und unterstützen, aber nur im Rahmen der eigenen Möglichkeiten. Und die sind gerade, wenn man selbst krank ist, sehr beschränkt.

Deswegen muss man sehr schnell und eindeutig sagen, wo die eigenen Grenzen liegen und dass man nicht helfen kann und es Zeit für Profis ist.
 
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